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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.01.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940120015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894012001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894012001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-01
- Tag1894-01-20
- Monat1894-01
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452 Gesetz« bekeffe, s» sei dl» Lompelenz der Behörden an eng« Schranken gebunden. Ein politische« GlaubenSbekenntniß erscheine »och nicht verwegen versolgbar, weil es sich gegen die bestehende Ordnung wende. Erst wenn an- der Theorie zur Praxi» tiber- gegangen werde, in Wort, Schrift oder That. könne eine Verfolgung eiolrettn. Im Uebrigen sei durch dir Strenge de« Besetze» allein keine wirksame Abhilfe zu schassen. Die zielbewußten Anhänger der revoluttonairen Lehre seien überhaupt nicht zu bekehren. Aber ein großer Thrtl irrender Elemente sei imnierhin »och zurüctzugewinnen und durch unausgesetzte Uebung arbeit-freudiger Menschenliebe, Lurch Bewahrung der Jugend und durch die Belebung de« religiöse» Sinne« werde man noch einen schließlich«» Sieg iu Aussicht stellen lönnen. „Die Regierung", schloß der Minister, „gewährleistet allen innerhalb der ihr zu Gebote stehenden Mittel Schutz gegen die skaot»gesährlichen Tendenzen, aber sie erhofft auch von allen staut», erhaltenden Parteien die thalkräftigste Unterstützung bei dem Kampf« zur Erhaltung der edelsten Güter der Nation." Festfeier zur Wie-eraufrichluilg des Deutschen Reiches. u. CommerS der schlagenden Corporationen. ^ »r. Leipzig. >9 Januar. Die schlagenden Corporationen, nnd zwar sämmtliche Landsmannschaften und Burschenschaften, sowie die sreischlogenden Verbindungen „Rormannia", „Franconia" und „Mecklenburgia", hotten sich im großen Saale der „Lentralhallr" zur Feier der Wiederausrtchiung de« Reiche« vereinigt. Der Saal war reich mit Flaggen und Fahnen in den Reich«, lind Lande«, färben geschmückt. Die Beibringung war sehr zahlreich: auf den Galerien hatten viele Damen Platz genommen. Nachdem durch einige Musikstücke, au-gesiihrt von der Capelle de« 134 Regiment« unter Leitung de« Herrn Musikdirrctor Ja hrvw, der Commer« eingeleitet und da« erste Festlied: „Aus, Brüder, aus, beginn« da« Lied der Weihe", gestiegen war, hielt Herr »tust. zur. Reißig, Vorsitzender der präsidirenden Verbindung ..Hanjea", die Begrüßungsrede. Er hieß mit herzlichen Worten die Anwesenden und besonder» die erschienenen Ehrengäste willkommen, beleuchtete di» Be deutung de- Tage«, gab die Versicherung ab, daß die Studenten freudig bereit seien, Gut und Blut für die Erhaltung der vor 23 Jahren so schwer errungenen Einheit einzusetzen, gedachte dann der Gründer und Schöpfer de« Reiche«, hierbei besonder« König Albert hervor, hebend, und fordert« zum Schlüsse auf, den beiden Herrschern, Kaiser Wilhelm H. und König Albert, einen Salamander aus« zubringen. Im Anschluß hieran verla« der Vorsitzende den Inhalt zweier an Kaiser Wilhelm und König Albert gerichteten Huldigung», relegramme, deren Abseuduna von den Festlheilnehmeru jubelnd begrüßt wurde. Auf stürmische« Verlangen erfolgte dann auch die Adsendung eine« Ergebenheitstelegramme« au den Fürsten BiSmarck. Da» zweite Festlied: „Herrlich auferstanden bist Du, Deutsche« Reich" stieg. Nach dem Verklingen desselben ergriff Herr Ober. amt«richter Schwerdseger da« Wort. Er schilderte die hohen Errungenschaften der Jahre 1870 und 1871, die am 18. Januar vor 23 Jahren in Versailles gekrönt wurden, während der letzte Napoleon sich aus WilbelinShöhe al« Gefangener befand. Redner gedachte dann der Verdienste der großen Männer und Helden i«ner Tage und mit besonderer Wärm» Bi-marck'-, von dem er sagte: ..Es giebt nur einen Bismarck, dessen eigenstes Verdienst der wunder bare und herrliche Van de« Deutschen Reiche« ist. Heil uns, daß wir >hn noch haben I" Weiter wurde dann vom Redner ausgeiührt, daß wir eine große Dankesschuld von Geschlecht zu Geschlecht abzntragea hätten, daß es Aller heiligste Ehrenpflicht sei, wa« un« Bismarck geschossen hat, zu schützen und zu pflegen. Besonder» sei «»Pflicht gegen Sa« Ueberhandnehmen von Materialismus, Egoismus und gegen die Nnisturzideen zu kämpfen und die idealen Güter, deutsche Treue, deutsche Ehre, deutsche Gesittung und Tapferkeit hochzuhalten. Hierzu sei besonders die akademische Jugend berufen. Redner schloß seine Ansprache mit einem dreifachen Hoch aus die deutsche akademische Jugend al« di« zukünftigen Schützer de» Vaterlandes. Nachdem da» dritte Festlied: „Sind wir vereint zur guten Stunde" verklungen war. nahm Herr »tust. pkil. Bochmann da« Wort, wie« aut die Schulung hin, welche die Angehörigen der schlagenden Verbindungen iunerhalb ihrer Bereinigungen in Bezug aus Di-cipltn, Gehorsam und Gesittung genießen, in dieser Weise für den Dienst sür« Vaterland vorbereitend. Redner gedachte dann mit warmen Dankesworten der vor. trefflichen Einrichtung der Leipziger Hochschule^ sowie de« ve» dieustvolle» Wirken« ihre» Lehrkörper« und schlog mit einem drei- sachcn Hoch aus die ^Ima mator l,iz.,ion,i». deren Leiter und den Rector Magnificentissiinuö, Se. Majestät König Albert. Nach dem Gesang« de« Feslliede« „Stoßt an l Leipzig soll leben", gedachte Herr etuci. ror. nat Men nicke der Verdienste de« Oificiereorp« unsere« Heere« mit anerktnnenden Worten und mit einem dreifachen Hoch aus dasselbe. Da» gemeinschaftlich gelungene Festlied „Burschen heraus" bildete dann den Abschluß des osficiellen Tbeile» de« Lommerse« und die Fidulita« trat etu, welche die Festtheiluehmer »och lange beisammen hielt. »nd d« «eich«», sich darüber schlüssig »» »ach«, ha»«, wie da« Denkmal zu errichten ist" Wenige Monate später aber ging dem Reichtlage ein Antrag, von demlelben Staaltjecretair ». voetticher unterzeichnet, zu, der Reichstag m»ge beschließe», daß da« National, denkmal aus dem durch Niedrrleguug der Gebäude a, dar Schloß- freihett entstehenden Platze errichtet werde, dt« Gestalt eine« Reiter- staadbilde« erhalte und der Reichskanzler ermächtigt werde, über einen Entwurf sür da» Denkmal einen engeren Wettbewerb an«»»- schreiben. Herr v. Voetticher erzählt», daß bei dem ersten Wett- bemerk neun Mitglieder de« Preisgericht« sich für einen Platz vor dem Brandenburger Thor, nur fünf für einen Platz im Jonern der Stadt und von diesen fünf nur einige für di« Schloßsreiheit. ander« für den Pariser Platz an-gesprochn, hatten. Der Reichstag war über den Antrag der Reich«reqierung nicht« weniger al« erfreut. Er verlor jene« lebendige Gefühl der Lheilnahm, an de« Plan da- ihn bei der ursprünglichen Anregung beseelt hatte, er hatte di« Empfindung, daß nicht mehr der Wille der Volksvertretung den Au«ichlag gebe, nicht mebr der anerläßliche Zusammenhang mit der öffentlichen Meinung unterhalten werde, sondern daß enizig «ad allein der Wille de« Kailn« sowohl sür den Platz, wie sür den Ent- wurs maßgebend sei. Und in dieser Zwangslage beschloß dt« Volk«. Vertretung am 2. Juli 1890 nach dem Antrag« de« Herrn v. Unruhe- Vomst und der vudgetcommission einstimmig, di« Entscheidung über den Platz und über die Gestaltung de« Standbild»«, sowie über di« Art de« engeren Wettbewerb« der Entschließung de» Katier« anheim u geben. Damit nahm di« Veranstaltung erneu andern al« den eabsichtigten Lharakter an. Nicht mehr der Reichstag, dt« Ver- tretnng der deutschen Nation, errichtet, dem Gründer de« Reiche«, sondern der gegenwärtige Träger der Krone seinem Ahnherrn «in Denkmal. Jetzt hat die Reichsregierung in dem Etat sür das Reichs, amt de» Innern nicht weniger als 1100000 al« erst« Rate zur Errichtung de« Nalionaldenkmals sür Kaiser Wilhelm l. ^fordert. Di« G'iamiittkoslen der Denkinalsanlag« werden aus 8 Millionen Mark angegeben. Sachkenner sind der Meinung, daß es nicht z» doch gegriffen wäre, noch S oder 4 Millionen zuzulegen. Aus Rach, sordriungen wird man sich immer gefaßt machen müssen. Uud wofür sollen diese Summen geopsrrt werden? E« ist «in engerer Wettbewerb ausgelchrleden worden, an dem sich nur noch vier Künstler, unter ihnen Herr Begas, betheiligten. „Gegenwärtig liegt »in Entwurf vor, welcher di« Genehmigung Sr. Majestät de« Kaiser- erhalten hat." „Die AuSarbettuna der Modelle sür da« Reiterstandbild ist dem Bildhauer Professor Reiuhold Bega» zu Berlin übertragen worden." So heißt »« in den Er- läuterungen de« Etat«. ES bedarf nicht der beionderea Erwähnung, daß da« Standbild aus dem Platz» der Schloßsreiheit errichtet werden soll Aber e« bedarf auch keiner besonderen Ausiührung, daß der den Reich»tag«mitgliedern zugänglich gemacht« Entwurf sowohl bei der Volksvertretung, al« bet der öffentiicheu Meiuung nahezu »inmüthig al« vollständig verfehlt betrachtet wird. Di« Budgetcomuiijsion de- Reich«tag« hat tu den jüngste» Loge» über die Forderung für da« Denkmal beratheu. Louiervattv», national- liberal», freisinnige und klerikale Mitglieder waren einig in dem Bedauern über die Wendung, dir di« DenkmoiSsrage genommen bat, und ein Manu wie Gras Limburg-Stlrum konnte den Aulrag stellen, dir Forderung für die Aussübrung de« Blaue« zu verweigern und um riaea ander» Entwurf zu ersuchen. * Berlin. 18. Januar. Da« Denkmal de« Großen Kur- fürsten auf der Langen Drücke wird bald auf 2 Jahre leinen Platz verlassen müssen, den r» jetzt 190 Jahre behauptet hat, denn der Abbruch und Neubau der Brücke wird, nachdem dir Stadtverord- neten-Bersammlung sich vor acht Lagen mit der Verbreiterung der Südseite der König«straße und der Niederlegung der Häuser am Schloßplatze zwischen Brücke und Breiter Straß» prtneiplell «inver- standen erklär» hat, nicht mehr allzulang« aus sich warten taffen. Am 11. Juli 1703 wurde znm G»burt«tage König« Friedrich l. da« nach Schlüter'« Entwurf vou Jakobi gegossene Standbild mit großem Gepränge enthüllt. E« sehlten damals ledoch noch di« 4 geseflelteu Krieger an den Ecken de« Sockel«, di« erst im Jahr» 1708 fertig wurden. Da« Deukmal war übrigen« ursprünglich keine«weg« der einzige bildnerische Schmuck der Brücke, vielmehr war«« aus den Pfeiler, vorköpsen in Kämpserhöh« der Gewölbe noch 12 Figuren von See- gültern und Najaden in Sandstein angebracht, dir nicht von Schlüter »ammten und verhältnißmäßig rasch zerstört und ichiiehltch voll- ständig brseitigt wurden. Auch da« ursprünglich steinerne Geländer, da« erst 1818, um Platz oui den Bürgersteigen zu gewinnen, durch da« bekannte, schlichte gußeiserne Geländer noch Schinkel'scher Zeichnung ersetzt wurde, sollt« auf de» Sockeln mit Standbildern von Göllern und Göttinnen geschmückt werden, dir jedoch nicht Aulsührung kamen. Da» Denkinol verdankt also sein» Limst nnd Wissenschaft. * Das Ratiaiialdenkmal siir Kaiser Wilhelm l. Die peinliche Wendung, welche die Angelegenheit de» Nationaidenkmal« für Kaiser Wilbeim 1. neuerdings genommen hat, veranlaßt »nS, aus die merkwürdige Geschichte dieser Afsairr noch einmal zurück- zukommen, die nicht gerade geeignet ist, daS Ansehen der deutschen Kunst vor dem Auslände zu erhöhen. Wir folgen hier einer über sichtlichen Darstellung, welch, die „Boss. Zta." von dem „Fall Begas" giebt. „Als Wilhelm l., der Gründer de« Deutschen Reiche-, au« die!» Zeitlichkeit abberusen war, herrschte im gelammten deutschen Volke und nicht minder bet allen Parteien der Volksvertretung da« uatürlich» Verlangen, zu Ehren der Wiederherstellung der Kaiierwürde, des Einiger» aller deutschen Stamme ein sichtbare» Denkmal zu errichten sür kommend« Geschlechter. Einstimmig ersuchte der Reichstag den Kanzler um eine Vorlage über die Errichtung eine» Standbildes für Kaller Wilhelm. Am 5 December 1888 kam die Retchsregienina dieser Anregung nach. Sie forderte 100000 zu Vorarbeiten für eia Nalionalbeukmal. Eine besonder» Denkschrift, di» im Aufträge des heutigen Herricher« versaßt war. bezeichnet» »« al« Aufgabe der Leitung de« Reiche«, näher» Fühlung mtl der öffentlichen Meinung zu gewinnen Zwanzig Männer von küustleriichem Versländniß wurden ou-erlesen, um. wie e« in der Denkschrift hieß, vertraulich zu beralhen, wie dem Plane Fortgang zu geben sei. Al« Ergebniß dieser Beratdungen wurde zweierlei dargeslellt. die Ueberzeugung, daß die Geiammtkrast der deutschen Kumt auszubiele» sei, um der gestellten Ausgabe gerecht zu werden, und ferner die Anschauung, daß die Plaue nicht nolhwendia mit einem einzigen bestimmten, im Borau« gegebenen Platze in Berlin, etwa mit der Schlobsreideil, zu rechnen brauchten, vielmehr de« Künstlern die Wahl bleiben müsse zwischen allen geeigneten Stellen im Stiaßenzuge vom Schloß bi« iu den Thiergarten hinein. Sin Preisausschreiben wurde dem Reichltagr mit der Aussordrrung mitgetheilt, vier Mitglieder in da« Richtercollegium zu entsenden. In dem Ausichretben hieß es, daß aus Grund der Ergebnisse de« Wett bewerbe« mindesten« über den Platz de» Denkmal» Entscheidung getroffen iverdeo solle lieber dir Gestaltung de« Denkmal» könne dann eine weitere Bewerbung ausgeschrieben werden, z» der et» kleiner Kreis von Künstlern einzuladen wäre. Die Sieger iu der ersten Bewerbung aber sollten ledenlall« zu diesem Kreiie ae- hören. Ein» Reih« glänzender Entwürfe ging ein. Di« Preise wurden zuerkannt. Und wa« geschah demnächst? Mau vernahm, daß an maßgebender Stelle olle Entwürfe, all« preisgekrönten Pläne einer abfälligen Beuriheilung begegneten und daß der einzige Entwurf von Reinhold Vega«, eia Entwurf, der nicht nur keinen Prell »rbalten, sondern nadezn allseitig Beiremde» erregt hatte, im Wesentlichen der Ausführung würdig erachtet werde Dieter Plan nahm all Platz de« Denkmal« dl» Schloß- sretbeit in Aussicht, und diese Wahl wurde an der entscheidenden Stelle gebilligt, obwohl Männer vo» künstlerischem Rus und Ansehen sachgemäße, unbefangene Gegenvorstellungen gemocht hatten, «l». bald hieß «S, nur Reinhold Bega« koane da« Kaiser-Deukmal schaffen und nur die Schlvßireideit sei dies«» Denkmal« natürlicher Platz. Peinliche« Aussehen machten diese Vorgänge in weiten Kreise» um so mehr, al« mit der Wahl dieje« Platze« von vornherein die architektonischen Entwürfe gefallen waren, die bei dem ersten Wett- bewerbe den Pret« erholten hatten. Noch am 12 November 1889 versicherte der StaotSsecretair Herr v Voetticher im Reichstag«, »« liege kein Grund vor. daran zu zweitel», daß di« Denkmolsangrlegen- beit in demselben Radmen. in dem sie begonnen wurde, weiter ge fördert werde Selbstverständlich könne dt» Platzsrage von Niemand eatschieden werden, Niemand überlasten werden „all de» Faktoren im Reich«, welch« di» Errichtung eine« Denkmal« sür den Pochseligen Kaiser beschlossen bade» und welche demnach auch darüber zä bestimme» haben, wo uud wie diese« Denkmal errichtet »arde» lall". ll»d er sutzr fort: ,,E« tß klar, daß der vundelralh zur , , letzige domintrende Stellung nickt dem ursprünglichen Plan«, sondern dem zerstörenden Einfluss« der Zeit zum nicht ge ringen Thcile. Den jetzigen Eindruck wird mau aber bet dem Neubau der Brücke nach Möglichkeit erhalten, ioweit die au« Berkehr«rück- sichle» uöthige Aenderuug der gesummten Vrückenausbildung die« gestattet. Statt der ükorbbogeusörmigea Leffnungen wird die neu« Brücke deren im Schifflahrtttmereff» nur 8 »rdaite», von denen di« mittlere wie bisher zwischen den vor der Brückeusront vorgestrecktea Pfeilern daS Deukuiai trägt. Ja der architekloailchen Ausgestaltung der Brück« wird man sich streng an di« jetzige Ichlichte Gestalt der Brücke halten, die Profile und Gesimse noch de» alten Forme» a»«- bilden und al« einzigen Schmuck nur wieder Iu den Vogenzwickelu über den Pfeilern di» schönen Cartouchen anbringen, soweit st« sich verwenden lassen, beziehungsweise nach den alten Mo- deflen neue arbeiten. Dagegen wird man au Stelle de« Sckinkel'ichen Geländer« wieder eine steinern» Ballustrade ausstellen. Während de« Abdrucke« und Neubau«« der Brück« muß da« Denk- mal seinen bisherige» Platz verlassen. Da man «tue» wett«,, be schwerlichen Transport vermeiden will, so soll da« Reiterstandbild durch einen krahoartigen Wagen, der da« ganze Deukmal umsaßl, zunächst von Keinem Nnterbau obgehoben und dann, nachdem der Sockel sortgebrochen ist, sammt diesem Wagen aus Schienen aus eine Rüstung geschoben werde», dir oberhalb der Brücke auf krif- tigen g,rammle» Pfählen im Flußbett hergestevt werdea soll. In Liefen, Sagen hängend und unterstützt, wird noch Einschalung de« Gauzeu da« Reiterstandbild seiner Wieder, ausrichtuno harren, di« »insach damit «folgt, daß d«r Wa. gen auf bi« nrue Brücke herausgeschob«» und der Sockel wi«d«r unter dem Denkmal aufgestellt wird Die« etwa« unbequem« Verfahren ist nolhwendia, da da« schwer« Standbild kein« Fußmatte besitzt, sondern mit Ankern «les tu d«n Sockel ringreist, so daß der Sockel vor dem Bbhedrn de« Deukmal- abgebrochen werden muß. D>« Figuren der vier Geloben und sonstig« Bronzelhrilr werden während de« Umbaues, da sie leichter zu tranSportireu sind, an anderer Stelle aufbewahr» werden. D«r au« stark verwittertem Marmor bestehend» Sockel, der schon vielfach auSgeflickt und ergänzt ist, wird einer vollständigen Neuberftelluna bedürfen. Ader auch hier sollen di« alten Tbeile al« Modelle menen, und genaue Auf- nadmen und photographische Nachbildungen werdea ot« Wieder- Herstellung in alter Form sichern. Aus einig» Jahrhunderte hinan« wird dann da» Denkmal an alter Stell» wieder d»n B«schou«r ent» zücke». (..Post".) ' Berlin, 1». Januar. Friedrich Paulsen.der zum ordent- llchen Professor an der Berliner Universität ernannt worden ist, wnrde am 18. Juli 1848 in dem friesischen Dorle Langenhorn g«. borrn. Er verblieb bi« zn seinem 17. Lebentjahr« in seiner Hei- maih. Nachdem »r di« Dorfschule d«rchg«machl halt«, übernahm der Dorspsarrer Thomsra s«ine Ausbildung tu dev Gymnasialfächera 18<>3 kam er aus da« Gymnasium zu Alton», von dem er >868 zur Universität entlassen wurde. Dir erstell akademischen Studien Paulsen'« galten der Theologie. Noch drei in Erlangen verbrachte» ldeologtichen Semestern aber ging »r zur Philosophie über. Dem Studium dieser lag Pauls»», von einem Bonner Halbjahr« (Sommer 18691 abges«h«o. au-schlirßlich t» B«rlin ob. Lr ickloß sich hier besonder« an Lrendelrnbnrg an. von s«inra anderen Berliner Lehrern hab«n aus ihn noch drr Philosoph Harm«, der Philologe Bonitz, der Geschichtsforscher Droysen und drr Sprach« forscher Lteintdal besonderen Einfluß au«aeüdt. Noch außen hin brach!« Paulsen 1871 seine Studien mit der Doctorprmaolion in Berlin »um Abschluff», «l« Doclorschrift veeösfeutlichte «r .L^m- bolue »a »MWenr» pbilcwopkias moraUa hiatorio»« et «ritte»«". Im Sommer 1875 trat «r ai« Privaidocent tu de» Lehrkörper drr Berliner Universität ein. Im Sommer 1878 erhielt er «ine außer, ordentliche Professur. Pauls«»'« akademisch« Lrhrthällakrit gestaltet« sich sehr umfangreich uud eindringlich. Er hat da» Verdienst, da« In«,reff, sür philosophische Ding» tu den weiteren Kreisen der Ber. liner Studenlenschafl oh«, Unleifchied der Fakultät dauernd lebendig »rdalien zu haben. In dieser Richtung wirkt »««besondere sein« «ssntt- licke Vorlesung „Einleitung in dt» Philosophie", die,, de» am meist»« deiuchlen an der Verltaer Uiiverfttät überbau»« aehört. I» die Wisse» schall führte sich Paulsen 187b mt« der hislorisch-kritischen Monogruptzi« „Versuch einer Entwickelnng«-Gei»tchte der Kanttsch«, Erkeuutntß. Theorie" sehr vorlheilhaft «in. Al- ihr Ziel bezeichne« «r. da« biftoriich« Verständniß de« Kriticismu« zu fördern. Hierin und in seinen l88I zur Jubelfeier ber „Kritik der reine» Vernunft" oervsfent. lichten Betrachtungen ..Wa« un« Kan« sei, kann", weis« er ein- dringlich auf di» dervorragend» Vedeutnng hi«, di« da« ethisch^eltgiöi« Moment der K-»it'schen Pbilosopdi» noch iür unser» Zeit hat. Lang« Zeit hindurch beschastigt« sich Paulsen sodann gun« vorwiegend mit brr Geichichte de« Ualerrtchttweseu« in Deutschland Er untersucht» de« Ge naueren dt« Farmen, di« da« höher» Unterricht «wesen io Deutschland »»erst hatte und wie dies« sich weiter entwickelten. Hand in Hand damit gingen rindrtuglich« Forschungen über die zeitweilig, Gestaltung der voruehmstea akademische» Uuterrichtliloss» uud der aügemrtae» Bildung überdaupt. Niedrraelegt hat Paulse» die hierbei gc- wannenr» Ergebnisse io ,»«« Abbaddluugen tu Sybel « „Hiftor. gritschr": „Die Gründung der deutsche» Universitäten im Mittel- alter" und „Organisation »od LebenSorduungr, der deutschen Universitäten im Mittelalter" (1881), hauvtsächilch aber in der „Ge- schichte de« gelehrten Unterrichte» aus den deutschen Universität«,, und Schulen seit dem Anfang» de« Mittelalters" (1885). In der Geschichte, dt« wett über dir pädagogischen Kreis« hinan« nicht gewöhnliche Aufmerksamkeit erregt hat, bekämpft Pauls»» mit Nachdruck da« in unfern Gymnosie» eingebürgerte UnterrichtSsystem. Er will da« Ueberwikgen de« Unterricht« io den alten Sprachen beseitigt wissen. Anftott dessen soll für den Unterricht die Unterweisung im Deutsche«, in der phtlosovhischen Propädeutik und der Geschichte Mittelpunkt und Hauptstütze abgeben. Entsprechend dieser pädagogischen Gruodouschauung ist Paulsen einer der eifrigsten Vorkämpfer iür dt« Gleichstellung der Realschulen mit den Gymnasien geworden. Besonder« zu gedenken ist hier noch zweier Schrift«» vou Paulsen, de« „System« der Ethik" (1887) und der „Einleitung in di« Philo- sophie" (>89L), di« beide aus die weitesten Kreise ein gewirkt haben. Di« „Ethik", in drr Paulsen auf die Bethätigung de« Willens zum Beste» der Allgemeinheit dringt, zugleich aber verlangt, daß der Ein zeln« ans sein« eigen« Wohlfahrt bedacht sei, hat ihren guten Theil dazu belgetragen, dt« neuer« ethische Bewrgnug bei un« in Fluß zu bringen. Loralverband Leipziger Aeglerclubs. —t. Der Vorstand de« Verbände« beabsichtigt in vielem Jahre den keglerische» Unternehmungen seine besondere Aufmerksamkeit zu widme», in«beiondere mit Rücksicht anf da« t» diesem Jahre vom 14. bi« 19. Juli iu Dresden stottsiodeud« VI. deutsch« Bunde«- keglersest. Bei diesem großen Fest« wird auch ein Meisterschost«- kegel» für ASpbolt- und Bodleubahuen abgehalten werden, wobei vorausgehend« Uebung unbedingt nothwendig ist. Die sächsischen verbände werde« sich bei diesen Figurenkrgela in der Houptiache de» A-vhaltbahnen zuwenden, di» Nord, and Süddeutschen mehr de» Bohlenbodne» obliegen, deren Kegeln um di« Meisterschaft im sogenannte» „Gaffenkraeln" besteht, obgleich man in letzter Zeit sich auch bemüht, Figuren auszustellen. wa« bei der bekannten Etgenthümlichkeit der Bohl«, welch« aus der Babnsläche erhöht liegt und die geworiene Kugel bi« in di« Kegel führt, natürlich nur tu beschräukler Weis» aeichchku kann viel autgiebiger ist da« bei der ASphaltbahn ge- stattet und hält der Leipziger Verband, welcher solche« Kegeln bereit« 1888 rtugesührt hat, uunmehr jrt» Vll. Meisterkegelu mit stet« veränderten Figuren ab. BiSber ist diele« Mristerkeaekn im Lause de« Monat« September auSgesührt worden, de« U»nd»«sest»« wegen beginnt dasselbe diese« Jahr bereit« im Lause dieser Woche und endet am IS Februar. Di« zum Verband« gehörenden Tlub« vollsühren diele« Kegeln aus ihren Lahne» nach gegebenen Bestimmungen und erküren sich einen Clubmeister, welcher vom Localverbond« etu« Auszeichnung erhält Außerdem findet am 2.. 3. uud 4- Februar »in allgemein«« Meister- kegeln der BerbandSmitglledrr im „Krglerbeim", Bahn VI, um die Meisterschaft im Localverbande und andere au-gkjetzt« Preis« statt. Die Fiaureatasel mit den dazu gehörenden Bestimmungen ist bereit« an di« Mitglieder versandt und di« eifrigen Hebungen tn den verband-club« habe» bereit« begonnen. Im Uebrigen wird mitgetheilt, daß der Vorsitzende de« Ber- bonde« gern bereit ist, solchen Llub«, welche noch nicht »um Ver- boud« gehören, sich aber für diei'e« keqlerische Spiel tnteressireu, ein Exemplar dieser Formular« zu überlasse». Gerichtsverhandlungen. Rt»lOltchr» L«»»,e«tcht. Strafkammer M. 8. Leipzig, IS. Januar, l. Am 8. December vorigen IabreZ wurde di« am 20 Januar 1877 tu P-untdorf geborene Dienstmagd Marte Anno Luaenhain au« der hiesigen Strafanstalt, wo sie »in« ihr vom Schöffengericht wegen Diebstahl« zuerkannte Gefängniß- straf» verbüß« batte, entlasten. Sie ging zur verehel. L. tn Neustadl und blieb dort einige Zeit mit den Kindern allein in der Wohn- sind», da die L. in der Waschküche zu «hun hatte. Al« sie fort- ging, sprach sie noch einmal in drr Waschküche bet Frau L. vor und bat sie, ihr z« aestattrn, daß sie einen der L. gehörigen Kragen, sowie »in« Schürze, die sie umgebunden hatte, zu einem Gonge über dt« Straß« behalten könnte. Frau L. gab die Erlaubnis gern, sagt» aber der Lugendatn. st» solle dt« Sachen bald zurilckbringen. Di« Lugenhain ging fort, kehrt» aber nicht wieder, wohl aber ver- mißt« die L. noch »in Paar ihr gehörig« Frauenschuh« und ein Paar Strümpfe. Di« Sachen, welch« einen Seiammtwerth von 11 .8! 20 ^ halten, sind bei dcr Lugenhain allerding« in ganz abgerissenem Zustand vorgesunden wurden. E« wurde gegen sie da« Ttrosversodren wrgea Uuterichlagvng und Diebstahl« rtngeieitrt. Trotz ihrer Jugend ist dt» Lugenhain bereit« zwei Mal wegen Diebstahl« vorbestraft, so daß für den vorliegenden Fall dl« RückfallSbrsiiinmungen Aawendang zu finde» hotten. Rach Lage der Sache billigt» der Gerichtshof der Angeklagten, der der geietz- sich« Strasmilderung«gruad der Jugend zar Seite steht, außerdem noch mildernd« Umstände zn und erkannte unter Anrechnung einer Woche der erlitte»«» U»tersuch»ag«haft aus 2 Monat« 1 Woche Gefängniß. II. Am 21. December »origen Jahre« kam der anher wegen Betteln« und Landstreichen» auch bereit» drei Mal wegen Diebstahl« vorbestrafte Barbier und Fischer Karl Friedrich Wilhelm Pujch, geborra am 10. September 1888 in Oian. aus sei»« Wanderung auch nach Oscbotz und sah hier tu der Hou-flur de« „Hotel« zum Löweo" rin Paar Fasoueu hängen. Obwohl maa da» «dl« Wild vorsicht-halb« so hoch gehängt hatte, daß es vo» unten nicht leicht zu «lange» war, wußte Pusch sich doch In den Besitz der Fasanen zu setzen, indem er aus einen Wagen stieg und nun mehr die Stouge, an der die Fasanen hingen, erreichen konnte. Er bat di« Faianen »schmal« iur S >1 verlaust. Für diese» im wiederholten Rückfall verübte» Dtebstahl wurde Pusch unter An- nahm» mildernder Umstände zu h Moaateu Gefängniß und 2 Jahre» Ehrverlust verurtheilt. III. Aus Grund einer unter Ausschluß der OessenNIchkeit ge- führte« Hauptverbandlung wurde HI« Productenhändlerin und Haus besitzerin Helene Jda Linke n»d deren Ehemann, der Privatmann nnd Chemiker Emil Albin Link» wegen Slttlichkeittvergeben» im Sinn« von Z. 180 de« Reichlstrasgesetzbuch« za je 2 Wochen Gefängniß verurtheilt Strafkammer IV. 8. Leipzig, 19. Januar. I. Gegen «inen Wockenlohn von 10 ^l hatte der am 2d. December I8S8 tn Ktticder bei Borna ge- baren« Sattlergehilse Gustav Aböls Soup« im Möbel- und Trüdel- geschäst der Wwe. U Stellung gesunden. Soup« war in, December vorigen Jahre« tn Notb gerathen und bat am 11. und 12. December iu Adweienheit seine« Principal« au« der U.'schen Werfstä te, wo er arbeitet», Betten uud Möbelstoffe im Werts» von 29,bO ^l dez. 23,bO geftodlen und die Gegenständ« tu vier Bündel gepackt mit nach sein« vohuung genommen. Einen Theil d»rs«Iben wollt» « zur Herstellung »ine« Sopha» verwenden, dt« auderen Sachen gedachte er zu ver- letze», um mit dem Erlü« di, fällig« Mieth» zu entrichte» Ehe er aber dies» Pläne zar Au«sübru»g bringen konnte, wurden die Dieb- stähle entdeckt, Taupe tu Hast genommen and die geslolstenen Sachen bei ihm beschlagnahmt und der Eigenthümertn «uciickgegeben. Taupe ist außer weae« Unterschlagung bereit« vier Mal wegen Diebstadl« vorbestraft. Mit Rücksicht hierauf, iowi« aus den nicht unerheblichen Werth de« Gestohlene» und de» grobe» v»rtrauen«br»ch, dessen sich Saup« schuldig gemacht hat, mußten mildernd« Umstände ihm ver sagt werden, in Anbetracht seiner Rothlage wurde jedoch aus da« Straimtaimum von 1 Jahr Zuchlhou« sür jede» der beiden Dieb, stähl» erkannt. Di«Gesammtftrase wurde aus I Jahr 4 Monat» Zuchthaus festaeietzt und daneben auf 3 Jahre Ehrverlust o»d Stellung unter Polizeiaufsicht erkannt. 11. Im Juli vorigen Jahre« war der au» dem Posenschen ge- bürtia» vandarbeiter Ignaz Schubert beim Kirschpächter <k. in Markranstädt, d« dir m unmittelbar« Näh« van Markranstädt befindliche Sirfchenalle« gepachtet hatte, al« Kirschenpflücker thätig Da während har Nacht öfter« Kirschen geftodlen warben waren, so veranlaßte L. Schubert, am Abend de« 8 Juli in Vemeinicdast mit dem Handarbeiter K., der gleichfalls bei E. Kirichrn pflückte, ans die Kirscheadieb« anszupaffen Nachdem sich dt» beide» Leute mt« zwei starken Stöcke, »ersehen hatte«, legten st» sich in de» Straßen, araben. Kurz darauf kam», vier jung« Leut», di« ziemlich stark« Kirfchzweig« trngen, oordei und ainaen nach Markranstädt. Di« Wächter hatte» nicht gesehen, daß di« Zweig» von dortstehenden Bäumen odgebrochen warru, gleichwohl iragten sie, und e« entstand zwischen de» beide» Parteien »in Wartwechsel. Uugefädr eine halbe Stunde spät« kamen di« vi« jungen Leute wieder von Markranstädt zurück und «äderten sich de» beiden Wächtern, di» sie durch Zuruf», in »eur, sie ihnen Schläge iu Aussicht stellte,, reizte» Während K. hierdurch veranlußt wurde, »,« de« Grabe» auf di« Straße zu springen und den Leuten entgegenzugehen, blieb zunächst Schubert untdatta K. beschäfttgt» sich mit dem Geldgießer Pi., der nach einem Steinhaus«» gegangen war, »» sich mit «in« Waffe zn vev- sehen. Al« Schubert sah, daß K. mit Pf. zusemmtv gerathen »ar. kam auch er au« dem Graben heraus nnd Ichlug aus die drei Begleiter Ps.« ein. Dies« trug«» indessen vou den Stock,äuagen nur leuhtere Hautabschürsuiigen und Anschwellungen davon. Während da« Straf, verfahren gegen K. eingestellt wurde, da «» sich derautstellte. daß er bei der Schlägerei mit Ps. nur einen Angriff Ps 's hat!« abwehren wollen, wurde Schubert wegen Körperverletzung mittelst gesährlichr» Werkzeug« nnter Anklage gestellt Er gab nun an. daß auch » vom Dreh« W. anqegrlffen. gepackt und am Hals, gewürgt Word,» sei und darauf erst »ugeichlageu habe. Jndeffe» muß er zugebea. daß « die beiden anderen Leute ohue Beranlassung geschlagen bat Er war daher zu bestrafe». Der Gerichtshof ließ jedoch Millr walten und erkannt» aus 3 Wochen Gefängniß, welche durch di« seit 8. December erlittene Untersuchungshaft verbüßt erachtet wurden. Vermischtes. v. 6. Berlin, lv. Januar. Der Zusammenbruch de» srühereu Vereins ,„Zukunft" und seiner verschieLencn Tassen, namentlich der dcr Krankenkasse, bringt über weite Kreise dcr Hauptstadt nod der Bororte, sowie viele, Provinzstädte, wo der Verein ebenfalls Verbreitung ge funden hatte, eine wahre CalamitLt. Allein in Berlin sind bis jrtzt über 4000 Personen von der Liquidations kommission dcS Polizei-PrasidiumS wegen angeblich zu Unrecht zurllckaebaltener Beiträge verklagt worden AlS nämlich im Jahre 1892 daS aeradezu schwindelhafte Ge schäfiSgebabren der Direktion dieses DercinS bekannt wurde, welche den Bauernfang für den Verein in den letzten Jahren durch Agenten fragwürdigster Art in der Weise betrieb, daß Jedem ohne vorherige ärztliche Untersuchung auf die Begut achtung de« betr. Agenten allein gegen Zahlung von mehreren Mark Eiuschreibe- rc.Gebühren ohne Weiteres dre Mitgliedschaft zuerkannt wurde, worau- der verstorbene Direktor Struck vor weg seinen Tantiömenantheil berechnete, nachdem weiter bekamst geworden war, daß die zu leistenden Zahlungen von der Direktion durch allerband Cbicanen und unzählige Processe binanSgeschoben und in viele» Fällen nur in kleinen Bruch- theilen geleistet worden waren, nachdem diese Zustande dann sogar in zahlreichen Versammlungen öffentlich festgenagelt worden waren, traten selbstverständlich Tausende der besseren Mitglieder, von denen die Meisten wohl kaum ie einen Pfennig aus den Tasten des Vereins bezogen hatten, au« letzterem auS, in dem sie diesen Austritt tbeil« mündlich, thrilS schriftlich unter Darlegung der Motive der Direktion oder deren Beamten anzeigten und dadurch der ferneren Mitgliedschaft enthoben zu sein glaubten, dies nm so mehr, als nach den Statuten die Nichtleistuug dreier Monatsraten so wie so das MitaliedSverhältniß aufbob, ferner auch, weil daS Geschäft» gebaoren der Direktion aeradezu dazu aufforderte, feruerem Schwindel ein Ende zu bereiten. Nun kam der Zusammen bruch. Dcr Tod entzog gleich darauf den Direktor der „Zukunft" allen irdischen Weitläufigkeiten, und da« Polizei präsidium übernahm nun die Liquidation deS Verein- mit großer Energie in der Weise, daß «S zunächst eine Liqui- vationScommisfion einsetztc, welche ihre GefchästSthätigkeit mit der Einklagung aller rückständigen Beiträge begann. Zum Mindesten sollten deren nvck für 8 Monate geleistet werden Die Statuten, ein Musterbild von juristischen Fußangeln, boten denn auch genügend« AnbaltSpuncte. um dir Berurthci- lung der Verklagte» herbeizufllbrrn. Den Meisten derselben wurde die Entscheidung erst durch den Gerichtsvollzieher bekannt, der ihnen dieselbe mit der VollstreckungS- clausel überbrachte und eventuell sofort zur Pfändung schritt Zinsen und Kosten betragen in jedem Falle mehr als die Hälfte de« ursprünglich eingeklagtcn Beitrags. In einem un? bekannt gewordenen Falle eru-ucksrn auS einer Klage über 100 56 -6 Koste». Neun Mark wachsen derart aus 15 -ckl an. DaS beste Geschäft machen dabei der Justizsiskli?, der betr. NechtSanwalt drr Liquidationskommission und der Gerichtsvollzieher, welcher sich jetzt in der Gegenwart schon für die „Zukunft" eine Equipage bält, mit dcr er bi- in di« späten Abendstunden seiner Praxis obliegt. (Bei mir fubr er zwischen 8 und 7 AbcudS vor.) Die Töne, die ihn empfangen nnd begleiten, bieten im wahren Sinne de« Worte« „Z»kunilS"-Mustk. Aus der betr. Abtheilung de« Amt« gerichtS erfolgen die Ab—urtbeilnngen wegen der großen Menge der Opfer nur in großen Gruppen. Allgemein fragt man sich, wie dir eingezogenen Gelder in Zukunft verwandt werden sollen, und ob von den unglücklichen Mitglieder» nicht schließlich noch weitere Opfer zu bringen sein werden Auch wird recht oft dir Ansicht laut, daß, wenn die Polizei al« Aufsichtsbehörde der „Zukunft" rechtzeitig mehr zu Leibe gegangen wäre, sie »nd tausend Andere in der Gegenwart nicht die schreckliche Plage hätten, wie sie jetzt so drastisch hervortritt. — vttterfeld, 19. Januar. Unsere diesige Realschule scheint sich schnell entwickeln zu sollen. Die Skbülrrzahl ist seit l89l um 72 gestiegen und überragt um 38 die höchste BesuckSziffer der früheren Mittelschule (2t2 im Jahre 1882V Daß die Anstalt einem Bedürfniß für die ganze Gegend entspricht, crgiobt sich daraus, daß nicht weniger als 55 aus wärtige Schüler seit 1892 eingetreten sind (neben 14 an der nächsten Umgebung), 18 entstammen dem Gebiete an der Bahnstrecke nach Dessau (6 auS Dessau selbst), 16 wohnen in der Richtung nach Wittenberg (in Zahna allein 5), 6 in Roitzsch, Brebna und LandSberg. die übrigen zerstreut. 10 be suchten vorher eine andere höhere Schule. Ein weiterer Zuzug in 4 ferneren Jahrgängen ist ziemlich bestimmt zu erwarten, da eine große Zahl dcr Auswärtigen gute, zun: Theil vortreffliche Erfolge aufzuwrisen hat. Literatur. Deutscher vnrschenschafter. Dritter! d Heiising in Darmsladt. Bersaiidtstell« . lahrgang. Schristlelturg K. Hensing in Darmsiadt. Versoiidtstell« Max Hoffman», Leipzic;- Reudnitz. Der Rus und die Beliebtheit, deren sich da« Organ t-r Deutschen Burschenichast, nicht allein in akademischen Kreisen, >ondc:n auch in weiteren Grenzen, erfreut, bewährt sich auch wieder im vc.- liegriiden Heit. Insbesondere Heden wir die Aufsätze „Hoch Schn»: roth-gold", In Blaaiidern-Vlamsch „Wat wolsch t« ook valsch is"' von Hermann ron Psisler-Schwelahusen, „Das Duell aus deulschen Hochschulen" von B. Müller.Iromp-Teutoniae, sowie „Dcr Sprachenkamps" hervor. Außerdem bietet sich »in reicher Inhalt von kleineren Artikeln, Personalien und Berbiadungtangelege,!. heilen. —o. Nr. Karl Ruft. Die sremdttinsttschen Stuiettvögel, Band N Weichsuttersrrner (Inletten- oder Lerbihierfreffer, Frucht, »:L yleischftesier) nebst Anhang: Landen »ad Hühnervögel. Lieferung lll. Magdeburg, Lreiitz'sch« V«rlag«buchhant- luna. Die soeben erschienene dritte Lieferung ist völlig au«gesi>?.l vo» dem autsiibrlichen Lebensbild der aordamerikanischen gemeinen Spottdrossel (Durcku» polvcxlottu,, b>K, welche« alle« Wissen-werl! über diese Boaelart in sachgemäßer Zusammenstellung enthält: tl:> vollständige Naturgeschichte, die Angaben über daß Freilebeu, idcc Bedeulung al« Liebhabnteivogel in Amerika, die verschiedene» Ur- «heile der Kenner über ihren Gesang, Berichte über ihren Werth als Stubenvogel in Europa, di« Erfahrungen in ihrer Züchtung u. a. Di« der Lieferung beigegebene Farbendrucktafel «ntdält: Sonne». Vogel (l^iottirur luten,, 800p), Hüttensänger (S/lviu »lall«, l..) Jamaika-Lrupial (Slnrvua )am,:cenai^ 8w1.) und valti- more-Lruvial <8. kellriworouu^ l^) — Vach Schluß der Vedartion elugegangeu. * Brüssel, t». Januar. Bei drr Verwaltung de« Tongo- staale» traf die Meldung rin, daß die von Rumaltitza an geführten Araber am 20. September v. I. di« von Major d'Haai« und Hauptmann Ponthier commandirtea Ne- gierungStruppcu angrzriffen haben, aber von denselben zurvckgeschlagen worden sind. Hauptmann Ponthier erhielt schwere Verwundungen, denen er erlag. Sobald die Truppe» Artillerien, Material und Verstärkungen erhalten habe», werden sie wieder angriffSweise »orgrhe».
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