Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.01.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940123023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894012302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894012302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-01
- Tag1894-01-23
- Monat1894-01
- Jahr1894
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
I.- '»so >7 — >3.50 >2,50 33.— 18,- 0?.J» S».— 02.73 03.— Sl,— »2,— 42.50 vT— 77.— >18^72 14— ?4— l17.— 03,— 81.— 102.-- VS, - 280,— tS«. - t»450 42. - 138- 85.— 3473 44— 87 23 LO.— 81,IO 80,7 c« 183.83 2>)8!. 118,83 132 — 138,31 75,83 258 „ ,43-. 13810 128.30 l'.S,— 130,10 oi.so 285 . 150,— 133.- 54 . - 188.30 111.30 113,60 13570 130.10 ilHo 148.70 188.10 123, - 127. - 5». - 85.75 105,80 12».— 1SSH0 118^75 188 10 322,30 n 131 — a«i 71,— »7,05 .. »470 81,37^ S.V7 12»,SO 253.— r 8 —,— 2080, 810.50 202, 108 25 »20.50 155.75 »280 104 ' 8187^ 12»,30 48E, 1.88 118,— 100,- licl» «rkvlt. 1114,72 141.4» 70L5, 28S2- 808,10 82,8» »81.- E »450 1 14», 4 xer OM, 02». r .OLranne' .X»» Vork- kl>ll»8«lpl>>» 8t. ,4It»ne in ,Op5»l>-' „att-n»oird vool». .8,i> Voew»" vno »os, »' vo» 8U4- r»o»»- m, - v»Qd 4»i .V8«' a»ei» X vk Oporto- Vezug-^ret- A d« Hanpttxvedtttou ob« den im Stadt, bettrk »ad den Vororten errichteten Au», aadestrlleu abgehoIt: vierteIjLhrIich.-»4.üO, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau- >l b.bO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierleljädrlich 2l 6.—. Dirrcte tägliche Kreuzdandiendung ins Ausland: monatlich ?.üO. Dir Morgen-Au-gab« erscheint täglich '/,7 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentag» b Uhr. Leffaclion uu- Lrpedition: Jahannrtgasse 8. DieErvedition istWochrntags anuuterbrvche» geöffnet von früh 8 bi- Abeads 7 Uhr. Filialen: eil» Klemm « Sortt«. «Msrrd Hahn), Uaiversität-slraße 1, L-niS Lösche. Natharivenstr. 14, pari, und König-Platz 7. Abend-Ausgabe. 'ciMM. TaMalt Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Anzeigen'Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Recl-men unter dem Redaction-strich (1 ge spalten) bO/H, vor den Familieanachrichte» (kgespalttn) 40-H. (tzroßere Schrillen laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffrrasatz nach höherem Tarif. Vxtra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Plorgen-Ausgabe, ohne Postbesörderuug 2t 60.—, mit Postbesörderuug 70.—. Annaffmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- 4Uhr. Sonn- und Festtags früh ',,9 Uhr. Bet dea Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen find stet- an die Expedition zu richten. Druck und Berlag von E. Polz in Leipzig. A?41. Dienstag den 23. Januar 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. verkauf des poftgrundstücks in Glauchau. Das der ReichS-Postvermaltung gehörige, in Glauchau am Schulplatze belegene Hausgrundstück mit Seitengebäude, Hoiraum and Vorgarten — eingetragen aus Fol. 43 des Grund- und Hypo- thekenbuchs für Glauchau, Brandcatasler Nr. 340 l! — wird an» Donnerstag den 8. Februar 1894 in Glauchau an Postamtsslelle — Zimmer des PostdirectorS — össenllich meistbietend versteigert werden. Die Berlaufsbedingunge» können bei dem Kaiserlichen Postamte in Glauchau eingesehen und von demselben gegen 50 ^ Schreib- gebühr bezogen werden. Der Berkaufstermin beginnt Vormittags 11 Uhr und wird nicht vor 1 Uhr Nachmittags geschlossen. Nach 1 Uhr werden neue Bieter nicht mehr zugelassen. Die Besichtigung de- Grundstücks, das auf 64 316 ^ ab- geschätzt ist, kann aus vorherige Anmeldung bei dem Kaiser lichen Postamte in Glauchau jederzeit iu de» Vormittagsstunden erfolgen. Leipzig, 21. Januar 1894. Der Kaiserliche Lber-Poftdircctor, Geheime Lber-Poftrath. Walter. Politische Tagesschau. * Leipzig, 23. Januar. Im Reichstage hat gestern der Staatssecretair Or. von Boetticher die Berliner Polizei gegen die Angriffe in Schutz genommen» die wegen ihres Vergebens gegen die Arbeitslosen am Donnerstag von socialdcmokra- lischer Seite gegen sie gerichtet wurden. Er beries sich dabei aus den Umstand, daß über das Verhalten der Polizei bei jenen Vorgängen keine einzige Beschwerde bei den zuständigen Stellen bisher eingegangen sei. Das ist nun freilich kein Beweis und koffenl- lich werden trotz dieses Umstandes Untersuchungen angestellt, die volle Klarheit über die Berechtigung oder Nichtberechtigung der nicht nur von socialdemokratlscher Seite erhobenen Klagen schaffen. Aber eS geht aus dem von dem Staatssecretair constatirtcn Umstande wieder einmal hervor, daß die Social- demokratic den Weg der Beschwerde sorgfältig vermeidet, um auch mit unerwiesenen Beschuldigungen ihr hetzerisches Handwerk betreiben zu können. Darauf ist gestern weder von den RegierunaSvertrctern, noch von den Rednern der antisocialistischcn Parteien bestimmt und entschieden genug hingewiescn worden. Hoffentlich wird daS Versäumte heute bei Fortsetzung der Debatte nachgeholt. Und da heute auch die Debatte über die Interpellation der Socialdemokratie be züglich der zur Steuerung des Nothstandes zu ergreifenden Maßregeln fortgesetzt wird, so möchten wir ferner dem Wunsche Ausdruck geben, daß die Gegner der Interpellanten vor Allem darauf bedacht seien, aus alle die Falle hinzuweisen, in denen eS klar zu Tage getreten ist, daß die von der Socialdemokratie zur Arbeitsscheu erzogenen Masten die Gclegenbeit zu lohnender Arbeit einfach von der Hand weise». Herr vr. v. Boetticher hat schon gestern er wähnt, daß in der Landwirtbschast noch immer über Ärbeitermangcl geklagt wird und selbst in einer Reihe von Städten, wie in Mannheim, Straßburg, Karls ruhe und Stuttgart, die Erfahrung gemacht worden ist, daß zu den von den Städten gebotenen Arbeit- gelegenheiten sich nur verhältnismäßig wenige der an geblichen Arbeitslosen melden. Solche Erfahrungen zu sammeln und zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, sollten Fettilleton. die Mitglieder aller staatSerhallenden Parteien sich angelegen ein lassen, sie würden damit am wirksamsten den social- dcmokralischcn Ueberlreibungen und Verhetzungen entgegen arbeiten. Die „Mtttnacht-Assaire" bildet natürlich auch heute noch daS Hauptthcma der meisten deutschen Blätter. Dabei nimmt der größte Theil der preußischen Presse Stellung gegen den würllcmbergischcii Ministerpräsidenten, dem vor- geworsen wird, er habe „mit unheimlicher Eorrecthcit und demonstrativer Sorgsall sich den Jagdschein besorgt, der ihn be rechtigen sollte, einen Schuß aus den Reichsadlerabzugebcn". Sein Austreten, dem die sormcllc Berechtigung zwar nichtabaesprochcn werden könne, habe bei der Aussichtslosigkeit der Weiiistcuer- vorlage gar keinen andern Zweck haben können, als den BunvcSratb einer illoyalen Majorisirung Württembergs zu beschuldigen. Höchst charakteristisch ist eS, baß gerade die Ofsiciösen Herrn v. Mittnacht gegen diesen Vorwurf in Schutz nehmen. Daß die „Nordd. Al lg ein. Ztg." dies thut, ist schon telegraphisch gemeldet worben; jetzt finden wir auch im „Hamb. Eorr." eine zweifellos inspirirte Auslassung, in der es heißt: „Nirgends herrschte in der Reichsregierung ein Zweifel über vie cadgiltige Stellungnahme der würtleiiibergischen Regierung zu dieser svccielleu Frage, und man braucht nur daraus hiuzuweije», wie Herr v. Mittnacht selbst erklärte, daß er dem Reichskanzler schon vor der Tedatle eine Besprechung des Protokoll» vom Lecernber 187t) ankündigte, wenn dasselbe von anderer Seile berührt wurde. Ein solches Verhallen war doch gewiß naheliegend. Oder hat vielleicht Herr von Kardorfs geglaubt, die süddeutsche Bolkspaltei würde sich diese Gelegenheit entgehen lassen, um würtlembergische Interessen und Anschauungen in der Weise, wie es durch Herrn Payer geschah, zu vertreten? Wollte also die würtlembergische Regierung nicht den Schein auskoinmen lassen, daß di« dortigen Winzer nur bei Herrn Payer und dessen Freunden, nicht aber bei ihrer eigenen Regierung Schutz und Vertretung fänden, so war die Haltung de» Herrn von Mittnacht von selbst gegeben." Hieraus geht hervor, daß die Inspiratoren der Osficiöse« deutlich empfinden, daß eS in Württemberg, wo die Stimmung schon eine recht erregte ist, den fatalsten Eindruck machen würde, wenn auch die preußischen und die RcichSossiciösen Herrn von Mittnacht tadelten und ihm die Dar legung der Gründe verübelten, aus denen Württemberg durch daS Festhalten an dem Weinstcuerprvjecte sich- peinlich berührt fühlt. In dieser Empfindung liegt ab^e auch zugleich daS indirecte Zugestänbniß, daß dieses Festhalten eine Mißstimmung in Württemberg er zeugen und Herrn v. Mittnacht zu seinem Aus treten zwingen mußte. Wir werden dadurch in unserer schon am Sonntag geäußerten Ansicht bestärkt, daß der Vor gang kein günstiges Lickit auf die diplomatische Kunst tcS Herr» Reichskanzlers wirst, der einen solchen Vorgang zur Unmöglichkeit hätte machen müssen. In gleichem Sinne äußert sich heute die conscrvative „Schlesische Ztg-", die u. A. sagt: „Man hat Herrn von Mittnacht Motive persönlicher Natur, z. B. dir Absicht, sich bei seine» demokratischen Landsleuten populär zu machen, unterlegen wollen. Allein es ist unmöglich, daß der sensationelle Vorstoß, den er unternommen hat. nicht vorder von Lein ganzen Württembergischen Staatsmiiiisteriuin gebilligt worden wäre, und es bleibt somit nur die Annahme einer tiesen Mißstimmung über die heutige Rcichspolitik, der inan ösfcntlich meinte Ausdruck geben zu müssen. Wen lrifst die Schuld an dieser Mißstimmung? . . . Man könnte fragen, ob der neue Curs die große Kunst des Fürsten Bismarck, den ParticulariS- mns durch ein wohlabgewogenes Entgegenkommen zu entwaffne», nicht zu üben verstanden hat? Darüber wird die Reichsregierung Ausschluß geben müssen." Und die „Rheinisch-Westfälische Zeitung" schreibt: „TiePflicht des Reichskanzlers, der nicht blosdie fiskalischen. sondern die allgemeinen politischen Gesichtspunkte auch bei Steuerplänen zu vertreten und geltend zu machen hat. wäre es gewesen, unter solchen Umstände» sein entschiedenes Velo gegen eine Steuervorlage einzuiegcn, die der ohnehin bedenklich angeschwollenen parlicularistischen Strömung i» Süddeutschland nur neue Nahrung zufüdren konnte. Nie und nimmer durste der leitende deutsche Staatsmann es dahin kommen laßen, daß der Vertreter eines deutschen Mittelstaates im Reichstage austreten und der Auflassung Ausdruck geben konnte, seine Regierung fühle sich in einer ihren eigenen Staatshaushalt und einen große», wichtigen Theit ihrer Bevölkerung nahe berührenden Angelegenheit durch die Mehrheit des Bundesraths vergewaltigt. Man darf wohl rudig behaupten, daß etwas Derartiges unter dem Fürsten Bismarck, der die Imponderabilien" nicht nur aus dem Gebiete der äußeren, sondern auch der inneren Politik wohl zu schützen wußte, einfach un möglich gewesen wäre." In einer der letzten Sitzungen der franzüsischen Dcpu' irtenkammer interpellirtc bekanntlich der Abgeordnete BignS d'Octon die Regierung wegen der jüngst untersagten Ausführung von Gerhard Hauptmann's Stück „Einsame Menschen". Man erinnert sich, daß die Auf übrung seiner Zeit untersagt wurde, weil der inzwischen aus gewiesene Ucdersetzer des Stückes, der holländische Anarchist Coden, gerade verhaftet worden war und von der Polizei bei der Aufführung eine Kundgebung befürchtet wurde. Ter Abge ordnete,der die Sache zurLprache brachte, licßsolcheKlcinigkcitcn allerdings bei Seite, schüttelte die eigene Dichtcrmäbne, erklärte, der Gedanke habe kein Vaterland, und gab zu erwägen, daß man doch die junge Literatur, die zu den lebendigen Kräften der Nation gebäre, nicht in daö Lager der Feinte der Republik treiben dürfe. Demgegenüber stellte sich der Minister des Innern auf den Boden der einfachen Tbalsachcn. Er batte sich weislich mit einer Anzahl von Briefen Cokcn'S bewaffnet, die aus den UnlersuchungSacten stammten und von dem Ucder- setzer der „Einsamen Menschen" kein sehr schmeichelhaftes Bild boten. Die äußerste Linke tobte ein wenig, aber einige Kraslstellen, wie die, wo Cohen die Leiche des MarschaÜS Mac Mahon als ein Aa« bezeichnet«, das gut für den Abdecker sei, waren genügend, jede weitere Erörterung überflüssig zu machen. Der Abgeordnete DcnyS Cachin machte den Schluß, indem er Cohen'S Ausweisung billigte, daS Verbot der Ausführung aber als ganz unnöthia erklärte und dem Stücke aus Grund einer kurzen Inhaltsangabe daS Horoskop stellte, nach einer oder zwei Ausführungen würden die Zuschauer einsame Menschen gewesen sein. Da ein Antrag nicht gestellt war, sand damit die Interpellation ihre natürliche Erledigung. Der anli semitischen „Lidre Parole" macht der Umstand, daß Raynal, der jüdische Minister des Inner», einen so bösartigen Glaubensgenosse» abzuthun genötdigt war, ein ingrimmiges Vergnügen. DaS radikale Blatt wird sich aber kaum ver kehlen, daß Regierung und Deputirtcukammer noch einig in der entschiedenen Abwehr des Anarchismus sind, gegen den sie ohne Ansehen der Person radikal Vorgehen. Das zeigt sich auch neuerdings wieder iu der Versügung dcö Marine Ministers, der unter den Hascnardeitern keinen Anarchisten duldet. Die französische Politik in Siam verfolgt Absichten und Pläne, welche mit der Erhaltung der Selbstständigkeit des genannten hinterasiatischen Königreichs durchaus nicht harmouiren. Um diese Pläne aber durchzusübren, ist das vertragswidrige Verhalten der Siamesen eine HauptvorauS sctzung. Denn nur wenn den Siamesen ein Bruch de Verträge zur Last gelegt werden kann, verlieren diese auch für Frankreich ihre bindende Kraft. Man kann sich darnach unHesähr vorstellcn, mit welchen Empfindungen Pariser Blätter die Meldung rcgistrire», daß die Siamesen vertragswidriger Weise daS an Frankreich ab getretene linke Mekongufer vor der Räumung gründlich verwüstet haben sollen. Da nun ein Paragraph des zwischen Frankreich und Siam geschlossenen Abkommens besagt, daß die Provinz Chantabou» so lange von fran zösischen Truppen besetzt bleibt, bis Siam seinen sämmttiä'cn Verpflichtungen gegen Frankreich nachgekommen ein werde, so liegt nichts näher, als die Räumung vorgenannter Provinz uck culoiiiluz gruocss zu ver tagen. Diese Folgerung wird von der Pariser gouverne- nicnlalen Presse auch bereits als ganz selbstverständlich ge zogen. In England, wo die Theorie des siamesischen „Pufferstaats" zwischen den beiderseitigen ostasiatischen Macht- phären gehätschelt wirk, dürfte man mit eigenartigen Em pfindungen auf die aUmäligc DemaSkirung der französischen Siam-Politik blicken. Der Tod des congostaatlichc» Expeditionschefs Haupt mann Po »tkier wird i» allen Kreisen der belgische» Asrilasorschung als ein schwerer Verlust empfunden, umsomehr, je rascher und gedeihlicher sich da« congostaalliche ActionS- programm mit Bezug aus die Gegenden an den großen Binnenseen zu entwickeln schien. In der Tbat war seit dem tragischen AuSgange der Expedition Hodisler de» Politikern »ud mehr noch den MilitairS des EonzostaatcS Alles nach Wunsch verlausen. Rach den letzten, von der Expedition Ponthicr nach Brüssel gelangten Meldungen hatte Hauptmann Pontbier seine Verbindung mit seinem Kameraden DHan iS bewerkstelligt, und beide befanden sich aus dem Marsche nach dem Ta n ga » yikasec zu der dort opcrirenden Expedition IacgucS. Den Ziisammcnstoß der beiden crstere» mit dem Arabcrhäuptting Rumaliza in Verbindung mit der Hin-, richtung des Häuptlings Gong» Lutele erklärt man sich nur durch die Annahme, daß Letzterer, welcher geraume Zeit der Expedition Tbanis zur Hand gegangen war, geheimes Einvcrstäiidniß mit Rumaliza pflog, den Marsch desselben aus Eassongv anriclh und ihm bei dem vcr- rälhcrischcn Uebersall der Belgier Hilfe leistete. Trotz des Todes des HauptmannS Poiilkicr aber »ud der infolge dessen eingetretencii Stockung im Vormarsche der vereinigte» Streitkräfte Ponthier- DhaniS gegen den Tanganyita glaubt man in den Kreisen der EongvslaatSpolitikcr nicht, daß die Situation in Linnen- afrika dadurch dauernd leiden könnte. Die Macht der Araber war schon durch die früheren Siege ru schwer erschüttert, als daß die vereinlcn Schaarcn von Rumaliza und Gongo Lutcte der Expedition DbaniS und der mit ihr pari pa^u wirkenden, erst lcvthin durch Lieutenant DeScampS durch Zuführung von Mannschaften und Geschützen verstärkten Expedition Iaequeö irgendwie gewachsen wäre». Er rückte näher, so daß Runge ließ sich aber da- Auf und nieder. Roman von Edwin Heinz. ttllle Rechte oordeh-lteii.) (Fortsetzung.) „Mit Hager ist das auch so eine Sache", meinte der andere» Zimmermeister Ludwig, „der macht ihn doch und es müßte geradezu ein Wunder geschehen, wenn sich Trübe noch erholte. So lange sein Bruder die Tasche zuhält, wird es nicht- und jetzt ist bei Trübe die Pleite so gut wie da. Ich möchte nur wissen, woher er in der letzten Zeit daö Geld zum Lohne genommen hat?" „DaS ist für mich auch ein Rätbsel. Irgendwo muß er eine Thüre ausgemacht haben, vielleicht hat sein zukünftiger Schwiegersohn etwas aufgetrieben, denn bei dem handelt eS sich ja fo gut wie um Sein oder Nichtsein". „Wo soll der denn das Geld bernehmen. Eher ist eS möglich, daß er bei Hager'S Sache ein Auge zugedri'ickt hat und daß ihm dieser den Gefallen gethan hat, nochmals Geld vorzustreckcn". „DaS ist möglich, man hat nichts mehr von der Denun- ciation gegen Hager gehört, die Sache scheint also im Sande verlausen zu sein". „Es konnte auch eine böse Geschichte werden". „So schlimm, wie die mit dem Bankdircctor doch nicht". „Wie so denn", fragte Ludwig. „Weißt Du denn die Geschichte nicht?" „Nein, waS ist denn los?" „Nun", meinte Runge, ohne seine Stimme zu dämpfen, »man munkelt Vielerlei, Wildenhain hat da eine ganz ver teufelte Geschichte erzäblt." „Du machst mich wirklich sehr neugierig." „Es ist die Geschichte mit dem Brande. ES soll Trübe sehr recht gewesen sein, daß der alte Kasten abgebrannt ist. „Wenn e« weiter nicht- ist. Die Bank war doch dabei iutrresfirt. Sie baden ja auck mit dem Durchbruch eio samose- Geschäft gemacht." „Nun ja, aber die Sache mit dem Kinde ist doch nicht ausgeklärt. Sie soll ouu vor da- Schwurgericht kommen." Eckart hörte jetzt gespannt zu. die Beiden das bemerken mußten, durch nickt stören. „Trübe soll dabei ganz bedeutend belastet sein. Er bat das Mädchen noch am Abend des Brandes scrtgcbracht und bei einer alten Frau cingemietbet, die sick ihm einmal gefällig erwiesen batte. Die Liebste und das verbrannte Kind . . . Du kannst Dir denken . . . dem krümmt man auch kein Haar . . . Man braucht ja nur ein Streichholz ... Er soll auch einen jungen Menscken gefunden haben, der mit bei der Frau wohnt und die Rolle des Geliebten jenes Mädchens übernommen bat." „DaS ist eine unverschämte Lüge", ries jetzt Eckart da zwischen und ohne auf die erstaunten Gesichter rer Beide» zu ackten, fuhr er fort: „Ich weiß ganz genau, wie cs ge wesen ist. Ich bade damals kaS Mädchen fortgesübrt und ru meiner Wirtbin gcbrackt, unv das ist eine sehr anständige vrau, aus die laß ich solchen Schimpf nickt kommen." „So, so", entgeanete Runge, „da sind Sie wobl? . . ." Eckart war ausgestanden und seine Augen funkelten vor Zorn: „..Dann soll ick wohl der junge Mann sein, nicht wahr? Ich wiederhole Ihnen, daß Alles eine unverschämte Lüge ist und kann Ihnen gegenüber nur noch scststellen. daß Herr Trübe ein Ebrenmann ist. In seiner Uncigennützigkeit bat er sogar die Frau, die das arme Mädchen ausgenommen bat, zum Danke dafür unterstützt. DaS ist menschlich ge bandelt und eS ist hundösöttisch gemein, solche Gerüchte aus- zusprengcu." Er wartete gar nicht die Entgegnung Runge'S ab, warf den Beiden einen vcrächtlicken Blick zu und ging. Er konnte te-balb auch nickt das spöttische Gesicht des Glasermeisters sehen, der sich zu Ludwig wandte und meinte: „DaS wußte ick nickt, daß Trübe die Frau unterstützt, das gicbt ja daS Siegel aus die Acten. Umsonst tbut Trübe das gewiß nicht und für mich ist nun die Geschichte bomben sicher. Den Fall muß ich Wildenhain erzählen, der wird eS schon an der geeigneten Stelle anbringen." „Aba", lachte Ludwig, „er steht also immer nock mit Berger in Verbindung?" „Mebr als je", und Runge machte eine bezeichnende Ge- berte de« Geldzählcns. Eckart war sehr aufgeregt auf die Straße getreten, nur langsam beruhigte er flch. Sein erster Gcbanke war. zum Director Trübe zu geben und ibm das Gekörte zu erzählen. Dann erschien ihm aber der Borwurf, den Runge erhoben batte, so ungeheuerlich, daß er den Kops schüttelte und sick ärgerte, nicht mit seinen Fäusten auf Runge eingesprungeu zu sei». Denn, so überlegte er jetzt, Runge bat geradezu »icinen vätcrlickcn Freund einen Mörder genannt, der durch Brandstiftung sich eines unbequemen Wesens entledigen wollte und mich, mich hat der Schuft... oh, eS ist sckrecklick. Bei nahe war er versucht, umzukchren und seine Wutl, an dein Verleumder zu küble». Dann beruhigte er sich wieder, blieb an irgend einem Schauladcn stehen, um seine Gedanke» zu zerstreuen und setzte so langsam seinen Weg biö zur Bank fort. Hier wartete er einen Augenblick. Aus de» Eassenräumen zu ebener Erde strömten die Men schen berauS und hinein. Jungen und Männer mit großen Mappen i» selbstbewußter Haltung, denn sie waren sick ihrer Stellung sicher, blickten fast mitleidig auf die kleinen Meister, die schon an der Tbüre ihr Wechselchen Herausnahme», eS neck einmal burchlase» und dann zögernd, de» Hut in der Hand, eintraten, um sich unter Entschuldigungen den andern Personen gegenüber, die sick um di: Zahltiscke drängte», zu letzt auszusteUcn, als beobachteten sie und als hätten sie wer weiß wie lange Zeit, während dock zu Hause oft das Geld rum Brod gebraucht wurde, llnd wenn sie endlich bis zum Tisch des EassircrS kanicn, dann wurde ihnen bedeutet, daß sie fick eine Treppe hoch an da« DiScontoburean zu wenden hätten und oben ging dann das Zögern und Fürchten von Neuem an, bis ihnen der Wechsel abgenommc» wurde und sie freute strahlend ihre paar Mark cinpacktcn, ober bis ihnen acksclzuckcnb nach längeren Bcralbungen der Wechsel wieder zurückgegeben wurde. Wie ängstlich hing ihr Blick an den Augen der Beamten, wenn diese die Unterschriften prüften, wen» der Eine zum Andern ging und sich befragte und dieser entweder eine bejahende Gcbcrde machte oder mit den Achseln zuckte, wenn sie sick dann noch weiter NathS er holten, oder wenn sic schon zur Zurückweisung entschlossen, auf vieles Bitten der Wechselinhaber zum Dircctor gingen, um sich endgiltig Bescheid zu bolen. DaS dünkle den Gelb- bedürstigen eine Ewigkeit und tief atbmctcn sie aus, wenn der zurückkchrcnde Beamte sich nicht sogleich zum Schalter zurückbegab, sondern in« Rechnungsbureau zur 'Berechnung des DiScontS ging Nun waren sic ja ihrer Sache sicher. Wenn aber der Wechsel zurückgcreichl wurde, dann nabmen sie ihn zögernd in Empfang, stillschweigend packten sie ihn in die Brieftasche, die vielleicht ein Erbthcil des Vater« war, oder sie niurmeltcn eine Entrüstung, wohl gar einen Fluch zwischen den Zähnen oder e« stahl sich eine Thräne aus Deutsches Reich. L Berlin, 22. Januar. DaS Vcrzeichniß der von den Abtheilungen geprüften und vorläufig für giltig er achteten Wahlen zum Abgcord iiclcnhausc weist bereit« 399 Namen aus. Darunter befinden sich u. A. auch die beiden nationalliberalcn Abgeordneten I>r. Berliner und I>. Lohman», die in heißem Kamps mit nur vier Stimme» Mehrheit den Abgeordneten Rickter und einen Parteigenossen aus dem langjährige» Besitz vo» Hage» verdrängten, ferner die Abgeordneten I>r. Bcamanii (cv»s., LberlabiikreiS), Groll) (nat. lib., Kiel), Wenlorp (freicons , Laucuburg), die ebenfalls mit sehr knappen Mchrbcitcn gewählt worden. Gegen diese Wahlen liegt also bisher keinerlei Anfechtung vor. Eine solckc muß nach der Geschäftsordnung spätestens vierzcbn Tage nack Eröffnung des Hauses ciugcrcicht sei», sonst bleibt sic unberücksichtigt. den Angcii im burckarbcitcten, von Sorgen gefalteten Gesichte und siel aus den Trauring am rechten Finger — nun war die letzte Hoffnung bin, nun konnlc gleich der Gang zum EoncurSgerickt angclretc» werden. Eckart trat ein. Sein Blick siel auf die großen Eassen- schränkc, aus die Menge Menschen, die der Erledigung ihrer Angelegenheiten darrte, er hörte daS Geld klimpern, er sah Packele Cassciischcinc liege», von denen, als wäre c« Kaffee oder Zucker, der Eassirer Noten entnahm und mit Eleganz hinwars ES war kein Lärm in dein Geschäfte, aber diese rubige Tbätigkeit konnte wobl die empfindlichen Nerven de« Musiker« noch mehr aufregen, verband sich dock niil dem An blick dcö vielen Geldes die Empsiuduiiq, wclckc Befriedigung der Besitz desselben gewähren mußte. Daö laule Nasckeli« der Sckeine »ud der etwas dunkle Klang des aus den Tisch ge worfenen Goldes, vcrmisckt mit dein belle» Klang zusammen- klappcrndcn Silbers verbanden sich in Eckarts Gckirii zu einer Melodie, die sich urschiiell entwickelte, sich auS- brcitete und vcrsckwami». Ein glänzendes Adagio »ahm die Tiensle aller Instrumente in Anspruck, daun kicherten die Flöten und lockten wie Irrlicktcr, wchiiillttng sang daS Cello, süße Lcitcnschaslen weckte die Lboc, Traurige« erzählte das «Fagott und zagend, seufzend und klagend flüsterten die Bivliueu. Der Baß brummte und mackle den anderen Vor würfe wegen ihrer Leichtlebigkeit und ihrer Verzagtheit, da erklangen die Hörner unk weckte» die Kräslc und sammelten sic zu gemcinsaiuer Arbeit. Wieder sauten sie sich Alle zu sammen, wieder ballten sic sich zu kräftigen Accordcu, die Posaunen dröhnten und die Trompeten sckmettcrte», mächtig brauste und klang sic au« in einem gewaltigen Maestoso — die Symphonie des Golde«. Lange konnte er freilich seinen Gedanken nickt nach- bängcn. Er wurde gekrängt und gestoßen und schließlich auch nack feinem Begehr gefragt. Er wolle den Herr» Director spreckcn. Der fei jetzt nicht zu spreche», er solle sick an einen Beamten wenden. DaS ginge nickt, eS wäre eine Privat angelegenheit »nd zwar eine dringende Tan» wollte brr Beamlc vcrsucke», den Herrn hinauizufübrcii Ld er eine Karte habe. Nein. Tan» bitte er um den Namen Eckart. Eckart gut, weiter Nickt«? 'Rein, Amt und Titel babe er nickt. Er bitte ibm zu folgen. Nun ging eS die breite Treppe hinauf, durch weite Räume niit einer Sckaar von Beamten, nut Regalen von Büchern, mit Effecten und Dcposilenschränken bis zum Privatcontor. Eckart war sprach los vor Staunen. Diese« große Geschäft, diese Summe»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite