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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.01.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940124024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894012402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894012402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-01
- Tag1894-01-24
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Dies seht besonder- aus einer zweifellos au- der Umgebung de« Reichskanzlers inspirirten Auslassung hervor, in der e» beißt: „So ist denn dir bekannte Günser Depesche nicht vergeblich ge- wesen, und man kann den verantwortlichen Rathgebern des Kaiser» nicht dankbar genug sein, daß auch sie da- Ihrige dazu gethan baden, daß endlich die Wünsche jedes guten, ehrlichen Deut>chen, der auf di» Beschichte seines Vaterlandes stolz ist, in Er füllung grhea. Ueber den äußern Anlaß, der den Kaiser veskimmt bat, grradr im jetzigen Augenblicke diesen sympatbijchen Schritt zu ihun. verlautet zur Zeit noch nicht« Zuverlässiges. Wir wissen nur, daß der Idaiirr mehrfach seine Verstimmung über eine neuerdings hartnäckig laut gewordene saliche Auffassung jetnes innerlichen Verhältnisses zum Fürsten Bismarck ausgesprochen bat. «kt ist ihm von einem Thrilc der öffentlichen Meinung unter- geschoben worden, er lrge ein besonderes Gewicht daraus, daß aus drm Nation aldrnkmai sür seinen kaiserlichen Großvater Fürst Bismarck keine Stelle finde. Dieser irrigen Ansicht gegenüber hat der Kaiser wiederholt betont, das, er der Letzte sei, der nicht dir außerordentlichen Verdienste deS Fürsten Bismarck um da« Drutschr Reich vollauf anerkenne. Vielleicht ist es nicht zu kühn, anzunehmen, daßgerad» aus dieser Gedanken» slimmuag heraus bei dem Oidenssesr», au dem der Kaiser so viel» Zeichen seines persönlichen Wohlwollens zu geben iu der Lage war, die Entsendung des Flügeladjittanten Grasen Kuno Mvltke nach Friedrkchsruh besohlen worden ist." Daß die Vorgangs beim OrdenSfcstc gclvissermaßcn die Einleitung zu der Entsendung deS Grafen Mollke waren, wird un- von mehreren Seite» bestätigt. So schreibt unser Berliner ss-Correspondent: „Dir Nachricht von der Anwesenheit deS Grasen Herbert Bismarck beim Ordensseste ist richtig. Ein Berliner Blatt bemerkt dazu, dir Einladung des in Berlin anwesenden Staatsminislers a. D sei etwa« Selbstverständliches gewesen. Auch da« mag richtig sein. Ader da« Berhältniß des Grasen Herbert zum Hosr ist «in von dem aller anderrn außer Dienst befindlichen Ttaatsminister weit ver- ichirdenes und zudem sind die begleitenden Umstände der Einladung und der Ausnahme von der Art, daß ihnen srlbst der Gewitzigtste nicht jede Bedeutung wird absprechrn wollen. Gras Herbert hatte die an ihn ergangene Einladung zum Gegenstand rinrr Anfrage gemacht, die wohl aus die Er- kundigung hinausgelausen sein mag, ob in seinem Falle das Wort ans „Uriel Acosta" zutreffend sei: „daß unsere Ladung seinen lact beweist, doch feineren, ihr nicht zu folgen". Die Antwort, die ibm wurde, mußte jeden Zweifel an der vollkommenen Eorrrctheit seines Erscheinen« beim Feste beseitigen. Der Graf glaubte sich beim Cercle der höchsten Herrschaften tm Hintergründe halten zu sollen, wurde aber von einemHosbeamteu zun. Vertrete» in die vorderste Reiht veranlaßt, um dort von der Kaiserin durch «in» huldvoll» Ansprache beehrt zu werden. Di« gleiche Auszeichnung wurde Ihm seitens der Prinzen Heinrich und Albrecht zu Theil. Vom Kaiser ist Gras Bismarck nicht angeredtt worden. Wenn aber, wie vorans- zusehrn, eine gewisse Presse in diesem Umstande da« Bemerkens- wrrth« des Borgang« zn finden sich den Anschein geben sollte, so kann schon jetzt versichert werden, daß der Eindruck der Augen zeugen der entgegengesetzte gewesen ist. Von den staatlichen Würdenträgern, die sich im Befolge des HoseS befanden, begrüßte bw. Miguel den Grasen Bismarck." Und von anderer Seite wird unS geschrieben, in wohl- informinen Kreisen werbe versichert, Gras Herbert BiSmarck, der auch nach seinem Rücktritte regelmäßig zun. Orden-feste eingeladen war, aber diesen Einladungen kein« Folge geleistet bat, sei diesmal auf directen Wunsch seine» Vater« ULHüil « -"7" ulSM, I^lsL der Einladung gefolgt. — Daß der Fürst nun auch seinrr- eit- demnächst am kaiserlichen Hose erschkinrn werde, wird nicht auf allen Seiten angenommen. Man schreibt un« darüber: „Wenn hier und da die Hoffnung ausgesprochen wird, Fürst Bismarck werde zu Kaisers Geburtstag nach Berlin kommen ond hier gleichzeitig seine alten Gönner, die Könige von Sachsen und Württemberg, begrüßen, so haben wir Grund, dies» Hoffnung nicht zu Weilen. Man muß bedeuten, daß Fürst Bismarck in zwei Monaten in sein 80. Lebensjahr tritt »nd daß dir Krank- heil ihn doch etwas mürbe gemacht hat. Aber wie dem auch sei, sicherlich kommt der Fürst nach Berlin, und der Jubel, der idn dann umbrausen wird, wird ihm zeigen, daß er hier nicht veraestrn ist, und er wird gleickizeitig dem Kaiser sagen, welch großes Geschenk er kur; vor seinem Geburtstage der Nation gemacht hat." Der Gedanke, daß der Kaiser vor seinem dicsjäbrigen GeburlStagc der Nation da» köstlichste Geschenk gemacht habe, ist in allen Besprechungen ausgesprochen, die wir in den unS vorliegenden Blättern über da« bocbrrsreuliche Ercigniß finde». Selbst die demokratische „Franks. Ztg." giedt diesem Gedanken AuSdrnck und knüpft an ihn folgende Betrachtung: „Der Kaiser ist wohl in erster Reibe einem rein menschlichen Äesüdle gefolgt, «fr war von Jugend aus ein Bewunderer und Verehrer Bismarcks und es mag ihm schmerzlich gewesen sein, den Fürsten sich entfremdet zu sehen, auch wenn er dabei ganz außer Acht ließ, welche Wirkung diese Entfremdung a»f die Geister ouSzuüben im Stand« war. Da» persönliche Bedürfnis! nach einer Aussöhnung — „die Ungnade vou drm Fürsten zu nehmen", wie man sich in FriedrichSruh auSdrückte -- ist also volluändig begreiflich und würde allein ausreicheri, die Abseiidung de» Flügel- ad,»tanten Motlke zu erklären. Politische Erwägungen mögen zugleich nahe gelegen haben; es konnte dem Kaiser unmöglich ent- gangen sein, daß vo» den verschiedenen Quellen der Berstim- mungen weiter Botkskreise gegen dir jetzig« Regierung die au» der Entfremdung zwischen ihm und Bismarck entsprungene nicht di» schwächste war und daß eS rin heilsames Beginnen sein werde, diese Quelle, die von gewisser Seite verstärkt wurde, zu vrrstopsen. Dieser Ertenntnlß können sich auch die berufenen Rathgeber der Krone nicht verschlossen hoben und werden wohl dazu mitgewirkt haben, den Kaiser i» dem gefaßten Entschluss» zu bestärken. Bon rein menschlichem Standpiinct ouS kann man sich nur da rüber freuen, daß di» persönliche Aussöhnung zu Stande ge kommen ist; aber auch unter politischen Grsichlsvunclrn giedt da» Errigniß zu Bedenken oder gar zu Befürchtungen keine» Anlaß. Sofern es bewirken muß, daß au« de» poliiifchen Kämpfen der Gegenwart rin persönliches Element auSschctdet, Las dir Geister zu verwirren geeignet war, dort man es sogar will kommen heißen, zumal da Eonsequenzrn ernster Natur, wie sie sich vielleicht sanguinischen Gemüthrrn im ersten Augenblick ausdrängen möge», nach Lage der Verhältnisse vollständig ausgeschlossen er- scheinen. Obgleich Herr Schweninger jüngst aus eine Ansroge er- klärt haben soll, Fürst Bismarck lei geistig »nd körperlich so dieponiri, daß er di« Geschäfte an der Spitze der RetchSvenvaliung und der preußischen Regierung „sofort" wieder übernrhinrn könne, denkt wohl Niemand weniger n» eine solch« Eventualität, als Fürst Bis marck selbst; er weiß, daß sein politisches Wirken abgeschlossen ist und eS sür dessen Forisctzung an allen Bedingungen schit, an dir sie, wen» sie überhaupt ernstlich in Erwägung kommen könnte, ge- knüpft sein müßte." Unsere eigenen Gedanken »nd Empfindlinge» finden treffenden Ausdruck in den folgenden Zeilen unseres Berliner ss-Eorrespondcnten: „Nach langer Nacht ein Lichtblick. Wir dursten von einer Huldbrzeignng des Kaiser- für den Fürsten BiSmarck, von einer solche» seiner Gemahlin und seines Bruders sür den Sohn de- Altreichskanzlers berichten. Der dunkelste Punct kn unserem nationalen Dasein beginnt, mit diesen Geschehnissen sich zu rrdellrn. Wir hegen die Besorgnisse nicht, daß dieser zweite Gnadrndeweis des Monarchen sür den ins Privatleben zurück- getretnien großen Diener seine« HousrS iiolirt bleiben könnt«, wir der ans ähnlichem ober nicht gleichem Anlaß erfolgte erste. Nach der Natur der Dinge können hie Beziehungen zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck nur solche persönlicher Natur werden In dieser Richtung läßt sich aber, ohne daß der Inhalt de« kaisrr- lichrn Handschreibens bekannt wäre, rrkrnnrn, daß der Drang, dem greisen Fürsten wohlwollende Gefühle zu offenbaren, stärker ist, als zur Zeit der Günser Depesche. Insbesondere die Anszrichnung de» Lohnes durch hohe Personen, die dem Herzen des Kaisers am nächsten stehen, deutet daraus hin. Tie Sehnsucht der Nation, daß der Monarch drm letzten Helden aus der größten Zeit deS Vater- lande« und des Herrscherhauses die Hand reichen und der heilige Schatten in der Gruft zu Eharlottendurg beruhigt werden möge, cheint der Erfüllung näher denn je. Dir treuen Söhne des Vater landes wissen ihrem Kaisrr schon sür das, was nun geschehen, un- gemessenen Dank und erblicken in der Entschließung des Herrscher«, weit rntsrrnt, sie sür einen politischen Act nehmen zu wollen, die vielverheißende Bekundung des Wunsches, sich eins zu wissen mit seinem Volke." Tie Belgier scheuen sich nicht, den blutigen Kampf, der zwischen den Eongo Ojficicren Dhanis und Pontbicr und dein Araber Rumaliza stattgcfundeil bak, aus eine Verhetzung Numaiiza's durch die Deutsche» zurückzusüyren oder wcnigsicns ihncn stillschweigende Gewährung der Rüstung Rumaliza'- vorzuwersrn. Tdalsächlich ist nun nichts unrichtiger und zugleich nnwahrschcinticher, als eine Unterstützung Numa- liza'S durch Deutschland. Ungefähr unter dem 5>. süd lichen Vrritrngratc am Ostusrr des Tanganyika liegt die Landschaft Utschidschi mit der großen Stadt gleichen NamenS. Hier in dieser firberkranken Ortschaft, einem Con- glomcrat von Häusern, Schmutz und Leichen, herrschte der letzte große Araderbäuptlmg östlich am Sec, Mohamed hin Halfan, auch Rumaliza genannt, und stützte seine Herrschaft insbesondere aus seine 3000 Soldaten, Ruga-Ruga, dir, mit Gewehren versebrn, in jener Gegend eine gewallize Streit macht darslrlltrn. Dieser Rumaliza Halle von Emin eine deutsche Flagge erhalte», diese auch gehißt und stand somit in rinem gewissen AddängigkeilS-Verhällniß ui Deutschland. Da kamen plötzlich Nachrichten nach Tabora zum Lieutenant Sigl, welche meldeten, daß Rumaliza und andere Araber gegen Deutschland rüsteten. Ja Udschidschi sollten Befestigungen angelegt worden »nd die deutsche Flagge sollte in öffentlicher Barasa herunlcrgerisscn und iiiil Füßen gelrelen worden sein. Diesen Meldungen gegenüber war da- persönliche Verhalten Numaliza'S ein deutschfreundliches. Seine Briese an Sigl waren voller Er- gcdenheik, er bat auch uni eine neue Flagge, da die alle zer rissen sei, er wolle die deutsche Sacke am Tanganyika ver Irrten u. s. w. Diese Versickerungen haben sich bei der Expedition, welche Lieutenant Sigl »» vorigen Jahre unter nahm, als richtig erwiesen. Am 23. Juli kam Sigl vor Udschidschi an. Die Araber begrüßten ihn autS Freundlichste, aber Rumaliza war nicht nnler ihnen. Er hatte schon, säst unbemerkt, seinen ganzen Anhang mit Ge wehren nach Urundin und Usidschc verschifft und dafür ge sorgt, daß alle den Deutschen nicht güustige» Elemente »lit ihm gingen. Rumaliza l alte nämlich schon lange den Plan gefaßt, gegen den Congosiaat zu kämpfen, und von diesem Plane war er auch nicht adzudriiigen. Es scheint, daß die großen Sclavenbändler uni den Tanganyika herum sich zu einem letzten großen Schlage gegen Belgien und die Europäer rüsteten und daß auS kiesem Vorgehen auch die Vor- kommmste mit Gong Luteie zn erklären sind. ^Deutsch land bat khatsächliw mit Rumaliza nichts zu tdun. Daß dir kleine Sigl'scke Expedition Rumaliza nicht von seinem Vorhaben gegen den Eoogo zurückdallen konnte oder sich überhaupt nicht einmischen wollte, erscheint jedem Kenner der Verhältnisse klar. Eine kurze Charakteristik, wie sie Lieutenant Sigl giedt, wollen wir noch anführen: Rumaliza ist von seinem Entschlüße, gegen den Eongostaal zn kämpfen, nicht adzudringcn. Vermögen bat er thatsächlich keines, doch bat er viele Handelsverbindungen in Manjema und eine bedeutende Anzahl von Gewehren und Leuten. Er möchte am liebsten seine Geschäfte adwickein und nach Zanzibar auS wandern, doch in er dies nicht im Stande zu tbun wegen einer Leute, und da kein Abnehmer sür dieselben zu finden. :er zahlungsfähig wäre In unserem Gebiete ist nicht« mein ür die Araber »nd sprciell für Sclavenbändler wie Rumaliza zu holen. Für sic war Udschidschi überhaupt schon seit Jahre» nur ein Lager gewesen, von welchem aus sie ihre Geschäfte in Manjema in großen Zügen leiteten. Durch die kriegerischen Ereignisse am Eongo ist kcn Arabern der LedcnSsadcii gänzlich unterbunden worden. Rumaliza ist kein persönlich mutbiger Mann, er ist vielmehr ein noch jüngerer, bleicher» zierlich zcbauker reiner Araber, von nervos-ängsllichem Naturell, er ist eben »ur durch die Verhältnisse gedrängt zu einem kühne» Hazardspiele. Der französische Milttstcr-Präsident und Minister deS Aeußcrn, Casimir Pcricr, hat in der vorgestrige» Kammcrsitzung eine Interpellation über die Lage in Mada gaSkar in einer Weise beantwortet, die keinen Zweifel darüber läßt, paß die von ihm vertretene Regierung fcn entschlossen ist, den bedrohten Rechten Frankreichs au« jener Insel Achtung zu verschaffen. Indem die Kammer einstimmig eine Tagesordnung i» diesem Sinne beschloß, bat sie dem Ministerium unbeschränkte Vollmachlen ertheill, die Interessen Frankreichs gegenüber der Howar-Rcgierung zu wahren. Casimir Pcrier ist nicht der Mann,-der vor dem äußersten Mittel zurücksel,recken würde, und so kann man wohl beute schon sagen, daß eine Expedition gegen Tamatave unausweichlich scheint. Tie französischen Eolonisten aus Madagaskar beklage» sich insbesondere darüber, daß die FahavaloS sie foriwäbrene belästigen, >bre Nieder lassungen übersatten »nd zerstören »nd daß dies Alles unter den Augen der HowaS Regierung geschickt, die nichts tbut, um dem Räuberunwesc» zu steuern Außerdem bereite» sich die HowaS aus einen Krieg gegen Frankreich vor. Sie errichten Befestigungen und beziehe» Waffen »nd Munition vom Auslaute. Jedenfalls kan» inan Frankreich die An erkrnnung nicht versagen, daß es, obwvbl immer aus dem «L»i vivo dem Dreibund gegenüber, doch nichts verabsäumt, seine Autorität in den Evlonicn energisch zu wahren. Der Zusammentritt des italienischen Parlaments, der morgen erfolgen sollte, ist, wie schon telegraphisch ge meldet, diS zum 20. Februar verschoben worden. Diese Nachricht kommt cinigerinaße» überraschend, »nb man taii» sie insofern bedauern, als die Bclannlgabc und parlanicn tarisckc TiSeussion der mit Spannung erwarteten, für das künstigc Geschick des Ministeriums und des Landes fo hochwichtigen Fiiiaiizresormplänc Sonnino'S, die bisher schon streng geheim gehalten wurden, nun abermals m» eine» Monat verschoben wird. Daß man die Maßregel so deuten würde, eS sei dem Finanzniinistcr iniierbalb der 30 Tage, die ibm zur Verfügung gestände», nicht gelungen, dem Cabinet einen de» ganze» Bedarf de« Slaal-bauSbaltce- umfassenden Plan von Ersparungen, Reformen und Steuern zu unterbreiten, war ebenso z» erwarten, wie die Behauptung, eS seren McinungSverschiepriibeiten im Ministerium z», Tage aetreten und das politische Wetterglas deute auf eine neue Ministrrkrisr. In dieser Beziehung nannte der römische Correspondciit der „Frkf. Ztg." bereits die Minister Sonnino, Saracco und Mocenrn als solche, welche CriSpi ihr Porte seuillc zur Verfügung gestellt hätten. Daß man eS hier nur Ferrillrt»«. Äuf und nieder. Ids Nomon von Edwin Heinz. cAlie Ncchi! rorbeh-ilkn ! (Fortsetzung.) Sie standen Beide auf und gingen in da- Eßzimmer, wo Willh am Clavier saß und einige Stücke spielte. Er reichte seinem Vater die Hand und wollte seiner Mutter einen Kuß geben, al« er bemerkte, daß sie geweint Halle. Fragend sah er seine Eltern an. „Mama hat sich so sehr über Tante Lina geärgert, sie ist hier gewesen und hat mich beschuldigt, an dem Ruine deS Onkels schuld zu sein." „WaS ist das nur mit dem Onkel? Ich habe neulich irgendwo einig- Andeutungen gehört, habe aber kein Gewicht daraus gelegt." „Er bat sich verbaut und da gilt eS nun, Ordnung in die Geschäfte »u bringen, ich werde e« auch lbuii, ich werde gleich nach Tische die Sacke untersuchen." „Wenn da- aber so schlimm siebt, dann begreife ich nicht, wie Milli und Berger die Nase so hoch tragen können. Sie wollten mich heute ans der Hauptstraße gar nickt bemerken, und alS ich mich von der anderen Straßenseite zu ihnen herüberschlängelte, schien ihnen da- unangenehm z» sein und sie sahen zu, daß sie sorlkamrn." Auguste blickte ihren Mann bedeutungsvoll an und wieder stahl sich «ine Tdränr aus ibrei» Auge. „Denen hat wahrscheinlich Lina auch tüchtig vorgebrult, eS ist da kein Wunder, wenn die Leutchen böse sind. Berger denkt, er beirakhet einen Goldfisch und dabei stellt sich heran-, daß sich der arme Schwiegersohn verspeculirt bat und daß an dem Ruin der Onkel schuld sein soll. Der Mann muß un» ja baffen." Da« würde allerdings dem Baron sehr schaden", meinte Willy, „denn ich weiß aus sehr^uter Quelle, daß ikn Wilde» bain ara bedrückt, daß seine Schuldenlast bock gestiegen ist nnd daß sie ein Bleigewicht darstellt, da« ihn in seiner Earriüre sehr hindert." »Haßt es r»r gut sein. ES wird sich ja noch alle« zum besten kehren. In einigen Stunden werden wir genau wissen, woran wir sind." „Wenn dir Sacke nur gut auSliefe", seufzte Frau Auguste, „mir scheint, als ob daS Unglück noch nicht voll sei." „Närrin," sagte Trübe, aber so lustig wie sonst klang eS nicht. X Am Nachmittag hatte r« der Bankdirector sehr eilig, in daS Eontor zu kommen. Er nahm nochmals da« Conto seine» Bruder« vor und ließ Destphal zu sich rufen, um mit ihm einige« zu besprechen. „Hören Sie, Herr Wcstvbak, gehen Sie gleich zn meinem Bruder und bitten Sie ib», hierher zu kommen. Saarn Sie ihm, daß ich mit ihm über sein Conto sprechen wollte und wenn er irarnd eine Bemerkung macht, so erzählen Sir ruhig, wa« Sie wissen und sagen Sie ibm, daß ich ihm, soweit »« in meinen Kräften sieb», helfen wolle." Westpbal übernahm diese Mission mit Vergnügen. E« war eine kleine Revanche, die den sonst so gutmülvigen junge» Mann freute Er wollte als «NlUckSrngel in ein Hau» trete», kessen holte Fee ibn einmal hatte sebr abfallen lasten. Melanie hatte a»s irgend einem Balle einst Westpbal unter sebr spitzen Bemerkungen einen Tan; verweigert und diese« einfache, un bedeutende Vorkommniß ärgerte Westpbal heute noch, da« trug er heute nach einem Jahre drm jungen Mädchen noch nach. Es giedt auch eitle Männer, die im übrigen die tüchtigsten Mensche» sind. Kurz nach vier Ubr kam kühne auf die Bank. Es konnte nickt au-bleiben, daß er und Trübe Uber die Lage de- Buch- drnckereibksitzcr- sprachen. „Sie baden mir da einen schönen Streich gespielt, Kühne," sagte Trübe, „als Sic i» meiner Abwesenheit über da« Ber- KÄMiß der Bank zu meinem Bruder ander- diSponirten Sie habe» dadurch de» Mann inS Unglück und mich in« Gerede gekrackt. E- ist jetzt so schlimm, daß vielleicht der ConcurS nickt abwendbar ist. Warum babcn Sir mir da« getban?" Ueber Kühne'- strenges Gefickt glitt rin kaum merkliches Lächeln. Er strick sich mit der Hand da« Kinn und erwiderte: „Weil ick Alle« kommen sab Ick sah den Ruin Ihre» Bruder« vor Augen, ich sab, daß er sich nicht Zurückbalten ließ, daß er um ein Loch zurustopsen, ein« aufmachte, ich sab, wir sein Geschäft immer mehr zurückzing, wie ihn die Bauerei vollständig gefangen nahm, wie er immer mebr sich in die Schulden stürzte und wie wenig er Ihre oder meine Warnungen beachtete. WaS war zu thun? Cie hätten ibm immer weiter ardolfcn. Sie hätten womöglich durch Ihre Hilfe seine Neigungen unterstützt und batten schließlich seine Schuld so beranwachsrn lasten, daß die Bank die Verantwortung nicht mebr tragen konnte und Sie selbst mit Ihrem Vermögen ein- springen muhen. DaS wollte ich verhüten. Ich kenne Sie zu gut, um nickt zu wissen, daß Sie jeden Pfennig gedeckt hätten, den die Bank Verlust hätte erleiden können, aber ich wollte da» Verbindern. Ich wollte nickt, daß Tie den Leicht sinn — verzeihen Sie mir daö Wort, — Ihres Bruder« durch Ihre Gutmülbigkeit büßen sollten " „Sie haben die Borsehuiig gespielt, aber doch die Rechnung ohne den Wirth gemacht. Sie bähen nicht bedacht, daß ich alles thun muß, um da- Unglück abzuwenden und daß die- jetzt mit weit größere» Opser» verknüpft ist. als srüber. Heute werden Summen gebrauch» wie ick sic kaum austreiben kann und wie sie mich allerdings selbst in« Verderben ziehen können." „Aber Mensch, Trübe", Kühne schien fast bestürzt, als er c« auSrief, „Sie werden doch nickt jetzt in diesem Momente, wo noch Alle- in der Gährung begriffen ist, eine Finanzoperation zu Gunsten Ihre« Bruder« vornehmen'? DaS wäre ja ein Selbstmord in optima forma. Warten Sie doch ruhig ab, wie sich die Sache entwickelt und lasten Sie dann unS seben, wie wir die Sache am besten anfasten. Die Objecte da draußen sind ja keineswegs so werthloS, als sie jetzt scheine», »nd wenn wir da draußen »och einen BolkSpark oder so etwa« ähnliches schaffen oder noch bester die Stadtverwaltung schassen lassen, da»» steigt da- Areal in einem Preise, der den dortigen Verlust durckanS wett macht. Uebcrstürzcn Sie nur nicht« und kolgen Tie meinem Ratve." Trübe scküttelte unentschlossen den Kops. „Wir wollen sehen, >va« Westpbal sür Nachrichten bringt. Danach können wir unsere Maßregeln treffen, klebrige»«, da fällt mir ein, Sie ^rotegiren Hager so sehr, wa- ist denn da» jür eine eine geschästlickr Große, ich babc nicht viel gute« von ihm gekört." „Hager ?" tagte Kühne, „Hager? daS ist ein Mann, der unstreitig Geld hat und große Grsckäfle macht, ob s>^ sebr reinlich sind, da« will ich dabin gestellt sein lasten. Sieber ist er jedenfalls und die Bank verdient einen hübschen Posten Geld an ibm." „Ich bade über den Mann schon verschiedene Urtheile ge hört, aber schließlich kommen sie alle darauf hinaus, daß man sich bei ihm vorsehen muß." „Ta sehen Sic und Ihre Gewährsmänner zu schwär; Ich gebe zu, daß er sich ei» wenig zu viel in die Bau speculation eingelassen hat, indessen das sind doch alles Ob sectc, mit denen man rechnen kann und sie sind oder werden doch mit der Zeit alle werlbvoll." „Sein Charakter soll nicht gut sein, sein Nus ist nichl der beste." „DaS weiß ich, das kann mich aber in meinem Nrtbeil al« Geschäftsmann über ihn nichl beirren. Heutzutage muß man ein Herz vo» Stein und eine Brust von Stahl haben, wenn man oben bleiben will und dies hat der Hager." „Jawobl und rin Gewissen wie Gummi!" „Möglich, doch streiten wir nicht über diesen Mann, vor läufig deckt er seine Wechsel noch, was nachbcr kommt werden wir ja sehen. Bester ist er als die Ludwig, Runge und Con sortcn." „Hoffentlich bebalten Sie recht." Die beiden Männer vertieften sich in ihre Arbeit Al>- c« bereit- zu dunkeln anfing, brannte sich .«tubne eine Cigarre an uad setzte sich aus das Sopba, das in Trübe'S Zimmer stand. Auch Trübe füklte das Bedürsniß, ein wenig au-zu ruben. Westpbal war noch nicht zurück und daS denn ruhiate ibn. Einige Zeit saßen sie schweigend sich gegenüber. Tann begann Kühne: „Frieda war gestern bei Ihnen. WaS ist denn nur mit dem Mädchen geschehen, sie ist so niedergedrückt und wirte» so fröhlich, sie scheint auch die ganze Nacht geweint zn bade», denn ibrc Auge» sind so rotb und dabei bat sie ein Gebein, »iß, dabei gebt sie mir au« dem Wege und ist doch wieder „Väterchen, Väterchen" .. ich begreife das Kind nicht." „WaS wird eS sein. Sie ist verliebt!" „Verliebt ? In wem sollte sic verliebt sein. Tic Liebelei mit Eckart babe ich ihr verboten und das weiß ick. daß meine Tochter mir folgt und sich mit kein nicht mebr beschäftigt." „Was haben Sie denn nur gegen den Eckart einzuwenden ? Er ist doch ein sehr anständiger Mensch, ein fleißiger Arbeiter unk wenn Ihre Tocktrr mm einmal in ibn vernarrt ist, so lassen Sie sie ibm doch. Er kann Ihnen roch auch in Ihre», Geschäfte nützlich sein " Wieder kam über Kübnc daS überlege,» Lächeln, da» das Urtdeil über seinen Edarakter so sehr b»iiiflnßle und das manchmal so unangcncbin berührte, wenn man sich noch nicht daran gewöhnt batte. „Sie sprechen von Eckart, al« ob er der erklärt» Bräu.
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