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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.01.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940126027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894012602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894012602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-01
- Tag1894-01-26
- Monat1894-01
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Tadellariichrr »nd Atssrnsiotz nach hoher»« Darts. ltxtra-Beilagen ges-lzo, nur mit d«r Morgen - Au«gabe, odn» Poftbesörderunu .«l 60-, mit Posibefärderuog 70-^. Annahmeschluß für Anzeige«: Abend-Ausgabe: vormittag« U) Uhr. Morge n-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/,S Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» je eine balde Stunde früher. Anzeigen sind stet» an die Erdedttt*» zu richten. Truck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^47. Freitag den 26. Januar 1894. 88. Jahrgang. politische Lagesschau. * Leipzig, 26. Januar. Wenn diese Zeilen vor die Augen der Leser kommen, weilt aller Voraussicht nach Fürst Bismarck als Bast des Kaiser» bereit« in Vrrlt«, da« zu dem großen Toppctseste der Ver söhnung zwischen Kaiser und Allkanzler und des kaiserlichen Geburt-sesteS auf das Würdigste sich vorderen« bat. Noch mal- auf die Bedeutung der Einladung des Kaiser- und tcS Kommens de-Fürsten hinzuweisen, ballen wir für überflüssig; lief in dem Herzen aller guten Deutschen lebt das Bewußtsein dieser Bedeutung; daß eS dann lebt, bekundet sich durch den Tank, den viele Millionen dem Kaiser darzubrinaen sich anschickcn. Nur Lines sei betont. Die Nachricht deS „Reichs Anzeigers", daß dir Entsendung deS Grafen Moltke nach FricdrickSrub der eigensten persönlichen Initiative de- Kaisers enlsvrungen ist und auch in Regierungskreisen Nie mand vorher von dem bochberzizen Entschluß des Monarchen Kennlniß gehabt hat. wird vielfach so ge deutet, daß der Reichskanzler Gras Caprivi diesen Schritt nicht billige. Diese Deutung ist aus alle Fälle unrichtig. Die Veröffentlichung deS „Reichs-Anzeigers" beweist im Gezentheil, daß Graf Caprivi den Schritt des Kaisers ebenso deurtheilt, wir die große Mebrzahl der Deutschen, und nur den ungeschickten Uebereifer seiner Schmeichler mißbilligt, die ibm ein Verdienst zuschreibe», das der Kaiser sich er worben. Vielleicht steckt hinter diesem Uebereifer auch noch etwa« Anderes. Ist das der Fall, so werden die Folgen nicht auSbleiben. Vorläufig thcilcn wir mit, was unser Berliner ss.-Correspondent über die Vorgeschichte der Ein ladung und die Versuche, diese Geschichte zu fälschen, uns schreibt. Es lautet: »So wenig bei uns Neigung vorhanden sein kann, die Weihe des Augenblick- durch politische Erörterungen und Polemik zu unterbrechen, so gebietet doch gerade die hohe Bedeutung de« heutigen Tages, Fälschungen seiner Vor geschichte entgegcnzutrelen. Nachdem die „Nordd. Allg. Ztg." zur ersten Meldung über die Wiederannäherung des Kaisers an den Fürsten BiSmarck — nicht weil cS die Wahrheit war, sondern auS Verlegenheit — der Ucberzeugung Ausdruck gegeben batte, die Entsendung des Grasen Moltke nach Fricdrichsruh sei der Initiative de« Kaisers entsprungen, begannen wenige Stunden später die Ofsiciösen einiger StaatSwürden- irägrr diese Thatsacbe zu verdunkeln, eine Mitwirkung de- Grafen Caprivi und deS Freiherr» v. Marschall anzudeutcn, zum Thcit sogar den Anspruch auf tic Dankbarkeit der Nation über die ersehnte Wendung dem Reichskanzler zuzuerkennen Eine gewisse verwir ende Wirkung dieser Andeutungen und Dar stellungen konnte nm so weniger ausblcibcn, als cs selbst wohl- vricntirtrn Politikern im Lanke nnbrlannt geblieben ist, daß die demokratische „Frankfurter Zeitung", die an der gekennzeichneten Stimmungsmacherei in hervorragender Weise bctheittgl ist, den Männern der Rcichsrcaierunz, und zwar seil geraumer Zeit, weißcS Papier zur Verfügung stellt. Nach rirsrm Blatt soll man erst auf dem letzten Hoffest den Ein druck gewonnen baben, daß der Kaiser sich eine Annäherung an den Grafen Herbert Bismarck nicht habe „octroyiren" lassen wollen. Darüber soll »der Kaiser mil dem Freiherrn v. Marsch all während eines Vortrag- gesprochen und während dieses Bort ra gS soll er den Beschluß gefaßt babcu, sich mil dem Vater auszusöbnen." Für den ersten Schritt zur Schaffung einer Legende ist diese Darstellung so übel nickt, man füblt sich von dem Hauch eines wenn auch kleinen diplomatischen Geistes angewrht. Zunächst hat der Kaiser noch nickt in Folge, sondern .während" de« Vortrags seinen Entschluß gefaßt — Ursache und Wirkung werden nicht geradezu behauptet, aber derart vor Augen geführt, daß man dem po?t lloc, ergo propter boe kaum entrinnen kann. DaS »in Folge" kann ja Nachkommen, ja es hat sich aus der Feder eines anderen publiciftischcn Freundes der Regierung schon bervorgewagt. Ueber die Mißdeutung des Verhaltens des Kaisers gegenüber dem Grafe» Herbert BiSmarck ist kein Wort mehr zu verlieren. Unsere am Mittwoch gegebene Darstellung bat mittlerweile volle Bestätigung von der btstiinterricktete» Seite gesunden. Die Kaiserin, die Prinzen Heinrich und Albrcckl baben den Grasen aus Wunsch deS Kaisers ausgezeichnet, für den Monarchen, der die Absicht der AuS föbnung nickl markiren, sondern mit der vollendeten That- sacke bcivorlretcn wollte, war daö natürlich Gegebene, sich zunächst dcni Vater zuzuwendcn und nickt dein Sohne, der übrigens dem Kaiser nicht „eclronirt", sondern auf Wunsch des Kaisers an einen Platz gestellt werden sollte, wo die kaiserliche Geinabli» ihn anzurcdcn vermochte. Waö »un die Veränderungen anlangt, tic „während" des Vortrags tcS Frbr. v. Marichall in der Gedanken- und Empnndiuigswelt des Monarchen vorgegangc» sein solle», so ist klar, daß ein derartiger Vorgang nur von cineni sehr scharf blickenden Augenzeugen beobachtet und geschildert werden lönnle Eine dritte Person wohnte dem Vorträge nicht bei, die Erzählung der „Frankfurter Zeitung" müßte dcinnach eigentlich Anspruch auf vellc Glaubwürdigleit baben. Nur schade, daß dieselbe Erzählung einem andereii Onieivscn, der aber ei» gewisse Ver antwortung für seine Pnblicationcn zu tragen bat, angebolen war und von diesem niit der Entgegnung, daß die Tinge sich ganz anders zugeiragen hätte», abgelebiil wordcu ist. Und aller dings war der Verlauf ein anderer. Es bleibe tabiiigestellt, ob Gras Caprivi und Frbr. v. Marsckall von der Enlscndung tcS Grasen Mottle unterrichtet gewesen sind, jedenfalls war ihr Rath nickt cingehott worden, geschweige den», daß von einem der beiden Herren in irgend einer Weise anregend aus die Person des Monarchen cingcwirkt worden wäre. ES ist die ureigenste Eingebung keS Kaisers, der die Nation die beglückende Tbat zu danke» bat. Durch diese Fest stellung, die dcSbalb nicht unterbleiben durste, weil es willkommene Pflicht ist, der Leffenilickkeit die volle Wür digung de- kaiserlichen GroßünnS zu ermöglichen, soll nickt i:n Entferntesten angcdcul« werten, daß dem Grasen Eaprivi t»e Acnderung des Verhältnisses zu Fricdrick Sruh unerwünscht sein müßte oder sei. Im Gegentbeil geben wir als bcacklenS- wertb eine Auffassung wieder, die dabin gebt, die Anssprache deS Kaisers mit dein Fürsten Bismarck werde keineswegs eine Beschleunigung des Rücktrittes des Reichskanzlers mid riel- Icichl das Gegentbeil zur Folge haben." Die sraiizösischrii Zeitungen, die sich bis jetzt über die Annäherung zwischen Kaiser Wilhelm und dem Fürsten Bismarck äußern, beobachten meist eine an- crkennenswerlbc Zurückhaltung -Hier nnd da klingt zwar zwischen den Zeilen die Furcht durch, der eiserne Kanzler könnte an die leitende Stelle des Reiches zurücitebrcn, »n Allgemeinen nimmt man mit Befriedigung Kennlniß von den Auslassungen deutscher Blätter, die diese Möglichkeit ablebnen, gesteht aber zu, daß die „Versöbnung" eine beträcht liche moralische Kräftigung der Reicbsgewalt dar- stelle. So schreibt die ,,Liberty": »Wenn Fürst Bismarck auch nickt wieder Kanzler des Reiches wirk, so kann er dom fortan dessen Berat her sein und dadurch auf den Gang der Ereignisse im Innern wie nach außen mächtigen Einfluß üben. Wenn er wirtlich einer der großen Geister wäre, die von oben herab die Bewegung ibreS Zeitalters lenken, so könnte er dem Bucke seine» Lebens eine ruhm reiche Seite biiizufügeu, wenn er am Ende seiner Tage der Friedensstifter in Europa würde, nachdem er den Dämon de- Krieges entfesselt nnd eS unter die Geißel keS sinnlosen Militarismus gezwungen bat" u. s. w. „Moniteur" meint: „Die Versöbnung bat nur die Bedeutung einer HerrenSgenngtbuung für die Deutschen nnd der Be friedigung für Kaiser Wilhelm, der in Zukunft voraussichtlich weniger den vergifteten Pfeilen auSaesctzt sein wird, die bis jctzl jeden Morgen die Ofsiciösen tcS Einsiedlers von Frietriwsrnb aus ihn abfchvssen " Etwas hämisch bemerkt das „Journal des DSbatS": „Fürst BiSmarck wird wahr scheinlich die ihm so liebenswürdig crercnzte Flasche Wein ans das Wobl deS Kaisers trinten, aber deshalb braucht man nickt anzuiiehmen. daß er nun in die Witbelm- straße zuriickkebrcn werte. Möglich ist, daß die Haltung dc> Fürsten gegen seine» kaiserlichen Herrn und dessen Ratbgcber nun gemäßigter und ctmaS herzlicher wird, und das ist zweifellos der Zweck, den Kaiser Wilhelm vcr- solgt." Der „Jour" glaubt auS rem Ereignis! Anlaß nehmen zu müssen, daran zu erinnern, daß Franlreick besser gerüstet i« als >870 und überdies wieder Freunde in der Well babe. „Bi-niarck", so schreibt da« Blatt, „braucht lein Minister- porleseuille, um seine Ralbschläge zu ertbcilc», und welcher Art die Ralksckläge sink, tic er seinem Herr» gebe» wird, weiß alle Welt. Seine BoltStbüinlichkcit, die seinen Rück tritt überdauert bat, wird in der öffentliche» Meinung das Anicben der taiscrlicken Po li t ik erhöben, und wenn Kaiser Wilhelm ll. dem -Kriege zuneigen sollte, so wäre cs ein »icistcrbaster Zug, wenn er fick vorher der moralischen Hilfe und des RatbcS des lbalsächlicken Ur hebers der tcnischen Einigung versieben hätte. Erregen wir unS nicht, aber erwägen wir, daß wir in einem Augenblick, wo unserem schlimmsten Feinte verziehen wird, daß er gar zu groß war, nnd wo er an einen Hoi zurücklebri, der uns stets verabscheut bat, Anlaß habe», unfern Gurt fester zu schnallen unk unS für jeden Fall bereit zu batten." — In Dculschtaiid weiß Jedermann, daß nnS die An näherung zwischen Kaiser und Kanzler locker den Krieg noch die Abrüstung bringen wirk, aber wir erlcnncn anch >n dem Spiegclbilde, welches das Ereigniß in der unS mißgünstig ge sinnten französischen Presse geworfen, wie scbr wir uns des hochherzigen Schrittes deS Kaisers auch in Bezug aus dir Kräftigung deS deutschen Anscbciiö draußen in der Welt zu freuen haben. Oberst Bonn i er soll rem „Journal des DöbatS" zufolge Limbukt» ohne Schwertstreich besetzt haben. Die Begehr lichkeiten der Franzosen sind seit geraumer Zeit ans Timbutlu, die Handelsstadt am Slldcnrc der Sahara, gerichtet. Nominell zum Fullaslaat Massina gehörend, aber unter dem Einfluß rer Tuareg siebend, I', Kilometer »örtlich vom Niger, bat Timbntlu über eine Slundo im llmsangc. Tie ansässige Be völkerung, die inebr als 2» >">(» Seelen ttnobanicdanische Neger und Araber) zäbtt, treibt nur wenig Industrie, dagegen ist der Handel von Bedeutung, der in Folge der großen nördlichen Biegung deS Niger fick hier conecntrirt. Hafen der Tlatt ist das am Norkuser des Niger gelegene Kabara. Dir Stadl Timbutlu war Jahrhunderte hindurch ein Rätbscl, mit dessen Lösung sich die cnrop.uschcn Geo graphen nnd Reisende» beschäftigten. Der Brite Munpo Park drang im Iabre I8«i.'> bloS bis zum Hafcuone Kabara vor, Laing getaugte zwar von Tripolis aus nach Timbullu, wurde jedoch wenige Tage nach seiner Ankunft auSgewiesc» und dann auf der Rückkehr ermordet. O lücklicker war der Franzose Cailliö, der von Sierra Leone aus da- Innere von Afrika bereiste unk von, 2". 'Avril dis zum .1 Mai >828 in Timbuttu rcrwkitte, aber, weit er fick semer Sicherheit wegen verborge» ballen miistic, an umfaffcndcn Beobachtungen ver hindert wurde Ter erste Eurvpärr, der von lösten ans biS Timbutlu vordraug, warHcinrich Bartb, der am 7. Tcp tcmber 1853 daselbst anlangte und, vom Sckrich sreunvlick ausgenommen, bis zum ll. Juli 1854 in der Stabt und Um legend verweilte. Im Iahro 1880 wurde Timbuktu von een;, der nickt mcbr viel von der ehemaligen Grenze vorfand, besucht, ebenso tic Hafenstadt Kabara im Jahre 1886 von einem französischen Kanonenbool. ^Wer glauben wollte, daß die in Belgien durch den „Falt RceluS" hervorgerufenen Vorgänge an der Brüsseler Universität nur einen Aufstand junger Leute gegen die »lateinische lTbrigleit bedeuten, der würde fick einer große» Täuschung bingcbc». Hinter den ungestümen Kund acbungcn einer bcißblütige» Jugend spielt sich «was ganz Anderes ab: ein schon seit Jahren währender, geheimer Kampf zwischen den gemäßigt-liberalen Elementen einerseits und den radicaten und socialistischen Ele menten andererseits um die Oberherrschaft an der Brüsseler Universität. Gegründet im Jahre 1834 durch Verbacgcn und andere hervorragende Mitglieder ecr liberalen Partei, war die „freie Universität" Jahrzehnte hindurch »ine Hochburg des eckten liberalen Geistes aus dem Gebiete des Unterrichtes und der Wissenschaft. Während nun im Aus- ttchloralhr, der höchsten atadcinischen Behörde, das gemäßigt liberale Element auch jetzt »och vorherrschend vertreten und die Universität im Sinuc ihrer Gründer wcilcrzuleiten bestrebt ist, baben im Lebriorper und in der Sludcntcnschaft allmäh lich das radicale und das sveialistische Element Wurzel ge faßt, welche jetzt in einseitig tendenziöser Absicht die Pflege- siätte der Wissenschaft »> eine Schule der politischen Prvpa ganca umzugestaltcn suchen. Da der Aussicht-rald trotz mehrfacher, an Sckwäcke grenzender Zugeständnisse, wie tic Berufung des Anarchisten Recln« aus den Lehrstuhl für Geographie, im Große» und Ganzen derartige Bestrebungen dock zu unterdrücken stickt, so benutzen die Radicaten und Secialiste» jede sick tarbietendc Gelegenheit, um eine Arnde rung der Bestiinintliigen über die Zusammensetzung des Aus ficktSratbcS in dem Sinne durchzusctzcn, daß die gemäßigten Liberalen ihrer bisherigen, ausschlaggebenden Stellung ver lustig geben sollen. — Am bedauerlichsten ist in dem ganzen um die Person des berühmten Geographen sich drehenden Confticl der Umstand, daß tic Studenten in ihrer Weigerung, eine gegen die höchste akademische Behörde begangene Un gezogcnbcik ziirückzunchmen, und in idrcr vrrbtcnveicu Forde rung, de» 'Anarchisten Rcclus als Lcbrcr an der Hochschule wieder zuzulastc», von einer Anzahl ihrer eigenen Professoren und von dem soeiatislischen Rector Denis, der übrig«»« tcinissionirt bat, unterstützt werden. Der neue serbische Ministerpräsident Similsch rechnet bereits mil der Möglicklcit seines Rücktritts und der Er greifung von Repressirinaßregel» gegen die unocrsödntichcn Elemente der radiealen Partei. Er deutet aus eine stärkere und energischere Hand, als die seine, bin, der er solch« Maß nahme» überlassen niüsse, d. b. wohl auch die Dictalur. Das läßt sich schlimm an, aber der Empfang, welchen das „Brr- föhnungöininiskerii»»" »i der Slupschtina fand, war «uck ei» zu verblüffender. Nickis als blutigen Hodn erntete Similsch für seine Coneilianz und dis Aufregung der radiealen Ma,orilät war so groß, daß er nickt einmal den UlaS des stönigS verlesen tonnte. Entsprechend dieser un beschreiblichen Scene ist die Sliniiiiung, die in der radikalen Presse berrortrilt, die über die Anwesenheit Milan'- und den „Brnck der Verfassung' förmlich wittl>« Dir Demonstrationen der Studentenschaft ror dem Konak deuten auf den Beginn einer revotuiwnane» Gäbrung in der Hauptstadt, und die Ausweisung der radiealen bäuerlichen Trputinen auf das Vorbaiircnscin gefährlicher Eonspiratloneu unter den Führern Äuf und nieder. Sioman von Edwin Heinz. (Me Rechte verbehalten) lForlsetzung.f Aus der Bant tuschelte man sich am andern Morgen Verschie dene« in dir Obren, aber da» Gerückt, da« da herum ging, war »ock zu unbestimmt, um von jedem Angestellten richtig gewürdigt zu werden. Wer das zuerst geäußert batte? Niemand wußte cS. Die beiden Caffenboten batten sich vor Oeffnung deS Geschäfts getroffen und sich aus der Straß« unterhalten. Da batte ihnen der Restaurateur, der gegenüber einen Schnap«- schank besaß und bei dem die Beamten der Dank nickt« kauften, höhnisch zugcrufen, daß eS ihnen heut« wahrscheinlich nicht gut geben werde, denn wenn Trübe das erfahre, »va lider ihn gesprochen worden sei und waS von einem Kunden, der dabei war und der jeden Tag in der Früh bei ilim eine» Cognac trinke, ibm erzählt worden sei, so gebe es heute etwas. Der Laufjunge, der dazu kam, hatte eS vom Bäcker, bei dem das Auswaschmädchrn auS Ler Brauerei erzählt hatte, daß ein großer Mann, ein Director, Rübe oder Mühe, gestern Abend durch- grbauen worden sei. Dan» kam ein junger Commis, der seine Nächte in den Kaffeehäusern zuzubringeu pflegte und erzählte in einem CafS, batten Besucher jener Versammlung einen Vorfall besprochen und man hätte gemeint, an der Sache müsse doch etwa- sein, sonst könnte doch Runge so «was nickt sagen. Nun sei er neugierig näher gerückt und habe auch de- Direktors Name» gehört. Während man sich langsam an die Arbeit machte, kam auch der Cassirer, dem war die Geschichte von Jemandem, der sie von einem Augenzeugen baben wollte, auf der Pfrrdcbab» erzählt worben. Nach seiner Erzählung sollte man Trübe einen Mörder genannt baben und tic Staatsanwaltschaft ibn bereit- verhaft« und eine Revision der Bank ungeordnet haben. TaS war freilich alle« so unfaßbar, daß d:r Cassirer die Geschickte Jedem eiineln unter dem Sieget der Vcrschwirqenheit weiter erzählte und bin- zufügtr, daß feine Easte in Ordnung sei. So verflocht sick rin Gerücht mit dem andern und als uni S Uhr der Direktor, d«r doch sehr püncitich war, noch nickt gekommen war, da wnck- ^i« Inmgung und an Arbeit war nicht zu denken E gentbüm- lich erschien eS, daß Westpbat, der al« dcS TirectorS Ver trauter galt, nicht kam und hieran knüpften fick nun weitere Folgerungen. Endlich kam Westpbal, etwas später der Direktor. Wcstphal war aufgeregt und al- man ibm die Neuigkeit mit theilen wollte, winkle er mit der Hand ab. Kaum waren die wichstigsten Briese vertheilt und die An ordnung für die la»seiide Arbeit gegeben, wa- beute reckt langsam ging, da Trübe gar nick» bei der Sacke war, betrat Westpbal da- Privatkonto«: unk zog die Tküre hinter sich zu. Trübe bieß ibn willkommen. „Erlauben Sie mir Herr Trübe, daß ich Ihnen einen Bericht über eine Versammlung abstatte, tic gestern Abend in der Brauerei stattsank " „Waren Sie der Mann, der sick so tapfer meiner an nakm?", er streckte Wcstphal die rechte Hand entgegen, die dieser herzhaft drückte. „Tie wissen schon Herr Direktor?" „Ich war dabei, lieber Westpbat!" „Sic waren dabei, ich babe Sie dock nickt . ." „Gesehen; da- ist richtig. Ich saß mit meinem Sohne zufällig im Nebenzimmer und habe etwas gehört. Ich tanke Ihnen. Aber war nicht noch Jemand da, der meine Ebrc gegen den Runge vertbcidigtc?" „Herr Eckart, den ick icnncn gelernt habe, und den ick aus meinem Wege traf. Er begleitete mich. Er war eS, der zuerst dem Unverschämten den Mund stopfte." „Ick danke Ihnen reckt sehr." „Ich lras beute früh Herrn vr. Reinhold und habe ibm die Geschichte erzählt." „DaS ist gut, io brauche ich cS »>cht zu thu». Bitte schicken Sie nach ihm." „Er kommt schon selbst. Er wollte nur noch einmal in seine Esprtition gehen." „Ich danke Ihnen nochmals, lieber Westpbal." Wcstphal ging und ließ den Chef allein Trübe lehnte nck in seinen Stuhl zurück und versanl in düsteres Dritten, tic Sacke war ihm doch nicht gleichaittig. Offen war die Dcleikigniig ausgesprochen worden, sie konnte nur aus dem Gerichte gesühnt werten, aber deute paßte ibm taS nicht. Er war eine leichtlebige Natur und so ließ er im Gefühl seiner Unschuld lieber Unrecht vor Reckt er gehen. Sein Zo»m war schon wieder verraucht. Sick ror Gericht mil diesen Leuten herum streiten, da- wollte er nickt. Da kam Or. Rrinbold Tie Männer reichten sich dir Hand. Nach einer Weile begann Reinheit: „Erinnern Sic sick noch dcS Gespräche» vor einigen Monaten an dieser Stelle? Es tlmt mir herzlich leid, daß meine Prophezeiung eingelrossen ist, aber die Menschen müßten nickt ans dein Holze geschnitzt sein, aus dem sic es find, wenn es ander» sein sockte. Die Leute verzeihen Ihnen nickt, daß Sie au« ihrem Stanke bervorgegaiigen sind und daß Sic cS weiter als die anteren gebracht haben. Wären Sie ge lernter Kaiisma»», wären Sie Jurist, Niemand würde gewagt baben, Ihre Handlungsweise zu bcuiäteln, die Leute würden sich sagen, der Mau» bat von seinem Standpunkte aus Reckt, und würden sich böckstenS sachlich äußern. Sie aber be trachten sic gewissermaßen als eine» Abtrünnigen, Sic meiden sie »nd deshalb feinde» sie Sic an Alle« Gute, was Sic den Leuten gctban haben, hält nickt Stick gegen die Meinung, daß Sie »ock mehr hätten tbun sollen, denn Sic seien ihr Kamerad, ihr College, den das Schicksal nur dc-balb so hoch gehoben habe, um seinen Genossen nützlich » sein. So lange Sie den Lcu'.cn ciitgcgentaincn, o lange war ihnen die Sache Reckt, so lange bückte man fick vcr Ihnen, zog vor Ihnen den Hut, weit man Sie doch einmal zu brauche» glaubte, dann aber als Sie ihre Pläne durchkreuzten, weit Sie Ibrer Ueberzeugung nach mußten, da kannte der im Neid schlummernde und ausgeweckic Haß leine Grenzen unk riplodirle, allerdings in einer so schlimmen Weise, wie ick cs niemals gekackt bätle. Wollen wir etwas gegen den Runge unternehmen? Ick bin nicht dafür, sich mit solchem Pack hcriinizufchlagen. Tie nächsten Tage werden ja ebne Zweifel Klarheit in die Verhältnisse bringen Gestern Abend ist endlich der Antlagebcschttiß wegen dcS MärckenS mir zugesertigt worden. Er lautet, wie ich Ihnen gesagt habe, ans Vergeben gegen da» Personenstand»^!«', c« kann höchstens vierzehn Tage geben, die natürlich durch die UntersuchnugSbasl längst verbüßt sind. Eine Freundin von ihr, eine Frau Banmgartrn, die irgendwo in der Nabe einen Gasibrs bat, war bei mir unk bat mir gc- sag», daß sie da» Mädchen zu sick nehmen will. TaS wäre ra« Beste, denn raS arme Ding ist durch den Vorfall und durch ihr Nerrcnneber so bcrabgctommcn, daß sie Erholung und gründlichc Erholung sehr nolbig hat. Der schöne Herbst wird ihr Gcfuntung bringen " E» klopfte. Kühne trat rin „Guten Morgen, wa- ist den» hier lo-? Vas ist ja unter den jungen Leuten «n Wispern und Flüstern und Gebeimgetbue..." „Tie werden sich wahrscheinlich über den gestrigen Vorfall uitterbatten," bemerkte Toctor Neinhold „Was für ein Vorfall. Ich weiß von nickls." Nun erzählte Reinhold, was er von Wrstpdal wußte, vergaß adcr nickt, Hager, dem er schon lange auf dir Finger sah, in da« richtige Lickt zu stellen. AIS er geendet batte, sagte Kübne im Tone des Sclstvorwurs»: „Trübe, Trübe, da babe ick, Ihnen sehr Unrecht gethan und da habe ick, mich von dem Hager gründlich narren lassen. Nu» c» ist ja »ock, Zeit, ibm die Schnur zuzuzirhen, die er verdient. Fraglich in mir nur immer noch, wer da- Gerückt mit dem Mätcken anSgesprengt Kat" Trübe wottte etwas sagen, aber Reinhold kam ibm zuvor. „Die Leute fragen nach der Ursache und wenn sie die wahre nickt ergründen, nehmen sie falsche an. Da- Derliich'scke Hans ick abgebrannt, wer da- Feuer angelegt bat oder wie es hcrau-gclommcii ist, hat die Untersuchung nicht ergeben Nu» fragt das Voll, wer bat einen Nutzen von dem Brande. Bcrtiich batte teincn. Nutzen batte nur Ihre Bank durch die Durcktcgung der Straße. Man ist gewöhnt, Herrn Trübe für die ichöpfcrisck'c Persönlichkeit zn batten, sonach batte e, damit Vorthcil. Das war nickt genug, man mußte auch ein wenig Romantik dabei haben »nd so erfand nian den Mord." Trübe warf Reinbolk einen dankbaren Blick zu. „Das ist infam", ries Kübne, uno dabei babe ick den Plan mit der Turckckegung erdacht. Armer Trübe, da sind 2ie schließlich meinetwegen noch in diese Situation gekommen. Nun Herr Do«or, wer waren Venn die Leute, Vir den Runge kurck'acprügett haben?" „Herr Wcstphal unk rin gewisser Herr Eckart!" „Unser Wcstphal? . . und Eckart . . Eckart, der Componist?" . ,.I«" „Ter Man» steigt in meiner 'Achtung." „Weil er sich geprügelt bat?" fragte Reinhold lächelnd. „Nein, weil er männlich für Trübe «»getreten ist und weil er Energie gezeigt bat." Man börie vor dem Zimmer einen kurzen Wortwechsel, als ob Jemand in da» Zimmer «»treten wollte ond es weide il»n verwehrt. Enrlick wnrtc aber dock Vir Tdüre ausgerisicn, herein stürzte Julius Trübe und direct aas Karl Trübe zn. „Karl ick toinme nur um Tir zu sagen, daß ich zu Dir hatte und daß ick nickt» glaube, >va« gestern in der B«r (ammlung gesagt worden sein soll und daß ich alle« aus- wenden werke, um di« zu entdecken, ron denen Runge s«ine Vertäumdunzen b«r bai. Ick bin jetzt nur neck rm »r«er
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