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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940202017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894020201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894020201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-02
- Tag1894-02-02
- Monat1894-02
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Bezugs-Preis U der Haiplerpedttton oder den Im Stadt- beetrt und den Bororlen errichteten «ns- uabeiiellen ob geholt: vtertet,Ldri>ch>l4chO, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus »l bchä Durch die Polt bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich et 6.—. Direcie tägliche ^euzbandiendung int Ausland: monErch 7L0. Di« Morgen-Aukgabe erscheint täglich '/,? Uhr, dir Abend-Ausgab« Wochentag» ü Uhr. Le-artion »a- Lrveffitiou: J,hanne«,affe 8. Die lkrvedttion ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: ctt« Mt««'» e«rtim. («lfrep Hahn). Universitätsstratze 1, L-ui« Lösche. ikathariuenstr. 14, part. uud Löaigsplatz 7. Morgen-Ausgabe. rwmtr und Tagcblall Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. .V» 59. Amtliche Bekanntmachungen. Ausschreibung. Die Klempner- und WaffertettungS-, Ziegeldecker-, Glaser-, Tischler-, Schlosser- und Malerarbeiten, sowie die Lieferung der «alzeiserncn Trägrr. schmiedeeisernen Treppen und die Herstellung des HolzeemeutdachkS und der Anizböden aus amerikaniicher Kiefer zu dem Anbaue an die II. Bürgerschule in Leipzig-Gohlis sollen je an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen, Zeichnungen und Arbeitsverzeichnisje für diese Arbeiten und Lieferungen liegen in unserer Hochbauverwaltung, RathhouS, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 6, aus und können dort eingejehen, die Arbeitsverzeichnisse auch gegen Entrichtung von je l -Sl, die auch in Briesmarken eingesendet werden kann, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit entsprechender Aufschrift: . Klempner- oder Ziegeldecker- u. s. w. Arbeiten für den Anbau der 11. Bürgerschule in Leipzig-Gohlis" versehen im oben bezeichneten Geschästszimmer portosrei, und zwar di» zum 14. Februar d. I., Abend» 5 Uhr, »inzureichen. Der Rath behalt sich die Auswahl unter den Bewerber», sowie die Theilung der Arbeiten und dir Ablehnung sämmtlicher An gebote vor. Leipzig, den 25. Januar 1894. Der Rath der Stadl Leipzig. Id. 419. Or. Tröndlia. Colditz. Freitag den 2. Februar 189^. Holzauktion. Montag. den 5. Februar 1KS4 sollen von vormittag» 9 Uhr an im Aosentdal-Nevter in der Näh« de» Ametungs- »ehre» und der Martrnbrückc ra. I l« starte Abranmbaufen und ca. 170 starke Langhausrn gegen safartige Baarzadlung und unter den im Termine au» hängenden Bedingungen an Art und Stelle meistbietend verlaust werden. Zusammenkunst: ans dem obengenannten Schlage. Leipzig, am 25. Januar 1894. De» Rath» Forftdeputation. Erledigt bat sich unsere Bekanntmachung vom 17. diese» Monats, die ledige Marie Jda Heuntckr betreffend. Leipzig, den 29. Januar 1894. Der Rath der Stadt Leipzig. Armennmt, Abth. IV». 7i. k. IV». 118e. He nt sch ei. Hr. Die städtische äparcalse beleiht Werthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 10. Januar 1894. Tie Sparcafikii-Teputation. Sparcalse Lirbertwolkwih. Vater Garantie der Gemeinde. Reserven: »4«»»»« i»t» Sparvcrkehr im Monat Januar 1894: 1980 Einzahlungen im Betrage Von 230 425 53 2434 Rückzahlungen ... 219 507 38 Verzinsung der Einlagen mit 3'/,°/» ExpeLitionszcit: Mon- l«zS und Donnerstags. DI, ZmeiggrschaftSstelle TtStteritz rxpediri jeden TonnerS- tag Nachmittags von 5 bis 7 Uhr, und die Zwtiggeschästsftrlle Paunsdorf jeden Montag und Tonnerstag Nachmittags von 3 bi« 6 Uhr. Eparcasscn-Bermattung. Dyck. Dir. Loncursverfahren. lieber da» Vermögen des Schneidrmühlenbesitzer Karl Friedrich Wicke in Tannroda wird heule, am 31. Januar 1894, Nachmittags 4' i Uhr das Eoneursverfahrrn eröffnet. Der Rechtsanwalt Sommer in Weimar wird znm ConcurS- Verwalter ernannt. Offener Arrest mit Anzeige- und Aumeldesrist bi» zum 10. März 1894. Erste Gläubigewersammlung den 27. Februar I8S4, Vormittag- 10 Uhr. Allgemeiner Prüsungstermin am 29. März 1894, Vormittags 10 Uhr. Blankenhain t. Th-, den 31. Januar 1894. Grotzhrrzogl. T. Amtsgericht. Bra mgart. M. Die Arbeiterfrage in der deutschen Landwirthschaft. II. (Schluß.) Wenn man bedenkt, daß die ländlichen Arbeiter in Deutsch land mit Angehörigen nabezu acht Millionen umfassen, d. h. 42 Proc. de« gesammten Arbeiterslandes, gegen 35 Proc. in Bergbau, Handwerk und Industrie, so wird man erkennen, welche Wichtigkeit ibncn beigcmessen werden muß. Iw. Franke» stein behandelt, auf Grund der Fünflheiliing, anschaulich und ausführlich die Lage der einzelnen Arbeiterkalegorirn in den einzelnen Provinzen und Landschaften, jedesmal die Schilderung eines größeren Bezirke» in zusammen fassendem Unheil abschließend. Ehe wir in eine Be sprechung der Gcsanimlergebnisse, zu denen er gelangt, eintrelen, möge gestattet sein, der Stellung der Arbeiter >n Mitteldeutschland etwa- ausführlicher zu gedenken. Zu Mitteldeutschland werden gerechnet: da- KönigreichSachsen, kieProvinzSachsen, die thüringischen und übrigen mitteldeutschen Kleinstaaten, der östliche Tbeil de» Regierungsbezirke» Cassel und der südliche Tbeil der Provinz Hannover. Im nördlichen Tbeile Mitteldeutschland» haben wir den Hauvtsitz der Zuckcrrübcncultur zu suchen, mehr Kornerbau herrscht in den anderen Gegenden, dock wird auch Rüben- cultur gepflegt; in den Gebirgsgegenden überwiegt meist der Kartoffelbau. Im nördlichen und östlichen Tbeil« spielen dir größeren Güter »nd der großdäurrlickr Best» eine Rolle, sonst überwiegen die gewöhnlichen bäuerlichen Güter, wäbrend in den Gebirgsgegenden der kleine Parcellenbcsitz vorherrscht DaS Brrdältniß von Angebot und Nachfrage an Arbeit- träskeu ist für die einzelnen Gegenden srbr ungleich, wobei von Einfluß sind Bergbau und Industrie (Königreich Sachsen), klimatisch« und BodenverbSltnifle (im Thüringer Wald« Rühencultur n. s. w. Fast in den meisten Gegenden nehmen die heimischen Arbeitskräfte ab. denn die männliche Jugend wendet sich mehr dem Handwerk oder der Industrie zu und die weibliche gebt zum Dienst in die Stadt, in die Fabrik oder erlernt die Näherei. Bei den kontraktlich gebundenkn GutStagelöbncrn wird die Geldlobnung immer gewöhnlicher, oft tritt auch an Stelle des TagelohneS die Akkordarbeit. Erkält der Arbeiter Ge» kreide über den Bedarf, so verkauft er eS dem Händler, oder, was jetzt vielfach üblich ist, zuin Tagespreise a» den G»tS- bcrrn. Auch daS Brodkcrn wird vielfach ähnlich verwendet. Denn ost bat der Arbeiter keine Gelegenheit mehr, den Roggen mahlen z» lassen und da- Brod zu backe», nament lich da HandelSmühlen an die Stelle der Kundeiiiniilckcn ge treten sind, auch wobl die Frau dcS Arbeiters gar nicht mehr Brod backen kann. Das Gcsaminteinkominen einer Dreschersaniilie ist nach den Gegenden verschieden. Wo inten- ivcr Rübenbau getrieben wird, beläuft cS sich aus 1000 bis 1200 sonst aus 600—1000 -L, dock so, daß cö sich meist wischen 7.50—800 ^ bewegt. Die Löhne der freien Arbeiter ind durchweg gegen früher gestiegen, am wenigsten da, wo sie schon zu Anfang der siebziger Jahre scbr hoch waren, wie nn Königreich Sachsen. Sehr gut stehen sich die Arbeiter im Accord; so sollen sie in der AintShauptmannschasl Dresden- Altstadt dis auf K den Tag kommen, während sonst der Tagesverdienst sich bei Akkordlohn im Allgemeinen aus 2,50 bis 4 stellt. Run bietet sich aber für die ländlichen Tage löhner im Winter in der Regel keine Beschäftigung aus den Gütern und Höfen, so daß sic gezwungen sind, nack anderer Beschäftigung, die sie auch meist i» anbercn ErwerdSzweigen inten, sich »mzusehen. DaS Jahreseinkommen, einschließlich des Verdienstes der Familien, beläuft sich i» den Rüben- zegenten auf 1000—>200 sonst schwankt eS bei den äußersten Grenzen zwischen .500 und 1400 sxecicll im Königreich Sachsen werden sowohl die niedrigsten AmtSbauptmannschast Löbau) als auch die höchste» Sätze Pirna) gesunde». DaS einheimische Gesinde ist, wie oben bereits angcdeutct, mekr und mehr im Verschwinden begriffen; es wird von außerhalb gemielhet, cs kommt aus dem Osten und in dem südlichen Theile meist aus Bayern. Nur das Eichsseld stellt das Beispiel einer Absonderung, dagegen kommen Wanderarbeiter von Jahr zu Jahr mehr aus dem Osten, und zwar nicht bloS in die Rübengegenten. Selbst da, wo cS vielleicht möglich wäre, mit einbciinischkn Arbeits kräften auszulommen, zieht man die Beschäftigung von Sacksengängcr» vor, weil sie etwas billiger als die ständiger Arbeiter ist, und der Arbeitgeber nickt verpflichtet ist, Arbeit für de» Winter zu beschaffen. Die Sacksengängcr stellen an die Befriedigung ihrer Lcbcnsbedürsnisse geringe Ansprüche und nehme» den größten Theil des Lohnes in die Hcimath mit. Ihr Baareinkommen für ca. 200 Tage beläuft sich bei männliche» Arbeitern aus 350—500 bei weibliche» aus 225—350 ^ J»> Allgemeinen kann man sagen, daß die Gesanimtlage der Land arbeiter in Mitteldeutschland als günstig zu bezeichnen ist; sie wäre cö noch mehr, wenn sic im Allgemeinen zu spare» nnv hauszuhalten verständen, woran die mangelhafte bauswirtk- s chastli cheAusbildung LerFrauen häufig die Schuld trägt. Die früheren patriarchalischen Beziehungen zwischen Arbeit gebern und Arbeitern sind so gut wie gan, verschwunden, dies bat namentlich in Gegenven, wo Fabriken in größerer Zahl verbanden sind, eine Lockerung der Disciplin zur Folge gehabt. In rein ländlichen Kreisen merkt man bis beute von der Socialdemokratie noch wenig, ebenso ist da, wo die ländlichen Arbeiter nack Erwerb von Grundbesitz streben, für socialistische Umtriebe kein Boden vorhanden. Dem günstigen Bilde, das wir über Mitteldeutschland gewinnen, schließt sich das übrige Deutschland im Allgemeinen an. Dock feblt eö auch nicht an Erscheinungen, die zu schweren Bedenken Anlaß geben. So hak die Zahl der Guts tagelöbner sebr abgenommen, im Osten da, wo noch die alte, patriarchalischeArbeitSversassung sich erhalten hat,weniger, »m so mehr in Posen und Schlesien, wo sie mekr und mehr einer capitalistische» hat Weichen müssen. DaS bat nn Osten daS allmähliche Schwinden der Jnlcressengemcinschast zur Folge, nickt unwesentlich auch deshalb, weil vielfach die Getreide Production zu Gunsten tbeil- der Hacksruchtcultur, tkeilS der Weidewirthichast oder intensiver Biebzuckt zurückgetrctci. ist. Dann ist auch reckt bedenklich die Verpflichtung, Acharwerlcr zu stellen, die vielfach sich als unmöglich herauSgcskcllt hat Dock wenn auch, was vielfach vorkommt, aus dem Guts- tagelöbner ein freier Arbeiter geworden ist, so steht er sich bei Weitem nicht so gut wie seine Genossen in anderen Theilcn, deren Stellung i» dem Grade sich bessert, je weiter man von Norden und Osten nach Süden und Westen vorschreitet. Dies ist durch günstigere klimatische und wirthschastliche Verhältnisse bedingt; denn der kürzere Winter macht eine intensivere Ausnutzung dcS BodenS möglich, und die größere Entwickelung der Industrie und des Verkehrswesens mindert die Differenz zwischen Winter- und Toniinerlöbnen. AuS Allem geht bervor, daß daS eigentliche Gebiet der ländlichen Arbeiterfrage der Osten ist. Sie gipfelt vom Jntercssenstankpunct dcS Arbeiter- darin, ob nach oben Luft geschaffen und die Möglichkeit eine- Aus steigen- zu selbstständiger Existenz geboten werden kann. Sie strebt aber nicht wie die gewerbliche Arbeiterfrage nack sociatistischer, sondern nach individualistischer Lösung, das beißt, cs gicbt für sic noch weit weniger als sür jene ein Universalheilinittel. Diese Frage beschäftigt auch den Arbeit geber in hoben, Grade, und auch der Staat bat ein großes Interesse daran, daß den, Grundbesitz, namentlich im Osten die erforderlichen Arbeitskräfte erballen bleiben, die durch drei Uebel vermindert werden: durch die Auswanderung überS Meer, die Abwanderung in andere LandcStheile und die Sachscligängerei. Ersatz wirb durch Arbeiter aus Russisch-Pole» geschaffen, die schon immer weiter nach Westen Vordringen. Aber darin liegt sür das Deutschthum eine Gefahr, der die Regierung nicht untbätig zusebrn kann, will sie nicht dir Erruugenschaslen der deutschen Eultur im Oste» in Frage gestellt sehen Auch daS ist die Folge der vermin terlcnArbeilSkräste, daß ein rationeller Betrieb der Landivirtb sckaft mehr und mcbr unmöglich wird. So ist der Versuch erklärlich, durch Ansässigmackung von Arbeitern Arbeitskräfte zu gewinnen; jedoch die Abzweigung einzelner Colonien von größeren Gütern hat sich in socialer Beziehung als bedenklich ArizeigenPreis -re 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg7 Reklamen uittrr dem Redactionsskrich »,4a»» spalten) 50^, vor den Familie»miLrrchtr» (6 gespalten) 40^. Größere Schriften taut nuferem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernjatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit her Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Ännalfmrschlub für Än)ki-en: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Mir. Margen-Au-gabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- »nd Festtags früh '/,9 Uhr. Bei deo Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Truck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 88. Jahrgang. crwirs.'n: -ni- in ^Än!aIp'oUu> I»r id„ So?g^lräg!'/ t^dle Besitzer tes Gn.nreS imr Bodens nicht länger »nter der Dcm in die sic unter dem römischen Rechte genttben 1"^,...- Staate jedoch, der als DomainiU.bcfltzer iclbft ,m bock ", Grare an einer günstigen Gestaltung der l^N'ä'e ' Arle u^ Verhältnisse intercssirt ist. erwachst auch )u,rlg« d'k, e. Eigenschaft als Grundherr die Pflicht, ein - orbild Z" g und zu z-iaeu, wie befriedigende Zustände geschaffen werden können." Deutsches Reich. - Leipzig, l. Februar. Wie wir aus eine Aiisrage an zuständiger Stelle erfabren. kann sür daS ^schc.n-n des il. Bandes von Sybel's „Begründung, dcS Teut,ch n Reiches durch Kaiser Wilhelm I" cm bcst'M"'tcr Termm ,war nock nickt angegeben werde», dock durfte der ^.and voran« sichtlich bi's ;»in M a i dieses JabreS ?ur UuSgabc gelangen. — Demnach bestätigt eS stck, daß auch m die,er An gelegenbeit eine erfreuliche Wendung cingclreten ist. II Berlin, l. Februar. Von allen Seiten ertönen Klagen, daß mit dem 1. Lctob-r d. I. der Fortbildung« unter richt Gefakr taufe, eingcslellt oder so eingeschränkt zu werden, daß seine Fortsührung wenig Erfolg batte. Von diesem Tage an darf nämlich gemäß der letzte» Novelle zur Gewerbeordnung der Foribildungsuntcrrichl am lLonntage nur slattsiilden, wenn die Unterrichtsstunden so gelegt werke», daß die Schüler nicht gehindert werden, den HauptgottcS- dienst oder einen mit Genehmigung der kirchlichen Behörden sür sic eingerichteten besonderen Gottesdienst ihrer Eoufesslon zu besuchen. Tic Kirchcnbekörden weigern sich meist, einen solchen besonderen Gottesdienst einzurichten, und da der .HaupraottcSdicnst in den Vo>mittaa, also in diejenige Zeit fallt, i» welcher bisher der hauptsächlichste Theil des pmrt- bildungSuntcrrichtS ertheilt wurde, so würde der letztere vielfach am Counfage überhaupt nickt abgckaltcn werden können und danach gerade diejenige Zeit aussaUcn, in welcher allein einzelne Gegenstände, wie Zeichnen, mit Nutzen gelehrt werken können. Angesichts dieser Sachlage ist es zweckmäßig, sich daran zu erinnern, wie die angeführte Bestimmung der GkwerbeordnittigSnovclle zu Stande gekommen ist. Die Vor schrift beruht auf einem Eompromiß. Die Regierung ging auf diese- Eompromiß nur in der Voraussetzung ein, daß die Folgen, welche jetzt vielfach als unter den jetzigen Verhältnissen „nabwciitbar bingestellt werden, nickt cin- treten würden. Die RegicrungSkreisc glaubten, daß aus mehreren Wegen die Erkaltung des FortbiltungSunterrichtS in seinem bisherigen Umsange möglich sein würde. Einmal sollte man versuchen, ob an einzelnen Tagen der Wecke einzelne Stunden deö Unterrichtes, sodann ob am Sonntage vor und nack dem Gottesdienste die Stunden, die TageSlimt erfordern, gegeben werden könnten, und schließlich, ob nicht ein be sonderer Gottesdienst eingerichtet werden könnte. Der letztere Weg scheint nach deni Verhalten terKirchenbebördcn vielfach un gangbar. Es käme daraus an, sestzustellen, ob Versuche aus den beiten ersteren gemacht sind. Sollten selche Versuche angestellt sein und erwiesen haben, daß mit diesen Mitteln allein die Erkaltung deö FortbilkungSiinterrickteS nickt zu erzielen sei, so würde eben die Vorausietzung, unter welcher man damals daS Eoinpromiß cingegangen ist, nickt zutreffcn. Es wäre damit aber auch die volle Entschließungssreibeit zurückgcgeben. Der FortbilduilgSunterrichl, wie er sich allmählich in Deutsch land anSgebilrct hat, ist ;» wichtig für das Gewerbe geworden, als daß man ihn einer gesetzliche» Bestimmung wegen, deren Voraussetzungen nicht eintrcffen, prciSgebcn sollte. * Berlin, t. Februar. Der natwnalliberale ReichStagSl abgeortnete Commcrzieinath Karl Möller-Brackwedc vcr öffentlich! im neiiestc» Hefte von Schmollcr'S „Jahrbuch für Gesetzgebung, Bcrwalliing und Volks» irtl'sckaft" eine ein gehende Studie über „die Centralisirung de» gewerb liche» Arbeitsnachweises im Deutschen Reich". Der Verfasser erörtert darin zunächst da« Unzureichende der be- stebenren Anstalten für Arbeitsnachweis unk fordert die Er richtung örtlicher Arbeitsnachweise durch die Evmmuncn zunächst in allen Großstädten, sowie in den industricllcii Mittel stäktcn. Dann wird auSgesübrt, daß nur durch eine vom Reich zu errichtende Centrale für alle örtlichen ArbeitSnach- weise eine schnelle nnd obnc viel Schreibwerk zu bewirkende ArbcitSvcnniiielung von Ort zu Ort zu ermöglichen und eine ReichSarbeitSstatistik bcrbeizuführen ist. Ein so durch daS ganze Reich organisirlcr Arbeitsnachweis liege nicht nur »n Interesse der Arbeiter nnd Industrie, sondern im allgemeinen Interesse, da er wesentlich zur Förderung des socialen Friedens beitrage» werde. Denn dem Haupt- grund der Unzufriedenheit, der Arbeitslosigkeit, könne'damit ebenso cntgegeiigctretc» werden, wie unberechtigte Arbeit- einttelliingc» »nd .Ausschließungen dadurch erschwert würden. Auch würden dadurch die (Grundlagen sür emo gerechte und Iparfame Armcnpslcge geschaffen. Endlich ,verte man die socialisiifchen Arbeitsnachweise, sowie ähnliche Parteiorganisa- lionen durch die viel vollkommeneren öffentlichen Anstalten verdrängen können. UcbrigenS bemerkt Herb Möller auS trucklick', daß bei diesen öffentlichen Arbeitsnachweis»».^» jedl Mitlbkilung über die sociale und politische Parteistcllu». auSgefchlosscn sein muß. * vcrlin. ,. Februar. Tie Tagesordnung sür die XXkl Plenarversammlung de- Deutschen Landwirtbschast« ralbe-, welche am 5. März unk folgende Tage in Berlin stattfmdet ist w,c folg, festgesetzt: I. Geschäftliche Angelegen bs."/" D.e Reform der Börse, speeiell der Prokncien- Korse. Neserenten: von Rocker-O berellzutb, v Arnim Güter- berg. Mitglieder der Bönen-Eng»«: .(Kommission. Zur Währnngsfrage: Ist eine Acnderung der bestehenden Währung-Verhältnisse und event. nack welcher Richtung ge eignet, die im Interesse der Landwirtbschast dringend gebotene Hebung des Preises der landivirtbsckastlichen Erzeugnisse aus dem Weltmärkte berbcizusübrcn'? (Referenten noch zu bestimmen.) Die rcichSgesctzlicke Regelung des Gesinde maklcrwcsenS — in Verbindung damit die gesetzliche Regelung der ländlichen Arbcikervcrdältnisse. Refe renten: Landrath v. Werter; Sevdel Ebelchcn; vr. Bubl- DeikcSheim; juristische Sachverständige: Landrichter Schneider- Eassel; Rechtsanwalt Sucksland-Halle a. S. Bericht über die Englicten, betreffend die Lage der ländlichen Arbeitcr- verbältnisse in Deutschland. Referenten: Professor Or. Frei herr von der Goltz Jena; Freiherr von Ectto-Rcichertshausen. Der Abschluß cincü deutsch-russischen Handels vertrages. (Referenten noch zu bestimmen.) Handhabung und bisherige Wirkung dcS MaraarinegeseheS. Refe renten: Doniaincnralh Rettich-Rostock; Molkereidircctor Du Roy-Prenzta». Vorschläge dcS Ostpreußischen landwirth- chaftlichcn Eciitralvereins. betreffend die Abänderung des Alterö- und Jnvaliditätö - Versicherungsgcsctzeö. (Referenten noch zu bestimmen.) Berichte der Commissionen: Bcrsichcrungseomniifsiou, b. Futter- und Düngemittel- commission. O Berlin, 1. Februar. (Telegramm.) In einem Dankschreiben an die Stadtverordneten von Berlin ür die festliche» Veranstaltungen zu seinem Geburtstage dankt der Kaiser auch sür den den, Altreichskanzler bereiteten jubelnden Empfang, welcher beredtes Zcugniß von der in der Berliner Einwohnerschaft herrschenden treuen Gesinnung ablege. v. Berlin, l. Februar. (Privattelegramm.) Die Krenzzeitung" elfährt, daß die Meldung der Zeitung „Das Volt" richtig sei, wonach KriegSminister von Bronsarl um GedurlStagc deS Kaisers Glückwünsche darbrachtc und zugleich >», Namen »er Armee den Dank für die Aussöhnung mit dem Fürsten Bis marck dem Kaiser aussprach. Die „Krcuzzritung" fügt hinzu, der Vorgang habe nicht am Geburtstag des Kaisers, sondern am Donnerstag vorher stattgesunden. — Die „Krcuzztg." veröffentlicht ferner eine Zuschrift des Generals v. LeSczynsti, welche besagt, der General sei nicht vom Kaiser empfangen worden und nicht in Berlin gewesen. jDaS „Leipziger Tagedl." hatte über eine Audienz de» Generals beim Kaiser w. nickt berichtet. Red.) x Berlin, 1. Febniar. (Te leg ramm.) Der Kaiser begab fick beute früh bei der Abfahrt der Kaiserin Friedrich nack, England auf den Bakiikos Friedrichstraßc. Später körte er den Vortrag des SlaatSsecrctairS Freiberrn Marschall von Bieberstein, empfing den Kriegsminister Bronsart von Sck'ellendors und nabm um l Uhr die Rapporte der Lcibregimentcr entgegen V. Berlin, >. Februar. (Telegramm.) Die „Nordv. Allg. Ztg." erfährt, der Kaiser habe zu einer am 5. Februar bei bei» Rcichslanzler stattsindenkcn größeren Fcsttaset sein Erscheinen in Aussicht gestellt. Berlin. >. Februar. (Telegramm.) Aus die von der Freimaurerloge „Kaiser Friedrich zur DundeS- trenc" zn Kaiser» Geburtstag abgcsandte Gluckwunschadressc ist a»S dein Civilcabinct folgendes kaiserliches Tantschretbc» einzegangen: „Se. Majestät der Kaiser haben Allerhöchst sick gefreut, an Ihrem Geburtstage auch die Glückwünsche der großen Loge von Preußen entgegennehmen zu können und lassen für diesen Ausdruck treuer Gesinnung besten- danken." ch Berti», 1. Februar. (Telegramm.) Der Cbes- rcdaeteur der „VollSzeitung", Conrad, ist wegen Be leidignng des Staatsanwalt« Maizicr, der Beleidigung de« GcsängnißinspectorS Krcistyl in Magdeburg und der Berliner Sanitälspolizci, sowie der Obcrposttirection in Oppeln zu 12oo Geldstrafe vrrurt keilt worden. Der Staatsanwalt beantragte 6 Monate Grsängniß. — Eine große protestantische Volksversammlung, dir aus Einladung de« Berliner ZweigvcreinS de- Evangeli schen Bundes gestern Abend bei Marten- in der Friedrich straßc tagte, nabm nach längerem Vortrage de» Reichstags abgeordnctcn Professors Iw. Hüpedcn-Casscl einstimmig eine Resolution an, i» welcher »Alle, welche auf die Gesetzgebung Einfluß haben, besonders auch die Reichstag- abgeordneten" gebeten werten, „in Anbetracht Dessen, daß der Jesuitenorden den Krieg gegen den Protestantismus offen als sein Programm aiiSgesprock'en bat und daß durck seine Rückkehr die Uneinigkeit und der Unfriede in Deutsch land nur noch vermehrt werden würde, mit allen Kräften dakin zu wirke», daß das Gesetz vom 1. Juli 1872 nickt aufgehoben werke". * FriedrlchSrnh, I. Februar. Fürst Bismarck hat bereit- gestern bei einer Ausfahrt den ihm vom Kaiser durch den Flügel-Adjutanten Grafen Moltke übersandten Mantel getragen. * Ans Schlesien, 31. Januar. Ein freisinniger Wablsck'windcl, wie er im Wahlkreise Landeshut-Bolkcn bain-Jaucr zu Gunsten de- freisinnigen AguariumS-Directors HcrnicS inseenirt wurde, hat soeben seine Erledigung ge sunden. Dem Iw Herme- stand der conservativc Bauern gutsbcsiher Sckolz-Obcr-Robnstock in der letzten Wabl- bewegiing gegenüber, »nd der Sieg de» Letzteren wäre zweifellos gewesen, wenn nicht kurz vor der Stichwahl eine Unwahrheit zu Ungunste» de- conservativkii Cantidaten verbreitet worden wäre. In Versammlungen und in einen, am Tage vor der Stichwahl verbreiteten Ftugblatle wurde debauptet, Gutsbesitzer Scheck; habe gesagt, „eine Familie von sechs Köpfen könne mit .5 wöchentlich ganz gut leben". Natürlich versagte dieses Hetzmittel nicht. Als Urheber dc» unsaiiberc» Agitalionsmitlel« wurde der freisinnige Wabl- agitator Iw. Heinrich Frankel aus Weimar ermittelt: außerdem wurden noch wegen der angeführten Beleidigung der Fabrikant Salonion Honigbauin - LandeSbut, die Buck druckerribesitzcr Werner-LandeSbut »nd Danigel - Bolkenhain. der Droguist BaSler - Bolkenhain und zwei andere Personen zur Verantwortung gezogen. Vor der Strafkammer in l Hirschherz sollte die Angelegenheit zur Verhandlung komme».
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