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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.02.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940207017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894020701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894020701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-02
- Tag1894-02-07
- Monat1894-02
- Jahr1894
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Tabellarischer und jiffernsay nach bödereui Tarif. Ertra Beilagen (gesalftt, nur mit der Morgen'Ausgabe , vbne Postbtt'vrderung .»t M.--, mit Postbesaiseruirg 70.—. Annahmkschlnk für Anreizen: Abeud-Ausgabe: Bonniltags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Soun- und Festtags früh '/,9 Uhr. Bei deu Filialen nnd «nnakmestellen je er»« halbe Stunde früher, sind stets an di« GMetzitia« zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^°«8. Mittwoch den 7. Februar 1894. 88. Jahrgang. Amüiche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. In Gemäßheit de? 8- 1 der Vorschriften für die Anssührinig von Aulagen zur Benutzung der städtischen Wasserwerke vom 0. Februar 1888 und der 8K. 2 und 7 des Regulativs für Gas rohrleitungen und Gasbelcuchtungsanlagen in Privalgrundstücken vom 2. Marz 1803 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Alfred Tittrich, Thomastirchbos Nr. 14, zur Uebernabme solcher Arbeiten bei uns sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachgciviejen hat. Leipzig, deu 5. Februar 1894. Der Rath der Stadt Leipzig, r. S67. Ör. Georgi. Wolfram. Lekanntmachung. DaS von MarenS Tcnlteti aus Großglogan, Pros, der Tbevl. zu Leipzig nnd Domherr zu Meißen im Jahre 1490 gestiftete, von l>. AaSpar Deichsel »m 1550 vermehrte Sttpendinm im Betrage von 80 >1 19 ^ jährlich ist von Ostern ab auf 5» Jahre an einen Ttudirendcn der pliilosophtschc» Farultät, vorzugsweise aus BreSlau, Großglogau, Leipzig und Lübben, wobei aus Blutsver wandte des Stifters MarcuS Scuiteti besondere Rücksicht z» nebinen ist, zn vergeben. Wft fordern diejenigen Herren Siudirenden, welche Anspruch ans dieses Stipendium machen wollen, hierdurch auf, ihre Gesuche bis zum I. Mürz ds. Js. unter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse bei unS eftizurrichen und bemerken, daß spätere Gesuche nicht berück sichiigt werden können. Leipzig, am 2. Februar 1894. Ter Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndiin. Müller. Gesucht wird der am 2. November 1851 i» Menhen bei Lützen geborene Handarbeiter Friedrich vtuftav Schroetter, weicher zur Fürsorge für seine Familie anzuhaiten ist. Leipzig, den 5. Februar 1894. Ter Rath der Stadt Leipzig A. L. 1V»/194o. Armen-Amt, Adlh. Hentsch el. Hr. Lekanntmachung, SieAnmrlSung taubstummer, sowie blinder Sinder briressend. Gesetzlicher Bestimmung gemäß sind taubstumme, sowie blinde Kinder bei dem Eintritt in das schulpflichtige Alter in hierzu be stimmten öffentlichen oder Privatanslaiten unterzubringen, sofern nicht durch die dazu Verpflichteten anderweit für ihre Erziehung hinreichend gesorgt ist. Wir fordern daber die hier wohnhaften Ellern solcher Kinder, beziehentlich die Stellvertreter der Eltern bierdurch ans, alle bis jetzt noch nicht angemeldeten, im volksschulpflichtigen Alter stehenden taubstummen, sowie blinden Kinder behufs deren Ausnahme in eine Anstalt spätestens bis zum 20. diese» Monats schriftlich bei unS anznmelden. Leipzig, am ü. Februar 1894. Tr» Tchulausschtttz »er Stadt Leipzig. Winter. Lehnert. Sleckbriefs-Lrlk-igung. Ter unterm 10. October 1893 vom Königlichen Amtsgericht in Bitterseid gegen den Fubrwerkebesiver Map Friedrich uns Bitter jeld wegen Betrugs erlassene Steckbrief ist erledigl. Dessau, den 2. Februar >894. Ter Herzogliche k'rftc Staatsanwalt. I. V.: Schrödter. Siebmann. Zeit vom «OlL»NNllU««I»N0tr. Bei dem Unterzeichneten Proviantamt soll aus die 1. April 1894 bi» :il. Marz 1895 der Bedarf an Salz — Dürren berger Speisesalz , sowie an Fuhren im Wege öffentlicher Aus schreibung vergeben werden und wird hierzu am 12. Febr. d. I Vorin. 10 Uhr Termin für die Ealzlieserung, - 12 . . . - II. . .. Fuhrengestellung anberaumt. Dir alles Weitere »ntbalienden Bedingungen liegen im Geschäftszimmer der uiiterzeichncle» Stelle — Schloß Pleißenburg, Thurmhaus, 2. Stock — zur Einsichtiiahiuk aus. Leipzig, ain 2. Februar 1894. Sönigl. Proviant-Anit. Gewerbekammer Leipzig. Freitag, den 0. d. M.. Rachmittag» Nbr üffentlichc Plenar sitzung in» Saminerloralr. DagrSordun»g: 1) BUtlbeilungen aus der Registrande. 2) Bettchl über die jüngst jlattgesundene Sitznug des Sächsischen Eisenbahnrolh?. 3) AuSschnßberichle: u. über daS Gesuch der hiesigen Buchdrucker Junniig um Ver leihung der aus 8. 100 o Ziffer 3 der Gewerbe-Ordnung folgenden Rechte: b über gleiches Gesuch der hiesigen Tischler-Innung: c. über die Icchrerrechnimg von 1893 und den Haushallplan für daS lausende Jahr. Leipzig, den 7 Februar 1894. D. A. Lehlrr. Vvrs. Herzog, S. OeLlenllielw Urinilol^lolnan^lrilt. l)i» Avmelckvi>r von Uunckliin^Iokrllneon, «elclx-Iconiinevcks Ostern in ckio brlili- nck-^r XiniiNiMitjs^ur-^ >Ier I-sbrllnC«- nbtkellunx iiotretov. »allen >>rbiii- t u» I> «Ist l'nkorreieliuetv in cker/eit r»m 2G. kskr. bl, mit I. Klirr, rormliinT-c eon I I bl, 12'/, Obr. >evmöglieli nnter pei--Unlieber Vorstellung cler Ao- rumslckenckeu cknrcti ilirs Herren Lrin/ipnlo. Oan letrlo üelinl revxni« vcker itio Osnzurlicto «los Sekiclers ist bei ckieser Ge legenheit rorrulezzen »'«tbrenil <ier gecknebten /eit ^ersten nuel, Anmelckuvpvn Dir ckev «Ir^llbrlreii fnetiNleeencebnttlleli« n < urovn enl^re»- t-enoww«,. »v »olekooi »ich 1lnn>II»n«r,>eIirIlo>fe t»?> bockige» biivveo, >bo iio 8e»i»re cke« /euirni,«e>> Ülr ckls a >»oeu»ob»1lliebe Lettzhl^iuv rum LivjLblizr-k'reioiUi^eoiiieuzle eivck. 1'ulerri- br 10 Stunckeo Miredevrlicb. 8cdulxel>> 90 ^ Oeiprtzk. ft» kebruur 1894. Onrl IVollrni». vireetor. RuUche Zuständk. n. -V- Der kürzlich erschienene zweite Band des Lanin'schen Werkes behandelt Armenien und die Armenier: die Sittlich keit im Berkebr der Geschlechter; Rußland» Finanzen und die ortwährende Zunahme des aus den Bauern lastenden Steuer druckes; Finnland; die Juden in Rußland; die Hungersiivlhe bis zum Anfang des Jahre» 1892. Die Armenier sind nach Lanin ein Bolk, dessen Bedeutung in Rußland und in den orientalischen Angelegenheiten im Znnebmen begriffen ist. Als Nachkomme» eines altarischen nmes sind sie in Aussehen und Sitte stark verschieden von den Tscherkesse», Türken, Kurden, ja selbst von den Griechen und Jranicrn, welche mit ihnen gemeinsam da» armenische Hochland bewohnen. Ihre besondere Kirche, die mit Rom in gewisser Verbindung steht, ist den Russe» verhaßt, und man hat e» sich nicht wenig Mühe und — Rubel kosten lassen, den Zusammenhang der Armenier niit Rom zn zerreißen und sie der allgemeinen russischen Kirche znzuführen. Die Armenier selbst haben aber keine große Lust, die Abhängigkeit vom Halbmond mit der nicht minder schweren vom heiligen Swiod zn vertauschen; ihr Streben ist vielmehr auf volle Unabhängigkeit und freie Selbstbestimmung gerichtet. „Eö ist wohl nicht sehr erstaun sich", sagt der Verfasser, „wenn in einen, Zeitalter der Wiederauserstebmia der Volker einer der ältesten Zweige der indoeuropäischen Familie der Wiederherstellung seiner alten Macht und seine» alten Ruhme« voller Hoffnung und Sehnsucht entgcgenschaut. Die Gelegenheit, eine solche Auferstehung z» er möglichen, ist jetzt bei Weitem günstiger, al» sie sich einst für die BesreiungBuIgaiien»,Serbien», Griechenlands und Rumäniens bot, während die Wohltbaten, die nian davon vernünftiger Weise für Europa erwarten darf, mindestens ebenso groß sein dürsten. Eine Lebenskraft, wir sie sonst nur noch bei den Juden zu finden ist, politische Fähigkeiten, die ebenso stark ausgeprägt sind, wie die der Ungarn, und eine Bereinigung von europäischer Liebe zum Fortschritt und z» asiatischem gesell schaftlichen und politischen Tart bringen jedes Bedenken rum Schweigen, die Arnierste-- könnten etwa nicht zu der Rolle befähigt sein, welche sie al» Haupte, den de» türkischen Reichs einmal zn spielen berufen sein werden. Die logische Folge der gegenwärtigen Bewegung sollte — und wird möglicher weise — die Errichtung eines kleines FürsientbumS sein, dessen Mittelpiinct bei Se'itiiii oder in, Vilajet von Wan liegen und da» in derselben Beziehung zur Türkei sieben würde, wie Bulgarien. Tiflis, Kar» und der Rest der riisji scken Provinzen würden dann eine Ii-reibm!.'» bilden und stets eine centripetale Tendenz zur Vereinigung mit dem unabbängigen Fürslenlbnin zeigen." Das zweite Eapitel widmet der Verfasser der Betrachtung der Sittlichkeit im Verkehr der Geschlechter, und das Bild, welche- unS da entrollt wird, wirkt in bobein Grade ab stoßend. In dem folgenden Capitel, welche» sich mit de» Finanzen deSZarciircickeS und mit dem ungeheuren, beständig wachsenden Steuerdruck auf die Bauern beschäftigt, tritt >i»S der Verfasser nicht gerade als Nationalökonom von Berns entgegen. Er entschädigt uns aber mit seiner trefflichen Schilderung des VerzweislnngskampseS, welchen Schweden und Finnen in Finnland sür ihre Nationalität und die an gestammte Kirche nnd gegen die RnssisicirungS und Be tebrungS Bestrebungen seitens ihres Erbfeindes zu führen ge zwungen sind, sowie durch die gediegenen AuSsührnngeii über die russischen Israeliten. Die Verhältnisse dieses Volkes, welche» einen ansehnlichen Tbeil rer Bevölkerung Rußlands anSmacht, sind hei uns in Deutschland nur wenig bekannt. Die Israeliten waren viele Jahrhunderte von, eigentlichen oder Groß-Rußland gänzlich ausgeschlossen, während sie in dein gastliche» Königreiche Polen überall srrurige Ausnahme sanken, da e» den, Lanre an tüchtiger industrieller nnd Handels-Bevölkerung mangelte. Durch die Tbeilung Pole»- kam Rußland in den Besitz einer recht zahlreichen alttestainentlichen Bevölkerung, deren Aus breitung in de» bis dahin judcnsreic» Gegenden cS zn Ver bindern suchte. Man verweigerte derselbe» cinsach die Freizügig- teit und .bannte sie in den sogeiiannlen „jüdischen Ansiedcluugs- rayo»". Unter der liberalenRegicruiigAleraiider SlI.wurde,wie eS den Anschein bat. die vollständige Emaiicipatio» der Jude» augestrcbt nnd die beschränkenden Bestimmungen nickt streng gchandbabt. Mit dem Regierungsantritt Aleranker'S IIl. jedock kehrte die frühere Strenge zurück nnd die Tausende, welche bereit» in de» inneren Provinzen de» Reiche» feste» Fuß gefaßt hatte», wurde» unbarmherzig in ihre frühere Heimatb verjagt. Zwar ist der jüdische AusicdelungSrayvil ein gewaltige- Gebiet, IvelebcS ganz Deutschland an Machen raum überragt. Allein jene Länder bieten nur einer rer bältnißniäßig geringen Bevölkerung die Möglichkeit zu leben. Die Inden sind dort sehr kickt znsaiiiiiiengcdrängt und bei der geringen Zahl der ihnen erlaubten Erwcrbsarten können sie nur schwer ihr küiniuerlicheS Brod sinke». Eine genaue Angabe der Anzahl der dort wohnenden jüdischen Bevölkerung läßt sich kaum macken, und wenn anck die in den statistischen Schristen verzeichn«? Zabl von 3,ti Millionen Israeliten in Rußland hinter der Wirklichkeit Zurückbleiben mag, so dürste dock andererseits Lanin mit seiner Schätzung auf über l> Millionen zu doch greifen. Tic Juden sind nicht nur in ibren Berufen sehr eingeengt, sondern auch der völligen Willkür eine- ihnen seinolick' gesinnte» Beamlc»- Ibum» auSzrseyt, gegen welche» die ärmeren schutzlos sind, während d,e wohlhabenderen sich durch kleinere oder größere Geschenke zn schützen wissen Lanin'S Schilderungen betreffe» aber im Allgemeinen nicht da» russische Volk, welches bildungSsähig und nickt unbegabt ist. sondern da» za rische Rußland, ea« an den traurigen Zuständen de» Lande« die meiste Schuld trägt Der Hauptvorlbeil de» Lanm'schen Werke« ist dir Objectivilät und die Wahrkrit-lrrue, die der englische Verfasser zur Schau trägt und durch die er sich von den übrigen Reisenden, die über Rußland berichteten, jo sehr unterscheidet. Deutsches Reich. Berlin, 0. Februar. Herr Professor Bega» strebt die Wiederaufnahme de» Verfahren» an, da» mit der eininütbigen Vcrnrtbcilnng seine» Entwurf» für daS Denkmal Kaiser Wilbelm'S I. geendet hat. Er bat eine», Interviewer, der sür seine eigene Rechnung da» Reiterstandbild de» Helden- kaiserS „wunderschön und erhaben" findet, die Vollkommen heit der sczuralcn Umgehung auseinander gesetzt. Wir er fahren dabei, daß iiiangelndeS Knnslverständniß — nn weiteren Verlaus wird völlige Blindheit daraus — r>c Schuld trägt, wenn die „Bedeutung der allegorischen Figuren und ihre Beziehung zur Ebaraklerisiik de» verstorbenen Kaiser» nickt verstanden wird." Im klassischen Altcr- thnm hätten die Völker ganz genau die Bedeutung der tausendsältigen Darstellungen der plastischen Kunst gekannt, nnd jeder Franzose wisse, wa» „Viktorien" seien. Bei unS aber frage man: „Was bedenken diese Weiber in sliegentrn Gewändern?" Herr BegaS irrt. Diejenigen, die bisher über sein Modell zu Worte gekommen sind, haben anck ihren Schulsack anbängcn »nd fragen nickt, wa» be deuten diese Weiber, sondeni Iva» sollen diese Weiber neben der schlicht-großen Persönlichleit Wilhelm s I. ? Die Anti Iritik des Künstlers richtet fick gegen ihn selbst. Indem er die im Vergleiche zn audereu Völker» „niedrige DurchschuittS- bilduiig" anklagt, sic macke da» Veisläudiiij; seines Wertes unmöglich; indem er also die fehlende Bekauatschast mit den Angaben der kleinen „Götterlchrc" von Moritz sür seine» Mißerfolg verantworllich macht, räumt er uubewnßt ein, daß er selbst auf dem Wege der Kunstgeschichte »nd durch un gelesene Begriffe zu seinem Entwürfe gelaugt ist, nicht aber im eigenen Innern Gcschanleö und Gefühlte» gestaltet bat. Die Völker des AlterthumS „verstanden" die Bedculnng der Darstellungen der plastischen Kunst, weil sic ihre Vor stellungen tnrck die Künstler verlörpcrt sahen. Besser gesagt, die Künstler der Allen verstanden ihr VolkSthuni. Und wen» Herr Begas nicht zn bezweifeln scheint, daß er in Frankreich mehr Glück gcbabt batte, so dürste er Recht Haben, nicht, weil jeder Franzose „weiß", wa» Viktorien sind, sondern weil da« theatralische, da» seinen „Weibern ,n fliegenden Ge wändern" anbaslet, dem Franzosenthniii kongenial ist. Wir wissen auch, wa» Viktorien sine, aber wir empfinden nicht, daß sie da» Wese» de» Kaisers versinnbildlichen oder seine SiegeSthate». Wilhelm I. hat nickt sür die ..»loive'- ge kämpft nnd gesiegt, wie diese anspruchsvollen Viktorien glauben macken wolle». Man erinnere sich nur der einfachen Sprache seiner CiegeSbittleliuS. Wa» die Massen angeht, so reckt- fertigen sie vielleicht daö aus niedrige Dnrcksckiiittsbildung lautende Urthcil insoweit, alS Tausende von Veteranen, die ihre Andacht vor dem Dcnlmal dcS.HeldcnlaiscrS verrichten wollen, nickt wissen werde», wa» die „Weiber" vorslellc». Und wenn man es ihnen rrtlärt, so werken sic weiter fragen: „Wie kommt der dkiitscke .Kaiser zn griechischen Göttinnen?" Wenn die deutsche Faust zn siegen versteht, so muß c» dock der deulschkii Kunst möglich sei», da» aus deulsck auSzudrückeu DaS ist eben der Unterschied zwischen BegaS und PraritelcS, daß dieser aus den, Vorstellung» und Enipsindiiiigskrcis seiner Nation scköpste »nd dadurch die Geuiüthcr rührte, jener hingegen Frciuves nachabnit, das den Volksgenossen höchsten» in den Kops, aber nickt zu -Herzen gebt. l>. Berlin, Februar. Z» seinem Geburt»tage bat .Kaiser Wilhelm auch die Glückwünsche seine» russischen I n s a n t e r i e N e g i »i e il l S König Friedrich Wilhelm III in Warschau erhallen. DaS ist nickt weiter hemerkenSwertb: aber ganz l einerlenSwerth ist der außer ordentlich warme Ton, »i welchem der Glückwunsch gehalten st, und ferner der Umstand, daß in der RegimenlSkapeUe ein Gottesdienst für Kaiser Wilhelm stattgesiinkcn bat. An der Spitze des Regiment» siebt der Generalmajor Foulon /Garde rcgimentcr :c. werden i» Rußland von Generalmajore» conimaiitirt), der im vorigen Jabr fick hervorragend au einer deiiIscl> s.ei >ldlicke n Deiiivnslralion zn GunstenFrantreickS bclkciligte, Iva» bei seiner Eigcuschast als Eviiimandcur de» Regiments, das den deutschen Kaiser zum Ebes bat, ganz besonders aussallen mußte. Jetzt ist nun da» außer ordentlich warme Glückwunschtelegramm an den Kaiser erfolgt, wofür dieser ebenso warm getankt bat. Der Wind scheint fick also in Rußland sehr gedreht zu haben. — Mit einem gewissen Interesse sicht inan hier immer der Ankündi gung der großen französischen Manöver entgegen. Dieselben sinken diesmal an der Westgreiizc statt und ivar werden das IV. (Le Man») nnv da» XI. Armeekorps /Raute»,, 2o Tage gegen einander manövrircn. Die Ober leitung liegt i» de» Händen dcS Generals Galisct. Eine große FeslniigSübung siiitel bei Paris statt: dein Militair- gouveriicur General Saussicr ist die Oberleitung übertragen. ff Berlin, 6. Februar. Wir haben icke» mehrfach daraus ausincrlsai» gemacht, daß die Bestimmung der letzten Gewerbe- ordnungSnovclle, nach welcher die Gemeinten oder weiiercn Eomniunalverbände bcsngt sinv, knick Orisstatut die Aus zahlung der Löhne minder jähriger Arbeiter an deren Ellern oder Vormünder anznordneli, nur in sehr ge riiigcm Umsange zur .'luSsührung kommt. Wenn man näck der Ursache dieser Thatsacke lucht, so findet man sie vornehmlich in dem Umstande, daß die gesetzliche Bestimmung nicht obligatorisch ist. ES ist klar, daß die AuSzaulung der Löhne miiiecrjäbriger Arbeiter an deren Elter» von den Minderjährigen selbst nicht gern gesehen werde» würde. Wenn demnach eine Gemeinde cm Staint erlassen wollte, wie eS in tz. l>9a der Gewerbeordnung zugeiaffen ist, so würden die in der betreffe»!«» Gemeiiitc heundlichk» »lindcrjährigen Arbciier suchen, an» kein GcliniigS Ireisc dcS Statuts hinauSznkommen unk in eine Arbeits stätte zn gelangen sür welche der ts. ll'.icr nickt i» Kraft gesetzt ist. Es läge also nickt bloS die Wabr- scheiiilichkkir vor, sondern e» wäre zienilich sicher, daß die minderjährige» Arbeiter den Gemeinte», welche die Auszahlung der Löhne nach dem Iioa anordnen, den Rücken kchrlen. Die Interessen der Gemeinden aber liegen nicht in dieser Richiuiig, vielmehr wird von ihnen einer Berminkcruiig ihrer Bevölkerung cntgcgcngearheiicl. Der an »nd für sich außerortenriich anznerteiinendc Ge danke, der dein Il9a der Gewerbeordnung zn Grunde liegt, würbe demgemäß nur einen praktischen Werth erlangen, wenn er in eine obligatorische Forni gekleidet würde. Erst wenn bestimmt würde, daß sämmtlichc Gemeinden verpflichtet wären, Statuten zu erlassen, welche die Auszahlung der Löhne der minderjährigen Arbeiter an deren Eltern oder Vormünder icslsetzlc, würde ein Erfolg dieses ans die Hebung der Zucht in der jungen Arbeiterschaft binziclendcii Ge dankens in die Erscheinung trekcu können. * Berti», «.. Februar. Von Zeit zn Zeit erscheinen in der deutschen sokialdemokralischcn Presse nnd in den deutsch scindlichcn Zeitungen des Ausland» immer noch Artikel, welche die Frage erörtern, wer die Schuld am Kriege von 187o trage. A»S den Veröffentlichungen über die Einser Depesche haben die Franzosen vielfach gefolgert, daß Fürst BiSmarck diese Schuld trage, oder daß er mindestens eine Falle stellte, in die da» ahnungslose, durchaus friedliche und redliche Frankreich hineinacfallen sei. Seither hat man auch lesen können, daß Napoleon III. so krank gewesen sei, daß er nur unter den größten Schmerzen hake zn Pferde steigen können: kr bade also jedenfalls mir ge zwungen Krieg geführt. Neuerdings bat nun Herr von Keratrn im „Figaro" zwei Artikel veröffentlicht, in denen er, gestützt aus vielfache eigene Theilnalmie an den Ercig »issk», seine Anschauungen tundgiebt. Wvbl kann auch e» nickt umhin, von einer „Falle" zn reden, die von Berlin aus gestellt worden sei, aber wie er sagt, daß der Kaiser den Krieg nicht gewollt bade, so stellt er anck fest, daß am Hose sich eine Kriegspartei gebildet bade, »nt der Kaiserin an der Spitze »nd dein -Herzog von Gramont im Ein verständniß: diese Partei bade die Emscr Depesche, unter Verhehlung de» wirtlichen TbathestankeS, dazu benutzt, de» Krieg unvermeidlich zn machen -Herr von Keratr« faßt seine Darstcllnng nach der „T. R." in folgende» Sätzen zusammen: „Der -Herzog von Gramont bat den Krieg gewollt; Emile Olivicr, von entgegengesetzten Palasteinsiüss«, bin und hcrgczogen, bat ihn nicht verhindern tönnen; der Kaiser mußte ihn über sich ergehen lasse»: Marsckaü Lcbocuj und der Marineministcr Rigaud de Genouilly haben ihn in eine Katastrophe verwandelt, indem sie das Land und den.Kaiser über den wirklichen Zustand unserer Kräfte nnd der verfügbaren Hilfsquellen täuschten; die Krieg» conimission nnd die Kammern aber baden re» Hanpc fehler gemacht, daß sie, ehe sie den Krieg beschlossen, nickt unter alle» Umständen aus der Veriichmiing und den amt lichen Aussagen unseres Botschafter» bestanden haben." V. Berlin, «!. Februar. ^Telegramm ' lieber daS gestrige parlamrntarische Diner brim Nrichslaiizlc»- meldet ein Berichterstatter: Im Gespräch mit dem Kaiser habe der Präsident v. Lcvetzow die Aiissaffnng der Eonsorvativen gegenüber dem russischen Handelsvertrag eingehend vertreten »nd da» Bedeuten und die Vesü>chtil»gen der konservativen Partei nach allen Seiten hervorgeboben. Der Patriotismus der Eonservativrn, auch wen» sic gegen den Vertrag stimme», müsse rein und makellos daneben. Der Kaiser soll auch -Herr» v. Komierowski gegenüber die Nothweudigkeil der Annahme deö Vertrage» belviik haben. ^ Berlin, «'>. Februar. (Telegramm.) Die heutige Nummer des „Reichsanzel gerS" veröffentlicht in einer besonderen Beilage die Uebersicht derjenigen Zo llsä tze, welcke bezüglich des russische» Zolltariss zwischen tcn riissisck.en unt de» deutschen Dclegirken vereinbart worden sind. Die sür daS Scl'kußprvtvkvll de» .Handelsvertrag» bestimmten Vereinbarungen zolltarifarischer Natur sind am Schluffe der Beilage gleichfalls abgcdruckt. ^ Berlin. «I. Februar. (Telegramm? Die „Nord deutsche Allgem. Zla." berichtet beute über den Srutsch russischen Handrlove»-tra,i weiter: Dem Vernehmen nack in die Unterzeichnung de» au» der deutsch iniffschcii Zoll conserenz bervorgrgangenen Vertragswert» sür einen de, nächsten Tage in Aussicht genommen. Wir können be stätigen, daß den Bundesregierungen der beute im „Rcichsanzciger" zur Veröffentlichung gelangende russisch, Vcriragsiaris vor einigen Tagen im französischen Teil zngcgaiigrn ist. Berlin, 0. Februar. (Telegramm.) Die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" veröffelittickt de» Worl laut dcS Schreiben» des Vorsitzenden de» Bundes dci Landwirtbc, i>. Plori;, an de» RcichStagSal'geordnctcn llbden, worin der Ersicre den Letzter«» aus Grund einer Erklärung im „Erossencr Wochenblatt", daß er bezüglich der Stellung znm r nssr s ch en H andclSvcrlra g leine bindende Erttärung abgcbcn könne, ailssordert, da» Mandat nieder znlcge», oder sich gegen de» HandelSverlrag zu erlläreu. Die „Norddeutsche Allgemeine Zcilung" sügl lnnzu. sic cm halte fick jeden EommentarS zu diesem kaum aualisicir baren Vorgehen. E> Berlin, Februar. ^Telegramm.) Der Antrag Eckcl'S auf Auslirbiinn der Tliisicilnrisr sür Getreide uni Müblensabrikalo ist jetzt mit zahlreichen Unkcrschrisleii von Abgeordneten aller großen Parteien i»i Abgeordneten Hanse eingebracht. ch Berlin, «i. Februar. (Telegramm.) Die Kreuze, corvclle „Marie" bat Befehl erhalten, sich von der Süc käste von Ebilc in die brasilianischen bSeiciässer zn begebe» »nd dort zu Seiner Majestät Schiffe» „Arkvna" nnd „Alerandrine" zu stoßen. ^ Berlin, Februar. (Telegramm.) Der „Nord dentschcii Attgemeineii Zeitung" zufolge wäre der zum Präsidenten der Mnnicipalität von Apia ernannte Viee-Eonsnt Dchmiiit am 29. Deceinber an seinem Bestimmungsorte ringe troffen und hätte daS Ami angctretcn. Die Ernennung erfolgte aus Grund ciiikc Einigung mit der englischen und der amerikanischen Regierung. Berlin, i>. Februar. (Telegramm) Wie die »"Voss. Ztg. " weidet, ist der Gebecme Regierung»- »nd Schul rall, llltv gestorben. O Berlin. «>. Februar. sTelegramin.) Am Mittwoch Abend sind« kie bereits angetündiglc Versamininng de, ürnischcn Frieden» HKscllschast >m Burgersaale de» diesigen Rathhauscü statt. Auf der TageSortuung siebt eine Ansprache tcS Prediger» Neßler, sowie ein Vortrag von Or. S chlies dcS , Dresden: „Ziele hestrebimgen". und Mittel der modernen Friedens-
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