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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.02.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940209013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894020901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894020901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-02
- Tag1894-02-09
- Monat1894-02
- Jahr1894
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6. l-ipoes.- Uvs.-L »«ru. tTrS7.SL.U>i O. m?al. I. k k O : ng»i 100.7k ». ». r. » r rd »H. IcL »l»rk »UeKSO k L tt. 1. a. 2. l»cU1 I),v. l»cdi. r>i;. siodl.-Viv. 11LW Bezugs-Preis t» d«l Hanpterpedttion oder den im Stabt« bezirk mid den Vororten errichteten Aus- aabeftrllen ab geholt: vierteljährlich 4.50, bet zweimaliger täglicher Zustellung ins Hau» » ÜLÜ. Durch die Post bezogen sür Deutschland »ad Oesterreich: vierlel>ährlich > . Direkte tägliche -reuzbandsendnug in» Anslaud: monatlich ^tl 7.50. DieMorgen-Aurgab, ericheint täglich '/,7Uhr, dir Aden^Ausgabr Wocheatags 5 Uhr. Uedartio« und Erveditiou : AahanneSgasse 8. Die Expedition ist Wochentags unilnterbrochea geüssaet von früh 8 dis «bend« 7 Uhr. Filialen: Ott» Kle»«'« Sortim. («lfreD Hahn), Universitätsstraße 1, Laut» Lösche, ffatharinenstr. 14, pari, und Königsplatz 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Legan für Politik, Localgeslhichte, .Handels- und Geschäftsverkehr. Nnzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfq. Neclamen unter dem Redactionsstrich Ige» spalten) 50^, vor den Familiennachrichie» (6 gespalten) 40/^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höheren» Tarif. Ikrtra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—» mit Postbesörderung 70.—. Annatimklchluß für Än)eigen: Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh ' ,9 Uhr Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Atizeigrn sind stets an die Expedition zu richten. —> Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^72. Freitag den 9. Febniar 1891. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. diu au» einer Stiftung von Heinrich Wiederkehrer. sonst Probst genannt, vom Jahre lull verrührende» Stipendium sür Studtrrnde au hiesiger Universität »n Betrage von3l 79 ^ ist von Ostern dieser Jahres an aus 2 Jahre anderweit zu vergeben. Hierbei sind nacheinander zu berücksichtigen: 1. Wiederkedrer'sche verwandte aus WillandtSheim, Jphosen oder Ochsensurt, 2. dergleichen aus dem Bisthuin Würzburg, 3. Studireade aus den Länder», deren Angehörige die ehemalige Bayerische oder Meißnische Nation auj hiesiger Universitär bildeten. Bewerber, welch« einer der vorstehenden Eigenschaften entsprechen, wollen ihre Gesuche unter Beifügung der «riorderlichen Zeugnisse bis znm 1. März dieses Jahres bet un- «iureichen. Später ein gehende Gesuche bleiben unberücksichtigt. Leipzig, am L. Februar l894. Der Math der Stadt Leipzig. — vr. Tröudiiu. Müller. Bekanntmachung. Ja Gemäßheit des 8.1 der Vorschriften sür die Ausführung von Anlagen zur Benutzung der städtischen Wasserwerke vom 6. Febr. 1888 mache» wir hierdurch bekannt, daß der Schlossermeisler Herr V. 18 Ptpptg, L.-G»h1iS, Wildeimstratze Nr. 37, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei uns sich angemeldet lind den Besitz der hierzu ersorderlichen Vorrichtungen nachgewiejen hat. Leipzig, den 7. Februar l894. Der Math der Stadt Leipzig. X. 1430. vr. Georgi. Wolfram. Bekanntmachung. Die Schulgeld-Hebeftelle Leipzig - Plagwitz bleibt wegen vor zunehmender Reinigungsarbeiten Sonnabend, den 1V. diese» Monats geschlossen. Leipzig, den 8. Februar 1894. Der Math her Stadt Leipzig. vr. Georgi. Müller. Huckions-Bekanntmachuug. Sonnabend» den 1«. Februar dsa. I»., Bormittag» von 10 Uhr an sollen im Sta-thause, Eingang Mühlgass« Nr. 1, verschiedene Wirthschasls - Gegenstände, Kleidungsstücke . Taschenuhren, 1 Singer-Nähmaschine, 1 doprelläui. Gewehr, 4 Schraub- stöcke, 1 Stanze, mehrere silberne Löffel, Messer und Gabeln, 1 Posaune, ca. 3»0 Stück Ltabfutzbodrn Bretter und verschiedene andere Gegenstände an den Meistbietend«» gkgru sasartigr baare Bezahlung össent- lich versteigert werden. Leipzig, am 5. Februar 1894. Der Math der Stadt Leipzig. Ist. 26446'H. u. s. w. vr. Tröndlin. Hübschmann. -Freiwillige verkeigernug. Erbtheilungshalber soll das znm Nachlasse der Nickau'schen Ehe leute gehörige, in Leipztg-Lindenau an der Wettinersiraße Nr. 74 gelegene Hausqrundstück Nr. 29 Ablh. 0 des Brandcatasters, Nr. 683i deS Flurbuchs und Fol. 1105 deS Grundbuchs sür Leipzig- Lindcnau, geschätzt aus 42 800 durch das Unterzeichnete Amts- gericht unter sehr günstigen Bedingungen Sssentltch an den Meist- bietenden versteigert werden und es ist Mittwoch, der 14. März 18-4, vormittag» 10 Uhr als Versteigerungstermin anberaumt worden. Die Versteigerung findet im Grundstücke statt. Die Versteigerungsbedingunge» können an Gerichtsstelle, Zimmer 80a, sowie im Gasthause „Zu den drei Linden" in Letpzig-Lindenau eingesehen werden. Leipzig, am 30. Januar 1894. -önigltche» Amtsgericht. vr. Lessing. Schrödel. Die städtische Sparrasse beleiht Wcrthpapierc unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 10. Januar 1894. Die Sparrasseu-Deputatton. Ist Gladstone regierungsmilde? k. 6. Landau, 5. Februar. Die bekannte, von Gladstone autorifirte telegraphische Erwiderung Sir Algernon West'» aus Biarritz auf baS in London auSgcstreute Gerücht von dem angeblich beschlossenen Rücktritt des Erstcre», bildet in ganz England andauernd den Gegenstand lebhaftester Erörterung. Daß das Gerücht unbegründet sei, stand in gut iusormirtcn Kreisen von vorn herein fest. Niemand hatte daher etwas Anderes als die prompte Zurückweisung desselben, welche die Glabstone'sche Erklärung allerdings an ihrer Spitze enthält, erwartet. Uebcrrascht bat jedoch der offenbar nach reiflicher Erwägung und iin Bewußtsein der politischen Wichtigkeit desselben ab- gesaßte Zusatz, ,e» sei wahr, daß sein Aller und der Zustand seine» Gesicht» und Gehörs seit viele» Monaten Befreiung von StaalSgcschäslcn seiner Anfickt »ach wünschenswerlb er scheinen ließen, und bah demgemäß seine Amtsführung in jedem Augenblick durch diese ißrer Natur nach permanenten Ursachen unterbrochen werden könnte. Hiermit stehe e» genau so wir zuvor." Die darin kundgegebenen Thatsachen waren allerdings Denen, die Gelegenheit hatten, den Premierminister »aber zu beobachten, nicht unbekannt; da« Auffallende findet man nur in dem öffentlichen Eingcstänvnih derselben ohne irgend einen wichtigeren Anlaß, ai» ein leere» Zeilungsgrrückt, an dessen grundlose» Auslaucken von Monat zu Monat Jedermann u» England gewöhnt war. Gladstone, so betont man. mußte wissen, welch tiesgreisende Wirkung seine Aeußerung auf den Lauf der Politik und namentlich auf die ferneren Schicksale seiner Partei auSüben würde. Letztere wird, wir hier Niemand bezweifelt, durch die Persönlichkeit ihre» Führer» allein vor dem Zerfall i» eine Anzahl zu sammenhangloser und zu», Theil sogar antagonistischer Gruppen bewahrt, so daß fein Rücktritt dir sofortige oder baldige Auflösung seiner Partei und damit die PreiSgebung ihrer jetzigen Ziele, namentlich der Gladstone'schcn Home rule - Projekte, zur Folge baden würde. Man erwartet daher von dem unzweideutigen Hinweis aus die Unsicherheit von Gladstone'» Stellung eine demoralisireiibe Wirkung auf die Regierungspartei. Eö wird auch nicht für ausgeschloffen gehalten, daß der greise Staatsmann mit der unerwarteten RücktritlSdrohung einen einschüch lern den Eindruck bei den Führern der ver- chicdcnen Parteigruppen Hervorrufen wollte, die letzthin i» Folge der von Gladstone eingestandenen Unmöglichkeit, alle ibrc separaten Wünsche in der komiiicndcn Session zu er- UUcn, ibrer Unzufriedenheit mit der Parlcileilung allzu -eulliche» Ausdruck gegeben haben. Danach wäre also Glak- 'tone'S Manifest als eine zeitgemäße Warnung an dieselben aufzufassen, daß sie ohne ih» nicht bestehen könnten, und daß sein Rücktritt nicht so sehr außer dem Bereiche der Möglichkeit lebe, wie sic es vielleicht zu glauben schienen. Einen ähnlichen Wink erblicken Einzelne in dem ziemlich rälbselhaft gehaltenen Schluß der Depesche: „Er (Gladstone) weiß nickt, welchen Haus sür die Nation wichtige Ereignisse sogar noch während des Ziestes der gegenwärtigen Session »ehmen werden, und er hat nichts gesagt oder getba», was seine absolute Freiheit oder die seiner Eollegcn bei Erfüllung der schweren Pflichte», die jetzt vor ihnen liegen oder wahrscheinliw vor ihnen liegen werten, in irgend welcher Weise beschränken kennte." Man fragt sich, ob Gladstone damit vielleicht Ereignisse der aus wärtige» Politik, namentlich die kritische Lage in Egypten, oder die endgilligen Entschließungen über das künftige Flottenprogramm im Auge haben konnte. Zunächst nimmt man aber an, daß sich der Passus auf die Haltung der Lords gegenüber der Kirchspielrathsbill bezieht, welche jetzt iin Obcrbause im Coniite bcrathen wird, wobei cinzetnc wichtige Paragraphen lebhafte Opposition erfahre». Es wird daraufbin auch die Bcrmuthung ausgesprochen, Gladstone könne vielleicht doch nech in der gegenwärtigen Session eine Parlaments-Auslösung beabsichtigen, und man weist dabei auf seinen Wunsch nach baldiger Befreiung von Regierungssorgca und die Unentbehrlichkeit seiner persönlichen Führerschaft bei den allgemeinen Wahlen hin. Hierzu ist jedoch zu bemerken, daß jener Passus der erwähnten Depesche von Gladstone gewiß absichtlich so dunkel gehalten ist, um sich bei seinen künftige» Entschlüssen vollkommen freie Hand zu wahren, und daß es deshalb vergebliches Bemühen wäre, eine bestimmte Absicht aus demselben herauslesen zn wollen. Es läßt sich nur so viel versichern, daß nmu pn denjenigen Kreisen, welche die Lage ain besten zu beudsheilek im Stande sind, vor der Hand noch nicht an einen frei willigen Rücktritt Gladstone's glaubt. Gleichwohl machen sich die Eonservativen sehr ernst aus die Abdankung ihres großen Gegners gefaßt. Arthur Baifour, der Führer der eonservativen Opposition im Unterhause, bat sich Vieser Tage in diesem Sinne ausgesprochen. „Ich weiß", bemerkte er, „daß meine Freunde aus eine Auflösung des Parlaments vorbereitet sind, selbst wenn sie morgen erfolgen sollte. Wir müssen jeden Augenblick gerüstet sei». Schlajcn wir aber, so haben wir eS nur uns selber vorzuwerfen, wenn der Kampf nicht mit einem Siege sür u»S endigt." Der Bundcsgenossenschast der liberalen Unionistc» unter Ebamderlai»'« Führung sind die Eonservativen »ach dessen neullcher Rede gewiß, und zwar nickt blos in der irischen Frage, sondern in allen aus der Tagesordnung stebeuden. Die sckmeidigcn Erklärungen Chamberlain's lassen leinen Zweifel, daß er sich cndgiltig von seinen alten Ge sinnungsgenossen, den Rakicalen, lvsgcsagt bat, bei den Liberalen Gladstone'jcher Observanz aber dauernden Anschluß nicht gefunden hat. Deutsches Reich. 6.1l. Berlin, 8. Februar. Ter nächste internationale Bergarbeitercongreß soll i» Berlin tagen. Es dürfte der erste internationale Arbeitercongreß sein, den die RcichSbaupistadl seben wird. I» gewissen socialdcmokratischcn Kreisen denkt man daran, die Stadt Berlin um eine Beihilfe sür diesen Ecngrcß anzugehen, aber die Herren Social demokralen im „Rothen Hause" glauben gewiß nicht, daß sich außer ihnen cui Stadtverordneter sinke» werde, der den Stadtsäckcl auch nur um die geringste Summe erleichtern will, damit die „Notben" sich in Berlin besser amüsiren können. Mit große» Hoffnungen sehen die Herren Schröder und Genossen den« Eeiigreß nicht entgegen; ganz schwach dürfen sie in Berlin nicht erscheinen, aber bei der Ebbe i» allen Easscn und bei bei» Rückgang des BcrbanbcS, der auch dadurch nicht aufgebalten wurde, daß den Hüttenarbeitern der Beitritt srcigcstellt wurde, wird es schwer Halle», sür 20 Man» die Unterhaltungskosten aufzubringen. Schlesien, Provinz und Königreich Sachsen werte» wohl höchstens durch je l Dclegirten vertreten sein; England dürste ei» Dutzend seiner Bcrgarbcitersiihrer entsenden, aber i» Belgien ist für die Beschickung des EongrefscS wenig Neigung vorhanden. Die Arbeiter in den Kohlengruben um Lüttich und Ebarlcroi herum sind ganz in das anarchistische Lager abgeschwenkt und halten das „Parlament«!»" für über flüssig. Auch aus die Franzosen ist nicht recht zu zählen, da sie »»gern nach Berlin gehen; die Oesterreich« r sprechen wenig »nt, die spärlichen Vertreter, die von jenseits der schwarz- gelben Grenzpsätzle kommen, haben auch nur einige Hundert organisirle Bergleute hinter sich. Tie Engländer werden also vollständig den Evngrcß beherrschen, und ihre kontinen talen „Genossen" werben wenig mehr zu thun haben, al» „Ja" zu alle» Vorschläge» zu sagen. Daß eine Resolution sür de» Achtstundentag (cinichließlich Ein- und Ausfahrt) an genommen werden wird, ist zweifellos; eine solche Resolution bat aber nicht das Geringste zu bedeuten, ra in Deutschland jeder Zechenbeützer weiß, daß nur die Hand voll Schreier, die meisteiitbeils abgelegt sind, diese sür Deutschland zur Zeit ganz undurchfiibrbarc Forderung erhebt. * Berlin, 8- Februar. AuS Hamburger Schifffahrt»- kreisen ist dem Senat von Hambnrg ein Schreiben zu- geaangcii, von weichem solgcnter Tbeil bervorzukebc» ist: „Durch da» ebenso energische wie taktvolle Eingreifen de» BrsrhiShabtr» S. M S. „A reo na" und «Biepandrine" im Hafen von Rio de Janeiro ist der deutsche Schiff ährlsoerkcbr vor den schweren Folgen der Revolution in jenem Lande nickt nur bewahrt geblieben, sondern durch die ihm gewährleistete Sicherheit des Laden» und Löschen» von Gütern unter Oberaus» bt von Marineniannschaslen und un gehinderter Vewcguiigssälügkcit der Schisse iin Stande ge wesen, sich vor de» Schissen anderer Nationen so vortbeilhast bervorzuthun, daß von Setten der Verlader und Empfänger von Waare» in Brasilien die Benutzung deutscher Dampfer in erster Linie gefordert und zur Bedingung gemacht worden ist. Abgesehen von den pceuniärcn Vortbeilen, die un» wie anderen deutsche» Rbedcrn durch dieses Eingreifen der kaiser lichen Marincbchördc» entstanden — und abgesehen von den Verluste», die uns dadurch erspart geblieben sind —, erfüllt es uns mil patriotischem Stolz, die deutsche Flagge in solcher Weise von fremde» Völkern anerkannt und bevorzugt zu sehen, und halten wir es für unsere angenebiiie Pflicht, dem Herrn Reichskanzler, sowie der lästerliche» Marinebehörde unseren tiefgefühlten Dank aus zusprechen." V. Berlin. 8. Februar. (Telegramm.) Die „Kölnische Zeitung" meidet: Sicherem Vernehme» nach reist der Kaiser am 20. d». nach Wilhelmshaven. C> Berlin, l. Februar. (Telegramm.) Die „Nordd Allg. Zig." bestätigt, daß im Reickssckayaint der Versuch einer llmarbeitiina ver Wrtnstcnervorlagr im ^iiuie einer reinen Lupn-steuer gemacht wird. (-) Berit», 8. Februar. (Telegramm.) Die „Ncrd- deutjche Allgemeine Zeitung" vernimmt, der Entwurf der Aushrbuiia vcs Jdentitäts-Rachwriirs bade die Allerhöchste Sanction erhalten und werde alSbaid dem Bundeörath zugrben. V. Berlin, 8. Februar. (Telegramm.) In der heutigen Sitzung des Bittidrsralhrs wurde der Beschluß des Reichs tage», betreffend die kaiserlichen Verordnungen vom 29. Juli und 17. August 1893 wegen Erhebung eines Zollzuschlages sür die aus Rußland und Finnland koinmenden Waaren, durch de» Beschluß des BundrsrathcS vom 20. Decembcr 1893 für erledigt erklärt. Dem Bericht de» IV. und VI. Ausschusses über den Handels- und SchissfahrlS-Verlrag zwischen dem Reich und der Republik Uruguay wurde die Zustimmung crtheilt, und die Eingabe der Gcneralanwaltschast jammtlicher Raisseiscn'schcr Genossenschaften sür Deutschland zu Neuwied a/RH., betreffend die Acnderung des verbaudstatttteö, zur Kenntniß genommen. ---- Berlin, 8. Februar. (Telegramm.) Heute äußert sich auch die „Krenzzeitiing" über den deutsch-russischen Handelsvertrag. Sie meint, eine genauere Durchsicht des veröffentlichten Tarifs müsse jeden Kundigen enttäuschen. Man habe in industriellen Kreisen einen Vertrag er wartet. a» Zahl uuk Jnbalt der Zoll-Ermäßigungen »lindcslcnS dem Vertrage mit Oesterreich gleich. Man war nicht augenchiu überrascht, statt dessen nur l lO ZoUernläßiguugc», »lehr oder minder unerheblich, zu finden; Rußland bcbalte demnach freie Hand, seinen Zolltarif nach Beticben auch sernerbi» zu erhöben, abgescdcu natürlich von den jetzt fcstgelegtk» Ermäßigungen. Rußland habe die Ver handlungen mit erstauntichcm Erfolg für seine Interessen geführt. Gerade in wichtigen deutschen Ausfuhr-Erzeugnissen babe Rußland gegenüber seinem Tarife von 1885, z. B. bei Dainpsmaschiiicn, Stabl u. s. w., erhebliche ZoUerholmngcn vvrgenomuieii. Auch i» den Kreisen der chcmijchcii Industrie werde» berechtigte Unzufriedenheiten hervortrcten. Daher können die vcrkältnißmäßig unbedeutende» Zollerrungeuschasleu Deutschlands nicht annähernd als Aeguivalcnt für die deutschen Zollzugeständnisse angesehen werde». ^ Berlin, 8. Februar. (Telegramm.) Die „Voss. Zeitung" widmet beute der Beleihung russischer Wrrthr eine» Leilartitel, in weichem sie die lleberzeuguug auSspricht, eS werde im Lause der Zeit die Erinnerung a» die Span nung zwischen Rußland und Deutschland, die im Jabrc l887 bestand, ausgclöschi werden. Sei dies der Fall, so müsse der jetzt crfoigten wirthschastiichen Annäherung eine potitische Beruhigung folgen, und dann sei atS Eonscgucnz eine Auf hebung des AcicibungSverboteS russischer Werthe nur eine Frage der Zeit. (?) Berlin, 8. Februar. (Telegramm.! Verschiedene Blätter brachte» die Nachricht, daß die Vertretung der Stadt Berlin de» russischen Telegirten zu den Handcls- rerlragsvcrhaudluiigcn ein Fest zu gebe» beabsichtige. Zunächst solle die Ansicht des Reichskanzlers über bicics Vorbaben eüigeholt werden. An zuständiger Stelle ver sichert jetzt das „Verl. Taaebt.". daß aus Reichstags- krcisen die Anregung zur Veranstaltung eines solche» FesscS gegeben worden ilt. Die städtische Vertretung trat alsdann der Sache näher und es fanden Erörterungen bierüber beim Magistrat statt, die dazu sührtcn, daß man mit de» einzelnen Fraktionen der Stadtverordneten Versammlung in Verbindung trat Hier soll sich im» keine besondere Gcnciglkeit zur Veranstaltung einer solchen Festlichkeit gezeigt haben, so daß die Wahrscheuitichtett sür die Abhatlung de» Festes gering ist. Eine resinilivc Entscheidung hierüber ist noch nicht getroffen Flitter den Mitgliedern de» Ber liner Magistrat» scheint Niemand zu sein, der des großen Diplomaten Talleyrand Grundsatz: 8mi<»tt u«> /öle! seinem vollen Wertbe nach zu schätze» gelernt Hai. Der Berliner Magistrat ist doch wahrlich nicht „der nächste dazu", de» russischen Telegirten Feste zu veranstalte», und die Stadtverordneten dürsten, wie aus der Mel dung des „Bert. Tagcbt." hervvrgeht, gegebene» Falls nicht verfehlen, diesen Siandpuncl init genügenderDeutlichteit zu vertreten. Unsere Nachbarn jenseits der Vogesen aber werken schon die Absicht de» Magistrats der Rcichsbauvt- stakt, den Berlinern die Freude eines „Russen so st es" zu bereite», »ach Gebühr verwerlhr». Red. de« „Leipziger Tageblattes".) — Der „Köln. Zig." wird von hier gemoltet, daß der Kaiser aus dem Fastnacht»balle eine große Anzahl conservativer Abgeordneten, die er sonst auSznzeichneu pflegte, unbeachtet gelassen bat. ES seien dies Herren, die in der conseroativen Partei und im „Bunde der Landwirthe" eine große Rolle spielen. — Die Angaben der „Kreuzztg." über die neue Kamerun Grenze werden un Wesentlichen bestätigt durch die Mit thciüuigon, welche der Pariser „TcmpS" von seinem naa> Berlin entsandte» Mitarbeiter crbäit. Frankreich batte dar nach die Auerloniiung der Maistre'schcn Verträge seitens des Deutschen Reichs errci bt, auch da, wo sie über den 15. Grad östlicher Länge hinaus nach Westen griffen, und Deutschland aus eine weitere Ausdehnung nach Osten und Nordosten cne- giltig verzichtet; dagegen hätte das deutsche Schutzgebiet auf eine AuStebnung von etwa 3 Brcitcgraben statt der geraden Linie deü l5. Grades östlicher Länge den zwischen dem l5. und l6. Grad fließende» vielfach gekrümmten Sanga als Ost grenze erhalten. * lilbtiin, 7. Februar. Am 14. Februar findet hier eine VersamiMung der Majchine» - Industriellen Westpreußens, LsivrenbeiiS und Polens unter dem Vorsitze Schichau's statt, uni SieUmig zn dem russischen Handelsverträge zu nehmen. * Münster, 7. Februar. lieber einen hübschen Zug ultra montan er Duldsamkeit berichtet die „Kreuzztg." Folgendes: Das allgemeine Tagesgespräch bilden hier die ietzien Verhand lungen der Siadtveroröiictkii.Verjaniinluiig, in der die Väter der Stadt ihr Urthrit sprachen über den hiesigen Civilctub. So nennt ich nänilich die über 100 Jahre bestehende, aus den höheren Negicrungs-, Gerichts- mid Verwaltung-beamte», sowie den an gesehenen Burgern zusammengesetzte Gejellschait von ca. 200 Mit gliedern, welche seit dieser Zeit die Nüuine des Staülweinhaiijes am Markt gemiether hat. Während der letzte» Pachtperiode von 50 Jabren, welche im Jahic 1895 ablüust, batte die Gesellschaft mit erheblichen Mitteln aus eigene kosten einen großen Tanzsaal gebaut, welcher in Verbindung mit dem anstoßende» Ratdhaussaal auch bei allen städtische» und össentlichen Festen als Ne- präsentationsraui» benutzt wurde. Tie großen polnische» Uniwand- luiigen ain Ende des vorigen und zn Anja»» diese» Jahrhundcrli-, welchen die Clodt Münster umerwvrsc» war, hat der Elub ruhig Überstunde», und nicht wenig hat der Verkehr der Veainten-Familien mit de» Bürgerkreise» in senie» Räume» dazu bcigetrage», den Be amte» de» Ausenthalt in Münster angenehm zu machen und de» Munsleronern Vertrauen zn preußischen Beamteti zu erwecken; politische Gegensätze kamen hier nicht zum Ausdruck, aber stets herrschte ein echt patriotsscher Geist aus den Feite» des Clubs, an denen sich sowohl der Lber-Prasiüent, wie die Spitze» der städtische» Verwaltung z» belheilige» pslegle». Das war aber manchen Leuten ein Tor» un Auge, namenttich ärgerte» sich die Mitglieder der „Eintracht" s!), einer oor 30 Jahre» gegründete» rein katholischen Gesellichast, daß der Ewilclub, der bei der Ausnahme seiner Mitglieder »ur du Ehreiihastigkett und gesellschaskliche Slellung, Nicht aber deren Consejsion in Betracht zog, die hübschen Räume i» einem städtuchen Gebäude innc hatte, während sie selbst i» einem dein bischoslichc» Stuhle gehörige» Gebäude tagte». Darum wurde schon seit Jahre», besonders le> den Ergunznngswnhle» der Stadt verordneten, gegen den Civilclnb gehetzt und die Parole aus- gegeben: „Dem Club soll aber 1895 das Haus nicht melier ver- mlclhet werden." — Obgleich un» der Magistrat eine Wciterver- pachlnng unter den sür die Stadl sebr günstige» Bedingungen (zu einem den jetzigen Verhalimssen eiiisprccliende» weit höheren Preise) warm hesiirwvrtcle, setzte ei» Stadtverordneter — noch bevor die Magistratsvorlage den Stadtveroldneten vor gelegt war — schiennlgsl ei» Schriftstück aus und liest dasselbe von 23 Stadtverordneten unterzeichne», worin die selben de» Magistrat erjnchlen, die Räume keinkiisaUS dem Club weiter zn vermietben. Sv war das Schicksal der Vorlage, welche am 31. v, M. zur Verhandlung kam, im Voraus entschieden. Cin früherer Haiidichuhmacher erklärte mit Pathos: „Wir wollen den Beamte» keinen Stoß versetzen, aber wir wolle» Herr im Hanse bleiben", und obgleich ans der Versammlung der vermlttelmigS- aittrag gestellt wurde, die Räume mit jährlichem kiiiidigniigs- rccht aus so lange weiter zu veriiiieihc», bis sür die Stadt das Vediinm» hcrvvrtrcte, dieselben ielbsl zu benutze», wurde mit ix gegen 9 Stimmen beschlösse», mit den: Civilelnb über Verlrags- verlüngermig überhaupt nicht in Verhandlung zu trelcii. Gründe hierfür wurden nicht angegeben. So muß denn die im Jahre N75 gegründete Gesellschaft die seit 1782 innegehabten Räume im Herbst 1895 verlassen I * Frankfurt a. M., 7. Februar. Für Nassau und das Großherzvglhiii» Hessen findet nächste» Sonntag im hiesige» Saalban eine Versammlung zur Besprechung des russischen Handelsvertrages statt. * Ntrvcrlnstadt, 7. Februar. Hier, im Mittelpunct de» pfälzischen Tabakbaues, sprach i» einer Versammlung der Reichölagsabgcordncle Brünings (nat. lib.) über die Tabaksabrikatsteucr. Er crilärtc, blcsctbc bringe große Bortbeite sür die Pflanzer und beseitige die ckieanosen Be stiinmuiigcn. Alle Pflanzer müßte» für die Fabrikaifteucr sein. Es wurde den» auch einstimmig eine Resolution in diesen! Sinne angenommen. (B. T.) Karlsruhe, 7. Februar. Nächsten Sonntag findet hier eine Plciiarsitzung des badische» Handelstages behufs Stellung nahme zum russische» Handelsvertrag statt. * Stuttgart, 7. Februar. Mehrere würltcmbcrgischc Großgrundbesitzer veröffentlichen im „Schw. Merkur" cuie» Artitel, der ge-zeu die Herabsetzung des GctrcidczotleS ans 3,50 --2 polcmissrt, dagegen die Agitation des Bundes der Landwirthe vcrurlhcitt und cmpfieblt, die Reichstags« Verhandlungen abziiwarlc». — Die hiesige Haiitetskainmer beschloß gleichfalls, eine Kundgebung zu Gunsten LcS russi schen Handelsvertrages zu veranlassen. * München, 7. Februar. Wie die socialdcmolratische „Münch. Post" melket, soll vor einigen Tagen beim I. Feit- Artillcricreginiciit eine Haussuchung nach joeialdkino- kra tischen Schriften slallgesnndcn haben, die jedoch er- gebiiißtos geblieben sei, L esterreich - Ungarn. ' Wien, 7. Februar. Der deutsch-russische HandclS- vcrlrag rust in iantwirtlsschasltichen und »laiichcn industrielle» Kreisen eine gewisse Depression bcrvor. Erster« sind be sorgt wegen des AufböreiiS der deutschen differentiellen Be gniisligling de» österreichisch-ungarischen Getreides, letztere, namenttich die Eise» und Textilindustrie, sicht eine eventuelle deutsche Evnciirrcn; in Rußland voraus. Rcgicruiigsscilig wird gehofft, Rußland werde Oesterreich die gleichen Eon- cessionen wie Deutschland machen. ' Wien, 8. Februar. (Telegramm.) In Polnisch» Ostrau haben 130 Arbeiter des Steinkoblenbauc» der Nordbalin die Anfahrt verweigert unk Ausbesserung de» Gedinge- verlangt. >,o derselben nab»:«» im Lauf« des Pormittags kie Arbeit wieder aus Ter Betrieb ist ununter brochen. die Ruh« ist nicht gestört.
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