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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.02.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940212019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894021201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894021201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-02
- Tag1894-02-12
- Monat1894-02
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SrSßerr Schriften laut unserem Prris- verzeichniß Tabellarischer und Zissrrasatz nach höherem Tarif. Ultra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgev-Ausgal'«, ohne Postbesördernag M.—, Mit Postbeforderung 70.—. ^nnalimrschlub für Äuzeitzeir: «bend-Ausgabe: vormittag« IO Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- «nd Festtag» früh ' ,8 Uhr. Bei deu Filialen and Annadmeslellen je et» Halde Stand« früher. Anzeigen sind stet« an dt« Grtzedttta» zu richten. Druck und Verlag von A. Pol» in Leipzig. Montag den 12. Februar 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. 40,000 Mark tz«t gegen 1. Hypsthe» s»s«rt anszulrihe» kspmremnn« Lentnnol». Politische Tages schau. * Leipzig. 11. Februar. Zu den Schwierigkeiten, die dem Neutsch - russischen H«n»el«»ertrage unReichSlage cntgegenstehen, tritt, sofern eine allerdings beinahe unverständliche, aber dem „Hamburg. Corr." von anscheinend preußisch-officiöser Seite mit größter Bestimmtheit gemeldete Nachricht sich bestätigt, eine solche im BundeSrathe. Danach soll Bayern officicll die Zu stimmung zu dem Handelsverträge davon abhängig gemacht haben, daß Preußen sich verpflichtet, die Staffeltarife auch in Getreide und Mehl auszubcben und während der BertragSdaucr nicht wieder einzuführen! Die grund sätzlichen Bedenken, die gegen ein solches Vorgehen und zwar nicht bioS vom preußischen Standpunkte sich erheben, sind wesentlich die, daß die großen nationalen Interessen, die an da- Zustandekommen de« gedacklen Handelsvertrages sich knüpfen, benutzt werden sollen, um «inen Bundesstaat in der Freiheit der Ordnung von An gelegenheiten zu beschränken, die rechtlich zu seiner alleinigen Zuständigkeit gehören, daß der ReichSbebcl benutzt werden soll, um Preußen io der seinen wirlbschastlicken und finanziellen Interessen entsprechenden Bestimmung über die Tarife auf seinen eigenen Bahnen zu hindern. Die schon hieraus herzuleitenden Einwendungen gegen daS Vorgeben Bayerns werken durch die begleitenden Umstände wesentlich erschwert. Die preußisch-bayerischen Verhandlungen über die Wirkung der Staffeltarife sind nicht abgebrochen, sondern nur unterbrochen, um den bayerischen Eomniissaren Zeit zu taffen, den Beweis für die von ihnen ausgestellte, aber nicht mit BcweiSmaterial ausreichend begründete Behauptung einer schädlichen Einwirkung der preußischen Staffeltarife, die preußischerseitS unter Beibringung gewichtiger Beweis stücke bestritten ist, zu erbringen. Statt deS erwarteten BeweiSmaterialS ist die erwähnte bayerische Erklärung ein- gegangen. Die Vcrmuthung, daß dies geschehen sei, um von der Erbringung deS anscheinend schwierigen Beweises für die bayerischen Behauptungen befreit zu werden, liegt nahe. Dazu kommt, daß, während der Anspruch erhoben wird, Preußen möge aus daS für die künftige Gestattung seines EisenbahntariswesenS grundlegende System der Staffeltarife verzichten und damit zugleich rin finanzielles Opfer von gegenwärtig etwa 5 Millionen im Jahr bringen, in Bayern die Einführung von Staffeltarifen für Holz zuiu Theil wenigsten- zum Zweck der Verbreiterung LeS Marktes zu Lasten der preußischen Holzproducenten geplant wird, lieber den weiteren Verlauf der Angelegenheit sich in Muth- uiaßungeu zu ergehen, wäre zwecklos; daß. wie immer der AnSgang sein mag. ein starker, im Interesse der Einigkeit und der inneren Festigkeit deS Reiche- im höchsten Grade zu bedauernder Stachel Zurückbleiben wird, ist leider nur zu sicher. Die Klerikalen in Veftcrrttch sind wegen der Vorgänge in Ungarn überall stark verschnupft, und sie suchen der Re gierung in den Einzetlandtagen Verlegenheiten zu bereiten. So waren sie eS, welche die Vertagung deS Vorarl berger Landtage- provocirt haben. Dieselbe steht un zweifelhaft mit den Abänderungen in Verbindung, welche der WehrauSsckuß an der Novelle zum LandeSverthridigungS- Gesetz beschlossen batte. Es kommt hierbei in erster Linie der folgende in Vorschlag gebrachte Zusatz in Betracht: „Wer sichderMißbandlung vonSoldaten schuldig gemacht oder an einem Duell irgendwie beiheilig« bat, kann, unbeschadet der strafrechtlicbenFolgcn,in tirvl-vorarlbcrgschenTruppcnkörpern die OsficierS - Charge oder UnterofficierS - Charge weder erhalten noch beibehalten." Dieser Antrag enthält einen ganz unzweisclbasten Eingriff in die Recht« sphäre de« obersten Krieg-Herrn, und er war für die Re gierung, schlechterdings unannehmbar. Da aber keinerlei Aussicht dafür vorbandcn war, daß die klerikale Majorität deS Vorarlberger Landtage- diesen Zusatz fallen lassen werde, ging die Regierung mit der Vertagung de- Landtage- vor. Man bringt in klerikalen Organen die Haltung der Ma jorität de- Vorarlberger Landtage« vielfach mit der Affaire Skacel und der Versetzung diese- Militair-CaplanS, welcher sich geweigert batte, den im Duell gefallenen RegimentS- arzt Wagner einzusegnen, in Verbindung; allein man kann den Verdacht nicht unterdrücken, daß mit dem bean tragten Zusätze, besten Unannebmbarkeit seitens der Regierung seinen Urhebern klar sein mußte, auch der Zweck verfolgt wurde, da- Zustandekommen der Novelle zum LandeSver IheidigungS-Gcsetze zu vereiteln oder wenigstens hinaus zuschieben. Man sträubt sich in Tirol und Vorarlberg gegen die zweijährige active Dienstpflicht in der Lande- vertbeidigung, und in der Thal bat der Vorarlberger Land tag so viel erreicht, daß die Novelle in diesem Jabre kaum mehr in Kraft treten wird. Angesicht« der Vorgänge au dem Vorarlberger Landtage darf man mit einiger Spannung der Haltung entgegensetzen, welche der erst im Sommer zw sammentreteadr Tiroler Landtag in der gleichen Frage ein nehmen wird. Die »«lzffchtti Klerikalen scheinen neidisch zu sein au^ die Lorbeeren, welche die verbündeten Radikalen und Socia- listen mit ihrem Sturm gegen den VrrwaltungSrath der Brüsseler Universität davongetragen haben, denn non planen auch sie einen Schlag gegen die Hochschule, der, wenn er glücken sollte, ihren Bestand ans» Höchste gefährden würde. Die fast SO Jahre bestehende freie Universität bat nämlich bi« heute noch keine CorporationSrechte, so daß ihre Lage eine »an» ungeordnete ist. Nun sind Theil« der Universität« «ebänd« m d«n Besitz von Klerikalen durch Erbschaften über gegangen; zu den Besitzern geboren der jetzige Cultu-minisier De Burlet, die Herren Doucct und Verbargen. Klerikale Kreise scbcii darin eine Möglichkeit, der Universität zu Leide u gehen und ihre Verstaatlichung in die Wege zu leiten. DaS wird abzuwarte» sein, denn jeder staatliche Versuch, die Hochschule dem Klerikalismus auszuliefern. würde die er bittertsten Kämpfe Hervorrufen. Jedenfalls ist die Lage ebenso verworren als ernst, und man muß sich auf neue Couflictc gefaßt machen. — Der alle Plan einer Reise deS Präsidenten der französischen Republik nach Brüssel, der schon so oft gefaßt und wieder auf- gcschoben wurde, taucht neuerdings auf, scheml aber auch diesmal wieder zu Master werds» zu sollen. Tie Stadt Antwerpen errichtete nämlick zur Erinnerung an ihre Vertbeidigung gegen die Engländer im Jahre l8l2, welche Geueral Carnot, der berü »nie Großvater de- jetzigen ranzösischcn Staatsoberhauptes im Dienste dcö ersten Kaiser reiches, leitete, ein Denkmal, zu dessen feierlicher Ent hüllung sie Carnot eingeladeu bat. Dieser bat, wie verlautet, die Einladung nicht angenommen, denn die Besorgniß besteht sort, daß der Besuch Carnol'S in Brüssel zu republi- kaniich-socialistischen Kundgebungen de- von den Nabicalen befehligten hauptstädtischen PöbclS auSgenutzl werden würde. Auö derartigen Demonstrationen könnten der belgischen Regierung nur Verlegenheiten erwachsen, »nd auch die fran zösische Negierung bat gegenwärtig zu viel mit sich selbst zu tbun, als daß sie Lust verspüren könnte, sich an anderer Leute Heuer die Finger zu verbrennen. In Frankreich bat die Nachricht von der Niedermetze- lung der Expedition des OterstlieutcnantS Bonnier bei Timbuktu große Bestürzung hcrvorgerusen. Die Sorge uyd Uurubc, die man wegen de- Schicksals der Besatzung von Timbuktu und der übrigen in der Luft schwebende» Abthei lungen in diesem Tbcil de- dunkeln ContinenlS empfindet, ist um so größer, als auf diesem Schauplatze der Ereignisse seit zeraumer Zeit rin kaum glaublicher, aber sehr bedauerlicher Uiangel an einheitlicher Leitung und KriegSzucht ich fühlbar gemacht bat. Die Osficiere scheinen, hoch und niedrig, von kühnem Thrtendrang über die ibnen gewiesenen Grenzen fortgerisien z» werde», wahrscheinlich in der Er- kenntniß, daß der Erfolg von den Radaublättern dabeim der art verherrlicht werden würde, daß die Regierung gezwungen wäre, statt der Strafe Lob und Beförderung zu spenden. Der Commandant der französischen Nigger-Flottille war nach erfolgter Landung, ohne eine bezügliche Instruction erhalten zu baden, aus eigene Faust nach Timbuktu vor- gedrnngcn. AlS Obcrstlicutcnant Bonnier davon Kenntuiß crbiel«, rügte er zwar daS Verhalten des Comniandanten der Flottille und beantragte, daß dieser zur Disposition de- MarincniinisteriuniS gestellt würde, beeilte sich aber selbst, nach Timbuktu zu gelangen. Mit Unterschätzung der von Seiten der Tuareg« drohenden Gefahren hat er dann die verbängnißvolle RecognvSeirung unternommen. Wie be- klageuSwerth auch vom rein menschlichen Standpunct die Katastrophe erscheinen mag, kann doch nicht in Abrede gestellt werden, daß Oberstlieutenant Bonnier selbst die Schuld an dem eigenen Schicksale, sowie an demjenigen seiner Osficiere trägt. Die Niederlage ist um so bedauerlicher, als sie kaum so bald gerächt werden kann. Die Ermordung deS Obersten FlatterS und seiner Begleiter durch die Tuareg- ist noch heute nickt bestraft, und doch ist Insalah, wo daS Verbrechen begangen Wurde, von Algier oder Oran aus weit leichter zu erreichen als Timbuktu vom Senegal. An einen Feldzug in jener Gegend ist gar nicht zu denken, denn die TuaregS sind so gut wir unfaßbar; auf ihren schnellen Pferden und Reit- kameelen verüben sie Ueberfälle, verschwinden aber sofort wieder spurlo« in der Wüste. Ihnen dahin folgen zu wollen, kann nur Leuten einsallen, die keine Ahnung von den Schwierigkeiten eines FeldzugeS haben, wo jeder Tropfen Wasser, Proviant und Futter für die Pferde und Tragthiere mitgeführt werden muß. DaS Einzige, waS sich vorläufig thun läßt, ist eine erhebliche Verstärkung der Besatzung von Timbuktu, das um jeden Preis gehalten werden muß, und ein planmäßigere«, vor sichtigere- und imponirendcreS Auftreten den TuaregS gegen über, damit derartige Ueberfälle sich nicht wiederholen oder mit gehörigem Nachdruck zurückgcschlaacn werde». Sollte man in Paris weitergehenve Pläne haben, so würde sich deren Verwirklichung sehr bald empfindlich rächen. Sehr vernünftig dagegen ist der Vorschlag des „Figaro", da« Tuatgebiet zu besetzen, denn obgleich dasselbe räumlich weit entfernt von Timbuktu siegt und von diesem durch die Wüste getrennt ist, sind die Tuareg-, die in der Wüste nach allen Richtungen umberstreisen, doch i» der Lage, von Tuat aus daS benachbarte Algerien zu beunruhigen, ober doch die süd lich von Algier und Tunis wohnenden unbändigen Sahara- stamme zu fanatisiren. Wie gemeldet wird, herrscht dort bereit« eine ausfallende Erregung und Erbitterung über die Besatzung Timbuktu«. Der italienische Ministerpräsident ist nach kurzem Aufenthalt in Neapel nach Rom zurückgekebrt und bat bie Leitung der Regierung«geschäste wieder übernommen. Frau zösische Blätter verbreiten freilich da« Gerücht, der Gesund beilSzustand Cri«pi'« sei ein noch keineswegs gefestigter und gebe zu Bedenken Anlaß. WaS mit derartigen Ausstreuungen beabsichtigt wird, liegt auf der Hand. Um so erfreulicher ist dagegen die Ehrlichkeit de« ossiciösen „TrmpS", welcher be richtet, die Gesundheit CriSpi'S sei anscheinend befestigt. Wie der „TempS" überhaupt sich durch seine besonnene Politik aus- zeichnct, läßt er auch der staatSmännischrn Begabung CriSpi'S eine durchaus angemessene Bcurtheilung zu Tdeil werden. Insbesondere wird Hervorgeboben, daß da« energische Vor gehen de- italienischen Conscilpräsidenten auf der Insel Sicilien jedenfalls die Wiederherstellung der Ruhr herbei- geführt bade. „Cri-pi", beißt e- in dieser Beziehung, „kennt die Seele seiner Land-lcute in wunderbarer Weise, und man muß ihm die Gerechtigkeit erweisen, zu glauben, daß er die für seine Auffassung geeignetsten Mittel an gewendet bat, um den Frieden in den Straßen und in den Gemüthern herzustellen. Sicherlich hat er nicht dir Prätention, da« schmerzhafte Problem auch nur gestreift zu haben, da« den Grund de« bauernden Uebelbrfii-dcnS und der unablässig wirderkehrenden Ruhestörungen bildet. Man bat aber in der Tbat alle Ursache zu der Annahme,! daß er zunächst da« Ziel, das er sich steckte, erreicht hat, und daß der Scandal einer Art von Bürgerkrieg vor der ener gischen Action de- leitenden Minister- und seiner Agenten verschwunden ist." — Da die äußerste Linke im italienischen Parlament gerade CriSpi'S Aktion auf der Insel Sicilien ansechten will, würde eS sich empfehlen, daß diese Partei gruppe die besonnene Auslassung de« leitenden republikanischen Organ« in Frankreich beherzigen möchte, woran indessen kaum zu denken ist. Deutsches Reich. -cr Berlin, 11. Februar. Tie Wahlvorbereitungen für die Ersatzwahl im ReichStagSwablkreiS Meseriy- Boiust an Stelle de« Herrn von Unruhe scheinen keine» günstigen Verlaus zu nrkmen. DaS Zusammenbaltcn aller deutschen Parteien ist unbedingt »ötbig, wenn der Wahlkreis nicht den Polen anbeimsallen soll. Aus deutscher Seite berrscbt aber bis jetzt die größte Zersplitterung. Nicht weniger als vier Candidaten werte» genannt: der mittel- parteiliche LandeszerichlSpräsident Wctike, die beiden srci- conscrvativen LandtagSabgeordncten von Tledemann und von Dzicmbowski und ein vom Bund der Land- wirthe ausgestellter Agrarier. Graf Dobna. Die letztere Candidalur hat gar keine Aussichten auf Erfolg, ist aber wohl geeignet, das Mandat einem Polen zu- znschanzen. Die haldpolnischcn Wahlkreise in Posen und Westpreußen gehen mehr unv mehr an die Polen verloren. Schuld daran ist einerseits die Uneinigkeit der deutschen Wähler, andererseits die preußische Polenpolilik, die. anstatt die deutschen Elemente über die Gegensätze wirtbscbasilicher Interessen hinauszubeben und im nationalen Gedanken zu verbinden, die deutsche Wählerschaft mit Mißmutd und Kleinniutb erfüllt und die Empfindung für die Wichtigkeit der Mitarbeit an vaterländischen Culturaufgabcn mehr und mehr abstumpst. * Berlin, ll. Februar. Bei dem Festessen deS ersten Garde-Regiment- z. F. im RezimentSbause zu Potsdam, welchem der Kaiser bekanntlich anwvbnte, dankte der RegimentS-Conimandeiir, Oberst v. Kessel, für die vielfachen Gnadcnbeweisc, welche dem Rcgimenle durch den Kaiser anläßlich der Jubelfeier zu Theil geworden. Der Kaiser sprach darauf in längerer Rede den« Rcginicnte erneut seine Anerkennung für dessen hervorragende Leistungen im Kriege und im Frieden au«. Später erhob sich der Kaiser nochmals und übergab dem Regimenle als bleibendes Andenken an den 9. Februar einen prachtvollen goldenen Pocal mit der Be stimmung, daß auS ibm daS Hoch aus den höchsten Krieg-Herr» durch den RegimentS-Commant-cur auSzubringcn sei. Im Laufe des Abends wurde ini RcgimentSbause durch Osficiere de« ersten Garde Regiments das Lustspiel „Militairsromm" aufgcsübrt. Mit dem sabrplanmäßigcn Zuge >»» ll Ubr >6 Minutcn Abend- kehrte der Kaiser nach Berlin zurück. — Gestern früh machten der Kaiser und die Kaiserin eine geiueinsame Au-sabrt und den gewohnten Spaziergang im Thiergarten Nach der Rückkehr ins königliche Schloß empfing der Kaiser de» Cbef deS GcncralstabcS, General von Schlieffeu, zum Vortrage, arbeitete längere Zeit mit dem Geiieraladjutantcn v. Habnke und Hörle darauf den Vortrag des Wirklichen Geheimen Raths l)r. v. LueanuS. Um l Uhr wurde der bisherige niederländische Gesandte Or. Ionkbeer van der Hoeven vom Kaiser in Abschiedsanbienz empfangen. * Berlin, ll. Februar. Der Evangelisch-sociale Eongreß wird vom 15. bis 17. Mai in Frankfurt a. M. tagen. DaS vorläufige Programm ist folgende«: DienStag. den 15. Mai: a. Nachmittag-5 Uhr: Ausschußsitzung; ii. AbendS ^ Ubr: öffentliche Begrüßungsversammlung. Mittwoch, den Mai: a. früh 8 Ubr: l) Eröffnung des CongrcsseS durch den Präsidenten; 2) Jahresbericht de- GeneralsecretairS; 3) erste« Referat: Dir sociale Frage und die Predigt (Cons.- Ralb Prof. v. Cremer-GreifSwald); d. Nachmittags 3 Uhr: zweites Referat: Die deutsche» Landarbeiter, mit besonderer Berücksichtigung aus die vorjährige Enquete deS CongrcsseS (Professor l)r Max Weber-Berlin und Generalsecretair k. Paul G LH re-Frankfurt a. O.). Donnerstag, den >7. Mai, früh 9 Uhr: i» dritte- Referat: Die Gewerkschafts bewegung (AmtSrichterKutemann-Braunschweig); b. vierte« Referat: Das sociale Problem und dir alte Kirche (Professor v. Harnack-Brrlin). — Zu dem Essen, daS am DienStag bei dem Minister präsidenten Grasen zu Eulcnburg statifindet, und an dem auch der Kaiser theilnebmen wird, sind u. A. geladen: sämmtliche Minister, Obcrpräsident von Achenbach, Ober präsident von Putlkamer, die ReichStagSadgeordneten Prinz Arcnberg, KoSciclski unv Freiherr von Stumm. — Herzogin Wera von Württemberg hat die Rückreise angeiretrn. — Der Geh. Medicinalrath Professor Ur. v. E« march ist hier »ingetroffen. — Der Unterzeichnung de« deutsch-russischen Handels vertrag« assistirten von deutscher Seile Generalconsul Frbr. v. Lauiezan und der Consul Baron Brück als Secrc- taire; von russischer Seite StaatSratb v. Tscharikow und Consul NclliS als Secrelaire. Die unterschriebenen BcrtragS- cxemplare sind in der ReichSdruckern aus schlesischem Bütten papier gedruckt. Die Unterzeichnung de» Vertrages wird von den russischen Bevollmächtigten durch eine Fest t asel im Kaiserhose gefeiert, zu der kie deutschen Herren geladen sind. ES sind für die Ausschmückung de- Saale- und die Her stellung der Tafel, der „Post" zusolge, Summen auSgeworscn worden, wie sic bisher m Berlin noch niemal« gezahlt worden sind. (?) — Unter den Mitgliedern der UntersuchungS- commisson für die WähruagSsrage wird noch der Abgeordnete l>r. Ham macher genannt. — Die Berliner Local-Commission der Social'- demokraten hatte am vorigen Sonntag eine öffentliche Volksversammlung einberufen, um über die Wirtbe der Locale „Concordia-Sälc", „Sanssouci" und „Buggenhagen" wegen Verweigerung ihrer Locale zu den s. Z. abgebaltenen Arbeik-Ioscn-Vcrsammlungen zu Gericht zu sitzen. Die „Local- Commission" selbst brachte in dieser Versammlung sür die Dirthe der beiden erstgenannten Locale MildcrungS- gründe vor »nd beantragte, nur über da« Locat „Buggen- bage»" die „Sperre" zu verhängen. Die vv» 800 Ge nossen besuchte Versammlung beschloß indessen auch über deu Wirtb VeS Concertbauscö „Sanssouci", Kottbuser Straße Nr. 4, eine einjährige Sperre. Hier gegen bat die Local Commission in der DonnerStag-Nummcr des „Vorwärts" eine» Protest erlassen, in welchem sie deu Beschluß der „Volksversammlung" als zu Unrecht gefaßt bezeichnet. Jetzt veröffentliche» die „Genossen" Oswald Grauer. A. Schweizer und Kräkcr eine Erklärung im „Vorwärts", daß sich die Localcommission um „Gerechtig keitsgefühl" gar nicht zu kümmern habe. „DeS Volkes Wille sei da« höchste Gesetz", und die „Localcommissivn" habe nur auSzusübre». wa- eine „Volksversammlung" als „höchste Auiorilät" dcschlicßt. In einer am 13. d. M. abzubaltenden „Protestversaniinlung" soll der Localcominission sür ihr Ver halte» ein Mißtrauensvotum ertbeilt werden. * Hamburg, lO. Februar. In fünfzehn socialdcmokra- tischen Volksversammlungen wurde gegen die Ham- burgischc SlaatSvcrsassung als die einer Clasienberrschast energisch protestirt. Der Senat wurde ausgezorbert, die jetzigen Steuern durch eine progressive Einkommen steuer zu ersetzen und das allgemeine Wahlrecht einzuführen. (B. T.) * Friedrichs»»h, lO. Februar. Alle Augatcn über den Tag, an welchem der Kaiser den Fürsten Bismarck hier angeblich besuchen will, werde» vom „Hambg. Cvrr." als Vermutbungcn bezeichnet; feste Bestimmungen seien in dieser Beziehung noch nicht getroffen. Soviel aber sei sicher, daß der Kaiser nicht, wie kürzlich als möglich bingestcUl wurde, die Fahrt nach FricdrichSrul, ciucö Tage« unerwartet antrctcn und den Fürste» überraschen wird. Die Rücksicht auf den Gesuiidbcilszustand des Fürsten, der gegenwärtig durchaus zufriedenstellend ist, aber imiiicrdin fortdauernd große Swouung und die Fcrnbaltung jeder plötzlichen GcniüIbSerrcguug erfordert, cmrstehlt vielmehr eine mög lickst frühzeitige Benachrichtigung über die Zeit de« Besuches, und der Kaiser Hai bei dem Besuche deS Fürste» iu Berlin gezeigt, daß er von der zartesten Rücksichtnahme aus dessen Gesundheit erfüllt ist. Mau »liumt dabcr auch an, daß alle Einzelbeitcu über die Tauer dcö Besuche- und die Art, wie er zur Ausführung gelangen soll, schon jetzt, »nd zwar bei der letzten Aiiwcsciil-cit des Grafen v. Mollke in FriedrichS- ruk, genau festgesiellt worden sind, so daß c- nur »och der Anmcldung des Tages bedarf, die aber bis heule noch nicht erfolgt ist. * Brauiischwriit, lo.Februar. Ter StaatöbanShaltö- ctat sür die nächsten zwei Jabre gestattet den Erlaß der zehnten Stufe der Pcrioiialsteüer sowie einer Monatsrate der Grund- und Gewerbesteuer; den Geiurindcu werden außer 6 Procent Erbcbiiiig-gcbübrcn 17 Proecut aller direcien Steuern mit 700o»o./l und den Kreisen weitere 270 000 ^7 überwiesen; dagegen soll eine Million Mark sür außerordent liche Bauten, statt wie früher aus de». Ordinär»:»,, durch eine Anleihe gedeckt werken. * Bresla», 10. Februar. Die Handelst ammer ver anstaltet zur Kui'kgebiiug für den russischen Handelsvertrag eine große Versammlung, wozu außer den hiesigen Kaus- lcuten die schlesischen Handelskammern und w'.rlhschaftlichcn Corporatione» eingeladen sind. * Meiningen, lO, Februar. Der Landtag bewilligte 200 000 Zur weitere» Abhilfe de- Futtermangels unk genehmigte Etat und Slcnergesetz. Hieraus wurde er vertagt, * Stuttgart, lO. Februar. Bei der gestrigen Land tagSwahl iu den Bezirken Ebingen und Laupbcim siegten die CentrumScandidalcn über die VolkSpartcücr. * München, 10. Februar. Der Petition SauSschuss der Kammer der Abgeordneten lebnte die Petition betreffs des SchächtverbotS ab. — Die Leiche des früheren Bot schasterS Freiherr» v. Weither wird nach Berlin üder- gejührt werden. Lestcrrcich - ttitgln n. * Wie». 10. Februar. Ter uiederösi errcichische Landtag beschloß in seiner heutigen Sitzung, tcmFrauen- erwerbSverein eine Subvention von 500 Gulden zu gewähren. Die Antisemiten protestirte» gegen die Gilt-gkeit dieses Beschlusses, da, wie sie bcbauplclcu, da- HauS deschluß unfähig sei. Der Landmarschall verkündigte den Beschluß als giltig, worauf die Auiisciuiteu unter lebhaften Protest rufen den Saal verließen. Die Sitzung wurde daraus wegen Bcschlußunsähigkeit geschloffen. * Wien. lO. Februar. Eine Versammlung von Ver tretern hervorragender Gciioffcuschaslcn beschloß, den Minister präsidenten im PetilionSwege zu bitten, den durch die Nicht abbaltung deS SaateniuarkteS Tausenden von EEwerbc- treibcnden drohenden Schaden abzuwenden. * Wien. II. Februar. (Telegramm.) Tie „Wiener Zeitung" veröffentlicht ein kaiserliche- Handschreiben au den Ministerpräsidenten, Fürst Wiudischgrätz, Lurch welche« der RrichSrath aus den 22. d. Ml«, ciuberufcu wird. * Vrai. 10. Februar. Ter Gemeinderatk beschieß, eine Petition an da« Ilnterricht-ministerium um Rückgängig machung de« Beschlusses betreffend die Schließung der technischen Hochschule z» richten. Der Bürgermeister erklärte, er werde die Petition morgen persönlich dem Minister unterbreiten. * Pest, 10. Februar. Die Iuterpellation de- Klerikalen MeSzlenyi im Abgeordnetenbause faßte der Minister präsident al» puren Scherz auf. Tie Antwcrt wurde, wie gemeldet, von einer großen Majorität zur Krnntniß ge nommen. Mit derselben stimmte zu allgemeinster Ucber- raschung auch Apponyi, der Fübrer der Nat>onalpartei. Frankreich. * Paris, lo.Februar. In dem Ministerrathe wurden Maßregeln berakheu für die Sicherheit der Truppen in Timbuktu. Der Präsident Carnot Unterzeichnete eine Vor lage, welche die Dauer de- Lagern- von Getreide in den Zollniederlagen aus «in Jahr beschränkt. —Die Handel»-
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