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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.02.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940219015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894021901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894021901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-02
- Tag1894-02-19
- Monat1894-02
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VezirgsPreiS G t« Hauptexpeditioa oder den im Vtadt» tqirk o»d den Bororten ächteten Aus» abck^lle« «bgrholt: vtert»ljill>rlich^!4^0. b«< »»»üniltger »it-licher Zustellung in« H«r >4 LüL Dnrch die Post bezogen für Lenischlaud n»d Oesterreich: vierieliädrlich > «.—. Direct» tügllche Kreuzbandiendimg in» AnSland: monatlich 7^0. Di» Worgea-Bisgab« erscheint »glich'/,? Uhr, di« »lb«nd^U>»aab« Wochentag- ü Uhl. Le-«rtto» »ad Lrrediti»»: J<tz«,«eS,aff» 8. AeErvedttioa ist Wochentags ununterbrochen öffnet von jrüd 8 bi- Ldends 7 L»r. Filialen: Ott» De»«'« Eorti«. (Ulfretz Hatz»), Untversitütsstrast, 1, Lsni« Lösche. Kacharinntstr. 14. pari, and KSnigkvlatz 7. Morgen-Ausgabe. WAtr.TllgebM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd KesKaftsverkc-r. Anzeige«-PreiS die 6 gespaltene Petitzelle 20 Pfg. Reklamen unter dem Nrdaettonsstrich l4g«» ipalten) bO^j, vor den AamUieuuachrichien (6 gespulte») 40^. Dröherr Schriften laut aajerem Preis» verzeichaiß. Tadellarifcher und Ziffern'atz nach höherem Tarif. GrtNt-veilagea (gesalzt), >»r mit der Morgen« Ausgabe, ohne Postbeförderuug ^l> vOc—, mit Postbeförderung 70.—. Äanahmeschluß fir Änzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags lO Uhr. Marge »-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Soun- und Festtags früh ' ,9 Uhr Bei den Filialen uud Annahinestelle» je eia» halb« Stund« früher. vnieise» sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. P olz in Leipzig. Amtliche Bekanntmachungen. Deutsch-russischer Handelsvertrag. u» den Nauflenten, Fabrikanten und lNewerbtrribenden »nsereS Bezirks Gelegenheit »a aegenseitiger Aussprache uud zu einer gemein- ja»«a Kuudgebuag l» Betreff de- deutjch-rnjjijcheu tzandel-vertrags zu geben, haben mir beschlossen, Freitag, de» Sit. d. M., Abend- 7 vhr ei« Vers«»«lua> in der Aula der Oeffealliche» haudels-Lehr- ,,statt, Lthrskrahe 8/5, abzuhaltru. Eintrittskarten bitten wir aus unserer Kanzlei, Nene Börse, Trepp« S. t., abtzoleo zu lasse». Leipttg, den 17. Februar 1894. Dir Handelskammer. L. Lhiem», Vors. vr. Meusel, S. Montag den 19. Februar 1894. 88. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leidtiz 18. Februar. Dir brreitS mitgrtbeiltr Schilderung, die der „Reichs anzriarr" von der über unsere Mariae bereingebrochcnen neuen furchtbaren Katastrophe entwirft, kann die Er schütterung our vertiefen, die von der ersten Nachricht über den Untergang so vieler wackerer Männer im ganzen Reich« hervorgerufea wurde. Ob, wie der „ReichS- auzeigrr" aaniwmt, eia unabwrudbarer Unglücksfall vor liegt, oder »icht auch eia Thril rneuschlicher Verschuldung, wird fich erst bei genauerer Untersuchung frststellen lassen. Es hat sich um eine Probefahrt gehandelt, wobei die Dampfkraft allzustark angespannt worden zu scm scheint. Da« erschütternde Ereigmß ist aber auch ge eignet, wieder die Frage anzuregen, ob die gewaltigen Panzerschiffe, welche die neue EchiffSbautechnik hervor- briogt, nicht über die menschliche Kraft und Leistung« sahigkeit binausgewachsen sind. Es zeigt sieb leider gar za „fl, daß bei aller Vorsicht und Kunstfertigkeit diese Ungeheuern complicirten Mechanismen an irgend einem Zufall, au dem Versagen oder Schaddaslwerdrn irgend eines Apparat-, an einer kleinen Schwäche jeder menschlichen Arbeit und Einrichtung scheitern und dann entsetzliche- Unheil anrichtrn. Uud da- Alle» im Frieden. Welche Gefahren sind erst zu befürchten, wenn solche Schiff» einmal im Krieg auf einander stoßen und der absichtlichen friud lichru Zerstörung preisgegeben werden sollten! Der Reichstag hat gestern iu zweiter Lesung den Colonial etat nach den Vorschlägen der Vudgetcommission sammt den von dieser befürworteten Resolutionen angenommen, also auch die Resolution: „die verbündeten Regierungen zu er suche», die Beseitigung der Hindernisse zu veranlassen, die der Ausbildung der iu den deutsch-asrilanijchcu Colonien wirken den Väter vom heilige« Geiste in Deutschland entgegen stehen". Ein Widerspruch gegen diese Resolution ist nach den unS vorliegenden ParlamenlSberichten nickt laul geworden; wohl aber bat Herr vr. Ham wacher für die würdigen Väter eine Lanze gebrochen. Er sagte nach dem ParlamentSberichtr der „Nat.-Ztg.": „Ich bin mit der Resolntion einverstanden. So lauge der Bunde«» rathsdelchluß, daß dt« Bäter vom heillgen Geiste zu den Bssi- liirteu des Jesuitenordens gehören, nicht aufgehoben ist, wird es nicht zulitfftg sein, daß der Orden In Deutschland Nieder lassungen iu beliebigem Umiang« errichtet. Aber da«, worum eS sich hier handelt, ist vom Aba. Lieber und dem Herrn Referenten in einer auch für di» Frenudr der Bufrechterhaltung de» Verbots des Jesuitenorden« durchaus annehmvarrn Weis» dahin «ing«. schränkt, daß jetzt nur In Frage kommt, den betreffenden Vütera vom heiligen Geist es »o ermöglichen, ihr« Alumnen auf deutschem Boden uud in einer z» diesem Zwecke errichtetet»» Anstatt zu unterrichte» und voriudereit«». Jetzt »rsotat diese Er- ziehuua in Frankreich. Selbstverständlich stehen sie dort mit unter dem Einfluss« des französische» Geistes, fraurSstscher Vorurthette Wünschenswert- Ist es, daß sie in Zukunft von diese» Einflüssen besreit sind und im Gegentheil deutschen Geist einjaugr», daß sie unter den Einfluß der deutsche» Regierung gestellt werdea. Diesen Zwecken soll die Errichtung einer Er- »tehungsntrdrrlassnag dienen, und di« hier beantragt« Re- iotuttou soll anssprechea, daß auch der Reichstag dt« Be- settlgung der Hiuderoisje wünscht, die einer Nieder lassung entgegeaflehen. Mit der Missionsthätiakelt steht vor allen Dingen auch die Förderung der deutschen Interessen im engsten Zusammenhang« durch Li« Unterstützung seilen« der Mission«- anslalten, sowohl der protestantischen wie der katholischen. Glück licher Weise Hobe» alle Zeugnisse bisher ergeben, daß beide Missions anstalten jelther -u der denticheu Politik t» den Schutzgebieten die ireundtichst« Stellung «inuahmen. . ES hat zwischen den Mission«- anstatt«» »ad uuserrr Loloniatverwaltung sich da« denkbar günstigste Verhält»iß herausgebildet. Wir ernte» davon vielfach dir Früchte auch in den Erscheinungen t» unsere» Schutzgebieten. Um dies« also zu stärken, sowie im Jatereff« der Livilisatio» bi» ich fest über- zeugt, daß wir di» Resoluttou aunrhme» müssen und von derselben gute Früchte für »ufrr« Cotoaie» erwarte» dürfen." Der BundcSrath soll also dir Väter vom heiligen Geiste, die er früher für Assiliirte deS Jesuitenorden» erNärt bat, »mstempeln, sso daß sie nicht mebr Assiliirte diese» Ordens beihro uud nicht mehr unter da« Jesnitraaesrtz fallen. Daß sie in der That bleiben werden, was sie sind, mögen sie uu» io Frankreich oder in Deutschland erzogen werden, bezweifelt wohl kein Mensch, der dir Jesuiten uud ihre« Gleichen nur einigermaßen kenn». Aber da man nan einmal für Deutsch-Afrika nicht die richtigen Männer findet, so greift mau nach dem, wa» für ein Billiges sich anbietet, und schließt di» Bugen vor den Folgen, die nicht auSdleibru werden. Haben sich di« ..Väter vom briligea Geiste" erst einmal orventlich in Teulsch-Asrika festgenistet und sind sie vom VundrSratb au» Asfilsirten deS Jesuitenorden« zu Nichtaffiliirten umgrftempelt, so werden sie den protestantischen MisstonSanstauen schon zeigen, wa« uud wer sie sind. Und baden sie einmal eine ErziedungSanstalt aus deutschem Boden, so wird da« Eeutrum den Schluß zieheu, daß mau mit demselben Rechte, mit dem man den geistigen Verwandten der Jesuiten aus deutschem Boden murr Einfluß der brutschen Regierung deutschen Grift rinpflanzra zu können glaubt, auck glauben muß, ten Jrsnitru selbst auf deutschen Boden unter dem Einfluß der deutsche» Regien«, dorisch«» Seist eindflanze» »n könne» Der gestrige Beschluß de» Rcick-tag- hat die Axt an die Wurzel de» JesuiteugesetzeS gelegt, nnd die Freudigkeit, mit welcher der Reich-kanzler Gras Caprivi der Resolution Arcnberg sein Wohlwollen und seinen entgegenkommenden Eifer zugrsickert, beweist, daß von seiner Seite kein unüber windlicher Widerspruch zu gewärtigen ist, wenn die Gegner de« nun einmal durchlöcherten JesuitengesctzeS die volle Br- eitigung desselben verlangen. Da die Beratung de- deutsch - russische» HaudelStzer- tragcS im BuodeSratbe sich verzögert, so kann auch die Einbringung deS Vertrage» im Reichstage erst in den nächsten Tagen erfolge». Die Berathuug wird sonach erst an einem der letzten Tage deS Februar beginnen können. Dann stehen vor der Ostervertaguna wenig mehr als vierzehn Tage für diesen Zweck zur Vertilgung. Allgemein wird angenommen, daß eine Commissionsdcrathung beschlossen werden wird, und wenn man von dieser auch nach Lage der Sache eine beschleunigte Behandlung erwarten kann, so wird cs doch schwer ballen, vor Ostern die Entscheidung herbeizuführcn. Die Kämpfe im Reichstag werden jedenfalls gründlich auSgesochten werden, uud man wird auch gut thun, den Gegnern keine Berechtigung zu dem Vorwurf zu geben, daß die Sache überhastet und die Begründung des Widcr- spruchS niedergehalten worden sei. Die Frage lnternatisnaler Vereinbarungen gegen den reicht hat. ^. Das gegenwärtige portugiesische Cabinet schemt^ rascher abwinbschastcn r» wollen, als man ann-bme^^ ^^- ^ gestrigen Morgenblatte berichteten . Bibourd, daß di- Maßregel den Abbruch ^ d.Plom^^ frÄsischen Gläubiger m.t schlechtem' W.llcn uud treulos behänd!'? Diese- en,schieden- Vergeben der ranzd,.,cd-° Regierung verdient vollste Anerkennung un.somcbr. a S mck. blos die Interessen franzöMcker Gläubiger »n s ' ' - Aber selbst i», eigenen Laude macht s'H. d^ "E Hintzc R.beiro .mmer m.ßl,ed.ger, »m mcht zu sag n i baßter. Wir berichleten schon, daß d.e unverflandch. b-ranssord-rnde Bebandlung der Vereine der ^au' u c Kleinhändler und Gewerbtrc.benden und die Verba,ln g mcbrcr-r Mitglieder dieser Vereine, sowie . d.e vcr fassung-widrige Vertagung der CorieS viel bcseS B acmackl hat. Nicht S-rmgereö Aus,eher, n wt,,en ichaftlichen und politischen Kreisen Lisiabons erregt e..,e kürzlich .«-..M-8r.g^«^g ^r ll°n.g..ch g»' Anarchismus ist nach den jüngsten Dvnamilatlenlalen wieder graphischen Gesellschaft seiten- der Regierung. De in den Vordergrund getreten. Die erste Anregung zu einem L bildete die Frage der Abgrenzung der portugi- >e- gemeinsamen Äorgeben der Cabinettc. ging bekanntlich nach Lein Attentat im Liceotbealer zu Barcelona von Spanien a>>S. Die spanischen Vorschläge, welche die Aufstellung eines allgemeinen Verzeichnisse» aller bekannten Anarchisten ver langten, wurden jedoch von alle» europäischen Regierungen übereinstimmend al« so unzureichend angeseben, daß daS spanische Miuisterium selbst davon Abstand nabm, sie weiter zu verfolgen. Später trat die italienische Regierung mit Vorschlägen hervor, aber auch diese wurden nicht durch Ver handlungen von Cabinet zu Cabinet, sondern durch einen gelegentlichen Meinungsaustausch der beglaubigten Vertreter der einzelnen Regierungen am Hose zu Rom erledigt. Jetzt verlautet, daß die französische und die deutsche Regierung in London dringliche Vorstellungen wegen der Beherbergung gefährlicher Anarchisten in England gemacht baden, mithin abermals ein Schritt zu einer internationalen Bekämpfung deS Anarchismus gethan sei. WaS die deutsche Regierung anlangt, so wird dagegen von anderer Seite bestimmt versichert, daß dieselbe vollständig unbctbciligt sei. Deutschland, so argumentirt man auch heute noch, sei nicht so anarchistisch durchsetzt, daß eS den Anstoß zu internationalen Maßregeln geben müsse. Ander« liegen die Dinge in Frankreich, Spanien und Italien, und eS ist nicht unwahrscheinlich, daß der französische Botschafter in obigem Sinne bei der englischen Regierung vorstellig geworden ist, denn die französische Hauptstadt ist ja gerade in dcu letzten Tagen kurz hintereinander der Schauplatz der Greurithaten eines Baillant und Emile Henry gewesen; eS wäre auch begreiflich, wenn die französische Regierung sich mit ihren Wünschen zunächst an das Londoner Cabinet gewendet hätte, da er wiesen ist, daß Henrh von London nach Paris gekommen ist. Da- Londoner Cabinet verhielt sicb aber schon zu den spanischen und italienischen Vorschlägen so ablehnend, daß kaum anzunehmen ist, daß es der von Paris auS- egangenen Arne ung, wenn eine solche erfolgt ist, weitere ^olge giedt. DaS Einzige, wozu man sich in London auf gerafft hat, ist eine Haus,uckung im dortigen Anarchistenciub, die die Beschlagnahme einiger compromittirender Papiere und die Verhaftung einiger Anarchisten zur Folge hatte. Dabei wird es voraussichtlich bleiben. Daß aber die Frage der Bekämpfung des anarchistischen Wahnsinns nach einem internationalen Plane nicht von der Tagesordnung verschwinden wird, unterliegt keinem Zweifel, wenn auch hundertmal versichert wird, die Strafgesetze in den meisten in Betracht kommenden Ländern reichten au- zur Unschädlich machung der Mordbande, rin gemeinschaftliches Vorgehen dagegen stoße aus unüberwindliche Schmierigkeiten. Der ge wöhnliche, in diesem Falle wohl daS Richtige treffende Menschenverstand kann sich weder von dem Einen, noch von dem Anderen überzeugen. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg! Die Besetzung TimbnklnS soll nach den sensationellen Mittheilungcn de« „Figaro" zuerst durch den Commanbantcn der Nigerflottille, Lieutenant zur See Boitoux, und dann erst durch den Obersttieutrnant Bonnier erfolgt sein, Beides aber sei mit vorheriger Genehmigung der frnn;ösischen Regierung geschehe». Thatsächlich ist Oberstlieutenant Bonnier» der nachbrr mit den Ossicieren seine» Stabe« von den TuaregS vernichtet worden ist, von der Regierung aus drücklich wegen seine« eigenmächtigen Verhallens deSavouirt worden. Der „TempS" widerlegt nun die Entbüllungen LcS „Figaro" mit anscheinend triftigen Gründen. Da» der französischen Regierung nahe stehende Organ ron statirt, daß Oderstlieutcnant Bounier ganz genau wußte, daß er im Widerspruche mit den Ansichle» de» Colvniat- departrment» handelte, da er seine Abreise so geheim wie möglich hielt, so daß der Gouverneur des Sudans beinahe ackt Taqe sich vergebens bemübte, um zu erfabren, wo siw der Oderstlieuteuant und seine Colonnen befänden. Wenn der SchiffSticutenant Boitoux, wie bereit« von Anfang an mitgeibeili wurde, vor dem Oberstlieutenant Vonnier am 25. Dccember 1893 nach Timduktu gelangte, so hat der Oberstcommandirende der ExpeditionStruppen am nächsten Tage Soyo verlassen, um in der Richtung aus Timduktu vorznmarschiren. Der „TcmpS" erachtet e« für au-aeschloffcn, daß dieser Vormarsch erfolgte, um der sran rösischcn Flottille zu Hilfe zu eilen. In Wirklichkeit ließ sich Oberstlieutenant Bonnier, wie der „TrmpS" bervorbebt, nur durch den Wunsch teilen, al» Cdes der Colonne in Timduktu seinen Einzug zu batten. Die von idm mit dem Gouverneur de« Sudan« gesübrtr Correspondenz wird ja ergeben, ob, wie eS iu der Tbat scheint, ein eigenmächtige- Verhalten Vortag, da» Oberstlieuicnant Bopnier dann mit dem eigenen Tode gesühnt hat. D«e vom „TcwpS" berichleten Vorgänge be weisen jedenfalls von Neuem, welchen Grad der Mangel Anlaß dazu bildete die Frage ^ fischen und der englischen Interessen-Sphären in Oi> Afrika, welche entsprechend dem Vertrage vom >savrr I89l erfolgen soll, jedoch wegen der n,ckt voll, ständigen Uebereinstlmmung de- poriugie)»chen Vertrags texleS mit dem englischen aus Schwierigkeiten stelzt. Tie geographische Gesellschaft, rin Institut von europäischem Ruse und besonderer Bedeutung für Portugal, bat nun wegen dieser Mängel in der Abfassung des BertragS- JnstrumentS die Regierung in scharfen Worten getadelt, wa« im weiteren Verlaufe zu einer Polemik mit dem RegierungS- Commiffar führte. Die Regierung machte jedoch dem 0n- stitute gegenüber ihre ganze Autorität geltend, ließ der GcsrUschajt eine Verwarnung zugehen und unterlagt« >dr, sich mit der erwähnten Angelegenbeit, bei der eS sich um eine oock schwebende diplomatische Fra^ Al« einzelnes Vorkommniß wäre diese Maßregelung von geringerer Bedeutung, aber im Zusammenhalt mit dem onstigen Verhalten der Regierung tritt dasselbe in ein eigentbümliches Licht, zumal wenn man bedenkt, daß eil einiger Zeit der Post- und Dralstvcrkrbr in Portugal einer bisher unerhörten Censur unterliegt und ein sogenannte» 'chwarzeS Cabinel zu verhindern bemüht ist, daß Berichte iber die wahre Sachlage im Lande die Grenzen übcr- chreikcn; keine regierungSseindtichen Zeitungen werden durch gelassen, daS Br»efgehcimniß wird verletzt uud die Gewalt- babcr unterfangen sich, durch ihre Presse und ihren Draht alle Welt glauben zu machen, die jetzige Bewegung in Per- tugal sei bedeutungslos, während da« Volk sich in Wahrheit ini Augenblicke nur unter die Macht beugt, weil eS sic nicht ohne Pleitere- brechen kann. Nach Allein kann man sich aus einen stürmischen Verlauf der nächsten Zukunft in Portugal gefaßt machen. Im serbischen Amtsblatt ist ein Bericht de- Finanz ministers Mijatowitsch über dir Mängel der Finanzverwaltung veröffentlicht worden, der dem Ministerratbe vorgclcgt wurde. Seit dem Bestände de» serbischen Staates, besonders aber seit dem Entstehen der Staatsschulden Serbiens, wacht sich sehr drückend sühlbar, daß die SlaatSbuchbaltung, die Cassengedahrung und besonders die Sleuereiubebung feblrrhast seien. Dir Steuer» cinhebung ist in den Händen der politischen Ver waltungsbehörden, und ihr Personal wird gewechselt, sobald eine andere Partei an daS StaatSruder tritt. Darunter leidet die Stcuergebahrung, weil die Beamten ihrer Stellung nicht sicher sind^ von der Parteigunst abhängcn und in der zumeist nur kurzen Zeit ibrer AmtSthäligkeit sich keine Uebung erwerben können. Die Resori» muß also zuerst Steuerbeamte schassen, deren Stellung unantastbar ist» die außer dem Parteigelriebe stehen, ohne Ver- jchulden nicht entlassen werden können. Tann werden die Finanzbeamlen auch mit höherer Bildung ausgerüstet sein müssen, um sich eine für den Staat nützliche AunSübunz erwerben zu können. ES ist vor Allem die Schaffung einer ganz modernen, den politischen und volkswirtbschast- lichen Verhältnissen Serbiens entsprechenden Finanzverwal- tung notbwcndig. Um dieses Werk leichter durckzusühren. ist eS ersprießlich, wenn aus einem Lande, da» erprobte gute Finanzeinrichtungen hat, ein tüchtiger Finanzsackmann bc- rufen werde, der die serbischen Finanz, und VolkSwirth- schastSverbältnifse sludire und ein Proicct auSarbrite, da« dann weiter berathcn und zur Berwirtlichunz dem Ministerrathe und der Skupschtina vorgeteat werden soll. Wenn dann eine gut- Buchhaltung, Cassengebab- rung und prompte Steuererbcbung bcsteben werten, bofst der Finanzminisier, daß binnen längstrnS zwei Jabreu d»e Finanzen Serbiens in bester Ordnung sein werden und daß e« dann möglich ist. eine loyale Conversion der Staats- schulden dnrchzusübren. Der Mmislerratl, unter dem Vorsitze des König« bat diesem Bericht prinzipiell zugestimmt. Der Fnianzmmister Mijatowitsch wird demnächst die Einzelheiten seine» Rcsvrmprojrclr« dem Mimsterratl, vorlcaen. der die- selben einer eingehenden Prüfung unterziehen wird, voran«- gesetzt, daß die Rat,raten dem Cabinct zu diesen sebr notb- wendigen und sehr wohl durchfilbrdaren Reformen Zeit affen Daß dieselben nnt aller Macht auf r.nen Umsturz binarbritrn. offen und im Gcbrimen. ist eine nickt lena »ende Tbat,achc. Ob Ministerpräsident Cimitsch m PeterS- dnrg. wo er t,e Regierung der loyalen Gesinnungen de« Radikalen da« Wasser von der Mühle lenkt, ist mehr als zweifelhaft. Die weftasritantschen BUiehungen England« und bedürfen noch sebr der Klärung. In London derrscht Verstimmung über das Bestreben der Pariser Rea^ rungSkreift, alle Schuld an dem l-tztrn R-nconIrr hn beiderseitigen Colonialtruppen dem englischen Tbeil aus- zubürden. Ein Trahtbericht deS Gouverneurs von Französisch Guinea, an den UnrerstaatSsecretair der Colonien, Leben, gerichtet, bebauptct, daß englische Polizeisoldaien da« Torf Compan bei Benty im sranzösischen Unteressengebicl von Samu besetzten, und eS dabei zu einem Zusammenstöße mit fran zösischen Truppen kam,wobei von diesen ein Mann verwundet, sün f britische Eingeborene erschossen wurden. Genügende Melkungen an« englischer Quelle liegen noch nicht vor und die Unter suchung an Ort und Stelle wird »och einige Zeit in An spruch nehmen Im Allgemeinen ist eS nicht Gcflogcnheit der englischen Expeditionen, sich obne Nolh dem Risico inter nationaler Verwickelungen anSzusctzcn, umsoweniger, wenn man schon einen besiimmtcn Feind — im gegebenen Fall die SosaS — vor sich hat und mit seiner Eigenart hinreichend bekannt geworden ist. Wenn sich aber auch die französische Darstellung als riwlig Herausstellen sollte, so ist damit doch der Zwischenfall von Wecima, wo Hauplmann Lenk», nebst zahlreichen englischen Truppen fiel, »icht ausgeglichen. Englische Blätter dringen in die Regierung, endlich ans ibrer znwarienden Haltung herauszulretcn und der sranzösischen Regierung die Nvtbwcndigkeit strikter Jnneballung der Ver träge cmzilschärftli. Cie deuten dabei zwischen den Zeilen an, daß sic nicht an die sranzösischcrseitS vorgebracblkii Argumente glauben, sondern der concurrirenden Colonialmacht recht wobt zulraucn, daß sie unter der Hand die Taktik der Uebcrgrisfe französischer Expeditionen in da- britische Interessengebiet zutäßl, um dem Ministerium Gladstone Verlegenbeilen zu schassen. Denn die anfänglichen Sym pathien der Franzosen für letzteres Ministerium sind von dem Augenblicke au inS Gegentheil verkehrt worben, als sie er kannten, daß die auswärtige Politik Englands nicht nach den Traditionell der Gtadslone scken Vergangeiideil, sonder» nach dem Systeme Lord Rosebery'S geleitet wird, das sich in vielen Punkten dem Satisbury'scheu nähert. Uebrigens bauern die diplomatischen Verhandlungen zwischen Paris und London fort und es soll zu einer rndgitugen Grenz» rcgutirung geschritten werden. Deutsches Reich. .-Leipzig, 18. Februar. Der socialtemokratische „Vor wärts" ist mit pflichtmäßigcr Schnelligkeit bei der Hand, Der „Vorwärts" weiß zwar nickt, ob Gumplowitsch linte> dem Einfluß „sebr starker (!) Spirituosen" oder unter de Einfluß von „Morphium oder Haschisch" s»rnd. Indessen: „DaS blöde, verzückt-tächelnde Auge ließ keinen Zweifel über den Geisteszustand." Unsere Irrenärzte mögen diese UntersuchniigSmetbode, die zweifelsohne de» Vorzug besitzt, wenig Zeit und Blühe in Anspruch zu nehmen, und welche nebenbei die Uebcrflüssigkeit fachmännischer Sachkunde gegenüber dem scharfsichtigen Laien ,.iul uculvk" dcmonstrirl, sich als Muster dienen lassen. Ein Blick genügt ür den Gewährsmann de« „BorwärlS", den „Juden", will agcn den Anarchisten, so zu erkennen, daß er „verbrannt", will sagen sür verrückt erklärt werden kann. Wie würde das smialkemokratischc Centralorgan wobl zetern, wen» ein Bourgeois, fußend aus dem, WaS er in den Augen sociatislischcv Parlaments- oder Volksversammlungs-Redner „gelesen", sich berauSnäbme, „Genossen" und „Genossen" A al- unzurcch- nunzs)äbig binzuslcllen? DaS Verfahren de- Organs der rolpcn Internationale, Unbequeme als reis sür das Irren Haus zu bezeichnen, deckt sich übrigen» vollständig mit der Praxis der jchwarzen Jnlernalionale. Eö ist noch nicht lange ber, daß die „Germania" den Ex-Jcsuitcn Grafen Hoensbroech unverblümt für geisteskrank erklärte. ,^Vor wärt»" und „Germania" — pur nobile krudr-um! A Verltn, l8. Februar. Die öffentlichen Gesund heit-Verhältnisse Europas erscheinen zur Zeit insosern leidlich befriedigend, atS unser Wclllbeil von vcrbecrcntcn Seuchen, insbesondere von Cholera-Epidemien, mit Aus nahme einiger russischer Distrikte und der Konstantinopelcr AnSbruchstältr, dermalen frei erscheint. In Konstantinopci scheint eS sich nicht sowohl um den Ausbruch eines UcbclS zu bandeln, dessen Keime etwa im Boden überwintert bätlcn, sondern um eine zufällige Jnsicirnng, gegen weiche sofort mit Nachdruck eingcsivriiten worben isl. WaS dir seit Deccmber v. I. in Belgien — Namnr und Umgebung — beobachteten Cholcrafalle betrifft, so beträgt die Zahl der tödtlich verlaufenen b>S heute 4«, von einer eigentlichen Epidemie kann also nicht wohl gesprochen werten, ebensowenig wie in Saint-Trond, wo seit dem 3l. Januar übcrbaupt kein Cholcrasall mehr zur Kenntnis: der SanilälSbehörte gelangt ist. An beiden belgische» Orlen ist die Seuche mithin in einer so milden Form ausgetreten, daß weitere Kreise sich darob Wohl nicht beunrubigi gefühlt habe», und daß insbesondere der internationale Durcbgangs- Neiscverkcbr Belgien« absolut keinen das Publicum irgendwie belästigenden Maßregeln unterworfen zu werten braucht. Vrrltn, 18. Februar. Tie Wablprüsungöcommission deS Abgeordnetenhauses hat die Wahle» in Frant- sur t a. M., die mit knapper Mcbrbeil aus zwei nalional- tibcrale Abgeordnete gesallen waren, sür gillig erklärt. Die Wablcn von ll> Wahlmännrrn, nationatliberaler und dcmokratisch-sreisinnigcr Richtung, wurden für ungiliig erklärt, doch blieb sür den Abg. vom Rath 1, sür Dr. Lswatl 5> Stimmen Mehrheit. — Die Wahl de» Abg. Syninla- Oppcl», die mit l Stimme über die absolute Ätebrdeit über einen Conservalivcn erfolgt war, wurde sür ungiltig er klärt, nachdem 9 Wahlmännerwablcn, darunter 7 sür Eymula. sür ungiltig erklärt worden. — Die Entscheidung über die Wabl von vr. Dünkelberg und Diev in Neuwied wurde wegen eine» neuerdings ringegangenen Protestes vertagt. — In der Presse war dieser Tage die Nachricht ver breitet, daß Mecklenburg-Schwerin gegen den russischen Handelsvertrag stimmen werde. Die „Germania" bemerkt b'erzu: „Diese Mittheilung wurde am DienStag von den „Mccklenb. Nachrichten", deren — wenn auck nur ossiciöse — Beziehungen zur Negierung notorisch sind, ohne jede Be merkung wörtlich auf der ersten Seite des Blaues abgedruckt. Um ein etwaiges Versebcn der Redaktion kanu es sich dabei nicht handeln, da di« heut« (Freitag) rin Dementi seit»«
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