Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.02.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189402210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18940221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18940221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-02
- Tag1894-02-21
- Monat1894-02
- Jahr1894
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.02.1894
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1302 dlrjrntaen. welch« di« Latte»- «ad Prügelstrafe empfähle»; bei der Socialbeiiiotratie haben die Befürworter dieser Maßnadmru nicht ge- srffeu. Da» kann sich vor allem der Abg. Schall gejayl sein lassen. Er brüstet sich damit, daher eiaea Neger «»«gebildet, der spater preußischer Uatervssicier geworden, in einem Ton», al« hätte er weaiaftev« Lausend solche Unterosficiere ausgebildet. Ueber di« LeiftungStähig- keit der Missionare haben wir jedenfalls recht widersprechend« Urtheile, nad »4 liegt jedenfalls kein Grund vor, sich mit den Resultate» der MissionSgejellschaftea zu brüsten. Auch der Ab- geordnete Schall hat >a deute nicht eia einzige« Wort der Miß- billiguag für dir Mißhandlung der Dahomehweiber gehabt. (Bei soll link«) Abz. LchatKcons): An Humanität tonnen wir n»S ohne Zweifel mit den Socialdemotrateu vollkommen messen. Alles Unrecht, da« in Afrika von Deutschen begangen wird, zu vernrtheileu, zwingt unS schon unser christliche« Gewissen Mit der Geschichte det Ehristenthums scheint sich Herr Bebel btt jetzt noch wenig beschäsligl zu haben, sonst müht« er wissen, dah gerade da« Lhristeuthum die Abschaffung der Sklaverei ermöglicht hat. Daß man in Afrika selbst groben Werth aus die Förderung der Missionen legt, hat mir der Hauptmann Morgen ausdrücklich bezeugt. Adg. vr. Lieber <Eentr.): Ich mag nicht in dialektischen Kunst- ftückcheu mit Herrn Bebel wetteifern. Ich will nur daraus Hin weisen, dah der ganze Sieg des Ehristenthums ein Sieg über die Barbarei gewesen ist. Wer aber das Ehristenthum und seine Lehre nicht versteht, wird auch di« Geschichte de« Ehristenthum« nicht ver stehen können. Ich streite mich daher auch nicht mit Herrn Bebel über das Chrisienthum. sondern ich freue mich, daß da« deutsche Volk da« Ehristenthum noch besitzt, und da« soll e« erfahren. (Bei fall und Händeklatschen rechts.) Abg. Bebel (Soc ): Meine Anschauungen und di« meiner Ge- nosjen sind dem deutschen Bolk« seit Langem bekannt. Dah die christliche Lehr« ein Product menschlicher Culturorbeit, läht sich ein fach beweisen durch den Hinweis aus die Lehren de« SokrateS. de« Aristoteles u. s. w. (Lachen rechts.) Sie lachen nur. weil da«, wa« ich sage, der Behauptung widerspricht, dah da« Ehristenthum eine von Gott gesandte Lehre sei. Nicht gegen die Lehre habe ich mich gewendet, sondern gegen die Haltung der Kirche, die sich sederzeit den herrschenden Verhältnissen angepaht Hot, wenn sie ihren Bortheil dabei fand. Sie würde sogar, »venu e« zum socialdemokratijchea Staat kommt, sich diesem aazupassen wissen, wenn sie glaubte, in ihm ihr Regimen» weiter südren zu können. Damit sch lieht die Discussion. Der Etat für Kamerun wird bewilligt. Ebenso ohne Discussion der Etat sür Togo. Beim Etat sür Südwestasrika hebt Abg. vr. Hammacher (not -lib.) hervor, dah dies« Colonie besonders autsichtSvoll für Vieh- zucht sei, doch sei der dortige Gouverneur v. Frangoi« seiner Ausgabe nicht gewachsen und müsse abbrrusen werden Abg Bebet erklärt, dah di« Socialdemokraten diese Colonie sür aussichtslos halten und deshalb gegen den Etat stimmen werden, irector Vr. ktayser nimmt Herrn v. Fran^oi« in Schutz. Der Etat wird darauf bewilligt. Nächste Sitzung Mittwoch. (Anträge, brtr. denHausirhandel.) 88. Berlin, 20. Februar. (Privat-Telegramm) Die Budgetcommission des Reichstag- setzte heute die Berathung de« Militairetat s fort. Für Victuolienverpflegung sind im Etat sür Preuhen 30 557 317 -6 gefordert. Die Abstimmung über diese Position war in der vorigen Woche aus Wunsch des Abg.Rtchter auSgesetzt worden,damit derLommission eine Berechnung seiten» der Regierung vorgelegt werde, wenn statt de« Durchschnitt«- preise« der drei Vvr>ahre die Preise de- letzten Jahre« zu Grunde ge legt werdrn. Diese Berechnung liegt nun vor. Nach dem Durch- schnitt der drei letzten Jahre würden die Zuschüße zur Beschaffung der Beköstigung in der Garnison, bei Märschen, Uebungen u. s. w pro Kops rund l? betragen Den Preis de« letzten Vierteljahres zu Grunde gelegt, würde der Zuschuß nur 15'/, -E pro Kops betragen - Nach einer zweiten Berechnung, wenn di« Zuschüsse zur Hälfte nach dem dreijährigen Durchschnitt, zur Hälfte nach den thatsächlichen Preisen für 1883/34 angenommen werden, würde sich inSgesamm» eine Ab- setzung von circa 1 700000 ergeben. Ei» Antrag Richter, die Forderung de« Etat« um 1700000-6 zu verkürzen, wird ein- stimmig angenommen. — Die Etat« sür Sachsen und Württemberg werden ohne Debatte genehmig». — ES folgt die Berathung der einmaligen Ausgaben. Abgeordneter von Massow (cous.) erklärt von vornherein, dah sein« Partei den Beschlich gefaßt Hab», Angesichts der ungünstigen Finanzlage thunlichst zu sparen und von Neubauten möglichst ab- zusehrn. Abg. Richter ist über diese» Beschluß erfreut; auch sein« Partei stehe aus diesem Standpunkt. Abg. Gröber (Eentr.) ist derselben Ansicht und wünscht die Aufstellung eine« Eosernirnng». plane«. Abg Möller (nat.-ltb.) empfiehlt der Militairver- waltuag möglichste Rücksichtnahme aas di« finanziell« Lag« und darum möglichste Benutzung der vorhandenen Lasernement». Abg. vr. Hammochrr wünscht ebrasall« die Vorlegung eine« bestimmten Plane». Krieg-minister von Broasart bittet dringend, von der Vorlage eine« bindenden Lase^airuug«. plane» abznsehen. Ohne zwingendste Roth geh« man nicht an die Verlegung einer Garnison. Hieraus werden die ersten 13 Titel bewilligt, darunter 408 000 ^il zur Gewährung von Znlogea an di« Unterosficiere bei den BesatzungStruppen in Elsas,- Lothringen und 109 200 zur Au«stal»ung der Infanterie und Jäger mit Fahrrädern. — Der Neubau eine« Mehl- magazin« in Sobleu» (107000 ^l) wird aber mit 10 gegen 8 Stimmen abarlehut. Ebenso werden abgelehat 38500 ^l erst« Rate ,um Neubau von Magazingebäuden in Laugfuhr und 70000 ^ zum Neubau eine« DienitwohnungSgebäudeS für deu Commaadouten aus dem Truppenübungsplatz tu «ry«. 88 Berit«» 20. Februar. (Privat-Telegramm.) I» der Steuerrommisston de« Retch»tag< wurde heut« dir am Sonnabend abgebrochen» Berathung der Novell« zum Stempel gesetz wieder ansgeaommea. Zunächst wurde aus den Antrag der Abgg. Gamp und vr. Rtatelen nach längerer Discussion in da« Gesetz folgender neue 8. 5» »ingesagt: „Die vor dem Inkrafttreten diese» Gesetze« ausgegebeuru tnliudische» und mit dem Reich«stempel versehene» auDküudtsche» Verthpapier« »erd«, »ach dem Gesetz vom 1. Juli 1881 beorthttlt. Da« Gleiche gilt für noch dem Inkrafttreten de» «eietzet »»«gegebene inländische Werthpapiere iu «nsehuug der vorher ge leisteten Zahlungen. Bor dem Inkrafttreten diese« Gesetze« au«, gestellt«, »och nicht mit dem Reich-strmpel versehene «»«ländische Werth- papier« sind, wenn sie inuerhalb sech« Monaten zur Stempelung vor- gelegt werdeu, »ach dem Gesetz vom 1. Juli 1881, bei späterer Vorlegung nach den durch gegenwärtige« Gesetz sür inländisch« Werthpapier« der- «Iben Art festgesetzt«» Sätzen zu verstempel». — Werthpapiere. die lediglich zum Zweck« de» Umtausche«, d. h. behus« Erneuerung der Urkunde ohne Veränderung de« ursprüngliche» Rechtsverhältnisse«, ausgestellt worden sind, bleibea steuasrei, wenn dir zum Umtausch gelangenden Stück« ordnungsmäßig versteuert oder steuerfrei sind und de» vom Buadrsrath zu erlassenden Sontrolvorschristeu genügt Word«» ist." — Sodann wird ebenfall« aus An trag Samp dem 8- 8 de« gegenwärtigen Gesetze« folgend« Fassung gegeben: „Autländtsche Werthpapirr«, welch« dnrch »in im Auslände abgeschlossene» Gejchäst von einem zur Zeit de« Geschäft«, abschlusse« im Inland« wohnhastea Loatraheute» angeschafft sind und ihm au« dem Au-lante übersandt, oder von ihm oder einem Vertreter au« dem Autlaud« abgeholt werdea. sind von dem Erwerber binnen 14 Tagen «ach der Einbringung der Werthpapiere iu da« Inland zur Versteuerung anzmneldeu. Wer diese» uatrrläht, oder wer Werthpapiere der unter Tarisnumwer 1 bi« 3 bezeichnet«» Art im Inland« auSgiebt, veräußert oder «iu andere« Geschäft da mit macht oder Zahlungen daraus leistet, bevor die Verpflichtung zur Versteuerung erfüllt oder den Lontrolvorjchristea de« Bunde«, rath« genügt ist. verfällt u. s. w." Ferner wird aus Antrag der Abgg. Gamp und Träger folgender neue 8- 12a angenommen: „Tauschgeschäste, bei welchen verschiedene Abschnitte oder Stück« und verschiedene ZiuStermiur von Werthpapiere» derselben Gattung ohne onderweite Gegenleistung Zug um Zug ouS- getauscht werden, sind steuerfrei. Uneigentliche Leihgeschäsle. d. h. olche, bet denen der Empfänger befugt ist, an Stelle Ler empsaugenen Werthpapiere Stücke gleicher Gattung zurückzugeben, bleiben steuer- frei". Sodann wird aus Antrag de« Abg. Gröber 8- 25 Abs. 2 olgendermahensorniulirt: „Diegletche Strafe trifft Denjenigen, welcher Wett« inj ätze der in der Tarisnumwer 5 bezeichn»!«» An entgegen- nimmt, ohne einen AuSwei« darüber au-zustellen. Ist die Zahl der abgesetzten Loose oder die Gesammthöhe der Wetteiusätz« nicht u ermitteln, so tritt Geldstrafe von zweihundertuud- ünszig bi« jünstausend Mark ein". — Weiter wurde Abs. 2 de« 8. 38 aus Antrag Gamp in folgender Fassung angenommen: „Der Prüfung in Bezug aus die Abgabeuenrrichtung durch von den Lande-regierungen zu bestimmende höhere Beamte unterliegen öffentliche Anstalten, Aktien - Gesellschaften. Com- mandilgeiellschasten auf Aktien, eingetragene Genossenschaften und Gesellschaften mit beschränkter Haftung, losern sie abgabepflich tige Geschäfte der unter Nr. 4 de« Tariss bezeichnet«» Art gewerbe- mäßig becreiben oder vermitteln. Ter gleichen Prüsuug unterliegen die zur Erleichterung der Liquidation von Zeitgeschäften bestimmten Anstalten." — Die weitere Berathung wird aus Mittwoch vertagt. 88 Berlin, 20. Februar. (Privattrlegramm.) Ja der Eommission de» Reichstag» zur Berathung der vom Leatrum beantragten Novelle zur LoncurSordnung wurde in der heutigen Sitzung der frühere Beschluß, die Forderungen der Werkmeister, Handwerker und Arbeiter als bevorrechtigte onjurrkennen, in zweiter Lesung wieder ausgehobeu. Lolonial-Aachrichten. Bon einem Freunde de« Majors von Wissmana wird der „Post" geschrieben: In der Sitzung de« Reichstag« vom 17. Februar hat der Herr Reichskanzler sich dahin ausgesprochen, dah unter Herrn v. Wissmovn der Militarismus in Ostasriko geblüht habe und daß wir an dem fehlenden Beisatz von BureaukratiSmu« bei Herrn von Wiffmaan noch einig« Jahre zu loboriren hätten. Der Herr Reich«kanzler hat dann zugegeben, daß die Verhältnisse, wie sie damals lagen, zu einer geordneten Verwaltung gar keine Möglichkeit gegeben hätten und r» sei dann anch ziemlich leicht mit den Geldmitteln umgegangen worden. Da« Hört! Hörtl aus der linken Seite des Hauses zeigte, daß sie au« diesem Votum etwa» wie eine Bernrtheilung de« Herrn v. Wissmann herauShörte, wie ja auch die „Freisinnige Zeitung" «inen solchen Vorwurf in noch verstärkter Weise all-gesprochen hat. Wir möchten demgegenüber betonen, daß Major von Wissmann gleich bei Beginn seiner Tbätigkeit die gewünschten Rechoung«- beamteu, trotz seiner Bitte, nicht erhielt, und dah damals überhaupt keine erfahrene» Leute zu haben waren. KraukheiiSsäll« räumten unter den ersten verwaltung-beamteu aus, und schliehlich waren nur junge Zahlmeister-Aspiranten zur Besetzung der wichtigsten Aemter da. Bl« sich ein großer Mangel an verwoltungSpersonal fühlbar machte und die StatiouSches« bei der Anhäufung ihrer Arbeit nicht mehr im Stande waren, auch nur die einfachsten verwaltungSmah- regeln auSzusühren, wurde von der Regieruug gleichwohl die nütdige Absendung von Zahlmeistern, trotzdem Wissmaun sür diesen Fall die Verantwortlichkeit nicht mehr übernehmen zu können angab, nicht bewilligt: dies« Nachsendung wäre eben über den Etat hinaus gewesen, welcher doch ausgestellt war, al« Wissmana die Erfahrungen, di« zur Bergr-Herung de» Personal» zwangen, noch nicht hatte. Es wurden dann Berwaltuag-beamte der Marine als Revisoren und zur Unterweisung hinauSgeschickt. Auch diese sahen den groben Mangel au Personal vollkommen «in, führten abermals eine neue Rechnung «in uud coastatirteu, dah di« Mängel der Verwaltung lediglich dem Mangel an Erfahrung uud an Personal zuzuschreiben seien. Sie bliebe» so lauge, bi« di» Uebergabe der Geschäfte de« Reicht- commiffariat« an den Gouverneur von Oftafrika stattsand. Letzterer setzte zunächst die größere Vermehrung de« Personal«, die Wissmann während eine« Jahre« umsonst erbeten hatte, durch. E« wird eben immer wieder vergessen, daß Wissmann Alle« neu schaffen mußte, dah in Oftafrika unser erster Coloaialkrieg stattsaud und Wiflmauu mit vollem Recht den Schwerpunkt aus die schnelle, gründlich« Nieder werfung de« Aufstande« legte, wa« ihm auch so glänzend gelungen ist. Im Uebrige» war in Erkennuug der Schwierigkeit einer geordneten Rechnungslegung unter den kriegerischen Ler- hältniffea in stiner ersten Instruction ein Paff»« aufaeuo «nr» der besagte, daß eine Bescheinigung von ihm, nicht belegbare A»«gabeu seien im Juterefft de« Unteruehmen« gemacht worden, zur Rechnung«- leguog genüge» solle. Herr Major von Wissmaun hatte bi« zu» Früh,ahr 1882 »och nicht et» einziges Mal von dieser Eriauouiß Gebrauch gemacht, ob späterhin noch, wißen wir nicht. »> > —^.0^—»» Verein für Volkswohl. «. Leipzig, 20. Februar. Der gesellige Abend am vergangenen Sonntag wurde durch den Bonrag zweirr Quartette voa Rodert Frauz: „Schwäbisches Lolktlied" und „Ave Maria" vou Geibel «öffnet. Die kuoftgtübt«, Damen und Herren, die sich za diese» Gesäugen vereinigten, brachten^« zarten, stimmungsvollen Lieder zu voller Geltung und ernteten lebhaften Beifall. E» folgte hinaus der Vortrag de» Herrn vr. Beer über „Robert Franz". Ln«, gehend voa dem Schiller'schen Stnuspruche: „Wer etwa« Treffliche« leisten will. Hält' gern wa« Große« geboren, Der samm'le still und uuerschlasst Im kleinsten Punc» di« größte Kraft." wie« der Herr Vortragende an dem Lebeatlgange voa Frauz »ach, daß er die wirksamste Verkörperung diese« Spruche« sei. An die Schilderung de« äußeren Leben- und der künstlerischen Entwickelung von Franz schloß sich eine Darlegung seiner musikalischen Eigen- art, namentlich seiner Stellung »nnerhalb de« Kreise- der anderen großen deutschen Ltedercomponistea: Schubert, Schumann nad Mendelssohn. Einzeln« sür Franz' Art und Kuust charakteristisch« Lieder wurden iu ihrem kunstvollen Bau vom Herrn Vortragende» erläutert und daun sofort musikalisch vorgesührt, wobei Fräulein Heydeabluth (,Ln dem Dornbusch blüht eia Rü-lein") und „An ihren bunten Li«drra")u»d Herr Th Salzmaau („Die stille Wasserrose" und ,Lm Rhein, im heiligen Strome") den Herrn Redner in trefflicher Weise unterstützte». Der Schloß de» Vortrag« knüpft« an Schu- maun'S Urtheil über die Lieder Franz' an: „Allein laßen sie sich am beste» singen und dann etwa zur Abendstunde". Herr vr. Beer jührte dann noch Folgendes au«: Nachstdem wird Franz am besten verstanden und gewürdigt werdea in einem kleinen vertrauten Kreis«, der da- Gepräge eiuer erweiterten Familie hat. Solch ein Krei» will unser Verein sür Bolkswohl sein, und wir wollen Alle redlich mithelsen, daß e« so bleib« auch fernerhin. Uud hier kaua ich mir eine Schlußdemerkuug nicht versagen. Diesen Winter sind hier in Leipzig zum ersten Male große volksunterhaltnngSabeude veranstalte» worden und haben glänzenden Erfolg gehabt. Der Verein sür BolkSwohl kaua stch dieser Unternehmungen, di« auserlesene Kunstgenüsse sür ein äußerst billige» Eintrittsgeld weiten Kreisen de» Volkes zugänglich machen wollen, nur voa Herzen sreuen. Aber er blickt auch ohne Neid aus diese Erfolge. Denn dir stiller« »ad pruuklosere Art der Soautag-Adende de- Verein« sür Lokkswohl und vor Allem ihre regelmäßige Wiederkehr den ganzen Winter hindurch und nun schon eine stattliche Reih« von Jahren daher — da- ist etwas von jenen Abenden so unendlich Verschiedenes, daß von einem Wettbewerb oder Mißgunst füglich gar nicht die Rebe sein kann." Mit einer Mahnung, dem Verein sür Bolkswohl treue Freunde, fleißige Besucher und aufmerksame Zuhörer zu bleiben, schloß Herr Vr. Beer seinen sehr warm ausgenommenen Vortrag. Erwähnt sei aoch, daß derselbe dankend hervorhob, welche Förderung er sür den Gegenstand seine« Vortrag« durch die Musikbibliothek voa Peter« (KönigSstraße 26) erfahren habe. Nach dem Borttage wurden noch folgende Quartett« gesungen: Hauptmann, „Hell in« Fenster scheint die Sonne"; MrndelS- lohn: „Ruhethal", „O Tbäler weit", „Und frische Nahrung". Die Erledigung de« Fragekasten« und der Dank des Vorsitzenden. Herrn vr. Gensrl, an die Mitwirkeuden bildeten den gewohnten Schluß des AbendS. vermischtes. --- Gin «eunzigsährtßer Jnurnalift. In voller Frische de» Geiste» und Körper-, in voller Rüstigkeit und Tbätigkeit, begeht am 21. d. M in Wien der Redacteur de« „Fremdeo- Blatt", Leopold Reich«ritter v. Blumencron, seinen 90. Geburtstag. Blumencron entstammt einer alten ritter- schasllichen Familie und ist am 21. Februar 1804 in Wien al- verSohn de« ReichSrittrr« Leopold v. Blumencron, kaiserl. königl. BergwerkS-Productenverschleißdirector« in Wien, ge boren. Er hatte im Jahre 1817 die Wiener - Ncustädter Militairakademie bezogen und war im Oktober 1822 al« Fähnrich zum 7. Jnsanterie-Regimeate au«gemustert worden. Im Jahre 1828 quittirte er seine OfficierScharge und wandte sich in Wien musikalischen Studien zu, wurde einer der hervorragendsten Biolinschüler Mayseder'S und machte mit glänzenden Erfolgen Kunstreisen in Deutschland, Frankreich und England. Er correspondirte bereit« für verschiedene Journale und wählte ganz den journalistischen Beruf, in welchem ihn der damalige neapolitanische Gesandte in Wien, Fürst Petrulla, kennen lernte, der ihn al« Kanzler in diese Gesandtschaft einzutreten bewog. Während dieser Diplo- malenepisode seine- Leben« hat Blumencron eine Mission in da« von den Piemoutesen belagerte Gaeta vollsührt. Nach dem Zusammenbruche de« neapolitanischen Königreiche« wurde er dazu berufen, da« Ehrengeschenk der Damen Wien« für die Königin Marie nach Rom zu überbringen. Dann widmete er sich wieder völlig dem journalistischen Berus und trat im Mai 1864 in die Redaction de« „Fremden-Blatl", der er nunmehr beinahe 30 Jahre angehört, ein von allen Collegen hochgeschätzter Mann, rin die Beruf-ehre und die Beruf«- intercffen hochhaltender Journalist. — Ueber eine interessante sprachliche Eigen» thümlichkeit, die an der Saar in der Nähe von Saar- leinüad herrscht, wird der „Straßb. Post" berichtet: Ja jener Segend bat mau drei verschiedene Formen für da« Zahlwort zwei, je eine für da« männliche, da« weibliche uud da« sächliche Geschlecht. Der Gebrauch dieser drei Formen für die verschiedenen Geschlechter ist so in Fleisch und Blut übergegangeu, daß selbst bei Kindern eme Ver wechslung nie vorkommt. In der Gegend voa Saargemünd habe ich seiner Zeit einmal einem Buben von etwa fünf Jahren zwei Aepfel vorgrlrgt uud ihn gefragt, wa« da- sei. Der Kleine antwortete ohne zu zögern: „zween Edbel" Ich zeigte ihm daoa zwei Gabeln und stellte dieselbe Frage: „da« siuo zwo Gawrlo" war die rasche Antwort. Als ich bau» zwei Messer zur Haod nahm, sagte der kleine Bursche sofort, ohne meine Frage abzuwarten, „da« sinn zwei Mäfsere". Ich habe, weil mir die Sache Vergnügen machte, öfter« solche Fragen gestellt und die Leute im Gespräche beobachtet. Nie hat man da« Geschlecht verwechselt. Die Leute sagen regel mäßig „zween Männer", „zwo Fraue" und „zwei Kinne»" und werden wahrscheinlich in hundert Jahren noch ebenso sagen. — Ein Ansstaltnng-stnck. Da« eine Bühne nicht Alles ertragen kann! Nicht blo« in dramaturgischer Hinsicht, son dern auch rein physikalisch genommen. Jetzt wird im Ehalelel theater zu Pari« da» Stück „Der Schatz de« Radjab" gegeben, in dem ein große« Ausstattungsfest vorkommt, «,n wahre« CabinetSstück von Bühucnzauder und Pracht. Die Bühnenleitung hat nun eine genaue Berechnung anstelle» lasten, welche Last diese Ausstattung dem Bühuengerüst ve> ursacht, und da ergeben sich folgende Zahlen: die bei de». Feste auftretendeu Elephanten wiegen 3000 tcg, die Kameele 1350, die Pferde 7500, 300 Figuranten 21 000, 70 Statisten 4900, 40 Tänzerinnen (leichte Maare) 2800, Decorationen 2500, Bühnenpersonal 7000 lcg; da« macht zusammen ein Gewicht von 50 050 kg! Einem so gewichtig austrekende» Stücke würde der Boden der Scene nicht widerstanden baden, sondern da« Stück würde im wörtlichen Sinne de« Wortes durchgcfallen sein, nämlich in den Keller hinein. Der Fuß boden mußte daher ganz besonder« gestützt werden, damit er diese« unheimliche Gewicht von Elephanten, Menschen, Ka meelen und Tänzerinnen tragen könne, ohne in Ohnmacht zu fallen. Und da sage man noch, daß solche dramatischen Kunst werke zum „leichten Genre" gehören. (Eingesandt.) Gärten in Grosßzschncher. Wiederholt ist in den geleseasten Blättern Leipzigs aus die Gärten hingkwicsea worden, die in Großzlchocherscher Flur, zwischen dem Dorf« «ad der preußischen Haltestelle. 5 Minuten von letzterer, angelegt werden. Sie sollen zunächst den Wünschen der Dorf bewohner genügen, und die zahlreichen Nachfragen beweisen, daß damit einem wirklichen Bedürfnisse entsprochen ist; denn auä, in Großzschocher sind Wohnungen mit Gärten am Haus« fast nicht zu bekommen. Dies» Gärten sind ober recht wohl geeignet, auch von Familien au« Kleiazschocher, Plagwitz und sogar Leipzig beachtet zu werden, da sie vor ähaiichen Anlagen mancherlei Bottheile bieten. Die in den tirsgelegeuen Schrebergärten nicht selten lästigen Nebel treten hier so aut wie gar nicht ein; der Boden ist in gutem Stand« und fruchtbar, die kostspielig« Beschaffung guter Gattenerd« fällt daher hier weg; schöner Barteasaiid befindet sich unmittelbar »eben der Anlage: während ferner unseres Wissens bei allen ähnlichen Anlagen die gelammten sehr erheblichen Eiarichtunaskosten von den Pächtern getragen werden mußten, fällt in Großzschocher nur die innere Einzäunung dcn Pächtern zur Last; äußere Umfriedigung. Mittelhauptweg, Brunnen, Spielplätze werden aus Kosten de« Verpächters hergestellt. Der Preis — 12 sür 1 gm — ist al« ein sehr geringer zu bezeichnen, da anderwätts für 1 gm rohen Landes 12—15 ^ ge sordett und gern bezahlt werden. Es ist so Famtliea, die nicht auswärtige Sommerfrischen be suchen wollen, Gelegenheit geboten, durch Pachtung eines größeren Gatten- und Errichtung eines Gartenhäuscheni ganz nach idren Wünschen und Bedürfnissen sich ein Erholung-Plätzchen in nächster Nähe Leipzig« sür lange Zeit — di« Pachtverträge lausen bi« 1808 - zu sichern. - O. Ritzsche. Aach Schluß der Aedartion eingegangen. O. H. Berlin, 20. Februar. (Privat-Telegramm) Dem egyprischen Prinzen Aziz Hassan-Bey, Lieutenant im 1. Gardevragoarr-Regiment, ist der Abschied bewilligt worden. Der Prinz, der ein außerordentlich verschwenderisches Leben in Berlin geführt hatte, ist Plötzlich abgereist. -?-Hamburg, 20. Februar. (Privattelegramm.) Die „Hamburger Nachrichten" veröffentlichen über den russischen Handelsvertrag «inen Artikel, der zweifellos au« FrirdrichSruh stammt und namentlich deshalb wichtig ist, weil er die Räthlichkrit einer Aenderuug de« mit Rußland vereinbarten Texte« und damit dem Reichstage die Möglichkeit nachweist, den Vertrag wegen ungenauer Formulirung der übernommenen Verpflichtungen angebrachter- maßen zu beanstanden. Der Artikel bezieht sich auf Un klarheiten, die bezüglich der in Rußland geltenden Frachtsätze in dem vertrage enthalten sind. vorgetragen uud er Einsicht in unsere Papiere genommen, sagt er» unsere Ankunft an der Küste und unsere Absicht, hierher zu kommen, seien hier längst bekannt gewesen und man habe gefürchtet, wir möchten in die Krieg«- unruhen hier hrreinkommen; de« Gouverneur«*) erste Frage bei seiner Ankunft in Marangu sei daher gleich die gewesen: „Wo sind die deutschen Missionare?" und sei e» nach seiner Meinung jedenfalls gut gewesen, daß wir uns so lange fern gehalten, bi« Alle« vorüber war. Ja Bezug auf unsere Ab sicht» nach Madschame zu gehen, äußert er sich dahio, daß, nachdem die Katholiken schon Kiboso besetzt, diese« Gebiet im Westen uns aoch offen stünde und es ihm lieb sei, wenn wir jetzt noch nicht gleich in Moschi anfingen, da alle verfügbaren Arbeitskräfte hier zum Bau der vom» benutzt werden müßten und es schwierig sür »nü sein dürste, jetzt Baumaterial au« dem Urwald zu beschaffen. Wenn wrr jetzt nach Madschame gingen, dessen Häuptling Schangali, von ihm erst kürzlich eingesetzt, ein Freund der Deutschen fei» und wohin er un« Führer mit- zugrben versprach und wir im« dort einen geeigneten Platz aussuchten, so wollte er» da er doch in diesen Tagen eine amtliche Reise nach Uru und Kiboso zu machen vorbätte, diese bi« Madschame ausdehnen und einige rechtliche Fragen in Bezug aus Landerwrrb u. s. w. an Ort und Stelle erledigeu. Mil einem Gastgeschenk in Gestalt rioe« fetten Schafe» ver abschiedete er un» übrrau« freundlich Ja, wie haben sich die Verhältnisse hier am Kilima ndscharo seit dem letzten Kriege geändert! Der stolze Meli, der so Hirl von sich reden machte, den so viele Nachbarn ge fürchtet und dem auch Europäer nicht Unterlasten dursten, ihre Geschenke zu bringen, muß ohnmächtig m seinem Hause fast aV Staatsgefangener leben und soll, wie e« heißt, später ,n unmittelbarer Nabe der Koma seinen Wohnsitz angewiesen erhallten, uud wir haben nicht einmal Gelegendeit. Den zu srhEt, von dem wir besorgten, er tonnte unsrem Eintritt hier *) Der kaiserliche Gouverneur d. Echel» kam voa Anfang an der Absicht der lutherischen Mission, aus dem Kilimandscharo zu mijsioniren, sehr freundlich entgegen. In einem Schreiben an da« MiisionS-LoUeqiam, datttt Dar-»«^salaam, 20. 8. 93. »deilt er dem selben «tt, daß er bet Gelkgeabett seiner Anwesenheit aus de« K. -an Stottontches Johanne« angewiesen Hab«, der Lewziger Mission »nr Mrrondttuug and Vergrößerung ihre« Besitze« unentgeltlich Land «» überlasten, anch giebt er am Schluß der Hoffnung Ans- druck, Hatz dt» Schenkung anch ^ Förderung de« christlichen Werke», Schwierigkeiten iu den Weg leßen. Die anderen Fürsten alle, mitsammt dem mächtigen Sma von Kiboso, stehen in freundschaftlicher Beziehung zu der deutschen Regierung, die den gegenseitigen Befehdungen und Raubzüaen ein Ziel gesetzt hat und hinfort den Frieden und die Sicherheit zum Wobl der Dschagaa-Bevblkrrung aufrecht erhalten wird. Ein etwa« besser geNeideter Eingeborener besuchte un« und wurde un» al« verwandter de« Meli vorgestellt. Später schickte er un» Buttermilch »um Geschenk uud bat sich daun al« Gegengeschenk ein Stuck Seife au« gerade in dem Moment, al« wir zum Abmarsch bereit waren. Ein anderer mit schwarzem Eylinder, mit rothem Band, alten Bein- Neidern und kurzem blauen Rock geckenhaft gekleideter Neger, über den wir rin Lächeln nicht unterdrücken konnten, bot un» die Hand zur Begrüßung. Später erfuhren wir, da« sei der Häuptling von Mwika gewesen, der sich schon einige Zeit hier »um Besuch aufbaltrn soll. Unser Lagerplatz war beständig vou Nrugierigin, Männern, Frauen und Kindern und solchen, di« Lebensmittel, hauptsächlich Bananen, zum verkauf brachten, besucht. Nach Sonnenuntergang wurde e« recht kalt, und es erhob sich rin starker Wind vom Gebirge her, der unsanft an unseren Zelten rüttelte. Ver Schnee im Volksglauben un- in -er Mythologie. Wenn e« schneit, so heißt e«: Frau Holle macht ihr Bett. Schon uralt ist die Vergleichung der Schneeflocken mit den berabfallenden Federn eine« Vogel«, der hinter der Schaee- wolke verborgen rubt. Bereit« Herodot (4,7) erwähnt, daß die Skythen die nördliche Weltaegcnd für unnahbar erklärten, weil sie mit Federn angefüllt sei. In England meint man beim Schnrrsturm, am Himmel würden Ganse gerupft. In Deutschland glaubt man, daß dir Frau Holle da« Wetter beherrsche. Wenn r« schneit, sagt man, Frau Holle schütte ihre Betten au«, davon die Flocken in der Pust fliegen, oder auch, wie in England, Frau Holle rupft die Gänse. Nach dem Glauben der Harzer in Wildemann zieht Frau Holle, wenn e» schneit, nach dem Brocken. Ja Lerbach, ebenfalls im Harz, meint man beim Cchueesall, sie schlage ihr weiße« Gewand «eit auseinander. Urberhaupt meinen die Harzer „sie bade beim Schnee zu thun". Nach Grimm « Märchen springt «in kleine« Mädchen in den Brunnen. Unter dem Master kommt es zu einer schönen Wiese, aus welcher Frau Holle « Hau« siebt. Darau« guckte eine alte Frau; weil sie aber so große Zähne hatte, ward ihm angst und e« wollte fortlaufcn. Die alte Frau aber rief ihm nach: „Wa« fürchtest Du Dich, liebe« Kind? Bleibe bei mir; wenn Du alle Arbeit im Hause ordentlich thun willst, so soll Dir« aut geben, nur mußt Du Acht geben, daß Du mein Bett sorgsam machst und fleißigaufschüttelst, daß die Federn fliegen, dann schneit es iu der Welt; ich bin dir Der Februar heißt auch Weibrrmonat oder alter Weiber monat, denn beim Februarschnce heißt e« im BoltSglaubrn: „Die alten Weiber schütten ihre Pelze oder ihre Betten au«, oder sie Wettern ihre Betten ans." Der herabfallende Schnee wird sehr oft in den Märchen und Sagen verschiedener Böller mit Gefieder verglichen. In einem Handwerk-lied au» dem 16. Jahrhundert heißt es: „Im Winter, wenn die weißen Mucken fliegen." Insofern Frau Holle Himmelskönigin ist, gingen viele Seiten ihrer Mythe auf Maria über, auch diese waltet in Donner und Blitz und wirft goldene Kugeln, daher stehen auch die Marienseste in besonderer Beziehung zum Wetter. Maria wurde vor allen andern Heiligen schon im Mittel- alter um Regen angeflebt, der Regenvogen ist der Saum ihre« Gewände«, der Schnee da« Jngefiedrr ihre« Bette«. Frau Holle (Maria) ertbeilte auch Schneeorakel, indem sie, ,br Bett machend, die Flocken hrrniedersliegen ließ, wodurch bäufia der Umfang von Kirchen und HeiligthumSgebaudeo bezeichnet wurde, daher viele solche noch „Maria-Schnee" genannt sind. Durch eioea Schnrrfall heiligte sich die Göttin wohl einst da« Stück Bauland, nahm es ,n Besitz, wir einem alten Rechl-gebrauche zu Folge gebannte Grundstücke durch einen gespannten Seidenfadrn eingeheqt wurden. Ein andere« Naturbild de« Schnee« ist die Auftastung al« feiagkmahlentn Mehle«. Während de« Sommer«, sagt man in Schwaben, wird der Schnee im Himmel klein gekackt. Auch glaubt man, der Schnee würde in einer himmlischen Mühle gemahlen Fallen recht grobe Flocken, so heißt e«: „Da« kommt au« einem groben Beutel"; schneit e« fein, so spricht man: „Da« kommt au« eiuem feinen Beutel", oder „die müsse» viel Zeit aebabt baden, die da« hackten " Bekannt ist auch die Redensart beim Schneetreiben, „da schlagen sich Bäcker und Müller " Auch sagt man: ,.E« fliegt Vettellent, e« kommen Vettel« buben", veü mit dem Schnee die Arbeit aufhört »nd da« Betteln - ansängt. Im Schwarzwalde hört man auch die Reden-art: „E« schneit Bettziechen". Der Vorstellung, daß der Schnee in einer Mühle ge mahlen wird, eutspricht auch in Schweben der Name der Wolke, diese heißt molu, b. h. da« Gemahlene, und der feine Schnee beißt altnordisch wsüll, d. h. da« gemahlene Mebl. Ju Deutschlaod haben die Naturbilder vom Schnee keinen Ansatz zu einer Personifikation gemacht, wohl aber finden wir diese personificittea Borstrllungen in den Mythenbildunaeii de« Norden«. Da glaubte man im stürmenden Schneegestöber die Wirkung lebendiger Persönlichkeiten zu gewahren, und der Schnee ist zu einem greisen Könige de« kalten Finnlands Snarr (Saio) „der Alte" geworden. Sein Bater beißt Jökall (der Eisberg) oder Frosti (der Frost). Er hat drei Töchter: gönn (dichter Schnee), Drifa (Schneegestöber), Mjöll (seiner glänzender Schnee). Drei hundert Jahre ist König Snaer alt. so daß die Hftden tzer.Meitschey seinx Lebensdauer, da» Alter be greifen, ewigen Gebirg«schnee« sich wünschte». Einst sandle tcr norwegische Sturlaugr seinen Pflegebruder Frost (Frosti) au«, um de« Finnenkönig« Snaer blondgelockter Tochter Mjöll einen Ruoenstab mit 8iebe«werbung iu den Schoß zu werfen, Frost findet sie willig, ihm zu folgen. Aber voll Sehnsucht eilt sie ihm in so sausendem Fluge voran«, daß er nicht nach komme« kann. Da sprach sie: „Du bist sehr saumselig, mein Frosti. aber fasse mich nur unter dem Gürtel." So tbat er, und rasch im Winde fuhren sie dahin, bi« sie bei Sturlaugr anlangteu Saxo Grammaticu« erzählt eine dänische Mythe, wie König Snio di« Tochter de« Gothenkönig« liebte. Er sendet ibr emen Boten, der in Bettlrraewand >hr naht, und al« sie näher kommt, um ihm eine Gabe zu reichen, leise, leise ibr zusingt: „Saio liebt dich." verstohlen kehrt sie durch die Schaar de« fahrenden Volke« zurück und flüstert kaum börbar entgegen: „Ich liebe ihn wieder." Und dann bestimmt sie al« Zeit ihrer heimlichen Zusammenkunft mit Snio den Anfang de« Winter«. Da giedt sie vor, in stiller Einsamkeit baden u wollen. Snio naht ihr und führt sie rasch rudernd aus einem Sthisfr von dannen. Auch rrn König von Dänemark wird Snio genannt. Al» er zur Regierung kam, vernichteten dir furchtbarsten Unwetter die Fruchtbarkeit de« Ackerboden« und eine so große Hunger« uoth brach au«, daß rin großer Thril dr« Volke« di« Hrimalh vrrlaffen mnßtr.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder