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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.02.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940223023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894022302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894022302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-02
- Tag1894-02-23
- Monat1894-02
- Jahr1894
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111.- u>i« »7 Sv ior?r 10275 ssär US« ue. v — arm) Ult.ll Vi«äs »Ib«> irt« ck> >r«nr »um. >ül«ll rlio r>p«i> oak' s«al> ül!».» di«r> ditr> i«r»i rui-ri 8 a> . >c Slll^ ciü p -»»»> »«>«» »>«»> c»kr i«rrt m»u )r>«> :ic> »cd.» «icto ixrl- !»»»> r,t„ r»u >r»i /.-k. 110 28 3150 74- «35 108 35 10475 180.- 80.50 357 — 1S5 — 14075 118.50 150, — 50,- 318.50 '<»,- 35,- 151, — 70,- 180- 138,— 131,- 101,- Sb — 313.35 102,- 383,— ISO^- 184.50 50.— 188. - sV.35 87.50 230 - 5525 43,— 80.50 S5,— 35.- 81,20 80.05 183.50 183 S5 21? - 315.« 317,75 0 llw 33S'„ 154.70 >5 «d. 14150 113. 0 7S.30 80'« 381". 43-« 13340 134 80 18« 10 138 40 »4 30 3V8 . 151,83 13b,80 «3.10 138 30 IIS,— 133 50 I>8 80 Or«a>r»ciiea ck«a —,—. 133,50 138,40 13b.— 134 00 148.-5 138,80 134.- 137,75 73,50 00.25 113,60 130 — 14«,— IM« »do 13375 8 — 1K3 55 3IV — 124 .ieoxr 75.85 07,70 85 15 81,12>« SS2-, 13110 20g — ,255 50 »ä»r L 453 3S30- 814,25 288 50 108,50 324.- 185,75 5S.S0 200.— 103«) 81.10 125 — 4V.85 S,S2>« 81.10 1.33-, 11».— 100.— 8»üi>eu ü«, 80 50 2733,— 806.80 03 31 87V,— Eo 8180. >a» 487 uik — »OS-, I54>, 37S>« 113« Bezugs-Preis tzi tz« Ha»ptrrv,ditio» oder den im Stadt» tzqtrk und den Bororten errichteten Aut» gadeNellea abgrholt: viertet,ährlich^l4.üO. bei zwetmaliaer täglicher ZustrUung in« Hme« 2« KLO. Durch dir Post bezogen für Drntfchland and Oeslerrcich: virrtrstüdrllch k.—. Dirert» tägliche Areazbandirndavg ta« Laslaad: monatlich 2T 7.KO. Die Morgen-slnsgobe erscheint täglich'/,? Uhr, di, Abead-Ansgadr Wochentag« ü Uhr. Lr-erti-, m,tz Er»eM-n: Ä»tz«m»e«,aFe 8. NeTrpedition ist Wochentag« nnuntrrbrochen grsstaet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. lttl« m«««'» Gartt«. (Alfred Htch«), UitversitLtsstraßr 1, S«st« Lüsche. Kathariaeastr. 1«, Port, and L-nig-platz 7. Abend-Ausgabe. 027). l». kr.Ölläe"; 4«r «tuo»- 2 2) »«N4»n>p5.r »wpk«r. .21 .8»»1»- 1It«or in oao>VL»rc- 1«, ,8ll-1»' i»c5 H,rä- Oi-r" s»«N k«dr»»r: ^88. UchMtrIWMM Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Freitag dm 23. Februar 1894. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psq. Reklamen unter dem Nedartionsstnch '4qe- spalten) üO-^, vor den Famtltrniiack richien (llgespaltra) «O^j. Größere Schriften laut unserem Preis, verzrichaiß. Tabellarischer und Ziffrrnlap nach höherem Tarif. Axtra-Beilagen (gkfalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung ^l 80—, mit Postbesörderung X 70.—. Ävnnhmkschlaß für Änzeigtn: Abend-Ausgabe: Bormittqss 10 Ubr Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4 Ubr, Sonn- und Hesttags früh ' .8 Uhr Bei den Filialen nnd Annahmestellen je eine balde Stunde früher. AnrrtgkN sind stets an die ErPevilio» zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 88. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Vrt«t«, 23. Februar. In Reichstag-kreifen ist, wie wir erfahren, da« Gerücht vrrbrritet, im BundeSrathe seien am Montag die Stimmen Bayern« gegen den rnsstschen HandrlS- »ertrag abgegeben worden. BieUeicht verdankt dieses Gerücht seine Entstehung lediglich der Haltung Preußen« in der Frage der Staffeltarise; vielleicht ist eS auch nur von jesmtischen Gegnern deS Vertrag«, denen jede« Mittel zum Zwecke willkommen ist, auSgestreut, um besonders unter den bayerischen Mitgliedern de« Reichstag« Stimmung gegen das Abkommen zu macken. Jedenfalls aber bat der Reichskanzler, wrnn das Gerücht unbegründet ist, allen Anlaß, demselben im „Reichs-Anzeiger" schleunigst entgeaenzutreten, bevor es Unheil bat anrichten können. Wa« den Reichstag selbst betrifft, so baden seine Fractionen gestern übrr den Vertrag Brrathungen abgehalten, die beute fortgesetzt werden dürft««. Erst wenn sie abgeschlossen sind, wird sich ein etwas klarerer Ein blick in die parlamentarische Situation gewinnen lassen. Nächsten Montag soll die erste Berathung im Plenum be sinnen, für dir man wobl drei bi« vier Tage berechnen muß. Tie Verweisung an eine Commission scheint sestzustrhen; welchen Umsang hier die Berathung annehmrn wird, ist noch nicht zu übrrftben. Immerhin wird man annehmen können daß in der Woche vom ll. bi« 17. März die zweite und dritte Berathung stattsindrn und die Entscheidung sonach noch vor der Oslervertagung getroffen werden kann. Der Reichstag steht also nahe vor einer Entscheidung, dir zu den wichtigsten gehört, die je an ihn hrran- getreten sind. Wir sind noch immer drr Ueberzeugung, daß der Vrrtrag eine Mehrheit sind«; wie groß sic sein wird, wollen wir zu schätzen nickt unternehmen. Zu unsicher ist namentlich noch dir Zabl drr Gegner und Freunde im Eentrum. Die voraussichtliche Mehrheit wird auch ohnr Zwrifel — besonders wenn wider Erwarten da« obenerwähnte Gerücht sich bestätigen solltr — eine größere Anzahl Mit- gliedrr zählen, welche nur mit schweren Bedenken ihre Zustimmung aussprechen, weil sie dir Berautwortung für die möglichen Folgen einer Ablehnung für unsere ganze politische Lage im Innern und nach außen auf sich zu nehmen sich nicht entschließen können. Die Steurrrntwürsr werden nun. da der russische Handel« vertrag alle Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen wird, vor Ostern kaum mehr erheblich voranrücken. Möglich wäre es vielleicht, die Stempelsteuer in der Commifsivn noch vor Ostern zu erledigen, da man annebmen kann, daß aus die gänzlich aussichtslose Besteuerung der Quittungen und Frachtbriefe nicht allzu viel Zeit verwendet wird. Nach Ostern wird dann die Steuersrage drn hauptsächlichsten Gegenstand der Reichstagsarbeiten bilden, deren Abschluß aber, wenn bei der Tabak- und der Weinsteuer etwa« Positives berauskommen soll, sich noch lange hinan« ziehen wird. Die jetzt in der belgischen Kammer stattsindende Be ratbung des Etats des Auswärtigen Amtes verdient im AuSlar.de diesmal Beachtung. Man ist mit den Leistungen dieses Amtes sehr unzufrieden, so daß der Deputirte Ha ir re; sich dabin »ersteigen konnte, die Abschaffung aller Grsandten und GcschäftSträgrr, weil sie nicht« Ernste« leisteten, sondern nur „in den Salon« paradirten", zu fordern. Auck mit der Wahl der Consuln und ihrer Thätig- teil ging man scharf in da« Gericht und forderte vollständige UmgrstaltungdesEonsulatSviensteS. Von allen Seiten wurde gefordert, daß Belgien seine Zurückhaltung ausgebt, für alle internationalen Kundgebungen zu Gunsten deS Frieden«, de« Schiedssprüche- und der Abrüstung mit Entschieden heit eintrete und die Ziele der Friedensliga fördere Dem schloß sich auch die Rechte an; nur war der erzklerikale Deputirte IanssenS der Ansicht, daß der Schwerpunkt drr Frage in Rom liege; nur der Papst habe die Autorität, um eine allgemeine Abrüstung durchzusctzen, er könne rS aber nur tbun, wrnn ihm die weltliche Macht zurückgegeben werde. Unter großem Beifall griff der Deputirte De Sadeleere das Vorgehen Frankreichs drn Ausländern und den belgischen Arbeitern gegenüber heftig an; er erklärte, daß, wenn Frankreich auf diesem Wege weiter schreite, cS alle Sympathien Belgiens einbüßen werde und Belgien zu Re pressalien zwinge. Der Minister des Auswärtigen vertheidigtr das diplomatische CorpS, erkannte aber an, daß da« ConsuiatSwesen umgestaltet werden müsse. Deutschland habe den HandelSstudien die größte Ausdehnung gegeben und sei im Begriffe, den Weltmarkt zu erobern» so daß selbst England be sorgt sei. Die tüchtig gebildeten jungen Deutschen machten dem Handel aller Nationen die schwerste Concurrenz. Der Minister versprach weitere Erklärungen, auf welche man gespannt sein darf» da sich seit einiger Zeit in Belgien ei» unverkennbarer Umschwung der Stimmung zu Unguniten Frankreichs und z» Giiiisten Deutschlands vollzogen bat, der vielleicht in den ministerielle» Aeußerungen ossicieuen Ausdruck findet. Die franzöflfche .Kammer hat die Erhöhung deS Ge- treidezollrS von k auf 7 Frcs. angenommen, die Er- »öhung auf 8 FrcS. dagegen abgelebnt. Ob die russifsche Negierung damit zufrievenglsteUl sei» wird, ist, nach der Stimmung zu nrtheilen, die gegenwärtig in Rußland gegen Frankreich herrscht, mehr als zweifelhaft. Bekanntlich hat die russische Regierung eine Note nach Pari- gerichtet, in der die Drohung vorkommt, daß Rußland, fall« die Zollerhebung Störungen für drn russische» Getrcideexport Hervorrufe, von seinem Rechte, den französischen Handelsvertrag zu kün digen, Gebrauch machen werde. Es kommt nun darauf an, ob man in Petersburg die Erhöhung um 2 Frcs. als be trächtlich oder als minimal ansirbt. Voraussichtlich ist, wie gesagt, da« Erstere zu erwarten. Die französische Re gierung bat zwar, auf die russische Note erwidert, sie muffe der allgemeinen Stimmung de« Lande« Rechnung tragen, sit werde die Erhöhung aus ein Minimum beschränken; das russische Eadinet bat jedoch, indem es die Erklärung zur Krnntniß nabm, betont, daß es an seinem Standpunkt fcst- halte. Die Eonsequenzen diese« Notenwechsels und der Ab stimmung im Abgeordnetenhaus können eine große Tragweite annebmen. Kündigt Rußland den Vertrag vom 7. Juli 1893, so werden wahrscheinlich gegen Frankreich Kampfzölle, d. h. der Maximaltaris, in Anwendung kommen, der bei den meiste» Waaren um 30 Procent höher ist, als der russische Minimal- tarif vom Jadre 1891. Nun ist es wohl möglich, daß beide Staaten sich Mühe Heben werden, dem Zollkriege auszuweichen und die äußersten Schritte z» vermeiden. Ader die russische Drohung mit Repressalien «st ein bedeutsames Zeichen der Aendrrung in den Ansichten, dir sich an der Newa vollzogen bat, seit der russisch-deurswe Handelsvertrag abgeschlossen ist. Da« Vorgehen Frankreichs bat eben gezeigt, daß man an der Seine nur da« eigene Interesse auch gegenüber den sogenannten Verbündeten wahrt, und diese Erkenntniß hat eine Ernüchterung in Rußland berbeigcführt, die der wirthschastlichen Annäherung mit Deutschland nur von Borthril sein kann. Die Hoffnungen der Feinde und die Befürchtungen der Freunde Ftalicnö, daß der Zusammentritt der Kamm er »inen parlamentarischen Sturm hcrausbeschwören würde, der dem Ministerpräsidenten Cri-pi nur die Wahl »wischen sofortigem Rücktritt und der Inauaurirung einer Vu imn^ue- Politik ließe, haben durch den bisherigen Verlaus der Dinge eine erfreuliche Widerlegung erfahren. Allerdings steht die parlamentarische Tagung erst in ihren Anfängen, aber sie hat doch schon lange genug gedauert, um die Keime ernster, grundsätzlicher Conflicte, wenn solche in größerer Zahl vor handen wären, an da» Licht zu locken. E« ist aber nur die äußerste Linke, welche das Kriegsbeil gegen CriSpi ausgezraben hat, und bei de» Angriffen, die sie gegen den leitenden Staatsmann richtete, sah sie sich von dem Gros der Deputaten im Stich gelassen — rin beweiskräftiges Symptom für die Abneigung der Kammer, die kostbare Zeit mit Parteiaezänk zu vertrödeln, während vitale Interessen wichtigster Art Berücksichtigung heischen Die Kammermebrheit giebt sich anscheinend ehrlich Rechenschaft von den Anfor derungen der politischen Lage, wie von den Erwartungen ihrer Wähler, und bethätigt dies praktisch dadurch, daß sie dem Programm der Regierung ihrerseits Entgegenkommen zeigt. DaSExpvsS des FinaiirministerSSonnino wird jeden falls den Grund- und Eckstein des Gebäudes der Crispi'schen Reformen abgehen Es scheint mit großer Sorgfalt entworfen und den Möglichkeiten der jeweiligen Conjunctnr deS natio nalen Erwerbslebens angepaßt zu sein. Die hundert Millionen Steuererböbnngen nehmen sich auf den ersten Blick einigermaßen gewagt aus, ihre Vcrtheilung auf eine ganze Reibe von Titeln aber nimmt der Sache diel von ihrer Schwierigkeit und läßt die Rechnung de« FinanzministcrS als nicht allzu kühn erscheinen. Und schließlich, <>ui veul la ün, veat le» wo^eus. Wenn die Kammermebrheit etwa- Bessere- weiß, alS mittelst der vorgeschlagrnen Ersparnisse »nd Steuer- erhöhunqen Italien, unbeschadet seiner innrren und äußeren Machtstellung, den permanenten Finanznötbrn zu entreißen, so sieben ibr Wege genug zur Verständigung mit Erispi offen. Nur für die Kraftpbrasen der äußersten Linken ist drr Zeitpunct schleckt gewählt — da« haben die ersten Kammer sitzungen zur Evidenz dargetban. Besonders anzuerkennen ist der WahrheitSmuth, mit welchem der Schatzininister die wirkliche Finanzlage Italiens darlegte. Im Gegensätze zu seinen Ainl-vorgängern hielt er seine Schilderung auch von dem leisesten Versuche der Schönfärberei frei, er zwang die an Verschleierungen nnd Beschwichtigungen gewöhnte Volksvertretung, den Dingen offen ins Gesicht zn sehen. 177 Millionen Lire Fehlbetrag — das Wort hat die Kammer förmlich niedergeslpmettert, nnd so stark ist die Gewöhnung der Italiener an planmäßige Hinwegtäuschung über den vollen Ernst der Verbältnissc, daß sich in der Presse alsbald Stimmen erhoben, welche die düstere Darlegung Sonnino's als absichtsvoll übertrieben und allzu schwarzsebrrisch be zeichneten. Aber tbatsächlich ist kein Grund vorbanden, diese Annahme gelten zu lassen. Nur auf Grund dieser Einsicht ist eine Rettung möglich. Berichte au« englischer Feder über die englisch- französischen Zusammenstöße in Weftnfrtka weisen in beiden Fällen den Franzosen die Rollen des angreifendrn Tbeiles zu. Der Ort des ersten Gefechte« heißt Weima, nicht Warina; die zweite Begegnung fand bei Jncompah statt. Mit »»verhüllter Befriedigung nimmt die öffentliche Meinung in England von dem Umstande Notiz, daß drr britische Commanbrur Oberst Ellis bei Weima nickt im Schlafe von den Franzosen überrascht wurde, sondern daß sein Vorposten- und Patrouillendicnst in bester Ordnung war und regelrecht sungirtr, weshalb die englischen Streiter ein so rasches und wohlgenährte« Feuer aus die Angreifer richten konnten, daß diese in Unordnung den Rückzug antreten mußten. Da überdies die französische Colonne bei weitem zahlreicher und zum Theil mit Magazin aewehren bewaffnet war, während die englische Partei nur Martinigewelne batte, so erscheint die Abweisung des fran rösischen Uebersalles für die Engländer noch rübmlickcr. Vom fachmilitairiscken Standpunkt wird bemerkt, daß bei Weima zum ersten Male regelmäßige Truppen einer civilisirten Mackl dem Feuer an« Magazingewehren Stand zu halten batten. Dieser Umstand verleibt dem an sich nicht weiter belangreichen Scharmützel ein größeres Interesse. Aus den dort gemachten Erfahrungen könnte gefolgert werden, daß, je schneller und aus je weitere Entfernungen die neuen rasanten Schußwaffen wirten, desto niehr Geschosse zur Tödtung bczw Äußcrgefechtsetzung rinee- ManneS nölhigsind. Im Verhältniß zu deni Kugelregen, der eine halbe Stunde lang durch ras aller wirklichen Deckung cnl- bebrende englische Lager fegte, waren die Verluste ans eng lischer Seile sehr unbedeutend und wurden nur durch einen kolossalen Munitionsverbrauch erzielt. Ein lodter fra» zösischer Schütze hatte l<>7 leere Patronenhülsen, ein anderer 9', um sich liegen. Wie lange würde wobl, nach diesem Mas: stabe geinessen, die Muninon dcS einzelnen Mannes ans einem europäische» Schlachlfclde Vorhallen ? Deutsches Reich. * Berlin, 22. Februar. Gegen die neue Agende ist an de» preußischen Oderkirchenralh in einer am 5. d. M. hier abgehalteneii Versammlung, zu welcher besondere Ein latungen an Männer in hervorragenden Lebensstellungen unter Mittheilung deS Entwurf« ergangen waren, eine Vorstellung beschlossen und sofort von den etwa 80 Tbei! nchmern vollzogen worden. Weitere Unterschriften sind in Berlin und in einzelnen Provlnzialstäkten bis znin 15. d. Ml ' auf vertraulich ei» Wege, da eine Massen-Agitalion d»r«t> ausdrücklichen Beschluß auSgefcklvfsen war, ringcbolt. A», 17. d. MtS. ist die Eingabe, wie wir der „Nat.-Zlg." enl nehmen, mit über 1400 Unterschriften, davon die Hälfte anS Berlin, die übrige» au« den Städten Bon», Brieg. Berg Neustadt, Krossen a Elster, Danzig, Ebcrswalte, Essen, Guben (122), Köslin, .Kolberg, Magdeburg (137), Memel, PotScani (83), Stallupöncn, Stendal, Stralsund (9l). Tborn, dem Eoan gelischen Oberkirckcnratbe überreicht worden. Weitere Znstini mungserklärungen sind n. A. aus BreSlau, Greifswald, Liegnitz. Stettin zn erwarten. Wie bei den Einladungen zu der be schließende» Versammlung nicht von einem begrenzten Parte,- siandpuuct ausgegange» war, so ist die Eingabe auch von Männern verschiedener Richtung vollzogen worden, darunter von etwa to Geistlichen, vielen Smiodalmilzlietern, Aellesten und Grmeiiidcvertrclern; ferner von 70 Professoren und De ernten der Universitäten Berlin (einschließlich 8 Mitglieder» der Akademie der Wissenschaften) und Bonn, sowie der andere» Berliner Hochschule», von über 200 Schulmänner» ^darunter 20 Gymnasialdirectorcn), von zahlreiche» böberen Reicks uns Staatsbeamten, Richtern. Rechtsanwälten, Magistrats Mitgliedern (einschließlich 15 Oberbürgermeistern und Bürger meftiern) und Stadtverordneten, von angesehenen Aerzien, Architekten, Kauslente», Industrielle» u. s. w. * Berlin, L2. Februar. Tie ain 22. d. Mi». Abends 7 llbr zusamincngetreiene Eoinniiision behuss Erörterung von Maßregeln zur Hebung und Befestigung deS CilberwerthS wurde Snrch den Vorsitzenden, den Etaatssecrelatr dcS Reichsjchotzamts, ve. Äras v. Posadowsky-Webner, mit folgender Nnlprache eröffnen „Meine Herren! Namen- des Herrn Reickstanrler» dabe ich die Ktzre. Sie »u begrüße» und Ihnen z» danken, daß Cie seinem Rufe Folge geleistet haben. Dir Reichsregicrung, in besonderer Berück sichtigung der neuerlichen Vorgänge aus dem Gebiete de« indischen nnd anierikanischrn Münzwescns, verschließt sich nicht drr (krkenntniß, daß die seit eilva zwanzig Jahre» eingrtreleiie fortgesetzte starke Snlwerthiing des Lilbertz, welches bis dahin Ellida Ailström. 22s ans jedes Geräusch, da« draußen vernehmbar ward. Als mein ! Mann uns verlassen und zur Probe in» Theater gegangen ! war, wurde sie zutraulich und gesprächig. Sie sagle mit tief bekümmerter Stimme: „Du, Ellida, es > fehlt dem Diedrich etwas — e« treibt ihn rastlos umder, seinem Leben fehlt Inhalt, wie kann ich ihm Helsen?" Also endlich batte auch sie, ob nun zum Glück oder Unglück, seine innere Zerriffenheit entdeckt. „ES fehlt ihm Arbeit, Beschäftigung, und er mag mit noch ^ tausend inneren Erlebnissen in seiner Seele zn kämpfen baden, ohne die Kraft zu besitzen, diese zu überwältigen", meinte ich I ausweichend. Sir nickte und blickte sinnend vor sich hin. Wer sie kannte, > mußte die Angst in ihrem Auge lesen. „Ich kann ihm nicht helfen, wenn er sich nicht selbst Hilst", sstoman von H. PalinS.Paysen. 71» «Strock verSitra. (Fortsetzung.) Doch er hörte nicht mehr darauf. Er dachte nunmehr an Karin und sprach von dieser. Er schien wieder vollständig klar und ruhig im Kopse geworden zu sein, wandte sich um und gesellte sich mit mir zu den klebrigen. Während der ganzen Fahrt wich er nicht mehr von Karin'« Seite, zeigte ^ , . , , ^ ^ , . , sich zärtlich besorgt um sie und am Abend diese« Tage« sagte I sagte sie, mehr zu sich, als zu mir. „Seine Liebe hat ja seine er, al« wir un« trennten: „Sic baden Reckt, Karin muß au« j ganze EmpsindnngSweise umgestaltet, aber den Eharaktcr ver- drr Stadt heran-, die Enge taugt nicht für sie — noch ei« letzter Versuch soll gemacht werden, und dann — Sie ver stehen mich —^ Ja, ich verstand ihn, aber deshalb rirth ich ihm auch ab. Warum etwa« so Aussichtslose- nochmals wieder in Anregung bringen? Di« unvermeidlichen Aufregungen brachten nur Schaden und voraussichtlich keinen Erfolg. „Sprechen Sie mit Karin nicht darüber", bat er, „sie soll die Dornen des Lebens nicht durch mich kennen lernen." Ich merkte, der Mann war nur zu lrnkeu durch Ein«, durch den Namen seiner Frau, dann war er gefügig wie ein Kind und weich wie Wach«. Monate vergingen. 8« veränderte sich nicht« in den Lebens Verhältnissen de« jungen Paare«. J<h konnte annehmen, daß Herr v. Bracht trotz meines Abratbcn» dennoch seiner Familie geschrieben und wieder Bcrsöbnung-versuche aeinacht batte. Die kleine Familie lebte noch aus der Etage. Herr v. Bracht mied mich ersichtlich. Da« tvat mir wkh. Er verkannte mich. Eine« Tage« in der Mittagsstunde, draußen starrte Alle« in Ei« und Schnee, betrat Karin zur ungewohnten Zeit unsere Wohnung. „Ist Diedrich nickt hier?" forschte sie, „er ist nicht zum Mittaaffsrn beimgekrhrt von seinem Spaziergange, da« ,st nicht seine Gewohnheit, und ich dachte ihn hier zu finden." „Er ist nickt hier", antwortete ich. ,^omm', setze Dich zu un« an den Tisch und speise mit nnS." Sie widerstrebte nicht, nahm Platz, aber eS schmeckte ibr nicht, sie geuoß nur wemge Bissen, sprach wenig und horchte mag sie nickt völlig umzuwanteln. Und er kennt sich selbst am schlechtesten." Ich ergriff eifrig da» Wort. „Seine Fehler nehmen nach seinem Willen in jeder Lebens lage andere Gestalt an", sagte ick. „bald ist seine Schwacbbeit Rücksicht, seine Unentschlossenheit Klugheit oder Zartgefühl. Und so sucht er jeden festen Entschluß hinaus zu schieben und verlängert damit den schwankenden unklaren Zustand Warum will er sich nicht einen neuen Lebenoberus schaffen?" „Weil er hofft, daß sich die Härte und Nnbeugsamkeit seiner unnatürlichen Mutter endlich in nachgiebige Milde ver wandelt. Er hofft vergeblich. Kein Brief ward beantwortet. Sie ist todt für ihn, obgleich sie lebt." „Da« müßte auch er sich sagen." „Ja, wenn er die Kraft dazu besäße —* Ich habe mich später oftmals dieser Antwort erinnert: wen» er die Kraft dazu besäße! Ahnte sie damal« schon sein furchtbares Geschick? Ganz allmählich nistete sich in da« trauliche Heim die Sorge „», jene graue, bohläugige Sorge, die sich selbst ia den Schlaf hineinsticblt und in drn finstersten Bildern di» Zukunst dem Auge vorsührt. Karin begann zu kränkeln. Eine nickt beachtete Erkältung batte ihre Lungen angegriffen, ihre Brust atbmete nickt mebr so leicht unr frei wie ehedem, ihre Augen umrändrriea sich dunkel, wir sahen e« Alle, er nicht. Ärmer Mann! Man kann ausdören zu lieben, aber nicht aushören, in drr Gesellschaft zu leben und derselben zu bedürfen. Da« war »«, daran krankte er, und machte das eine große Gefühl der Liebe, machte die« ta« ganze Leben aus? Die Gewohnheiten, Sprache nnd Sitten deS Heimathlandr« find es, au« denen da« Heimatb« gesübl emporblübt, daraus entsteht auch die Srhniucht, die wir mit dem Worte „Heimweh" bezeichnen. Ach, es giebt nickt« Leichteres, als die Eigenart einer fühlenden Seele zu verdammen, und ick schämte mick bald meine« barten, schnellen Urtbeil«, da« di« holde, sanfte Frau stet« so beredt zu wider legen gesucht hatte. Und wir irrten dock alle Beide, sie sowohl wie ick. Dem Himmel sei Dank, daß er sie zu sich nahm, eben »och früh genug, ehe sich die furchtbare Entdeckung ihrer Seele als Grwißbeit aufdrängte, was diese», Mann ihre« Herzens die innere Ruhr, drn Lrbensmuth und die LebtnSkrast geraubt hatte: eine innere, allmählich zunebmende geistige Zerrüttung. Ihre an die boldbrweglichen Eindrücke der Kunst und Poesie gewohnte Seele vermochte nicht an dir Tauer und Zähigkeit seiner schmerzlichen Erinnerung zu glauben. Sie kannte ja ibrr Macht über ibn und gebrauchte dieselbe bis zum letzten Aibemiuge, strömte alle Liebe und Güte über ihn au«, deren sic säbig war, und manchmal gelang e« ihr auch, seine Schwermutk zu bannen, in die sich zunächst der finstere Dämon, der späterhin unlöslich seine Seele in Fesseln schlug, einbüllte. Doch zuerst galt meine.Hauptiorge der geliebten jungen Freundin. Ich vielt es sür meine Pflicht, wieder und immer wieder in Herrn von Bracht den Entschluß zu kräftigen, aus« Land zu ziehen. Er mußte mir zuletzt eine Art Versprechen geben, und al« er trotzten, nicht handelte, sondern »linier noch zögerte, zog ick den Arzt in die Sacke hinein. An jenem Tage, da die« geschah, da ihm vom Arzte gesagt warb — vielleicht etwa« unvorbereitet, unumwunden —, daß der Landaufent halt für seine Fran eine LcbenSbedingung wäre, begegnet« er mir Vormittags aus der Straße, al« ic.) von einer Theatcr- probr brimzukebren beabsichtigte. „Wohin soll rS gehen?" fragte ich mit gleicbmütbiger Miene, obgleich mich sein verstörte« Autsrhen furchtbar er schreckte. „Aufs Land — ich habe c» Ihnen ja versprochen, aus« Land." „Haben Sie ein Hau- gemiethct, ist e« abgemacht?" fragte ich erfreut. „Ich will mir einen kleinen Besitz kaufen, — heute noch — in dieser Stunde noch. E« hat Eile, wissen Sie — der Arzt sagt e« selbst, — Sie haben gute Augen — wahrbaftig, ich bewundere Ihren Scharfblick. Noch ist nichts zu spät — aber wäre e« z« spät —" sein« Stimme wurde drohend und sein schönes Gesicht verzerrte sich förmlich in der Erregung — „dann — dann —" er flüsterte plötzlich —, „kann gäbe es auch für mich kein Leben." Damit zog er den Hut und ging mit schnelle» Schritten von dannen Mich beunriibigte sein zerfahrenes Wesen wieder i» hoben« Grade. Ich versuchte, ibn zurUckznrufcn, ibn ein zubolen — vergeblich! Eine innert Stimme sagte mir, beute passirt etwa« Traurige«, ciwaS Unglückliches — »nd ich sollie Recht baden. Späterbin, nach längerer Zeit erst, stellte sich heraus, daß er sür einen zieinlich wertblosen kleinen Hof eine unvcrbältnißniäßi.z höbe Summe gezahlt kalte, daß er betrogen worden war. Er mußte die Verbandlung, den Abschluß in eine», Moment gänzlicher Verstörtheit »nd Verwirrtbeit ge macht baben und von gewissenlosen Menschen mißbraucht worden sein. Freilich, die Uebersiedlung aus« Land war nun endlich erreicht. Jedoch zu spät, zu spät für die arme, kleine Karin. Ob sie taS Schicksal ihres geliebten Manne« ahnte und deshalb so schnell ihre Kräfte verlor? Ich erschrak, als ich sie nach längeren Wecken zuerst wiedersah. Es war an einem wunderschönen Abend, am Mittsommertag. Im ganzen Lande wurde der Einzug des Frühlings unter Sang und Klang gefeiert, eS grünte und dlilbte überall, und in der stillen Hoffnung, anck meinen Liebling, iiieine holte, weiße Blume frisch anszeblükt ;u sehen, verließ ich das Schiff, welches unweit ihres ani Mälar ge legenen kleinen Besitze« anlcgte. Ich stieg die wenigen Sinsen binaiif, die z» einer schönen Villa und zugleich zn einem schniaten Wiesenpsad führten, der reckt« abbog, und wantelie langsam dabin, »mherschauend, ob nicht im buschigen Garten ein Helles Gewand austauckte, das mir ihre Nähe verriet!'. Es war erst das zweite Mal, daß ich sie in ihrem neuen Heim aussuchte, und dazwischen lagen mehrere Monate. Obre Briefe hatten befriedigend gelautet — ich durfte in der Thal hoffen, sie gesünder und frischer wiederzuschauen. Die Ent täuschung war daher sebr groß, als ich da« geliebte Wese» statt beweglich und heiter aus dem unvergleichlich schön ge legenen Stückchen Erde, da- sie nun ihre Heimatb nannte, umherwankeln zu sehen, einer rur Erde gefallenen Blülke gleich, welk und matt dalicaen sab. Gleich mein erster Gc danlc war der: die« ist der sichte Frühling, vielleicht auch sind eS die letzten Tage, die ihre Augen schauen werden. Und sie schien dies selbst zu ahnen. Sie streckte mir die Hand, die so schmal und klein wie eine Kinderband geworden war, mir einem WebmutbSläckkln entgegen und sagte, sich in freudiger Bewegung deS Wiederseben« auf ihrem Scblafsopha etwa»
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