01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.02.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940224014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894022401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894022401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-02
- Tag1894-02-24
- Monat1894-02
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Tabellarischer and Zissernsatz nach höherem Tarif. Drtr«»Vellage» (gesalzt), nur mit der Morgen.Autgabe, ohne Poslbefördrrung SO.—, mlt Poslbesörderuag » 70 —. Ännalimklchluß für Anzeigen: Abend-Au«gabe: vormittag« lO Ul.r. Marge »-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn- und Festtag- früh '/,9 Uhr. Bei de» Filialen und Annahinesielle» je eine halbe Stund« früher. v»jei>e» sind siet» an die SrVkditioil zu richten. Druck uud Verlag von E. P olz in Leipzig. ^SS. Sonnabend dm 24. Februar 1894. 88. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den L5. Februar, Vormittags nur bis V»V Uhr geöffnet. Lxpeültlov svs L.e1pr1xer l'uxedlutteg. Amüiche Bekanntmachmgeu. Bekanntmachung. Zum Behuf der gegen Ende jedes alademtschen Halbjahre« zu haltenden Revision der llniversität-.Bibliolhek werden die Herren Studirendeu, welch« Bücher aus derselbep entliehen habe», auf. gefordert, dies« a« 2V. u«h 28 Februar unb am 2. Mär, gegen Zurückgabe der <kmpsang«descheinigui>gen abzuliesern. Die Ablieferung wird in der Weise zu geschehen haben, daß Diejenigen, deren Namen mit einem der Buchstabe» ü ansangrn, am 2V. Februar, di«, deren Nomen mit einem der Buchstaben ck—Ü beginnen, am 28. Februar, und die Urbrigea am 2. Mär» lsrüh zwischen tO—1 Uhr) adliesern. Alle übrigen Entleiher werden ausgrsordett, di« an sie vrr- lirheorn Bücher am 8.—8. Märr zurückzuarbrn. Während der Revision«zeil (26. Februar bi» lO. März tncl.) können Bücher an Benutzer, die nicht Docentea der Universität sind, nur au»nahmsweis« nach Hause verliehen werden. Der Lesesaal ist während derselben Zelt nur Vormittag« geöffnet. Leipzig, den 23. Februar 1894. Dir Direktion der Universitäts-Bibliothek. Groirherjo«rhu« Sachsen-Wetmar. »lutzhol)verstetgernug im Grohherzogltchc» Forstrevier Allstedt. Lonuadeud. den 1v. März d Zü sollen folgend« Nutzhölzer öffentlich meiftöietend verkauft werden: 307Lichen.Nutzslücken l.Ll.vo»4üb.84omD.u.2dt« l3cnL-—^38.54edm. 150 . . ll.Et. . 28V.44 . -.3-8 .' — 76M . 200 -Spitzen rc. vo»4l b.80<:wD. N.0.60V. 11H0«L-»-»179g1L - 1 Rothduchen-Nutzstück von 43 em D. and 6 m L. »-» 1,08 » LHaiadnchen- . . 33 » - »8,40». --»» 0ch8« 37 Birken-Nutzstücke von 20 bis 40 am D. o. 4 b. 8 m L. — I I,öd » 12 Linden. . »24» 37« --4-6. bV4 . Zusammenkunft vormittag tO Uhr im Noth'jchen Gasthof in Allstedt, kausiustige haben sich wrgen Borzeigung der Hölzer und Erlangung drr Nummerverzeichnisje, sowie der besondere« itaus- bedingungen an die Aroßherzogl. Forstrevirrverwaituug zu Allstedt lSachiea-Weimar) zu wenden. Weimar, den 20. Feoruar I8S4. Die mrojzherzogl. Aichs. Korsttufdeetto«. Die Verhandlung des Reichstages üder das Zesuiteugejetz am 1. Deck «brr 188S. ll. Ost genug hat da« Eentrum die Höhenmarke der römischen Forderungen gezeichnet. Ich erinnere Sir an die Frühlingszeit des jungen beutjchenReiche«; in denStrahleuschimmrr vrr neuen Kaiserkrone rückte man das Gedächtniß der alten Römerzüge und begehrte, daß das deutsche Schwert und die Protestant,sche Kraft den elendesten Staat, den die Geschichte ir gesehen hat, den Kirchenstaat, wieder aufrichte und dem .Gefangenen im Vaiican" zu einem Reiche verhelfe, da- von dieser Welt ist. Ich deute aus die Anträge Windthorst'« in brr Schulsrage; nicht wenig ist »S, wa« man verlangt: der Klein«, nicht der Staat habe die Leitung de« Unterricht«, dem Klerus seien Lehrer und Schule zur Beifügung zu halten; nicht wenig ist eS, was man erstrebt: der freien Wissenschaft müsse drr Mund gestopft werben, die Universitäten seien zu katholistren. Uud neuerding« ist, auch im Katholischen Kirchenblatt für Sachsen, die Inquisition als our von den bösen Protestanten Übel verleumbele, doch so segen-reicht und für den Kaiholici«muS unentbehrliche Einrichtung gefeiert worden; warum sollte denn nicht die römische Kirche die Inquisition durch den Staat wieder rioführen lasses da ja zu voller Entfaltung ibrer göttlichen Sendung di» Vernichtung ketzerischer An schauung, die Uebersühruna und Bekehrung der Ketzer gehört, sei e« durch dir sinnende Einsamkeit de» Kerker«, ser e« durch die eindringliche Gewalt der Folterqualen, sei e« durch die leuchtende Glulh de« Scheiterhaufen«? Am Willen drr Hierarchie liegt e« nicht, hat Bischo Hesele geschrieben, wenn im 18. Jahrhundert nicht Scheiter haufen errichtet werden. Ja, wenn solcher Geist, der harte, grausame römische Geist, zum Diktator für unser öffentliche« Leben würde, dann wäre e« zu Ende mit der Parität, die nur unter Oberleitung protestantischer, eva»gelischrr Anschauung denkbar ist, in End« mit der Freiheit de« Glauben« und der Wissenschaft, zu Eud« mit drr Duldung ander« gerichteter Uebeizrugunz, zu Ende mit drr Selbst ständigkeit de« Staate«, dieser großen und erfolgreichen Errungenschaft der Reformatio», dieser vorwärt« treibenden Kraft drr gesammtrn moderne» Entwicklung! Dann klänge von den hochmütigen römischen Lwpen über unsere sauer errungene, durch Freiheit von römischer Herrschaft errungene Eultur ein schaurige«: vao Botts! Wir beklagen e« t,es» daß »" jener Sitzung de« l. Decrmber« solche Anschauungen nicht energischer zurück- gewiesen wurden, daß die Parteien, denen die monarchische (Gewalt die Fübrrrin der modernen Völker ist, kein scharfe« >,ao» ego! gegen die vvrvringrnde Garde de« Papste« hatten; r« war eine schwache Stunde in dem deutschen poli tischen Leben, als >72 Stimmen dem Antrag de« Eentrum« und damit römischen Ansprüchen da« plaoot ertheilten. In der Tbat wird d>es die Macht de« Eentrum« über die katho lischen Wählrrmasien stärke»; mit diesem Erfolg kann r« vor sie hintrele» und sick brüsten; nu» ist r« durch unser« Arbeit von der Reich-Vertretung anerkannt, daß die Jesuiten» Verbannung ein Unrrckt gegen dir katholische Kirche und da« katholische Volk ist, anerkannt, daß uns der Staat die nöthige Freiheit versagt, anerkannt der Gedanke, daß allein der Papst zu entscheiden hat, wa« zur Wirksamkeit de« Katboli- ciSmu« nöthig »st; da« Wort von Windthorst ist wahr: Drr Papst ist der Herr der Well. Darum auf, ihr katholischen Wähler! Bleibt der CentrumSsahne treu, und üder eine Weile muß sich und wird sich die ReichSaewall den Weisungen Rom-fügen; katholisch ist Trumpf: da« «piel auf märkischem Sande wird gewonnen; die Oberherrlichkeit de« Papsttbums ist gesichert. Um rascher zu diesem Ziele zu kommen, will da« Eentrum vir Gesellschaft Jesu herbeirnsen. Dieser Orden wurde in einer Zeit gestiftet, in der der Protestantismus überall im siegreichen Vordringen war; nicht« in der römischen Kirche schien ihn aushalteu zu können. Da brachte IgnanuS dem Papste Paul UI. die Statuten seiner Gesellschaft und mit den Worte»: Da« ist Gotte« Fiiigcr, bestätigte dieser den Orden al« einen Kriegsdienst Chris» zur Verbreitung de« Glaubens; die Jünger de« Ignatiu« wollten dem Papste dienen, wie Cbristu« seinem Vater diente; wohin er sie senke, wollen sie gehen, ohne Lohn und ohne Bedingung. Vor Allem batten sie den gefährlichsten Gegensatz gegen daS Papstthum, den Protestantismus, zu überwinden. Den Kampf gegen die Evangelische.» hat der IesuitiSmuS mit anatischer Leidenschaft übernommen. In der officicllen OrdenSaeschichte von Orlankino beißt eS: .Dem Luther, dem Schandfleck der Deutschen und Europa- Verderben, diesem Schwein EpicurS, dem Unglücksmenschen, der Gott und den Menschen verhaßt ist, hat Gott nach ewigem Rathschluß den Ignatiu« gegenübergestellt." Ihr oberstes Ziel ist der theokratische Universalstaat, da rweite römische Weltreich unter der zweifachen Krone de« Papstthum«. Dieser Traum kann nur in Wirklichkeit au«- gehen, wenn zuvor da« Werk der Reformation vernichtet wird. Am festesten siyt der evangelische Geist auf deutschem Boden. Unser Reich galt den Römlingen al« Schöpfung und Sickerung des Protestantismus. Die Siege Preußens über Oesterreich, Deutschlands über Frankreich erregten im Vatikan bi« höchste Bestürzung; man batte die Niederlage des protestantischen Volke« gehofft. Solche Anschauung batte auch da« katholische Volk angesressen. >806 gingen im badischen Obrrlande die düstersten Reden: wenn Berlin, diese Burg de« Protestantismus, erobert sei, dann werde man von dort au« dem Protestantismus ein Ende machen. In der ersten Zeit drS französischen Kriege« waren im Elsaß katholische Massen in fieberhafter Hoffnung, wenn nur erst die aus wärtigen Preußen geworfen seien, dann auch dir inneren, protestantischen Preußen niederzuwerfen; man sang Lieder des Inhalts: dir Mutter Gotte« ser ihren lieben Franzosen Rache für Sadowa schuldig! Gewiß war dir Errichtung de« deutschen Reiche«, dessen protestantischer Kaiser de« päpstlichen Oele« nicht begehrte, noch bedurfte, ein breiter Strich durch die vaticaniscke Rechnung. Seitdem hat die päpstliche Diplomatie überall dem deutschen Reiche in drr inneren wir in der äußeren Politik Steine in den Weg geworfen; entweder soll unser Vaterland de» Absichten de« Papste« gefügige HrcreSfolge leisten, ober, wenn r« die« nickt will^ soll e« bi« zur Unschädlichkeit ge schwächt, am liebsten wieder zerrissen und zerfleischt werden. Diese Tbatsache wird durch die Leugnung, welche Vr. Lieber dreist versuchte, nicht au« der Welt geschafft. Aber da« deutsche Reich kann eher nicht gebrocken werden, al« bi« der Protestantismus gedemütbigt ist; seine besten Streiter mit diesem bat Rom an drr Gesellschaft Jesu. Und wenn da« Eentrum die Jesuiten zurückersebnt, damit die katboliscke Kirche ihre „göttliche" Sendung voll entfalte, so heißt die« nicht« Andere-, al«: die Jesuiten müssen herbei, um den Protestantismus zurückzudrängcn und da« Reich zu unter- minircn; da« ist dir volle Entfaltung drr .göttlichen" Sendung Rom«, die man begehrt. Um so energischer müssen wir Deutsche ein laute« Nein rufen; nein, wir wollen die Loyoliren nicht haben. Wir verlangen, daß da« Reich diesem Orden auch ferner wach, sam die Tdorr verschließt. Wir erbeben diese Forderung, nicht an« Furcht für den Protestantismus, sondern zu oberst auS herzlichem Interesse für die deutschen Katholiken. Nickt ans Bangen für da« Werk drr Refor mation. Verfehlt genug ha» der Welse von Hodenberg er klärt, es sei ein Armutb«zeuaniß für dir evangelische Kircke, wqzrn si« für die Ausrecbtrrbaltung der Iesuitenverbannung zu ihrem Schutze sich au-sprecke, al- wäre sie durch ihr Be- kenntniß und ihre Lehren nickt im Stande, ihren Gegnern gegenüber zu bestehen. Wir leugnen nickt, daß der Orden de« Ignatiu« im Laufe drr Jahrhunderte der evangelischen Kirche manchen Verlust zngesügl hat, wenn er geschickt dir traurige Spaltung und Uneinigkeit der Protestanten benutzte; aber da« Meiste hat er, wir in Oesterreich, Ungarn, Frank reich und Spanien, erreicht, wenn dir Staatsgewalt ihre Henker ihm zur Verfügung stellte. Durch Ueberlegenheit de« Geiste« und drr christlichen Frömmigkeit hat er nickt« wider un« vermocht. Seit einem Jahrhundert bat sich die Zahl der Protestanten auf der Erde fast vervierfacht, die drr Katholiken kaum verzweisackt. Dächte ich nur au die Inter essen der evangelischen Kirche, so würde ich sagen: Laßt die Jesuiten Herrin. Durch ihre offene Tbätigkeit würden vielen Protestanten die Augen über den hoben Werth de« evan gelischen Glauben« ausgeben; dieser kann in schärferem Waffen gang mit dem Iesui»i«mu« nur gewinnen, denn wir zweifeln nicht einen Augenblick an dem Siege drr christliche» Wahr heit, von der Ignatiu« nur di« Schale, ab«r nicht den Kern besaß. Abrr e« würde der mächtigere und lebhaftere konfessionelle Streit auf beiden Seilen viel Kräfte ausbrauchen, die deute für andere Gebiete fruchtbarer zu verwenden sind. Wäre e« wirklich ein ernste« Ziel de« Centrum«, wir r« debauptet, dem Materiali-muS in drr Socialdemokratir den Weg zu ver schränken, so müßten die Ultramontanen gerade auf dir Rück kehr der Jesuiten verzichten; deren Einzug in Drutscklaad ,st dir laute Krieg«rrktärung gegen dir evangelische Kirche, dir durch rnergiickr Rechtfertigung, durch tapfere Offensive ihr Rech» und ibr Gut wahren muß-, nor dem Interesse und vor der Anspannung diese« weltgeschichtlichen Kampsr« zwischen spanisch-römischem und evangelisch-deutschem Geiste würde die friedliche Arbeit, da« Unkraut de« MalerialiSi»»« auSzujälen und den Acker unsere« Volke« mit dem Korn religiös- sittlichen Leben« zu bestreuen, naturgemäß zurücklrelcn. Im Augenblick kann der AuSbruch jenes Kampfes nicht unser Wunsch sein; wir wollen ibn nicht, nicht auS Furcht für unsere evangelische Kirche, nein, vor Allem um unserer deut schen katholischen Brüder, ja um der katholischen Kircke selbst willen. Seit dem UnsehlbarkeitSdogma wird vor den Augen der Welt der Tbron für die Herrschaft de« IesuitiSmuS in der römischen Kirche gezimmert; e« ist keine Frage, Biele beugen sich jetzt drüben vor dem Orden de« Ignatiu«: einzelne Bischöfe, ihre Seminarien, viele junge Priester hat er in seiner Hand. Aber tbeologische und kircken- pvlitischc Richtungen kommen und geben; keine, nur da« Ebristentbum selber bat die Prärogative der Ewigkeit. Auch die jesuitische Herrschaft stebt unter dem Joche der Vergäng lichkeit. Aber sollen wir bellen, ihre Dauer zu erweitern ? Helfen, daß der Orden ungelcheut in Deutschland nun über weitere Kreise seine eiserne Rurke schwinge und die guten Kräfte de« KatbolociSmu« binde? Schon au« dein Gebote der Nächstenliebe müssen wir da« Unsere tb»», daß der wabr- baft christliche Geist in der römische» Kirche in nickt zu ferner Zeit sick erheben kann, um die Stricke der Jesuiten von sich abzustreisen. Zwar mit glänzenden Farben malen nltramontane Pinsel die ehrwürdigen Väter von der Gesellschaft Jesu. Selbst Friedrich der Groß« wird citirt, »m Unkundigen die Unschuld und den Wertb der Jesuiten anzupreisen. Aber Friedrich nahm sie in seine Staaten nur aus, weil er durch die Tbat beweisen wolle, daß er um die Maßregeln de« Papsttbum«, da« den Orden ausgelöst hatte und dessen nabe« Ende der große Preußenkönig durch die Aufklärung der Zeit erwartete, sich gar nicht« kümmere, und weil er für seine katholischen Schulen in Schlesien Lcbrcr brauchte, die die katbolischr Kirche ihm nicht stellen konnte. Seine Äeußcrungcn in Briefen sind voller Spott und voller Verachtung gegen diese Männer, denen er gelegentlich den Namen »eSIeint» t»iu»»rö» nicht vorentbält. E« steht un« nicht zu, über den persönlichen Werth und Ekarakler der einzelne» Jesuiten zu urtbrilen. E« wäre traurig, wenn sick unter ihnen keine edlen Gestalten fanden. Und wen» auch Mariana, der be» deutendste politische Schriftsteller de« Orten-, im Blick viclleickt aus da« allgemeine BelauerungSsystem in der Gesellschaft Jesu schreibt: »Wollte man die Archive zu Rom nachseden, so würde sich vielleicht kein einziger rechtschaffener Mann unter un« finden", so weiß doch die Geschickte von manchem trefflichen Jesuiten zu erzählen, und auch der Epjesuit HoeiiS- broech rühmt, daß er unter seinen früheren Genossen manch vornehmen Geist gesunden habe. Aber bicr handelt eS sich um das gefährliche Princip, daS der Orden vertritt und das um so »achtheiligcr wirkt, je tüchtigere Vertreter c« hat. Wir fürchte», daß ein großer Thcil veö katholischen Volke- heule nickt kräftig genug ist, den jesuitischen Geist vom Wese» der kalbolischen Kircke zu un'erscheiden und zu trennen. Ignatius von Lovola taxirte die Deutschen nickt hock. Al- er da« cullogium Oormsniaum in Rom errichtete, daS voruebme und gescheute deutsche Jünglinge in der Näbc des Pontisep zu gehorsamen Söhnen desselben und zu propa- gandistischcn Priestern in Deutschland ausbilden sollte, schrieb er: ,Da« Volk in Deutschland ist dumm und abergläubisch; e« bängt an seinen Priestern, die unumschränkte Gewalt Uber die Gemüther haben." Und den Einfluß, den die Jesuiten beule gewinnen würden, dürften sie schwerlich benutzen, um da« Gut de« Patriotismus zu vermehren. Zwar, gescvmeidig und klug, werben sie vor staatsfeindlichen Umtrieben sich hüten und keine Söldner der Revolution erzeugen, sondern Gehorsam für die Obrigkeit fordern; aber sie selber und die von ibner. beeinflußten Priester, Mönche, Nonnen, Lehrer und Parlamentarier werden und müssen im Herze» des katho lischen Volke« in die erste Linie die Liebe zur römischen Kirche und die unbedingte Uiitertdäniakeit unter da« Papsttbuni rücken, daß eS viel eher für die Anliegen »nd Ansprüche des Vatica»«, als für daS Wohl des Reiche« stammt. Wollen wir durch Zulassung der Jesuiten unsere deutschen Katholiken in Gefahr bringen, an einem der erhabensten und fruchtbarsten Gefühle der Menschenbrust, an begeisterter Vaterlandsliebe zu verarmen? Kann unser Reich es schon jebt ohne Beschwer ver tragen, daß »eben den lärmenden Versuchen der Vaterland«, losen Soeialbemokratir auch noch in der Stille die schleichend» jesuitische Arbeit sich müht, die Hingebung für unser herr liche« Reich einzudämmen, zu mindern? Düisen wir solchem Streben Gewehr bei Fuß zuseheu, wir Deutsche, von denen Treitschkc leider noch immer mit Recht sagt: »Kein Volk erinnert sich so selten, durch wir viel Blut und Tbräne», durch wie viel Schweiß de« Hirne« und der Hände ihm der Segen seiner Einheit geschaffen wurde?" Gerade in diese Einbeit, kaum erst errungen und gefestigt, würde ein neuer romanischer Keil getrieben werden. Niemand haßt die Protestanten mebr, al« der Orden kr« Janatin«: zu gleichem Haß würde er katholische Kreise errikhen; die katholischen Cöbne unseres Volke« den evangelischen Brüdern innerlich zu entfremden, von dem gemein>amen Eullurbande zu lösen, die verbin denden Fäden der Kunst, der Philosophie, der Wiffensckast abzuschnriden, die Katholiken zu sammeln »nd brrmetisch wider die Berührung mit Protestanten auch in gewerblicher und geschäftlicher Beziehung abzuschließen und so einen klaffenden Riß zwischen Kindern eine« Vaterlande« auszu- thun: da« würbe sei» eifrige« »nd gewiß nicht rrfolglolc« Streben kein. Wahrlich, wir werden nickt so tbörickt sein, mitten an; unserem Boten ein französischeSBureau errichte» zu lasten, da« offen und »„gescheut die Unzufriedenheit mit uns-rem Vaterland« erregen und die Liebe zu ibm schwächen dürft». Aber nicht minder einfältig wären wir, wenn wir, berückt von den ultramontanen Phrasen über die Freiheit der römischen Kirche, den Loyeliten Orden-Niederlassungen und Raum zu ibrer Tbätigkeit gewäbrtru; ibre Arbeit fließt au« fremdem, dem deutschen entgegengesetztem Geist, den zu baffen dir lodernde Glutd ibre» Wirken« ist. DaS ReickSxarlament von 1848 war vom Geniu« unsere« Volke« woblberatbcn, al« e« den Ausschluß drr Jesuiten unter dir deutschen Grund recht« aufnahm. Deutsches Reich. * Leipzig. 23. Februar. Die „Nh.-Wcstf. Ztg." schrei!-!: „Dem Vernehmen nach ist die RcichSposwerwaltung niinm:' ; entschlossen, allmählich in allen Orten die zweite Conntap-. bestellung der Postsachen fortsallen zu lassen, nachdem , !> daraus bezügliche Versuche in verschiedenen größeren Clädl.'n. so- . in V-eildandeiSslädien, wie Hamburg, Brenien »nd Franfjnrt a n . vollständig bewädri haben. Demnächst soll dieser Berinck euch >>i der Reichshaupisiadt »och gemacht werden. Für die Posibcnniten würde mit dem Fortfall der zweiten Bestellung eine wesentliche Ent lastung herbeigesührt und das Publicum würde dadurch nur un erheblich benachiheiligt werden, da die künftige einmalige Bestellung o gelegt werden könnte, daß damit zugleich die meinen der sonn durch die zweite Bestellung ausgetragencn Postsachen erledigt würde-.,." In Leipzig ist an cvmpclenier Stelle davon nickt« be kannt und es sind bi« jetzt auch keinerlei Schritte in der gedachten Richtung geschehen. «8. Berlin, 23. Februar. An den Vorschlägen der Börsenenqucte wird von gewisser Seite Alles schleckt gemacht, selbst die Erschwerung der Börsenspekulation der Angestellten von Bankhäusern. Dieser StiminnngSmacherci kommt der Umstand zu Statten, daß die gedrückte Lage der GcschäftSlebenS Börsenauswüchse zur Zeit weniger zum Vor schein kommen läßt und das rasch vergessende Geschleckt sich kaum mehr an das erinnert, wodurch cS vor drei Jahre» empört und geschädigt worden ist. Es empfehlen sich deshalb NeminiScenzcn. wie die folgende Betrachtung, die ein Börsensachdlatt im Sommer 1881 den damals bänsigen Defraudationen von Bankbeamten widmete. Es schrieb: „Man wird sich nicht zu wundern brauchen, wenn die Zahl der Bankveruntreuungen »och weiter anwäckfl. Denn dieselbe« sind die Folge eines weit verbreiteten System- der Speku lation der Bankbeamten. Wer die Gehälter dieser kennt und Gelegenheit hat, einen Blick in das Leben derselben zu ldun, der kann sich oft nur staunend fragen, wie e« mög lich sei, Einnahmen und Ausgaben in Ucbereinslimmiing zn erbalten. Die Epeculation an der Börse hat seit Jahre» AUcö gedeckt, sie war durchweg erfolgreich. Tenn die Eourse stiegen unausgesetzt. So lange dies der Fall war, brauchten die specutirenken Beamten auch nickt zu Unredlichkeiten ihre Zuflucht zn nehme», und diejenigen, welche den Umschwung rechtzeitig begriffen und sich „gedreht" baden, können beule noch stolz eiilhcrgeben. -ludere aber baden dc» cingetrelcnkii Rückschlag für eine vorübergebende Abschwächung gehalten, sie haben ihre Haussespekulation fortgesetzt, angcsickts der eingctretenen Verluste wobl gar vergrößert, die Ve> > flichtnngen wuchsen bald über die eigene Leistuiigesähiglkil binanS. und in der Hossnnng auf eine glückliche Wendung erfolgte der erste Griff in die fremde Eassc — zunächst in der Ab sicht des Ersatzes in kürzester Frist. Aber die günstigen Er- wartnngen schlagen wiederum fehl, und nachdem man sich doch verloren sübll, erblickt man die einzige Möglichkeit der Rettung in der Fortsetzung »nd Vergrößerung der Speku lation, natürlich mittelst ferneren Diebstahls. Vielleicht bat diese »»cbrlicke Spekulation einen erheblichen Antbeil an dem erstaunlichen Uinsang des Börsengesckäsis, wie dasselbe im Ergebnis) der Umsatzsteuer b>s in die neueste Zeit in die E> scheinung ssetreten ist." Weiter sagt das Blatt, daß viele Bankgeschäfte den Haupterwerb daran haben, daß sic die Börsengeschästr für ibre eigenen Angestellten besorgen. Sollte eine gesetzliche Bekämpfung diese« Unfug« wirklich ein Eingriff in die unveräußerliche» Menschenrechte sein? Zs Berlin, 23. Februar. Die Bestimmungen der Ge- werbeordnung-novelle vom I. Juli l88l sind bekannt lich z» verschiedenen Zeitpunctcn in Kraft gesetzt worden. Tie den Fortbildung-unterricht betreffenden Vorschriften ge langten tbeilweise schon am l. October l88t zur Geltung, der Haupltbeil der Novelle am l. April 1892, die Sonntag« rubevorschristen für da« HandelSgewerbc am l. August 1882. Die Inkraftsetzung verschiedener Abschnitte stebt noch auS. So soll der Sonntag-Unterricht in den Fortbildungsschulen am I. Oktober d. I. endgiltig geregelt und die SonnlagSrube für Industrie und Handwerk durch kaiserliche Verordnung, wie man »ach dem Stande der dazu nölbigen Vorarbeiten gegenwärtig annimmt, am l. Januar 1885 eingesübrl werden Ebenfalls zu einem sehr nahen Zeitpuncte werten zwei Vor schrislenkatcgorien der letzten Gewerbeordnungs-Novelle ent giltig in Kraft trete», und zwar diejenige», welche sich ans dieKinder und ans die jugendlichen Arbeiter bez jeden. Was die Kinderarbeit betrifft, so hat bekanntlich die GewerbeordnungSnov^lle festgesetzt, daß schul pflichtige Kinder überhaupt nickt in Fabriken beschäftigt werke» dürfen. Iin größten Tbeile Deutschland« wurden dadurch die Kinder bis zum Alter von l4 Jahren, in einem kleinen, hauptsächlich wohl nur in Bayern, bis zum >3. Lebensjahre vo» den Fabriken ausgeschlossen. Für di: jugendlichen Arbeiter, d.h. diejenigen zwischen l l und li> Iabrcn, wurden die Pausen zwischen der zulässigen zehnstündigen Arbeitszeit neu geregelt. Jedoch wurde zur c»tgi!>izcu Einführung dieser Neuerungen, soweit bereits beschäftigte Kinder und jugendliche Arbeiter in Betracht kamen, eine UebergangSzeit festgesetzt. Diese Uebergang-zeit erreicht nun mit dem 31. März t. I. ibr Ente. Bis dahin ist eS möglich, daß noch schulpflichtige Kinder in Fabriken und in Werkstätten, in welchen durch elementare Kraft bewegt« Triebwerke zur Anwendung gelangen, beschäftigt werten. Vom I. April l88l ab wird kein schuipflichtigeS Kind mehr in den Fabriken und in den bezeichnet«,! Werkstätten zur Arbeit herangezogcn werden dürfen. * Berlin, 23. Februar. Einem Artikel de« „Hannov Kur " über die Eolonialde batte des ReicktStage« ent nchinc» wir folgende Stelle: „Wen» eS möglich ist, daß in Ostasrika der stellvertretende Gouverneur einen deutschen Kaufmann ans daS Gröblichste anschnauzt, weil er ibn nickt gegrüßt bat, oder daß in Kamerun ein Kaufmann ans dem geringfügigsten Anlaß zn Negern ins Gesängniß ge sperrt wird, so kann man sich wabrbasrig nickt darüber wundern, daß unter unseren Kansleuttn noch so wenig Neigung berrscht, ibre Tbätigkeit nach den deutschen Eolonicn zu verlegen; denn um sich der Möglichkeit einer solchen Erercirplayhebandlung a»«zusetz:n, dar» gebt Niemand über Ser. Es gebt durchs»« nickt an, daß die Erwerblreibenden in unseren Eolonien, wie e« nicht selten leider thatsächlich geschehen zu sein scheint.
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