02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.03.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940301029
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- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-03
- Tag1894-03-01
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Eugen Richter die erdenklichste Mühe, die Vertreter der Landwirtbschast zu verärgern und zu verbittern, um so die Ablehnung de» Vertrag- und eine Auslösung herbeizu- lühren, von welcher er für sich und seine stark zusanimen- zeschmolzeiie Gefolgschaft einen Bortheil erhofft. Leinen Zwecks wird er jedoch nicht erreiche», da er ihn zu offen an den Tag legte. Nachdem im preußischen Ministerium die Frage der ^Staffeltarife zu Gunsten der Aushebung entschieden ist, wird auch sein Eisern gegen diese Aushebung nicht den gewünschten Erfolg habe». Diejenigen zu einem Rein zu bewegen, die ohne Aushebung der preußischen Staffel tarife für Getreide und Mühleiisabrikatc den Bcrtrag für unannehmbar kalten. Was der indisferenle Führer des kleinen Häusleins freisinniger BolkSparlciler gestern an Unmanier lichkeiten gegen Herrn v.Bcnnigsen und Anwürfen gegenticNalio- nalliberalen producirte, ist nicht der Erörterung wertst — ein uachräglicheS Strampeln gegen die Gnßclhiebc von vorgestern. Er wird sogar von freijinnizen Blättern getadelt. So schreibt daS „Berl. Tagcbl.": „lieber und für den Bcrtrag sprach Herr Richter sehr wenig, und was er über dic Sclavcn des Bundes der Landwirtkc in der nationalliberalen Partei sagte, ist, so wird von manchen Seiten behauptet — auch Herr Lieber vertrat diese Ansicht —, mehr geeignet, die agrarischen Ralionalliberalen zu verbittern, als sie auf die Seite der BertragSsreunde herübcrzuzichen. Und so war die Rede Richter's» die unzweiselhast eine» starken Augenblickserfolg batte, vielleicht nicht geeignet, die Aussichten des Handelsvertrages zu verbessern." Das Ergebniß der langen Rede ist die gewohnte Niederlage. Der Kampf des Herrn Richter gegen die CoinmissionS- brrathung wird ebensowenig Erfolg haben, wi» sein früherer Antrag auf Aushebung der Kampszöllc, der zu einer beispiellosen Blamage geführt hat. Es wird viel des Selbst- lobs in der „Frcis. Ztg." bedürfen, um selbst die Getreuesten die Beschämungen dieser Campagne vergessen zu macken. Herr v. Bennigsen ist für den Handelsvertrag und Herr Or. Lieber für seine Person jedenfalls auch. Aber jener schüttelte Richter vorgestern politisch ab, dieser gestern in Bezug auf die Form. Der Ton des ehemaligen Bundes genossen gefiel dem Führer der vorzugsweise auf ländliche Wähler angewiesenen CcntrumSparte» nicht, was sehr be greiflich ist. Selbst dieser wenig scrupulosc Herr fühlt sich durch die Gesellschaft genirt. Im Stillen wird er aber dem großen deutschsreisinnigen Taktiker Dank wissen. Der un geschickte Vorstoß gegen die EomniissionSberaldung gestattete Herrn Lieber, den L>chwerpunct seiner Ausführungen auf di« Befürwortung dieser Form der Verhandlung zu legen und den bekannten Eiertanz »och einmal aufzusühreu. Der Grundton seiner Auslassungen war übrigens ein dem Beitrag sehr freundlicher. Mau hielt gestern im Reichstage die Annahme für zweifellos. Sanguiniker versickerten sogar, der Vertrag würde perfect, selbst wenn Herr Richter mit seinen 22 sich der Abstimmung enthielle. Indessen besteht leine Hoffnung für das Abkommen, mit diesem Schönheits fehler verschont zu bleiben. Die Gerückte über Moiiarcheiibegegnungen, die sofort nach dem Bekanntwerden der Reiscpläne des deutschen Kaisers »ach Abbasia auflauckte». werten nun zum Ucbersluß auch von dem Wiener Berichterstatter deS „Daily-Telegrapb" als unbegründet bezeichnet. Der kluge Herr weiß aber doch mehr als andere Sterbliche, denn er sagt, eine Zusammen kunst der vier Monarchen würde nur deshalb nicht bead- »cktigk, weitste alSIsolirungFrankreichsauSgelegtwerten köm»e. Ebenfalls sei eine Begegnung derKaiser Wilhelm undFra»; Josef und des Königs Hnnibcrt unwahrscheinlich, weil sie als eine Kundgebung gegen Frankreich und Rußland gellen könnte. Möglich fei vielleicki ein Zusammenlreffen des Kaisers Wilhelm mit dein Kaiser Franz Josef in Äbbazia nnd mit dem König Humberl in Venedig. Ferner soll Lesterreich in Petersburg eine Begegnung bei Gelegenheit des Abschlusses deS österreichisch-russischen Handelsvertrags angeregt haben; dagegen würde der Zar ein Zusammen treffen mit König Humbert wegen dessen ausgesprochen anti russischer Politik ablehnen. Nicht nur mögiich, sondern wahrscheinlich ist eS. daß der Berichterstatter des englischen Blattes sich mit Combinationcn beschäftigt, zu denen absolut kein Anlaß vorhanden ist. Die sranzösischc Dcputirtenkammer bat, wie bereits gemeldet, die Wahl Wilson'S, des Schwiegersohnes teS früheren Präsidenten der Republik, IulcS Grcvy, mit 463 gegen 2 Stimmen für ungillig erklärt. Wohl nur selten ist im Parlamente ein so strenges Strafgericht über einen Erwählten des allgemeinen Stimmrechts gehalten worden, wie über Wilson, dessen lliiwllrdigkeit, in der Teputirtca- kammer zu sitzen, insbesondere von dem Abgeordneten Lasscrre betont wurde. Es ist etwas über sechs Jahre her, daß die Wilson'schcn Schandgeschichten an den Tag kamen. Man erfuhr damals, daß er unter den Auge» seines Schwiegervaters im Elysce um Geld Empfehlungen, Aus zeichnungen, Aemter, Begnadigungen seilhielt. DaS Land war noch nickt durch den Panamagreuet abgestumpft. Es stieß einen Schrei der Entrüstung aus. Die Enthüllungen kalten für alle Bloßgestelltcn schwere Folgen. Grevy niußte ab- dankcn, Wilson wurde vor Gelickt gestellt und verschwand aus dem öffentliche» Leben. 1889 trat er nicht als Be werber aus und fehlte i» der damaligen Kammer, nach dem er seil 1869 ohne Unterbrechung der BolkSvcrtretung aiigehört hatte. Seitdem ist die Spriugftutd deS BoulangiS- mus über Frankreich gezogen und wieder verronnen. Der Panama - Lärm hat gelobt und ist wieder ver stummt. Wilson nabm offenbar an, daß sein Fall nun mehr vergessen oder doch vergeben sei, denn am 22. August ließ er sich in seinem alten Wahlkreise Loches wieder zum Abgeordneten wählen, nachdem er schon vorder einige ge räuschlose Bcrsuche gemacht hatte, sich als Bürgermeister »»d Generalrath von Neuem öffentlich sebcn zu lassen. Es zeigt sich aber, daß das Gedächtniß der Franzosen nicht so kurz ist, wie Wilson annabm. Tie Kammer cassirte seine Wahl, weil sie als erwiesen annahm, daß er dieselbe wieder aus dem Wege der Bestechung erschliche» habe. Wenn man aber ge meint hat, Wilson sei nun endlich politisch todl, so hat man sich geirrt, er selbst glaubt wenigstens nickt daran, denn er canvidirt wieder in LocheS. In einem geharnischten Schreiben an seine Wähler erklärt er, die Souverainetät des allgemeinen Stimmrechtes sei beileidigt worden. Die Wähler möchten sich an der Kammer rächen, indem sic ihn wieder in dieselbe entsenden. — In der „Figaro"-Assaire ist noch kein ofsicielles De menti ergangen, dafür aber glaubt man bereits den Urheber der Enthüllungen entdeckt zu haben ; cs ist der frühere Gesandte in Kopenhagen, Graf Lcpelletier-d'Aunay, dessen Vor reden von den republikanischen Blättern allgemein aus daS Lckärffle verurtbeilt wird. DaS Auswärtige Amt bat über eine strenge Bestrafung bereits Beschluß gefaßt. Damit ist freilich loch nicht klar, ob die Erzählungen tcö „Figaro" aus eine jntiScretion des ehemaligen Gesandten, der wirkliche Facta u Grunde liegen, oder auf pure Ersiiidungen, rcsp. llebcr- reibungen zurückzusükrcn sind. Uebrigenü wcbrl sich v'Aunay nit aller Gewalt gegen die wider ih» erhobenen Beschul- igungen und will an den Staatsrath appellier». Man erinnert sich der Gerückte über den bevorstehenden Rücktritt des cuiflischc» P reinierministcrSGlad st one, welche anfangs vorigen Monats, kur; vor der Rückkehr teS Premiers aus Biarritz, von der „Pall Mall Gazette" ver breitet wurden. Es hieß damals, Mr. Glatstonc fühle schwer die Last der Jahre und sei angesichts der wachsenden Schwierigkeiten der inncrpolitiscken Lage infolge der Haltung teS Oberhauses amtsmüde; seine Resignation sei den» auch hinnen Kurzem zu erwarten. Die Nachricht wurde damals durch eine ziemlich gewundene Erklärung, welche Secretair West im Namen deS Premiers von Biarritz aus in die Welt schickte, dcmcntirt. Kurz nach Wicdcr- zusammentritt des Unterhauses nach den Ferien tauchte darauf »i der radikalen „Wcstminstcr Gazette" die sensationelle Meldung auf, Gladstone sei an einem Auge erblindet, und das zweite Auge von einer Staardiltung bedroht. Auch diese Mittbeilung wurde sofort als unbegründet bezeichnet. Vorgestern trafen nun wieder telegraphische Melkungen von verschiedenen Seilen ei», welche den Rücktritt deS Premiers als unmittelbar bevorstehend bezeichncicn und in allen politischen Kreisen Englands große Erregung bervorriesen Zwar folgte auch diese» Meldungen daS übliche Dementi ans dem Fuße, aber wieder in der bekannten Ja- und Nein-Manier, und beute wird endlich cfficiös zugegeben, daß Gladstone allerdings sich zurückzuzieben gedenke, aber erst in einigen Atonale», und was über sein Augenleiden berichtet, respectivc verschwiegen wird, läßt erkennen, daß es sich in der Thal um grauen Staar handelt. Tie parlamentarische Bilanz der drei- zebnmonatigen, demnächst zu Ende gehenden Session ist für Glaldstonc's innere Politik keineswegs glänzend, ja nimmt man rse KirchspirlraibSbill aus, welche einem Compromiß mit dem Überbaus ihr Leben verdanken wird, so kann diese Bilanz eine für Gladstone geradezu entmuthigende genannt werden. Sein irischer Traum ist vorläufig zerronnen und sein Newcastler englisches Reformprogramm zum großen Thcile unverwirk- lichl geblieben. Dazu arbeiten die Radikale» daran, den greisen Staatsmann in einen Kampf auf Leben und Tod mit dem Oberhause bineinzutreiben, wozu er schließlich doch weder Kraft noch Lust zu haben scheint. Wenigstens hat der liberale Verbandstag jüngst umsonst aus ein Zeichen vom Herrn und Meister gewartet. Daß der 84fährige Gladstone unter solchen Umständen der am 12. März be ginnende» neuen Tagung nicht in kampfbereiter Stimmung ciitgcgensieht, ist unschwer zu begreifen; ja cs ist nickst unwahrscheinlich, daß er trotz ossiciöscr Gegenerklärung sein Augenleiden zum Vorwand seines Rücktrittes noch vor dem Wieberzusammeiilritt des Parlamentes nehmen wird. OfficiöS wird Weiler gemeldet, daß als Nachfolger Gladstone« der Minister kcS Auswärtigen, Lord Rose der», ausersehen sei. Die Wahl Rosebery'S findet ungetheilten Beifall. Die liberalen Organe bezeichnen ibn als den einzigen möglichen künftigen Führer der liberalen Partei. „Daily Newa" betonen, er werde der liberalen Partei genehm sein, ungeachtet der Thatsache, daß er keinen Sitz im Unicrhause habe. Die unionistischcii Blätter billigen die Wahl Rosebery'S, weil sie glauben, daß während seiner Premierschasl die Lösung der irische» Frage im Sinne Gladstone'S in den Hintergrund treten dürfte. Im AuS ande wird Rosebery'S Erscheinen an Gladstone'S Stelle überall. Frankreich und Rußland ausgenommen, den besten Eindruck machen, den» seine Führung der auswärtigen Geschäfte bietet volle Gewähr, daß England auch weiterhin an der Seile der AriedciiSinächte bleiben und keine schwach mütbige und schwankende internationale Politik befolgen wirk. — Tic Auflösung deS Parlaments nach dem Rücktritt Gladstone'S scheint nicht in Aussicht genommen zu sein. „Daily News" sagen, die Regierung werde der Königin nicht anratben, das Parlament aufzulösen, so lange sie nicht den Auftrag der Wähler erschöpft oder das Vertrauen des Hauses der Genieiucn ciiigcbüsst haben werde. Zur Bestrafung des Häuptlings FodiSilha an der tztan>btau»üiidu»g, welcher die dort statioairte englische Marinemannschafk übersiel und derselben einen Verlust von 13 Todten und 43 Verwundeten beibrachte, werden um assenderc Vorkehrungen getroffen. Admiral Bedford, der Befehlshaber teS westasrikanischen Geschwaders, hat Anweisung erkalten, den Angriff nicht eher zu beginne», als bis er so überlegene Strcilkräfle zur Vcrsügung bat, daß der Erfolg geficken ist. Sogar vom Eap werden Verstärkungen heran gezogen. Was «vodi Silah betrifft, so ist derselbe ei» »iuhaniedanischer Häuptling. Seine Hauptstadt Gunghur liegt nur 6—7 dcuische Meilen von Bathurst entfernt. Fodi ist eine »inhamedaiiiiche Bezeichnung für Führer ober Häuptling lind wird besonders in religiösem Sinne ge braucht. Seine Leute zeichnen sich durch großen Mutb und Kampflust aus. Kembajay, wo die Englänrer ihre Schlappe erlitte», ist nickst ganz zwei deutsche Meilen, etwa drei Wegstunden von Bathurst entfernt. Es liegt an ciucni Backe gle'chc» NamenS. Mandina, welches die Engländer zuerst besetzlen und darauf räume» mußte», lie^t zwei gute deutsche Meilen von Bathurst ab. Fodi -silah besitzt ständig tausend Krieger, wenn er aber einen Feldzug unternehmen will, so gehl er von Ort zu Ort und fordert die Einwohner zur Theilnahme auf. Er besitzt auch eine Anzahl Dörfer in der britischen Cotonic. Die Eingeborene» von anderen Gegenden, welche durch sein Gebiet zogen, »m ibnen Gummi nach Batkurst ru bringen, Kat er häufig belästig«. Er bat ibnen ihre Maaren ab- genoniuien und sie oft durchpeitschen oder hiurichte» lasten. Die Hauptprodncte, die auö dem Innern »ach Bathurst gebracht werden, sind braune Nüste, Bienenwachs »nd Kuh baute. Silah selbst treibt kein«! Handel. Hat er etwas nötbig, so uutcrniiiimt er einen Raubzug Daß man cS in Fodi Silah mit einem verwegenen und gefäbrlichcn Gegner zu thun bat, dem gegenüber die größte Vorsicht geboten ist, geht schon daraus hervor, daß er kurz »ach seinem ersten IlcberfaU das englische Lager abermals überrumpelte und erst nach zweistündigem Kampfe mit Verlust zurückgeschlagen werden tonnte. Deutsches Reich. A Berlin, 28. Februar. Die Budgcteommissiou tcö Reichstags hat an dem Etat für die Verwaltung des ReichsheercS nickt weniger als inSgesamml 10901 800 gestrichen. Davon entsallcn 2 516.300 aus die fort dauernden Ausgaben, und zwar l 8>2 03l aus die Victua lienverpslcgnng, 33 376 -L auf die Naturalverpflcgung und 6t8 893 auf die Garnison und Servisverwaltung. Bei den einmaligen ordentlichen Ausgaben find 2 306 600 .K ab- gesctzt worden. Damit ist namentlich der Neubau verschiedener Caserncu, Erercirhäuscr, Magazingebäude u. s. w. abgelebnt worden. Auch die Forderung der ersten Rate sur die Fe«»Hrtsn. Ellida Silström. 38j Roman von H. Palme-Paysen. Nachdruck rerdoie». (Fortsetzung.) 33. Capitel. Alle Diejenigen, welche der ersten Tänzerin Ellida Silström Böses batten zuiügen wollen und entweder selbst thätig ge wesen waren, Intrigucn zu erdenken, au-zuspiniien oder auSzusübren, alle diese hatten ungewollt dazu beigelragen, daß sich ihr Name zu einem Tagesgespräch und das Interesse für sie immer reger gestaltete. Das batten ihre Feinde wohl am allerwenigste» gewollt und gewünscht. Ja, die TagS daraus in der Prrffe erschienene Kritik des Herrn 4 , wie sich der Kritiker zu unterzeichnen Pflegte, bildete den Anfang zu einen, wütheudcn Federtriez, denn dieses erste haltlose Uribeil fand eine sofortige Entgegnung und zwar so scharfer Art, daß der Kritiker dieselbe unmöglich schweigend hinnebmcn konnte und gezwungen ward, nun abermals einen Schlag auszuthcilen, der alsobald wieder geschickt parirt wurde. So ging daS hin und her und dort in Zeitungen und DirtbSbäufcrn, ja auch in Gesellschaftskreise drang der Name der ersten Tänzerin und die mit dem unglücklichen Tkeater Abend verbundenen Ereignisse in immer neuen Variationen. Hätte die Intendanz eine Reclame gewünscht — was in diesem Falle keineswegs in Herrn v. Hochstedt'- Intentionen lag —, keine bessere konnte es geben, als die Parteilichkeit, denn selbst solche, die Ellida niemals batten tanzen sehen, ihren Namen nur durch die Presse und durch die clironigue scanckalense kennen gelernt hatten, selbst bei diesen entstand und wuchs ein Interesse, man glaubte sich ein Urtbetl über sie bilde» und sich entweder nack dieser oder jener Seite — je nachdem die Berichte auf den Einzelnen einwirkten — binncigen zu dürfen und begann be gierig nach einem nochmaligen Auftreten der Ausländerin auSzuschauen. In den ersten Tagen nach dem Unfälle befand sich den ganzen Tag die HauStbürglocke der Frau Tvctor Delponda in pendelnder Bewegung. Nachfragen und Erkundigungen wurden von den verschiedensten Persönlichkeiten de« Theaters eingizogen, eia Beweis, daß sich die prima dallerina trotz der öffentlichen Ablehnung doch bei Vielen einer au-gcspochencn Sympathie zu erfreuen hatte. Frau Doctor Delponda war freilich außer sich. Als daS Geklingel kein Ende nehmen wollte, band sie die Glocke ab und schloß die Haustkür zu. Höhnisch lachend sab sie nun, sich stets von Neuem in eine prickelnde Exaltation hineiiiredeiid, von ihrem Zimmer aus hinter einen Gardinenspalt den ver geblich Anklopfendc» nach. — Selbstverständlich konnte ihr der Unfall ihrer Hausbewohnerin nicht verborgen bleiben. Sie batte NachtS den Wagen kommen hören und durch ihre Dienstboten hinterher noch Genaueres über daS Ereigniß erfahren. Die Zeitungen klärten sie dann vollends auf. Dadurch war Frau Delponda oriciitirtcr, als Ellida selbst, denn diese und Murre lasen beid« keine deutschen Zeitungen und somit auch nicht die Kritiken. Arme Ellida! Sie hatte eine ganze Woche still das Belt hüten müssen. Der Arzt war täglich gekommen, verortnele aber nichts weiter als frische Luft und vollkommene Ruhe. Das fungc Mädchen zeigte sich als eine sehr gehorsame Patientin. Trotz rauher Wintcrkälle lag sic unweit deS halbgeöffneten Fensters still und schweigsam da und lebte ihren Gedanken. Was sie erfahre» batte, schmerzte sic tief. Sie meinte, auf eine feste Anstellung in der Stadt nun nicht mehr rechnen zu können, und nach den unglücklichen Erfahrungen dieses erste» Auftretens auch nicht sogleich anderswo. Ihre Geldmittel reichten nur noch kurze Zeit aus für Miethe und Lebensmittel und, wenn die Gage nickt weiter gezahlt wurde, kaum mehr zur Rückreise. Die ersten und um so bittreren Existenzsorgen stellten sich bei ihr ein. Zwei Tage nack, der verunglückten Vorstellung begebrt ein Herr daS Fräulein Silström zu sprechen. Er tritt sehr bestimmt, beinabe bescblerisch auf und Murre weiß gar nicht, was sic aus ihm machen soll. Ellida schläft, und Besuch darf sie überhaupt noch nicht annebmcn. Der Herr erscheint ihr so vornehm und wiederum so dreist. Vielleicht ein ausdring licher Verehrer, denkt sie, und versucht berauSzubekommen, was er eigentlich will. „Da« Fraulein ist trank, bettlägerig — ist nicht zu sprechen —" damit sucht sie ihn abzufinden. „ES betrifft aber eine wichtige Angelegenheit", lautet die Entgegnung. Die Murre hat sich mit sehr verständlichen Gebärden, mit gespreizten Armen vor die Außentdür gestellt, sie beabsichtigt. Keinen hereinzutaffen. Fremde Stimmen im Nebenzimmer würden Ellida erschrecken und stören. „Sie kommen vom Theater'?" inquirirte sie jetzt selbst. Der Herr merkt die Finte, läßt seinen blonden Bart durch die Finger gleiten und sieht sich die Alte mit einem schlauen nachdenklichen Blicke an. „Vom Theater, nein", antwortet er zögernd, „eS ist eine polizeiliche Angelegenheit, die keinen Aufschub duldet. Oder haben Sic etwa Ihre Papiere, Ihren HeimathSschcin schon cingeschickt?" „Ach. Du Herr Gott", ruft Murre erschreckt, „das hätte ja längst geschehen müssen — ja, daS haben wir alle Beide vergessen." Sie öffnet bebende die Thür und bittet cinzutreten. „Sprechen Tie gefälligst leise — meine Herrin schläft", bemerkt sie in sehr ergebenem Tone. „Sie kommen geniß. die Papiere zu bolen — nicht wahr'? Ick, will sie suchen, darf ich Ihnen Platz anbieten, Herr Commiffar — ich weiß die Papiere zu finden — Hab' sic selbst von Schwede» her gebracht. Aber Sic können mick gewiß nickt verstehe», ich spreche schlechtes Deutsch, und meine Herrin ist trank. Einen Augenblick Geduld, wenn ich bitten darf", schwatzt sic flüsternd weiter und schließt einen Schrank aus und wütstt dort mit ihren niemals ganz sauberen Fingern zwischen Ellida'S Heilig- thümern herum. Sie hat sich unwissentlich deni Angekommenen in die Hände geliefert, und der ist ganz der Mann, dieses Mißverständlich sofort für seine Zwecke auSzunutzen. Ohne den angebotenen Play anzunchmen, gebt er. die listigen Augen umherwerfend, daS Geringste um sich herum beachtend, wie ein lauernder Pantber im Zimmer herum, tritt dann an die Alte heran und sagt in eigentbümlick heiserem Tone: „Sie brauchen mir nur die HeimathSscheine zu zeigen — ist daS einer? — ah, geben Sie her." Er greift hastig zu, und während Murre nach dem ihrigen sucht, entfaltet der sogenannte Commiffar Ellida Silström- Taufschein. Seine Hände zittern merklich und obne GtaS, trotz Hellen Tageslichtes scheint er daS in schwedischer, ihm unverständlicher Sprache abgefaßle Documenl überhauLt nicht entziffern zu können. Er beugt sich mit ganz verfärbtem Gefickt darüber, die langen, häßlichen Zähne auf die Unterlippe pressend, als habe er einen Schmerz zu verbeißen. Endlich sagt er: „Aber waS ist denn daS — da- ist ja kein Tausschein des Fräulein Silström — das ist ja —" Die Alte rückt ihm ganz nabe und berichtet vertraulich: „So heißt sie auch nicht, nicht Silström — so heißt sie nur auf dem Theaterzettel und wo sie sonst will. Sic kann fick jeden Tag Ellida von Bracht nennen. Herr Coinmissar, denn schauen ^ic her" — Murre tippte mit ihrem langen Zeige finger auf daS Papier —, „hier stetst Name und Wohnort und Tag und Geburt. Alles in gehöriger Richtigkeit, das Fräulein ist die eheliche Tockster deS Herrn Günther Arnold Dietrich von Bracht auf Illenstei» und seiner Ehegattin Gertrud Karin, geh. Tclwära, an- Göteborg. Und hier ist auch die Unterschrift teS Pastors und der Stempel, und keine Polizei und kein Gericht wird daran etwa« auSzusetzen finden." „Hm, so — ja richtig." Ter Herr steckt daS Papier, alS Murre sich von ibm ab- gewendet, ohne Weitere» i» die Brusrtaschc, daun sagt er: „Lasse» Sie sich nur Zeit, Frau, und haben Sic Alle« bei sainmen, so mache» Sic ibre Anmeldung. Ich kann mich jetzt nicht länger aufhallen." „Beiicr, Sic nehmen Alles mit", meint Murre in ihrer praktischen Weise — „wenn Sic »ur noch etwa- Geduld haben —" Sie hatte daS gesuchte Papier bereits wiederholt in den Händen gehabt, obne die» in ihrem Gehaste bemerkt zu haben „Geduld wohl, aber keine Zeit", antwortete der Herr mürrisch, greift z»m Hut und schreitet der Thür zu. „Be sorgen Sie nur (»hre Sache selbst." Und mit einen, häßliche» Blick verläßt er, kaum die Hand zum Gruße hebend, schnell das Zimmer »nt Hau». Murre vergißt sehr bald Ellida'S Taufschein und tan» sich die ganze Begegnung, die ihr hernach dock recht cigeu- thümlick verkommt, nickt reckt zusainmcnreimeu. Den nächsten Tag erhält sic durch die Post das Documenl unversehrt zu rück. obne jegliche- Begleitschreiben, obne eine Erklärung. Murre ist diesmal gründlich überlistet worden. 34. Capitel. Lieutenant von Hochstedt bewohnte in einer der besten Straßen der Residenzstadt ei» reich cingerichtcleS ^kumbro gnrni. Es war Sonntag. Werner hatte seinen Adjutanten pflichten Mittag- genügt und dann rin vorzügliches Gabel frühstück mit einigen seiner besten Freunde in seinem Speise zimmer eingenommen. Er speiste nicht gern allein und Jene waren den guten alten Weinen, den ausgesuchten Leckerbissen und reichen Dessert-, die es bei dem junge» und flott lebenden Ofsicier immer gab. nichts weniger als abhold und stet« bereit zu kommen, wenn Werner rief.
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