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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.03.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940302018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894030201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894030201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-03
- Tag1894-03-02
- Monat1894-03
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Srößerr Schristen laut unserem Preis verzeichnis!, Tabellarischer und Zisfrrnsatz nach lwherem Tarif, Extr«-Beilage» (gesalzt), nur mit der Morgen - Ausgabe, ohne Posidesürderuvg 60.—, mit Posibesürderuag 76—. Annalsmeschluß für Anzeige«: Abead-AuSgabe: vormittag» lO Uhr. Morgen-Au-gabe: Nachmittag» 4 VHr. Sonn- und Festtag« früh '/,9 Uhr. Bet den Filialen und Annadulestelle» je «d» halb« Stund« früh«. Lujkigeu sind siet« an dt« EvMdM«» ja richte». Druck »ad Berlag vo» L. Pol» t» Letpjig. Freitag den 2. Marz 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekauntmachung. Für Osten, d. I. sind 4 Au«stattu«»siprii»kN im Betrage vou 77 ^tl L5 >4, «7 >4 5,8 ^ 46 64 und 41».« .'»«i «u hiesig» nrme undescholtenr Frauen, welche sich in der Zeit zwischen Ostern vorige» uud Litern diese« Jahre» verheirathet habe», von uns zu vergeben. Di« Spende von 40 64 kan» nur an ehelich Geborene, di« von 40 X 56 nur an hiesige Bürgers- tüldter vergeben werden. Gesuche sind unter Beifügung der Ehe» schlirbungsbejcheinigung, eine« von zwei hiesigen Bürgern bei Bürgerspstlcht ausgestellten Zeugnisse« über die Unbescholtenheit und Bedürftigkeit der Bewerberin und einer Geburtsbescheinigung bis zum 31. Mürz d. I. aus dem Rachhaus« 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 11, riozureichen. Leipzig, am 28. Februar 1894. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Morche. Lekauntmachung. Air bringe» htennit zur öffentlichen Keunwiß, dag wir heute dt« Herren Reserendare vr. Carl August Lttomar Berges und vr. Auto» Friedrich Theodor Stelzen ai« Rachs-Resereudare angesielll und in Pflicht genommen haben. — .1t ' wobt wie in Asien, sekr beträchtliche gemeinschaftliche In teressen England, welche» die Politik der freien Hand liebt und abseits von den coiilinentale» Kämpfen siebt, bat in dem mächtigen Zarenreich seinen natürlichen Gegner, und jede Machtzunabme dieses letzter» geschieht nothwendig aus Kosten Englands und seiner Wcllberrschast. An Flächenraum übertriffl das britische Reich nur wenig das russische; eS zählt 25 Millionen Quadratkilometer, während da» russische Reich sich über 22 Millionen Oiiadraltiloincler möchte Asien«. Durch das Vordringen Rußlands im Amur gebiet »»d den Ban der ostsibirischen Eisenbahn wird da« Zarenreich zu einer Seemacht i»> Stillen Ocean und bedroht den englischen Handel und Einfluß in Ostasten. Rußland ^ wußte in den letzten Jahren Persien ebenso wie Japan für sich z» gewinnen, so daß diese beiden Reiche ihm bei seinem Bormarsche nach dem Indischen und dem Stillen Ocean zur Seite stehen werben. Der natürliche Alliirte England« in Asien ist Ehina; in erstreckt. Dagegen beträgt die BevölkerungSzakl des britische» I Afghanistan dagegen kämpfen Rußland und (Higland ui» die Reiches 35 l Millionen, diejenige des russischen Reiches nur Hegemonie, »,»d wen» der Emir von Afghanistan»» Augen Leipzig, den 1. März 1894. 569, 87 l. 177, SIO. Der Rath der Stadt Leipzig. llr. Tröndlin. Größe!. Lekanntlrmchullg. Zar Vermeidung von Jrrthümern bringen wir hiermit zur öffentlichen Senatniß, daß der mil dem früheren städtischen Vcrkauss- vermittler Herrn Hanstrln abgeschlossene Vertrag über seine Zu- lassung als Verkauf«vermiitler bei der hiesige» Markthalle gelost worden ist. Al« städtischer, d. h. im Bertragsverhältnisse mit der Stadt flehender Berkaufsvermittler ist bei unserer Markthalle z. Z. allein Herr John Schrtlong zugelassen. Derselbe hat ein« Houston vo» 10000 bei un« hinterlegt. Leipzig, am L6. Februar 1894. Ter Rath der Stadt Leipzig. I». 804 l)r. Tröndlin. Lindner. Gesucht 1841 in Massenhausen geborene Agent welcher zur Fürsorge für sein Kind au- wird der am 18. Juni Georg Peter Hetzet, zuhaltea ist. Leipzig, de» L7. Februar 1894. Ter Rath der Stadt Leipzig. Aruicuanit, Abth. IV». T. LIV». 3L1b. Hentschel. Hr. Lekauntmachung. Zum Behuf der gegen Ende jede» akademischen Halbjahre» zu haltenden Revision der Universilats-Bibstolhet werden die Herren Studirenden, welch« Bücher au« derselben entliehen haben, aus gefordert, diese a« 26. und 28 Februar nnd am 2. März gegen Zurückgabe der Empfangsbescheinigungen abzulieser». Dl« Ablieferung wird in der Weise zu geschehen habe», daß Diejenige», deren Namen mit einem der Buchstaben X—ll ansangen, am 26. Februar, die deren Namen mit einem der Buchstaben .1—8 beginnen, am 28. Februar, und die Uebrigen am 2. März (früh »wischen 10—I Uhr- abliesern. Alle übrige» Entleiher werden aufgesordert, die an sie ver lieheaen Bücher am 6.-8. März zurückzugeben. Während der Revision-zeit (26. Februar bis 10. März incl.) können Bücher an Benutzer, die nicht Tocenten der Universität sind, nur ausnahmsweise nach Hause verliehen werden. Ter Lesesaal ist während derselben Zeit nur BorniittagS geöffnet. Leipzig, des 23. Februar 1894. Tie Direktion »er Universitäts-Bibliothek. Die städtische Sparkasse beleiht Wcrthpapiere Ulster günstigen Bedingungen. Leipzig, den 10. Januar 1894. Ttr Sparcassen-Tcputatian. Loncursverfahreu. lieber da» Bermögen des Elektrotechniker» kislnliolck Onllur krelulalk zu Senftenberg ist heute an, 27. Februar 1894, Nach mittags 5 Uhr, das Concursveriatiren eröffnet. Der Rechl-aawalt kvrder hier wird zum Soncursverwalter ernannt. Eoncurtforderungen sind bi- zum 16. April 1864 bet dem Gericht« anzumelden. E« wird zur Beschlußfassung über die Wahl eine» anderen Ver Walter», sowie über die Bestellung eine» GläubigrrauSschusses und etntretenden Fall« über die in Z. 120 der Eoncursordaung bezcich. ueten Gegenstände — aus ben 16. März 1864, Vormittags 11 Uhr, — und zur Prüfung der angemeldeten Forderung aus de« 26. April 1864, Vormittag» >6 Nhr, — vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche ein» zur Lencursmasse gehörige Sache in Besitz halxn oder zur Conrursmasse etwas schuldig sind, wird aus. gegeben, nichts an de» Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leiste», auch die Verpflichtung auserlegt, von dein Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie au» der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Concursverwalter bis jum 16. April 1864 Anzeige zu machen. Genstendrr«, den 27. Februar >894. AoiiiglichrS Amtsgericht. England und das Zarenreich. 9. Die wirtbfchaftliche Annäherung zwischen Deutschland und Rußland, welch« in dem Handelsvertrag beider Reiche zum Ausdruck gekommen ist, hat wiederum bewiesen, daß daS rusfisch-sranzösische Einvernehmen aus russischer Seite wenig stea« nicht in erster Linie gegen den deutschen Nachbarstaat gerichtet ist. Rußland Hai keine gemeinsame Interessensphäre mit Deutschland; abgesehen von den Handelsbeziehungen, aus welche dir beiden Länder durch ihre geographische Lage an gewiesen find, haben die beiden Staaten kerne engeren Be rührung-puncte. Dagegen bat Rußland mit Großbritannien auf dem Meere ebenso, wie auf dem Lande, in Europa so l lO Millionen. Rußland hat aber vor Großbritannien da« Eine und sehr Bedeutsame voraus, daß feine Besitzungen eine geschlossene Einheit bilde», während die Länder tcö britischen Reich«, ebenso wie sein Eredit und seine Reich- lbümer in allen Wclttheilen zerstreut sind. Da« britische Reich verfügt über beinahe einen Viertbeil der auf der Erde wobnenden Menschen nnd hat eine räumliche Ausdehnung, die derjenigen von mehreren Eontinenten zusammen gleichkommt. Aber außer seinen Eolonien und Schutzsiaaten besitzt eS noch eine Menge handelspolitischer Eolonien und Domainen, die eine ungeheure Wichtigkeit haben und i» denen eS auch verstanden hat, seine Interesse» zur Herrschaft zu fuhren. Egypten wird thatsächlich von England regiert, ebenso wie die Nebenländer von Indien, Birma, Afghanistan u. s. w wo England keine Opfer scheut, um seinen Einfluß zu erhallen und zu stärken. WaS von Asien gilt, ist auch für Amerika zutreffend. Bor wenigen Jahren noch haben die Engländer durch den Grace-Eontract Peru zu einer wirtbschasllichen Provinz gemacht; sie baben dem wirthfchastlich herab gekommenen Staate Mittel zur Weitcrepistenz gegeben und Alles verpfänden lasse», was irgend niet- und nagelfest war Der große Ocean wird von England beherrscht; Britisch' Eolumbia im Nordostcn, Peru im Osten, Australien nnd Neu-Seeland im Südwestcn des großen Ocean« sind seine sicheren Positionen. Um alle diese Positionen zu behaupten nnd sich die Macht in allen Welttheilen zu sichern, muß England aus dem Meere eine unbedingte Herrschaft ausüben können. Denn eS besitzt weder im Lande noch in seinen Colvniatstaaten Heere, wie sie die europäischen Staaten auszuwcisen haben. Bon allen Gewässern aber ist für England das bei Weitem un entbehrlichste und wichtigste daS Mil telmeer; so lange Eng land das Mittelmeer beherrscht, ist seine Stellung in Asien und Indien nicht gefährdet. Nur solange auf dem Mittel mecr die englische Flagge webt, befindet sich der Suczcanal in englischen Hände». Der Suezcanal aber ist der Werth vollste und empfindlichste Puncl der Welt; wer diese» von LessepS geschassenen Streitapfel gewinnt, verfüg! über die Weltherrschaft. Mit derselben Energie jedoch, mit welcher England den Suezcanal zu behaupte» sucht, ist Rußland be müht, ihn in seine Gewalt zu hctvmnic». Durch den Sucz- canal und durch den Bosporus hätte Rußland daS Mittel »icer und Asien erobert, lieber den Indische» Ocean würde sich die Herrschaft des Zarenreiches ausbreiten und die Sterbestunde der englischen Weltherrschaft hätte geschlagen. Daß Rußland rastlos danach strebt, das Mittelmeer zu bo- berrschcn, lehrt die Geschichte. Die ganze europäische Politik spitzt sich gegenwärtig auf die Frage zu. wer den Bosporus beberrschen soll. Die europäische Türkei und der junge bulgarische Staat sind eigentlich nur englische Festungen, die den Vormarsch Rußlands nach dem Bosporus und weiterhin über den Suezcanal nach Indien ausballen sollen. Eü ergiebt sich daraus, von welcher Bedeutung die Schaffung eines russische» Mittelmeer-Geschwaders für Eng land ist. Früher war England im Mittelländischen Meere obne Eoncurrenz; seitdem Frankreich durch die Erwerbung Nizzas seine lange Südküste noch nach Osten verlängerl »nd durch die Erwerbung von Tunis sich auch der gegenüber liegenden Küste Afrikas bi« zur kleinen Syrte bemächtigt bat, ist dieses, da Spanien gar nicht und Italien nur wenig in Betracht kommt, auf dem Wege, sich zur herrschenden Macht zu entwickeln. Frankreich ist dort, gestützt aus Toulo», Ajaccio und Biserta, sehp stark geworden. Biserta, jene luiiesischeKnsten- sesiung, die durch einen langen, schmale», zwischen 'Bergen sich hinziebcnde» Eanal mit dem Meer verbunden ist, wird in wenige» Jahren uneinnehmbar sein. Ui» wirklich eine herrschende Stellung zu erlangen, muß Frankreich Werth daraus legen, am Eingänge de» MiltelmecreS Fuß zu fassen, »nd sein Augenmerk ist denn auch daraus gerichtet, westwärts von Algerien »ach Marokko vor- Nun faßt auck ^ber Alliirte Frankreichs im Fuß, und der Suezcanal, dem von Frankreich her Gefahr drobt, ist auck noch dem Ansturm Rußlands preisgegeben. Nach der Erlangung der Macht im Mittel meer strebt somit Rußland ebenso wie Frankreich; Ruß land würde die Welibcrrschaft und den Besitz säst zweier Wclttbcile gewinne», für Frankreich kommen außer Handels politischen Interesse» noch seine colonialen Bestrebungen i» Nordafrika in Betracht. England aber ist durcki die Besitz nabme Egvptenö der natürliche Gegner der französischen Be strebungen in Afrika, ebenso wie England i» Asien seil fast einem Jahrhundert in einem Wettkampf mit Rußland begriffen ist. Die afrikanische» EolonisationSbcskrebungen Frankreich« drängen dabin, in Egypten Macht und Einfluß z» gewinne». Anderer seilS ist Egvpten das schmale Bindeglied zwischen den un geheuren Interessen Großbritannien« in Indien, Australien und Lstasien, ein Bindeglied, das vor der Eröffnung de« SuczcanalS wobt durch die Straße um da« Eap der Guten Hoffnung ersetzt werde» konnte, das aber, nachdem der Eanal einmal hergeslelll ist, nickt in sremde Hände übergehen darf. So sieben Rußland und Frankreich im Mittelmeer >» gemein sauiem Interessengegensatz zu Enziane, unk jede Machtzuiiakme dieser verbündeten «taaten ans diesen» Meere muß in erster Reihe England beunruhige». blick England zuneigen mag, so ist e« nicht ausgeschloffc», daß nach seinem Tode dort ein Wandel in der Politik ewtritt, ui» so mehr, als es viele Prätendenten für den afghanischen Thron giebl, welche Rußland in kluger Berechnung begünstigt. Mittelst der transkaspischen Eisenbahn ist Rußland in Eentral- asien militairisch stark geworren. Durch die Aniiäheruiig an Frankreich ist aber Rußland noch mächtiger geworden und es wird mit »och größerer Energie als bisher gegen die Interessensphäre Englands zur See wie i» 'Asien Vordringen. Dem isolirtcn Großbritannien drohe» von Seile» Rußlands größere Gefahren als je zuvor, und auch Frankreich wird die Gelegenheit ergreifen, dem llebergcwichte Englands auf dein Gebiete der Evlo»ialpoli>ik entgegeiizutrclen. Englands Interessen erfordern, Laß es >,» Dreibunde einen Slützpuuct sucht; den» die erste Verschiebung der Steine ii» Schachspiel der europäische» Nalionen wird zum Nachtheil Englands geschehen. Namentlich ist Italien der natürliche Bundesgenosse Englands; denn ebenso wie England ist cö an der Erhaltung de« Gleichgewichts im Millcliiiccre im höchsten Maße interessirt. Der englische Flotteiibesuch in Tarent hat diese Sachlage zum Ausdruck gebracht. Hat England vielleicht bi« jetzt von der Hoffnung gelebt, daß der Gegensatz zwischen dem Zwei- und Dreibünde siele stark genug fein werde, um einen »krieg de« Zweidundcs gegen England auszuschließeii, so wird nunmebr diese Hoff- n»»g illusorisch. Die politische Spannung zwischen Rußland und Deutschland läßt »ach und die russisch-französische Freund schaft wird in ibrer gegen Deutschland gerichteten Spitze um eine» Grad kühler. Die russisch-französische Freundschaft ist auf dem Boden des französischen Revanche-Gedankens und des russischen Gegensatzes gegen England, »ul welchem Frankreich ebenfalls einen Interessengegensatz bat, genährt worbe». Die nunmehr eingetretene Wandlung in den deutsch- russischen Beziehungen wird somit zur Folge habe», Laß England endlich au« seiner passiven Rolle herauülrelen und sich seinen natürlichen Bundesgenossen, »amenilich aber Italien, annäher» wird. Deulschlano wird natürlich bei alle» eng lischen Annäherungsversuchen nicht vergesse» dürfen, daß sie durchaus egoistischer Natur sink nnd daß die Begünstigung der englischen Interessen eine Berschlechlerung des kaum erst gebesserten Verhältnisses zu Rußland herbcisühren müßte.. Deutsches Reich. gegenseitiger Vo Kreisen herrscht Allein nickt nur zur See greift Rußland in die englische Interessensphäre ein, sondern auch aus dem asiatischen Eon »iiient befehden sich die beiden Großmächte aufs Acußersie, In Asien bat Rußland in den letzten Jahrzehnten ei» Land nach dem andern erobert; LaS Amurgebiet, Vuckara, Ehiwa sind Zeugen der Erfolge, welche die russischen Waffen in den letzte» Jahrzehnten bavongetragen baben. Die „Puffer staaten" zwischen Rußland und Indien sind im Verschwinden begriffen und nur Afghanistan trennt noch die beiden Eultur L Berlin, 1. März. Die jetzt vielfach geäußerte Besorgnis;, die wirthschaftlichen Gegensätze, die in unser» Tagen allerdings zu einer ungewöhnlichen Schärfe sich zugespitzl habe», würden eine dauernde Ent fremd n ng nnd Verfeindung zwischen den großen Erwerbs kreisen, Handel und Industrie cinerseilS, Land wirthfckast andererseits, zur Folge haben, vermöge» wir nicht als berechtigt anzuerkennen. Gewiß geht augenblicklich eine mächtige Erregung durch die großen Produetivstäiivc unseres Volkes und man kauu manch bitteres Wort Vorwürfe hören. In landwirlhfchastlichen ein weit verbreilelcS Mißtrauen, hinter den Interessen der Industrie zurückgesetzl zu werden, und die Vertreter der letzteren klage» wieder über die stets wachsenden Lasten, welche ihrer Production auf erlegt würden und den Wettbewerb auf dem Weltmarkt immer schwieriger machte». Der Kamps um die Hancels Verträge hat diese Gegensätze aus eine bedenkliche Spitze getrieben, und die durch die verschiedensten Ursachen hervor- gerufene ungünstige Lage, in der sich alle Erwcrbszweige, lanbwirlhschastliche sowohl als gewerbliche befinde», hat ein allgemeines Mißvergnügen erzeugt, dessen Ausdruck wir in den heiligen Juteressenkämpfe» unserer Zeit erblicken. I» dessen es kommt» auch wieder bessere Zeiten und die Be ruhigung der Gemütker wird zurückkehren, wen» erst so manche agitatorische Uebertreibniig, die augenblicklich ihre Wirkung lhut, aus ihre» wahren Werth zurückgcsübrt sein wird. In Deutschland sind die großen wirthschafl lichcn Interessen, die ländliche» und die gewerblichen mehr als irgendwo daraus angewiesen, sich zu vertragen Mehr als u, anderen Länder» ist z» nal ezu gleichen Theilen die Bevölkerung Deutschlands »i solche geschieden, die ihre» Erwerb aus der Landwirlhsck,ast, und solche, die ihn aus der Gewerdthäligkeit zickcii. ES ist ebenso unmöglich, unser Vaterland zu einem vorwiegenden Industriestaat, wie ihn zu einem Ackerstaat zu mache». Die Woklfahrt des einen Standes ist auch die de» andern; der eine findet bei dem andern loh nenden Absatz für seine Erzeugnisse. Darum darf man das Vertrauen haben, daß Lurck, mancherlei Störungen und Kämpfe hindurch doch die Harmonie der wirthschaftlichen Interessen der großen productiven Stände sich Babn brechen wird. Denn sie ist eine Naturnothwendigkeil und ohne sie würden Staat und Volk zu Grunde gehen. 11 Berit», I.März. Nack dem vom Reichs-Versicherung« amte dem Reichskanzler für >893 erstatteten Geschäftsberichte über die Unfall-, Invalidität«- und Alter« vcrsichernng betrug im Berichtsjahre die Zahl aller bei den BerufOgenossenschafltn, Reichs, Staat«-, Provinzial und EommunalauSsührungSbehörden Hur Anmeldung gelangten Uns alle nach cuier vorläufigen Ermittelung 262 633, die der entschädigten Unfälle 62 605, von denen 6285 den Tod 2895 eine dauernd völlige, 33 803 eine dauernd tkeil weise ErwerbSunsäbigkeit »nd 19 622 eine vorübergehende Erwerbsunfähigkeit zur Folge batten. Die im Jahre >893 verausgabten Unsallenlschädigungen (Renten u. s w.) betrugen nach einer vorläufige» Ermittelung ungesäb 38 175 000 gegen 32.3 Millionen im Jabre 1892 26.4 Millionen im Jahre l89l, 20,3 Millionen im Jahre 1890, l4,4 Millionen im Jahre 1889, 9,6 Millionen im Jahre 1888, 5,9 Millionen im Jabre 1887 und 1,9 Millionen im Jahre >886. Die Entschädigungen wurden im Jahre 1893 gezahlt oder angewiesen an 190 510 Verletzte, 22 405 Witttven Gttödtiler. 43 924 Kinder Getödteter, l«2" Aseendenlen Getödteter. Daneben erhielten ferner im Jahre 1893: 6447 Ehefrauen, 13671 Kinder und 200 Aseendenlen al« Angekörige von Verletzte», welche in Krankenhäusern untergcbrack'l waren, die gesetzlichen Unterstützungen gezahlt oder angewiesen, so daß im Berichtsjahre zusammen 278 777 Personen der Wohlthaten der Unfall versicherung tbeilbastig geworden sind. Inva lidität-- und Altersrenten haben im Berichtsjahre rund 240 500 Personen, und zwar 187 450 Personen Alter«- und 53 050 Invalidenrente bezogen. Da sich unter diesen rund 850 Personen befinden, deren Alters rente im Lause de« Berichtsjahres in Invalidenrente umgefvandelt wurde, und diese Personen deshalb in den vorstehende» Zahlen doppelt gezählt sind, so stellt sich die wirkliche Zahl ver Rciilenciupfäiiger des BerichlSjabreS aus rund 239 650 Personen, an welche insgesamt»! 27.9 Millionen Mark und zwar an Altersrente» rund 22,7 Millionen, au Invalidenrenten 5,2 Millionen gezahlt sind. Tie von den Versicherungsanstalten seit dem l Januar 1891 festgesetzten Renten repräsentircn überschläglich ein DeckungSeapital von rund 114,2 Millionen Mark und mit Einschluß der an den Reservefonds abziisührciiden Beträge in Höhe von rund 22,8 Millionen Mark ein Eapital von rund 137 Millionen. Dem sieht nach Abzug der gesammtcn BerwaltungSkostc» eine Einnahme aus Beiträgen gegenüber im Jabre >891 von rund 85,2 Millionen, im Jahre 1892 von rund 84,5, zu- ainnicn von 254 Millionen. ES verbleibt demgemäß,- obne serücksichtigung der Zinsen, zur Deckung der bereits im Jahre 1895 wirksam werdenden BeilragScrstaltungcn und der infolge der längeren Dauer der Beitragsleistung allmählich höher werdenden Invalidenrente ein Eapital von rund 117 Millionen Mark. * Berlin, 1. März. Bis zum Winter dieses Jahre« wird voraussichtlich di« Eommission für daS bürgerliche Gesetz buch ihre langwierigen Arbeiten erledigt haben. Unter Liesen Umständen sind die verbündeten Regierungen bereits vor einiger Zeit der Frage näher getreten, welche Mittel und Methoden gegeben feien, um nach oem Abschlüsse des Werkes innerhalb der Eoiniiiisfio» die weitere Fortführung der Arbeiten, also die politische Action im Bundcsrath und Reichs tag möglichst zu beschleunigen. Die „Nordd. AUg. Ztg." meldet darüber: „Der Herr Reichskanzler bat sich zu diesem Zweck mil den Landesregierungen in Verbindung gesetzt und seine Meinung dahin anSgesproche n, daß es sich empfehlen werbe,ui» eine rafchcAction innerhalb deS VunbcSralhe« sicher zu teilen, bereits jetzt bei den einzelnen Regierungen diejenigen Thcile des Werkes, die von ver Eommission fertig gestellt worden sind, in Veralhung zu nehmen, und an di« Prüfung der weitere» Tbeile ebenfalls mit de», Hinblick hcranzulrete», wo sie ans der Eommission bervorgehen werden. Dann würden die Regierungen die Wünsche, die sie etwa zu den einzelnen Tbeilcn des Werkes noch glaubten äußern zu sollen, bruchstückweise m besliinmlen Fristen dem Reichs - Justizanil »gehen lassen und das Letztere die Erinnerungen kritisch ichte», damit die Zufamiitettiaffuiia aller Wünsche und Er innerungen spätestens mit dem Abschlüsse der 'Arbeiten in der Eommisfion selber dem Bundesratbc vorgelezt werden könnte. Da das Gesetzbuch eie mehr als zwanzigjährige Arbeit zweier Eoiiimissioueu von den dervorragendsten Juristen Denlschlands darflcllen wird, dürfte eS weder dem BundcSralb noch dein Reichstag daraus ankvmmen können, alle einzelnen Bestimmungen nochmals einer technisch-juristischen Revision zu »nterzichen. Der Herr Reick,ötanzler geht vou der Meinung aus, daß cs eines fvlcyen Durcharbeiten« des Werkes weder von Seiten des Bundeöraths noch des Reichs tags bedürfen werde, sondern daß diese beide» Factoren der Gesetzgebung in Würdigung der Durcharbeitung, die das Werk durch die gründliche Arbeit zweier Juristenconiinifsionen erfahren hat, sich dabei werde bescheiden können, die all- zcmeincn GesichtSpuncte des Werkes in den einzelnen Tbeilcn und diejenigen wirthschaftlichen und politischen Grundsätze, die tiefer in daS praktische Leben eingreifen, ihrerseits nochmals einer Prüfung zu unterziehen und danach ihr Ja oder Nein zu dem ganzen Werke abzugeben.* — U»S erscheint die Auffassung des Herrn Reichskanzler« als zu optimistisch. ch Berlin» l. März. (Telegramm.) Wie unS mit gethcilt wird, ist der Kaiser bei dem Reichskanzler Grasen vou tiaprivi erschienen, »»> ihm für die hervorragende Ver trelung des deutsch-russischen Handelsvertrages im Reichstage zu danken und ihm initzulhcilcn, daß ihm die Büste des Kaisers aus diesem Anlaß geschenkt werden würde. Berlin, l. März. (Telegramm.) In einem Leit artikel der Abendausgabe sck,re»dl die „Norddeutsche Allgem. Zeitung" u. A: Die bisberiqen Reichsragsdebatten über de» russischen Handelsvertrag Kälten ergebe», daß die Handels Politik vc« sogenannte» neuen Eurscs keineswegs weder eine Adsckwenkung. noch eine Umkehr von verjenigen de- alten bedeute, sondern diese sortseye und in logischer Eon- srgue»; derselben verfahre. Es diene daher nur partei- taklischen Zwecken, wenn immer wieder daraus tiingewiesen werde, dag die 1879 emgeschlagene Handelspolitik nicht au>- gcgedcn und mit dem Beschluß von Tarifverträgen unverein bar sei. Gerade damals habe man mit dieser Umkehr Waffen für die spätere Handelspolitik und namentlich für die Tarifverträge gewinnen wollen. Nicht nur die Handelspolitik, soweit sie international sei, sondern auch die gelammte Politik de« neuen Eurses habe die Eviitinuität mit der Vergangenheit gewahrt, wie aus den Reben des Grafen von Eaprivi klar ersichtlich fei. DaS sei ei» befriedigendes Ergcbniß, da« gewiß nickt obne Einfluß aus' die letzte Entscheidung betreffs des russischen Handelsvertrags bleiben werde. (Die Beweis führung dafür, daß die gesammre Politik des neuen EurscS die Eontinuität mit der Vergangenheit gewährt habe, wäre wirksamer, wenn das Kanzlerblatt sich anstatt aus die Reden, ans die Dbaten de« Grase» vo» Eaprivi Härte berufe»
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