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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.03.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940303010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894030301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894030301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-03
- Tag1894-03-03
- Monat1894-03
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Tabellartscher »ad Zkffernsatz nach höherem Tarif. Urtra-Brilanen lgefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poftbefördening X SO.—, mit Poftbesörderuag X TU.—. 2i«i»h»eschl»ß f»r Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bonnitlag« IO Uhr. Morg« »-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Soun- «nd Festtag» früh '/,9 Uhr. vei de» Filialen und Annahmestellen >e eine halb« Stuudr srüher. Attzetge» stad stets an di» Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Gonnabend den 3. März 1894. 88. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 4. März Bo mittags nur bis Uhr S'o t. peilltlon Ä68 Lielpxlxer ^ t»8Ldtatttz8. Cour » tust t . Bekanntmachung, Zahl drr GcwcrbegrrichtSbeifitzrr betreffend. Zu ' mct V. der Bekanntmachung vom 22. Februar 1894 wird aach erso.gtem Einvernehmen inil dem Polizeiamt und der Wahl- grschäslsstelle des RathcS der Stadt Leipzig Folgendes angevrdnet. Wer s:ch an der auf den 15. und 16. März 1894 festgesetzten Wahl der Gewerbegerichtsbeisitzcr betheiligen will, hat sich behusS BeschassuiH des »ach dein Gewerbegerichlsgesetz erforderliche» Aus- »eisrs brr frinc Wadlberecktigung entweder in der polizei lichen P rldcstclle dessenigen Leipziger Polizeibezirkcs, in welchem er wohin, oder im Aiinieldezininier des GcwrrbcgerlchtS Leipzig unter Aneabe seines Namens und seiner Wohnung anzumelden. Einer Abholung der sodann auszustellcnden Ausweise seitens der Wähler bedarf es nicht. Vielmehr werden die inzwischen von der Wahlgeschästsstelle des Siathes ausgestellten Ausweise a» den Tagen der Wahl a» der Wahlslelle bereit liegen und nach Nennung des Namens der einzelnen Wähler von dem Wahlausschuß geprüft werden. Im Interesse der Wähler empfiehlt es sich, die Anmeldung nicht erst in den letzten Tagen vor der Wahl, sondern sobald als möglich zu bewirken. Schriftliche Anmeldung auch mehrerer Wähler zugleich ist zulässig. Wer genöthigt ist. erst am 15. oder 16. März Len er forderlichen Ausweis sich zu beschaffen, hat die Ausstellung eines solchen in der Wahlgeschästsstelle des Rathes im Stadthauie am Lbstmarkt, Zimmer Nr. 151 zu beantragen und den dort als bald eiitgegenjunchinenden Ausweis frlbft an tzrr Wahlstelle vorzulrgen. An diesen beide» Tagen wird eine Anmeldung bei den Bezirksmeldestellen nicht mehr angenommen. Leipzig, am 2. März 1894. Stadtratd Büttner. Vorsitzender d»S Gew-rbegericht«. Lassest, Ger.-Schrb. Gefunden oder als herrenlos angemeldet resp. abgegeben wurden in der Zeit vom 16. bis 28. Februar 1894 folgende, zum Theil auch schon früher gefundene oder von verübtem Diebstahl herrührende Gegen stände: eine silberne Tamenuhr mit Kette, ein goldnes Medaillon, ein goldner Armreif, 3 verschiedene golvne Riugc, ein Cvralle»- armdand, ein Portemonnaie mit 2 X 60 /H, einige dergl. mit geringeren Beträgen, 2 Brillen, 6 Stück Hornmesser, mehrere LethhauSscheinc, »ine Anzahl Lotterieloose, I Paar neue und 1 Paar gewogene Dameu-GIacshandschuhe, ein grauer Feder- sächer, 4 Taschentücher, eine neue Leibjacke, eine Pelzmütze, ein neuer Kinderknopssliesel, eine Frauenschürze, ein Schulterkragen, ein Ncberzteher von schwarzem Ehevio», 2 Schirme, ein Svazierstock, ein Pelz, 2 Ballonkörbe, mehrere Schlüssel, eine Peitsche, «in Deichselriemen und ein 4rädr. Kinderwagen. Zur Ermittelung der Eigenthüiner wird dies hierdurch bekannt gemacht. Gleichzeitig fordern wir auch Diejenigen, welche im Januar und Februar vorigen Jahres Fundgegenständc bei uns abgegeben haben, aus, diese Gegenstände zurückzulordern, andernfalls hierüber den Rechten gemäß verfügt werden wird. Leipzig, am 1. März 1894. Da« Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Ml. Sparkasse Liebertwolkwitz. Unter Garantie drr Gemeinde. Reserven: ÜKI 107 X S!» Sparverkehr in den Monaten Januar und Februar 1894: 2920 Einzahlungen im Betrage von 330 913 X 61 3213 Rückzahlungen ... 305647 X 29 Verzinsung der Einlagen mit 3' Expeditionszeit: Mon tags und Donnerstags. Die ZweiggrschästSstellc Stötteritz expedirt ,eden Donners tag Nachmittags von 5 dis 7 Uhr, und die ZweiggrschästSftrlle Paunsdorf jede» Montag »nd Donnerstag Nachmittags von 3 bis 6 Uhr. Lparcaffen-Brrwaltung. Dyck, Direktor. Erledigte Lehrerftelle. Mit Ostern dieses JahrcS kommt an der hiesigen höheren Knabciiichnle i Sklecto) eine Lehicrstelle zur Erledigung, die mit einem akademisch gebildeten, in Ertheilung lateinischen und sran- zöfischen Unterrichts tüchtigen Bewerber besetzt werden soll. An- sangsgchalt 1400 X Gesuche mit Zeugnissen werden bis 12. März dieses Jahres erbeten. Auerbach i B, am 27. Februar 1894. Der Ltadkrath. Kretzschmar, Bürgermeister. Der neueste englische Parlamentsbericht über die ^rbeiterverhältniste in Deutschland. V. t>. Wer vor 50 Jahren die Ansicht geäußert hätte, daß unsere Arbeitergesetzgebung und Arbeiterverbällnisse in Eng land eingehende Beachtung sänken, der würde wobt mit Reckst einem allgemeinen Kopff'cküttcln begegnet sci» Damals und bi« in die neueste Zeit hinein waren eS die Zustände in England, in denen die Volkswirlbe ganz Europas daS.claisischc ttnter- suchungSfeld erblickten. Marr und Engels aut de, eine», Brentano und Sck»l;c-Gaevernitz aus der andern Seile babcn ihnen jahrelange Untersuchungen gewidmet Jetzt haben sich die Berdälknissc geändert. Nicht niebr wie trüber ist Eng land der unbestrittene Sieger im industrielle» Wettkampf seinen europäischen Marli bat eS schon icil lange zum großen Tbeil aui-zeben müssen und >-yi erbebt fick, auch >" ''-neu Welttbeilen immer drohender die Eoucurren; des ContincntS und namentlich Deutschlands. Die Weltausstellung in Phila- delpbia zeigte England noch als Beherrscher des Weltmarkts, die in Chicago hat ibi» Deutschland als cbenbürligcn und viclsach überlegenen Rivalen an die Seile gestellt. Und auch aus die englischen Arbeiterverbältnisse haben die letzten Jabre manches seltsame Licht geworfen. Es ist wahr, noch immer ist der englische Arbeiter in vielen Industrien, aber lange nicht mehr in allen, der arbeitsamste und geschickteste der Welt, so namentlich in der Baumwollenspinnerei; noch immer erfreuen sich die 'kralles lluious einer glänzenden Stellung, noch immer haben die höheren Claffen der gelernten Arbeit den socialistischen Theorien widerstanden. Aber der gerükmte sociale Frieden bat sich noch nicht dauernd einstcllen wolle». Der große Dockarbeitcrstreik, die Demonstrationen der Arbeitslosen, die Enthüllungen über das svsatiuz- «Mein zeigten dem erstaunten Europa Zustände, die man seit 50 Jahren verschwunden glaubte. Sie zeigten zu gleicher Zeit, daß auch in England die Mehrzahl der Arbeiter, wenn nicht schon ocialistisch ist, so doch unaufhaltsam zu werden drobt. Und Aebnlickies baden auch de. große Baumwollen- und Koblenstreik des vorigen JabreS gelcbrt. Es ist kein Wunder, daß die maßgebenden Kreise Englands diese Erscheinungen mit Aufmerksamkeit, mit Besorgnitz vcr- ivlgle». War der industrielle Koloß wirklich krank? Und wenn er es war, bandelte eS sich um eine vorübergehende Krankheit oder um eine dauernde Erkrankung des ganzen Organismus? Und welche Mittel der Abhilfe, der Heilung giebt eS? Das englische Parlament hat auch hier seinen gewohnten, praktischen Blick bewiesen. Eine Eommtssion wurde eingesetzt, deren Ausgabe es sein sollte, eine umfassende Darstellung über den Zustand der nationalen Arbeit z» liefern. Die Commission trat, wie man sich erinnern wird, vor etwa 2 Jahren als ..Uvval eommissiuil »u Ialx>ur' unter den« Vorsitz de« Herzogs von Devonshirc (Lord Harlington) zusammen. Sie bat mit großer Gründlichkeit die einzelnen Industriezweige untersucht. Tausende von Zeugen und sachverständigen aller Clasfen ver nommen und das Resultat ibrcr Untersuchungen in einer statt lichen Reibe von Blaubüchcrn nicdergelegt, die von ihrer Gründlichkeit und Sachkunde ein respektables Zeugniß ablcgc». So sind schon vor einiger Zeit Blaubüchcr über die Zustände im Bergbau, in der Textilindustrie, aus den Docks und Werften, sowie neuerdings einige über die landwirlbschaftlichen Verhält nisse erschienen. Die Hauptpuncte der Untersuchung bildeten der achtstündige Arbeitstag, sie gewerblichen Schiedsgericht.-(tzoarch vt urditrativu null coveilnrliou), Lohnvcrbältnisie, auswärtige, namentlich deutsche Concurrenz auf dem Arbeitsmarlt, Kinder arbeit, Frauenarbeit, Sonntagsruhe, Fabrikinspcctoren, Lobn- systeme (slilliug soules etc.), Verhältnisse zwischen Arbeit gebern und Arbeitnehmern (sli ilcos, look-outs, vlavlilistlug etc.), Irullvs 1-uicius, ungelernte Arbeit, Arbeitslosigkeit, also alle die Puncte, die in den letzten Jahren Gegenstand lebhafter DiScussion gewesen Ware». Hierbei glauble jedoch die Commission nicht sieben bleiben zu dürfen. Sie hat auch die Arbeiterverhältnissc des Auslands einer ausführlichen Untersuchung jür werlh gehalten Der Bericht über Deutsch land ist im Juni vorigen Jahres dem Parlamente vor- gclcgt worden. Verfasser dcS Berichts ist der auch in Deutschland wohl bekannte Rechtögelebrte und Politiker Geosfrey Drage. Er bat sich seiner Aufgabe mit vielem Geschick und großem Fleißc entledigt. Es war in der Tbat keine Kleinigkeit, sich durch diesen Berg von gesetzlichen Bestimmungen, welche die neuere ReichSgesctzgebung bei uns geschaffen bat, hindurch- zuarbeitcu. Dem Verfasser ist nicht nur dies gelungen, sondern er hat cs auch verstanden, das Ganze in einer übersichtlichen und leicht verständlichen Form darzuslcUen, die auch für uns Deutsche nicht ohne Werlh ist. Bücher dieser Art sind in Deutschland selten und jedenfalls zu einem so billige» Preise nicht zu haben. Tie englischen Blaubücher erfreuen sich ja bekanntlich cm Gegensatz zu unseren ossiciellen Publicationcu einer sprichwörtlichen Billigkeit. Der Inhalt des Berichts bietet im Allgemeinen wenig, was in Deutschland nicht schon, wenigstens den Eingeweihte», bekannt gewesen wäre. Es liegt das in der Natur derartiger Untersuchungen über fremde Verhältnisse, die ja immer aus das Schöpse» aus zweiter Hand angewiesen sink. Größeres Interesse bietet er da, wo der Verfasser englische Verhältnisse zum Vergleiche heranzicht oder Uctbeile über die unsrigen fällt. Leider geslliiekt das nur an wenig Stellen. Es würde immer interessant sein, Ansichten eines so ilaren und scharsenKopses und eines so gewiegten, von fremden Vcrbästnissc» aus »rlbeilcnden Praktikers zu hören, selbst wenn man mit ihnen nickt ein verstanden sein könnte. Jndcß verbot eS offenbar sowohl der Raum als auck der Zweck des ganzen Bericht-, der eine unbesaiigenc und vorurtbeilslose Darstellung, aber leine pole mische Erörterung verlangte, den eignen Ansichten einen zu großen Raum zu gewähren. Im Allgemeinen siebt der Ver fasser den Ansichten Vrentano's und Sckulzc-Gaevernitz nabe. Er neigt daher zu einer gewissen Unterschätzung unserer deutschen Zustände, im Gegensätze zu den englische», und daS Bild, das er von ihnen entwirft, ist daher ein mehr düstere« als heiteres. Aber nirgends tritt diese Grundanschauung störend bervor, nirgends hat sie den Verfasser zu schiefen Darstellungen oder falschen Schlüssen verleitet. Der Bericht zerfällt in 3 Hauptlbeile und erörtert in über loo Folioseite» zuerst die ArbeitSkämpsc slrulle lli>i>u»v»), sodann die ArbeilSzustände in einzelnen Industriezweige» und endlich einige besondere Pnncle, nntcr die das GcnosscnsckaslS- wcien »nd die Arbeilcrschntz-, insbesondere die VersichcrniigS- gcsctzgebung fallen. Der letzte Tbcil ist für uns besonders iiitcrcssaiit, »nd hier bat der Verfasser auch am meisten mit seinem eignen Urlheilc bcrvorlrele» zu müssen geglaubt. Es ist crwäbnenSwerlb, daß er nirgends daS Grundprincip der ZwangSversicherung angreist, sondern >>» Wesentlichen seine Krilik nur gegen Einzelheiten richtet, ein Beweis, wie sekr sich in re» letzten 2» Jabre» die Ansichten auch im elastischen Lande der WirlhschaslSsrcibeil geändert baden Ter erste Tbeil erläutert eingedenk die Hesckichllicke Entwickelung und politische Bedeutung der socialistischen Ideen, die Stcllnng der einzelnen Stände. Parteien und ReligionSgesellschaslen zur socialen Frage, die Ursachen Entwickelung und Leitting 'e- Snrik'akei'en iwischen Unterncbmern uur Arbeitern De> zweite Tbeil endlich schildert den Antbeil der Frauen- und Kinderarbeit an der Production, die staatliche Fürsorge für das Wohl der Arbeiter, die Zustände der Arbeiter in einzelnen ArbeilSzweigcn. mit besonderer Berücksichtigung der Lobn- verhältnisse. Ucberall ist der Einfluß der Gesetzgebung und ,hr gegenwärtiger Standpunct scharf und kur; dargelcgt, latistische Tabelle» vervollständigen daS Bild. ES ist dem Verfasser gelungen, eine schwierige Ausgabe zu lösen J„ verhälttiißmäßig kleinem Rahmen hat er es verstanden, rin im Wesentliche» vollständiges und sckarscs Bild der augenblicklichen ArbeilSzustände in Deutschland zu geben. Sein Bericht ist ein ehrenvolles Zeugnis; für die Sorgsalt und Borurtbeilölosigkeit, mit der er sich seiner Arbeit gewidmet bat. Hoffen wcr, daß sie nicht vergebens gethan sei, sondern eine gemcinsckastlicbe, segensreiche Thätig- !eit der beiten verwandten Rationen auf socialem Gebiete befördern werde. Deutsches Reich. u Berlin, 2. März. In dcnl schon gestern erwähnten, vom RcichS-VersichcrungSamt an den Reichskanzler er lattcten Geschäftsbericht auf das Jabr 1893 finde» sich zwei Bemerkungen allgemeineren Inhalts, welche diegrößleBcachttmg verdienen. In dem auf die Unfallversicherung bezüglichen Dbcilc des Berichts beißt eS, daß die Schuld für die Einlegung aussichtsloser Berufungen gegen die beruss enossenschaflliche» Entscheidungen in nickt seltenen Fällen ei den Gcmcindesckreibcrn liege, welche die Enl schädigung-berechtigten in der Bcsorgniß, sie könnten einmal der Armenverwaltung zur Last fallen, zur Einlegung un begründeter Rechtsmittel verleiteten. Und in dem die Jnvali dilätS- und Altersversicherung behandelnden Abschnitte wird wörtlich auSgesührt: „Auf daS Verhallen der OrtS behörden, welche für ihre Armen au« den greßen Fonds der VersichcrungSanstaiten n. s. w. schöpfen zu dürfen glauben, wird ein nicht unerheblicher Tbeil der zahlreiche» unbegrün deten Rentenanlräge zurückgesübrt." I» beiden Bemerkungen wird amtlich seslgestellt, daß Gemeindeorganc im Interesse der Entlastung der gemeindliche» Armenpflege die Versicherten zur Stellung unbegründeter Ansprüche aussordern. Vom allgemeinen socialpotiliscbe» Slantpuncl aus ist eS gewiß nur zu wünschen, daß alle diejenige» Ver sicherte». welche aus Gruud der ArbeilervcrsicherungSgesctze Ansprück' bade.,, dieselben auch zur Anmeldinig und An erkennung bringe». Desbalb ist eS durchaus zu billige», wenn solchen Versicherten, denen die Kenntniß der betreffenden Ge- setzcSstellcn abgcbt, von anderer Seite Rath über die Art ihres VorgekenS zur Erlangung der dem Verluste von ErwerbSfähigkcit entsprechenden Rente ertheill wird. Nickt zu billige» aber ist eS, wen» diese Unterweisung von Personen porgenommeii wird, die entweder selbst nickt die gesetzlichen Bestimmungen übersehen oder gar von Neben- absicklcn geleitet werden. Wenn die Gemeindebeamtcn in dieser Weise vergeben, so wirkt da« um so schädlicher, als die Versicherten bei ibnen GesetzeSkundc voraussetzeu. Es dürste sich deshalb wobl empfehlen, wenn die Gemeinten in dieser Beziehung ikrc Beamten einer Bcaussicktigung unter stellten. Die Gcmeindebcaniten sollen gewiß die Interessen der Gemeinden wahren, wichtiger aber als diese ist die Förde rung des socialen Friedens, und dieser wird durch da« ge kennzeichnete Vorgeben von Gemeindebeamlcil nicht gedient. sl Berlin, 2. März. Gegen den „Socialist", der betreffs der Vorgänge nach der Arbeitslosenversammlung vom 18. Januar scharfe Kritik an dem Vorgebcn der Polizei geübt, ist wegen Verächtlichmachung staatlicher Einricktungen und Beleidigung der Scbutzmanilschast die Untersuchung cingeleilet worden. Der verantwortliche Redacteur Adam ist bereits gerichtlich vernommen worden. — Der „Socialist" kündigt, gleick dem vom Rcgierungsbaumeister Keßler redigirten „Tellow-BeeSkower Volksblatt", an, daß er zum 18. März eine „rolbe Nummer" berauSgeben werte. — Mit der anarchistischen Centralcasse ist eS, wie eine Revision ergab, schlecht bestellt. Die Einnahmen sind bedeutend hinter den Ausgabe» zurückgeblieben, waS bei den vielen Preß- und sonstige» Processen und den zahlreiche» Verhaftungen nur natürlich ist. Aus diese», Grunde haben m letzter Zeit die Unterstützungen an die Familien der Häftlinge nicht regel mäßig auSgezablt werden können. * Berlin, 2. März. Man schreibt der „Voss. Ztg ": „Die „Germania" spottet über die Errichtung der alt katholischen Parochie in Berlin und meint mit der dem ultramoniancn Blatte eigenen Achtung sür die religiösen Bedürfnisse und die Ueberzeugung Andersgläubiger, den Mitgliedern der Gemeinde würde „die Kirchen- und Secl- sorgernolb in abscbbarcr Zeit nicht drückend werden." In Einem fort verlangt der UltramonlaniSnins vom Staate die Pflege der Religion zur Bekämpfung der Socialdemokralie, aber sobald cs sich um eine andere Religion als das päpst liche Cliristcntbum handelt, bat die römiscfic Presse nur Hob» und Spott. Die Errichtung der Parochie hat wenigstens der römisch kalbolischen Praxis ein Enke gemacht, von de» Alt- katbolikeu Kirchensteuern zu erbeben. Diese mußten bisher, obwohl sie von der römisch katholische» Kirche mit dem großen Banne belegt sind und ihnen die Gnadenmittel dieser Kirche sowie die kirchlichen Rechte vorenthalten werden, nach dem Buchstaben des Rechts dennoch die römisch-katho lischen Kirchensteuern zahlen. Da sie gleichzeitig auch für die religiösen Bednrsniffe ibrcr eigene» Kirchengemeinde, wenn auch i» der Form freiwilliger Beiträge, a»s;nko»imen batten, so batten sie das Vergnügen, in Folge der Toleranz der römischen Kirche im Geldiiebmcn, doppelte Kirchen steuern zu entrichte». Dieser offenbaren Ungerechtigkeit ist jetzt ein Enke gemacht worden." (S. unten die Mittheilung aus Augsburg. Red.) * Berlin, 2. März, lieber den Einfluß einer sinkenden Valuta auf die Erportsähigkeit eine« Landes äußert sich Prosessor Conrad, der bereit« vor drei Jadreu diese Frage dcS Näheren untersucht bat, im »encsle» Hefte seiner „Jahrdücke, jür Nationalökonomie und Statistik" mit bc sonderer Rücksicht aus die Schwankungen des Rubel curseS folgendermaßen: .Tuender kann kein Zweifel sein, daß ein Sinken d»S Rubel- ">kttde« eine Exporlpramie siir russische« Getreide in sich icklietzt Natürlich! Sind IM Papierrubcl schon sür 180 X zu haben, so nimmt der russische Gelreideezporteur, der in Deutschland für seinen Weizen Gold erhält, für je UXj Rubel 40 X mehr ein, als wenn IM Rubel 220 X kosten. Das deutsche Geld bat in Rußland eine entsprechend höhere Kaiiskrast und es ist vollständig richtig, daß bei drr angenommenen Differenz ein Zoll von 35 X reichlich dadurch ausgeglichen wird. Ebenso sicher ist es, daß dadurch ein ge- wisser Einfluß aus de» Gelrridepreis in Rußland ausgeübt werden kann. Die Exportprämie von 40 X setzt die Händler i» den Stand, Getreide noch in abgelegeneren Gegenden tieler in dein Innern des Landes aufzukauscn und über die Grenze hinaus zu transportiren, wo sich bisher der Transport nicht bezahlt machte. Dadurch wird einmal innerhalb der Grenzen des Landes ein größerer Vorrat!, disponibel, welcher wiederum hemmend auf die Preiserhöhung in Rußland selbst einwirk!, d. h. mildernd, nicht ausbebeiid. Der Export wird allerdings dadurch erhöht. Aber e« ist klar, daß sich diese Erhöhung nur i» engen Grenzen bewegen kan». Die russische Landivirlhschast, besonders der russische Bauer ist nicht i» der Lage, daS WirlhschastSsystem den Preirverhältnissen von einem Jahr zum andern anzupassen Er bebaut dieselbe Fläche und muß sie bebauen, wie das seine landwirthschaftlich-techniichen Vcrbältnisj, bedinge». Schon bei uns beobachten wir in den Anbau küchen der einzelnen Früchte von einem Jahr« zum andern nur ganz geringe Schwankungen, wieviel geringer werden sie in einem so zurück gebliebene» Lande wie Rußland sein: und treten auch Veränderungen darin ei», so sind sie aus ganz andere Ursachen »»rückzusähren, als auf die Höbe der Preise »nd die Valutaverbältnisse. Die große Masse der Landwirllie muß ferner jedes enldehrltche Quantum au« pecu- niare» Rücksichten aus den Markt werfen. Das sür de» Export ver- ügbare Quantum wird deshalb in der Hauptsache durch den Ern tr au ssall bestimmt. Tie Preishöbe und somit auch die Valuta verhältnisse könne» daraus nur eine» untergeordneten, die Fracht preise ausgleichenden Einfluß haben. Ter Bauer ist schließlich mit jedem Preise zufrieden, aus ihn fällt in der Hauptsache der Gewinn wie der Schaden zurück, soweit nicht die Händler durch geschlossenes Auftreten den elfteren sür sich in Anspruch zu nehmen vermögen. Der Einfluß der Valntajchwankunge» aut die höhe de« Exports und in Folge dessen aus die Preise aus dem Weltmärkte und speciell in Tentschlaud wird nach Allem außerordentlich überschätzt, er ist nur als ein unlergeordneter nnznseden. Wir sehcn oben, daß der bedeutende Ausfall der russischen Ausfuhr in Folge der Mißernte im Jahre 1891 aus de» Weltmarktpreis keine erhebliche Wirkung auszunbeu vermochte, wie viel weniger wird die« »ach einer geringen Hebung des Exports in Folge eines niedrige» Rubclcnrses zu sage» sein." 0. >i Berlin, 2. März. sPrivattelebramm.) Nach der „National-Zeitung" bringt die nationalliberale Fraclion im Reichslage eine Interpellation betreffs der Fortbildungsschulen ein, um im Wege der Gesetz gebung den FortbildungSunterricht an Sonntagen über den l. Oclober hinaus zu ermöglichen. V. Berlin, 2. März^ (Telegramm.) Der Kaiser wobnle der heutigen Sitzung de« LandeSvkonomie- cvllegiumS bei, welches über die Einwirkung de« Zucker» steuergesetzcö und das Klcinbahnwcse» verkandelte. Drr Kaiser wobntc der Versammlung drei Stunden lang bei und folgte den Verhandlungen mit regstem Interesse. (-> Berlin, 2. Mär; (Telegramm.) Der Verein deutscher TtuSente» bicit gestern als Demonsiralion gegen die vorgestrige stiideiiliscbc Socialistenversammlung eine Massenversammlung im Fecnpalast ab, die von ungefäkr 2000 Studenten bestickt war. Tie socialistischen Studenten waren aus Furcht vor einem oouyilium al„-umli nicht er schienen und wurden von den Socialdemokraten Ledebour und I>r. Lux vertreten Nach längerer, ruhig verlaufener DcbattewurdcnfolgendcResolut ionen angenommen: „Die am I.Mär; im „Fecnpalast" tagendeAkademileroersamm'.ung richtet an die Unioersitätsbebörde die Bitte, daß jedem Studenten da« Recht der freien Meinungsäußerung gewahrt wird. Die Akademikerversammlung erklärt gegenüber de» gemachten Versuchen, die Lebre» der Soeialdcmokratie in die Studenten sckast zu tragen, daß sic von Liebe zu ibren wirtbschastlick minder begünstigte» Brüder» erfüllt ist, daß sie aber nach wie vor den Bestrebungen der Socialdemokratie einen unerschütterliche» Widerstand entgegen setzt". — Vor Schluß der Versammlung wurden Huldi- gungsiclegrammc an den Kaiser und den Fürsten BiS- m arck abgescndet. — Die von den preußischen Behörde» in Angriff ge nommene Statistik über die Lage der Landwirtbschaft erstreckt sich, den „Berliner Neuesten Nachrichten" rusolgc, nickt allein auf die Verschuldung der Landwirtbc, sondern auch auf deren Einnahmen und fortlaufende Lasten. Die Erhebungen sieben »n Zusammenhang mit der geplanten Ausarbeitung eines Agrarrechts. — Tie polnische Fraetion bat im Abgeordneten Hause zur Bcralbiing des CultnsetatS den Antrag ein gebracht, die zur Förderung des TeutscktbumS in den pol »isckcn LandcStbcilcn bestimmten Titel zn streichen und die darin geforderten Summen aus die allgemeinen Fond« z» übertragen. Der jetzige Antrag unterscheidet sich von dem srübcreu dadurch, daß mau die Summe» nickt überbaupt ffreickc», sondern nur die Zweckbestimmung im Etat aus- bcben will. — Tie Commission dcS Abgeordnetenhauses zur Beratbung de- Gesetzes über die Errichtung von LandwtrtbsckasI« kam»,ern bat die erste Lesung beendet und in ff. 26 da von der Regierung vvrgcschlagciie System der Unterverbände beseitigt. ' Danzig, l. März. Ans dem Festmahl des weslpreußischen Provinziallandtags sprach heule Oberprüsident von Gohler sür de» russischen Handelsvertrag. Von einem Gegensätze der Interessen gegenüber diesem großen Werke könne in den verschie denen Bernssständen der Provinz keine Rede sein. * Ratzebiitg, l. März. Gestern sollte der neugewäblte Landtag sür das Fürsrentbui» Ratzeburg zusammentreten. Die Vertreter der Bauernschaften und der bau-gesessenen Bürgerschaft SchönberaS bade» aber a» den Vorsitzenden der großberzoHltchen Landvogtei, Drosten Äammerberrn v. Oertzcn in Lcbönberg, folgende Eingabe gerichtet: „Wir Unterzeichnete können der Aufforderung, unS zur Eröffnung der Versammlung der La»deSvcrlret>i»g des FürstenthumS Ratzcbnrg einziisiiikc», aus den wiederholt vorgetragenen Gründen auck diesmal nickt entsprechen Wir stehen nach wie vor aus dem Slandpnncle, daß der VersassungS- losigkcil im Fürstcnldum Ratzedura durch die Verfassung vom 6 November 1869 ein Ende nickt gemacht ist. weil e« der letztere» an allen und jeden Voraussetzungen und Er«
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