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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.03.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940303022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894030302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894030302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
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Tie Annahme des russischen Haiidrlsvertrags ist sicher — darin stimmt jetzt nach Abschluß der ersten Berathunz des Vertrags im Reichstage beinahe die gesammte deutsche Presse, auch die dem Beiträge feindliche, überein. Vielleicht war die Annahme schon sicher, bevor Herr vr. Miguel, den die Gegner des Vertrags zu den Ihrigen gezählt Hallen, kübl, aber um so wirkungsvoller die Annahme des Vertrags als eine unabwendbare Nolbwendigkeil bezeichnet Halle. Jeden falls ist jetzt eine große Schwierigkeit der innere» Lage beseitigt. Ader Diejenigen werden sich bitter ent täuscht sehen, die von der im Sinne der RcichSrcgierung ersetzten Erledigung der Vertrags Angelegenheit eine, wenn auch nur vorübergehende Beruhigung und Stablllsirung der politischen Zustände erhofft haben. Tie Re ich «sie u er frage gicbt dem Handelsvertrag die Tbür in die Hand und Vr. Miquel hat in seiner letzten RcichSlagsrede sehr ver ständlich angedculet, daß er keineswegs gesonnen sei, die Flinte ins Korn zu werfen. Die Bundesregierungen werden wohl die Verwerfung des QuittungS- und Frachlbriesstempcls hin nehmen und vielleicht die Umwandlung der vorgcschlagenen Weinstener in eine Flaschcnweinsteuer (Banderolesteuer) selbst beantragen. Aber bei der Tabaksteuer bleiben sie sest, da sie kein anderes Mittel für geeignet Halle», eine dauernde Ealamität im cinzelstaailichen Finanzwesen abzuwenden. Zn Len Sleuerfragen ist dieser Reichstag aber kaum weniger brauchbar, als ein mil der Parole „für den russischen Handelsvertrag- gewähltes Parlament. Vom Ui. März ab werden wir die „Kernlruppcn" von heule als Rebellen gegen die Regierung kämpfen sehen. Die, wie cinFranzose sagen würde, „unmögliche" parlamentarische Konstellation ist aber nicht die einzige Abnormität der Zeit. Gab die Rete vr. Miguel'S zu denken, so gab die ihr folgende Erklärung des LanbwirlhschastSministerS v. Heyden schon nicht mehr zu denken, sondern zu wissen, daß nämlich innerhalb der Berliner Regierungskreise tief greifende Gegensätze vorhanden sind. Nach dem „Reichsanzeiger" hatte Herr vr. Miquel u. A. wörtlich gesagt: Meine Herren, eZ ist daraus hingewiesen worden, Last keiner der bisherigen Herren Redner vom BundeSrathstijch oder der ReichSregierung sich mit der Roth läge der Landwirthschast beschäftigte. Nun, ich bekenne ganz offen, Last die Worte, welche Herr Gras Itauitz gesprochen hat, vollständigen Widerhall n> Len Herzen und in de» Ucberzeugungen der pre »bischen Regierung zBravo! rechts) nicht bloS, sondern gewiß ebenso der übrigen Regierungen und der Reichsregierung finden. Ich bekenne mich zu der Ueberzeugung, nicht btoS periön» uch, sondern ich kann hier spreche» Namens der preußischen ie auch in Deutschland finden, und nicht blos im Norden und im Lsten — Last diese bedenkliche Lage aber im Norden und Osten mehr oder weniger schon vielfach den Charakter einer Nolhlage anninimt. (Lebhaiter Beifall rechts.) Die preußische Regierung ihrerseits ist vollständig davon durchdrungen, daß eS die Aufgabe der nächsten Jahrzehnte sein wird mit voller Fürsorge und Ammerkiamken diese Loge der Landwirlh'chail nicht bloS zu beobachte», sondern auch wirksam für jede mögliche Abhilfe einzu- trelen. (Bravo! rechts.) Ais preußischer Minister konnte vr. Miquel eine bestimmte Erklärung natürlich nur im Namen der preußischen Regierung abgeden-, bezüglich der übrige» Regierungen niußlc er sich aus de» Ausdruck der Ueberzeugung beschränken, daß auch diese Regie rungen gleich der preußischen für Abhilfe der laiidwirtbschafl- lichcn Nolhlage sorgen würden. Um so auffallender mußte eS sei», daß der preußische Minister für Landwirthschast, Domainen unk Forsten, v. Heyden, der doch auch nur im Namen der preußischen Regierung sprechen konnte, zu einer „Ergänzung- LaS Wort ergriff, die nach dem „ReichSanzeigcr" folgendermaßen lauiet: Meine Herren! Ich stimme den Ausführungen, welche der Herr BundeSralhsdkvollmäctiliqte, königlich preußische Limits» und Finanz» minister Vr. Miquel bezüglich der Lage der Lanowirlhfchait gemacht Hai, in allen Theilen bei, ich halte mich aber verpflichtet, sic in einer Beziehung zu ergänzen und zwar darin: erführlcauS, daß er sich be- zügiich der Anerkennung der Nolhlage der Landwirihichast mil dem preußischen Staatsministerium in Uebereinstinimuiig befinde. Tiefe Acußerung errcgie das Mißfallen auf dieser Seile des Hauses (rechts). Es wurde gefragt, nur P r c u ß e n'? Im Interesse der Wahr» heit balle ich mich für verpflichtet, festjusteUe». daß bereits >ni Anfang des Jahres I8!tl der erste welcher aus den Verhältnissen der östlichen LandeSthelle, speciell Ostpreußens, heraus daraus aus- merkjam machte, Laß im Interesse und gegenüber der bedenklichen Lage der Landwirthschasl enljcheidendc Schrille geschehen müßte», wie sie eben von dem Herrn Slaalsminister Excellenz Miquel be zeichnet wurden, daß der erste, von dem diese Anregung auSgivg, der Herr Reichskanzler war. der damalige königlich preußische Ministerpräsident Gras von Caprivi. Besonders auffällig ist, daß diese im „Interesse der Wahr beit" abgegebene „Ergänzung" die Miquel'schen Worte eigent sich gar nicht ergänzt. Hie spricht keineswegs von den Absichten der übrigen Regierungen, beantwortet die aufgeworfene Frage „Nur Preußen?" nicht mit einer Silbe, sondern constatirt nur — was eigentlich gar nicht constatirt zu werden brauchte, da Vr. Miquel von dem aau,en preußischen Ministerium, also mil Einschluß des Ministers des Auswärtigen, Grasen Eaprivi, gesprochen batte — daß Graf Eaprivi von jeder mit seinen übrigen preußischen Eollezen über die Nothwcndigkeit einer Fürsorge sur die Landwirthschast einig gewesen ist und als Ministerpräsident eine solche Fürsorge in Anregung gebracht hat. Durch die besondere Betonung dieser Thatsachc eröffnet« Herr v. Heyden, vielleicht ohne eS zu wollen, einen Einblick in ein gespanntes Verhältniß zwischen dem Grasen Eaprivi und Herr» vr. Miquel, das weniger sachlicher, als persön licher Natur ist und aus das Mißtrauen des Erstcrcn sich gründet, vr. Miquel wolle seinen Verdiensten um die Landwirthschast nicht gerecht werden und ihn in der Gunst der landwirtbschastlichen Kreise auS- st ech en. Welchen Grund Gras Eaprivi zu solchem Mißtrauen bat, entzieht sich der öffentlichen Kenntiiiß; daß aber dieses Mißtrauen von einem Eollegen beider Staatsmänner in öffentlicher RcichStagSsitzung vor aller Welt proclamirt wurde, ist ein schlagender Beweis für die Richtigkeit der schon längst in Umlauf befindliche» Gerüchte über Differenzen in den Berliner RezicrungSkreisen, die über mann — „jeder in die Wunde der bestehenden Nickt Harmonie gelegte Finger durch den sanften Truck eines Dementis entfernt wurde, bat man jetzt den Reichstag zum Zeugen eines allerdings sebr ritterlich, aber doch nicht eben mil stumpfen Klingen geführten Waffen- gangcS gemacht. Diese Tbatsacke läßt auf den Ent schluß, eine» Wandel der Dinge derdeizusübre». oder wenigstens aus dit Erkeiinlniß schließen, daß das gegenwärtige Vcrbält- niß eine längere Dauer nicht verträgt. Prognosen zu stellen, bat man sich indessen in politischen Kreisen im Hinblick aus den stärksten Factor unseres StaatSlcbenS, die Unsicherheit, nach gerade abgewöbnt. AIS zweifellos wird nur aiigenominen.daß die telegrazh scheHierherberusung des Oberpräsidenten der Rbein- provi»;, Rasse, nicht mit der jetzigen amltichen Tbättgkeil dieses Herrn zusammenbängt. Ter Fovcrwitz spricht bereits von einem Wechsel, aber einem ganz kleinen: eS würden „nur zwei Buchstaben" geändert. DaS wird nun aller dings gewiß nicht der Fall sein. Wenn in der Tkat der Uebcrgaiig des Cu ltus minister in ms an eine andere Person statlsinten sollte, so würde dieser Wechsel »n Geielge anderer, politisch viel weittragenderer Veränderungen einhergcben." lieber die parlamentarische Lage in Holland wird uns unterm 2. März aus Rotterdam geschrieben: Zn der Frage der WahlrccktSerweilerung ist durch die heule seitens des Minister- des Innern Tak ausgesprochene Be reitwilligkeit, mir der Kammer über die Anforderungen für die Sklinmbercchtigung eine Einigung anslrebcn zu wollen, eine Entscheidung von ausschlaggebender Bedeutung gefallen. Bislang ließ der Verlaus der zwei Wochen fortgesetzten Ver- dantlungen eine Kaiiimerauflösunz als unvermeidlich er scheine», indem der Minister starr an seinem Entwurf fest hielt, während die Doctrinair-Liberalen eine sehr zweideutige Nolle spielten und durch Unterstützung unannehmbar er- llärtcr Amendements das Cabinel zu stürzen suchten. Die plötzlich veränderte Stellung der Regierung wird vornehmlich ans die Erwägung zurückzusühren sein. daß. da nunmehr unzweiselhaft die Vortage nur mit wesentlichen Einschrän kungen eine Mehrheit finden wird, bei Neuwahlen die Stimm rechiörrform die dringlichen socialen und militairischen Gesetze nochmals für zwei bis drei Jahre in den Hintergrund schieben würde. Die Einigung wird sich wahrscheinlich aus rer Grundlage vollziehen, daß die Analphabeten ausgeschlossen bleiben, daß dagegen eine einjährige Seßhaftigkeit, mehr- ziinmerige Wohnung und Freiheit von Steuerschulden Lea Bedingungen zugcfügt werden. SlaatSregierung (Bravo! rechts), und ich bin sicher: auch . - . ..... - - - - Namens der Reichsregierung 'Heiterkeit links), daß wir die kurz oder lang zu einem Bruche fuhren muffen. So fafzt >ieiädrdete. veiiiiiR» i'an- i„ r„.-. ..— man auch, wie uns aus Berlin geschrieben wird, dort die Sache gefährdete, peinliche Lage der Landwirlhichait i» säst allen euro» päijchen Culturläadern in vollem Maße anerkennen, daß wir auf. „Während bisher" so schreibt unser GcwährS- Die sranzüsische Presse quittirt der „Eocarde" Ducret'S über die neueste Enthüllung, die französische Regierung habe die Abberufung des englischen Botschafters Dusfcrin verlangt, weil er an der Veröffentlichung der „Figaro"- Artikcl Schuld sei, mit Stillschweigen, d. h. sie wagt eS nicht direct auszusprcchen, daß die perfide Anschuldigung aus Wahrheit beruhe, aber eS dünkt ihr patriotisch, die Möglichkeit offen zu lassen, daß eS so sei. Lord Tufscri», der früher bereits von französischen Blättern in so heftiger Weise angegriffen wurde, daß er eS vorzog, die Botschaftsgeschäfte durch einen Geschäftsträger ver walten z» lassen, antwortet natürlich auf die Eüradschileidercicn des lediglich für sein Blatt Reclanie machenden Tucrel öffentlich nicht-, dock, hat er beim Auswärtigen Amt über diese Rück sichtslosigkeit einem fremden Botschafter gegenüber Beschwerde erhoben und eS muß ihm Genuglbnung gewahrt werke». Der artige Botschasterhetzen sind übrigen- in Paris nichts Neues: man erinnert sich, daß schon aus Anlaß des PananiascandalS ein Theil der dortigen Presse nicht davor zurüctschrcctte, in diesen mehrere der in Pari« beglaubigte» Botschafter hinein zuziebcn — Eine offenbar von dem Alter ego dcS Grase» von Paris, dem Grasen d'Haussonville, aus gehende hochossiciöse Miltbeitung un Pariser „Figaro" be stätigt, daß der Prätendent sich gegenüber seinem Anhänge zu bedeutenden Einschränkuiige» entschlossen hat. Man erfährt anS dieser Mitlheitung, daß der Gras vo» Paris in Folge dcS Ausfalles der letzten Kammcrwabtcii, in denen nur »och drei b>« vier Eandidateu als „Ronatisien" anslralc», während die übrigen sich damit begnüzicn, „Eonservatwe" oder gar „Raillirte" zu beißen, sich entschlossen bat, seinem Kampfe mit der bestehenden Regierung einen antercii Charakter zu Hede» und jedenfalls feinen Generalstab zu vermindern, folglich schaffte er die Special-Sccretaire ab, die an der -LPiye der Deparlcmentat-EomileS standen, und setzte die Zahl derer, die sich regelmäßig zu ihm nach England be gaben und gewissermaßen eine Ehrenwache uni ibn in der Verbannung bildeten, aus die Halste herab. Ferner u»ter- drückle er die Subventionen für die Parteipresje, welche zum Theil schon abgefallen ist und statt der „Ziislruetionen dcS Königs" nur »och die päpstlichen Eucytlike» oder die Pubti- catwnen der republikanischen Rechten brachte. Die „Eorre spontance Nationale" allein wird noch aus Kosten deS Grasen von Paris rcdigirl und gedruckt und allabendlich an die Prorinzblätlcr gesendet, die sic gern benutzen wollen. Auch das „Bureau des Königs" >n der Rue Saint Honor« wird fortan »linder vollständig besetzt sei», dock, bleibt e« unter der Leitung des Grasen von Paris und steht »och täglich Allen offen, die einer AuSlunsl oder eines RatbeS bedürfen Von dort wirb in entscheidenden Augenblicken auch in Zu kunft die Losung auSgrhcn, welche die zerstreuten Soldaten um die Fakue schaaren soll. Die Nachrichten aus Lorbic» laute» uiimcr verworrener. Die LicbeSwerbunzen um die Wiedererlangung der Gunst des Zaren scheinen völlig gescheitert zu sein, denn auch der Metro polit Element, der sich der besonderen Gunst de« Herrscher- aller Reußen erfreut, hat erklärt, daß er nicht nach Peicrö bürg geben werte, um zu vermitteln und zu verlohne». Offenbar hat er cmen W<»t von dort erkalten, daß eine Ver mittelung überflüssig sei. da man ja die unabänderliche Bedingung Rußland-, die sojprtige Abreise Milan'«, kenne. Auch die ossicielle Erklärung de- Königs für Förderung des orthodoxen Glaubens hat daran nickt- geändert. Die Verhandlungen mil den radikalen Führer» batten keinen Erfolg, der Versuch, den ehemaligen (liberale») Regenten Ristitfck aus die Serie der Regierung zu bringen, endete »nt einer entschiedene» Absage, und von der Absicht, den ehemalige» Minister dcS Innern, Ribaratz, den Füvrer des rcgier»i>gssrcundlichcn Flügels der Liberale», mit der Bildung eines liberalen EabinclS zu betrauen, ist man sebr rasch in der Erkenntnis! wieder zurück gekommen, daß der Anhang Ribaratz' doch ein viel zu geringer »st,' als daß er als Eabinetsditdiier in Betrag» Iom»,e„ könnte. Von einem cnidercii, »och abenteuerlicheren, Plan wußte vor gestern der Londoner „Daily Telcgr" zu berichte». Danach sollte Milan feinen Sokn veramaßt haben, einen inili- ta irischen Diktator für ganz Serbien zu ernennen. Rikola Ekristilsch sollte für diesen Posten ausersehen sei», woraus die radicalen Führer erklärte», wenn die« ge schöbe, würden sie nickt länger i»> Stande sein, ihre» Anhang innerhalb tcr Grenze» einer gesetzliche» Agitation zu balle». Unglaubwürdig erschien diese Melkung nick», denn Milan bat mehrmals während seiner Regieruugszcit die letzte Rettung in Nikola Ekristilsch gesucht, dem alten österreichische» Grcnzcrunterossteier, der eiserne Energie mil größter Rücksichtslosigkeit verbindet, der die Freiheiten de« I Volles nur ii» Eorporalsiock verkörpert sieht. Meist mußte Feuilleton. LUida Silström. LSI Roman von H. Palmö-Paysen. Nachdruck «erdolen. (Fortsetzung.) Sie hält daS für ein kluges Reckt. Aber sie weiß recht gut, daß dies nur eine kleine Hilse ist. die Hauptaufgabe aber hat Ellida selbst zu erfüllen. Sie könnte weinen, geradezu ver zweifeln über solche Unzugänglichkeit, solchen Hochmulk. Ja. Murre nennt Hockmutb, was schöne, cmporstrebcnde Reinbeit de« Wesens, was Keuschheit nnd edler Stolz ist. Sie bat eine mangelhafte Erziehung, eine nur geringe Bildung genossen und lann sich mit ihrem abgestumpfte» Empfindungslebcn nicht in eine zartfühlende Märckensesle kineiiideiikcn, nicht in die Be grenztheit weiblichen, märchenhaften Thuns und Lassen«. Dazu il't ihre Vergangenheit zu bewegt, zn abenteuerreick. dazu ist sie zu lange aus den Brettern gewesen. Und wenn Ellika das Leben und Treiben aus denselben vor ihrem Entschluß, sich der Tanzkunst sür'S Lebe» zu weiden, weniger ideal angesehen und richtiger gekannt Kälte, so frei, so verletzend, wie eS sich ihr hier ini fremden Lande mehrmals schon genabt hatte, es bliebe die Frage, ob sie dann der überschwänglich geliebten Kunst Iüngerin geworren wäre. Nun war nickt- mehr zu ändern. Nun stand sie inmitten der Brandung des Lebens. auSgesctzl allen möglichen Klippen, an denen ihr Muth, ihre Kraft, ibre Siltlicklcil zerschellen konnte, Klippen, die durch Anfeindungen und Anfechtungen der niedrigsten Art um sic her anstürmten-, nun mußte sie zeigen, ob sie zu kämpfen verstand, so zu kämpfen, daß sie sich selbst getreu verblieb. „Murre", sagte sic jetzt sehr kleinlaut, nachdem sie eine Zeit lang in ihrem Anschrcibebuche bcrumgeblätlert und ge rechnet kalte, wenn ich nickt Neujahr wieder austreten darf, dann sicht es schlimm mit unserer Eaffe auS. Erstlich baden wir die Mietbe noch zu bezahlen und außerdem eine Anzahl neuer Thcateranzüge Die kürzlich angeschafftcn Kälte ich damals gleich berichtigt, wenn ich Dir nicht nach Schweden das viele Geld hätte senden muffen." .Wir bleiben die Mietbe schuldig, Fröken, da- ist ganz einfach", antwortete Murre gemütblich Die alte Souffleuse hatte im Leben so oft Schulden gemacht und so selten welche bezahlt, daß man sie durch solche Möglich keiten, MiethSschulden, Kleidersckuldcn, nicht zu beunruhigen vermochte. „Die Leute hier im HauS haben Geld genug, die können unS schon ein Vierteljahr Credit geben — das thun sie auch —, stecke» Sie sich-nur hinter den Herrn im Gartenbaus, was der sagt, das muß die Frau befolgen. Freilich, Lärm wird's gebe». Ter aufgeblasene Truthahn! Sie wird schon roth und kollert, wenn sie mich nur sicht." „Wir bleiben die Mietbe keineswegs schuldig, Murre, eS wäre daS Letzte, was ich thätc", antwortete Ellida mit aller Bestimmtheit. „Und was wäre denn das Erste?" fragte Murre im nüchternsten Tone. - Ellida stützte den Kopf. „Wenn ick mir dock einen Nebenverdienst schaffen — Stunden gebe» könnte! Aber worin? Und woher bekomme ich Schülerinnen?" „Niemals, Fröken, denn Jeder wird sich fragen: was sind Sie, Fräulein? Und wenn Sie sagen: eine Tänzerin — dann bedanken sich die Leute." „Es ist sehr traurig", sagte Ellida, „daß die Tanzknnst — nein, die Tänzerinnen hier so lies im Anseben sieben, denn die Kunst verschuldet es nicht, eS sind die Tänzerinnen derselben." Murre ließ sich nicht gern auf das heikle Thema ein, überhaupt nicht gern aus Ellida« oft etwas philosophische Gedanken und Grübeleien Murre's ganzer Sinn ist überhaupt nur auf ein Ziel, auf einen geheimen Wunsch gerichtet, den nämlich, daß ihr Liebling einen reckt reichen, toll bis über die Ohren in sie verliebten Verehrer fände, dann kämen die Mittel von selbst in'S HauS, und warum sollte ihr „AelSkting" nicht wie die Sonjidia, diese nichts weniger als seine, fast schon verblühte Tänzerin, einen Baron oder Grasen, oder meinetwegen denn auch einen Titellosen, — aber reich müßte er sein — als Ehegatten kapern und mit diesem in Freude und Wonne den Lauf ihre« Lebens beschließen?! Sie, Murre, würde dann, das wußte sie im Voraus, ein wahres Schmarotzerieden führen. Wenn er nur erst da wäre, dieser Nabob. Sie dachte an den Diamanten schmuck diese« Morgens und grübelte nach, auf welche Weise sie sich mit dem ihr unbekannten Geber, dem reichen Osficier, — Len Namen batte sie nickt verstanden — in Verbindung setzen könne, um der kleinen thörichtcn, unpraktischen und un verständigen Herrin nutzen zu können, natürlich in aller Heimlich keil und Schlauheit, ander« erreichte man ja bei ihrem stolzen Liebling nicht«. Noch während sie mit diesen Gedanken liebäugelte, schellte eS, dann ertönte ein Klovfen, und ebe Ellida es sich versah, befand sic sich in den Armen der sie vergötternden Edith Honnegger. Bor Ellida »icderkniend, ihre beiden Hände erfassend und aufblickend m ihr weißes, freundliches Gesicht, an dessen Schläfe ein schmaler rothcr Streifen, die letzterhaltene Wunde, an eine LeidenSzeit erinnerte, ries sie innig: „Da bin ich, wie habe ich mich nach Ihnen gesehnt! — Etwa« bleicher sehen Sie aus — aber krank? nicht die Spur. Warum tanzen Sie nicht wieder? Warum treten Sic nicht aus? Sic werden sich doch nicht ciiischilchlcrn, dock um Gotteswillen nickt weg- »itriguircn lassen ? Ich sage Ihnen, Liebste, Reizendste, eine Untersuchung ist im Gange, zum Bangewerden selbst bei reinstem Gewissen, der Ebes gebt umker wie ein stirnrunzelndcr ZeuS, der jede» Augenblick bereit ist, seine Donnerkeile durch die Lüfte sausen und vernichtend zwischen unS Sterbliche hernieder- sahren zu lassen. Ter Capellmeister bat eine Nase bekommen, derart, daß er sofort gekündigt bat. Es herrscht eine Schwüle im Theater, wie vor einem kommenden Gewitter. Ihr Stück ist nach einer einzigen Vorstellung schnell wieder vom Repertoire verschwunden; die Helldors tanzte, nachdem man Sie darin gesehen, denn doch zu mittelmäßig Nun haben wir Weihnachten, aber danach, was geschieht danach? Tanzen Sie wieder, kommen Sie?" „Der Arzt hat noch immer Schwierigkeiten gemacht, obgleich ich jetzt ganz von dem unbehaglichen Druck im Kops befreit bin", antwortete Ellida, während Murre mit scharsaushorchendem Ohr der Unterhaltung folgte. „Im Vertrauen gesagt, liebe Edith, ich fürchte, der Herr Intendant will mich sackte bei Seite schieben, und um mir nicht webe zu tbun, verbindet er sich mit dem Arzt, zieht die Sache in die Länge und begründet hernach seine Ablehnung mit meinem sich allzu langsam bessern den Befinden." Edith Honnegger lachte helltöncnd auf. „Da kennen Lie ihn schleckt. Der nimmt keine Rücksichten. RiSkirt er Ihr Auftreten nicht wieder, so bekommen Sie eS unverzüglich zu höre». Haben wir schon Alle- erlebt." Ellida sagte kein Wort dazu, lächlte nur eia klein wenig Rücksichtslos würde Herr von Hochstedt nicht sein — da» wußte sie doch besser. „Ich will nun selbst zu ihm gehen, vielleicht morgen, mein erster AuSgang; ich will ihn gerade heran« fragen, was seine Meinung und seine Absicht ist." „Sehr richtig, denn wir haben in wenigen Tagen Weih nachlen und das bringt Jedermann eine unruhige Woche, klebrigen« — ick habe eine ganze Tasche voll Grüße milgcbracht. jetzt fühlt eine Jede Zärtlichkeit und Theilnakme für Sie. Die Mädchen find dock nicht so bös und herzlos, als sie oft scheine». Ich hatte Mühe, mich eines ganze» Sckwarmc« Eolleginnen zu erwehre», der sich mir anschliefic» wollte. Ein Wunder, daß mich Ihr Cerberus eingelassen hat, Herzliebfle — er sah mir mit rollende» Auge», aber dock schweigend nach, al« ich ohne weitere Anmeldung in Ihr Zimmer schlüpfte." Während die lebhafte Editk Honnegger, ohne im Mindeste» ihren Athen« zu erschöpfen, derart weiicrplaurcrtc und Ellida mit den derzeitige» Ereignisse» und Verhältnissen im Tbcater bekannt machte, näherte sich tcr junge Bildhauer Rclltoff den« Hause der Frau Dclponda. Unglücklicherweise hatte die ininicr wachsame Frau auch diesen Besuch komme» sehen, bemerkt, wie der junge Mann suchend die Straße daher kam, endlich die richtige Nummer herauSsand und dann die Schelle doS Hauses zog Selbst verständlich trat sie dem seinen, interessant auSsehenden Herr» — in dem sic sofort wieder, und dieses Mal nicht mit Unrecht, einen Verehrer der Tänzerin witterte — persönlich entgegen. Rclltoff hatte in seinem bisherigen Leben erst im letzten Jahre Gelegenheit gesunden, mit Dame» vom Theater zu verkehren. Erst scitteui ibn Werner in seinen UmgaiigSkrelS gezogen, gerieth der alleinstehende, sehr strebsame junge Künstler in Berührung mit einer ganzen Schaar junger Kün'tter beiter lei Geschlechts, lernte die Sonsidia kennen und i» deren Gefolge eine Anzahl Tänzerinnen, deren ausgelassenes, ircics und leicht sinnnigeS Wesen ^eben nickt danach angetban war, ikn mit besonderer Achtung für Mädchen dieses Berufes zu erfüllen. Die Art, wie die Herren mil diesen zu verkehren, zu scherzen, zn lachen und zn plaudern pflegten, lernte fick schnell und auch Rclltoff stimmte seine Umgang-manieren bald aus den gleichen Ton. In der ikm persönlich unbekannte» Ellida «ilström sab er bis zur Stunde daher nick!« Anderes, als ein junges, reizend gewachsenes, schleckt behütete» Mädchen, daS aus der Bühne ein bedauerliches FiaSco gemacht und wie ein Wandervogel bald aus und davon fliege» würde. Er hoffte und rechnete ziemlich bestimmt — sehnsüchtig iminer nur da« eine Ziel im Auge behaltend, einige Sitzungen von ibr ai« Modell zu erreichen — auf allerlei durch das mißglückte Debüt herbcigesuhrte pecnniäre Verlegenheiten, weshalb dargcbotene reiche Spenden, wodurch er seine Wünsche zu unterstütze»
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