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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.03.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940309025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894030902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894030902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-03
- Tag1894-03-09
- Monat1894-03
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Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsap nach höherem Tarif. Hptra-Beilage» (gcsalzll, nur mit der Morgen - Ausgabe , ohne Poslbesorüerung ./« 60.—, mit Postbeförderung .et 7V.—. Annahmeschluß für Anieiaen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh ".!) Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen ,e eine halbe Stunde srühcr. Anzeigen sind stet- an die «krpeiiitia» zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 88. Jahrgang. politische Tagesschliil. * Leipzig, 9. März. Seltsam! Während bekanntlich dieser Tage der preußische Kriegsm inister im Reichstage für den (General Kirch- boss, der einen frechen Angriff des „Berl. Tagebl." auf die Ehre feiner Tochter mit dem Revolver abwehren ;u müssen geglaubt batte, nicht nur mildernde Uiiisläntc in Anspruch »abm, sondern es geradezu als eine Pflicht jedes Mannes bezeicknetc, mit den energischsten Mitteln gegen die Kränker seiner Ehre vorzugehen, beobachten zwei Vcamtr Vrs Aus wärtige» Amtes dem „Ktadderadatich" gegenüber, der sie wiederhott auf das Schärfste angegriffen bat, mit Zustimmung de- Reichskanzlers eine beinahe liebevolle Schonung! ..Gemeinschädlicher Intriguen" Halle daS Berliner Witzblatt den Wirkt. Geh. Leg.-Ralh v. Holstein und den Geh.Leg.'Rath v. Kiderlen-Wächter beschuldigt und zugleich eine Anklage geradezu gefordert. Statt einer solchen erfolgte aber lediglich folgende Erklärung im „ReichSanzeizer": „Ein hiesiges Witzblatt macht sich ieit mehrere» Wochen zum Organ gehässiger Angriffe gegen einige hohe Beamte des auswärtigen Dienstes. Diese Angriffe entbehre» jeder thatsächlichen Be gründung. Sie erscheinen lediglich als der Ausfluß einer un bekannten persönlichen Gegnerschaft, die sich scheut, offen hervorzutreten. Es genügt, dieselben hiermit zu charakterisier»." Man erfuhr dann, daß Herr v. Holstein beim Grafen Herbert Bismarck habe ansragen lassen, ob er zu de» Angriffen in Beziehung stehe, und daß Graf Bismarck das verneint habe. In den letzten Tagen veröffentlichten dann mehrere Blätter Auszüge auS einem Briese, den einer der Nedacteurc des „Kladderadatsch", Herr Polstorfs, zur Er läuterung der den meisten Lesern unverständlich gebliebenen Artikel des Witzblattes an einen Frager gerichtet hat. Als die Beamten, gegen welche sie gerichtet waren, werde» wiederholt die Vortragenden Rätke im auswärtigen Amt von Holstein und von Kiderlen-Wächter, und außerdem »och der Gesandte in München, Graf Philipp Eulenburg, genannt. Herrn von Holstein wird in jenem Briefe zunächst zum Borwurs gemacht, daß er beim Rücktritt des Fürsten Bismarck von diesem „abgeschwenkt" sei. In dem Briefe heißt cs dann weiter: „Holstein und Kiderlen habe» die letzten Jahre stets den Riß zwischen Kaiser und Bismarck zu erweitern gesucht, namentlich auch durch verletzende Sachen, die geschickt in verichiedene Blätter lancirt mid dann «r. Mas. als Erzeugnisse der Bismarck sreundlicheu Presse eorgelegt sind. Außerdem haben sie die tüchtigen und selbstständige» Gesandte» hinausgcdrängt oder in die Ecke geschoben, um unbe- deuiende und willsährigc Leute zn placiren. So ist der treffliche öchlozcr durch de» Llio v. Bülow. der kluge RaLowitz in dem wichtigen Konstaiitinovel durch de» biedere» Radolii, ersetzt. Moser hat hier nur fortgcnnißt, weil Graf Eulenburg seine» Freund Aanibüler, der durch die Einziehung der württembergischcn Gesandt schaft in Wien obdachlos wurde, hier placiren will. Euleuburg selbst will nach dein fröhlichen Wie», deshalb muß Prinz Neuß voil dort weg. Tie schlimmsten sind Holstein und Kiderlen, Eulcnburg ist aber besonders gefährlich, weil er porsonu xrutissim» beim Kaiser ist, Len er ja auch jede» Sommer aus der Fahrt nach Norwegen begleitet." Weiter wurde in dem Briese gesagt, Graf Caprivi habe den Kammergcrichtörath und Dichter Wichert zu der Redaction des „Kladderadatsch" gesendet, und sie bitten lasten, mit ihren Angriffen aufzuhören; andererseits sei Graf Eaprivi von vielen Seiten, auch von hohen MilitairS, aus- gesordert worden, die beiden Herren „hinauszuwersen", er scheue sich aber offenbar wegen des Einflusses, den Kiderlen und Eulcnburg beim Kaiser hätten. Und was ist die Antwort auf diesen Brief, dessen schärfste Stellen wir unterdrückt haben, und seine Veröffentlichung? Folgende Kundgedung der „Rordd. Allgem. Zig.": „Die „Frankfurter Zeitung" veröffentlicht einen Bries de- Mit- redacleurs des „Kladderadatsch", Polslorff, der sich über die bekannten Angriffe dieses Witzblattes aus Beamte dcS auswärtigen Dienstes verbreitet. Das Frankiurter Blatt bebandclt die Sache jo ernsthaft, daß wir an die Echtheit des BricscS glauben müssen, so wenig auch sein Inhalt mit einer Anzahl sehr kreier und ohne alle thaliüchlichen Anhattspunclc vorgcbrachlcr Ilrlheilc über Verhältnisse und Personen dazu geeignet erscheint. Ist der Bries aber echt, so beweist er erst recht, wie außerordentlich der gute Glaube der Rcdactio» des Witzblattes mißbraucht worden ist und wie richtig die Erklärung im „Reichs-Anzeiger" war, daß die Angriffe von einer unbekannten Gegnerschaft auszugehcn schienen, die sich scheue, offen hcrvorzutreten." Nu» ist cS ja zweifellos richtig, daß die Angaben des „Kladtcradatsch"-RedacteurS höchst allgemein gestalten sind und daß die Bermutkung nabe liegt, daS Blatt wisse selbst nichts Positives und diene nur einer unbekannten Gegnerschaft der genannten Beamten zum Sprachrohr. Aber wir glauben, daß Niemand verstehen wird, warum der Versuch unter lassen wird, der „unbekannten Gegnerschaft" zu Leibe zu gehen und den „Kladderadatsch" deshalb zur Nennung seiner Inspiratoren zu nötbigen. Gerade wenn man die Redaction des „Kladderadatsch" für ehrenhaft genug hält, nicht aus eigener Initiative unbegründete Beschuldigungen in die Welt zn schleudern, so muß man sie auch sür chrcnbast genug batten, ihre Gewährsmänner zu nennen, sobald bewiesen werden kann, daß die An griffe lediglich einer persönlichen Gegnerschaft entspringen. ES bandelt sich ja auch im vorliegenden Falle nicht allein um die persönliche Ehre der angesckultiglcn Beamten, sondern um das Aiiscdc» der ganzen deutschen Diplomatie und um das Vertrauen, das sie im Aus lande genießt. Auf dieses Ansehen und dieses Vertrauen ist ein schweres Attentat verübt, das Aufklärung und Sübne erbeischt. Gerade im AuSlandc würde man eS am wenigsten versieben, wenn nian in dem Reiche, wo einem General die energische Wahrung seiner persönlichen Ehre zur Pflicht ge macht und sür den Gebrauch des Revolvers die milderndsten Umstände zugebilligt werden, über schwere Verdächtigungen von Hobe» Civildeamten das Gras matter Dementis wachsen ließe. Wie der preußische Kricgsminister und alle diejenigen, die dem General Kirchhofs die milderndsten Umstände zubilligen, über die lüble Langmulst der Angegriffenen und ihres Vorgesetzten in diesem Ehrenhandel denken müssen, sei nur hcläufig zur Frage gestellt. Die zweite Lesung dcS deiitsch-riissische» Handels vr»träges soll am Sonnabend im Reichstag beginnen. Man nimmt vielfach an, die zweite Lesung des Vertrages werde in zwei Sitzungen erledig! werden. Anderen Falles sind Abendsitzungen in Aussicht genommen. Am ToniierS- tacz oder spätestens am Freitag der nächsten Woche soll die dritte und entscheidende Lesung folgen. Bemühungen der Gegner dcS Vertrages, die folgende» Verhandlungen zn ver schleppen und die Entscheidung erst nach den Osterferien herbei- zuführeu, dürsten vergeblich sein. Man ist entschlossen, solche Versuche durch Schlußanträgc zu vereiteln. Die An nahme des Vertrages mit einer Mehrheit von etwa 10 Stimmen gilt für gesichert. Eine Fortsetzung der parlamentarischen Arbeite» nach Ostern ist schon durch die erforderliche Feststellung des Etats geboten, die bis zum Beginn der Ferien am I»!. Mär; nicht zu erreichen ist. In parlamentarischen Kreisen ist vielfach die Ansicht verbreitet, die Regierung werde, sobald der Etat scstgcstcllt ist, die Tagung schließen und aus die Stcucrgesctzc vorläufig ver zichten. Demgegenüber versichert ein parlamentarischer Berichterstatter, daß diese Annahme einstweilen jedes Grunde- entbehre. Die Regierung hoffe im Gegenlsteil aus ein tbat sächliches Ergebniß aller Sleucrvvrlagcn; jedenfalls werde sie zunächst den Abschluß der Stempclstcnervorlage abwarlcn. Nun ist auch gegen das italienische Parlament, nachdem daS sraiizösiscke und das griechische vvrangcgaiige». ein teuflisches Dyn am i I at tcntat verübt worden: Mit surchtba»ein,weithin in die Stadl ffcom hörbarem Krach crplotirtc am gestrigen Abend, als die Deputirien bis auf einige wenige die Kammer verlassen ballen, am Portale deS Parlamcnts- gebäudeS, unmittelbar »eben dem Locale der Mililairwache, eine Bombe, riß ein tiefes Loch in die Erke, zertrümmerle die Fenster des Palastes und der sämmllichcn Häuser dcS Platzes, beschädig!« »ichrcrc derselben erheblich, nnd als sich die gewaltige Rauchwolke, welche die Explosion verursachte, verzogen hatte, fand man fünf Schwerverwundert in ihrem Blute liegen. Außer einer Frau, die am Kopfe bedenklich verletzt wurde, sind am schwersten verwundet ein Gcniesoldat mit Verletzungen an Kopf, Brust und Beinen, der Ministerialsecretair Polaroui, den, bereits ein Arm und daS linke Bein ampuürt wurde, ein gewisser Angeli, angeblich der Sohn eines Arztes, dem voraussichtlich beide Beine amputirt werden müssen. Angeli wurden von der Explosion alle Kleider vom Leide gerissen. Bei dem im Spital vorgenommenen Verhör gestand er, eine Kiste mit der Bombe von Iliibckannlcn zur vorüber gehenden Aufbewahrung erhalten zu haben, ohne daß er wnßle, was die Kiste enthielt; daraus sei die Explosion crjolgt, deren erstes Opfer er selbst wurde. Natürlich mißl man dem Märchen Angcli'S keinen Glauben bei, vielmehr ist der selbe, wie fast sicher anzunchmcn, der wirkliche Tkäier. Da Erispi, wegen seines Unwohlseins, den Schlug der Sitzung srühcr wie gewöhnlich verlangte, war die Aula im Augen blicke leer, sonst wäre die Bombe während der Berathunz der Autorisation, gegen den verhafteten social ist ischen Abgeordneten de Felice vorzugcben, explobirt. Dieser Umstand läßt vermuthcn, daß das Attentat als Ein schüchterung gegen die Kammer dienen sollte. Anderer seits herrscht in der Bevölkerung Roms große Ver stimmung gegen die Kammer wegen des gestrigen Votums, womit die Lotterie sür die vorgcschlagcne LlationalauSsteUung adgetebnt wurde. Allein hierin dürste ein zureichender Grund für daS Attentat nicht zu finden sein, viel mehr hat man eS wobt zweifellos mit der Antwort der Anarchisten ans das Vertrauensvotum zu thiin, welches die italienische Depulirlenkaniiiicr soeben mit erdrückender Majorität dem Ministerium Erispi für seine energische Nieder werfung der Revolution, wozu auch daS Vorgehen gegen de Felice gehört, Kat zu Theil werden lassen. Die Unter suchung wird ja bald volle Klarheit bringen. Die italienischen Anarchisten aber werden, wen» das Altentat Ihatsächlich auf ihr Eonlo zu setzen ist, sehr rasch zu der Einsicht gelangen, daß in Italien jetzt eine Hand am Ruder ist, stark genug, um ähnlich wie in Frankreich, die Brut dcS Anarchismus auSzurottcn, so weil dies nur irgend möglich. Der Schrecken und die Empörung, welche sich der Stadt Rom, in der viele Geschäfte zum Zeichen der Trauer dicLäden geschloffen halten, bemächtigt haben, werden der Abgeordnetenkammer, wen» sie zum Beschluß über drakonische Maßregeln gegen die Anarchisten berufen wird, einen mächtigen Rückhalt verleihen und, die Frage, ob Eolajanni mit seiner Behauptung, daS kürzlich von Erispi in der Kammer ver lesene rcvolutionairc Manifest sei von einem Dciiuiiziaiilcn auö Privatrache gefälscht, eine Frage, deren mögliche Bejahung den Eindruck der erfolgreichen Aetion Erispi's in Mancher Augen al'znschwächcn geeignet gewesen wäre, im Reckt ist, hat nach dem neuesten Schandstück des UmsturzgcisteS, sür dessen Thatsäcklicbkeit ein halbes Dutzend Schwerverletzter spricht, einen gute» Tbeil ihrer Bedculuiiz verloren. Den italie nischen Depiitirte» aber mag das Attentat auf ihr eigenes HauS eine Mabliung sein, allen Zwiespalt und alle Sonder Interessen bei Seite zn lassen, sich um den großen Man», den Gott ihrem Volle in großer Noth gegeben, eng zu schaarcn und ihm bis zur Vollendung seines gewaltigen, ans dauernden Frieden im Innern binzielcnten RcsormwcrkeS treuga ckoi, um die er gebeten, ansricktize» Herzens zu gewähren, treugn «lei Alten, die berufen sind, mit zu arbeiten an dem nationalen Werk, nur nickt de» Anarchisten und ihrem Änbang! Ein aetivcs Vorgehen rualischer Kriegsschiffe wird von zwei überseeischen Stationen gemeldet. In den wcstasrikanischcii Gewässern gingen die bei Bathurst ankern den englischen Kriegsschiffe gestern zum Angriff gegen Fodi Silah über, der bekanntlich gegen Ende Februar der am Gambier stationirie» englischen Flottenmannsckaft eine empfind licke Schlappe beibrachte, und begannen vie Beschießung der Veste Gonjor, deren Einnahme erwartet wirk. Ein eritttercr Zwischenfall, der sich möglicherweise zu einer englisch - portugiefischen Differenz auSwachsen könnte, ist am Zainbesistroi» eingetreten. Die Tclegraphenlinien, welche der Prcmicrminislcr der Eapcolonic, Mr. E. Rbvdes, durch die ganze Länge von Afrika, vom Matabclelande bis Kairo, zunächst freilich nur bis in diecnglischen Scengegcnden, legen will, solle» nämlich im Augenblick südlick vom Zambcsi bis nach Tela, an diesem Flusse eine Strecke aus wäriS von der Sckireinündung gelegen, durch portugiesisches Gebiet geführt werten Der Herstellung dieser Strecke wider setzte» sich die Portugiesen, und so kam cS von englischer Seile zur Anwendung von Gewalt. Der Eomiiiandcur dcS brili- schcn KaiionenbooleS „MoSguilo" landete, wie gemeldet wurde, eine Truppciiablheilnng in Tele und feuerte aus die Port» gicsen. Der Gouverneur von Ouilimane eilt mit Kanonen booten und Truppen »ach dem Schauplatz dcS Zusammen treffcnS. Wie es beißt, hätte der Eomiiiandcur des „MoS gnito" um Verstärkungen »ackgesuckt. — Das Berbäftniß zwischen Engländern und Portugiesen i» Afrika ist seit Jahren nicht das srcundschasllickstc. Diese können cS den Engländern nickt vergessen, daß sic ihr mcbrhunbcrtjährigcS coloniales Stillleben in Mittel- asrika unsanft gestört babe». Man batte in Portugal stets das ganze iiiittelasrikauischc Gebiet, bas zwischen den Eolonicn der West- und Ostküste lag. als portugiesisches Gc bict betrachtet, bis der Evngoslaat nnd die britische Regierung diesem Glauben ein jähes Ende bereitete». Mitten ins Gebiet des Sambesi und Schire schoben sick die britisckcn Besatzungen vor, und wenn sich auch vor fünf Iabrcn die Portugiesen witersctzcn wollten, als die Briten die Malololo angriffcn, zogen sie dock den Kürzere'- und ihr Gebiet wurde bcdcnklick beicknitten. Dann tanic» die Streitigkeiten wegen der nach dem Transvaal führenden Dclagoa Eisenbahn^ die einem Schiedsgericht unterbreitet wurden. Trotzdem wurde in den letzten Monaten von Prätoria ans Klage gegen die portu giesischen Behörden erhoben wegen der Schwierigkeiten, die sic dem Betriebe bereite», und nun sind sie auch dem Ban von Telegraphenlinien durch bas Zambcstgebict ciitgcgcngclrcteii. Die englische» Blätter sichre» darob eine ziemlich ernste Sprache und betone», bas Recht auf freie Durchfuhr und aus die Anlage von Straße», Brücken, Bahnen und Telegraphen rnrch porlugicsischcs Gebiet müsse unbedingt aufrecht erhalte» werden. Wen» man der englischen Colonial- polilik in»! auch nickt seine volle Smiipathic zuzuwcndcn vermag, so lann inan doch den Wunsch nicht iuilcrdrückeii, daß Portugal den Vorfall am Zambcst nickt zum Gegenstand starrköpfiger Rclriminationcn mach«, denn es ist ohnehin schon Ferrilletsii. Ellida Silllröm. Roman von H. PalmS-Paysen. Nachdruck verboten, «Fortsetzung.! „Christenpflicht, pah! Für uns würden die Leute raS nicht thun." „Daran haben wir nicht zn denken." „UnS würden sie sterben und verderben lassen. Will mich hüten, für die da —" Murre verrenkt sich säst den Daumen, indem sie oben hinaus weist — «für die da mein Leben zu riskiren." Mit einer energischen Bewegung wirst sie sich in die Kitzen zurück. Ihr graues Gesicht, unirahmt von einer große» Nacht haube mit breitem Strick, siebt abenlenerlick genug aus. Das Mädchen hat die Beiden »lit frecher Neugier angesehen und angehört. „Gut, ich gehe Fräulein, wenn Sic so lange oben bleiben - zweite Thür recktS von der Treppe — in einer kalben Stunde kann ick wieder da sein —" sagt sie und bczicbt sich eilig hinaus. Elliva gebt in das Krankenzimmer trotz allen Protestes der alten Murre, die sich nur widerwillig erbebt — nicht um der Leute, sondern nur um ibreS AclSklingS willen, wie sie sagt. Wie hätte sie schlafen können, wenn ihr „Fröken" wacht. Die Befürchtungen deS Mädchens scheinen begründet zu sein. Ellida gewinnt von Fra» Delponda den Eindruck einer Schwerkranke». Sie öffnet nur ein wenig die Augen, als daS junge Mädchen hereintritt. Ob sic die Tänzerin kennt, ist nicht z» entscheiden. Obne zu sprechen, streckt sie die Hand »ach einem Wafferglase aus. Ellida reicht cS ihr, das Zimmer ist ihr fast zu grell erhellt. Auf einem Tische zwischen den Fenstern steht eine Lampe, hier und dort noch brennende Lichter, die Ellida löscht. Sie schiebt einen in der Ecke siebenden Wandschirm vor daS Bett und folgt dann den rufenden Kinder- stimmcn, die durch die offcnstehende Thür aus dem anderen Zimmer herübertöne». „Henny muß einnehmen —" bringt Frau Delponda so mühsam hervor, als hätte sie kaum mehr Athem. Ab und zu greift sie mit zitternden, glühendheißen Händen nach dem Munde, der verlangend nach Luft ringt. „Ich will sür Alles sorgen", beruhigt sie Ellida'S sauste Stimme, „ängstigen Sie sich um nichts — auch der Arzt wird sogleich kommen." Und so gebt sic bin und bcr mit unbörbaren, säst schwebenden Schritten, versorgt die Kinder, beruhigt sic und bält Wache bei den Kranken. Es wäbrt sehr lange, bis der Arzt kommt. Das Mädchen bat ihn nicht anwesend getroffen und auf seine Rückkehr gewartet. Sei» Erscheinen bezeichnet er als sehr notbwcndig. Der Zustand der Kinder bat sich nach seiner Aussprache zwar ge bessert, derjenige der Mutter mit großer Schnelligkeit ver schlimmert. Er untersucht den Hais, befühlt AUeS und erklärt dem jungen Mädchen im Nebenzimmer, daß eine Gefahr zu befürchten sei. ob sie auch Muth babe und den guten Willen, ib»> zu assistiren; er hält eine Operation sür »otkwenkig. Ellida erklärt sich bereit, ilnn nach Kräften bebilslich sein zn wollen, wobei er sie prüfend anschaut und zufrieden nickt, als wolle er sagen: ich glaube, ich kann mich auf Dich verlassen. — Er verläßt die mühsam Athmcnde keinen Augenblick, bat den Professor herbeigerufen und in der Frübc des Morgens wird unter dessen und des jungen Mädchen« Hilfeleistung die Operation schnell und geschickt vollzogen, die Mutter ist ibren Kindern erhalten worden. Murre, die bei dem Ernst der Lage eS nun doch sür nötbig befunden bat, entgegen ibren trotzigen Worten, ebenfalls ihre Dienste anzubicten, bcgicbt sich endlich in die unteren Näume zurück. Ellida will noch Wache ballen, bis die barmherzige Schwester erscheint, die der Arzt auf dem Heimwege zur Pflege der Familie zu benachrichtigen gekenkl, darüber vergebt wieder eine Stunde. Ebc sich der Professor von Ellida verabschiedet, sagt er: „Dank für das, was Sic in dieser Nackt meiner Schwägerin »nd somit auch mir gelkan haben! Was ick, dabei empfinde, ist mehr, als ich zu sagen vermag", er bält ibre Hand in der seinigen und sieht das seine, etwas blaffe Gesickitchen mit einem beinahe feierlichen Ernst an, „könnte sich meine große Achtung, die ich für Sie, meine junge Freundin, bcge, noch vergrößern, so geschähe cs nach diesen aufgeregten Stunden. Sie sind besonnen, tapfer, hilfsbereit und hochsinnig, Sie sind ein guter Engel. So denke ich von Ihnen." Dabei batte er seine Reckte aus ihren Scheitel gelegt und sie mit einem unbeschreiblichen Blicke angesehen. DaS. was er nicht in Worte zu fassen vermag, da« redet auS seinen leuchtenden, gerührt zärtlichen Augen. Er wendet sich schnell ab »nd verläßt daS Zimmer. Auch Ellida bcgicbt sich nun hinunter, sic sucht und findet Rnlie durch einen tiefen, lraum- lvse» Schlaf, in welchen sie jedoch erst »ach längerem Wachen verfällt. Was sie getban, das bält sie für ganz selbstverständlich. Dabei aber schleicht sick der Gedanke, der Wunsch ein, so wie der Professor, möchte noch ein Anderer von ihr denken, wenn sic es auch nicht verdiente. 1t. Capitel. Herr von Hochstedt erhielt am nächstfolgenden Tage beim Morgenfrübstück ein Schreiben, welches die zierliche, frauenhafte Hand de« Professors Delponda trug. Er verfäbrbte sich beim Anblick dieses Briefes nnd fühlte, wie sich sein Herzschlag be schleunigte, während er denselben erbrach. „Es ist ein Unglück passirt —" murmelt er, „ich dachte cS gleich — damals, als — ich habe es vorabncnd empfunden —" „Lieber Gerhard", las er, „Du sollst rechtzeitig gewarnt werden. Im Hause meiner Schwägerin herrscht Diphtherie. Ansteckung ist auch in meiner Klause zu befürchten, denn ich wandere bin und her. Habe eine böse, aufregende Nacht durchlebt. Die Kinder sind außer Gesabr und Friederike ist durch eine HalS- operation dem Tode entrissen. Du wirst mich in Anbetracht dieser Verhältnisse nicht besticken könne». Hüte Dick davor. Herr Gott, welch' eine Nackt war daS! Die kleine Silström bat mir oder vielmehr dem Arzte tapfer zur Seite gestanden, Dienstboten sind in solchen Stunden meist unbrauchbar —" Herr von Hochstedt brach mitten im Lesen ab und sprang auf. „Diese Tollheit — diese Unvorsichtigkeit — wenn — schrecklich —" murmelte er. eilte dann an s Fenster und laS fieberhaft erregt weiter: „Ist alle Gesabr beseitigt, Alles dcS- insicirt — wie auch dieser Bries, Du hast nichts zu befürchte», — so erhältst Du Nachricht. — "Noch eins — eS ist eine Privatsachc und vielleicht verlacht der Intendant den für sorglichen mitleidigen Professor. Muß die kleine Silström in dieser Zeit tanzen? Es erscheint i»ir so grausam. DaS zarte, selbstvergessene Mädchen läßt sich die Pflege der Kinder nickt nehmen. Mit meiner ungeduldigen Schwägerin hat die Krankenwärtcrin gerade genug ru lbun. DaS Dienstmädchen ist feige davongelausen, dafür Hilst nun die Dienerin meiner jungen Freundin. So sieht cs aus bei uns. Wenn cs also einzurichten ist. so strenge das junge Geschöpf nicht an — dispensirc sie und — lache mich nicht aus. Mit Gruß Dein Martin." Das Lacken lag dem Intendanten von Hochstedt sehr fern; daß er den eben gelesenen Brief gedankenlos in der Faust zerknitterte, bcmcrkle er kaum NaslloS, das Auge zur Erde gerichtet, mit zusammcngezogcncn Brauen schritt er im Zimmer aus und nieder in nanienloscr Erregung. Er wußte seinen Liebling — ja, so nannte er im Herzen Ellida Silström — er wußte sic in Gesabr »nd tonnte nicht Helsen. Mußte passiv dem Zusehen, und würde, das wußte er ganz genau, keine Minute mehr Ruhe habe», wen» nickt — hier stockten seine Gedanken, neue Ideen dämmerten in seinem arbeitenden Hirn auf. Sie inußle da fort aus der Wohnung — unbedingt. Wäre sie niemals da binciiigezogcn, dann befände sie sich auch nicht in einer so furchtbaren Lage. Freilich, dann hätte er sie auch nicht lenne» gelernt. Gerhard v. Hochstedt bemerkte, daß sich seine Gedanken und seine Phantasie bereits wieder mit Bildern und Wünschen beschäftigten, die er doch ganz und gar ans sich batte verbannen wollen. Aber freilich, hier handelte cS sich uni sehr ernste Dinge, um Gesundheit und Leben. Er zvg die Uhr. Noch batte er Zeit. Sein Entschluß war schnell gefaßt. Erst schellte er. Tobias erschien und wurde befragt. ob in der Nähe dcS TbcalerS, in welcher Straße, daS sei gleich, ein gutes elismt»«' »arnio zu habe» sei, zwei, drei Zimmer, eine HanSwirtlsin. rie Pension gäbe, und dergleichen. Tobias kannte kein derartiges O-uarticr und wurde »n» fortgcschictl, ein solches zn sticke», nach genauester, nochmals wiederholter Angabe. Der Kostcnpunet sei gleich giftig, tie Sacke habe Eile. Sehr bald kebrle er zurück. Es ergab sich, daß das Gewünschte gesunde» sei und zwar in der Näbe, in der zweiten Etage eines große» Hauses, der Wobnung dcS Herrn Intendanten schräg gegenüber Herr von Hochstedt wandte sich bei dieser Erklärung bei Seile. Er sühlle, daß sich sein Gefickt vcrbiiiikelte. „Hier in der Nähe?" fragte er zurück, „und was hast Du gcthan — was hast Du abgemacht?" „Ich habe die Zimmer geiniclbct." „Sebr übereilt — Tn l,ältest Bescheid bolen und dann Eonlract machen müssen " „Es befand sick außer mir »ock ei» Reslectant dort — dem war die Wobnung zu thcner — kättc sich aber dock noch besinnen können —, und Eile batte cS ja — so griff ich de»» zu", entschuldigte sich Tobias in respektvoller Haftung. „Es ist gut — gicb die Adresse an." Herr v. Hochstedt notirte dieselbe in sei» Buck, besah dann Mantel und Hut und verließ da- HauS. Er braucht nur schräg über die Straße zu gehe», um die betreffend Wohnung zn erreichen, ließ sich diese aufschließcn, besichtigt
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