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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.03.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940310016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894031001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894031001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-03
- Tag1894-03-10
- Monat1894-03
- Jahr1894
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Vezrrgs-PrelS »i der Hauptexpedition oder den kn Stadt- deiirk und den Bororlen errichteten Aus gabestellen abgehoIt: vierteljährlich 4.50, d«t rweiinaliger täglicher Zoftellnng in» Hans » 5chO Durch di» Post bejogru für Deutschland and Oesterreich: vierteliäbrlich >l L.—. Directe tägliche Krrutbandiendung i»< Ausland: monatlich 7 SO. Die Morgen-AaSgabe erscheint täglich '/,7 lldr, dir Abeud-Aurgab« Wochentag- S Uh Lr-ariilm vn- LrveLitüm: Iatz«nue»,aff« 8. Die Expedition ist Wochentag« na nnterbroche, ztttzuet von früh 8 bis Abnch» 7 Uhr. Filialen: Morgen-Ansgabe ciWMr. Tagtblaii Anzeiger. Anzeigen Preis dir 6 gespaltene Petitzeile 2» Psg. Reelainen unter dem Redacüvn.Ulrich («ge» spalten- 50-^, vor den Familienaachrichteu <6 gespalten) 40 ^ GrStzere Schriften laut unserem PreiS- vrrzeichniß. Tabellarischer und Zisferusotz nach böherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Pvslbesordernvg M—. mit Postbesorderuug ^ 70.—. Ännahmeschlub für Anzeigen: Abend-Nn-gabe: Vormittag- 10 Uhr. Marge u-Ausgabe: Nachmittag» -Uhr. Sonn- and Festtag- früh ' ,9 Uhr. Bei dra Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stund» früher. va-ngt» sind stet» an di» Sr-rhitt»a UntverMtssrraß» 1, Ss 1» Lisch«. Ksthorinenstr. 14, pari, und KS»lg»vl«t 7. Lrgan siir Politik. Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Druck und Verlag vo, L. Polt t» L«ip»ig. ^-125. Tonnabend den 10. März 1894. 88. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 11. März Vormittags nur bis Uhr geöffnet. LxpeiUtlon <Ie8 I-elprlxer 1?LKe1>Iatt68. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Wir bringen zur allgemeinen Kenntniß, daß aus dem Gebiete recht« der Pleiße, also In Alt-Leipzig, sowie iu den nördlichen, - milchen und südlichen Vororten während der Mächte von Donner«, tag. den 15. d. M.. bi« Montag, den ll». d. M.. ein» Lpülun, d«r vauptrihre» der städtische» Wasserleitung vorgenommen werden wird. Die Spülung der Zweigrohrieitunge» wird vom 19. d. M. ob am Tage stattfindeu. Leipzig, den 5. März 1894. , Der Math der Stadt Letdtis l e. 923. 1-r. Tröudlin. Cichoriu-, Bekanntmachung. Für Ostern d. I. sind 4 AuSstattUttgSspenden im Betrage von 77 25 ^ «7 /« »8 ^ 40 Xi 64 und 4» ^ 5« 4 an diesig» arme undcscholtriit Frauen, welche sich i» der Zelt zwischen Ostern vorige» und Osler» Liese« Jahre« verheirathet haben, von ua« za vergeben. Die Spende von 40 64 ^ kann nur an ehelich Geborene, die von 40 .-t 56 nur an diesig« Bürgers- tüchter vergebrn wrrden. Gesuche sind unter Beifügung der Ebe- schließuag-brscheinigung, eine- von zwei hiesigen Bürgern bei Bürgerspfllch« ausgestellte« Zeugnisse« über di» Unbescholtenheit und Bedürftigkeil der Bewerberin und einer G«b»r»«bescheiuiguug bi« zum 31. März ». I. aus dem Rathhaus« 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 11, rinzureichen. Leipzig, am 28. Februar 1894. Der Math der Ltavt Lechzt«. 1)r. Tröudlin. Morche. Ausschreibung. Di« Lieferung der walzrisrrncu Träger, der eisernen Dach- eonftruclton und der Lchmtrde-Arderten zu dem Neubau der 3, Realschule am Schleußiger Wege sollen je an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen und Arbeit-Verzeichnisse können von unserer Hochbau-Brnvaliung, RathhauS, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 6, gegen Porto- und beslellgeldfrei« Einsendung von 1,50 pro Kostenanschlag und 2,00 für Zeichnung der Dachconslruction, die auch in Brief- marken erlegt werben können, bezogen, bez. nebst den zugehörigen Plänen ringesehkli werden. Di» Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift: „Kosten, aaschlag über Lieferung der walzkisernen Träger bez. der eiserne» Dachroastructton, de», der Schmiede-Arbeiten für di» 3. Realschule" versehen, bi« zum 17. dss. Btt«.» Vormittag« 10 Uhr, an oben- geaanat« Stelle portofrei einzureichen. Der Rath behalt sich die Aulwahl unter den Bewerbern, die Theiluvg der Arbeiten und die Ablehnung sämmtlicher Augebote vor. Leipzig, dea 8. März 1894. Der Math »er Stadt Lechzt«. Id. 1055. lir. Tröudlin. Lolditz. Gesucht wird der am 14. August 1853 ia Bortewitz geborene Handarbeiter Kranz «adert Hcntzschrl, welcher zur Fürsorge für sein« Famili« anz«halten ist. Leipzig, de, 7. März 1894. Der Rath »er Stadt Lechzt«, Sr«r»-Amt. Adth. 11. L. k. IV, 441 o. Hentschel. Dolge. Waldpslanzen-Berkauf. Bon dem städlischc» Korstrevicr Vnrgau können in diesem Frühjahre durch Herrn Oberförster Dietze (ForsthauS Burgau, Post Leutzsch) nachstehende Pflanzen zu den beigeietzlcn Preisen gegen Baarzahlung «der Nachnahme und vorhcrigr vcsteUung bezogen werden, al«: Steckbrief. Gegen dea unten beschriebenen Kaufmann Johannes Friedrich Roth au- Hamburg, bi« August 1893 in Leipzig al- Inhaber eine« PiacalengelchästS aufhältlich, weicher sich verborgen hält, ist die Unterfuchungldas» wegen Betrug« verhängt. ES wird ersucht, denfelben za verhaken und in da« nächstgelegen» Amtsgrricht--G«sängniß adzuliesern, auch von der Verhaftung dem Unterzeichneten schleunig» Mil,Heilung zu machen. Leipzig, den 7. März 1894. Der U«tcrsiich»>n«srich»er bet dem SSntslichea Landgerichte Tobias. Beschreibung: Aller: 38'/, Jahre; Statur: untersetzt; Größe: 1 w 85 em; Haare: blond; Stirn: frei; Zähne: gesund; Gesicht: voll; Sprache: deutsch, französisch; Bugen: blau; Kinn: rund; Ge- sichttfarbe: gesund. NattiskeUerverpachtlmg in Libra. Mit dem l. Oktober er. wird die hiesige, bi-her schwunghaft betriebene RathSkever» und Sommerwirthschast im Bürgrrgarien, inglricheu die städtische Brauerei, welch« letzter» je nach Umständen getrennt verpachtet wrrden soll, pachilos. Zur aaderweitea Verpachtung dieser Grundstück« auf 6 Jahre ist Termin Sonnadead, de« 17. März er., Varmittag» 11 Uhr im hiesige» Ratb-keller avberouivt worden und wird hierzu ringeladen. Bedingungen tünnen bei un» eingesehen, auch gegen Entrichtung der Lopialien abschriftlich bezöge» wrrden. Bibra, am 26. Feoruar 189«. Der Magistrat. Pterch. Ltück- zahl. H«I»arte«. Höhe in ^ em Preise! Pre pro pr Stück Hund s. » ert 4 6000 ». InivdliNIrer: «kijührig« Elche», Ouercui, pell. . so- 25 60 >000 » - Huercus rubra . 20- 30 — 1 50 1500 Elchenaiirschriß, tzuercu» pell. . . 150—2<X1 — — 6 — 500 Linden, Dili» parviloli» .... 550- 700 3 — 250 — 400 -lllet-E'chfn, hraiinus ercelsior . 500—550 — 75 60 — 1000 Eschen, b'raiiniiseLeelinorGusichusO IOO—125 — — 5 — 1000 Gran-Eichen, ?rnrinu-, puderen» . 200-250 — — 12 — 3000 EschenblStter, Aborn, Xcer nexsunllo ! 150—200 — 10 — 5000 » ME- 225—300 - — 12 — IDO" Ahorn, >1c«r pl»t»ncnlle» . . . 200 - 300 — 12 — 1500 » - - (Ausschuß) >25—150 - — 6 — 600 llaltsora. Ahorn, >cer «ilikorvicum 200-250 — 20 — 5000 d. >»llelkvlaer: Fichtenballenpslonzen, Adie, ercel», 11. Wahl 75— SO 12 1500 Fichten ballenpslanzeii, A die« ercelsa, I, Mahl 100-125 50 40 2000 Flchtenballenpflanien.Xdieaencel»», U. Wahl lOO-125 25 20 600 FichtenballenpNanzrn.^bie, eicels». I. Wahl 130-150 70 60 3000 Fi chten da llen v sla n zen, A l, ien eacelsa, U.Wah> 130-150 35 30 500 Weißtonnenballenvslaaz,. Xdie, pocO 50- 75 2b 20 — Leipzig, am 22. Februar 18S4 Tr» Rath» Karftdrdutatia«. Gefunden wurde Mitte voe. Monat« »in Brtlani im Werth» von 60 ^4 Z»r Ermittelung de« Eigenthümer« wird die« hierdurch bekannt gemacht. Leipzig, den 7. März 1894, Das Polizei«»» »er St«dt Leipzig, m. 1088 Brrtschoeider. Ml. Die socialpolilische Bedeutung des deutsch russischen Handelsvertrags. * G. von Schulze-Gävernitz, ver frühere Leipziger Privatdocent, jetzige Proseffor der Nationalökonomie in Frei burg i. B, untersucht in der neuesten Nummer de- „Social- politischen Eentralblattes" die socialpolilische Bedeutung de« drulsch-russischen Handelsvertrags. Sr schreibt: Da- rinmüthige Eintreten unserer industriellen Kreise für den Handel-Vertrag, der Eifer, mit welchem der Kampf von ihnen geführt wird, läßt dir Annahme berechtigt erscheinen, daß die Zollbrrabseyungen genügend sind^ um unserer Expvrt- industrie einen Ansporn zu weiterer Entfaltung zu geben. Jedenfalls dürften in dieser Hinsicht die Aeußerungcn der Gewerbetreibenden selbst sachverständiger sein, als die der agrarischen Verkleinere,: des Vertrages. Da« Wesen einer Export-Industrie aber ist der Kampf auf dem offenen Weltmarkt, damit da- unablässige Streben »ach technischem Fortschritt, wie es bei einer lediglich den geschützten heimischen Markt versorgenden Industrie ,n gleicher Starke nicht ent wickelt zu sein braucht. Ich habe an anderem Orte den Zusammenhang zwischen technischen! und socialem Fortschritt nachzuweisen mich be müht. Technischer Fortschritt besieht in zweierlei: in Eon- centrirung der Betriebe und forlschrcilrnder Anwendung und Verbesserung von Maschinen. Beide- ist dir Voraus setzung der wirtbschastlichen und socialen Emporentwicke- lung der arbeitenden Elaste, In diesem Sinne konnte ich am Schluffe meine« .Großbetriebes" sociale Bemühungen für fruchlloS erklären „ohne einen starke» wirthschaftlicheu Untergrund kräftiger und technisch fortschreitender Groß industrien". Ein doppelter GesichtSpunct kommt hier vor Allem in Betracht Arbeitcrschutzgesetze sind dem Klein betriebe gegenüber machtlos. Selbst in solchen Groß betrieben, welche an schlechten Maschinen massenhaft niedrig gelohnte und ungelernte Arbeit anwenden. sind Arbeiterschutz- aesrye schwer durchführbar, wie das Beispiel Rußlands zeigt. Erst in dem Maße, als mit dem technischen Fortschritt die Maschinenanwrndung steigt, wird die Arbeiterschutzgesetzgebnng nicht nur möglich, sondern selbst ein weiterer Ansporn zu technischem und wirtkschastlichem Fortschritt. Die zunel,mente Concentrirung der Betriebe erleichtert die Contrvle. So ist die erste Industrie, welche den Charakter einer gewaltigen Erportindustrie annabm, die englische Baumwolsiudustrie, die GcburlSstätle der Fabrikgesetze. Ferner, der technische Fortschritt hat die Tendenz der Lohnsteigeruna; ich verweise daraus, wie die kräftigsten Export- industrien in England gerade die sind, welche die besten Löhne zahlen. Der Kampf aus dem Weltmarkt führt zu gesteigerter Maschinriianwenbung; diese aber erfordert erhöhte geistige An spannung »uv erhöhte Verantwortlichkeit seiten- des Arbeiters, was ohne Steigerung der Lebenshaltung nicht erreichbar ist. In dieser Hinsicht herrscht, insbesondere nach den eingehenden Be legen, die wirSchoenhof verdanken, in derTbeorie kaum noch ei» Zweifel. Dir Steigerung der Löhne, welche Hand in Hand ging mit dem wachsenden Exportckarakler der englischen Industrie, befähigteren englischen Arbeiter zu jener finanziellen Fundirung seiner Organisationen, welche ihrerseits wieder ein mächtiges Mittel in der Richtung de- socialen Fortschrittes wurden, AndererfeitS ist die Uebertreibung de- Schutzzollsystem- in Frankreich und dir Beschränkung der frauzösischen Export- industrien unter Bertbeucrung der nothwendigsten Leben-mittel acwiß nicht ohne inneren Zusammenhang mit jenem socialen Pessimismus, welcher die Ausbreitung anarchistischer Strö mungen begünstigt. Wenn eine Kräftigung der deutschen Exportindnstrien für die industriellen Arbeiter fortschrittlich wirkt, so können wir auch eine ähnliche Einwirkung in Bezug auf die agraren Verhältnisse erwarten. Jede Stärkung des städtischen ge werblichen Element- schasst Eonsumenten von Produkten der Vieh- und Milchwirtbschaft. VeS Gartenbaues, der Spaten- cultur u. s, w,; sie kräftigt also den landwirthschastlichen Kleinbetrieb, welcher gegenüber dem Körner bauenden Großgrundbesitz in der Lage ist, ein große« Quantum an Arbeit in eine beschränkte Fläche Lande« zu senken. Die Eolonisativn de- deutschen Osten« war da- bleibende Ergrbniß der Geldwirthschaft, die im dreizehnten Jahrhundert eine verbättmßniäßig hohe Stufe in Deutschland erreicht batte. Sie geschah mit freien Bckuern, und nirgend- war die persönliche Freiheit damals weiter verwirklicht al- in dem stämischen Rechte dieser Ansiedler, Al- später in Folge eine- unheilvollen UmschwunaeS der deutschen VolkSwirthschaft oaturalwirthschaftliche Verhältnisse wieder um sich griffen, de deutele die-, insbesondere für den Herrschaft DaS beit de- Bauern und die AnSdebnung derb n . ,j ' g^r. W.edera»fsteizen de-Bauern war >n.t dcm ab '„al,ge., ^. dringen der Geldwirthschaft m, vorigen "nddttenJaVrd'r verknüpft. Das Auf und Nieder se.n.r Lage folg e au da. Engste den Schicksalen der Stadt-, als den ^rag r r Geldwirthschaft, Auch beute dürfte die« " durch verstärkten Güteraustausch mit rem ^ 'cken Machbar Hantel. Gewerbe und Verkebr ,,n Osten Deut,chlandS k.r Höbe erreichen, welche sie »u W'stm bereit« bcsttzc»- Auch für den industriellen Arbeiter »"Westen .-t.eut,ch land« wäre diese Entwicklung nicht ob'" W'chl-g -' . ^. lange der Großgrundbesitz die wichtigste W>rllla f iusntutio» des deutschen Ostens ist, so lange s"'d 2'"wan- derungSbeschräiikungrn gegenüber lies,lebender Arbeit d-S Auslandes unmöglich, w.e sie nicht »"r von labttc.ch-^n socialpol.tischen Schriftstellern, sondern auch v°n dm o" geschüttenen Arbeiterbewegungen der ganzen Welt erstreit ""quiii Schluß noch rin Wort darüber, daß auch für Russland die socialpolilische Bedeutung de« Handelsvertrag« nicht z» unterschätzen ist. Einmal beschleunigt ". die Zci- sc-tzuu- de« Gemeindebesitze-, welcher ,» großen Theken Ruß land- deswegen noch besteht, weil die dem Lande uustrleglcu Lasten den Ertrag übersteigen. Verstärkter «bsatz ^ russischen Getreide- wirkt in der Richtung der Ausbildung von Privaicigenlbum und schafft einen modernen Arbeiterjlanv, dessen Entstehung der Gemeindebesitz verhindert. Auch für die russische Industrie durfte der Handels, vertrag Wirkungen socialpolilischer Natur baden. Soweit Hollbindiinqe» vorliegen, kann sie nicht mehr Hoffen, ledig lich durch fortwährende Steigerungen de« Zolltarif« Gewinn« zu machen, Sic wird damit aus dir Bab» lechnijchcn o»rt- fchritt« gewiesen, gezwungen ihre eigeutbümlichen Arbeiter- verbälliiiffc aufzugeben. welche der Unfreiheit noch febr nabe sind Indem sie ihre Schlupfwinkel in Wäldern und Ein öden verläßt, nach den Städten und Eisendahnstationen sich concentrirt, ist sic in der Lage, europäische Arbeiter- Verhältnisse auSznbildrn, Bezeichnend hierfür ist, daß schon beute die gelernteste und destbezahlle Elaste von Arbeitern, die Maschinenbauer in Mo-kau, die einzige» unter den russischen Fabrikarbeitern sind, welche eigene Wohnungen bewohnen und sich größerer Unabhängigkeit erfreuen, als die in den Easernen de- Fabrikanten zuiaminengepferchten sonstigen Fabrikarbeiter Rußland«. Der kurze, im Obigen gegebene Ueberblick zeigt ako, daß auch in dem vorliegenden Fall der wirthschaflliche Fortschritt zusammensällt mit dem socialen. Deutsches Reich. i». Leipzig, 0. März. Da« socialdemokratischc Eentral- organ, der „Vorwärts", läßt auch den dekannten Vorfall in Airolo nicht vorlibcrgehc», ohne seiner Fremdbrüderlichkeil «in Denkmal zu setzen und gegen die deutschen Lssicierc im Allgemeinen zu Hetzen. Daß dabei den schweizerischen Ossicieren da« Fa »st recht, dessen angebliche Vertbeidigung durch den preußischen Krieg-minister von den Social- demokraten nicht bestig genug verurtheiit werden konnte, in optima forma zugebilligl wird, bleibe nicht unerwähnt Der „Vorwärts" schreibt nämlich: „Daß die zwei Deutlchen „sistirt" wurden, war gewiß lächerlich, aber solch» Lächerlichkeit kommt ia Deutschland jeden Tag hundert Mol vor.(I) Und wenn sie in den schwelzertschen Ofsicieren den Verdacht militalrischer Lpionage(l) erweckt haben, so müssen sie do- ihrem eigenen Auftreten juschreibe». In Deutschland hatlcn sie vielleicht einige Monate zu sitzen gehabt. Iedensoll- haben sie durch ihre Flegelei die Schweizer gereizt. Wäre ihnen die „Unverschämtheit" mit rin paar kräftige» Ohrfeigen ge- lohnt w vrden, so hätten sie sich nicht zu beklagen gehabt. Ein Schweizer, der das gleiche Rencontre in Deutschland mit deutschen Officteren gehabt hätte, wäre, wenn er die Ohrfeigen nicht ruhig hingenominen hätte, obendrein noch sehr wahrjcheinilch mit einige» Degenstichen regalirt worden." Es ist nützlich, dieser — man kann eS nickt ander- bezeichnen — vom Haß gegen die eigenen LandSleule und gegen da« eigen« Vaterlanv ringegebcncn Auslassung Aeußerungen schweizerischer Blätter gcgcnübcrzustellcn. So sagt der Berner „Bund": „Die Angelegenheit ist für die Schweiz ein ernster Fall geworden, Lin schlimmer Feind im eigenen Lager sind Dummheit und Unve» stand, Belm Bundesrakb liegt neben den Aclc» der Unlersuchung ein Protest des Gkineinderaibs von Airolo. welcher sich darüber beschwert, daß die Leitung der Fesinngstruppen aus dem Gebiete der Gemeinde Airolo, beziehungswelse de« Eantvns Telsin, will- kürlich Justiz ousiibe. Es seien mehrere derartige Fälle vor- gekommen. Auch sind früher schon von der „Wache am Gotthard" in Beziehungen internationale» Eharaklers Märchen ausgejprengi und mü «rslanalicher Bravour verfochten worden, so in der großen Geschichte der angeblichen Grenzverletzung durch eine ganze Ab- theilung italienischer Alpini, All dem Unfug muß gründlich gesteuert werden; wir wollen, daß unsere Beriheldigung echt und wahr sei. Ebenso scharf svrechen sich die „BaSler Nachrichten" auS. Da- Blatt rügt, daß man den ersten richtigen Bericht habe abschwächen wollen, und schreibt dann: „Oberst Afsolter Hai mit brutaler Säbelraßleret ln di. Rechte der Burger und der bürgerlichen Behörden »in. gegriffen ES ist ja ganz gleichgiuig, ob di, bttden Kaust,Ute > °b-r Schweizer gewesen, rniichetdend ist da» Uedergreistn bürgerliche Gerichtsbarkeit und La« tlbfasten und Besaugenhalten von Bürgern in rohester Weist, ob- choa Lieseiben eigentlich gar nichts Strafbare», höchsten« »tn« tactlose Acutzerung. aber verinuthlich nur unter vier Augen unerlUirO""'" ist so was förmlich Ta« Blatt verlangt dann, daß die Affaire mit einer L i-c>plinaiiirafe nickt beendcl werde: da-Hineinregieren von ,, m die bürgerliche Sphäre dürste unter keinen Umstanden sich wiederholen, sonst wäre es mit der Shm- zu End?^ kUr die Armer und ihre Führer bald der «.^7"."' " 2°ns-rv-,iv-.. haben in b.n kr..? c". ttir da« National- Kaiser eine Summe von vier Millionen Mark m,r Ausschluß aller Nachsorkerunqen zur Lersugung zu stellen. Dieser Antrag, von couservaliver von Proseffor Begas projeclirten Denkmals waren aus mindestens acht Millionen veranschlagt, mit einer e> hedlicki geringeren Summe bat man zu keiner Zeit auSrricken zu können geglaubt, Ersparnißrückstchteu können demnach bei den Antragstellern nickt obwalten. Will man aber die Ausführung der Begaü'sLen Architektin verhüten, wa- an sich eine sehr löbliche Absicht ist, so soll und darf man diesen Zweck doch nicht auf Kosten der Pietät gegen den erhabenen Kaiser uuo der Würde Drutschlanc- crreichcn wolle». Der Reichstag bal sich Vas Recht gewahrt, bei der Entscheidung über die arcknteklonischc Umrahmung de- Standbildes milzuwirkcn, er steht mithin keineswegs vor der Alternative „BegaS oder nicht«!" Und wen» eine andere, für ein Kaiser Wilhelm-Denkmal mög licke Architektonik mit dein Standbild de- Herr» Professors BegaS unvereinbar wäre, uni so schlimmer für diese- Stand bild. Der Reichstag wird sich den Antrag, der in seincni zweiten Theil später doch wieder »mgestoßen werde» würde, hoffentlich nickt aneigncn. Ein mcrlwürbiger Zufall will, daß ihn die Budgel Eominission am Sterbetag Wilhelm - I, in Berathung zu ziehen hat. Beritt», 9. März. A»S Anlaß der von der Budget conimission de« Rcich-tagS mit Einstimmigkeit angenoinmeuen Resolution ist, wie wir zuverlässig vernehmen, der Staats secrctair de» ReichSjustttamIcS durch de» Reichskanzler erfüllst worden, ein Gesetz in Vorlage zu bringen, durch welche- der Betrieb reS SclavenhandelS scitcuS Deutscher iin Auslande unter Strafe gestellt wird. Bereits, durch die Brüsseler Acie gegen den Sclavenbandcl war den Signatar machten die Verpflichtung auferlegl worden, ihre Gesetzgebung zu diesem Behuf« in entsprechender Weise zu »lokinciren. Tie bekannten Vorgänge, welche in jüngster Zeit die Oeffeiil- lichkeit beschäftigt habe» und von dem Leiter dcS deutsche» EolonialaiittcS unumwunden zugestaudcn worben sind, habe» die Unzulänglichkeit der dculschen Gesetzgebung in dieser Beziehung lundgelha». AuS dem Strafgesetzbuch für das veulsche Reich ist lediglich die Bestimmung deS H, 231 z» verwenden, welche mir ZuchlbauS Denjenigen bedroht, der sill, eines Menschen durch List, Drohung oder Gewalt bcmällstigl, um ihn in Sklaverei, Leibeigenschaft oder iu auswärtige Krieg«- oder SchisfSdienste zu bringen. Hier Handel! cS sich also nur um ursprünglich freie Menschen, welche in eine» Zustand der Unfreiheit versetzt werten. Dagegen ind diejenigen Handlungen, welche »ach modernem Volke, recht den Sclaveiihandrl nu cigcistlichen Sinne bezeichne», nämlich der Transport von Sclaven zu Ausfuhr , Einfuhr- oder Tiirchfuhrzwecken, sowie der Ankauf »nd Verkauf unfreier Arbeiter, sei rö zum eigenen Ge brauch oder zur Weiterveräußerung, nach de» dculschen Strafgesetzen nicht zu belangen. Eine Ergänzung des Rechts zustande« nach dieser Seite bin wird durch den neuen Gesetz enttvurf bezweckt. Derselbe hat aber gleichzeitig die Aufgabe, die vielfachen Zweifel bezüglich der Frage z» beseitige», ob deutsche Untertdancu, die sich i». Auslände eine- Vc> brechenS nach tz. 23t schuldig gemacht baden, einer Bestrafung in Deutschland unterliegen können. 'Natürlich würde auch d>e oben erwähnte Ergänzung de- 23l praktisch wirkungSlc» bleibe», wenn »ichl eine derartige Norm buizuträte. T>e hculigc Fassung des tz. 4 de- Strafgesetzbuches gicbt zu leb haften Bedenken Veranlassung, Danach ist nämlich ec»Deutscher, welcher im Auslände ein Verbrechen oder Bcrgchcn begangen Hai, in Deutschland nach Ken Strafgesetzen des deutsche» Reichs da»» zu bestrafen, wenn dasselbe nach den Gesetze» dcö LrlcS, a» welchem cS begangen wurde, mit Strafe bedroht ist. Wirr nun der Sclavenbandcl in Gebieten betrieben, in denen ans dieses Verbrechen keine Strafe gesetzt ist — und deren gicb: cS bekanntlich in der Nabe unserer Evlonieii zahlreiche - , so müßte demgemäß Straflosigkeit des deutschen Sclaven Händlers eintreten. Zur Verhütung diese« ZustandkS sollen Vorschriften eingreifcn, wie sie für da- Verbrechen de- Hoch verralhs, sowie »idem sogenannten Tnnamitgefey in Deutsch laud vorgesehen sind. — DaS neue Gesetz wird jedenfalls ein würdige« Glied in dem Bande der europäische» Interessen gemcinschafl bilden und, soweit die- übcrbaupl in der Mall-: der Gejetzgebung steht, die Wiederkehr von Vorfällen verhüte», welche nur allzu sebr geeignet waren, die moralischc Autoritär des dculschen Reich« dem Auslande gegenüber in empfind sicher Weise bloßzustcllen. Da da- Neichsjuslizamt zur Zen mil noch weiteren wichtigeren Arbeite» betraut ist, dürfie der Enlivurs erst am Ende der nächsten Session an die gesetz gebenden Körperschaften gelangen. ZI Berlin, 9. März. In Besprechungen, welche in der Presse an die nichlSwurdigen Tyiiami lall ent alte eiueo Bergmannes in Böckum geknüpft werten, wird dem Be dauern darüber Ausdruck gegeben, daß der Bergn- in ans der Zeche, aus der er früher beschäftigt war, eine große Zabl von Dynaniitpalronen bat entwenden können. Solch: Diebstähle völlig zu verhüten, wird man nie im Stande sein. Man kann »ur Vorschriften treffen, welche einer solchen Eventualität »iLglichst Vorbeugen, Schon gegenwärtig be sieben Vorschriften nach dieser Richtung. Vom I. Aprst >894 ab aber wird »och mekr Sicherheit gegen Dynamitdiebstäble geschaffen werden. Mit diesem Tage nämlich tritt die Verfügung der Minister de- Innern »nr für Handel und Gewerbe vom 19. October 1893, betreffend den Verkehr mit Sprengstoffen, in Kraft. In dieser wird u, A bestimmt, daß dir Verausgabung von Sprengstoffen, welche den Vorschriften de» RcichsgesetzeS vom 9. Juni I88t unter liegen, an die in Bergwcrte», Sleindrücken. Bauten und ge werblichen Anlagen beschäftig«!, Bergleute. Arbeiter w, nur von denjenigen Betriebsleitern, Beamten oder Aufsehern bewirkt wec den darf, welche nach den gemäß tz. 2 diese-Gesetze-erlasiene» Anordnungen zum Besitz von Sprengstoffen bercckligl sind. Diese Perfonen sind verpflichtet, über die Verausgabung ein Buch zu führen, welche- den Namen der Empfänger, de» Zcilpunct der Verausgabung, die Menge der verausgabten Stoffe, sowie bei Sprengpatronen deren Jahreszahl »nd Nummer angiebt. Bei Staat-Werken, welche besonderer Erlaubniß zum Besitz von Sprengstoffen nicht bedürfen, kan» die Verausgabung von solche» Personen bewirkt werde», welche von der Verwaltung de« Werkes zn der Beraus auSgabung ausdrücklich ermächtigt sink. Die Leiter der Berg werke. Dtrinbrüche. Bauten und gewerblichen Anlagen sind
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