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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.03.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940313012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894031301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894031301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-03
- Tag1894-03-13
- Monat1894-03
- Jahr1894
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Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) ein Karton mit ca 15 Stuck bnntrn Stranszsederii, rin Karton mit ca. 4 TtzS. schwarzen Tricot-Tamrnhanv- schnhen und ei» Karton dunte Schleier, am 16. v. M.; 2) ein Tauicn-Rogcnschiri» mit schwarzscidenem Bezug, gelbem Stab und 2 schwarzen Atlasschleifen, am 2. d. M.; 3) rin Arbeitermantel, getrugcn, von grünmelirtem, starkem Stofs, mit grauem, großearrirlein Futter, 2 Reihen Stcinnußknöpfen, kettchenhenkcl und Riegel, am 27. v. M>; 4) ein Neberzirder, i» Arbeit befindlich, von aschgrauem, leichtem Stoff, mit grauem Schoost, und schwarzem, gelb- und weistgestreislem Aerinclsutler (Kragen und ein Aermel ausgehefiel), vom 16. bis 17. v. M.; 5) ein Winterübrrzreher, getragen, olivsarbig, mit bräunlichem, carririem Futter, einer verdeckten Reihe schwarzer Steinnustknüpsc, schwarzem Sammelkragen uud Kettchenhenkel, ein Vschrock von schwarzem, gkslreiftem Kammgarnstoff mit etwas abgeslostener Borde, am 4. d. M.; 6) ein Winterüberzichcr, getragen, von grauem, glattem Stoff, mit grauem, carrirtem Futter, einer verdeckten Reihe Hornknopse, mit schwarzem Eammetkragen, am 6. d. M.; 7) ei» Wtntrrübcrzichcr von dunkelbraunem, stockigem Stoff mit gelblich-braunem, kleincarrirtem Futter, einer verdeckien Reihe Knöpfe, schwarzem Sammelkragen und kettchenhcnkel, am 11. d. M.; 8) eine liücftc von schwarzem Sammet mit reicher Goldstickerei und vier schwarzen Seidenknöpsen, am 10. d. M.; 3) eine Buttcrwannc mit dem Zeichen „Xo. II", enihaUend 4V Stück Butler »ul der Form einer Maiblume bez. eines Hirsches versehen, am 10. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über Len Thäler sind ungesäumt bet unserer Criminal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, den 12. März 1894. Das Polizciamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Ml. Die städtische Zparcasse beleiht Werthpapieve unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 10. Januar 1834. Tic Svareasscn Tcpuiatio». Generalversammlung der OrtSkrankencaffc für Leipzig und Umgegend TonnerStag, den 29. Marz 1894, Albend» 8 Uhr im Theatersaal drS Krustall - Palastes, Leipzig, Wintergartenstraste 17/19. Die Tagesordnung wird noch bekannt gegeben. Leipzig, am 12. März 1834. L»vr Vorstaii«! »er LrtSkrankencafic für Leipzig und Umgegend. Or. Willmar Schwabe, Vorsitzender. Ä. Lekanntmachnng. In den Monaten Januar und Februar d. I. empfing der Smnartter-Berein von Herrn Friedensrichter W. A. Vogel 4 Sühne in Sachen G. K. »16 - - S. '/. L. » 10 - » - K. K. B. V. M. » 10 - - - . 10 » - - A. H. . 3 » T. '/. G. - 10 - Sa. 63. * * Sp.'/- L. worüber hiermit dankend quittirt wird. Leipzig, den 13. März 1894 Ter Borstand des Tainariter-Vereinü. Anion Siebert, Schatzmeister. OeRenilieke ttanäel8l6k?an8talt7 2u der beut« Xnabmittu« 3 l'iir stattündendc-n Ontlimsunx der 8«kUIer der Iillkivreo Xbtlielluox beehrt sieb hierdurch ergedenit einrulnden. I-eipniix, den 13. dlürr 1894. Onrl IVoIfrui», Oieootor. Osü'entlieke Hänä6l8l6k?an8ta1t. Oie Lkkentlloko» Lrilknagen Lndoa in diesem dnbre nie kolxt statt : ^w 14., 15. und 16. dlärr, früh von 7 9 bkr in der Xbikellnolr der Unvdlnoxslebl >lo<ee; aw 14. dlür/, Vormittags von 9',,—12 bür > , ^ und Xacbmittags von 2'/,—4 Ohr, I am 15. älür?, Vormittags von 9',,—12 Mir und Xacbmiktags von 2'/,—4 bür Lntlassung der Ikllorlentea der OebrUngs - Xbtkeilunir am 16. KLrr, krtlli 9 I'kr. Oer Ooterroiobneto deekrt sieb, bierdureb ergebenst ein- enladeo. Earl IVolkrum, Oirector. böberea 4btbeIIuvx. Humanität in Afrika. In die letzte Colonialdrbatte deS Reichstags wurde eine artige Abwechslung in die DiScussion gebracht durch die Unterhaltung über Humanität, der Herr Bebel und einige klerikale und conscrvative Herren mit vielem Eifer oblagen. Herr Bebel kennt natürlich nur die Anschauungen seiner Partei als die allein und wirklich echt humanen an, die Herren Gegner sahen in ihren christlichen, richtiger wobl kirchlichen, Auffassungen die einzige Garantie humaner Handlungsweise. Jeder der wackeren Kämpen stellte seine Humanität „thurmbock" über die des Ankern und er sprach sicherlich im bestenGlauben. Dem unbefangene»Hörer aberwird selten da« Sprichwort vom Splitter und vom Balken so oft in die Erinnerung gekommen sein, wie bei dieser Gelegen heit. War eS vielleicht sehr human, wenn vor wenigen Jahren die Socialdemokralen drei Stadtverordnete ihrer Partei zur Niederlegung deS Mandats zwangen, nur weil sie das Verbrechen begangen batten, der Leiche deS verdienten Oberbürgermeisters v. Forckcnbcck das Gefolge zu geben? Oder war cS buman, wenn der Erzbischof von Ncw-Dork im Jahre l886 in einem Hirtenbriefe frischfröhlick erklärte, die katholische Kirche, wenn sie nur zu der Macht gelangte, die sie anstrebe, werde mit Freude» das gesegnete Zeitalter der Ketzerverbrennungen wieder crsteben lasse»? Oder war es endlich human, wenn daS conservative und höchst kirchliche Regime im zweiten Drittel dieses Jahrhunderts die harm losesten Kundgebungen kür die Errichtung eines einigen Deutschland mit langjähriger Kerkerhaft bestrafte? Also: xeccatur intrr. mnios ot extra. Biel mehr würde es unS vaber zugcsagt haben, wenn von der Rechten den Lamentationen der Socialdemokratcn entgegen- gclialten worden wäre, daß die Verurlbciliing unnützer Grau samkeiten ans allen Seiten des HauseS dieselbe sei, und daß darum die Socialtemokralie nicht daS mindeste Recht habe, sich als die alleinige Hüterin gekränkter Unschuld auszuspielen, daß aber in der Politik die Humanität gelenkt werken müsse durch die Gesetze der Not hwendigkcit und Gerechtig keit. Zn der That! Die Humanität ist in der Politik und in der Gesetzgebung ein wenig in Verruf gekommen durch freisinnige Gefühlsduselei, die unS 1863 und 1886 am liebsten auS Humanität mit Rußland in eine» Krieg verwickelt hatte, daS eine Mal der Polen wegen und das andere Mal wegen der bulgarischen Zustände, und die in der Strafgesetzgebung noch heute dem Verbrecher gegenüber eine solche Milde ob walten lassen möchte, daß eS eine wahre Lust sein müßte, ein Verbrecher zu sein. Sie verwechselt eben Humanität, also die Liebe zum Menschen, mit der Sentimentalität, und sie vergißt dabei, daß gerade die Liebe zum Menschen, der Wunsch, ihn zu fördern und zu hebe», ost genug die Strenge nothwendig macht. Wir wollen uns, indem wir dies auSsühren, nicht ebenso wie Herr Bebel und seine Gegner einer zwecklose» akademischen Erörterung schuldig machen, sondern wir meinen, daß vieö ven Lamentationen der Linke» über das allgemeine Ver halten der Eoloiiialbrhördrn den Negern gegenüber passendcr- weisc hätte cntgcgengebalten werden könne». Wohlgemerkt: das allgemeine Verhalten. Denn wenn in einzelnen Fällen die Eingeborenen graiisam behandelt worden sink, so vertheitigcn wir das nicht »ur nicht, sondern vcr- urtheilcn cS auf'S Schärfste, und zwar einmal a»S allgemein sittlichen Gründen, dann aber a»ch, weil der artige Vorkommnisse nicht dazu geeignet sind, unsere Stel lung und unser Anseben bei den Negern zu befestigen. Eine ganz andere Sache ist ein rücksichtsloses, energisches Vorgehen im Kriegsfälle und eine strenge Bebandlung in FricdcnS- zeilen: also Alles in Allem daS Verfahren, daS Wissmann einschlug und daS von der Linken nicht genug als grausam verschrieen werden konnte. Die Herren hätte» eS am liebsten gesehen, wenn Buschiri »ach WilhelmSböhc gebracht Worten wäre, wie weiland Napoleon IH., während er gebührender maßen nur eines Strickes für Werth erachtet wurde. Sie vergessen eben, daß man in Afrika nicht nach den Regeln des europäischen Völkerrechts Krieg führen kann, und daß kie Neger selbst eine übertriebene Milte nur als Dummheit oder Feig heit ansehen würde» Zudeni liegt i» einem energischen Vorgehen oft ein höherer Grad von Humanität, weil eine schnelle Justiz an einem Dutzend von Meuterern unter Umständen im Stande ist, einem langwierigen und blutigen Kriege vorzubeugcn. Das Geschrei in ter radicalen Presse, wenn ein Dorf, das nach langem Kampfe erstürmt ist, verbrannt wird, ist also ganz überflüssig. Auch muß bedacht werden, daß die Soldaten der Sck'ntz- truppc aus Farbigen bestehen, denen man die Grundsätze europäischer Kriegführung kaum würde klar machen können, und deren Wuth gegen ken Feind nach einem langen und erbitterten Kampfe nur schwer gezügelt werde» tan». DaS AllcS sollte man bedenken, ehe nian zum Gaudium fremder Nationen seine Mitbürger der Grausamkeit zeiht. Daß dieser Zustand nicht der wiinschenswerihe ist, das ist klar, und darum wird cS daS Bestreben sein müssen, die Neger in FriedenSzeitcn so zu beben, daß man, wen» cS einmal zum Kriege kommt, den Kampf in einer den Kriegen civilisirter Nationen wenigstens ähnlichen Form führen kann. Vorläufig aber muß die Methode sein: Abschreckung im Kriege, Strenge in FriedcnSzeiten. Denn auch im Frieden muß rer Neger sich von einer festen Hand geleitet fühlen, wen» anders er sich an eine regelmäßige Arbeit gewöhnen soll, und nur eine bestimmte, planmäßige Arbeit ist die sichere Basis für den Ausbau der sittlichen Entwickelung der Eingeborenen und zu ibrer Erziehung zur Eultur. Ihnen die Eultur zu bringen aber ist das unbestreitbare historische Recht, ist zugleich auch die sittliche Verpflichtung Derer, tie auf einer hoben Stufe der Entwickelung sieben. Damit wird die Argumentation Derjenigen hinfällig, die da meinen, inan bandelte am besten, wenn man die Eingeborenen sich selbst überließe, weil sie sich so am woblstcn fühlte». Zuerst gewiß: den» die Segnungen der Eultur zeigen sich nur allmählich, und ein Volk gelangt erst durch Leiden dazu. Diese Leiden werde» um so geringer sein, je zielbewußter Diejenigen sind, die den Naturvölkern die Eultur bringen. Wenn man ihnen sofort europäische Gewohnheiten aufpsropfte, ihnen wobl gar, wie daS unsere nivellirende Demokratie möchte, die Rechte eure päischer Völker gäbe, kurz, wenn man ganz „buman" gegen sie wäre, so wurde man sic zu Halbmenschen machen, die früher oder später in den Zustand der Barbarei wieder zuriicksiclc». Deshalb muß man langsam in der Erschließung ter Eultur vergeben und hier und da wohl auch von dem Rechte des Erziehers den Eingeborenen gegenüber Gebrauch machen. Nur Eines darf nicht außer Acht gelassen werden: eine gleichmäßige und gereckte Behandlung. Strenge versiebt ein Naturvolk und süblt sich dabei sogar wobl, Ungerechtigkeit aber und Launenhaftigkeit sind geeignet, seinen Respect vor den Herrschenden zu mindern und eS sogar, wie das Beispiel von Kamerun zeigt, zur Auflehnung zu bringen Daß alle unsere Beamten in Afrika nach den hier entwickelten Grundsätzen verfahren, kann man leider nicht behaupten. Tie Vorgesetzte Behörde aber möge daran denken, daß wir die Erfüllung einer hohen sittlichen Aufgabe in Afrika über nommen baben, und daß nur solche Beamte hinübergesandt werke» sollten, die sich dieser Aufgabe bewußt sind. Geschieht daS, wirb ein festes, stetiges Regiment in Afrika geführt, lall daß man von Maxime zu Maxime schwankt, dann wird die Regierung die Vorwürfe über inhumanes Verfahren ebenso belächeln können, wie eins« Fürst Bismarck den Vorwurf Waldccks, daß er die russischen „Hängegendarmen" unter tütze^ Einstweilen aber scheinen Graf Euprivi ebenso wie die Herren Lieber, Schall und Bebel über „Humanität i» Afrika" zwar verschiedene, aber nicht ganz richtige Lvr- tellungen zu haben. Deutsches Reich. * Leipzig, 12. März. Herr Or. Ernst Groth giebt in einer Leipziger Programmschrift eine beberzigcnSwertbe An regung zum Geschichtsunterrichte in de» höheren Mädchenschulen. Er schreibt: „Es unterliegt keinem Zweifel, daß heutzutage eine gebildete Frau die Forme» unseres staatlichen und bürgerlichen Lebens, die sic überall umgebe», in den Hanptzügen kennen muß. Die Kennlniß der Solonischen und der Servianischcn Verfassung, selbst die des heiligen römische» Reiches deutscher Nation wollen wir unseren Töchtern ruhig erlassen; dafür müssen wir aber ver langen, daß ihnen die Grundzüge unserer eigenen Rcicks- versaffung bekannt sind, daß sie z. B. wissen, was man unter Bunbcsralh versteht, welche hauptsächliche Ausgabe der Reichstag hat, was ein Landtag ist, was eine constttutionellc Monarchie bedeutet. Auch die wichtigsten Formen des Ge- meintclebenS dürfen ihnen nickt fremd sein. Mau glaubt kaum, welche fabelhafte Unwissenheit in diesen Fragen des öffentlichen LebenS unter unseren gebildeten Mädchen und Frauen herrscht. Ich opfere gern alle Schlachten auS dem nordischen Kriege und dem spanischen Erbfvlaekriege, aber von unserer Reichs-, SlaalS und Gemeindcverfassung, deren Wohlthatcn auch die deutschen Frauen unmittelbar ge nießen, von unserer Justiz, den VerkehrSeinrichtungcn und dem Stcuerwesen »nscrcr eigenen Zeit müssen sie doch wenigstens LaS Hauptsächlichste wistcn. Freilich unsere Geschichtsbücher, die derartige Frage» in der griechischen und der römischen Geschichte, auch in der des Mittel alters genau behandeln, schweigen über die gegenwärtigen deutschen Einrichtungen oft vollständig, ohne zu bedenken, daß unsere eigene Eultur ohne Kcnntniß der staatlichen und wirtbschafilichen Formen gar nicht zu versieben ist. In Schweden und in Frankreich ist der Unterricht über staats bürgerliche Einrichlungen obligatorisch. Ein deutsches Vürger- buch als Ergänzung zu unsere» Geschichtsbüchern würde auch für die deutschen Schulen ein wabrer Segen sein, und die wirkliche Kcnntniß unserer eigenen Umgebung würbe sicher mehr dazu beitragen, Gemeinsinn, Hilfsbereitschaft, Menschen liebe, deutsche Gesinnung und Staatsbewusstsein z» erwecken, als manche mit peinlicher Genauigkeit behändesten Haupt- und Staalsactioncn." O. U Berlin, 12. März. Von allen Steuern, welche die Stadt Berlin erbebt, ist die Miethstener mit Reckst dir nnpopulairste. ES sind daher auch schon Versuche gemacht worden, sie zu reformiren, aber trotz dieser Versuche werde» auch heute »och Wohnungen über 1000 — d. h. Woh nungen von 4 Stuben im höchsten Clock — mit 6-/, Procent besteuert. Der Familienvater, der wegen einer starken Familie eine größere Wohnung nehmen muß, ist natürlich am schlimmsten daran; der reiche Junggeselle als Afrcrmiether ablt überhaupt keine Mielbstcucr. Daß das unhaltbare Z»- lände sind, liegt auf der Hand. Nach der Uebrrweisung der staatlichen Grund- und Gebäudestcucr denkt inan nun mehr daran, die Mielbstcucr, die etwa 10 Millionen einbringt, ganz sortfallcn zu lassen; die nölhigcn Vor arbeiten sind bereits im Gange In Berlin würde natürlich der Fortfall der Micthslcuer in fast allen Bcvölkcrnngskreiscn mit hoher Freude begrüßt werden; auch wenn der Eommunal- zuschlag ganz bedeutend erhöht werden sollte, so würden die Berliner dies leichter ertragen, als eine Besteuerung »ach so ungerechten Principicn. — Der Bierboycott in Magde burg soll am Mittwoch aufgehoben werden, obgleich erst kürzlich von den Socialdemokratcn beschlossen worben war, ihn noch bis zum nächsten Jakre ausreckt zu erhalten. Trotz tcr gerade zu riesenhafter Anstrengungen, welche die Socialdemokralie vor niedreren Jahren machte, um die größten Brauereien zum Nachgcben zu zwingen, hat sie nicht nur Nickis erreicht, sondern obendrein eine schmäblichc Niederlage erlitten. Die ganze Organisation in Magdeburg ist gelockert, tie Partei gespalten und zurückgcgangen, so daß sie, um den weiteren Verfall auszuballen, zur Aushebung des BoycottS gezwungen war. Freitick batte in Magdeburg da» gelammte Bürger- tbum die Sacke der vereint anftretenden Brauereien zu der seinigcn gemacht. Geschähe da« überall, so würde man bald nirgend» mehr über den TerroriSmuS tcr Socialdemokratie zu klagen haben. V. Berlin, >2. März. (Telegramms Der Kaiser lelegraphirte an den Oberbürgermeister Helle, er danke ibm für de» telegraphische» Gruß bei dem Festmahle der ver einigten Mitglieder der städtischen Körperschaften anläßlich ter ersten Abstimmung deS Reichstag- über den russischen Handelsvertrag. Der Ausdruck des Vertrauens z» den aus Frieden und Förderung de- Wohlstandes im Volke gerichteten Bestrebungen des Kaisers habe seinem Herzen wobl gcthan. Auch der Reichskanzler dankte für die an ihn gerichtete Begrüßung und sprach die Hoffnung aus, daß die Abstimmung für die schließliche Entscheidung de» Reichs tage« maßgebend sei. V. Berlin, 12. März. (Telegramm.) Dem Ver nehmen nach reist der Kaiser am 19. März nach Abbazia. V. Brrlin, 12. März. (Telegramm.) Dem Vernehmen nach wird der Kaiser morgen einer Einladung deS Freiherrn von Stumm zur FrühstückStasel entsprechen, welche im Hotel Kaiserbof siallsindct. ' --- Berlin, t2. März. (Telegramm.) Dem „Reichs- anzeiger" zufolge ist der frühere Unter-TtaatSsecreiair de« Auswärtigen, Okras Bergbrm, unter Verleihung de- Kronen- ordenS I. El. seinem Anträge gemäß in Len Ruhestand versetzt. -« Berlin. 12. März. (Telegramm.) Die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" widmet heute dem Resultat der zweite» Lesung des drutsch-russischc» Handels vertrags an leitender Stelle einen kurzen Artikel, in welchem ie neben der Hoffnung, daß baS Resultat maßgebend für die dritte Lesung sein werde, die weitere Hoffnung ausspricht, der Vertrag werde segensreiche Früchte tragen. -7-Berlin, I2.März. (Telegramm.) Die „Gerichts Zeitung" erklärt, Prinz holirniohr-Ordringcii gehöre beule noch der deutsch conservative» Fraelio» des NeicktageS an, vb gleich er für Artikel l des russischen Vertrags gestimmt habe (D vrrlin, l2. März. (Telegramm.) Der Reichs kanzler heanlragt bei dem Bundcörathe die Zustimmung zu der Ausprägung von 1l Millionen Mark Füiismarkstüae, 7 Millionen Mark Zweiniarkslücke und 4 Millionen Eiomarl stücke, da sich i» de» rheinisch westfälischen und in den sächsische» Industrichezirkcn ein stärkerer Bedarf an größerer Silber Scheidemünze geltend gemacht bat und da« ausgeprägte Quantum um 22 Millionen hiuter dem statthaften Betrage zurückgeblieben ist. «Wiederholt.) — Die auf Montag anberaumte Sitzung der Silber- Eommission ist mit Rücksicht ans die Reick,stagSmitglieder, die bei der Bcralhuug des russischen Handelsvertrages be schäftigt sind, verschoben worden. — Tie „Franks. Ztg." meldet aus Sydney unter dem 31. Januar: „Der Coinniandant des zur Zeit vor Auckland (Neuseeland) liegenden deutschen Zdreuzers „Bussard", tLvrvelleiicavitai» Flichlcndöser, der bereits seit längerer Zeit an eine»! Fuhteiden erkrankt ist, hat sich gestern einer Ainpnlation des erkrankten Gliedes »nlerzichen innsse». Dar Befinden des Patienten soll de» Umständen »ach ein recht befriedigendes sein, so das, alle Hoffnung besieht, den allgemein beliebten Lsficier am Leven zu erhalten." * Posen, lo. März Eine polnisch-antisemitische Versammlung fand kürzlich in Jersitz statt. Nach Mit- tbeilungri, des „Oredownik", de» Organ« der polnischen Volksxartei, welcher sehr wohlwollend über diese Versamm lung berichtet, »ahmen a» ihr über «iOO Personen thcil. Tic Versammlung wurde mit einem Hoch aus den Papst und den Kaiser erösfuel. Der Antisemit Kuapowsli aus Pose», gleichzeitig Mitglied der polnischen Volkspartci, fand mit seiner Aufforderung, bei keinem Jude», sondern nur bei Ekriskcu zu kaufe», lebhafte Zustimmung. Alsdann sprach Herr Lukoinsli aus Wilda, Mitglied der polnischen Volks- Partei, und beantragte eine Resolution, welche Labin ge richtet war, daß dem verderblichen Einflüsse des Iutentbums gegenüber tie Verbreitung des Antisemitismus berechtigt sei. Nachdem diese Resolution angeuommeu war, wurde die Ver sammlung geschloffen. § Aus Westfale», I» März. Auf die vom Ausschuss« deS rheinisch-westfälischen evangelischen Arbeiter Verbandcü an den Staatssecrelair des Innern cingcrclchlc Eingabe bezüglich der ArbeiterwohnungSsrage ist folgende Antwort cingegangen: „Dein Ausschüsse erwidere ich ergebenst, daß ich bei aller An- crkeiinuug der socialen Bedeutung der Wohnungssrage Bedenke» trage, von ReichSwegen eine dilrchgreisende Enguete »her die Beschassenheit der Arbeiierwohnnngcn in den einzelnen B»»deSslaalen anzuregen. Ein derartiger Tchritt würde nur dann gercchlsertift sein, wen» in Aussicht geiioiiiine» werden könnte, zur Betämpsung der durch die Enquete ermittelten Mifislande de» Weg der NeichSge'ctzgebung zu betreten. Wie ich aber schon in der Sitzung des Neichsiags vom 6. >. Monats iIchrnar) nähe, ausgesuhrt Hobe (Stenographischer Bericht Seite 1033', kalte ich 1>e> der Berschiedenarligkeit der zu berücksichtigenden Verhältnisse es kann- iir möglich, in der Wohnungsfrage zur Ausstellung überein sliinniender sür daS ganze Reich geltender Grundsätze zu gelange». Vielmehr glaube ich, daß hier zweckmäßig »ur aus dein Wege ürl licher oder für gewisse größere Bezirke zu erlassender A» ordnnnge» vorgegangen werde» kann, wie solche in einzelne» Bundesstaaten und von mehreren Sladlgemeinden bereits getroffen oder beabsichtigt sind, hinsichtlich der Neiiausnahme einer Berufs tatist ik kann ich mich gleichfalls aus eine von mir in der Reich: tagssitziing vom 6. d. M. abgegebene Erklärung (Stcnogr. Bericht Seite 1037 >4) beziehen Darnach ist eine im Reichs - Amt des Innern gepflogene Beratbnng zu dein vorläufigen Ergebniß gelangt, daß mit der nächsten Volkszählung eine Beruisstaiisiik verbunden ein werde. Der Staatssecrelair de» Innern v. Bötticher." * Breslau, 12. März. (Telegramm) Rach einem von obcrschlcsischcu Lehrern verschickten Eircular soll in diesem Monat in Berlin eine (Kesellschast begründet werden, welch- die Gründung und Leitung einer neue», in Verbindung m>' einer katholischen Vollszkitung vom I. October ab in Berlin erscheinenden, aus dem Stantpunctc deS EcntrumS stehenden katholischen Lehrerzcitung übernimmt. Ein ähnlicher, früher in Breslau gemachter Versuch mißlang. * Karlsruhe, l". März. Die Eominission zur Vor beratbunz der kirchciipolitischk» Anträge de- EcntrumS hat den Antrag aus Zulassung religiöser Orden und ordenSähnlichcr Eongrcgationcn im Großherzogthum mit 8 gegen 7 Stimme» angenommen. Die Nationalliberalcii stimmten, der N. B. „LdS.-Ztg." zufolge, dagegen, der socialkemokratische Vertreter l>r. Rüdt stimmte dafür, nach dem eine ausdrückliche Bestimmung in den Gesetzentwurf ausgenommen worden war, nach welcher die Orden und Eoligregatioiicn unter^das badische Vcrcinsgcsetz zu stellen sind. * kllwangen, II März. In einem von einem katho lischen Priester verfaßte» Büchlein über die ehemalige Icsuilcnkirchc ans dem Schvncnberg bei Ellwanzcn (EU Wangen, Truck und Verlag von M. Kaupert, 18.54) heißt es von dem früheren Fürstpropst Johann Rudolf von Rechbcrg: „Fürst Rechberg rust mit ernster, feierlicher Stimme au» Lee Mille des 17. Jahrhunderts herüber denjenigen zu. die sich in de» letzten Zeiten bemühten, aus dein Schönenverg ein Missionshaus zu gründen: Lasset nicht nach, scheuet weder Anstrengung »och Opfer, bis ihr den Schönenberg wieder in jene vände gebracht habt, in die ihn Gott schon vor 216 Jahren legte, in die Hände der Jesuiten oder der ihnen geistesverwandte» Redemptoristen!" Die banerische Regierung ist sich über die Verwandtschaft von Jesuiten und Redemptoristen heute noch nickt klar. * München, 12. März. Tcr Prinzregcnt verlieb an läßlich seine« Geburtstages dem Minister deS Innern Frei herr» von Feilitzsch den HubcrtiiSortcn und ernannte den stellvertretenden Bevollmächtigten rum BundeSratbr, Freiherrn von Stengel, zum Ministerialdirector.
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