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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.03.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940319016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894031901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894031901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-03
- Tag1894-03-19
- Monat1894-03
- Jahr1894
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Morgen-Ausgabe Anzeiger. Lrgan fiir Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. AnzeigenPreiS die «gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactionsstrich <4 ge spalten) 50-H, vor den Familiennachrichten (6 gespalten) 40 H. Grössere Schriften laut unserem Preis- »rrzeichniss. Tabellarischer und Zifiernsatz nach höherem Tarif. 1-rtra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Ännahmeschluß für Änrngen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Margen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen ,e eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Hrpedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Montag den 19. Mar; 189L 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Unter Hinweis auf die Bestimmung in 3tV,2 des Reichs-Stras- Gesetz-BuchS wird den GrundsluckSbesitzern bez. Garteiiinhadern diesiger Stadt, bei Vermeidung einer Geidslrasc bis zu 00 Mart oder entsprechender Haft hiermit aiisgegeben, ihre Bäume, Sträucher, Hecken rc. während des Monats April dieses Wahres von den -iiaupen des Ringelspinners (Uumdvv Xeuüirin) gcdörig sänber» und die Raupen sowie deren Nester vertilgen zu lassen. Gleichzeitig geben wir nachstehend unter T eine kurze Beschrei bung der Lebensweise und der zweckmäßigsten Lertilgungsart der angeführten Schmetterlingsgattung. Leipzig, ain 14. März 1894. Der Rath drr Stadt Lripzig. ll. 2195. 1)r. Tröndlin. Stahl. D Ringclspiuiicr (Bomb^x Xeuitrm). Der Schmetterling legt seine Eier Ende Juli oder Anfang August bis zu 400 Stück beisammen spiralförmig um ein- blS dreijährige Slestchen. Erst im nächsten Mürz schlüpfen die Anfangs schwarzen, lang gelbbraun behaarten Räuschen aus, nähren sich zuerst von Knospen, später von Laub. Ihre Fraßslelle» überspinnen sie mit einem leichten lockere» Gewebe, ohne ein eigentliches Nest herzu- stellen. Anfangs trifft man diese Raupen zu mehreren Hunderten gesellig an Obstbüumcn, Weißdorn, Rosen, Weißbuche», Eichen, Rüster», Pappeln, Birten beisammen, in der Gabelung eines Astes oder ähnlichen Stelle» dicht aiicinandergedrüngt. Mit dein zu nehmenden Wachsthum der Raupen werden diese Gesellschaften kleiner und kleiner, bis sie sich Ende Mai oder Anfang Juni gänzlich auf- lüjen. Sie sresscn bei Tag und Nacht und wandern von Baum zu Baum, wenn die Nahrung zu mangeln beginnt. Die erwachsene Raupe verwandelt sich im Juni in einem eirunden gelb durch staubten Gespinnste zu einer weichen schwarzen Puppe, der im Juli der Falter entschlüpft Zweckmäßige VeriilgungSweise: Zerquetschen und Vernichten der Raupen in ihren Schlupfwinkeln, ans denen sie, wen» solche hoch am Baume sich befinden, durch Anschlägen an die Stämme herab- geworfen werden können, ini April. Versteigerung von Bauplätzen lietr. Tie folgenden, der Stadtgcnieinde Leipzig gehörigen und in Leipzig-Reudnitz gelegenen Bauplätze des ParcellirungsplanS Nr. 6527 7. V., und zwar: Nr. 1. an der Ecke des Täubchenwegs und der Straße k d«S östlichen Bebauungsplanes .... von 719,1 qm - 2. ain Täubchenwege -> 386.8 . . 4. - - 340.0 - . 5. . - - 340,0 - » 6. an der Ecke des Täubchen- und des Gerichtswegs - 522,4 - - 8. an der Ecke des Gerichtswegs u. der Rostitzstraße » 531,5 - > 9. an der Nostitzstraße -- :i33,2 - - 10. . - - - 333,2 - - 11. »- » «.».»»».»» 399,1 - - 12. - - . 408,0 - » 13. an derEckc der Nostitzstraße und der Straße k dcS östlichen Bebauungsplanes .... « 615,3 « . 14. an der letztgenannten Straße ..... - 416,3 - Flächengehalt sollen Dienstag, den 27. dieses Monats von Vormittags 10 Uhr an im Saale der Alten Waage, Satdarinrnstraszr Nr. I, II. IStage, zum Verkaufe versteigert werde» Ter Bersteigerungstermin wird piincilich zur angegebenen Stunde nSssnet und die Versteigerung bezüglich eines jeden der einzeln nach einander in obiger Rcihensolge ausgebolenen Bauplätze geschlossen werden, wenn darauf nach dreimaligem Ausruf kein weiteres Gebot mehr erfolgt. Die Versteigerungsbedingungen und der Parcellirnngspla» liegen aus dem Rathhause, 1. Etage, zur Einsichtnahme aus. Exemplare davon werden in der Sportelcasse I, Naschmartt Nr. 2, 1. Etage, Zimmer Nr. 6, für l .6 abgegeben. Leipzig, den 9. März 1894. Irr Rath der Stadt Leipzig Ia971. l)r. Tröndlin. Krumbiegel. Versteigerung. Mittwoch, den 21. März, Vormittags 9 Uhr, werden im Pottgcbäudr am Aunustnsptatz (Eingang Poststraße, 3 Tr. lts.) verschiedene in unbestellbaren Postsendungen enthalten gewesene oder m Postwagen ansgesundrne Gegenstände, u. A. Regenjchirme, Spazier- stöcke, 1 Taschenuhr, gegen sofortige Bezahlung öffentlich ver steigert. Auch kommen einige bei Posta»staltc» auSgemustcrte Gegenstände, u. A. Eisentheil«, Messinggewichte, Typen, mit zum Verlaus. Leipzig, 16. März 1894. Der kaiserliche Lbrr-Poftdirector. Walter. Bekanntmachung. Die Macadamisirung event. auch Pflasterung der hiesigen Westfiraße — ca. 320 Mtr. lang mit einem Flächengehalt von ca. 2500 lü-Mtr. — soll an eine» Unternehmer vergeben werden. Die Bedingungen und Anschlagssormular« hierzu können gegen Erstattung der Auslagen von 50 ^ im hiesigen Gemeindeamt — woselbst auch der Bauplan zur Esnsichtnahme ausliegt — ent nommen werden. Preisangebote sind versiegelt mit der Ausichrist „Dbrrbau der Wrststrasze Leutzsch betreffend" bis zum 27. März dieses Jahres hier einzureichen. Di« Auswahl unter den Bewerbern, Theilung der Arbeiten und event. Ablehnung der sämmtlichen Angebote bleibt Vorbehalten. Für die Ausfüllung der Kostenanschläge wird eine Entschädigung nicht gewährt. Leutzsch, den 17. März 1SS4. Der «emeinderath. TH.UHltg. Bekanntmachung. Die am 20. Tecember 1893 hier verstorbene Frau Eatharine Mathilde verw I>r. Vanmgartrn Hot dem „Lrchester-Pensions- sondS zu Leipzig" ein Legat von Fünstansend Mark testamentarisch hinterlassen Nachdem dasselbe am heutigen Tage an uns ausgezahlt worden, bringen wir dies hiermit zur öffentlichen Kenntniß und rufen drr edlen Vermächtnißgeberin unser» ausrichtigen Dank in die Ewigkeit nach. Leipzig, den 15. Marz 1894 Drr VerwaltungS-Aus,chnsz iär den Drcheftrr-Vknsionsiond« »«seihst. 11r. Georgs, SOS v,rst»end«r. «ilisch, «ff. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Geschäftsräume können in unserem Meldeamte am 20. und 21. dieses Monats in Abtheiluna I, Buchstabe X.—7. (für bleibende Einwohner) nur dringliche Geschäfte erledigt werden. Leipzig, am 18. März 1894. Das Polizriam» drr Stadt Leipzig, v. R. 940. Bretschneider. H. Politische Tagesschau. * Leipzig. 18. März. Wir haben wiederholt betont, daß bei den Verhandlungen Iber den deutsch russischen Handelsvertrag die Sachkenntnis; und die Energie des ZollbeiratbS ein sebr wirksames Gegengewicht gegen die ebcvalereSke Veranlagung unserer osfieiellcn Unterhändler gebildet babcn. Leider dal die dritte Lesung des Vertrags den Beweis geliefert, daß dieses Gegen gewicht noch nickt stark genug war, um eine Unterlassung zu verbitten, die überaus beklagenöwcrth für den deutschen Buchhandel und die deutschen Schriftsteller ist. Keine Gelegcnkeit wäre günstiger gewesen für den Versuch, mit Ruß land zum Abschluß einer Lite rarconvent ion zu gelangen, als die HaiidclSvcrtragSverhandlungen. Der nationallibcralc Ab geordnete S iegle-Stuttgart fragte daher am Freitag bei vem Staatssecrctair deS Auswärtigen an, ob nicht ein solcher Bcrsuch gemacht worden sei. Die Erzeugnisse der Kunst und der Literatur seien in Rußland in keiner Weise geschützt und unsere Autoren und Bcrleger seien dem russischen Rachdrucke bisher schutzlos preisgegeben. Und waS antwortete darauf der Generalconsul Freiherr v. Lamczan? Nach der „Rordd. Allgem. Ztg." Folgendes: »Bereits 1890—91 ist von französischer Seite der Versuch gemacht worden, mit Rußland eine Literarconven- tion abzuschlicßen. Vorbesprechungen führten nicht zum Ziele. Rußland hat dem Anschein »ach absolut keine Neigung, auf eine Literarconvention mit dem Weste» einzugehen, wahrscheinlich von dem Gedanken ge leitet, daß cs von der ausländischen Literatur viel zu beziehen habe. Und so berühmt und beliebt auch die russischen Schriftsteller im Westen sind, ist ihre Zahl doch klein. Es handelt sich namentlich für Rußland auch darum, die wissenschaftlichen Werke deutscher, französischer, englischer rc. Autoren in seine Sprache übersetzen zu können und seiner st »diren- den Jugend und den Gelehrten die Preise da für nicht zu hoch anzusetzen und durch Autoren Honorare zu vcrtheuern. Kur; und gut, wir waren von vornherein von der Erfolglosigkeit, mit Rußland eine Literarconvention zu schließen oder Bestimmungen darüber in diesem Vertrage zu treffen, überzeugt und haben auch die Sache deshalb gar nicht angeregt. DaS wird aber weiter nicht bindern, wenn später Rußland geneigt sein sollte, eine Convention aus einer annehmbaren Basis zu schließen, den angedeulctcn Weg zu bcschreitcn." Also weil Rußland »dem Anscheine nach" absolut leine Rejz„„g batte, auf eine Literarconvention cinzugcheii, regte man die Sache gar nicht einmal an und über ließ es Rußland, nach wie vor der deutschen Geistesarbeit ihren Lohn vorzucnthaltcn. Erst wenn es Rußland beliebt, auf die Plünderung der deutschen Autoren und Verleger zn verzichten, wirk daS Deutsche Reich eine solche Grossniuth dankbarst acccplirc». Nach Abschluß der Etatsberatliung im Reichstage sind die Matrieulardeiträge für das Jabr >894 95 auf rund 397 197 420 „L scstgestellt worden, also um ca. 22 Millionen niedriger als im Voranschläge der Regierungsvorlage, um I7>. Millionen höher als nach de» Ansätzen dcS vorigen Etats. Der letztere Betrag kann durch die der Zustimmung dcS Reichstags sichere Erböluing der Stcmpclstcner aus Börsengeschäfte und Lolterieloose gedeckt werden. Es unter liegt keine», Zweifel, daß sich der Etat darnach wesentlich günstiger auönimmt als der Entwurf dcS BunkesratliS. Wenn aber daraus gefolgert wird, daß neue Ei» »ahmen im Reich außer der Stempelsteuer entbehrlich seien, so müssen wir dagegen wiederholt Widerspruch er bebe». Tic vom Reichstag vorgcuouiineiic» Erhöhungen der Einnahmcanschlägc sind willkürlich und unsicher, manche Abstriche bei den Ausgaben sind höchstens für den Augenblick zulässig unk die Forderungen müssen nnocrincidlich allernächsten- wicdcrkchreii. Es ist auch eine unrichtige A»f- faffung, das; Alles befriedigend geordnet sei, wen» mir die Beitrage der Einzelstaaten auf der bisherigen Höhe erhalten würden; die finanzielle Lage der meisten Bundesstaaten war auch so schon unhallbar. Infolge der Ermäßigung der Getreidezölle durch die Handelsverträge sind auch weitere Rückgänge in den Zollcinnahmen zu erwarten. Alle- da- beweist, daß von einer ausreichenden und dauernden Finanz- rrform ebne die Eröffnung wcilerer Eiiinabmegnelle» im Reich nickt die Rede sein kann. Wenn der Reichstag jetzt einer gründlichen Lösung der Ausgabe zaghaft auö de»; Wege geht, so wird damit die Frage der Reichsstencrresori» auch nur sür die allernächste Zeit nicht aus der Welt geschasst und die Beunruhigung großer ErwerbSlreise bleibt bestehen. Das ist keine gute und heilsame Politik. Ter Reichstag setzt gleich »ach Ostern seine Thätigkeit mit der Bcrathung der Steuer- Vorlagen fort, und die verbündeten Regierungen dürfen rann zum mindesten verlange», daß ibre Vorschläge ernsthaft und gründlich geprüft werden. Geschickt die-, so braucht man »ock, nicht völlig daran zn verzweifeln, daß Uber das bischen Börscnsteucr hinaus positive Ergebnisse erzielt werden können. Freilich dürfen auch die verbündeten Regierungen aus ibre Vorlagen fick, nickt versteifen, gegen die auch von solcher Seite, welche die Retbwendigkeit einer ausreichenden und dauernden Finanzresorm anerkennt, mit Recht die schwersten Bedenken geltend gemacht werden. Aus dem RciAStagsivadlkreisc Meseritz-Vvms«, wo in den nächsten Tagen eine Stichwahl zwischen dem deutschen Candiraten v. DziembowSki und einem Polen bcvorstcht, wird berichtet, daß die Antisemiten, die in diesem Fall den AuSscklag gebe», beschlossen haben, sür den der frei conservativen Partei angchörigcn deutschen Eandidaten zu timmcn. Höchst aiissallender Weise heißt cS aber in der betreffenden Erklärung dcS Partcivorstandcs: „Für die bevorstehende Stichwahl im Wahlkreise Meseritz-Bomst empfiehlt die Unterzeichnete Parteileitung den Wählern des Herrn v. Mosch deren Stimmen »ilnmehr auf den Eandidaten Herrn l>r. DziembowSki zu vereinigen. Vom antisemitische» Siandpunct bietet zwar keiner der beiden Eandidaten uns entsprechende Garantien, und könne» wir insosern Keinem von Beiden den Vorzug gebe». In wirthschiistspol itischer Hinsicht aber sieht unS Herr v. Dziembowstl als Candidat des Bundes der Landnnrthe näher als Herr Szymanski, ein Vertreter der polnischen Hospartei." Selbst die antisemitische „Tägl. Rundsch." findet eS un begreiflich, daß eine Partei, welche die Worte „Deutsch" und „Rational" beständig i», Munde führt, nur auS wirllischaflspolilischcn Gründen das Eintreten für den deulschcn Eandidaten empfiehlt. Natürlich befremdet cö keine» Mensche», wenn die „Germania" es als selbstverständlich eracklet, daß bei der Stichwahl säinliitlichc Katholiken, ob deutscher oder polnischer Sprache, sür den Polen SzynianSki cinlrcten. Einem „culturkänipserisch" angehauchte» Freiconservaliven könne keine Stimme eines Katholiken zufallen. Der Ab- zeordncte Io. Bache», wird sich selbst in Bewegung etzcn, um die deutschen Katbolike» dcS Wahlkreises sür de» polnischen Eaiididalcn anziiseuerii. Er könnte sich de» Weg eigentlich spare», da die iiltraniontanen Wähler des Kreises den Vcrralh a» der nationale» Sache bereits bei der Haupt Wahl begangen habe». Trotzdem dürste Herr v. Dzicmbowsli gewählt werte». Tie freisinnigen Stimmen kommen nicht in Betracht, da bei der Hauptwalil nickt mehr als 33 abgegeben worden sind. Das ist »m so beinerkenswertber, als die Freisinnigen gerade für sich selbst die größten Er folge erwartete», wenn es um der Handelsverträge willen zu einer Auslösung des Reichstage« halte kommen sollen. Bei der Bedcntung, welche sür das österreichische Partei- leben die Stelle eines ersten Bürgermcistcrö von Wien hat, rechtfertigt sich ein nochmakiges Zurückkoniiiic» aus die vorige Woche vollzogene Wahl 1>r. Raimund Grübk'S. Es wurden l3k Sliininzcttcl abgegeben, von denen 88 auf Nr. Grübt, 43 ans den Führer der antilibcralen Opposition, Hi. Lueger, lauteten. Bcmcrlt zu werden verdient, daß Iw. Grübl säinintliche liberalen iLtimnien auf sich vereinigte, auch die Stimmen derjenigen liberalen Dissidenten, welche unter dein verstorbene» Bürger »leister Iw. Pro wegen dessen oft etwas schiene» Auftretens aus dem engeren fortschrittlichen Parlci- verbankc auSgcsckiedcn waren Nock bcachteiiöwcrlher ist, daß die beispiellose gegen Iw. Grübl in Scene gesetzte Hetzerei seitens der Antilibcralen die Folge hatte, daß eine Gruppe antilibcraler Gcincinderäthc erklärte, sic müsse eine solche unwürdige Art der Bekämpfung eines politischen (RgncrS entschieden vcrurtheilcn. Eine derartige Selbsterkenntnis; in den Reihen der bekanntlich nur vom Radau lebenden klcrilalen, christlich-socialen »nd antisemitischen Opposition ist ein erfreuliches Novum in der Parteigcschichte Wiens. Die Persönlichkeit des neuen Bürgermeisters bietet übrigens die Gewähr, daß, wen» die Antitiberalcii mir balbwcgs Raison anlicbmc» wollen, wenigstens ei» Waffenstillstand ini Gemeiiideratl, erzielt und den bisher so häufigen „Auftritten" ein Ende bereitet werden kann. Iw. (Krübl ist energisch, aber nicht leitcnschaitlich, er ist witzig, aber ohne Sarlasinus, und dürste durch seinen trockenen Humor »lanchcn Gegner ent waffnen. Iw. Grübl ist I8l7 zu Wien geboren »nt schlichter Leute Kind. Er bat sich aus eigener Kraft cmporgcaibeitet. l880 wurde der Hos uno GcrichtSadvoeat Iw. Grübl zuin ersten Mal in den Wiener Gcinciiideralh gewählt, dein er seither unuiiterbrochen angehörte. Wegen seiner Verdienste »m die Schaffung Groß-Wiens erhielt er de» Franz Joses« Orden. 1891 erfolgte seine Wahl in de» Stadtrath und im Octobcr 1892 wurde er zweiter Viccbllrgcrnicislcr. >w. OWIlbl ist Willwer; er war mil einer Nichte de« verstorbenen Wiener ReichSrathSabgeordnelen Iw. ZagueS verdeirathcl, die sich hatte tanscn lassen An dein KalholiciSmiiS de« neuen Bürger meisters vermögen die „Christlich Socialen" nichts a»S zusctzc», dafür betonen sie mit Entsetzen, Iw. Grübl sei Ibb Freimaurer! Dies ist zwar nicht richtig, wäre aber auch kein Unglück. Bekanntlich setzen die Gegner der liberalen Regie rung in Ungarn alle Hebel in Bewegung, ui» da« Cabinct Wckerlc zn stürzen und so die Reform der Kirchcn- gesctzgcbuiig zu vereiteln. Dabei kommt ibnen die plötzlich aeut gewordene Kossuthsrage, t. h. die Frage, wie das amlliche Ungarn dem Andenken dcS große» Patrioten und Revolntioiiairs nach dessen Hinscheidcn gerecht werden soll, außerordentlich gelegen. Gestern wurde, wie schon der Tele arapb kurz gcnicitcl, i:n Abgcordiietcnhausc der erste Versuch in dieser Richtung gemacht, unk zwar war es die äußerste Linke, welche den freilich ungefährlich verlaiijenen Sturm beranfbcschwor. Bekanntlich verliert im Sinne de« ungarischen Gesetzes die SlaatSbürger- rechte, wer gewisse Förmlichkeiten nicht mindestens alle drei Jabrc einmal iui Ausland vor einem Coiisnlat vollzieht, sdvffulh verlor im Sinne dieses Gesetze« sein Heiinathrccht. Tie äußerste Linke veranstaltete nun Eingaben uiu die sogenannte Rep atriirung Kos snth'S durch ein besonderes Gesetz. Gestern verlangte sic die dringliche Behandlung dieser Ein gaben i» der MonIagSsitziing. Die Regierung wircrseyte sich dem Verlangen. Ministerpräsident v. Wekcrle sprach unter Hervorbebung der Misslichkeit einer Forciruug und der dadurch bedingten Gefahr tcr Riederstimittiing sür die gc- schästSordiiungsiiiäßigt Behandlung des Antrages, somit sür die Vcrbankliing de« Antrages an dein nächste» aus einen Sonnabend fallenden SiyungStag. Bei der Ab stimmung erhielt die Negierung eine Mehrheit von 3l Stimmen. Dieser vorläufige Sieg berechtigt zu drr Erwartung, daß die Regierung auch in den beim Tod Kossnth'S auftaiichciidcii Fragen die Mehrheit erlangen werde. Andererseits ist die Lage aber jedenfalls in- »sofern unbequemer, als da- Hau« vor den Feiertagen nur noch Montag und Dienstag Sitzung hält, so daß nicht einmal die Generaldebatte über die Kirckenvorlagen in naher Zeit zu schließen Aussicht ist. Die Opposition üdl offenbar verdeckte Obstruction. Gleichwohl besteht noch ini»ierdieHvss»ilng, dieRegicrungwerde alle Schwierigkeiten und Ränke glücklich überwinden, zumal siez» weitgehendem Entgegenkommen bereit ist. Dabei verfügt sie insofern über ein neues und sehr durchschlagendes Argument ür ihre Kirchenpoliiik, als Koffutb erst noch in den letzte» Tagen von seinem Krankenlager in Fiume au«, daS er wobt nickt wieder verläßt, an de» Abgeordneten Hclsy ein Tele gramin de« Inhalte« richtete: „Wer mein Andenken ehrt, wird — daS ist meine letzte Willcnsmciiinng — tcn Kirchcn- vorlagen zuin Siege verhelft»." In Griechenland ist wieder einmal eine Ministerkrise oder wenigsten« die Auslösung der Kammer zu gcwär tigcn. Nack der glücklichen Uebcrwinkuiig der Obstructivns Politik der Opposition am 12. Februar war e« TrikupiS gelungen, die parlameiitarischcii Arbeiten in regelmäßigen Gang zn bringen. Aber dieser sür griechische Verhältnisse abiiormc Zustand währte nicht lange. Tie Regierung hatte »ichrerc Gefttzciitwüift eingebracht, um den Not bstand unter den durch schleckte Ernten arg keinigcsuchlen Korinthen bauern zu beseitige».) Die Opposition war der Ansicht, die Regierung sucke >» der Koriiitheiisrage nur einen Bor wand, um not ihren volkssreuiidlicheii Plänen und "Absichten ;» prunke», und brachte die nach ibrcr Ansicht völlig unzuläng lichen Gefttzciitwüift kurzer Hand zn Falle, vhnc etwas Bessere« Vorschlägen zu könne». Dann wurde i» die BlldgetdiSeussion ciligctreleii.uiid bei diesen wichtigenBerathungen sucht dieOppo ilion durch endloseRedc» und durch dieSchassiing von allerband Zwischenfällen wieder»»! jede« Ergetzniß zu kinterlreiben. Diesem hartnäckigen Widerstand gegenüber steht die Regierung ziemlich rathlo« da: denn schon setzt in der lninistcricUcil Partei selbst eine Zersplitterung ein, welche die Stellung des CabinetS erschüttern muß. Soeben ist eö bekannt geworden, daß einer der angesehenste» Freunde de« Herrn Trikupis, der rühere CultuSniinistcr KvssoiiakvS, während eines JabrzehntS cho» Trikupis' lreucstcr Anhänger, der RegicrungSparlci eine Unterstützung entzöge» hat. Sein Abfall wird nickt verfehle», Andere »achziilocke», und wenn Trikupis nickt innerhalb der nächsten Tage sei» Budget durchsetzt, so wird er vor der Rvthivendigkeit stehen, entweder die Aus lösung der widerspenstigen Kamnicr beim König zu veran lassen oder sein Amt iiieterzuleacn. Bei dein Uiiistandc, daß daü LooS der Regierung von snns bis sechs Slimmcn ab- hängt, ist daS Cabinct in einer schwierigen Lage, ziimal da die ArbeitSunlnst der regierungsfreundlichen Al'gcordnklc» be kannt ist. Sie müssen jedcSmal mit Müde und Noll, rusainnieiigclroniinclt werden, wenn eine Sitzung zu Stande kominen soll. Wie kürzlich vom Repräsentanten banse der Ver riiiintcn Dtaatrn, so ist jetzt auch vom Senate zu Wasbingte» der-Bland'jchc Alttrag a»j ric »lonatlichc Ausprägung von 2 Millionen Silberdollarö a»S dem im Staats schätze befindlichen, von tcr Prägegebühr hcrrührcndcn Silber angenommen worde». Tic ,.R.-"/jork. HandelSztg." bemcrlle zu der Abstimmung im Repräsentantenhaus: Dieses Ergebnis; ist >» hohem Grade befremdend. Tenn ausier- haib der Kreiie der specijiicheii Liiberinicreffeiile» hat sich die öffent liche Meinung »icmaiS zu Gunsle» einer weitere» Süberprägung ausgeiprvchcn. Man hielt die Idee» Biand'S siir HaUncinalwiien. Nnn aber sind diese aus dem Wege ihrer acluelle» Aiierkeniiun!. und wenn nicht der Lenat gegen die Bill Widerspruch einicgl, ihrer Annahme gewärtig. Die Bill schreibt vor, daß da» CilbcrmetaU, weiches im Schatzamt liegt, kosort, nachdem sie Gesetzeskraft erlangt haben wirb, in StandardbollarS nmgeschmolze» werde, und daß gegen die 55 156 000 Lollars neuen Geldes EeNisicate aiisgegeben werden sollen mit der besondere» Bestimmung, daß es dein Schatzserretair gestaltet sein soll, selbst vor vollzogener Prägung Eertisieate in der Höhe des vdige» Betrages ausznsiellc». I» dem zweiten Paragraphen der Bill wird verfugt, dass, sobald die Prägung der obigen 55 Millionen vollendet ist, sanimtiiche unter dem Gesetze des Jahres 1890 ider Sderman-Villgangekauslen Silliervorrathe in Siiberbollars geprägt werde» sollen nutcr Zurückziehung der dagegen ausgestellt,» Eertisieate. Wozu dns nene «ilhergrld, dessen Pröguiigswcrtli »>>l seinem Antansswerlh im Verhalt»»! von 50 z» 100 sieht, nntziich sei» soll, vermag der Klügste nicht eiiizusehc». Im Gegenlheile wird das System der Goldwährung in vedenklicher Weise erschüttert werden, und die näheren und entfernteren Wirkungen dieser Er schütterung lassen sich kaum vorder ermessen. Durch diese Blandbill wird die die SilberanSprägiin.z weseiitiich beschränkende Sbcrinanbill zum Tbeil wieder alisgehobcn, ein neuer Beweis dafür, daß unter dem demo kralischcn Regime Clcveland'S die Gesetzgebung der Ber einigten Staate» alimäbiich, aber sicher wirrer ins republi kanische Fahrwasser hinübergleitet. Deutsches Reich. ll Vrrlin, 1v März. Nock ist das Verbot der Be sch 8s ti gang schul pflichtiger Kinder in Fabriken, wie eS in tcr letzle» <Kc>vc»bcvrtn»»gSncvcllc enthalten ist, in seinem vollen llmsaiigc nicht in Kraft getreten und schon ertönen vielfach Klagen karübcr, daß solche Kinder auS den Fabriken in die Hausindnstric gedrängt sind. Nun »st bclanittlich die banSiiidiistriclle Arbeit für die Entwickelung und tR-fti»dbcit der Kinder weit weniger zuträglich, als die Beschäftigung i» te» Fabriken. Hier sind nickt nur die Arbeiisrätime besser, auch dir Contrvle über die Dauer der Be schäftigung ist eine leichtere. Wenn tcinnach die Bestimmung rer letzten Gewerbeordnung«»»»^!« über das Verbot der Kiiiderbeschäftiguiig lediglich die Wirkung babc» würde, daß die Kinder aus den Fabriken in die HauSiiitlistrie gedrängt werde», so Ware man damit a»S dem Regen in die Traufe gekommen. Man wird gut Iliun» diesem Gegen stände die größte Aufmerksamkeit zu schenken »nd eventuell die Gewerbeordnung«-Bestimmung ans die Hausindustrie auszudehnen. Tie Industrie hat sich nickt geweigert, zu dem Vorschläge de« Ausschlusses der schnlpslichtigen Kinder a»S den Fabriken ibre Ziistimmnng zu geben, obwohl sie wußte, daß einzelne Beschäftigungsarten in den Fabriken dem Kinderkörper durchaus nicht schädlich, vielleicht scgar
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