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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.03.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940320017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894032001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894032001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-03
- Tag1894-03-20
- Monat1894-03
- Jahr1894
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Bez«gS.Prett ß, tz» -«Gtexpedttton ob« de» k» Stabs- z^trk und den Bor orten «richtrtr» U,«« qÄME» «», b»» »t«vtjäbri«ch^4cha L! ^oLs VRNV vtt Poft bezogen nrr Dttttfchtaxd »d Oesterreich virnrstthrlich -» k.—> lvt«r»» »i«Iich» Kvevgbaads«^»», ins Anslmib: «anatttch^ 7-Üll. DK Morgen-Rasgab« effchetnt tügltch '/^7 Uh^ dt, »benb-Ansgab« Wo che» U> gl 5 Uhr. RrVarNo« »ud ErreZttio»: AabannrsgaG« 8. Die Lrpedttto» iß Wochentag nnnnterbroche» ^»«1 «» KLHS bt» «dab» 7llßr. vtt« Ile«« « Esrtt«. (Bllfretz Htch»)h Untv«stM»ftroße I, Ls 1» Lssche, H«1bart»e»str. 14. per», n»d Ksnlgsplatz 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Anzeigeri'PreiS die 6 gespaltene Petitznle 20 Pfg. Reciamea unter de» Redactioaästntck scha» spalte») üo-j, »or den Familiennachttch»» (6 gespalten) 40 ^ Größer« Schriffe» last unserem Preis-- verzeichniip Tabellarischer und Ztst«»s«tz «ach höheres Takts. Extra-Beilage« kgekalzts, riir «N her Morgen-«usaade. »dn» P-stdesörd«»»« >4 60.—, mit PoslbesSrderusg 7vt—. ^»aahmeschlvß fir Lvzeir»; «de,b.»o4gab«: «vrnritd^s 10 lltzn. Morgen-Ansgaye: «nchatinngs öühr. So»». »,d Fefttuas früh Uhr. Bet de» Filialen und Snnodmeslrlle» fr «P» Halde Stnnb« früh«. A«rri,«, suG stets an dt» Es»»Vitts» « richte». Druck avd Ser log »an E. Pol» l» Krttzilg. Dienstag den 20. März 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Zur Einrichtung »in« Parkanlage i» Lristiig-GelltrhaustN solle» 1) dir Erd- und Wrgtarbtitea und 2) di» Herstellung ei ne« sog. Naturholzzaunes als Einfriedigung tm Wege öffentlicher Submission vergeben werden. Die Bedingungen und Arbeltsverzetchnisse liegen aus unserer Nuntiatur — RachhauS, 1. Obergeschoß — zur Einsicht »uS und köanen von da gegen Lrsiattnng von t ^ bezogen werden. Angebot» sind verschlossen und mit der Auffchrfft: „Erd- und Wegearveiten bezw. Heriteming eine« Natueholzzaones bei der Park» aniage in Leipzig-Sellerhausen^ bi« zum 28. Hs. MtS. Bormittag» li) Uhr in unser« Nuntiatur einzureichen. Tdeilung drr Arbeiten, Au«wahl der Bewerb« und Ablehnung sämmtlicher Angebote behalten wir uns vor. Leipzig, am IS. März 1891. ^ Der Rath h,r Stadt Leipzig. 354' vr. Georgi. Lindn«. Id. ^ Waldpflanzen-Verkauf. Bon dem Psrftrrster Leipjig-Eonnewitz können in diesem Frühjahre durch Herrn Förster Zacharias in Leipzig-Connewitz nachstehende Holzpslanzen zu den beigejehten Preisen gegen Baar- rahiun» od« Nachnahme und vorherige schriftliche Bestellung, sowie gegen Vergütung d« Selbstkosten für Verpackung und TranS- Port zur Bahn rc bezogen werden: Stück zahl- 10000 6000 500 LOOO 8000 8000 2000 2000 Hslrarte«. I. Onudbvlrer. «t. Sämlinge: einjährige Eichen» Ouercus p«t. . . . einjährige Eschen, t'rnri». vuo. . . . d. Berschulte: Amerikanisch« Eichen, tju««. rubra . . . Eichenausschvßpffan- zen, ijuero. p«ck., zu Etummelpslan- zungrn....... Graueschen, ?nurin»8 pudooc. (oioerio) . desgleichen .... Ahorn, Leer wovt. Eschen k^nriverc. 1000 Rüstern, Olwu» comp Birken, Letui» d«gleicheu LOOO 3000 alb» 3000 3000 3000 3000 2000 400 LOOO 000 H. rsnckelbvlrer. Fichten,Lbitzü ereel^u, verschütt, I.Waht dergleichen II. - dergleichen I. - dergleichen ll. - Vergleichen I. - dergleichen I. » Vorstehende Fichten 1. Wahl eignen sich besonder» »u Garten- anlagcn, U. Wahl zu Remisen. Weitztannen, Ldie, pect., ««schult mit Ballen Lärchen. Oaruc europ., verschütt mit Ballen Leipzig, am 17. D« Pflanzen Alter 2°tzr, Grübe cm Preise fürs Stück 5-8 1-0 4-0 15-25 10-15 I25-S00- l 00-250 i50-250 100-250 100-150 4-5 175-250 75-100 75—100 IL5-I75- 125—175 - 25 5—7 5- 7 6- 8 6-8 6-8 225-800 Hundert Tausend 175-225 4-6 30-60 LO 10 40 20 60 30 90 125 50 ! 8>50 40 300 150 25 >50 — 6-^8 200-300 Februar 1894. ' De« Raths Forftdepiltatton. Diebstahls - Lekanntmachmig. Gestohlen wurden lau» hi« erstattet« Anzeige: 1) rin gslhrner Siegclri»«, geriest, mit bläulichem länglichen Stein, Anfang d. M.: L) »ine fiihcrnr Remsntoiruhr niit Goldrand. Secunde und einem Schildchen auf der Rückseite, ankängender grobgliedriger Rtckettette mit Pferdekops, vom lb. bis 16. d. M : 3) »in Winterstherztrher von schwarzem flockigen Stoff mit blaucarrirtem Futter, dunklen Hornknöpsen, Borde, sowie einem Stoffhenkel mit der Bezeichnung „lleiurs", am 17. d. M: 4) rin» Jindermagrndeckk von blauem Tuch mit rosaseidener Stickerei, am 15. d. M; 5) eine graue vaardkckr, ziemlich neu, mit braungekästelter Kante, am !ü. d. M.- 6) »ine grötzrre Firma mit der Aufschrift: „Russische Gesell- schast für Sec-, Fluß-, Landversicherungen und Gütertransporte", Anfang d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Tdäter sind ungesäumt bei unser« Criminal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, den 19. März 1894. Da» Polizeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. M. Die städtische Spartaffe beleiht Werthpapirre unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 10. Januar 1894. Tie Lparcaffeu-Teputation. Bekanntmachung. Die Maeadamisirung evcnt. auch Pflasterung der hiesigen Westslrotze — ca. 320 Mir. lang mit einem Fiächengrhalt von ca. 2500 lH-Mtr. — soll an einen Unternehmer vergebe» werden Die Bedingungen und Anjchlagssormulare hierzu können gegen Erstattung der Auslagen von 50 im hiesigen Gemeindeamt — woselbst auch der Bauplan zur Einsichtnahme ausliegt — ent nommen werden. Preisangebote sind versiegelt mit der Ausichrist „tberdau der Wrftstratze zu Lcutzsch betreffend" b!S zum 27. März diese» Jahre» hi« einzureichea. Die Auswahi uni« den Bewerbern, Theilung der Arbeiten und event. Ablehnung der sämmtlichen Angebote bleibt Vorbehalten. Für die Ausfüllung der Kostenanschläge wird «in« Entschädigung nicht gewährt. Lruhsch, dea 17. März 1894. Ter Pemeinherath. Th. Uhlig. Auctions - Bekanntmachung. Mittwach, den 21. diese» Mauat», vormittag» »an IS Uhr an, sollen im Stadthaus». Eingang Mübigasse Nr. 1, verschiedene Wirldschastsgegeosiäiid». Kleidungsslücke, Taschenuhren. I Haus«, alte Sparren und vretter, ra. 18« Stück 4 dt» 5 m lange Fushl«»strn und verschiedene andere Gegenständ« an den Meistbietenden gegen sasartige haare vrzahlnng öffentlich versteigert wrrden. Leipzig, am 15. März I8S4. Der «ath her Stadt Leipzig. Ick. 84372/1. ». s. w. Or. Trönblin. Hubschmann. vermißt wird seit dem 13. Februar dieses Jahres der Agent Nicolau» Louis Richard Sattler, geboren L3. Januar I84l in Leipzig, zuletzt EmiUenstraße 42 wohn- dost gewesen. Derselbe hat sich am genannten Tage aus sein« Wohnung entfernt und ist seitdem spurlos verschwunden. Der Um stand, blitz Sattler mit einem unheilbaren körperlichen Leiden be haltet ist, und wiederholte Aeutzerungen desselben lassen daraus schließen, daß er sich da« Leben genommen Hot. Bon allen Wahr nehmungen üb« den Verblieb Sattler'» bitten wir unserer Eriminal- Abtdeilung umgehend Kenntnih zu geben. Leipzig, am 16. März 1894. Da» Paltzriamt der Stadt Leipzig. Vll. 9L6. Bretschneider. Or.Fincke Signalement: mittelgroß, schmächtige Gestalt, dunkelblondes Haar, braune Augenbrauen, röldltch blonden Schnurrbart, hohe Stirn, längliches Gesicht, blaffe Gesichtsfarbe, graue Augen. Kleidung: dunkelbrauner neuer Wtnterübcrzieher, dunkler Rock- aazug, wetße Wäsche, gez. k. L, Schasistiesel, brauner weich« Filttut. vesantzere Kennzeichen: starke Gichtknoten in der rechten innere» Handfläche. Königliche Laugewerkenschnle. Elter« »ad vaemünder, sowie sonstig« Freund« der Anstalt werden hierdurch zu der Di»,»tag. den 2«. Mär», 9-5 Uhr und »ch. den 21. März. »-11 und 12-1 Uhr ftattstudrnden Ausstellung, f«vt» »«r Entlassung der Sch,Irr MttNväch de» 21. März. 11 Uhr et»«t-r»» Das Lrhrerealegtu«. Die Aufgaben der neuen Behrlingsheime. Kd. In Handel und Gewerbe ist von jeder dem LebrtingS- wescn eine besondere dlufmerksamkeit zugewandi worden. Sind cS doch die Kreise dcr Lehrlinge, aus dcnen zunächst die Gehilfen und später die Leiter der kaufmännischen unk gewerb lichen Betriebe hcrvorgebcn sollen. Bei den Beratbungc» dcr Handelskammern gekört daher das kaufmännische LehelingS- wesen zu den wichtigsten Gegenständen der Tagesordnung. Aber auch in der Tdätigkcit der Innungen nimmt die Für sorge für die Lehrlinge einen breiten Rau», ein. Nickt umsonst ist in A. 97 Nr. 3 der Gewerbeordnung die nähere Regelung de» LehrlinzSwcsenS unk die Fürsorge für die technische, gewerbliche und sittliche Ausbildung der Lehrtinge als eine Ausgabe der neuen Innungen bezeichnet. Die Fürsorge bat sich bisher in der Hauptsache aus die technische Ausbildung dcr Heranwachsenden kaufmännischen und gewerblichen Jugend erstreckt. Handelskammern unk kauf männische Jnnnnaen haben in den großen Stärken berühmte und vielbesuchte Handelsschulen errichtet; die Fachschulen für die Lehrlinge in Handwerk und Industrie blühen immer mehr auf. Aber dir Neuzeit niit ihrer Lösung alter patriarchalischer Verhältnisse, die eine frühzeitige, den jungen Leuten vielfach gefährliche Selbstständigkeit zur Folge bat, fordert gebieterisch auch die Fürsorge für die Lebenshaltung der Lehrlinge über haupt, d. k. insbesondere für ihre gesellige» und geicllschan- lickcn Verhältnisse. Daß damit indircct für die wichtigste Seite der LebrlingSsürsorgr, nämlich für ihre sittliche Aus bildung, gewirkt wird, liegt aus der Hand. Die Gründung von sogenannten LcbrlingSheimen sinket daher neuerdings immer häufiger statt. Man unter- jckeidet zweierlei Arten derselben. Am umfassendsten wirke» diejenigen Veranstaltungen, welche nach Art von Schüler- pensionen den Lehrlingen ständige Unterkunst, also insbesondere Nachtlager und Beköstigung, gewähren. Tic betreffenden gemeinnützigen Vereine haben theils eigene Gebäude errichtet, wie der Stuttgarter Verein, dessen Lchrlinqsberberge 7>) Betten enthält, theils begnügen sie sich mit gemietbeie» Räumen, wre der Münchener Verein „LehrlingSichuy" mit einem LebrlingSasyl von 40 Belten und der Leip ziger Verein mit einem LebrlingSbeim, welches etwa 50 Lehr linge ausnebmen und beköstigen kann. Ter Verein „VolkS- wohl" in Dresden bat am l5. März d. I. das erste LekrlingS- beini eröffnet und beabsichtigt, weitere LebrlingSbeime zunächst in drr Art auszuzestalten, daß er Wobnungrn für circa 20 Belten miethct und das Heim einer erprobten Familie au- dem Arbeiter- oder Handwerkerstände zur Verwaltung unk Beanssickkigung übcrgiebk. Im Allgemeinen wird die Aufsicht in den Lehrling-Heimen durch junge Theologen, Slndirende oder Gehilfen gesübrt. In Stuttgart ist die Herberge zu einer Art lLlubbauS für die Lehrlinge geworden, in welchem sich für die verschiedensten geselligen Zwecke Ver einigungen der jungen Leute gebildet habe»; auch wird sonn täglich ein LehllingSteicrabend abgehalten. Näheres über LebrlingSbeime enthält die in Dresden erscheinende gemein nüyige Wochenschrift „Bolk-wobl" in ihrem letzten Jahrgang. Die Lebrlingsheime der zweiten Art sind eine Folge der reick-gesetzlichen Bestimmungen über die Sonntagsruhe Diese Bestimmungen gewähren den Lehrlingen an den Sonntag- Nachmittagen «in ungewohntes Maß von Freiheit, und eS liegt insbesondere m Großstädten die Gesabr nahe, daß die lange freie Zeit der Jugend ohne die Anleitung der (rrwacksenen verloren geht, oder gar zu sittlicher Schädigung sÜbrl (iS sink nun zur Verhütung dieser Nebelstänte auch sogenannte LebrlingSbeime gegründet worden, d h gemeinnützige Ver anstaltnngen, welche den jungen Leuten an Sonntag Nach Mittazeu Bildung und edle Erholung gewäb, leisten wollen also lediglich Zwecke der Getelligkeit und Unterhaltung verfolgen, während die erstgenannten LehrlingSheime, so weit wie möglich, die Häuslichkeit ersetzen wollen. Zu diesen LebrlingSuiitcrkaltungen sind in erster Linie die Be- rusSgenosscn berufen. In manchen größeren Städten bätt daher die eine oder andere Innung für die Lehrlinge ihre» Gewerbes regelmäßige UnlerbalrunzSabende ab; in kleineren Städten haben sich die Jiinunzen »nt gemeinnützigen Vereinen, Turnvereinen u. s. w., zu diesem Zwecke vereinigt, in größeren Fabriken, wie z. B- in der Würtiembergischen Metallwaaren- sabrik Geislingen-Tt., bat die Fadrikle>lung solche Winter- sonntagSunterhaltungcn für ibre Lehrlinge geschaffen. In neuerer Zeit haben sich nun die kaufmännischen Ver eine die Einrichtung solcher LehrlingSunlerhaltungen ganz besonder- angelegen sei» lassen. Die beiten größten Ver einigungen aus diesem Gebiete, der Verband Deutscher Hand- liingsgedilsen in Leipzig mit seinen 330 KrkiSvcre»ien unk über 40 000 Mitgliedern, der Hamburger Verein für Hand- lungScommiS von >858 mit eben so viel Mitgliedern und die dem Verdank Ia»f»iä»»ischcr Vereine nngchörenden Vereine baden sortgesetzl die Bildung von LehrlingSbeimen in An regung gebracht. In der kaufmännischen Fachpresse trifft man kancr immer hänsiger auf die Berichte über derartige lliitcrballungSabciidc. Als Beispiel sei hier ein solcher Bericht über die Eröffnung de- LebrlingSheimS de- Verein- »Merkur" zu Nürnberg milgetheilt, welches unter Leitung von zwei Lehrern staltgcsnnde» hat. Ucbcr 200 Lehrlinge batten sick hierzu eingesunken. Nach einigen einleitenden Worten des dritten Vorstandes verkündete dcr eine Lehrer die für da- Lehrling-Heim scslgcscylen Bestimmungen und ent warf hierauf ein Bild über die in Aussicht genom menen Veranstaltungen de- Heim-, wonach die beiden ersten Stunden ivon 2—4 Ubr) vorzugsweise der Belehrung durch Heinere Borträzr, Beantwortung von Fragen, DiS- cufsione» :e., die Stunden von 4—6 Uhr dagegen ausschließ, lich der Unterhaltung und Geselligkeit durch Leclüre, Spiele aller Art (ausgenommen Kartenspiel) und Gesang rc. ge widmet werden sollen. Es sei hier nicht eine schulgemäßc Handhabung der Sache inS Auge gefaßt, sondern cs bandle sich mehr um ei» ganz zwangloieS, meyr samiliäreS Zu sammensein, an welchem jeder Lehrling, ob Mitglied de» Vereins oder nicht, stet- nach Belieben thrilzunehmen be rechtigt sei. Hieran knüpfte sich ein kleiner mit vielem Beifall autgenonimener Vortrag tcS zweiten Lehrers über die Welt ausstellung in Ekicago, welcher den Zuhörern viel Jnlereffanlcs brackte, namentlich i» Bezug aus die mit so großen Erfolge» in (Chicago vertreten gewesene deutsche Industrie. Z» diesem Vortrag hatte ci» Mitglied in tankeiiSwcriher Weise eine Anzahl interessanter, ans die Ausstellung Bezug habender Photographien zur Vertilgung gestellt, welche zur Besichtigung ausgeleg» waren. Vor dem dann beginnenden eigentlichen gesellige» Theil ergriff der zweite Vorstand teS Verein- das Wort, gab seiner großen Freude über die geradezu außerordentliche Tdeilnahme ain LcbrlingStieii» Ausdruck und bob besonders hervor, daß c» der Vorskaiitschast fern liege, irgend einen Zwang ;»m Besuch deS Heim- auSzuüben; cS sei lediglich ihre Absicht, den die m kaufmännischen Lehrlingen eine Heimstätte geselligen isammenscinS, eine Pflegestätte angenehmer Erholung zu bieten. Der Vorstand würde gewiß auch fernerhin die ge rechten Wünsche der Lehrlinge jederzeit mir Freuten zu cr- iillcn suchen, um so den Lehrlingen alle Vorbedingungen zu bieten, daß sie dahin strebe» töiincn, dereinst würdige Glieder de- KausinannSstandeS zu werden, und in der Erreichung dieses Zieles erblicke die Vorstandschast den schönsten Loh lür ihre Tbätigkeit. Die hierauf zur Benutzung vorgelegien Spiele, Bücker rc. waren scfort mit Beschlag belegt, und überall eniwickelte sich im Saal fröhliches Treiben. Nament lich trugen die vielen schönen, meist belebrenken GesellschanS- picle viel zur Hebung dcr Stimmung bei, welche denn auch bis zu dcr um 6 Uhr erfolgten Schließung des Heime- währte. Derartige Veranstaltungen erfordern weniger Kosten und Mühe, als vor Allem ein warmes Herz für die Lekrlingc. Man darf wohl anncbmen, daß dieses bei de» kausmännischen und gkwerdelreidentk» Ständen für den eigenen Nachwuchs vorhanden ist und daß, nachdem einmal dcr Anfang gemacht ist, die Schaffung solcher LehrlingSheime zu unterhaltenden und geselligen Zwecken in den deutschen Landen immer niehr zunekinen wird Der Vortbcil davon wird nickt nur in einer Bewahrung der Lehrlinge vor unnützer oder schädlicher Zeit vergeudung, sondern auch darin liegen, daß da- Verhältnis von Meister und Geselle, von Principal und Lehrling ein besseres wird unk Herr und Diener, Lehrender und Lernender sich auch menschlich näher treten. Deutsches Reich. O Berlin. 10. März. Tie Polizei ist aiischtinend doch nickt srüb genug aus dem Platze gewesen, um die Verbreitung der rolbcn Nummer deS „Socialist" zu verbinde-m, denn ein Posten dieser Nummer ist trotz der frühen Beschlag nahme zur Ausgabe gelangt. Ter Inhalt des ans ziegel- roibeS Papier gedruckten Blattes ist folgender: „Mutter der Freiheit, Revolution!" Gedickt des hier lebenden Anarchisten Jvbn Henry Mackay, „Märzstürmc — Erwachen der Freiheit", „Heroismus der Eominunardcn", „Die Berliner Märzlaze", „lieber die Entstehung von Revolutionen" und „TaS Attentat des Bürgermeisters Tickech" Am Sonnabend nahm die Polizei zahlreiche Han-suchungen bei bekannten Anarchisten vor, deren Resultat jedoch nicht bekannt geworden ist. Die Bekörde soll beschlossen baden, die anarchistischen Partei- kncipen schärfer als bisher zn beobachten, da sie vermntdet, daß diese vornehmlich der anarchistischen Agitation und der Verbreitung verbotener Schriften dienen. * Berlin. 19. März, lieber unfern wirtbschaftlichen Kteinmuth schrieb kürzlich der frühere llnterstaatssecrelair llr. G. von Mayr in den >M. N. N." „Das kürzlich erschienen» Februarbes« der „Eonsular Nepvrtö" d« Vereinigien Ltoalen »nldölt einen sür weitere Kreise in Teuisch- land recht beochkenewertben Bericht des General-Eonsuls Frank H. Mason in Frankiur» über die Hage von Industrie »nd Handel in Teutichland. Es wird dort ausgesührt, daß aus der «inen Seit« von allen Eiassen, die irgendwie von den in Aussicht genonnnene» Steuervorschlägen betroffen werden könnten, allgemein und laut über den liessianL der Geschäfte geklagt werde, während andererseits überall da, wo eine genaue Statistik zugänglich sei, anscheinend narmnle Zustände »achgewiesen seien, ia e,,« Reih« von Fällen sogar zunedmendr Production bei auSgiedtgem Gewinn. Daß der deutsche Staatadürger solch« Worte aut dem ausländischen Munde hören muß, ist merkwürdig, ab« nicht unverdient. Au» der in den letzte» Jahren in Deutschland zu selten« Höh« eatwickeUen Gegner -hast der Jnteressentengruppen gegen die wichtigste» Rrichtsteuer resormen — ohne welche die Ordnung des Reichshaushaltt über Haupt unmöglich ist — hat sich allmählich «ine aus stillschweigenden! Einversländnitz beruhende Uedertretbuaa io der pessimisti schen Aus sassung unserer wirthschostlichen Kerdittn'sje entwickelt, welche vor einer uubtsaiigenrn Würdigung d« ttzatsää- licheu Zustande nicht Stand hält. Ich habe vor einig« Zeit in den „Pieußlschk» Jahrbüchern" lFebruarhes« 1893) aus di« geringe Entwickelung unsere» wirtdjchastlichen Selbstbewubtsetn-. in Deutschland hingewiescii und io «ingehender Untersnchnn-i dcr Shsleme, welche zur Wohlstand-messung verwendet werdcu können, der Ueberzeugung Ausdruck gegeben, daß im Großen und Ganzen in unserem nationalen WirthschastSlebea die günstige Tendenz ilberwicgt. Dcr weitere Gang d« Dinge, namentlich die Gestaltung der Statistik uns««» auswärtigen Handels, läßt aur den »ngcänderte» Fortbestand dies« Tendenz schließen, ivas — wir ich auch srühtt ausdrücklich hervorgehoden habe — keineswegs am schließt, daß im Einzelnen gruppenivtlse und zeitweise die entgegen- aey-tzle Tendenz obwaltet. Nach einzelnen Ausnabineerscheinnngen soll ober nicht die gesammte WiNhschastSlage beurtheilt werden, »nd am wenigsten Berechtigung hat «S, wenn Jnteressentengruppen um Unaniiehmllchlesten und Störungen, welche gegebene Steuervo: schlage sür sie im Gefolge haben könnte», zu vermeiden, ohne Weiteres ungünstige Einzelersclieinungen als den normalen Typus unser« gesammte» wirlhichastlichen Entwickelung darzuftellen der suchen. Gegenüber solchen Auffassungen über eine venvetntiich- steistlingStlnsühigkcit der deutschen Steuerzahler, weiche ia weit,- Kreise der Parlamentarier und der Tagespreise übergegange» sind und eine ernste Gesahr für di« sinanzpolilische Eniwickelün-: deS Reiches bieten, ist eine vom ausländischen Beobacht, , kommende Kritik, wie sie dcr Eingang« erwähnte Bericht enttststt, eine wichtige Mahnung an alle siir da« Gemeinwohl Besorgter Gewiß bestehen mannigiach« Schwierigkeiten bei unser« deutsche:: Boitsimrlhschast und nicht zum wenigsten bei dem hochwichtigen Astede derselben, welche unsere deutsche Landwirthschast darsteÖI aber daraus ergiebt sich »och keine Berechtigung, von ein« all gemeinen Deprestion in dem Sinne zn reden, daß das deutsche Bolk daraus verzichten müßt», die Ordnung des RrichshanshnltS ernsihast in Angriff zu nehmen; am Wenigsten sind hierzu jene Jiilcresseniengriippen berechi^t, deren wtrihichafflich« vethärigun» zunächst von den Sieiiervorichlägen betrost«» wird. Sobald der rustijche Handelsvertrag erledigt ist, wird die Frage d« Ordnung des Reichsha»shalt« mit voller Wucht wird« in de» Vorder grund treten. Je zcigkast« die Lösung derselben seitens der de- ruseue» Vertreter des Volke« in Angriff genommen wird, um so niehr verschlechtert sich die Fiuanzlagc de- Reiches noch weiterhin, lind um so opscrvoller wird die spätere endgiitige Lösung derselben. Ein« Hauptgesahr aus diesem Gebiet liegt in der gewissermaßen epidemisch um sich greifenden Meinung, daß »ine allgemein« schwere Deprelsion ans dem wirihschasllichen Gebiete bei »ns besiehe, welche »nierr sinaiiziclle Leisliiiigsjähigkeil lähme. Gcgsiiüber einer solche» peffimistiichen Anisassung gilt es, dir Auge» offen zu daUen und sich an den Ibatjächliche«, durch «pacle Be obachtung scslgeslellien Zustand und Verlaus der Tinge, nicht oder ,1» pessimistische Ueberlretbungen bei deren Beurilieilung durch Jnter- «ffenrengrupp«! zu halten. Wen» ln dieser Hinsicht dem au« dem Vaterland siammenden Propheten nicht geglaubt nnrd, sind vielleicht vie Worte des Ausländer» von größerem Gewicht!" * Berlin, 19. März. Die wissenschasliiche Thätigkeit und der wissenschaftliche Stantpnncl der deutsche» Lssicicre sind im RcichSlag Gegenstand einer abfälligen Kritik des Abg. Bebel gewesen, wenigstens sollen seine scharfen Uribclic über die tculsche Miliiairlitcralur indirect diese- Ziel treffen. Demgegenüber darf wohl daraus bmgewiesen werden, daß seit dem Jahre 1878 die Zahl der Officierr, die das Abiturienten - Examen bestanden haben, von 3l Procenl aus 39 Procent gestiegen ist, während sick außerdem noch 842 Lsficierr in der Arm« befinden, die siudirt haben. Daneben sind bekanntlich die An forderungen a» da« Fähnrich-Examen bedeutend gesteigert worden. Ist dock seil langen Jahren in der bayerischen Armee da- Absturientcn Eramcii ohiigaiorisck l Der volle Werth der Zunahme der Abiturienten kann aber erst richtig abgemessen werken, wenn berücksichtigt wird, daß diese bcrcutciitc Steigerung gerade in die Zeit des ziemlich plötz lichen Anwachsen- de« LffficicrcorpS infolge der Heeres- vcrnicbrnng scii 1878 fällt. Außerdem werden erhöhte wissenschaftliche Anforderungen sür die Zulassung zur Kriegs akadeinic gemacht. Statt daß dadurch der nicht zu de wäliigcndc Andrang eingeschränkt worden wäre, ist auch hier eine merkliche stetige Zunahme zu beobachten. So mußten 1893 mehr als 200 Betreiber unberücksichtigt bleiben, obwohl ibre Fädigkeiten zum Besuch der Hochschule vollständig auSarreichl hätten. Tie Literatur ist nicht immer ein richtiger Maßstab rur Beurtbeilung de- wissenschaftlichen Standpunctrs einer Armee. Sie kann »nd darf nicht immer zeigen, was sie leistet. Wer die Verhältnisse kennt weiß auch, Laß ein großer Theil dieser Tbätigkeit sich der Oeffentlichkeil entricht, ein anderer b>S aus spätere Zeiten verschoben wird. Noch kürz lich wies mit bittere» Worten „La France militaire", die wahrlich nicht an Denlschsreundlickkeit leidet, in einem langen Artikel aus da- mnstergiltige Vorbild der kriegsgeschichtlichen Arbeiten deutscher Militairiiteratur hin, dem Frankreich nicht« an die Seite zu stellen hätte. * Berlin, l9. März Sonnabend Nachmittag 5. Nbr fand nach einer Vorslandssitzung die diesjährig Haupt versammlung der deylschen Eolvnialgesrllschast im Archilekicnhausc statt. Ter Präsident, Fürst zu Hoben- lobe-Vangendurg, »»öffnete die Versammlung, warf einen Rückblick auf den Gang der Eolonialpolitik und die Ver träge, von denen er dahingestellt sein lassen wolle, ob sie vvrtbeilbast seien, betonte, daß jetzt eine intensivere Arbeit einzutretcn habe, nachdem wir große Gebiete erworben hätten, und gekackte der Männer, dir dir colonialen Ideen in Tharen »mgesetzt Kälten, und drr im Reichs tag sitzenden Freunde der colonialen Sacke, ohne deren Tbätigkeit Viele- nicht durchführbar gewesen wäre. Nöthig sei ein unabbckngige« Eolonialamt, nach besten Errichtung Mißgriffe leichter vermieden werden könnten. So dann ging der Redner aus die GeschästSibätigkeit der Gesell schaff ein, bedauerte, daß »och so wenig Berstäadmß in manchen Kreisen für die (Zoiomalpolitik vorhanden sei, «nd wicS ans die Wichtigkeit dcr Regelung der Auswanderer frage hin. Professor Hasse ^Leipzig) knüpfte an tie
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