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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.03.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940321019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894032101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894032101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-03
- Tag1894-03-21
- Monat1894-03
- Jahr1894
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BezugsPrels t> Lee H«rpt«xpedltwn oder den Im Etodt» lezirk und den Vorort»» errichtete» Aa«- fi,i>esitll»n abgeholt: vierteljährliche! s.KL bei zweirnaliaer täglich»! Zustellung ins Haus 5L0. Durch die Post bezöge» für Deutichloiid und Oesterreich: vierleljädrlich e» t>.—. Direkte täglich« Sreuzbandienduag ins Lullonh: «nonotlich et 7 50c DieMorgen-AuSgab« »rich»Int täglich'/,7 Uhr, di» Abend-Ausgabe Wochentag» 5 Uhr. Ledirtioa und LrveMoa: J,tz»»ne»gakke 8. Di»<krp»di1io, i > ununterbrochen geöstuet von früh 6 bi« «bn,d» 7 Uhr. Filialen: vtt« Sit««'» e»rti«. (Alfred Hahn), NniversitStssrrah» 1, Ls Ks L»s»e. Katharinenstr. 11, Port- «ad K»uigs»latz 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgcschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Peükzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactionsstrich lsgo» i:>alkk!» 50-cj>, vor den Famii»»Nachrichten <6geipallen) 40 Erobere Schriften laut unjerem Preis« verzeichnib- Tabellarijcher und Zissernsatz nach höherem Tartk. tkrlra-Bcilcigcn (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesürderung 60.—, mit Postbesörderung ^ 70.—. Iinnalfmeschluß für Anzeige«: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 1 Uhr. Sonn- »nd Festtags früh '/,9 Uhr. Bet den Filialen und Annadmestellea je eine halbe Stande früher. Anzeigen sind stets an die Ertzeditt«» zu richten. Druck und «erlag von E. Polz kn Leipzig. Mittwoch den 21. Marz 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Verkauf von Altmaterial. Be! der Telegraphen-Materialien Verwaliung in Leipzig, Hospital- straste 4—8, sind an gebrauchten, für die Zwecke der ReichS-Tele- graphen-Vcnvaltung nicht weiter verwendbaren Materialien vor- Haube» etwa 1140 Lg Gußeisen (1090 L^ Bruchstücke von Muffenröhren, 50 Lx kleinere Eijenthetiel, 26600 Lg Schmiedeeisen l?145 Ls Neinere Sisentbeile, 250 L»r alte Werkzeuge, 158 L« Röhren, 19047 Lx Flacheifenfchienrn, Stangen und Rundeisen), S Lg Kupfer, 106 Lx Messing, ILM Lg Bieiabfälle, 674 kg Zinkblechabsälle, L2 Lx Stahl (Feilen), 49 Ln Staniolabsälle, 198 Lx Eisenblech, 70 Lg alte Packleinwand, 59 Lg alte Leinen u.Hansstränge, 16 Lg Leder (alte Gurte), 64 Lg Gummicylinder, 24 Lg alte Filzschuhe. 2042 Lg Eisendraht, 75 Lg Kupserdraht, 149 Lg Wachsdraht, 8 Lg Weißblech, 1654 Lg Fa;oneiscndraht, 1ii009 Lg Gubstahldraht, 714 Lg Bronzedraht, 100 Lg Glasscherben, 186,5 Lg isolirter Kupserdraht (113.5 srg mit Hansumspinnung und Stanioiumwickelung, 6 ><g mit Papier- und Stanivl- umwickelung, 15,5 Lg mit Papierumwickeiung, 46 Lg mit Gummi- und Hansdezug, 5,5 Lg mit Guttapercha- und 14,2 Lg Kupscrdradt mit Guttaverchaumhüllung, 66 m unbrauchbares Erdkabel mit Guitaperchaadern (31 m drei adriges, 35 ru einadriges), 128 m gebrauchtes Erdkabel mit Harzerschen Gummiadern (105 w siebenadriges, 23 m dreiadriges). Ferner lagern bei den TelegraphenLmtcrn in Lhemnitz 6002 Lg Eisendraht, 3142 Lg Gubstahldraht, 109 Lg Bleiabfälle, 126 Lg Bronzedraht adsälle, 69 Lg Kupserdrahlabsälle, 163 Lg Zink, 3944 Lg Schmiedeeisen, 81 Lg Gußeijen, Zwickau (Sa.) 917 Lg Gubstahldraht, 613 Lg Eijendraht, bei den Postämtern in Altenburg (S.-A.) 166 Lg Gubstahldraht, Anuaberg (Lrzgeb.) 16 Lg Äutzeisen, 11 Lg Schmiedeeisen, 35 Lg Walzeilen. 73 Lg Zinkblech, 831 Lg Eisendraht, 1 eiserne Stange, 35 Lg schwer, 1120 Lg Eisendraht, 260 Lg Gubstahldraht, 265 Lg Eisendraht, 7 Lg Schmiedeeisen, 910 Lg Ei endrahl, 1090 Lg Gubstahldraht, 630 Lg Eisendraht,' 16 Lg Schmiedeeisen, 63 kg Eisendraht, 3210 Lg Eisendraht, 1380 Lg Eisendraht, 450 Lg Eisendraht, 41 Lg Eisendraht, 380 Lg Eisendraht, 280 Lg Gubstahldraht, 23 Lg Glasscherben, 42 Lg Eisendraht, 1120 Lg Eisendraht, 310 Lg Eisendraht, 356 Lg Eisendraht, 1165 Lg Ei endraht, 490 Lg Eisendraht, 1144 Lg Eisendraht, 117 Lg Gubstahldraht, 56 Lg Schmiedeeisen, 384 Lg Eisendraht, 8 Lg schmiedeeiserne Stangen, zusammen 264 Lg schwer, 45 Lg Eisendraht, 390 Lg Eisendraht, 1364 Lg Eisendraht. 733 Lg Eisendraht, 1030 Lg Eisendraht, 2 Mauerbügel, zusammen 74 Lg schwer, 10 Lg Schmiedeeisen, 14 Lg Glas, 138 Lg Eisendraht, 204 Lg Gubstahldraht, 770 Lg Eisendraht, bei den Postageoturen in Altmiktweida 475 Lg Eisendraht, Limmritz 256 Lg Eisendraht, 1 schmiedeeiserne Stange, 36 Lg schwer. Die vorbezeichneten Materialien, deren Besichtigung bei den ge nannten Dienststellen gestattet ist, werden (n. U. auch in kleineren Mengen) an Len Meistbietenden verkauft. Die Zahlung des Kaufpreises hat vor der Abholung der Materialien und spätestens binnen zehn Tagen nach der Erthcilung de« Zuschlags, die Abfuhr der gelausten Materialien binnen drei Wochen nach Ertheilung des Zuschlags zu erfolgen. Die Beförderung der Materialien von den Lagerstcllen hat der Käufer für eigen« Rechnung zu bewirken. Die a»S etwaiger ver- sväieter Abfuhr der Materialien erwachsenden Kosten hat der Käufer zu tragen. Angebote sind unter genauer Bezeichnung der Materialien nach Art und Gewicht, sowie der Lagerstellen bis zum 28. März an die Lber-Postdirrction in Leipzig emzusendcn. Die Bieter bleiben bi« zum 7. April an ihre Geboie gebunden. Leipzig, 17. März 1894. Der Kaiserliche Obrr-Poftpirrrtor, Geheime Obcr-Poslraih. Walter. Aue (Lrzgeb.) Borsdors Crimmilschaü Döbeln Älauchou cöößiiitz (S.-A.) Arimma Hohenstein-Ernstthal Kieritzsch (Sa,) »irchberg (Sa.) Lengenseld (Bogtl.) Meerane (Sa.) Mhlau (Bogtl.) Neilmark (Sa.) Niederschlema Niederwiesa Ostrau (Sa.) Penig Retchenbach (Bogtl.) Remse Schwarzenberg (Sa.) Schneeberg-Neustädtel Stauchitz Waldenburg (Sa.) Waldheim Werdau Wilkau (Sa.) Die nächste Anmeldung der Ziehkinder hat wegen deS Ühar> reitags bereits DonurrSta«, den Nachmittags von zu erfolgen. Leipzig, den 19. März 1894, ^ d. 22. Mürz u. -4-5 Udr X. k. IVd. Xo 550. Das Armenamt. Hentschel. Hsr. Königliche Loilkakndeniie und KunÜgewerbe- schule zu Leipzig. Zum Besuche der Ausstellung der Schülrrarbeite» in der Zeit vom 22. bis mit 2«. März dss. Fs. beehrt sich im Namen des Lehrerkollegiums ergebenst einzuladen Leipzig, den 17. März 1894. der Direktor: vr. I.uci". >>opor, K. S. Geh. Hosraih und Prof. Tie AiiSftelluiig ist (mit Ausnahme des (zharsreitagSI geöffnet: Donnerstag »nd Sonnabend von Vorm. 8 b>» Mittags I Udr und Nachmittags von 2—6 Udr, am 1. und 2. Okterfetrrtag Vorm, von bis Mittags 1 Uhr. Evnngelljch-rtformirtt Gemeinde. Die Eltern, deren Kinder zu Ostern 1895 in der reforniirten Kirche confirmiri werden sollen, werden hierdurch anigesordert, sie 27. nud 28. Mär; zwilchen 2 -5» Uhr in drr Sakristei anzumelden, die Knaben bei Pastor Itoolivtt, dir Mädchen bei Pastor Ist. älolithoro. Die Kinder können sich nicht selbst anmelden, aber ihr Mitkommen ist erwünscht. (kvangelisch-resormirtes Pfarramt. „Präsidium" oder „Llttldesjustizverwaltung" ? N. kr. Ueber den Entwurf des Gesetzes, betreffend Aenbe- rungen und Ergänzungen des GerichlSversassunasgesetzeS und der Strafproceßorbnung ist bereits an dieser stelle im All Generalversammlung der Lrtskrantencaffr für Leipzig und Umgegend Donnerstag, den 28. Marz I8S4. Abends 8 Uhr i« Ttzeatersaal de» Krtzstall - Palastes, Leipzig, Wioiergartenjlrabe 17 19. Tagesordnung: 1) Vornahme der erforderlichen Neuwahlen für den Vorstand: 8) Bericht des Finanzausschusses und Abnahme der Jahres rechnung pro 1883; 3) Bericht de« BerfassungsausschusseS; 4) Bericht de« Sauttätsausschusse«. Dheiinehmer an der Beriammlung sind die Vertreter der Mit glieder und der Arbeitgeber. Nur dir jedem Mitglied« der Generalversammlung zugebende Eintrittskarte berechtigt znr Theilnahme an der Generalversammlung Diejenigen Vertreter, weich» bis zum 27. d. M rin» Eintritts karte nicht erhalten haben, werben erfucht, diese im Bureau zu reciamtre». Leipzig, am 1». März 1894. der Drlskrantenrosse für Leipzig on» Umgehn». vr Wiltmar Schwab», Vorsitzender. G und Nr. 104 des lausenden Jahrganges res „Leipziger Tagcbl ") gesprochen worden. Heute scheint cs nnö an der Zeit, ans eine vrojcclirte Abänderung zirrktckzukommcn. welche für Jeden eine Frage ernster Ucberlcgung sc», muß, der die Unabhängig keil der Gerichte für einen Grundpfeiler der bürgerlichen Frei heil hält und bei der Bcratlmng des Entwurfes initznwirkcn hat. ES handelt sich um eine in deni Entwurf geplante organisatorische Aendernng, welche, wie die Münchner „All gemeine Zeitung" sagt, „diese Unabhängigkeit i» bedenklichster Weise gefährdet und eine Errungenschaft wieder beseitigen würde, welche der Reichstag seiner Zeit nur mühsam und nach hartem Kamps erstritten hat". Ans dem fragliche» Artikel der „Allgemeinen Zeitung", dessen Ausführungen der Beachtung wobt werth sind, wollen wir im Folgenden ein kurz gesagtes Resumö geben. Rach den tztz. 6l bis 68, im Zusammenhalt niit de» tzß. 121 und 138 des GerichtSversassnngsgesetzes. sind sämmt- liche Eoliegialgerichte bezüglich ihrer GeschäftS- und Personalerntbeilung vollständig unabhängig. Bor Beginn jedes Geschäftsjahres werden ans die Tauer desselben die Geschäfte unter die Kammern (bei den Land gerichten) oder Senate (bei den LberlandeSgericktcn, dem Reichsgericht und dem obersten Landgericht) venheilt, die Mitglieder und deren regelmäßige Vertreter bestimmt und die übrigen bezüglichen Anordnungen getroffen, welche im Lause de» Geschäftsjahres nur unter bestimmten, im Gesetz näher bezeichneten Voraussetzungen geändert werden dürfen Diese Anordnungen erfolgen durch das Präsidium, welches bei den Landgerichten durch den Präsidenten, die Directorcn und das dienjiältcstc Mitglied gebildet wird (H. 63), während bei den OberlanteSgerichten zu dem Präsidenten und den SenatS- präsidentcn die zwei ältesten, bei dem Reichsgericht zu jenen die vier ältesten Mitglieder bcizuziebcn sind. Diese an sich völlig unabhängige Körperschaft trifft ihre Entscheidungen nach Slimnienmehrdeit . bei Stimmengleichheit giebt die Stimme des Präsidenten den AnSschlag. Der Entwurf nun legt die dem Präsidium bisher über lassencn Anordnungen in die Hände der Lanteöjustiz Verwaltung, indem er in tz. 63 für den tz. 62, der die gedachten Anordnungen betrifft, die Bestimmung bringt: „Tic in vor stehenden! Paragraphen bezeichneten Anordnungen erfolgen durch die LandeS>ustizverwaltung". Für die L-derlandc-gcrichte >det die Norm gemäß 121 „entsprechende Anwendung und ebenso gemäß ß. 133 für das Reichsgericht, „mit der Maßgabe, daß an die Stelle der Landcsjustizverwattnng der Reichskanzler tritt". Damit würde das „Präsidium" all acta gelegt werden, für welches man seiner Zeit, wie aus Hahn Materialien zu», GerichtSversaffungsgcsctz bervorgeht (Bd. S. 570 ff ), so energisch ringetrelen ist, indem man schon damals betonte. Laß der Schutz, welcher durch unabhängige Gerichte gewährleistet werde, verloren gehe, wenn es die LandeSjusNzverwaltung in der Hand bade, für die einzelnen Kategorien von Rechtssachen diejenigen Richter auszusnchen, von denen vermöge ihrer Anschauungen oder Gesinnungen zu erwarten sei, daß sie nach einer bestimmten Richtung hin Recht sprechen würden. „Welche Bedeutung das haben könnte", heißt es in der citirten Stelle, „wen es sich um politische Fragen handelt, lieg aus der Hand." Es würbe eben eine Beeinflussung der Rechtiprecktting durch die LandeSjustizverwailung. wenn vielleicht auch nur indirect, die Folge gewesen sein Tie Justizconimission des Reichstags erkannte das auch an und die Regierungen schienen ansänglich geneigt zu sein, die Bevormundung durch die LandeSjustizvcrwaltung fallen zu lassen. Aber in der zweiten Lesung hielten sie am Entwürfe in seiner ursprünglichen Fassung in Form eine« Antrags Miguel (Halm, Materialien I. Band, Seite 992) fest. Die EvmmissionSbcschlüffe wurden für „unannehmbar" erklärt während die Justi^commission scst aus ihrem Standpunct verharrte und erklärte, „daß eine Garantie für die Unab hängigkeit der Gerichte nicht Personen, sondern nur Jniti tutionen bieten. LPne solche grunkgeseylickw Institutionen gebe die Organisation nur den Schein selbstständiger, jeder Beeinflussung entrückter Gerichte. Besonders di« großen, und unter idnen die höheren und höchsten, lieferten ausreichendes Material zu tendenziösen Combinationen, so daß mit den gewissenhaftesten Richtern einseitige RechlSprazis erzielt werken könne." In Folge der Hartnäckigkeit der Justizcoinmission, welche ihr Präsidium" in der jetzt bestellenden Form energisch verthcidigte, kam cs zu Eompromißverllanklnngcn mit den Regierungen, die jedoch ebenfalls zu nickt» sübrtcn, da die Justizcommission aus idrem Standpunct verharrte und illre Beschlüsse im ReickStag in zweiter Lesung mit großer Mehrheit angenommen wurde». Die Regierungen gaben nach. Der BundeSrath erklärte vor der dritten Lesung die Beschlüsse für annckmbar und so erlangten sie Gesetzeskraft. Und diesen Kampf wollen die Regierungen jetzt von Neuen, heraus besckwörcnl Wiekeruin soll zwischen „Präsidium und Laiidesjnstizverwattung", zwischen rjireihcit und Abhängigkeit gewählt werde», ollwohl man nirgends gehört hat, daß die Bestimmungen tcS GericktSverfassungSgesctzcS in ihrer jetzigen Form sich nicht bewährt hätten. Die Motive zum Entwurf' sollen allerdings Material enthalten, welches die Nicktbewährnng dar- llluc. Man wird abznwartcn haben, inwieweit dieses Material für ausreichend zu erachten ist, um die Einmischung der LandeSjustizverwailung sur heilsam zu halten. Und wenn eS nun ausreichend wäre, so bleibt doll, imnier die Frage offen, warum man wegen Mißsländcn bei den Landgerichten auch den OherlandcSgcrichtcn und dem RcickSgcricht die bisherige Selbstständigkeit nehmen will? Die „Allgemeine Zeitung" bebt in warnien Worten hervor, man inüffe annehmcn, daß Männer, welche die Stellung eines Scnal-präsidenten am OllerlankeSgerickt oder eines Mitgliedes desselben erreichten, auch gelernt haben dürsten, ihre persönlichen Interessen den sachlichen unterznordncn, und daß bei einer Einrichtung, die aus solchen Persönlichkeiten beruht, eine Verkennung der sach lichen Momente niemals zu befürchten sei. Dann fährt der betreffende Artikel fort: „Warum aber schließlich auck das Reichsgericht mit seinem aus 10 Präsidenten und 1 Rätbcn bestehenden Prä sidium »ich: mehr fähig und nicht mehr berechtigt sein soll, seine Mitglieder »nd seine Geschäfte nach eigenem Ermessen z» vertbeilen, vermögen wir vollend- nicht cinzusehcn. Denn wir können doll' kaum annrbmcn, daß die Herren Geheim- rälhc im RcichSjustizamt, denen doch sckließlich die Dirigirung der verschiedenen .'llur-isög crillsöc," am Reichsgericht znsallen würde, einen höheren Procentsatz von Erfahrungen im RccktS leben für sich beanspruchen wolle», als solcher im Präsidium des NcichSgcrichtS angesammclt ist, lind auch der neue Ebcf des ReichSjustizaintS wird hoffentlich nicht auf dem Stand punct stellen, daß er seine bisherigen Erfahrungen in der inneren Verwaltung ohne Weiteres ans das Jnstizressort über tragen könne." Was in mühsamem Kampfe zum Vortlleil unserer Rechts pflege erreicht worden ist, soll durck den Entwurf satten. Hoffen wir, daß es, und sei rS anck abermals in inüksamem Kampfe, von Neuem errungen werde. Das Recht der Selbst bestimmnng, weiches der Reichstag geschaffen hat, soll den Gerichten genommen werden. „Ob der ReickStag", fragt die „Allgemeine Zeitung", „den ihm bingeworsenen Fehdebantsckuh aufiiekmen und fest Hallen wird an deni durck seine Vorgänger Errungenen'? Wer vermöchte dies mit Sicherheit zu entscheiden!" Deutsches Neich. 6. II. Berlin. 20. März. Zum Parteitag der öster reichischen Tocialdcmokraten, der aller zwei Jakrc stattsintel und diesmal in Wie» am 25 März beginnen soll, wird die deutsche Socialdcmokratie die Abgg. Bebel und Singer und Len Partcicassirer Gcrisch entsenden. Daß diesmal eine Deputation von 3 Mann in Wie» erscheinen wird,-während man srübcr die Anwesenheit eines Abgeordneten für aus reichend dielt, beweist schon, welche Wichtigkeit die deutsche Socialdemolratic dem österreichischen Parteitag beimißt. Die österreichische Socialdemolratic bat trotz mannigfacher Zer klüftungen ungeahnte Fortschritte gemacht, immer mehr bat sich daher in den Köpfen der Massen die Idee festgesetzt, durch einen Generalstreik das allgemeine Wahlrecht zn erlangen; der Punct 3 der Tagesordnung des EongresseS lautet denn auch: „Das allgemeine Wahlrecht und der Generalstreik". Die Eentrallcitung der deutschen Socialdcmokratie steht auf dem Standpnncte, daß eS nichts Verkehrteres geben kann, als unter den obwaltenden schlechten wirthschaftlickcn Verhältnissen einen Generalstreik zu proclamiren, der ja trotz aller ans dem Eongrcß be kundeten Elninütbigkeit doch nur ein partieller bleiben dürfte, weil Tausende und Abertausende nicht daran dächten, um politischer Errungenschaften willen die Arbeit niederzulcgen. Ter österreichische Führer I>r. Adler ist gleicher Ansicht: es fragt sich aber, ob er die Mehrheit für fick hat; jedenfalls wird es ein rigcnthünilickeS Schauspiel allgeben, wenn die Herren Bebel und Singer die leichtlebigen Wiener beschwören werden, die Arbeit nickt zu verlassen. Ter socialdcniokratisckc Parteicassircr Gerisch ist vielleicht nur deSbalb »ach der schönen blauen Donau mitgenommen worden, um zu erklären, daß die Ebbe in den socialdeniokratiscken Parteicassen immer noch nicht gehoben ist. Auch sonst hat man von Berlin manchen kalten Wasserstrahl »ach Wien gesendet, wo bekanntlich die Buchdrucker sich mit Streikgedanken tragen, obgleich die deutschen Eollcgcn erklären, sic seien außer Stande, die nöthige „Munition" zn liefern. Trotz dieser Differenzen crgiebt sich aus dem Umstande, daß die Partccconzresse dcS einen Landes die „Genossen" in dem andern sehr lebhaft beschäftigen, welche Fortschritte die Jntcrnationalität der Srcial- demokratic gemacht bat. Nicht nur nach Oesterreich, sondern auch «ach England und Dänemark bin sind in der letzten Zeit die internationalen socialistischen Beziehungen sebr er weitert worden; der internationale Eongrcß in London wird davon Zeugniß ablegcn. Q Berlin. 20. März. Der von dem Abgeordneten Ganip erstattete schriftliche Bericht der Struercoiiimissio» des Reichstag« über den Gesetzentwurf, betreffend die Er hebung von Reich-stempelabgaben, ist >eyt erschienen. Wir stellen daraus das Nachfolgende zusammen: Der Regierungsvorschlag, den Steuersatz für inländische Actien und Aclienanlbeilschkine, sowie JnterimSschcine über Ein zadlungen auf diese Wcrthpapiere von 50 aus 1 vom Hundert zn erhöben, wurde einstimmig angenommen Angenommen wurde ferner die Erböknng de» Steuersatzes ür ausländische Actien und Actienantdeilsckcine ans l>(- vom Hundert, nebst einem Zusatz: „Der Aushändigung auSländiscker Werthpapiere im Jnlande wird eS glcick geachtet, wenn solche Wcrtbpapiere, welche durch ein im AuSIande abgeschlossene« Geschäft von einem zur Zeit des GesckästSabscklusscs im Jnlande wodnkaften Kontrahenten angesckafft sind, diesem a»S dem AuSlande übersandt oder von ihm oder von einem Vertreter aus dem AuSlande abgebvlt werken." Befreit von der Steuer wurden Actic» rc. von Gesellschaften, welche gemeinnützigen Zwecken dienen und deren Veranstaltungen snr die minder begüterte» VolkSclasscn bestimmt sind. Die vorgeschlagene Erhöhung des Steuersatzes für inländische, für den HandelSverkebr b> stimmte Rcntcn und Schuldverschreibungen aus 4 vom Tau send wurde angcnoiiinicn. In dem Vorschlag deS Entwurfs, für Renten und Schuldverschreibungen ausländischer Staate», Eorporalionen, Acticngcscllsckasten und industrieller Unter nebiittingen den Steuersatz aus 6 vom Tausend festzustrUeii. wurde der Satz aus 8 vom Tausend erdöhl. Der Stempel aus Renten und Schuldverschreibungen r». der Eommunal verbände und Eommnnc», I». der Eorporalionen ländlicher oder städtischer Grundbesitzer, der Grundcrcdit- und Hypothctenbanken oder der TranSportgesellschasteu wurde aus l bezw. 2 voni Tausend ermäßigt. Bei der Tarif nnmmcr: Kauf und sonstige Ansckaffungsgkick'ästt über Wcrtbpapiere wurde unter Ablehnung zahlreicher Abändcrungs anträge der vor geschlagene Slencrsätz mit angenommen. Für den Arbitragcvcrkehr wurden einige erleichternde Bc stinimuiigcn angenommen. Der für Kauf- und Anschaffung« gcschäste über Waareu aus eine scst bestimmte Lieferzeit vor geschlagene Satz wurde auf 4 vom Tausend erhöht. Ter Stcuersa^ für Lottericloosc wurde auf tO vom Hundert erhöbt. Für die Besteuerung des Totalisators und der Weil einsäye bei Pferderennen war ein sehr hoher Betrag in der Eommission 15" vom Hundert) oorgcschlazen. es wurde indessen der Antrag angenommen: den Spiel einlagen stehen gleich die Wetteinsäye bei öffentlich ver anstallctcn Pferderennen unk öffentlichen Veranstaltungen Die Grenze der Steuerfreiheit der Ausspielungen zn mildtk'ätigcn Zwecken wurde von 5000 aus 25 000 ^ erhöht. Die Besteuerung der Quittungen, Ebeck», Giroanweisungen und Frachtbriefe wurde kurzer Hand ab ge leb nt. Angenommen wurde eine Resolution, die vcrbünkeltii Regierungen möchten veranlassen, daß von de» Börsenaussick'ISorganen Fürsorge getroffen wird, daß beim Eoniniissioiisgeichäft dem Eoinmiltcnlen leine böbcrcn Stempel beträgt i» Rechnung gestellt werten, als vom Eommissionair selbst bezahlt worden sind. * Berlin, 20. März. Der Ercselder Verein für die bürgerlichen Interessen ersucht durch eine Eingabe den Reichstag, die Einfubrung einer Strasvorschvist gegen den Verrath des Betriebs- unkFabrikgeheimnisseS in Erwägung zu ziehen. Die Begründung entwickelt die Noth Wendigkeit einer solchen Strafbestimmung also: Die rajche Entwickelung der Industrie hat es mit sich gebracht, daß Fabrik- und Betriebsgeheimnisse nicht in der einfachen Form gewahrt werden können, wie dies früher, wo der Betrieb oft in einer Hand lag, möglich war. Tie Wahrung des Fabrikaeheimnisses, der chemischen Verjähren, Reccpte, Musierzeichnungen ,c ist ober gleichwohl auch beule für jeden Bclrieb von höchster Bedeutung. Der Mangel eines genügenden Schutze- wird durch die bestehenden Gesetze über da» gewerbliche Eigenlhum insofern nicht ausgeglichen, als die Untreue von Angestellten und Arbeitern, der grobe Verlrau«»-bruch nicht oder doch nur unter ganz besonderen Unisländcn belangt werken können. So ist es im Stande der Zeichner als ein« große Schädigung ihrer BerufSinieresscn empfunden worden, daß gewisse Finne», um aus billige Art z» Musierzeichnungen (Tessins) zu komnien, Angestellte von Aielicr-' zur Untreue verleitete», ohne daß es. wen» nicht gerade der Diebstahl faßbaren Eigenthums, wie des Papiers, fcsizustelle» war, der Diebstahl des geistigen Eigenthums, der Idee, zu belangen war. Aehnliche Fülle, wie heiniiichc An eigiimig und unredlicher Weiterverfalls der Recepte, sind in Färbereien häufig. Ohne Zweifel verdient aber bas gewerbliche Eigenthum auck in der Form des Betriebs- und AabrikgeheimnisseS einen strafrecht lichen Schutz, wie er vor Erlast des RcichSslrasgcsetzbucheS in de» meisten deutschen Länder», wie Thüringen, Bade», Württemberg, Bauer», Sachsen, zur Zusriedenheit Weiler Erwerbskreise bestand und Keule in Frankreich, Belgien »nd Italien zu finde» ist. Es bandelt sich darum, verderbliche Auswüchse einer unlauter» Eoncurrrnz zu wessen, ohne Last darum der freie Verkehr, die persönliche Freiheit von Angestellten, die berechtigte Aneignung von Kenntnissen im Erwerbsleben irgend geschädigt z» werden brauchen. V. Berlin, 20. März (Telegramm.) Bei der Abfahrt des Kaisers nach Abbazia fanden sich beute früh die nicht Mitreisenden Herren des kaiserliche» HsuptguartierS und das Gefolge, sowie der österreichische Militairbevollmächligte Frei Herr von Steininger aus dem Bahnhof in der Friedrichstraßc ein. Ter Kaiser, der Marineuniform trug, bestieg kurz vor 8> z Uhr den letzten Wagen dcS HoszugeS, welckcr sich unter den Hnrrabrnsen deS aus dem Babnsteig für den Localverkekr zahlreick anwesenden PiiblicumS in Bewegung setzte. In de» Begleitung deS Kaisers befinden sich der Ober-Hof- und HauSmarschall Gras A. zu Eulenburg, der diensttvucndc General ü In suitv des Kaiser- und Eommandant des Hauptquartiers Generalmajor von Plessen, der Leibarzt des Kaisers Generalarzt kW. Leuthold, der ricnsttbuendc Flügclatjuiant Oberst ü la suito Freiberr von Seckendorfs, der Atmirat ü la ^nito, Ebes tcS Marine-EabincIS, Eontre Admiral Freiherr von Senden-Bibran, der Flügel- adjulant und AblbeilungSchef »» Militaircabinct Oberst von Lippe »nd der königlicke Gesandte Gras Philipp zu Eulenbnrg für da« auswärtige Amt und das Geheim cabinet. Der Wirkliche Geheime Ratb von Lucann» »nd der Geheime Legationsralb von Kiderlen-Wächtrr» die ursprünglich genannt wurden, nehmen a» der Reise nicht Thcil. V. Berlin» 20. März. (Telegramm.) Wie aus Halle a. S. mitzetbcilt wird, bat der Kaiser für die Jubel scier der Universität Halle 35000 Mark aus seiner Privatschatulle gestiftet. - Berlin, 20. März. (Telegramm.) Die zur Beratbung der Ausnahmebestimmungen von den Regeln über die
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