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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.03.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189403237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18940323
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18940323
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-03
- Tag1894-03-23
- Monat1894-03
- Jahr1894
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.03.1894
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Bezugs-Preis tz der Haoptexpedition oder Len im Stadt« Kritt und Len Bororten errichteten Nu«- ^Ifflellen avgeholt: viertel,LtzrIIch^4.bO, »ei zivennallger täglicher Zustellung in« ,*n« bckO. Durch die Post bezogen siir rentichland und Oesterreich: vierteljährlich. -I 8.—. Direkte tägliche idreuzbandsendung in- Ausland: monatlich 7.bl). Di» Merzen«An-qabe erscheint täglich '/,7 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags b Uhr. Nedarlion und Expedition: Jshannrsgasse 8. eie Expedition ist Wochentag- nnunterbrochr» geöffnet vvo früh 8 bl« Abend- 7 Uhr. Filialen: ktt» klemm'S Lortim. iNlsrrK Hahn), Universitätsstrahe 1, Loits Lösche. tolharinenstr. 14, Part, und König-Platz 7- ttpMcrMgclilalt Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. NnzelgeU'PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Reklamen unter dem RedactionSstrich I4qe» spalten) 50-H, vor den Familiennachrichtea (6 gespalten) 40-^. Gröbere Schristen laut unserem PreiS- Verzeichniß. Tabellarischer und Zifsernjatz nach höherem Tarts. t^rtra-vrilagkn (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesörderung >ll 60.—, mrt Poslbesörderung 70.—. Ännahmeschluß für Anzeigen: Abend-Au-gabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- 4Uhr. Sonn- und Festtags früh '/«st Nhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine dalbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Pvlz kn Leipzig. Freitag dm 23. MItrz t8St. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Die AuSsührung solgenlier Arbrtlrn zum Erweiterungsbau der 11. Bürgerschule in L.-Gohlis ist vergebe»: 1) der Klempner- und Wasserleitungs-Arbeiten, 2) - Ziegeldecker-Arbeiten, 3) . Glaser. « 4) » Tischler- « 5) » Schlosser« » 8) . Maler- - 7) die Herstellung des HolzcemenldacheS, 8) der Fuhböden, 9) die Lieferung der eisernen Träger und Herstellung der eisernen Treppe. Tie nichlberücksichtigten Bewerber werden deshalb ihre« Angebots hiermit entlasten. Leipzig, am 17. März 1894. Id. 903 332' Der Math der Stadt Leipzig. Or. Georgi. LIndner. Bekanntmachung. Wegen Reinigung bleiben die Geschäftsräume unserer Hochbau- Lerwallung Dienstag, Sen 27. dieses Monats» jür den Verkehr inst dein Publicum geschlossen. Leipzig, am 20. Marz 1894. Ist. 1290. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georg«. Colins). vie städtische Sparralfe beleiht Wrrthpaptrrr unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 10. Januar 1894. Die Sparrassen-Dep»tation. königliche /Kunstakademie und Äunstgcwerbc- schule zu Leipzig. Zum Besuche der Ausstellung der Schülrrarbriten in der Zeit! vom 24. bis mit 2«. März dss. Js. beehrt sich im Namen des Lehrerkollegiums ergebenst einzuladen Leipzig, den 17. März 1894. der Direktor: vr. l-ucln. >iei»or, K. S. Geh. Hofrath »nd Pros. Tie Ausstellung ist geöffnet: Sonnabend von Barm. 9 bis I Mittags 1 Uhr »nd Nachmittags von 2 6 Uhr; am 1. und I Lstrrfeicrtag Born«. von ' ,11 bis Mittags 1 Uhr. von Menschen Tag nnd Nackt beschäftigt. Im Hause der Repräsentanten in Debreczin bericthen unter dem Borsitze Kossuth's 14'» Abgeordnete a»S allen Tsteilen des Landes über die Einrichtung des Heercswescnö und über Hunderte von socialen Neugestaltungen. Die Berwalliing der verschiedensten staatlichen Institutionen ward eine wabrbaft nmsterbaste. Wäbrend Görgcy die äußere Politik von der militairischen Sachlage der Verhältnisse abhängig zu niache» »nd sic so in seine Hände zu bringen suchte, war Kossutst bemüht, seine erlangte Stellung und politische Bedeutung zu bewahren. Da sich aber Kossnth vo» manchen crtrcmcn Schritten und unklarem fanatischen Eifer nickt frei zu halten wußte, so kani cs, daß der nüchterne praktische Görgey bald mit Kossuth zu rivalisiren begann. Es kam zwischen beide» Männern zu ernstlichen Verstimmungen und Reibereien, die ans das Endcrgebniß des Kampfes nicht ohne Einfluß bleiben konnten. DaS anfängliche KriegSglück kebrte den ungarischen Waffe» den Rücken. Da« zurückcrobertc Pest ging wieder verloren, und Niederlage erfolgte auf Niederlage. Görgey hatte als Feldberr den großen Fehler, seine Siege nickt auS- zunützen; jeder derselben war ein taktischer, doch keiner hatte ein strategisches Resultat. Es ist hier nickt der Ort, dies an den einzelnen verfehlten Operationen nnd Schlackten des unglücklichen FelkzngS nackzuweisen. Dem ungarischen Heer ging dadurch eine Position nach der andern verloren, so daß der Dictator Kossuth mit dem Gesammt Ministerium Debreczin verlassen »nd den Sitz der Regierung »ach Szegebin verlegen mußte. Dar» kam, daß Görgey sich weigerte, den Befehlen Kossuth's Folge zu leisten, und drohte, die ilnn treu ergebene Armee mit sick sortznreißen, falls es der Dictator wagen sollte, ist» für seine» offenen Ungehorsam nr Berantwortung zu ziehen Was blieb demRegiernngSpräsidcnten in dieser kritischenLage Anderes übrig, als Görgey als Obercommandcur der Truppen n belassen; >a nach der unglücklichen Schlackt bei TcmcSvar I I. August 1849) kam man in einem in Arad gebastenen Kricgsrathe darin überein. Kossuth zur Abdankung zn zwingen und Görgcy die Dictatur zu übertragen. Kossuth schickte die verlangte Einwilligung ohne Säumen ein, und zwei Proclamationen von ibm und Görgen machten der Nation die folgenschwere Beränderung bekannt. Beide Proclamationen sind von Arad, den I I. August 1849 datirt. . Hier mir einige Stellen ans Kossuth's: „Zur Nativ.,!'" Unter obwaltenden Umständen kann die LebenSrcttnng der Nation nnd die Sicherung ihrer Zukunft bloS vo» den an der Spitze der Armee siebenden Führern erwartet werden... Ich gebe somit der Nation bekannt, daß ick . . . von der Negierung zurücktrete »nd mit der obersten Eivil »nd Mititairgcwalt den Herrn General Arthur Görgcy für so zerstört, und das Fehlschlagen aller seiner Pläne hat ibn nur verbissener »nd verbitterter gemacht. Seit dem Jabre 1860 lebte Kossutk abwechselnd in England, Italien »nd in der Schweiz und wäblle schließlich Turin zum dauernden Aufenthastsort. Er verschmähte jede Unterstützung von Seite» seiner Anbänger und Freunde nnd lebte ausschließlich von dem Ertrag seiner Feder. Diese Tbatsacke fordert unsere vollste Achtling vor den, Eharakter des berühmten ungarischen Agitators heraus. Ihm ging das Baterland über Alles, und diese unbegrenzte Liebe zu seiner "Nation und der heiße Wunsch, sie unabbängig nnd glücklich zn sehen, hat seine Phantasie mit utopischen Hoffnungen genährt, deren Erfüllung unmöglich war; sie bat ihn zn einem begeisterten Schwärmer, zu einem kurzsichtigen Politiker, zu einem haßerfüllten Fanatiker gemacht, der die „neue" Zeit nicht verstand, welche nicht blindlings, sonder» klar schauend, langsam auf sicherem friedlichen Wege Eonfliele zu lösen und ideale Ziele zu erreichen sucht. . . . Und doch gebührt ihm auf ewig der vollste Dank der ungarischen Nation, denn die Spuren seines segensreichen Wirkens sind unverlöschlich. Sie künden sich in allen Institutionen des weitverzweigten ungarischen Staatsorganismus! Darum wird sein Rubin auch nimmer verblassen. Sein "Name wird in der Geschichte der ungarischen "Nation und in seinen Volks- sage» glänzen, nnd die nachfolgenden Geschlechter werden den großen Helten in seinem Liede: ..Ungutst I.ajos a/t i/ontc>"" jubelnd ihren Dank zollen: „So viel Tropfen ilni beregnet, So viel mai sei er gesegnet! Hoch das Vaterland!" Deutsches Reich. ki. Berlin, 2l. März. Nach Tisch liest Evangelisch-reformirte Gemeinde. Die Eltern, deren Kinder zu Ostern 1895 in der resormirten „ Nicke constrinirt werden sollen werde» wcrdurck anigksordert. sie I ^^^etteidV.' als'die'Nalio» nach ihrem Reckte nickt anders am »nd -8. Mniz zwischen >1 ' Ol der Sakristei 1 mi>-8 513» srmart« vo» ihm nnv mache ih» dafür enzumklden, die Knabe» bei Pastor Uanliutk, dir Mädchen bei Pastor I>. »etist»» n. Tie Kinder können sich nicht selbst anmelden, aber ihr Mitkommen I ist erwünscht. Evaiigrlisch-resorinirtrs Pfarramt. Israelitische Beligionsschule. Ti» Ausnahme neuer Schüler und Schülerinnen findet Sonntag, den 25». März, Bormtttags vo» 10 12 Uhr. im Kanzle,- locale der Svnagoge, Centralstraße 10, 1. Etage, statt. Leipzig, den 22. März 1894. Der Direktor: Rabbiner str. N. PorgeS. -Freiwillige SulchaKation. Aus Antrag der Erben des verstorbenen Herrn Splnnercibesltzers August Beck weil. Hierselbst soll das zu dessen Nachlaß gehörige Ärundbesitzlhum, bestehend 1) aus dem Fabrikeiablistement an der Heinrichstraße in hiesiger Stadt. Parc. Nr. 818. 819. 820. 821, 822. 823 und 823 n des Flurbuchs sür Greiz, eingetragen aus Aoliuin lOOl de« Grund- und Hypothekenbnchs für Greiz, mit den ausgestellten Maschinen und Transmissionen nid 2) ans dem Wirthschastsgebäude mit Weg, Parcelle Nr. 847 des Flurbuchs sür Greiz und eingetragen aus Folium ll»88 des Grund- »nd Hypothekenbnchs sür Greiz, mit einem Gesammt- flächengehalt von 23 a 54 qm und mit 2729,10 Steuer- einhriten belegt, Montag, de» 20. April 1804 en hiesiger Fürstlicher AintsgerichtSstcUe einzeln oder nach Befinden als Ganzes von dem Unterzeichnete» Fürstlichen Amtsgerichte um das Meistgebot öffentlich versteigert werden. Kausliistige baden sich am Terminstag bis 12 Uhr Mittags bei Nridling de« Ausschlusses vom Bieten onzugeben und über ihre Zahlungsfähigkeit auszuweisen und werden im klebrigen wegen der Lasten de- Grundbesitzes und wegen der Subhastationsbedingungen a»i die am hiesigen Gerichts- und Gemeindebrett aushängenden Patente verwiesen. Hierbei wird noch bemerkt, daß in dein Fabriketablissement seit vielen Jahren die Spinnerei betrieben worden ist. Greiz, am 19. März 1894. Fürstlich Renß PlauischeS Amtsgericht. Adthrtlung I für ntchtstrrttlge Rechtssachen. Freiherr von Cornberg. Schmidt. Bekanntmachung. Bel der Unterzeichneten Ortslrankencasse soll die Stelle eines BevoUmächttgtrn mit einem Ansangsgehalt von 2000 welcher von zwei zu zwei Jahren um je 200 ^l, bl- zunächst 2400 >t, er töt» werden soll, besetzt werden. Befähigte, im krankencasien-, sowie im Invalidität-- und Alter-. verstckkrunqSwtien erfahrene Personen werden ausgesordert, ihre ickrisllicken Gesuche unter Beifügung von Zeugniffen bis zum 2>. d. M. an den nnterzeichneten Vorsitzenden, aber nur aus schließlich an AmtSttrllr. Theaterftraße 0. I., »tnzusenden. «thenmt»,. den 19. Marz 1894. Der Vorstand drr gemeinsamen OrtStrankrncasse. Max Langhammer, Vorsitzender. Ludwig /kossuth m. Nack seiner Ernennung zum verantwortlichen Regie rung-präsidenten entfaltete Kossuth eine bewunderungswürdige organisatorische Tbätigkeit. Die Aushebung von Recrutcn nahm unausgesetzt ihren Fortgang, in den Kanoncnbobrereien, m den Pulvermühlrn, an den Bantnoienvreffen waren Hunderte verfügen wirk. Ick erwarte vo» ihm und mache ihn dafür vor Gott, der Nation und der Geschichte verantwortlich, daß er diese Gewalt nach seiner besten Kraft zur Rettung der nationalen und staatlichen Selbstständigkeit unseres Vatcr- tandes, zu dessen fernerer Zukunftssicherung verwenden werde. Er möge in der Begründung der Glückseligkeit der Nation glücklicher sein, als ick." Die von Kossntst seinem Volke gewünschte „Glückseligkeit" unter der Dictatur Arthur Gvrgen's zählte nur nach Stunden! chon lange vor der Katastrophe stand er — wie seine Briese an den General Rüdiger beweisen — mit den Anführern der kaiserlichen nnd russischen EcecntivnS-Armee in heimlicher Eorrcspontenz. Hat er nach bestem Wissen »nb Gewissen gebandelt, daß er bereits am 13. August mit 30 0<n« "Mann bei BilagoS vor den Russen tie Waffen streckte'? Ober war seine Tbat ein gemeiner Verrätst? . . . Noch cbc die Festungen Komorn und Pctcrwarkein sich ergeben statten, war die gänzliche Anslösnng der ungarischen Armee erfolgt. . . . Ludwig Kossutst rettete sich am 22. August 184!« durch eilige Flucht. Er flüchtete über Lugoö aus türkisches Gebiet. Görgey wurde vom Kaiser begnadigt, seine Generale aber den Oesterrcichern überliefert und in der Zeit vom 6. bis 25». Oktober 1^19 nach einem kurzen Proeeß zum Tode durch Pulver und Blei ober zum Tote durch den Strang ver urteilt. Seinen letzte» Aufenthaltsort Kutayest in Klcin- asien verließ Ludwig Kcssulst nachdem die Türkei ans den Einspruch von Frankreich nnd England bin sich bereit erklärte statte» die ungarischen Emigranten nach den Bereinigten Staaten zn entlassen. Als da« Schiff, da« Ludwig Kossutst tranSportirtc, am l. Octobcr 185,1 in Marseille anlegte, richtete er eine Adresse an die Marsciller Demokraten, in der er sich als Anbänger und Verteidiger der dcmokralischcn Ideen und Bestrebungen kennzcichnele und wie in London, wo man ihm große Ovationen brachte, als Märtyrer der Freisten feierte. Hierbei siel besonders die Thatsache ins Gewicht» daß kaum einen Monat vorder <22. September 185,1) die österreichische Regierung durch einen triegsrecsttlicken Spruch Kossutb'S Vermögen confiScirt, ibn zur Todesstrafe verurteilt und in olff»ic- an den Galgen gebängt statte. In den Bereinigten Staate» fand drr ver bissene Rcvolntionair nicht Len geeigneten Boden für die Realisirnng seiner demokratischen Ideen. Im Jabre >858 schiffte er sich Laster nach Europa ein und wählte London zn seinem Tcmicil. Hier stand er mit Mazzini und Rolli» an der Spitze der roten Demokratie. Sein fanatischer Haß gegen Oesterreich bat ibn öfter» zu großen Jnconscqucnzen verteilet und dazu stcigetragen, seinen Ebaraktcr in de» Augen seiner Feinde und Anhänger z» ver dächtigen. So ;. B. ist cS eine unbestreitbare Thatsacke, daß er noch im Jahre 1858 aus seinen Reisen durch Schottland keine Gelcgcitcit vorüstergehcn ließ, in seinen Vorträgen und politischen Reden auf den Kaiser Napoleon zu schimpfen »nd ist» einen „holländischen Betrüger", einen „kaiserlichen Ouasimodo" ». s. w. zu nennen, nnd dock wissen wir, daß er ein Jahr später, während des italienischen Feldzugs, mit "Napoleon in Verbindung trat. In einer Unterredung, die er am 3. Mai 185,9 in Paris mit LouiS Napoleon statte, soll er, wie die „Ncw-)/)orker Tribüne" behauptete, sick ver psticktet, basten, Ungarn zu rcvolutioniren, sobald 40 000 Franzosen in Fiume landen und der Kaiser ibn als prrvnorischrn Regenten einskyen würde. Diese seine letzte Hoffnung aus dir Wiederherstellung der Unabhängigkeit Ungarn« wurde durch den Frieden von Billafranca vollständig man's anders. Der „Vorwärts" hat in einem im Reichstag wiederholt citirten Artikel eine große Perspective aus die Wirkungen VeS rnssischenHandetsvcrtragS eröffnet. Ausdehnung des Großbetriebs und der Maschinenverwentung, Masse» Wanderung von Ost »ach West und demgemäß Aus drcitung des SlawenthnmS im Osten, Aufblühen der Industrie und — als Hauptgericht aus dieser reich ' besetzten socialistischen Tafel — schließlich eine furcht bare Krisis. DaS Alle« und noch manches Andere dazu wurde auf Grund „unserer wissenschaftlichen Erkeiiiitniß" mit der Sicherheit eines behördlich eonecssionirtc» Propsteten in Aussicht gestellt. DaS war am l5>. März, zwischen der zweiten und dritten Lesung des Handelsvertrags. "Bier Tage Ipätcr stellte derselbe „Vorwärts" mit derselbe» Bestimmt heit und zweifellos gleichfalls ans Grund seiner „wissen schaftlichen Erkenntnis!" da« gerade Gegentstcil in Aussicht: „Die Lantwirtstschast wird nicht zu Grunde geben, die Industrie keinen großen Aufschwung nehmen"; nickt einmal von einem kritische» Tag dritter Ordnung ist mehr die Rede. Bequeme „wisscnschasilichc Erkenntnis;" das! Man sieht den Ernst und die Redlichkeit, mit der die social demokratischen Führer tie Erleuchtung der Anhängerschaft be sorgen. Gestern ein Kameel, beute ein Wiesel — „Genosse PoloninS" muß glauben. Daß man sich eine derart cyniscke "NaSfübrung der „zielbewußien" Heerde gestatten darf, hätten wir denn doch nicht sür möglich gestalten. In der Sacke freilich stielen die Leistungen des „Vorwärts" nichts Neue« dar. DaS „Jongliren mit wisscnschastlichcn Wahr steilen" war von Anbeginn socialdemokratische Methode. "Nur daß man sonst nickt so ptump „arbeitete". Die Spannkraft scheint betenltich nachgelassen zu staden, »nd wenn weitere Prophezeiungen da« Schicksal derjenigen vom l5>. März er leiden, so tönntc eS bald koniineii, daß selbst i» den ergebenste» Mameluken Zweifel in tie üblichen Ankündigungen des baldigen „großen Kladderadatsch" ausstcigcn. rc Berlin, 22. März. Die Veröffentlichung des RrickSschatzamtS über die Reichs-Einkünfte in den ersten elf Monaten de« laufenden Rechnungsjahres ist in einem Theile der Presse auffallend stiefmütterlich behandelt worden, nnd zwar ans jener Seite, wo man sich im Ruse besonderer Kenntnisse des Etatswesens bisher zu gefallen pflegte. ES bat aber freilich die Schweigsam lcit in diesem Falle ihren guten Grund. Die Ziffern Wersen ein gar zu verdächtiges Lickt zurück aus die jüngste» Beschlüsse zum ReichShauSbalt für 1894,95,, wo man, selbst über gewich tige Bedenken binwcggcstend, die Schätzung der Einnahmen um elf Millionen erhöbt bat, nm »nr sagen zu lönncn, der nächste HauSbalt schließe „nicht »»günstiger" ab, als der des laufenden Jahres. Schon die« ist nicht richtig, denn im nächsten Jahr übt die Militairvorlagc ihre volle sinanzwllc Wirkung, und cS wird doch kein Zastlcnkunststück dirigirte Neichstagsmebrbeit in der Schätzung sür 1894/95 um noch II Millionen stöber ging, als die Schätzung für 1893/94, so läßt sich ungefähr ermessen, welchen Wertst eü sür eine gesunde Ordnung der Rcichssinanzcn haben kann, daß der nächste Etat einstweilen und äußerlich „nickt ungünstiger" ist, als der Etat dieses JastreS. Ebenso läßt sich wobt verstehen, warum die freisinnige Presse, nachdem sie aus dem gednlrigeii Papier die Ordnung der ReichSfinanzcii stcrgcstcllt bat, so schweigsam an den letzten amtlichen Zahle» vorüstergebt. * Berlin, 22. März. Der Proccß gegen- die Ehr abschneider Plack PodgorSki und Schweinhagen ist den Antisemiten begreiflicher Weise böchst unangenebm, so unangenehm, daß die „Staatsbürgerzeitung" bebanptct, „die Angeklagten gehören keiner antisemitischen Partei an", während Herr Ziinincriiiann erklärt: „Die Schweinhagen nnd Ge nossen sind niemals Antisemiten gewesen." Das vernich tende Urlstcil über die politische Thätigkcit der Beiden, welche« diese AbschttttclungSversucke entstellten, stammt erst ans der neuesten Zeit. Noch vor Kurzem wurden sowohl Herr Plack- PodgorSki als auch Herr Schweinhagen im antisemitischen Lager ganz anders bcurtlicilt. lieber Plack'S Broschüre „Ahlwarkt vor Gericht" schriest die „Staatsstürgerztg." am 3t. Deeemster l892, sic gebe eine Analyse des Juden- flintc» Proceffeö, „welche inil ciiisterordciitllchein Frelmulh di, kritische Eonde an die einzelnen Phase» dieses Proceises legt und mit juristischem Schars sin n unerschrocken in diekleinsten Winkel hinein- leuch let... es wird ihm an dem weiteren Verlaus dieses Procesje« ein wesentlicher Einslnst beiznmessen sein... Das Druckstest enthält eine scharssinniqe Bclenchlnnq des ,,JudenslinIen"-Processes, gewinnt demselstcn neue Gesichtspunkte ast nnd kann deshalb »»seren Lesern zur Lectüre angelegentlichst empfohlen werden." Und was Herrn Schweinhagcn anlangt, so veröffentlichte der Berliner „Verband Deutsch-Socialer Anti semiten" am 11. Februar dieses Jahres im „Antisemitischen Generalanzeiger" eine Erklärung, in der cS beißt: Herrn Schweinhagen aber werden wir das ihm bisher geschenkte Vertrauen, auch trotz dieser persönlichen gehässigen Nussülle, weiter bewahren und sprechen demselben sür sein Bestreben, viele dunkle Punkte in der heutigen Politik auszuklüren und hierbei die Einwirkungen des Iudenthuins naihznweisen, unsere vollste Anerkennung ans. Franz Maire, Reinh. Schultz, Vors, der Abth. Westen. Vors, der Nbth. Süd-West. Max Hainpe, H. Schumann, Vors, der Abth. Moabit. Vors, der Nbth. Ost. Fritz Gibelius, Stellv. Schriits. der Nblb. Oranienburger Thor vom Verband Deutsch-Socialer Antisemiten. V. Berlin, 22. März. (Telegramm.) Ans Anlaß der "Wiederkehr de« GebnrlStagcS Kaiser Willielm's I. war daS Innere de« Mausoleums in Eharloltciidurg reich mit Zinnien geschmückt. V. Berltfi, 22. März. (Telegramm.) Der „Neicks- anzciger" veröffentlicht da« Gesetz, betreffend die Feststellung des Rrtchslianslialtetats sür >89 >95,. da« Gesetz, betreffend die Ansnabme einer Anleihe sür die Zwecke der Verwaltung des RcichSstecrcS, der Marine und der Reichs Eisenbabnc», daS Gesetz, betreffend die Feststellung des HauSbaltsetatS der Schutzgrbicte sür 1894 95>, und daS Gesetz, betreffend die Feststellung eines dritten "Nachtrages zum ReichshauSstaltetat für 1893 9 t. V. Berlin, 22. März. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger" melket amtlich: Der Geheime Ober RegierungSralst im Neict'Samt des Innern Otto Schröder ist zum Direktor im Rcichsamt dcS Innern mit dem Range eines RatsteS im Stande sein, im Publicum den Glauben zu wecken, als ob ein Mehrbedarf von tio Millionen im Etat erscheinen könnte, obnc daß letzterer gegen seinen Vor gäriger sich ungünstiger gestalten müßte. Aber cS kommt auch nicht nur ans den Vergleich dieser beiten Jabre allein an, sondern cS muß in betracht gezogen werden, wie mit jener Mehrbelastung um 6i> Millionen, und mit einem Verzicht auf Einnahmen in der Höhe von >«> Millionen (infolge der Zollverträge) da» Reich und die Eiiizelstaatcn in der absehbaren Zukunft finanziell gestellt sein werten gegenüber der unmittelbaren Vergangenheit. Von anderer Seite ist kürzlich berechnet worden, daß im zehnjährigen Durchschnitt von >883 8l bis >892 93 tas Reich rund 48 Millionen jährlich sür die Einzelstaalen übrig statte, während es vo» den Einzelstactten in Zukunft rund 27 Millionen sordern muß, wenn alle stöbere» Einnahme Schätzungen un nächsten Etat Wirklichkeit werden und die höheren Stenipelstcuern wenigstens l5> Millionen mcbr einstringen. Also selbst unter dieser optimistischen Voraussetzung entbehren die Einzelstaalen nickt nur 48 Millionen Zuschuß, sondern müssen noch 27 sür da« Reich aufbringcn. Da- bedeutet für sie eine Verschlechterung um 65, Millionen, die mit aller Dialektik nnd mit einer noch so fingerfertigen Ziffernbebandlung nickt a»S der Welt zn schaffen ist. Betrachtet nian aber die eingangs erwähnte Veröffentlichung des Räderen, so ergiebt sich weiter baß schon tie Schätzung der Einnahmen für das lausende Jastr um >2 bi- >5 Millionen zu stock gegriffen batte Wenn man rem gegenüber hält, day eine von Herrn Richter l. Elasse, Geheimer RegicrungSrath im Rcichsamt dcS Inner» Wrrinntii zum Geheimen Ober RegienmgSratli, »nd der rum Ge- RegieruligSralh im ReichSamt dcS Innern Kelch Heime» RegierungSralst ernaiiitt worden. V. Berlin, 22. März, lTelegramm.) Die „Post" schreibt: Anläßlich des Zustandekommens des russische» Handelsvertrags fand zwischen dem Kaiser vo» Rußland und dem drntschen Kaiser ein Dcpcschciiwechscl statt, worin cS sich nm den Austausch der Freude über das Gelingen des Vertragswerts, keineswegs auch um Dispositionen für die Zukunst gehandelt hat. (-) Berti», 22. März. (Telegramm.) Der „Hamburger Eorr." statte bekanntlich gemeldet: Ter Kaiser va» Rußland sandte auf die Benachrichtigung von der Annahme des Handelsvertrags Lurch den Reichstag ei» Telegramm nach Berlin, in welchem er siir den Herbst die Er örterung der gegenleitlgen politischen Beziehungen, und zwar von Person z» Person, in Au-sicht stellt. I» diesigen maßgebenden Kreisen ist nack den Informationen der „Nordb. AUg. Ztg." von einer Depesche solchen Inhalts nichts bekannt. (7) Berlin, 22. März. (Telegramm.) Die „Nord deulfchc Allgemeine Zeitung" erklärt die Bcbauptiiiig der „löorrrspondcnz des Vnndro der Landwirtbr", die Regierung stabe der Reichstag» Eomniilsion stlr den russischen Handels vertrag nickt objective«, sondern einseitiges statistisches Material vorgelcgt, sür erfunden. — Berlin, 22. März. (Telegramm.) Die „Vossiscke Zeilung" Wendel sich gegen die ,.l»olonialsch>värmrr". »amenllich gegen diejenigen, die mit dem Kamerun Abkommen »»zusrictc» sind. Ein Neu-Deutschland werde weder am -Tschads» »ock in Atamaua bestehe». In Ost afrila hätten wir »och ans rin Jahrhundert genug zu tlmii. (Wir habe» nie bezweifelt, daß die Tante Voß „voll und ganz" und „unczitwcgl" ans dem Standpunct „Mamachens" stcstc» wird, der im gestrigen Morgcnblattc des „Leipziger Tagest!." in dem Gedickt „Der kleine Gernegroß" so treffend charaklcrisirt wurde. Red. de- „Leipz. Taget!.") Berlin, 22. März. (Telegramm.) In einem Eom- mcnlar zur Rede des Reichskanzlers in Danzig, in welcher der PassuS vo» einem Zusammenschluß der eure putschen Völker i»> kommenden Jabrbundcrt ent kalten ist, sagt die „Voss. Ztg.": Die Tendenz dieser Rede sei zweifellos auf der friedlichen Bedculnng des russischen Handelsvertrags ausgcstaut, und c» sei nickt »n möglich, daß der Reichskanzler mit jenem Zusammenschluß «ine zulünftigr Allianz, vielleicht gegen die sich »nmer mehr
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