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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.03.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940331022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894033102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894033102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-03
- Tag1894-03-31
- Monat1894-03
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vezug-.iprei» t» d« Hmtptezpeduwa oder deu tm Stadt, beskk uod deu Vororten errichteten Au», qabestellrn « bgeholt: vierteljährlich 4.50. bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« 5L0. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertel,ükrlich » 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandiendung i»< Au«laad: monatlich 7.50. TieMolgeu-Ausgabe erscheint täglich '/,7 Uhr, di« Abeud-Ausgab« Wochentag« 5 Uhr. NrLaclion und LrveLitioa: J«tzanne»,affe 8. Dte Expedition ist Wochentag- nnuatrrbroche» geöffnet von früh 8 bis Abend« 7 Uhr. Filiale«: Ott« Klemm « Lorti«. (Alfred Hahnj, llniversitätSslraße 1, L« i« Lösche. Katharinenslr. 14, pari, und König-Platz 7. Abend-Ausgabe. UchMer.TllSMM Anzeiger. §Wli für Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschästsverkrhr. «chzeige»Prei- tffr «gespaltene Petitzcile 20 Pfg. Aeclainn« »nter ve» Rrdaction«strich (4go- spalten) 50-4- vor den Aamiliennachrichten sSgespalteo) 40 Größere Schritten laut «nierem Prri«. „rzetchnitz. 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Marz 1804. RrichSbant-Dtrektortum. Koch. GaUenkauip. Politische Lagesschau. * Leipzig, 31. März. Die zur Eiiitekr mahnenden Rübe der Ostertage ist doch nicht ebne Einfluß auf die agrarische» Kreise geblieben, die durch den deutsch-russischen Handelsvertrag zu principieller Opposition gegen die verbündeten Regierungen sich angestachelt fühlten. Sie beginnen einzusehe», daß ein ,.Berriichlniigstai»ps" gegen die Freunde des Vertrags zu allein Änderen als zu einer Verbesserung der Lage der Landwirih- shaft führen müßte und daß sie Hand in Hand mit kiesen Freunden und den verbündeten Regierungen Weiler kommen werden, als im Kampfe czezen dieseLaclorcn. Einen erfreu sichen Beweis für diese Eimiesänberung liefert die folgende, bereits im heutigen Morgendlatte erwähnte Mittheilung der „Rordd. Allgei». Zig.": „Durch die vielen Klagen aus >a»d- und milchwirthschasllichen Kreise» über die Unculanglickkeit des Gesetzes vom 12. Juli 1887, betreffend den Berkehr mit Ersatzmittel» für Butter, hat sich der Borstand des Bundes der Landwirthe veranlaßt ge sehen, Abänderungsvorschläge im Einverslöndiilh mit dem Berbandc hilitervomnietschcr Peieine und anderer Molkereiverbändc auSzuarbcite». Ter Bundesvorstand theilt uns seine Abänderuugs- Vorschläge nebst einer Begründung, wie sie von ihm der Wirih. schaftlichen Bereinigung des Reichstages vorgelegt sind, mit und spricht den Wninch ans, cs möchten von Seite» der Inter- esi'eiiten, also der Landwirlhe und der Molkereien, Eingabe» an die Wirldschaslliche Bereinigung gemacht werde», die dieselbe aussordern, die in seinem Eimvurs gemachte» Vorschläge im Reichstage energisch zu vertrete» und aus die Wichtigkeit und Nuthwendigkett der einzelnen Be stimmungen hiiiziiweijen. Es sei sonst zu sürchie». daß der von dem Bundesvorstände ausgearbeiteie Gesetzentwurf bereits als Torso aus der Wirtlischaillichen Bereinigung hervorgehe und so verstümmelt a» den Reichstag gelange, daß schließlich ein brauchbares Gesetz nicht hcrauskomme. Kurze Zeit nach dem Wiederzusammentritt des Reichstages würden auch die Berathuugeu der Wirlhschasllichcn Ver- eiuigung uberl>icies M :rgarinegeictz wieder b ginne», wobei zunächst das Urtheil eines Sachverständigen über die Durchführbarkeit verschiedener Frage»: AnSschliiß des Zusatzes von Milch bei der Margarinebereitnug und Verbot des Färbens, gehört werden soll. Es wäre erwünscht, wenn dann bereits recht viele Erklärungen zu den Vorschlägen des Bundes vorstandes aus Jnieresseutenkreilen vorlägen. Ter Gesetzentwurf enthält nun zwar in den Privatoerkehr so tief einschneidende Bor- chläqe, daß wir, bevor wir zu demselben Stellung nehmen, ab- warten wolle», in welcher Form er an de» Reichstag gelangen wird. Jedenfalls aber darf mit Befriedigung davon Notiz genommen werden, wenn in diesen Vorschläge» ein handgreiflicher Beweis vor liegt, daß der Bund der LanvwiNtie seine Tbäiigkit dem Versuche zuwendei, mittelst praktisch durch,ührbarer Vorschläge zur Verbesserung der Lage der Landwirtbichast mitzuwirken." Eröffne, sich durch diesen Beweis friedlicherer und zu positiver Mitarbeit an den weiteren großen Ausgaben des Reichstag geneigter Gesinnung konservativer Kreise eine günstigere Aussicht für ein nicht vollständig negatives Resultat der Berathungen über die Steuerreform, so wird diese 'Aussicht wieder getrübt durch die Nachgiebigkeit derCentrumS - presse gegen die ullramontancn bayerischen Parlicularistcn, die daS Eenlrnm in eine schroff oppositionelle Stellung zu treibe» versuchen. Wir hoffen indeß, daß die verbündeten Regierungen sich durch die Opposition des EenlruinS nicht zu schwächlicher Nachgiebigkeit bewegen lassen unk nicht durch kircken politische Eo ncessionen die Hilfe des Eenlrums zu erkaufen suchen wird. Sie würde dadurch ihre Stellung zu den Mittelparteie» wesentlich verschlechtern und die be ginnende Zerbröckelung der Cenlrumspartei nur aushallen. Mit Recht führt die „Schlei. Ztg." aus: „Tie in den letzten Monate» bis zu einem hohen Grade an- gewachseneGesadr einer ernnhasten Spaltung des CeutrumS Halle ihren Grund weniger in der versch.ebenen Slelllingnadme zum rmstschen Handelsverlroge, als in der von Bayern ausgegangenen Strömling gegen jeden Schein einer gouvernemenlalen Haltung der Parteileitung. Das Centrum wird »ur zuiainmenzuhallen sein, wenn man in ihm und beionders in seinen Wählermasjen die Vor stellung von einem Zustande kircheiipolitischer Nothwehr oder von große», durch die Panci-Polilik erreichte» Erfolge» erhalt. Glaubt man wirklich aus eine derartige Partei die Zutun» der deutschen Reichepouiik, wenn auch nur für die nächsten vier Jahre, begründe» zu können? Man braucht diese Frage nur zu stellen, um sie zugleich verneint zu haben. Alsdann aber erglebt sich von selbst, daß die Regierungen es demnächst aus eine» entschiedenen Kamps gegen Las Centrum ankonimen lassen müssen. Damit ist keineswegs gesagt, daß dies nothweiidig zur Auslösung de» Reichstages kühre» würde. Zunächst wurde es sich vielmehr darum Hanseln, mit allein Ernste klarzustellen. wem die Verantwortung sür e ne» Zustand unserer »inere» Tinge zutällt. der von Jadr zu Jahr unerträglicher werden muß. Alsdann wurde sich eisl zu zeigen haben, ob das Centrum sich dieser Verantwortung aus die Tauer gewachsen glaubt. Und wenn das thatiächlich der Fall sein sollte, so würde eine geschickt zu Werke gehende Reichspolitik de» geeigneten Augenblick zu einem ersolgverheißenben Apvell an die Nation schon finden. Aber es bedarf dazu eines klaren und festen Stand, puncles der Regierungen. Ob dieser vorhanden ist, werden die nächsten Wochen zu zeigen haben." Wen» der Reichstag wieder Zusammentritt, wird fer außer der Erledigung bochwichttger Vorlage» noch eine andere Ausgabe zu erfüllen haben, die bei der EtatSberatbung über sehen worden ist. Er wird der schon mehrfach von uns ge rügten osftciöscn Mistwtrthschaft ins Gesicht leuchten und an der Stelle, die für diese Mißmirtbschaft verantwortlich ist, energisch auf Wandlung dringen müssen. Eine ganz be sondere Beraolassung zu einem solchen Vorgeben erkält der Reichstag durch die neueste Kundgebung des „Kladdcravatsch", in welcher der „Re ichsanzer" unter Berufung aus «nie Zu schrift des Auswärtigen Amtes einer groben Täuschung des Volles beschuldigt wirb. DaS genannte Blatt veröffent lich nämlich in seinem „Briefkasten" Folgendes: „OssiclöseS Preßbureau: Ta Sie in unbegreiflicher Verblendung aus unsere letzte Ausforderung nicht rcagiren, so zer- reißen wir jetzt das Lügengewebe, das die von Ihnen beeinflußte Presse seit Wochen so eifrig gesponnen hat. Wir bemerken dabet gleich, daß wir uns über die Miltheiluag des Auswärtigen Amtes, um die es sich handelt, von vornherein freie Verfügung vor« behalie» haben; wir baden vorher erklärt, baß wir aus jede „ver- trauliche" Eröffnung verzichtete». Also: zehn Tage, nachdem der „Reichsanzeiger" hatte erklären müssen, „unsere Angriffe entbehrten jeder Ibatsäch lichen Begründung", ließ uns das Auswärtige Amt ersuche», doch endlich su schweigen: „man denke" — das sollte Besorgnisse be- schwichligen, die wir nie gehegt hadxn — .„nicht an eine An klage, man habe ja nie daran densen ktznnen; eS srten leider ganz uiißehüripr r««,e grschclic», oder da» tzade sich uicht »rrhdtru kaffen." Tie Gründe, aus denen da» Letztere iwch der Auslassung des A, A. nicht möglich gewesen ist, behalten wir sür uns. Ta Sie offenbar zu Zeiten a» schwache» Augen leiden, haben wir den Hauvipqsiu« ip feiler Schrift setzen lassen. Haben Sie ihn geleien und verstanden? So, nun ver- suchen Sie durch die von Ihnen dstigzrtrn Blätter dies Eui- genandniß des A. A. weglügen zu lasse»! DaS ist doch einmal eine lohnende Ausgabe sür Sie. Zu einer solchen Anschuldigung gegen den „ReichS-An- reigcr" und die für ihn veranttvoriliche Stellt kann der Reichstag nicht schweigen. Er trägt, indem er die Mittel sür den „Reichs Anz." bewilligt, eine Mitverantwortung sür den Jnbali dieses Organs und muß, so viel an ihm ist, dafür Sorge tragen, daß e« nicht in der Weise gemiß- drauchl wirk, wie der „Kladderadatsch" debauplet. lieber die „ganz ungehörigen Dinge", die daS Aus wärtige Ami nach der Bersicherung des Witzblattes selbst eingesieht, wird man wobt im Reichstage vergebens um Aufklärung bitten, desgleichen über die Gründe, welche «ine Verhütung der ungehörige» Dinge unmöglich machten. Der Leiter des Auswärtigen AnilcS kann »ichl gezwungen werden, über Derartiges Aufklärung zu geben. Höchstens wird inan ibm bemerklich machen können, daß der Reichslag Bedenken tragen muß. im nächsten Jahre den Etat sür ein ReichSantt zu bewilligen, das ungehörige Dinge nicht zu ver hüten verniag. Es genügt aber auch, vorläufig mit den ver- »nlwortlicken Leitern des „Reichs Anzeiger-" abzurechnen und *olle Aufklärung über den Mißbrauch zu sorkern, der nach der kffenllichen Anschuldigung LeS „Kladderadatsch" mit diesem Ortzan getrieben worden ist. WaS durch de» „Reich--Anz." vertuscht werken sollte, wird ja ohnehin nicht mehr lang« nn Dunkeln bleiben. Ter vulkanische Boden der Samoa-Jnsekn kann immer noch nicht zur Rnke kommen. Wie uns gestern ein Telegramm des „Reuler'scken BureanS" melket, ist wegen der Bestrafung einer Anzabl renitenter Häuptlinge durch Oberrichier Jte ein Aufstand auSgcbrochcn, dem bereit« das Leben eines Reaicrungsbeamten zum Opfer ge fallen ist. Zwar Kat König Malietoa den ersten Anprall der Aufständischen zurückgeichlagen, aber wie groß die Besorgniß der dortigen Ausländer ist, zeigt ihr sehnliches Ausschauen nach den schon längst erwartete» Kriegsschiffen der Vertrag« Mächte, lieber die Ursachen des neue» Aufstandes zieht ein der „Schles. Ztg." noch vor dem Ausbruch des Kriege« zugegangencr Privalbries Auökunjr, dem wir Folgende« entnehmen: Hauvlgründe der Unzufriedenheit sind des von den Vertrags- machte» Teutschland, England und Vereinigte Staaten eingesetzien Königs Maltetoa Unbeliebtheit bei der Mehrheit der Bevölkerung, die anfänglich Harle Behandlung und dauernde Gefangenschaft der im RegierungSgesüiignisse zu Mulinnu cingeichlossene» 27 Rebellen- tiäupllinge des früheren Gegenlönigs Mataafa, die Bevorzugung deS jungen Tamaseje bei den Aana-Haupllinge», die ihn zu ihrem König ousgernicn haben, und die bevorstehende Eintreibung der Steuern sür 1833, von noch unbezahlten 13 MO Dollars Steuern sur 1832 und einer Kriegsentschädigung im Betrage von mehr als 20000 Dollars. Tie Lage »lebt zu ernsten Befürchtungen Anlaß, da die bisher der Regierung treuen Stämme der Aana und Atun nunniehr mit Abfall drohen, die Ei» cborencn leider noch immer im Besitz der Schießwaffen sind, und die Re- gierung außer den wenigen Truppen in Apia nur ans «ine» Tbeit der aus die Aana» eisersuchtigen Savaiknrger rechnen kan». Die Hauptinsel llpolu, aus der Apia liegt, zerfallt in drei Bezirke: Ätna mit 6000 Seelen, Aana mit 4000 und der Hauptstadt Lclu muengo und Taumasanga mit 5000 und Apia. Aiua und Aana hatten frittier ihre unabhängigen Könige; später traten ihre Könige zum Malietoa von Toumaianga in ein zmspflichtigeS Verhältnis!, odne daß Malietoa jedoch Herrscherrechtc über diese Bezirke er hielt. Die Aana« verlangen ,etzt. daß der Sohn de« verstorbene» Tamases» über sie herrlche. Sie bereiten sich zum Kampfe vor, be- malen und rüsten ihre Lriegsboote aus. um in kürzester Zen 3000 Krieger aus den Kampfplatz zu bringen. Um die drohende Gefahr möglichst lange hinzuziehe», habe» der Lberrichler von Samoa, Jde, und der Präsident des Stadlralhs von Apia, Schmidt, 17 unzufriedene, aufrührerische Häuptlinge aus Aana, sowie eine Anzahl mehr oder minder unzufriedener Häuptlinge anderer Bezirke zu einer Beralbung zusammengerusen, um möglicherweise ein fried liches Einvernehmen herbeizusüyren. Leiter baden die Unterhandlungen die drohende Gefahr nicht abzuwenden vermocht. Hoffentlich treffen die erbetenen Kriegsschiffe noch so rechtzeitig ein. daß Leben und Eigcnthum der Fremden nicht ernstlichen Bedrohungen ausgesetzt ist. Die Meldung von bevorstehenden oder bereits eingeleitetcn französisch - itaticntschr» HandelSvrrtragS-Verban d tunge» tauchen, trotz aller halbamttichen Adleugnungen, in französischen wie italienischen Blätter» immer wieder aus. So wird unS heute berichtet, es hätten vorgestern zwischen dem italienischen Botschafter >n Pari«, Reßmann. und dem Ministerpräsidenten Casimir Pericr lange und ernste Unter handlungen statlgcsunbeii. Wieviel daran Wahres ist, mag dahingestellt bleiben, jedenfalls kann als sicher gelten, daß in Franlreich die Neigung zu euicr handelspolitischen Annäkerung beider Reiche größer ist als in Italien, WaS leicht begreiflich wird, wenn man sich die von der EriSpi'srben „Risorma" veröffentlichten amliichcn Nachweise über Gewinn und Verlust in dem nun schon bald zehn Jahre währenden Zollkriege ansiehl. Die „Risorma" führt anS: Im Jahre 1885, vor dem Ausbruche de-Z Zollkrieges, führte Italien nach Frankreich Waaren im Wertste von 262 Millionen Lire a»s, im Jahre 1833 sank diese Ziffer aus 133 Millionen, der Rückgang beläuft sich olio aus 123 Millionen. Frankreich, das im Jahre 1886 sür 31 l Millionen Lire Waaien nach Italien ausqesiistrt hatte, sab diese Ziffer l8!«3 aus 123 Millionen sinken, der Rückgang beläuft sich somit aus 188 Millionen und ist um 65 Millionen Lire größer als jener der ilalienischen Aussutn: »ach Frankreich Tic sranzösische Ausinbr überhaupt ist vo» 1886—33 vo» 3 248 775000 aus 3 203 6130« (» Francs, also um rund 3!» Millionen zurück- gegangen, die italienische Gesaiiiinlansiiihr hingegen bat sich von 1885—92 vo» rund 300 aus 358 Millionen, also um 58 Millionen gehoben. Danach kann man ermesse», WaS eS mit der Behauptung des „Figaro" aus sich bat, Italien sei der verlierende Tbeil und verblute sich an dcni wirlbschastlichen Zcrwürsniß mil Frankreich. Tbatsächlich ist cS so, daß Italien, weil seine Erzeugnisse zumeist »otbweukige Lebensbedürfnisse bcsriekigeu, sich ankere Absatzgebiete erschließe» tonnlc, während das in Frankreich nicht in völlig gleicher Weise der Fall war. Immerhin bat der Zollkrieg auch Italien cmvsintlichc Wunden ge schlagen, und im Hinblick aus die großen Opscr, die gegen wärtig vo» dem Lande gefordert werden, wäre die Anbahnung eines besseren Verhältnisses mit Frankreich von außerordent lichem Werlb, nnr muß man a» der Seine sich nicht ei» bilden, man habe cS mit einem Eoulrakeiilcn zu thun, der ü tont prix zu jedem Zugesländuiß bereit sein müsse. Feuilleton. Aledea. Ei» bürgerlicher Roman von Wilhelm Wolters. Nachtnick «erbeten. 5s (Fortsetzung.) Aus dem Rücksitze deS Wagens der Frau Rentier Langlotz saßen die beiten ekcmaligen Schulkameradinnen nebeneinander „» Dunkeln. Jda legte ihren Arm zärtlich um die Freundin, sie war glücklich. Wie liebenswürdig, wie herzlich hatte doch Paul den ganzen sangen Eotillou mit ikr geplaudert! So glücklich war sie, so erfüllt von ihrem kommenden Glücke, die gute Kleine, daß sic daö Betürfniß empsant, doppelt gut gegen die arme Martha zu sein, der solch' ein Glück wohl niemals blüben würde. „Ich freue mich so sehr, daß ich Dich nach so langer Trennung und nach so langem gegenseitigen Ver gessen so zufällig hier auf der Straße wicdergetrvffen bade. Wir waren doch in Hillesheim gute Kameraden, nun wollen wir eS in Dresden wieder sein Nicht? Hast Du Dich gut unterballc»? Wie? Freust Du Dich aus den Bazar? Den mußt Tu aus alle Fälle mitmachen, nicht wahr, Mama?" „Freilich müssen Sic da-, aber auch mit Helsen, wir brauchen fleißige Hände", bestätigte die Frau Rentier, die eben darüber nachgezrübclt hatte, ob Nußbaum oder Mabagoni jetzt da« Modernste sür eine Ausstattung sei, denn sie hatte in der Kunstgewerbeballe kürzlich eine» Mabagonischrank gesehen. .^Können Sic Papicrblnmen arbeiten?" „Rosen", erwiderte Martha träumerisch. „Das paßt »nS gerade." Und sie fuhren schweigend weiter durch dir dunkle Nacht über daS bolperigc Pflaster der AntonSvorstatt, in welcher der arme, banlrolie Bankbeamte eine billigere Wobnung ge sunden batte, als in einem der anderen, vornehmeren Viertel möglich gewesen wäre. — Leise öffnete Paul die Thür der mütterlichen Wobnung, daß Tante Lina nichts höre. Er mochte heule nicht mit ibr plaudern. Leisr ging er den Eorridor hinunter, zündete die Lampe in seiner Studirsiube an und begann wieder wir vor vier Wochen auf und ab zn wandern. Arm .. eine- kleinen, bankrotten Bankbeamten Tochter ... Wollte dieser dumme Satz der Frau Präsident sich denn nicht au« der Reihe der Erlebnisse diese« schönen Abend- streichen lasten? ... Macht Rcichlhum das Glück? Und will er denn die Fami ie heirathen? ... Pfui, Paul, schäme Dich!... Wieder tauchte das magere Gesicht deS unbekannten Rivalen vor ibm auf. Wie ein Stick suhr'S ihm in'S Herz. Er trat hastig an das bobe Bücherregal und schlug blindlings den kleinen Band aus, den der Zufall ibm in die Hand gab. „... Nur wenigen Auserwäbllen ist eS gegönnt, einander zu begegne», und dann durckzuckl sic bei dem ersten Blick, den sie tauschen, die Liebe, die Zuversickl, daß sie einander gehören, und sie müssen dieser Stimme folgen und allen Wiedersland der Welt besiegen!.. Nur wenig AuSerwäblten ist cS gegönnt ... Ja! Und sie zählen zu diesen AuSerwäblten! . . . Beim ersten Blick, den sie tauschten, hat sic die Liebe durchzuckt, die Zuversicht, daß sie zu einander gehören! . . . Ja, dieser Stimme folge»! Er klappte da« abgegriffene, oft vom Bret beruntergeholte Büchelcken von Franzos, diese „Stillen Geschickten", in denen die schöne Liebessage aus dem Talmud, von den aus Erken sich suchenden Seelen, die einst vor Gott eins gewesen, blau angestrichen war, und bei welcker ein dicker Strauß verlrockneier, gepreßter Maiblümchen als Bnckzeichen lag, wieder zu, stellte eS zurück, löschte die Lampe, ging hinüber in die Schlafstube, setzte sich auf den Bettrand nnd summte leise vor sich hin: „Ich habe Dich lieb, Du Süße, „Du, meine Lust und Qual, „Ich habe Dich lieb und grüße „Dich tausend-tausendmal!" IV. Als Paul am nächsten Morgen in daS Wohnzimmer kam, herrschte eine unheimliche Stille um den Kaffeelisch. Cläre sab, mit den Augen zwinkernd, schweigend in ihre Taffe, und Tante Lina, die den Kopf (deS Reißens wegen) dickt mit Gicktwatte umwunden batte, blieb gleichfalls stumm. Nur Mama Förster murrte ab und zu über die russische Politik im lebten Abrnddlatte, mit welcher sie durchaus nicht zufrieden sein konnte. Niemand fragte Paul, wo er gestern gewesen Paul zerbröckelte eine Semmel in kleine Stückchen und begann: „Ich habe mich gestern —" „Verlobt?!" ries Cläre und stellte die Tasse, die sie in der Hand dielt, klirrend ans den Tisch Tante Lina warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. „Ich wollte sagen, daß ick mich gestern Abend in der BoluptaS sehr gut unterhalten habe, daß ich ... allerdings .. eiu entzückende- Mädchen kennen gelernt . . . oder eigentlich wiedergeseben. die ich neulich . . . nun ja, rund heraus, warum soll ick lange Einleitungen machen, daß ich ... verlobt zwar nock nicht . . „Ich wußte cS! Ich wußte eS!" ries Cläre aufspringend. „Dafür mußt Tu einen Kuß bekommen, den ersten seit zehn Jahren, glaube ich . . Und sie siel dem Bruder um den Hals. „So!" Sie kuschte lackend wieder auf ihren Platz, rückte mit beide» Händen den Stuhl näher an den Tisch heran und legte die Arme nebeneinander vor sich: „Nun heraus mit der Sprache! Erzähle!" „Ja, ein Mädchen, das Euch sicherlich gefallen wird . . . schildern kann ick sie nicht . . . etwas größer als Cläre, dunkel, mil braunen Wangen, so ... ich weiß nicht, wie ick sagen soll . . . tiefsinnig und wild zugleich . . . eine Metra . . ." „Und ihre Eltern?" fragte Tante Lina. „Die Eltern ... hm . . . Kaufmann ist der Vater", erwiderte Paul etwas stockend. ES war ihm doch ein wenig peinlich, gleich Alles zu sagen. . . Sie ist arm . . ." „So . . ." Es entstand eine Pause. „Nun ja", fuhr Paul mit erzwungenem Lacken fort, „ich habe zwar früher immer groß getban, daß ich'- nicht unter Hnndertfünszigkauscnd Mark tlmn wolle, aber cS kommt, wie Ihr wißt, im Leben ja stets ander», als man denkt, und ich glaube, wir werden alle zusammen trotzdem nicht zu hungern brauchen." „Ucbereile Dich nnr nicht zu sebr", sagte Tante Lina. „Dn weißt ja, wie wir n»S freuen würden. Aber Du selbst hast eS unS oft auSeinandergescyt» daß man sich nickt im Frühling, nicht im Srebade, nicht aus dem Balle verloben solle, sondern bei AlltagSstimmung und im ArbeitSrocke . . . Lerne sie nur erst kennen. Du mit Deinen vielen Eigenheiten. Deiner pedantischen Ordnungsliebe, Deiner Empfindlichkeit gegen Alles, WaS nicht Lessing'schen Stil schreibt . . . eine KaufmannStockter ... ob sie für ein Gelebrtenkind, für einen Schriftsteller paßt... Erziehung, Familie sind wichtiger als.. „Ich will die Familie nickt heiratben, und erziebea werde ich mir sie selbst, wenn sie noch nickt genug erzogen ist", erwiderte Paul bestig. DaS Blut stieß ihm in die Sckläsen. So nimmt man solche Nachrickt aus, kubl und krittelnd, statt voller Freude, hier, wo nian sich seit Jahren nack solcher Nachricht gcsebn»! Und das Schlimmste dabei, daß man nicht einmal ganz Unrecht hat . . . „Du hast sic eine Medca genannt", fuhr Tante Lina sort- „Du weiht, wie die Geschickte mit der Medca endete . . „Das kommt aus de» Jason an", cntgegnetc Paul bitter. „Laßt ii>» nur", ries Cläre begütigend, er wird'S schon richtig macken. Mir ist jede Schwägerin reckt, die er bringt, nur darf sie mir nickt in'S Handwerk pfuschen und mir Schülerinnen in Deutsch und Literatur abspäustig machen wollen, insbesondere meine» Schatz, meine süße kleine Miß Maxwell. Ick habe nun lange genug gewartet und cs beinahe schon ausgegebcn. Wenn er sich nicht dazu hält, bleibt er am Ende noch ganz sitzen . . . Kommt, wir wollen auf die zu künftige Schwiegertochter und 'Nichte ansloßcu!" „Mit Wasser stößt man nicht an", sagte Paul gekrankt. .„Kennen lernen? Kann inan kenn das überhaupt? . . . Und wenn . . . cS ist immer ein Loos, daS man zieht, wie groß der Gewinn, oder ob eS eine Niete ist, kann Niemand vorder wisse» . . . KausmannSlochler? . . . Würdet Ikr denn nickt auch ja sagen, wenn mein Freund Stock au« Amerika käme nnd fick Cläre holte, obwohl er früher Schlosser war . . Du brauchst uickt rotb zu werden, Cläre . . . und bat nickt mein eigener Vater ein Märcken geliebt, dessen Vater ein schlichter Handwerker war? ... Cs scheint beinahe, als gönntet Ihr mir mein Glück nickt . . „Wie kannst Du nur so reden", sagte Mutter Förster mil Thräuen in de» Augen. „Nun also, seid nnr zufrieden! Ich weiß eS ja, daß Ibr mir alle« Gute von Herzen gönnt, Ihr, meine zwei Mütter!" ries Paul und küßte zuerst seinem allen wirklichen Mütterchen die nassen Wangen und tan» der, die ibm eine zweite Mutter gewesen in all den guten und bösen Stunde» seit frühen Kinterjabrcn. „Und Ihr sollt alle Tbcil haben an meinem Gluck, fröhliches, frische« junge- Vlut soll i» unserem alten Kreise kreisen und »euer Sonnenschein zum allen i» unser trauliches Hwim scheinen . . . TonnerSIag bringe ich sic Euch, die neue Schwester nnd Tochter!" V. Die Klingel klingelte dünn und leiser, wie cS in einem richtigen alten Vorstadlbause sein inuß, daö niemals den Geruch nack Tünche und gescheuerten Brettern verlieren zn können scheint und in dem die Wasserlcitnngskähne aus den Treppknsluren ein ununterbrochenes Tropfconccrt au-subren. der eine langsam »n kiesen Baß: „bum — bum — bum", und der ankere oben im vierten Stocke ullogio turiovo im höchsten Kagot-C: „bim, bim, bim, bim, bim!"
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