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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.04.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940403011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894040301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894040301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-04
- Tag1894-04-03
- Monat1894-04
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vezn-KPreiS UH» H«tz«rr»edtttm, ober d» ft» Stad». be^rk «d ba Vorort« errichtet« A,«. äabestckle» «bgehokt: vstHeljährNch^äckL »ck portmaltarr tü-ltcher guftell»»« Ä Ha»« 5^L Durch dir Post bezogen für ^ A—. Dtreel» tägliche KkNtzb»di,«d«»» Ae» VE«»! »«»tltch ^ 7ZV. DlrAiorgns-Nargab« erscheint tügllch '/«7UH^ dir Abe»b»A»«gab« vochentog» b Uhr. Net«ctto, ,»» Lr»e»tti«»: Ä*hE»rI>>Go 8. llH»Ey»itt„ D«.ch,,la, «» fttch S bi« «be»h« 7 Uhl. Fttinle»: vtt» «e»» « v-rtt». («lsretz H«D»X Morgen-Ausgabe. L»ch» Niche» Wlh»>1«»ftr. 1«. »«». »>» W»ia»»l«» 7. NMM.MMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Aazeigen^Prei- die 6 gespaltene Pctitzeile SV Psg.' Nrel«««» rnter de» N»dactio»«strtch (4>»a spalte») 50^g, vor den Fa»ttlii»»»chljch»« («gespalten) 40-4. GrSßrrr Schrift« laut »ft«« ^ »«zeichviß. Labellartscher und jjt>j«»j«tz «uh häherem Tartj. Uxtra-Beilage« (gefalzt), nur »M her Morgen-A»«gabe, oh», PostdefSrbenoig >4 Sv.—, »lt PostbesSrdar»», 7t».—^ L»»»tz«schl>ß firr RuMp,: >br»H.L»«gabr: vormittag« IS Uh« Blor,,,.A»Sgab,:N«h»tt»>,« «Uh« Goa» »ab Fefttaa« früh '/»> Uhr. Lei be» giliaiea »ad Aaaahmestel«» je «M halb« Staad« früh«. Nazrt^, siub stet« «a di» Gz»»ht0»» z» richte». Doeck md Verlag vo» E. Hol, I, Lel»s» Dienstag den 3. April 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. I ZoaeldW fär die Ostermffe. Die für die diesjährige Ostermesse gültigen polizeilichen Meldezettel nad statistischen Frage kartell find »r dki de« Pelifkimt der Stidt jeftii» Kn dei dn> Kt!irli««kldtßr>til Dtlilkiaahk» z« entnehmen. Anmeldungen auf andern als den daselbst unentgeltlich gelieferten Formularen werden > aufttin wird. U° dt. Polizii M-likwik,,». > >«'- Ächzig, de» SV. März 1891. litt NMMtüIlM litt vlWl>ItIiWM«t. Lekanntmachnng. Für die Armen der Aoda««t«»arochie hat Herr Friedensrichter Seidrmaua 78 ^ii und zwar: Sühne in Sachen S.'/. B. .4L 10 — - » . N./.H. - 10 — . F. ,. M. - 10.— . D. LD.'/. S. . S.'/.B. » 10.— * » 10.— . . W.'/.G. - 5.— « » . G. LS.'/. B. . R./.W. » 5.— - 5.— - » - G.S. - 5.— - - - W.'/- P. » 3.— » - . W.'/- R. 2.— «» - . S. /. L. - 2 — Verzicht auf zu erstattende Gebühren in Sachen R..W. - 1.— an den Unterzeichneten abgeliesert, worüber hiermit dankend Pastor Trauzschrl. Sekanntmachung. Di« Stücke 8, S, 10 und 11 deS diesjährigen ReichSgesetzblatteS sind bei an» eingegongen und werden bis »um 27. April dfS. IS. aus dem Rathhousjaale zur Einsichtnahme öffentlich auShängen. Dieselben enthalten: Nr. 2148. Handels- und Schifffahrt-Vertrag zwischen Deutschland und Rußland. Nr. 2149. Gesetz, betreffend die Aendrruog de» Gesetzes über den Unterstützung-Wohnsitz und dir Ergänzung de» Straf- ges,-buche», vom 12. Mär» 1894. Nr. 2150. Betannlmachung, betreffend die Redaction deS Gesetzes über den Unterstützung-Wohnsitz vom 6. Juni 1870 (BundeS-Lesetzbl. S. 360). vom 12. März 1894. Nr. 2151. Bekanntmachung, betreffend Ergänzung und Berichtigung der dem internationale» Uebereiukommen über den Eiseubahosrachtverkehr beigefügten Lifte. vom 8. März 1884. Nr. S15L «esem betreffend bi« Feststellung de, ReichShaaShalt«. Etat« für da» EtatSjahr 1894/95. Bom 18. Mär» 1894. Nr. 2153. Gesetz, betreffend die Aufnahme einer Anleihe kür Zwecke der Verwaltungen des ReichSheeereS, der Marin« und der ReichSeisrubahnen. Bom 18. März 1894. Nr. 2154. Gesetz, betreffend die Feststellung deS HaushaltS-EtatS sür die Schutzgebiete aus daS EtatSjahr 1894 95. Bom 18. März 1894. Nr. 2155. Gesetz, betreffend di» Feststellung rineS dritten Nach. trag» zum ReichshaushaUS-Etat sür das Etattjahr 1893/94. Bom 18. März 1894. Nr. 2156. Gesetz, betreffend die Verlängerung deS Handel». Provisoriums zwischen dem Reich und Spanien. Bom 17. März 1894. Nr. 2157. Bekanntmachung, betreffend die Invalidität», und Altersversicherung von Hausgewerbetreibenden der Teitiiindustrie. Vom 1. März 1894. Nr. 2158. Bekanntmachung, betreffend Abänderung der Anlage 8 zur BerkehrS-Ordnung für die Eisenbahnen Deutsch- lands. Bom 18. März 1894. Leipzig» d«a 30. Mär» 1894. Her «ath der Stadt Leiz>zi,. 1>r. Georgt. Krumbirgel. Gesucht wird d«r am IS. August 1849 in Streubea bei Wurzen geborene Bauarbeiter Carl Friedrich Richter» welcher zur Fürsorge für seine Kind« auzuhalten ist. Leipzig, de» 31. März 1894. Der Rath der Stadt Leipzig, Ar»e«-R«t, Adttz. IV u. 4. k. IV», 748. Heutschel. Hr. Diebstahls - Sekanntmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) etae alte gold. Tamen Nylindrruhr mit eingedrücktem Deckel, Bronzrkette uud Würfel daran, am 1. d. M.: 2) et» Regrnschir« mit schwarzseidenem Bezug und Wurzel griff. am 27. v. M.; 3) S Satz vlfendein-villardbälle (2 weiß«, 2 roth«, 2 wetß« mit schwarzem Punct), am 27. v. M.; 4) et« So««erüberjieher, neu, von blaugrauem Cheviot, mit rin« verdeckten Reihe Stemnußkuöpse und schwarzgestreiftem Aermel- sutter, am 23. v. M.; 5) et« Wtnterüderrieher, dunkelbraun, mit braunem Sammet- lragra, einer verdeckten Reihe Hornknöpfe, großcarrjrtem, wollenem Futter und einem Henket mit der Finna ,.3tepl,»u Lcstrvxor, Klwedao", rin Go«»er«teriieher. dunkelgrau, mit schwarz, seidenem Schooß- und schwarz, und weißgestreistem Aermelsutter, ein« verdeckten Reihe Hornknopse und einem Henkel mit der Firma „l,. Oolckemaoo, Iseipeia", rin schwarzledernes Cigarre«-Mut mit gelbsetdeuem Futtrr und riugesticktrnl Monogramin ,,X. 8t.", 2 weißl^nea« Taschentücher mit Monogramm ,A. 8t.", vom 28. bi» 29. v. M.; 6) et« MannSjacket, fast neu, hellgrau, mit Hellem Futter und ebenlolchen knöpfen, am 28. v. M.; 7) «in groß« 8aadfz>trgrl, gebraucht, vi.ceckig, mit dunklem breite» Rahmen und ein Stuhl, nußbaumsarbig, mit Säuleulehnr uud gedrehten Füßen, vom 27. bis 29. vor. M.; 8) 4 »eihk »ardtuen, 2 weiße Waffrlbcttdeckk«, 2 weiß, leinen« Betttücher, doppellbreit, ohne Naht, ein weiße» Tischtuch mit breit« roth« »ante und Fransen, eine weiße Ta«mirvrndrcke mit Fransen, ein bunter Bettüberzug und 3 ueu« blauletnen« Schürze«, seit Anfang v M.; 9) et« «ratze« Deckbett mit roth- und weißcorrirtem Inlet »ad «beusoickiein Uebnzug und 2 weiße Bettdecken, am 3l. v. M.; IW et« Handwagen, ziemlich groß. 2rüdriq, grau gestrichen, mit »astenauffatz, eisernen Rungen und der Firma „?»ul Küster -m 21. v. M. Etwaige Wahraehmungea üb« den Berblicb de» gestohlene» Akgenstind« od« üb« den Thül« sind ungesäumt bet unser« ilriminol-Abtheilung zur Anzeige zu bringen Leipzig» am 2. April 1894. Da« Palizetnnit der Stadt Leipzig Bretschnrider. MI. Vierte Forlbildungsschule für Knaben. Dt» Anmeldung der koribildiingSlchulpflichtigen Nnaben erfolgt Samel«,. de« 1.N»rU. di« Mitlwach. de« 4. April, vormittag» »», 9—lS Uhr t» Gebäude d« 22. veztrksschul«, vrip»t,»Ltnde«a«. Straß« der < neu Strotzen »^Leipzig« ! M Die städtische Sparkasse beleiht Kcrthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 10. Januar 1894. Die Sparcaffen-Deputatia«. Friedensausstchten. Die FriedenSzuversicht, die sich seit einigen Monaten geltend gemacht, hat sich in der letzten Zeit noch gesteigert; alle größeren Ereignisse in Europa werden in diesem Sinne gedeuiet und man kann der „N. Zürich. Zlg." nur beipflichten, wenn sie bebaupiet, seit Jahren habe die Welt kein so fricd- lichr« Gepräge gezeigt, wie gegenwärtig. Wir wollen, schreibt das genannte Blatt, zur Begründung dieses Urtheil», vom deutsch-russischen Handelsverträge nicht mehr reden, den jeder mann al« eines der sichersten Unterpfänder für die Erhaltung des Friedens betrachtet, da Rußland doch unmöglich die Ab sicht haben kann, den Frieden zu brechen, wenn es mit Deutschland einen langjährig», Handelsvertrag adschließt, aus welchen eS ganz besonderen Werth setzt. Und auf Rußland hauptsächlich, d. b. auf dem jetzigen russischen Kaiser, berußt die Erkaltung deS Friedens; denn so lange Rußland aus den Krieg verzichlct, muß auch Frankreich sich ruhig verhalten und andererseits wurde der Dreibund ja gerade z» dem Zwecke gestiftet, damit der Frieden von keiner dieser Seiten, weder von Frankreich noch von Rußland gestört werde. In Frankreich ist man freilich anderer Ansicht; man läßt eS sich dort nicht auSreden, daß der Dreibund nur zu dem Zwecke gegründet worden sei, Frankreich mit Krieg zu überziehen und eS zu verderben. Darum habe der Bund mit Rußland geschlossen werden müssen, damit Frankreich nicht wehrlos seinen Gegnern auSgelieferl sei. Daneben versucht aber die französische Presse fortwährend den Dreibund als im Verfall begriffen darzustellen. In erster Linie möchte Frankreich Italien ablvsen, durch Drohungen und Schmeiche leien Frankreich- Haltung trug wesentlich bei zu der traurigen wirthschastlichen Lage, in welche Italien geralhen, und da eS trotzdem nicht gelungen ist, Italien vom Dreibund zu trennen, werden hin und wieder auch Schmeicheltöne nicht verschmäbt, nm es in die alte Bahn zurück;,»führen. Neuerdings wird in der französischen Presse lebhaft die erörtert, unter welchen Bedingungen und in welcher die früheren Handelsbeziehungen zwischen beiten Ländern wieder ausgenommen werden könnten. Die italienische Presse verhält sich dem neuesten Entgegenkommen Frankreichs gegenüber eher etwa« kühl. So berechnet die „Risorma" da« Organ EriSp,'«, an der Hand statistischer Zahlen, daß Frankreich durch den Zollkrieg mit Italien mehr verloren habe al« diese» selbst. Jedenfalls scheint gegenwärtig in Frankreich da« Bedürfniß, mit Italien sich handelspolitisch wieder besser zu stellen, mindestens ebenso groß zu sein als in Italien. Aber wie eS möglich sein wird, die alten guten Beziebungen wieder der zustellen bei einer französischen Kammer, die von der Schutz zöllnerei noch ganz beherrscht ist, das ist eben die große Frage. Immerhin beweisen die handelspolitischen Erör terungen, die wir in der Presse beider Länder finden, daß zwischen diesen Staaten die Spannung, die sich noch während des vergangenen WinterS bemerkbar machte und fortwährend KriegSgerüchie erzeugte, bedeutend nachgelassen bat. Italien ist bereit, mit Frankreich sich aus einen bessern Fuß zu stellen, wenn diese» aufrichtiges Entgegenkommen zeigen wird, aber vom Drnbund wird eS darum doch nicht lassen, namentlich nicht, so lange EriSpi sich am Ruder befindet. Und Oesterreich- Es war ergötzlich z» lesen, wie die französische Presse sich im Lause de- verflossenen WinterS bemühte, Thatsachen ausfindig zu machen, welche beweisen sollten, daß Oesterreich nur von dem einen Gedanken beseelt sei, sich von der Oberherrschaft Deutschland« frei zn machen und sein« politische Selbstständigkeit »nd Action«sreibeit wieder zu gewinnen. Daß Oesterreich von Berlin au- beherrscht werde, hat man wohl weder in Wien, noch in Pest jemals bemerkt, am wenigsten in jetziger Zeit, da selbst in einem Theile der deutsche» Presse geflissentlich belonl wirk, daß seit dem Abgänge de« Fürsten BiSinarck die Führung de« Dreibunde« aus den Kaiser Franz Josef übergegangen sei. Auch der Aufenthalt, den Kaiser Franz mit seiner Gemahlin während de« abgrlanfenen Monat- am Eav Martin ia Frankreich genommen da«, wurde als Zuneigung Oesterreich- zu Frankreich, folglich als ein Versuch, von Deiilfchlalld sich lo«zumacheu und sich an Frankreich an zuschließen, gedeutet. Und nun hat Franz Josef den po litischen Zeichendeutern einen dicken Strick durch die Rechnung gemacht, indem er dieser Tage dem deutschen Kaiser, der sich seit Wochen mit seiner Familie au der österreichischen Adria küste aushält, einen Besuch abstattete. Nock andere Fürsten besuche sieben angeblich in Aussicht: e« beißt, Kaiser Wilhelm werde mit König Hnmbert in Benedig zusammenkommrn und ferner im Lause de« Sommer« den Besuch de« Zaren ent weder in Königsberg oder in Danzig entgegennebmea. Wa« wollen diese Ereignisse bedeuten Werden bei den fühlt wie jeder andere Mensch das Bedürfniß, sich wieder einmal zu erholen und als einfacher Mensch zu leben. So bat er letzte« Jahr mit seiner Gemahlin mehrere Wecken in Montreux zugebrachl, diesmal hat eS ihn an die herrliche Riviera gezogen. AuS gleichem Grunde hat sich Kaiser Wilhelm in de», reizend gelegenen Abbaria niedergelassen. Daß hier nun in seinem eigenen Lande Kaiser Franz Joses seinen mächtigen Verbündeten besucht, ist ein einfacher Act der Höflichkeit, ebenso daß Kaiser Wilhelm den König Hnmbert in Venedig besucht, da er nun doch einmal in der Nähe ist. Diese Besticke beweisen nur, daß der Drei bund noch weiter brstcbt und fest besteht, weil er aus gemein same Interessen gegründet ist. Damit ist aber nickt gesagt, daß Kaiser Franz Josef sich nicht auf französischen Boden begeben darf. Frankreich be trachtet Oesterreich nickt als seinen besondere» Feint, im Gegenlheil ist ibni der Donaustaat weitaus der syiiipathischstc vom Dreibund und eS möchte mit ihm gern in Frieden leben. Die HöslickkeitS und FrcundschaflSbc^eugllngcn, die zwischen dem Kaiser Franz Josef und dem Präsidenten der französischen Republik gewechselt wurden, sind gewiß aufrichtig gemeint, lasse» aber keinen andern Schluß zu, als daß Oesterreich mit Frankreich auf gutem Fuße steht, dagegen am Dreibünde festhält. Ganz gleich ist das Berhaltcn Rußlands ru Deutschland Weder der HantelSvcrtrag, noch der angeblich bcvorstebentr Besuch des Zaren i» einer deutschen Stakt beweisen etwas Andere-, als daß Niißland mit seinen, westlichen Nachbar gute Beziebungen pflegen will, ohne daß darum die intimere Freundschaft zu Frankreich erschüttert würde. DaS eine kann ganz gut neben dem andern bestellen. Aber wenn alle Welt Frieden halten will, warum steigern sich dann in allen Großslaalen die kriegerischen Nüftungen? wird man mit Recht fragen. Jüngst wurde denn auch dem Könige von Dänemark, dem Schwiegervater deS Kaisers von Rußland und deS künftigen Königs von England, die Absicht zugeschrieben, daß er bei Rußland, England und Oesterreich die Anregung ans allgemeine Abrüstung machen werde. Dir Nachricht wurde aber bald als unrichtig bezeichnet, llnd c» ist auch gar nicht denkbar, daß der dänische König die Initiative ergreife» werde. Ehristian IX. ist wobl persönlich scbr angesehen, allein sein Slaal bedeutet wenig. Nur eine Großmacht hat hierzu daS nölhige Ansehen. Aber welche von den sechs Großmächten wollte mit gutem Beispiel voran gehen? Offenbar vermöchte daS nur Rußland zu tbun, ebne seinem Einflüsse zn schaden; denn Rußland hat nie einen Angriff z» befürchten, vorausgesetzt, daß eS sich selbst ruhig vcrdälk. Aber Rußland hat offenbar keine Lust dazu. Von so friedlichen Gesinnungen der jetzige russische Kaiser auch beseelt ist, so fvird doch unter keinen Umständen, die alte russische Politik anfgegebc», welche den Zug nach Konstanlinopel und die Ausbreitung de- Reiches in Asien verlangt. Schon deshalb wird Rußland nie ab rüsten. Und deswegen wird auch Englend seine Machtstellung nicht schwächen, die nicht in dem an und sür sich schwachen Heere, sondern in einer starken Flotte besteht. DaS englische Volk fürchtet, daß England nicht bloß politisch, sondern daß eS auch wirlhsckastlich vernichtet würde, wenn e- einst nicht mehr die mächtigste Flotte besäße und alle Meere beherrschte. Bei Deutschland und Oesterreich würde man eS als Schwäche auSlrgen, wenn sie mit Abrüstungen beginnen würden; Italien kommt bier nicht in Betracht, da e« allein schon ans finanziellen Gründen sein Heer ver mindern sollte. Bleibt noch Frankreich. Auch hier ist wenig Aussicht vorbanden. Sollen die nngebcuren Opser, die wir seit drei undzwanzig Jabren sür die Wiederherstellung unserer Macht uns auferlegt haben, unnütz gebracht worden sein? wird man in Frankreich fragen. Das französische Volk bat in seinem Herzen den Frankfurter Frieden »och immer nicht anerkannt und noch immer nicht ans die Wiedergewinnung des linken RhrinuserS verzichtet. Und so lange das nicht geschehen, wird auch der Frieden nicht absolut gesichert sein. Indessen wollen wir froh sein, daß wir für die nächste Zeit eine relativ gute FriedenSzuvcrsicht hegen können. Denn so lange Frankreich sich in die Unmöglichkeit versetzt sieht, seinen Nevanchegelüsten z» fröbncn, kann Europa ruhig bleiben, da Rußland wahrlich leine Lust bat, Frankreich zur Wiedererobcrung Elsaß Lothringens z» verhelfen. Es »st möglich, daß diese Dbatsache dem französischen Volke mit der Zeit mehr und mehr zn», Bewußtsein kommt »nd daß es dadurch ^enöthigt wird, den FriedenSbestrebungen der anderen europäischen Mächte sich anzuschkießen. Partei begangen werden. I» diesen zehn Jabren hat die Partei geradezu Riescnfortschritte gemacht, auch in denjeaigen Gegenden^ in denen die Hochburgen der Klerikaler» sich de sinken. »Lv siegten am Sonntag in dem so .schwarzen" Löwen bei der Wabl der Gewerberätbe die Socialdeiuokrate» mit Zwcidrittel - Mehrheit. Sind die Socialdemokralen erst mit den Radicalen verbunden, so werden die communalen. gewerblichen und parlamentarischen Vertretungen einen ganz anderen Charakter erhalten-! * Berlin, 2. April. Wie bereit« erwähnt, wird im RcickSschayamte ein Gesetzentwurf über die Heranziehung des Reich«sl-cuS zu den Communalabgaben aus- gearbeitet. Der .B Z." wird hierzu geschrieben: Die Frage, od daS Reich mit seine», Grundbesitz zu den Gemeiadc- laste» derangezogen werden könne, ist seit Jabren rin Streit punkt zwischen den Communen und der ReichSregieru»- oder den Bundesregierungen. Dir RrichSrrgierung bestritt bis her de» Communen da« Recht zur Besteuerung von Reichs- cigentdiim, da die Steuerfreiheit de« Reiche« von den aus der Gesetzgebung der einzelnen Bundesstaaten beruhenden Staats- »nd Gemeindesteuern an- der Natur de« Reiches folge, dessen Rechtsverhältnisse in jeder, also auch in steuerpflichtiger Beziehung ausschließlich der Regelung durch seine eigene Gesetzgebung unterliegen. Die Reichö- rcaierung bat aber bereits die Notbwendigkeit anerkannt, daß ein zweifelloser R e ch t «z u st a n d geschaffen werde, indem sie im Jabre l875 einen Gesetzentwurf wegen Befreiung de» Reich-si»c»S von den staatlechen und eom- nttinalen Steuern vorlegte. Dieser Entwurf kam aber im Reichstage nicht über die erste Berallmng hinaus, weil die RcichSregiernng sich gegen die von liberaler Seite rin- gebrachten Abänderungsanträgc erklärte, die «ine theilweise Heranziehung dcö RoichSfiScuS zu den CommunaUastc,, wollten. Nachdem inzwischen niekrere preußische Gemeinden, wie Spandau und Gaarden bei Kiel, wicter-dolt beim Reichs tage und BundeSratbe vorstellig geworden sind, daß die Reichöbetriedr der comin»iialen Besteuerung miterstrllt werden könnten, ist man jetzt im ReichSschayamte mit der Aufstellung eine« Gesetzentwurf« vorgogangcn. Sobald die Beralhungei, Uber diesen zwischen den belhciligten Nesso-rt« beendet sind, werden, wie w-r kören, Verhandlungen mit d«n verbllodetei, Regierungen stallfinden, um zu einer fir alle Bunde« regierungen annchmbarcil Art der Besteuerung zu gelangen. V. Berit», 2. April. (Telegramm.) Die .Nord deutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Der ck«tser bat am l. April folgendes Telegramm an den Fürst«» Bismarck gerichtet: Ew. Durchlaucht spreche Ich Meinen herzlichsten Glück wunsch au» Mein Flügeladjutant Gros von Moltke ist beaustragt, Jbnc» in Meinem Namen einen Küraß zu überreichen. Der deutsche Staki, der dazu bestimmt ist, sich um Ihre Brust zu legen, mag als Svmbol deutsche» Danke« gelten, welche« sich i» fester Treu« offenbaren und dem auch Ich einen beredten AwSdrilck Meiner seits verleihen möchte. Wilhelm Rvx. solgrndem Telegramme mit ebrsarchisvollsten Dank hiill-reichen Worte, in mich Au-truck findet ich als «in Symbol ««»schleutta »ud Kletuzschoch« I Schlüffe ziehen. Kaiser Franz Joses» der e« «,t seinen kist«. ' Rrgr«te»pflichtrn sehr ernst nimmt und sehr viel arbeitet. Deutsches Reich. 6. II. Berlin, 2. April. Während der socialdcmokra- tischc Parteitag in Wien mit ziemlicher Ausführlichkeit in der Presse behandelt worden ist, sind die socialdemolra tischen Parteitage i» Belgien (Ouaregnon bei MonS) und in Schweden (Golcborzi gänzlich unbeachtet geblieben, und doch sind die Beschlüsse, die dort gefaßt wurden, znm Tbeil viel bedeutungsvoller, al- die Wiener. Wir scbcn ganz davon ab, daß die Belgier sich mit l lo Stimmen gegen 52 und 3? Stimmenthaltungen sür die Ausnabme der Bestimmung in da« Programm: .die Partei erstrebt die Herstellung der Republik" erklärt hat, denn dieses Streben wird sehr geringen Erfolg baden, obgleich nirgend- mehr Zündstoff al« in Belgien angebänst ist. Wir wollen hier nur auf diejenigen Beschlüsse binweisen, die sofort zur Ausführung gelangen werden. In dem schwedischen Reichstage und in der belgischen Kammer sitzen keine Socialdemokraten; die Parteitage haben min beschlossen, bei den nächsten Wahlen sich mit den Radikalen zu verbünden; im Lager der Letzteren baden diese Beschlüsse Freude erregt. Geben Radikale »nd Socialbemokrate» Hand in Hand (man erinnere sich der vor letzten FolkethingSwablen in Kovenbagen), so ist nickt daran zu zweifeln, daß beide Parteien gute Geschäfte macken und die Socialdrmokratie ihren Einzug in die Parlamente von Stockholm und Brüssel kalten wird. Der nächste socialdemo- Iratischr Parteitag in Belgien soll in Antwerpen staitfinden und damit zugleich die Feier de« zehnjährigen Bestehen« der Darauf hat Fürst Bismarck geantwortet: Ew. Majestät sage ich nicincn sür den Glückwunsch unk sür die welchen Ew. Majestät Gnade sür Den neuen Waffenschmuck werde dieser Gnade anlcgcn und meinen Kindern als dauerndes Andenken an dieselbe vererben. von Bismarck. Berlin, 2. April. (Telegramm.) Wie dir .Köln. Ztg." erfährt, hat der Zar anläßlich des Abschlüsse« des Handelsvertrages dem Reichskanzler Grafen Caprivi die Brillanten zum Antreasordon, dem StaatSsecretair Frei Herrn von Marsch all den Alexander NewSki-Orden und dem Gesandten von Thiel mann den Weißen Atlerorden verliehen. ac- Berlin. 2. April. (Telegramm.) Die .Nord deutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: DaS »Ber linerTageblatt" bringt unter der Uederschrist „Mn Fr«nz«se beim Reich-kauzler" ein Telegramm seine- Correspondrnten in Pari» über eine Unterredung, welche angeblich der Berliner Correspondent des „Marin" mit dem Grasen Caprivi halte. Das Interview ist vo» Anfang bis zu Ende erfunden. Der Herr Reichskanzler läßt sich über- baupt nicht interviewen und hat außer den französischen Vertretern zur Kamerun Conferenz seit langer Zeit speciell einen Franzosen nicht bei sich gesehen. -i- Berlin. 2. April. (Telegramm.) Der Dirigent der Colonialabthcilung, Wirklicher Geb. LegationSrath Ilr. Katzser. ist, wie die .Norddeutsche Allgem. Zeitung" erfährt, zum Direktor im Auswärtigen Amt ernannt worden. Berlin, 2. April. Gegenüber der Meldung der Kölnischen Zeitung", daß an der «ftafrikanischcn Küste wieder Unruhen entstanden seien, wobei der berüchtigte Bana Heri die Karawanen aus den Hauptstraßen über fallen habe, schreibt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung", «ine hieraus bezügliche Mittbeilung liege bis setzt nicht an amtlicher Stelle vor. Nach Privalnachrichtrn dürfte es sich übrigens nicht um den allen Bana Heri han deln, dessen Gesundheitszustand eiffc activ^ Brthciligung am Kampfe auSschließc, sondern um seinen Sohn Abdullah, welcher von seinem Stamme als unzuverlässig auSgewiesrn wurde, worauf er in Zanzibar lebte, von wo er vor einiger Zeit verschwand und angeblich nach dem alten Boma-Pangani flüchtete. E« liege die Annahme nabe, daß rin Zug einer Compagnie gegen ihn gerichtet gewesen sei. Wäre aber die Sache ernst, so läge ein Bericht darüber vor. Berlin, 2. April. (Telegramm.) DaS „Colonial blatt" veröffentlicht eine Bekanntmachung de« kaiserlichen Conimissar- von Windboek, wonach die Lanhaitsprüch« in Len Gebiete» von BondelSwaart« und Veld schon«- dragrr«, sowie Boartmodder, die nicht bi« zum I. Januar 1894 vorschriftsmäßig angcnieldet sind, sür ««- giltig erklärt worden. T Berlin, 2. April. (Telegramm.) Der »National- Zeitung" zufolge ist die nächste Sitzung der TUter» eo««tffio» auf Donnerstag, den 12. d. M., anb«ra»«t.
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