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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.04.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189404084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18940408
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18940408
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-04
- Tag1894-04-08
- Monat1894-04
- Jahr1894
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.04.1894
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Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzell« 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactton-strich l.ao» spaltrai üO-H, vor den Familiennachrich«« (6 gespalten) 40 ch. Erobere Schristen laut nns«em Preis» derjetchnib. Tabellarisch« und Zissnasatz nach höherem Tarif. Gptr«-Beilagen (gesalzt), na« mit vir Ltoraru-Ausgabe, ohne PostbeiSrdernng ^ 60.—. mit Posibejordernng 70.—. Illlnahmeschiutz für Jlnzeißk«: Abend-Autgabe: vormittag. 10 Uhr. Margea-Ausgab«: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn- »nd Festtag, früh '/,» Uhr. v«t de» Filiale» und Annahinesiellr» je «t»0 hold« Stunde früher. Anzeige, sind stet, an Hs« Orhedttt»» zu richte». Druck »nd Verlag von r. Pol» l» Lathzt^ 88. Jahrgang. Uhr. Amtliche Bekanntmachungen.! Anmeldung für die Cliermeffe. ! Die für die diesjährige Lstermefte gültigen Orjfentiiche Sitzung der Stadtverordneten I polizeilichen Meldezettel nnd statistischen Frage- karten sind nur bki dkl» poliMuil der Stadt leipjig oder bei den Ktrirksmeldeßelltu <Voljjtmal!jtn> zn entnehmen. Anmeldungen ans andern als den daselbst unentgeltlich gelieferten Formularen werden von der Polizei znrülkgewiesen. Leipzig, den 30. März 1894. Var Uarrslmetilitt kr «akMämiM. k». ui« Mittwoch. »en 11. Ä»rtl 1891. Abends « im Vitzuog.saale a« Naschmarklc Tage.ordnung: 1 Bericht de. Bersassungrau-schusser üb« Proeeßeingehung auf die Negatorienklage de- Herrn Kaufmann Krohmann '/. Herrn Lerlagsbuchhändler Mel,« »nd die Stadtgemeinde Leipzig. ^ ll. B«icht de. Bau-, Ökonomie- und Finanzau-schusse« üb«: ». verkauf der zwischen dem Täubchen- und Bericht-Wege, der Nostitzstratzc und der Strohe kt in Lcipzia-Reudnitz ge. legeuen Bauplätze; d. verkauf de- Bauplätze- Nr. Hl an der Harkortstrahe; c. Ankauf de- erpachleten Areale- von d« Bornaischcn Strohe bi- zum Friedhöfe de- neben dem llommunication-weg» Connewitz»Stötteritz htusührenden Fußwege». M. Bericht des Bauan-schusse- üb« die Specialbudget» „Thomas, gymnasium" Pos. 61, 63, 82, „Nicolaigymnasiuni" Pos. 46, „Realgymnasium" Pos. 39, „I.—HI. Realschule" Pol. 80,81, „Höhere Schule für Mädchen" Pos. 36, „Gewerbeschule" Pos. 29, „Städtische Bolk-schulen" Pos. 46, 318 - itv., und „Lagnhof" Pos, 20,34 de- HauShaUplane- aus da- Jahr 1894. IV. Bericht de- Bau- «nd Oekonomieou-schusse- üb« Conto 10 ..Wohls-hrt-poltzei" Pos. 2, 23-27, bO, bl, 83 de« Haus- haltplaoeS auf da- Jahr 1894. V. Bericht de« Lekonomie-, bez. Schul», Gas- und Stiftung», antschusse- über Conto 10 „Wohlfahrt-Polizei" Pos. b—8, 10-13, 28. 29, 62—60, 62-64, 67-70, 7b. 78, 79. 81, 82, 84, 8ü, 87—91 de- Hau-Haltplane- aus da» Jahr 1894 VI. Bericht de« Finanzausschüsse- über: ». Conto 10 „Wohlfahrt-- Polizei" Pos. 1. 3, 4. 9. 14-22, 30-32, 36-49, 61. 6ü 66. 71—74, 76, 77, 80, 86, 92 de» Hau-Haltplane- aus da- Jahr 1894; d. Erstattung eine- von dem Mehau-schusse d« Handel-kammer Leipzig während de- Jahre- 1893 im Interesse der Erhaltung der hiesigen Messen ausgeweadeten Kostenbetrages. VII. Bericht de- Stiftung»« bez. Finanz-, Bau- »nd Lekonomie. au-schusse- über da- Specialbudget „Johannt«ho»pital" nebst Anhängen de» Hau-Haltplane- auf da» Jahr 1894, Bekanntmachung. Da» 4. Stück de« die-jädrigen Gesetz- und Berordnung-blatte- str da» Königreich Sachsen ist bei unS ringrgangen und wird bi» ziim 24. April aus dem RathhouSsaal« zur Einsichtnahme öffentlich «i-dängen. Dasselbe enthält: Kr. 2l. Verordnung, die Enteignung von Grundeigenthum zur Ber- breiterung der Eisenbahnlinie Slollberg-Si. Egidien behus- Fortsetzung der Linie Chemnitz-Stollberg bi- Bahnhof Stoll- berg betreffend; vom 3. März 1894. Kr. 22. Bekanntmachung, eine Anleihe de» Stadtverein« sür inner« Mission zu Dresden betreffend; vom 13. März 1894. Kr, 23. Landlagsabschied für die Ständeversammlung der Jahre 1893 und 1894: vom 16. März 1894. Kr. 24. Finanzgesetz auf die Jahre 1894 und 189b; vom 1b. März 1894. Kr. 2ü. Bekanntmachung, die Eröffnung de- Betriebes ans der normalspurigen Nebeneisenbahn von Pirna über Dohma nach Großcotta betreffend; vom 17. März 1894 Kr. 26. Verordnung, die Abtretung von Grundeigenthum zu Er- bauung ein« norinalspurigen Eisenbahn von Olbernhau nach Neuhausen, sowie zur Anlegung einer Wasserleitung für Bahnhof Neuhausen betreffend; vom 17. März 1894. Kr. 27. Gesetz, die Unterstützung der in den Ruhestand versetzten Bezirk-Hebammen betreffend; vom 20. März 1894 Kr. 28. Bekanntmachung, die Ernennung von Commissareo sür den Bau mehrerer Nrbeneisenbahnen betreffend; vom 22. März 1894. Nr. 29. Bekanntmachung, Rcgulirung der Militairpensionen bei An> stellungen im Civiidienste betreffend; vom 22. März 1894. Leipzig, de» b. April 1894. Der Rath der Stützt Leipzig l)r. Georgt. Krnmbiegel. Bekanntmachung. Da» 12. Stück de» di«<jährigen Reich-gesetzblattc- ist bei un» eiagegangen und wird bis zum 30. d. M. aus dem Rathhau-saale zur Einsichtnahme öffentlich au-hängen. Dasselbe enthält: Kr. 2lb9. Bekanntmachung, betreffend die Verlängerung de- Handel-- provisorimn- zwischen dem Reich und Spanien. Vom 80. März 1894. Leipzig, den 4. April 1894. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krnmbiegel. Bekanntmachung. In der Zeit vom 3. März bi- mit 6. April diese» Jahre» gingen «» ireiwilligen Gaben bei un» ein: S ^ H von Herrn K., Beilegung ein« Streitigkeit betreffend, b . — . Sühn« in Sachen A. K. /. R. R. 2ö » — » » » » G. G.'/.E. L. 3 . — . . . . L. M. /. R. «. b » — » » » » H. B./. S. K. 3 » — » » » » E. H. /. I. R. 3 » — » » » » F v./. A. T. 2 » — » » » » F. B./. E. E. 1 » — » » » » E. K. . R. N. w . — . . . . M. N.-/.H. «. 10 . — . . . . HS.'/. H. W. b » — » » » » P. E. /. M. S. -.80- . . . L.W./.M.« 20 - — » » » » M. E. /. S. b--. . . . E. H.'/.F. L. b » — » » » » g.R. H. — » » » » >- 8.'/. A. H. — . . . . M. R. /.O.W. — . in Straffachen T. /. O. i durch Herrn Friedensrichter — » » » H. /. L. ( Heinel in L -Connewitz, übttwiesene» Fundobject von rin« ungenannten Finderin durch da» Polizeiamt, Buhe in Sachen H. /. Eheleute E. durch Herrn Recht», anwalt Areytag, in Sachen Sch.'/. H. überwiesene Verzugszinsen durch Herr» Rechtsanwalt Hantz. Sa. uns da- bereit» früher zur öffentlichen Kenntnih Bekanntmachung. Für die Herren Meßbesucher liegen in der Handel-kammer- Bibliothek. Neue Börse, Treppe X, l„ die deutschen Reich->Adreh- bücher und Expottbücher zur unentgeltlichen Einsicht au». Leipzig. 7. April 1894. Die Vihltothkkvrrwaltung der Ha»dr>skammrr. Bekanntmachung. Die An-sührung der Erd- und Wegearbeucn und die Herstellung de- Wildzaune« sür die Parianiage in Leipzig-Sellerhausen ist ver geben. Die nichtberücksichtigttn Bewerber werden de-halb ihre- Angebote- hiermit entlassen. Leipzig, den S. April 1894. r- ^d9. Rath per Stadt Leipzig. 473. vr. Georgi. Lindn«. Die städtische Sparrasse deletht Werthpapierr unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 10. Januar 1894. Die Sparcassen-rrpntati»«^ Zwangsversteigerung! Im Wege der Zwang-vollslrecknng sollen die im Grundbuch« von Vorstadt Zicaendals. Band IV, Blatt 78 und 79 und von Garten Ziegenhal», Band IV, Blatt 123, 124 »nd 12b ans den Namen: I) d« verwittweten Fabrikbesitzer Eva Maria Schtzrnig geb Rinke, L) der verehelichten Kaufmann Mathilde Poletvka geh Schürnig, 3) de- Fräulein» Anna Schvrnig, 4) de» Fabrikanten August Roack sämmtiich in Ziegenhal-, eingetragenen, daselbst gelegenen Grundstücke, — Nr. 125, Garten "liegend«!« auf Antrag de« Rccht-anwait- In Ziegenhal« al» lerwaiter der August Noack'ichen Concur-masse zum Zweck der Auseinandersetzung unter den Miteigenthümern am 2<i. Mai 1894 Vormittag» 9 Uhr. vor dem Unterzeichneten Gericht — an Gericht«- stelle — Schüffenzimmer. Ring Nr. 13, versteigert werden. Bon den Grundstücken sind: ». Nr. 78 Vorstadt Ziegenhal- mit 1206 Nutzung-werth zur Gebäudesteuer; d. Skr. 79 Vorstadt Ziegenhal- mit 1380 Nutzung-werth zur webSildrsteuer; e. Nr. 123 Garten Ziegenhal- mit 7,38 Reinertrag «nd einer Fläch« von 28 » 60 qm zur Grundsteuer; ck. Nr. 124 Garten Ziegenbai- mit 7,77 .41 Reinertrag und einer Fläche von 30 a 10 qm zur Grundsteuer; e. Nr. 12ö Garten Ziegenhal« mit 0,66 Reinertrag und einer Fläche von 2 a 60 qm zur Grundsteuer veranlagt. AuSzug au- der Steuerrolle, beglaubigte Abschriften der Grund- buchblütter, etwaige Abschätzungen nnd andere die Grundstück» be- treffende Nachweisungen, sowie besondere Ka^sbedingungen können in der Gericht-schreiberel, Abtheilung II, eingesehcn werden. Alle Reaiberechtigten werden ausgeiordert, die nicht von selbst aus den Ersteh« übergehenden Ansprüche, deren Vorhandensein oder Betrag au- dem Grundbuche zur Zeit der Eintragung de» Ver steigerung-Vermerk- nicht hervorging, lu-besondere derartige Forde rungen von Capital, Zinsen, wiederkehreaden Hebungen oder Kosten, spätesten» im Bersteigeningstermin vor der Aufforderung zur Ab gabe von Geboten anzumciden und, soll- der betreibend» Gläubiger widerspricht, dem Gerichte glaubhaft zu machen, widrigenfalls die- selben bei Feststellung des geringsten Gebot» nicht berücksichtigt werden und bei Bertheilung des Kausgeide« gegen di« berücksichtigten Ansprüche im Range zurücklreten. Diejenigen, weiche da- Eigenihum der Grundstücke beauspruchen, werden ausgefordert, vor Schluß des Bersteigerung-termin- die Ein stellung de- Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls nach erfolgtem Zufchlog da» Saufgeld in Bezug aus den Anspruch an di« Stelle des Grundstück« tritt. Da» Urtheil über die Ertheilung de- Zuschlag- wird am L8. Mai 1894. vormittag« 11 Uhr, an Serichl-stell, — Schöffenzimmer — verkündet werden. Ziegenhal-, den SO. März 1894. SSni,l,chr» A«t»,ericht. durch Herrn Friedensricht« Böhm in Leipzig - Plogwitz,! 4 . 12 ». — l. SO I4S ^ 4L ^ Fern« ist . . ^ Pbrachle Vermächtnis de» Herrn Johann August Thiem« bez. besten ! Ehegattin für da- städtisch« Woisenhau« im Betrag« von ISOO ^l — -4 lisgegangen. I lieb« sämmtlich« Beträge wird hierdurch dankend quittirt Sttpztg. de» 7 «pril 1W4 La« Nrmcnami. Hentschel. Schick«. Offene Fragen in der deutschen Colonial-Politik. * Der bekannte Kamerunvertrag bat unser Nationalgesübl zwar gereizt, aber er hat es nicht zu mehr al« za Entrüstung«» versuchen anstacheln können. E» ist sogar wieder recht ruhig gewordeu, und der deutsche Michel hat wieder seine Schiaf- mützc Uber die Ohren gezogen. Und doch dürfen wir un« nicht in den Schias eialullen lassen, wir müssen wachen, daß nicht nock mehr verloren gehe, daß wir da- Errungene be halten. E« ist ja bekannt, daß mau in Berlin an maß gebender Stelle gar nicht so viel Liebe zu unseren Eolonien hegt und daß man z. B. dem Reichskanzler eine große Sympathie für unsere Schutzgebiete nicht nachsagen kann. Da- Gleiche darf, wenn man nach den Tbaten urtbeilt, von dem früheren „Leiter" der Eolonialabtheilung, jetzt für seinen Kamerunvertrag zum Direktor im Auswärtig«» Amte avancirten Herrn LegationS- rath Kayser gesagt werden. Desto nothwendiger ist c», daß die Eolonialfreunde ihre Augen offen haben, daß sie Finger zeige geben und daß die Presse, soweit sie sich über Berliner Parteipolitik erbeben kann, sür Klärung der Sachlage ein tritt. Da freut e» un-, daß unser Reich-taa-abgeorkneter, Herr Professor Dr. Hasse, nachdem er sich schon wegen einer Abänderung des Kamerunvertrag- keine Mübe verdrießen ließ, mit einigen offenen Fragen in der Eolonialpolitik her- vortrilt und in kurzen Zügen zeigt, was nun eigentlich zu tbiin ist. Seine Auslassungen sind in den „Alldeutschen Blättern" erschienen und mögen hier unverkürzt wiedcr- gegebei, sein. Der Abschluß de- französischen Abkommen- über da» Hinterland von Kamerun", so schreibt er, „hat vielen Zeitungen n der Bemerkung Veranlassung gegeben, cS seien dadurch ür Deutschland die internationalen Abmachungen über die deutschen Schutzgebiete zum Abschluß gekommen, »nd Deutschland könne sich nunmehr ausschließlich einer inten siven Eolonialpolitik bingcben. Derartige Bemerkungen erklären sich nur durch die übliche Unkenntniß in colonialen Dingen. Selbst wenn man ber für die Entwickelung unserer Eoloiiialpolitik säst selbstmörderischen Anschauung der Denk schrift zum deutsch-englischen Abkommen vom l. Juli 1890 grundsätzlich beipflichlen wollte: „Die Periode de« FlaggenbisscnS und deS Vertrag schließen» muß beendet werden, um das Erworbene nutzbar zu machen", so ist es doch eine selbstverständliche Forderung, überall da, wo durch Flaggenbifseu oder Bertrag-schlüsse Anfänge sür die Erwerbung von Eolonialgebieten gemacht worden sind, die Grenzen dieses Colonialgebiete durch internationale Verträge mit den europäischen Eolonialmächten sicher;« stellen. Denn diese Sicherstellung ist die erste Voraus setzung und Borbedingung für die ungestörte Geltendmachung der deutschen Herrschaft in diesen Gebieten und sür ihre „Nutzbarmachung". Auch kann e- bei der Sicherstellung an sich nicht sein Bewenden haben, sondern die erworbenen Grenzen müssen natürliche und sür die intensive Cultur, also jür die Nutzbarmachung vortheilbafte sein. Das erste« ist nun in den Schutzgebieten der Neu - Guinea-Compagnie, der Marschall - Inseln, LstafrikaS, Südwestafrikas und Kameruns geschehen, — das letztere aber, Gott sei es geklagt, dabei nirgends. Um diese Gebiete nutzbar zu machen, bedarf e» vielfacher Grcnzverbesscrungen, die nach den gemachten Erfahrungen nur durch anderweitk Eompensationen erreicht werden können. Auch dann, wenn wir an sich lein neue- Eolonialgebiet erwerben wollten, müßten wir eS macken wie die Engländer und Alle» für unS zugängliche herrenlose Gebiet in der Welt mit Beschlag belege». Und daran fehlt eS durchaus nicht, weder an den Küsten und Strömen Afrikas, noch in dem Jnselmeer der Süds«. Also Tauschgebiete brauchen wir, um in Ostafrika. Zanzibar und einen südlichen Zugang zum Nyafsasee, in Süd westasrila die Walsischbucht, in Kamerun Aola, in Togo daS untere, linke Dolta-User zu gewinnen! WaS aber Togo anbelangt, so sind ja die Grenzen dieses Schutzgebietes in seinem Hinterlande überhaupt »och nicht sestgestellt. Hier gilt eS die neutrale Zone zu beseitigen (Salaga, Jendi und Gamboga). die durch das deutsch englische Abkommen von 1888 geschaffen und durch daS Abkommen von 1890 bestätigt worden war. Bor Allem aber tzilt es, die Reiseergebnissc Wols'S nutzbar zu machen und das Schutz gebiet bi« zum Niger vorzuschieben. Uio Ai^sr ent ete.I! Endlich aber ist Samoa, da- Schmerzenskind unserer ersten colonialen Anfänge, eine ewig offene Wunde unserer Eolonialpolitik geblieben. Die Samoa-Acte, die bestimmt war, die internationalen Schwierigkeiten zwischen Deutsch land, England »nd den Bereinigten Staaten zu beseitige», ist bekanntlich zu einer dauernd fließenden Quelle neuer Schwierigkeiten geworden. Der gemeinsamen S-chutzherrlich lest der drei Mächte muß deshalb ebenso ein Ende gemacht werden, wie dem Schattentönigrriche der sich in der örtlichen Herrschaft ablösendcn sogenannten Könige. Man ziehe mit fester Hand die Eonsequenzen des Vor herrschen- der deutschen Interessen in Samoa, und man entschädige England und die Bereinigten Staaten in den Tonga-Inseln, in Hawa» oder sonstwo in der Welt. Den Herren Malietoa, Mataasa und Genossen aber wird eine Uebersiedelung nach einem Jnselchen de« Bismarck Archipels sehr wohl bekommen. Vor Allem aber wird Ruhe und Frieden in Somoa einkehren, und daS dort vergossene deutsche Blut wirb endlich gesühnt erscheinen! Wir haben also noch recht BieleS aus dem Gebiete extensiver deutscher Eolonialpolitik zn thun, selbst wenn wir aus die Gewinnung wirklicher Colonialreichc verzichten wollen, — ehe „die Zeit unscheinbarer Arbeit beginnen kann, sür welche voraussichtlich auf ein halbes Jahrhundert ausreichender Stoff vorhanden sein wird." (Denkschrift vom 1. Juli 1890.) In diesen Dingen sollte aber die Regierung selbst die Initiative ergreifen und planvoll Vorgehen, wie dies den übrigen« durch die bisberigc Haltung der Regierung in ihrer Unternehmungslust gelähmten Privaten unter allen Umständen nicht möglich wäre. Die national gesinnten Tbeile unseres Volke- sind durch die Mißerfolge der Regierung auf colonialem Gebiete in einer Weise verbittert, wie eS die Presse nur tbeilweise zum Ausdruck bringt. Hierdurch hat sich rin Pessimismus ausgespeichert, der auch der inneren deutschen Politik aus das Aeußerste abträglich ist. Will unser auswärtiges Amt nicht endlich einmal Erfolge verzeichnen, die geeignet sind, dem verletzten deutschen Selbstbrwußtsein eine sreudigeGenugthuung zu gewähren? Unser ganze- öffentliche» Leben könnte einen derartigen Umschwung in der Stimmung recht gut gebrauchen." Die Meinung, die hier ausgesprochen worden ist, ist auch die unsrige. Wenn nickt rin frischer Zug in die Eolonialpolitik kommt, lausen wir Gefahr, daß da- Publicum gleichgiltig wird. Dauernde Mißerfolge stumpfen ab, Ersolge aber regen an und schaffen Lust und Liebe. Daran feblt e« im Publicum und vor Allem an maßgebender Stelle. Wenn sich erst die Herren Gras Eapriv, und Kayser zu einer Thai aufraffen, und Deutschland« gesunkenes Anscben sich wieder bebt, dann wird auch in daS Volk ein lebendiger Geist wieder einziehen, der da» vertrauen stärkt und Handel und Wandel hebt. Deutsches Reich. Leipzit, 7. April. Die Furcht, die im ultramontauen Lager vor den Memoiren des Fürsten BiSmarck herrscht, kommt in einer jesuitisch-gehässigen Notiz der „Germania" drastisch zum Ausdruck. Herr Professor Arndt (Leipzig) hat bekanntlich bei dem Festmahl de- Historikertages von den Memoiren deS Fürsten u. a. gesagt, sie seien gearbeitet „mil all' der Technik, die wir bei der Darstellung historischer Werke anwcnden". Diese Bemerkung benutzt die „Germania" dazu, sowobl den Fürsten Bismarck als auch die nicht-ultramoutaiic Geschichtsforschung in sattsam bekannter Manier zu ver dächtigen. DaS genannte Blatt schreibt nämlich: „Die „Technik" gewisser deutscher Historiker ist so bekannt, daß der Historiker Arndt dein Historiker Bismarck damit ein sehr -Weisel- haste» Compiüneiit aemacht hat." DaS ist unseres Wisse»- der erste Versuch de- UltramontaniS muS, gegen die Memoiren BiSmarck'S von vornherciuStimmung zn machen. Die klerikalen Stimmführer werden in solchem Bemühen um so eifriger sortfabren, je tiefer sie davon durch drungen sein dürfen, daß Fürst BiSmarck in die Schule der GeschichtSklitterer vom Schlage der Janssen, Pastor und Genossen nicht gegangen ist. 88. Berlin, 6. April. Nach der Stellungnahme der Redner de- Ecntrumö und der Eonservativen zu der Inter pellation Osann hat die von der Negierung angrkündiglc Vorlage, welche den SonntagSunterricht an den Fort bildungsschulen aus weitere drei Jahre in der bisheriae» Weise gestatten will, keine Aussicht auf Annahme. Die evangelische Kirche „siegt" Dank der Unterstützung der Ver treter der katholischen, welche ihrerseiiS der Lage der Dinge Rechnung getragen und somit an der Angelegenheit ein religiöses Interesse nicht bat. Tie Ausbildung der künftigen Handwerksmeister ist damit in ihrem wich tigsten Tbeile gefährdet, und zwar durch diejenigen Parteien, welche sich als die Schildhalter de- Mittelstandes in seinem VcrlhcidigungSkampf gegen den GroßcapilaliSmuS gcriren. E« ist anerkannt, daß große gewerbliche Tüchtigkeit dem Handwerk in einem großen Tbeile seiner Zweige und Betriebe auSreichenten Schutz gegen die Aufsaugung durch den Großbetrieb dielet, aber auch nur große Tüchtigkeit. Selbst ein Mitglied der socialdemokratischeu Partei, welche theoretisch" den Untergang deS Handwerks als besiegelt ans>ebt, hat diese Anschauung vor mehreren Jabrea im Reichstage kundgegeben. Und daß der FortbildungS- unterricht, namentlich der Zeichenunterricht, die unerläßliche Voraussetzung einer zur Erhaltung deS Kleingewerbe« aus reichenden Fachbildung ist, wurde unsere« Wissens in den letzten Jahrzehnten nur ein einzige« Mal bestritten — von einem eonservativen Oberlehrer. Diesem aber war sofort von einem gleichfalls eonservativen, zünftlerisch und streng kirchlich gerichteten Handwerksmeister mit der Behauptung entgegcngelrelen worden, daß der Fortb-ildungSuntcrricht. da da« Zeichnen an Wochentagen nicht gelehrt werden könne, an den Sonntagen unentbehrlich sei. Evange lische Kirchenbehördcn lebncn cS dessen ungeachtet und im Gegensätze zur katholischen Kirche ab, Einrichtungen zu treffen, welche die Erlbeilung de- SonntagSunterricht« in Uebcreinstimmung mit den gesetzlichen Vorschriften brächten, und die Eonservativen ibrerseil«»verweigcrn im Verein mit den Ultramontauen eine Aenderung der gesetzlichen Be stimmungen. Dir Handwerkerfrcundiichkeit dieser Herren be schränkt sich auf die Anpreisung von Heilnritteln, deren Nutz losigkeit und Unanwendbarkeit erwiesen ist, de- Befähigungs nachweise- und der ZwangSinnuna. S« sind, und hier schließt sich ibnen der frciconservative Freiherr v Stumm an, der Meinung, daß die religiöse Erziehung wichtiger sei, als die tecknischeAuSbildung. DaS isteinc Auffassung, der man dicAchtung nicht versagen dürste, wenn ihr die Ucberzcugung deigesellt wäre, daß da- Verbot be« ForlbildungSunterrichteS während de- Gottesdienste- zur Hebung de- religiösen Abens dienen würde. DaS ist nickt der Fall. Frhr. v. Berlepsch blieb unwitcrlcgt, als er vorhersagte: „Die jungen Leute werden erst recht bummeln." Wenn die Eonservativen consequcnt wären, mußten sie eine gesetzliche Verpflichtung der jungen Leute zum Besuche de« SonntagSgotteSdicnsteS fordern. DaS unterbleibt, vielleicht im Interesse der Sonntagsruhe der Kirchenbeamlen, für die die „Krcuzzeitung" — in völliger Verkennung de- Sonntag»- und de« Priesterberufs — kürzlich ja eingetreten ist. So bezwecken die Eonservativen durch ihren Widerstand gegen Ermöglichung de« FvrtbildungSunkerrichtS an Sonntagen keineswegs, die religiöse Bildung zu fördern, sondern — sehr äußerlich — die Macht der Kirche zu demon- striren. Die Fortbildungsschule, b. h. die Laien, der Staat, müssen nachgeben, daS ist der Standpunct, den Herr Kro- patschek deutlich gekennzeichnet bat Da die Verhältnisse das „Nachgeben" in den meisten Fällen unmöglich machen, so bezahlen die Fortbildungsschule, da« Handwerk, der Mittelstand dir Zeche. Ganz wie in dieser Anaelegnibeit tritt die con- srrvatwe Fürsorge sür den Mittelstand zn Tage in der Haltung, die diese Partei zum O sficier - Verei n ein- nimmt. Die „Kreuzzeitung" hat eben jetzt die Tbeilnabme an diesem, dem kleineren Gewerbestand als furchtbare Eapital- macht gegenübrrstehenden Verein auf daS Eindringlichste empfohlen. Die Vortbeile, die er bietet, kommen eben den Kreisen zu Statlen, deren wirthschastliche Interessen die kon servative Partei vertritt. Demnächst tritt der Allgemeine Deutsche Innung«- und Handwerkrrtag zusammen, auf dessen letzter Versammlung conscrvativr Parteigrößen die politische Lockpseise in allen Tonarten und »»cht ohne Erfolg bliesen. Wir sind neugierig, ob die Fragen de« FortbildungS- unterrichtS und der Beamten- »nd Ossicier - Waarenhäuser diesmal nicht mißtönig in die Melodie schrillen. 6. II. Berlin. 7. April. Mit der anarchistischen Bewegung in Deutschland ist eS ein eigen Ding; eS sab eine Zeit lang so au«, al- wenn die Gewässer sich verlaufen sollten, jetzt sind sie ersichtlich aber wieder im Ansckwellen be griffen. Die anarchistische Bewegung bat ihre meisten Anbängerio den Vororten Berlins. Hier hat die Bildung von anarchistischen DiScutir-ElubS wieder Fortschritte gemacht, ein Elub hat sich erst dieser Tage wieder in Weißens« gebildet. Etwa« reich sicher al« in den früheren Monaten sind auch im März den anarchistischen Fonds Gelder zuaefloffen. Es ist immerhin bemerkenlwerlh, daß dr« größeren Posten au» London kommen.
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