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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.04.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940410017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894041001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894041001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-04
- Tag1894-04-10
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Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: l) rin goldenes Medaillon, oval, mit Blumenverzierung in blauer Emaille und schwarzem Kreuz, und eine schwache goldene Jette, 2 goldene Ntnge, einer mit rothem Stein, der andere mit mißen und blauen Perlen, im v. M.: L) eine silberne Hrrren-Nemontotrnhr mit goldenen Zeigern, Schildchen auf der Rückseite und Sprung aas dem Zifferblatt, am 4 d. M.; S) ein Einlagebuch der hiesigen städtischen Sparcaffe, Rr. 127985, vir 41S ^l Einlage, am 8. d. M.; I) eine schwarze Tuchhose, ziemlich neu, sowie eine schwarze rochweste, vom l. bi« «. d. M.; b) 4 welke Damast-Bettüberzüge, 4 Betttücher und 1! Stück weiße Handtücher, sämmtlich „dl. R." gezeichnet, und r weiße Krauenhemden mit Spitzeneinsatz, „L. Ii.' gezeichnet, am 29. v. M.; K) rin Piatd, grau« und weißsarbig, rin Kinderkopskiffen mit blauleinenem Bezug, Roßhaare enthaltend, »in weißten,euer Kepfkiffenbezug mit Stickerei, roth gez. und eine Kinder- »agendeckr, hellblau gehäkelt, am 7. d. M.; 7) eine Thür, zu einem Thoreingang gehörig, von hartem Holz, mit Schloß versehen, am 4. d. M.; 8) eine Wafferpsanne von Kupfer, ca 90 cm lang und 45 cm breit, am 30. v. M.; S> -5 Stück patcntirte Schleifstähle» messerförmig mit schwarzen Holzgriffen, am 3. M.; 10> ein vierrädriger Handwagrn, Nein, mit neuen Rädern, ohne Anstrich, am 23. v. Di.; II) ein Brennabor-Aahrrad, gebraucht, Krenzbau, mit Kissen reisen, schwarzer Pelz-Satteldecke, ungleichen Pedalen und einem Testet am Gummi de« Hinterrades, am 4. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer llriminal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 9. April 1894. Da» Polizeiamt der Stadt Leipzig. Brrtschneidrr. Ml. Die städtische Sparkasse beleiht Werthpaptere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 10. Januar 1894. Die Sparcaffcu-Teputation. Oeüenttiekv Han66l8l6tirLN8tatt. vlenntng, cken 17. ^prii, krllli 7 1 kr, begännt ckie r.eeolte XakandweprUkong m der Oebrllng^nbtlielluvsr, ru velcker »ich die bereit« »vaemelcketen, «orvis die uc>cb »ncumeldenden I,el>r- Iloge, mit 8cnrclbleckcr vergeben, pllnctllcli oinruüvden Imben. b» ^nmeläuvxen tllr den elulllkrlgeo saokrri88vo«ek»NIIctien knreu, (l,ebrliazx»LbtbviIuvx> vxeräen im l aufe dieser IVoeko xloickkalla entzxegeoLeoommeu. 4VvI f^nm, Director. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Dienstag den 10. April 1894. Statistik der eutschädigungspstichtigen Unfälle in -er Land- und Forstwirthschaft des deutschen Reichs. v. Als das ReichSversicherungSamt eine Statistik der entschädigungSpflichtigen Unfälle der gewerblichen Berufs genoffenschasten für das Iabr 1887 veröffentlichte, war es in der Lage, genauen Ausschluß über die Gefährlichfeit der verschiedenen gewerblichen Betriebe und ArbeitSthätigkeiten und über die Wege zu geben, die zur Verhütung von Un fällen cingeschlagcn werden könnten. Seitdem ist die Unfalb Versicherung auch aus die Land- und Forstwirtbschast aus gesehnt worden, aber e- fehlte bislang noch an einer Statistik der in diesen Betrieben vorgekommenen Unfälle, aus der man einen Anhalt für Unfallverhütung batte gewinnen können. Wir müssen eS daher freudig begrüßen, daß daS ReichS versicherungSamt in seinen amtlichen Nachrichten diese Lücke auSgesüllt und die Unfälle im Gebiete der Land- und Forst- wirthschaft für das Jahr 189l statistisch sestgestellt und aruppirt hat. Im Anschluß an diese statistischen Tabellen bat Professor Konrad Hartmann, Regierung- - Rath und ständiges Mitglied des ReickrSversicherunasamlS, in Nummer 6 der „Zeitschrift der Centralstclle für Arbeiter - Wohlfahrt- einricblunzen" einen Aufsatz veröffentlicht, der seines Inhalts wegen die weiteste Verbreitung und Bekanntschaft verdient. Die Statistik erstreckt sich über Betriebe, in denen zu sammen l2L08 000 versicherte Personen beschäftigt werden, eine Zahl, die etwa den vierten Tbeil der aesammten Be völkerung de- deutschen Reicks umfaßt. Erhellt schon au« dieser Dhatsache die Bedeutung der Veröffentlichung, so leuchtet sie nicht minder ein, wenn wir uns ver- aegenwärtigen, daß im Jahre l89l in der deutschen Land- und Forstwirthfchafl 44 904 Unfallsanzeigen er stattet worden sind. Obgleich nur sür 19 918 von diesen Unfällen Entschädigungen haben gezahlt werden müssen — die- muß geschehen, wenn rin Unfall den Tod oder eine länger al- 13 Wochen dauernde Erwerbsunfähigkeit zur Folge bat —, beläuft sich ihre Summe doch schon aus rund 1,5 Millionen Mark. Niemand wird verkennen, daß daS eine schwer zu tragende Belastung derL an d wi r thsch afl bedeutet. Schon deshalb wie nicht minder aus Gründen der Humanität dürste eS als gebieterische Pflicht erscheinen, den Versuch zu machen, ob nicht auch auf dem Gebiete der Land- und Forst- wirthschaft Maßregeln zurVerhütungvonUnsällen au« dieser Statistik, ähnlich wie sür Industrie und Gewerbe, ge Wonnen werden können. Sind doch 2230 aller Verletzten, d. h. ll,23 Proc., ihren Verletzungen erlegen, und hieraus ist den betreffenden Beruf«genossenschaftc» die Verpflichtung erwachsen, 3978 Personen zu versorgen! Weiter sind 3,4 t Procent dauernd völlig, 45,,3 Pror. dauernd theilweise und der Rest vorübergebend erwerbsunfähig geworden. Es kommt hinzu, daß, wie da» Studium der Unfallstatistik unzweifel- haff erkennen läßt, für «ine große Anzahl der Unfälle die Ursache in mangelhaften BrtriebSrinrichtungen, im stehlen »»thwrndiaer Schutzvorrichtungen, in schlechter Betrieb-fübrung »der in fehlender oder ungenügender Anweisung und Ueber- Mch»»g der Arbeiter gesucht werden muß. Tenn e« ergab ßch a»« d«r Stntistik, daß für 18,2 aller Unfälle eine Schuld des Betriebsunternehmers angenommen werden mußte, weil mangelnde Einrichtungen, da» Fehlen notbwendigcr Schutz vorrichtungen u. s. w. diese Unfälle herbcifllbrlen. Ihnen sieben 24,4 Proc. der Unfälle gegenüber, wo die Schuld de« Arbeiter- constatirt werden mußte, während 20,l Proc. bcidcn Tbcilen zur fast fallen. 30,1 Proc. aller Unfälle waren eine Folge der BetriebS- gesahren, die nach dem zur Zeit bestehenden Stand der land- und forstwirthschasllichen Betrieb-Praxis als uiivermcidlicb an- ;usehen sind. Nun werden Unachtsamkeit, Ungeschicklichkeit, Leichtsinn der Arbeiter stets zu vielen Unfällen führen, zu deren Verhütung nur wenig geschehen kann; auch werden mit der ArbeitSthätigkeit stets eine Menge unvermeidlicher Ge fahren verbunden sein; aber die übrigen Unfälle können und müssen vermieden werden. Und schon darum ergiebt fick al» zweifellos, daß der Unfallverhütung ein weites Feld segensreicher Wirksamkeit in der Land- und Forstwirtbschast offen steht. Hierfür enthält die Statistik manchen beachtenswerthen Wink. Sir ergiebt z. B., daß die Zahl der Unfälle mit fort schreitender Tageszeit erheblich zunimmt und die Zeit vor der Mittagspause und vor dem «chluß der täglichen Arbeils- dauer, namentlich auch verbunden mit der Winters in den NachmiltagSstunden beginnenden Dunkelheit, besonders reich an Unfällen ist. Einlretende Ermüdung und Abspannung der Arbeiter, die Beschleunigung der Arbeiten vor den Pausen und gegen Schluß, das allmähliche Unruhigwerden der Zug- thiere u. A. lasten sich unschwer als Ursachen nicht weniger Unfälle erkennen. WaS bei ernstem Willen erreichbar ist, die Unfälle zu ver mindern, ergiebt sich de- Weiteren auS der Statistik, der wir, nach Hartmann's Vorbilde, nur einige Proben entnehmen wollen. In 589 Unfällen gaben zerbrechende, umstürzende und abrutschende Leitern Veranlassung; 973 Personen wurden verletzt durch Fall von Scheuncnböden, durch Luken, Garben- löcher rc. Wie dort eine gute Instandhaltung der Leitern und ihre Ausrüstung mit Haken und Spitzen rc., so würde hier eine bessere Instandhaltung der laudwirthschaftlichen BctriebSgebäuve eine erhebliche Verminderung der Unfälle herbeisühren. AehnlicheS ist im FuhrwerkSbetricbe zu erreichen, von anderen Vorkommnissen abgesehen. Eine hohe Ziffer, nämlich 2783, d. h. 14 Proc. aller Un fälle, sind an Maschinen und Transmissionen entstanden. Im Einzelnen wurden niebr als 700 Personen von den Zahn getrieben landwirthschastlicher Maschinen erfaßt und verletzt Man würde sämmttich« Unfälle vermieden haben, obne daß eine Behinderung des Betriebes eingetretcn wäre, wenn man die Zahnräder mit Schutzhüllen versehen hätte. Durch ge eignete SicherbeitSvorrichtnngen würde man auch verhindert haben, daß 507 Personen bei den Futterschneidemaschinen durch die Einführung-Walzen oder Messer verleht wurden. Solche Schutzvorrichtungen sind bereits vielfach in Anwendung gebracht worden. Wen» sie zur Zeit auch noch nicht allen Ansordrrunacn entspreck n, so wird die Technik eine be friedigende Lösung schon finden, sobald sie nur ernstlich vor diese Aufgabe gestellt ist. Auch über den Kostciipunct noch ein paar Worte. Man begegnet häufig der Behauptung, daß die Herstellung unfall sicherer Einrichtungen große Kosten verursachen würde. Diese Behauptung ist aber irrig, wie aus zwei Gründen leicht er sichtlich ist. Tenn die geforderten Sicherheit-Vorrichtungen können meist in einfachster und billigster Weise auSgeführt werden. Doch selbst wenn dir dazu erforderlichen Kosten noch weit erheblicher wären, würde» die Summen, welche durch eine Verminderung der Zahl der Unfälle an EntschätigungSbeträgeii erspart werden können, wahr scheinlich größer sein, al« die für die Unfallverhütung aufzuwcndtnten Beträge. Denn die 7,5 Millionen AuSgabcn, die im Rechnungsjahre l892 an Kosten sür die Unfallver sicherung haben ausgebracht werden müssen, werden ent sprechend der Zahl der Rentenempfänger von Jahr zu Iabr erheblich wachsen unk so eine dauernd sich steigernde Be lastung der Landwirtbschaft bilden. Die Summen jedoch, die für Unfallverhütung in Betracht kommen, werden also nicht lediglich einem Gebote der Humanität geopfert, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach voraussichtlich zu einer Entlastung Derer sichren, die zur Ratcnzablung versuchtet sind. Diese Aussicht wird gewiß vielen die Augen öffnen; jedenfalls aber müßte, wenn die Unfallversicherung wirklich erfolgreich in Kraft treten soll, zunächst streng daraus gehalten werden, daß nur mit Schutzvorrichtung versebcne Maschinen in Ge brauch kommen, und eine sorgfältige Controle darüber Wacken, daß auch die Säumigen sich danach richten. So lange man nickl aus dem Wege der Unfallstatistik Erfahrungen gesammelt hatte, deren Ergebnisse Mittel und Wege an die Hand geben, energische Maßregeln zur Ver hütung von Unfällen zu ergreifen, konnte die eine ober die andere Entschuldigung wohl hier und da noch Platz haben; angesichts de« NothstaiibeS aber, wie ihn die Unfall statistik unleugbar feststellt, die Hände in den Schooß zu legen und sich damit zu trösten, daß gegen den Tod kein Kraut gewachsen sei, da- ist künftig un möglich, da alle einsichtigen Elemente der betbeiligten Kreise aus eine Abstellung der Mißstänbe energisch hindrängcn müssen. Zu dem Ende ist die weiteste Verbreitung unk Kenntnißnahmc der Statistik über die Unfälle in der Land und Forstwirtbschast so wünschenSwcrth wie nothwenbig, und die- ist der Grund, weshalb auch wir auf diese verdienstliche Leistung, im Anschluß an Hartmann « in der „Zeitschrift der Eentralstelle für Arbeiter Woblsahrtseinrichtungen" enthaltencn Ausführungen, nachvrücklichst Hinweisen. A Deutsches Reich« * Lctpzlfi, 9. April. Die Versammlung«müdigkeit der „Genossen" wird in einen, „Eingesandt" de- „Wähler-" mit anerkennungSwerther Offenherzigkeit zugestanden und begründet. Der Einsender ,.G." schreibt wörtlich: „Vehr häufig wird über den geringen Besuch her Partei sowie auch der GewerkicholtS-Bersamml,ingen geklagt. E« sind tchon alle möglichen und unmöglichen EnIjchuldigungSgeünd« dasür an- geführt worden, aber einen der wichtigsten bot man bilver tmmer vergejje», nämlich den, daß sehr viel« deshalb die Versammlungen meiden, weil sie sich vor der geradezu chrouifchcn kedewuth mancher Genossen sürchten. E« ist aber auch tdatiächlich nicht fehr erbaulich, vielleicht ei» ganzes Tupend Redner anhvren zu müffen, von denen »ft der größte Thetl, ohne iveieurUch neue Gesichtspiinetr anzuführen, mir Da« wiederholt, wa« der oder jener Vorredner schon lang und breit ousgesührt hat. Böie Absichten leiten ja derartige Redner gewiß nicht, aber sicher spielt hier ein wenig Eitelkeit mit. Die anf diese Art gelangweiile» Bersammiuiiftsbesucher sind ja gewöhnlich nicht so unbösüch, ihr Mißfallen darüber an de» Tag zu lege», aber — und da» ist noch viel schlimmer — sie bleiben ein andere« Mal ganz weg, anßer vielleicht bei einer ganz besonders wichtigen Tagesordnung, die dann aber, aus oben genannten Ursachen, auch gewöhnlich erst in einer zweiten Versammlung erledigt werden kann. Verschwiegen dars auch nicht werden, daß persönliche Zänkereien (welche doch bester in privatem Kreise erledigt werden könnten) ebenfalls nicht geeignet sind, den Versammiungsbesuch zu hebe». Tie Partei- rersammiungen dürfen doch weder Lehrcurse sür Rcdeübung, noch Tummelplätze zum Austrag persöniicherZwiftigkeiten werden, dazu ist den Betreffenden an anderen Orten hinreichend Gelegenheit geboten: denn im ersieren Falle wird man aus gar kein Publicum und im anderen Falle nur aus neugieriges zu rechnen haben," «8. Berlin, 9. April. In einer Frequenz, die sich manches- nial nicht über die einer Commission erhob, hat das „Plenum" de« Reichstag- das Stempel st euergesetz in zweiter Lesung erledigt. Herr Richter brachte, bei der Verhandlung über die sogenannte Börsensteuer, die Menschenleere de« Hauses in einen Zusammenhang mit dem BeratbungSgcge»- stand und tbat hierin de» Abweiendcn bitter Unrecht. „Man" war auS ganz tendcnzfreier Unlust zur parlamentarischen Arbeit weggeblieben, durchaus nicht aus Abneigung gegen die Erhöhung der Börseusteucrn. Es ist sogar sehr fraglich, ob bei einer stärkeren Besetzung de- HauicS die ernste Bedenken herausfordernde AnSbebnung der Steuer aus den börsenmäßigcn Handel mit Waaren, in welchen Termingeschäfte nicht gemacht werde», verhindert worden wäre. Für die Er höhung der Börsenfteuern (und des LollcricstempclS) stimmte selbst die freisinnige Vereinigung, auf welchen Umstand die »F"is. Zeitung" nachdrücklich Hinweis». Bei der Er örterung der nationalliberalen, auf die alsbaldige Vorlegung eines Börsengesetzcs abzielenden Resolution trafen sich die beiden Flügel des ehemaligen Dcutschfreifiiin- aber wieder in der Auffassung zusammen, daß eS die Ausgabe des Staate- sei, den — nicht geleugneten — Unsng an der Börse wie ein Verhängnis über die honnetten Be- rölkorlingselcmente ergehen zu lasten. Die Socialdemokralie scheint derselben Ansicht zu sein, kenn als das heikle Tbcina zur Erörterung kam, war kein einziger ihrer Abgeordneten mehr im Saale. Sollten sich die Sociaidcmokraleu auch bei der Abstimmung über die Resolution auf ihren früheren be quemen Standpunct in solche» Fragen, wonach Eiurichlungcn der „capilalistischcn WirthschaflSorknung" sie nichls angingcn, zurückiiehcn wollen, so werden sie zu hören bekomme», daß daS Recht hierzu verwirkt wurde, als sie sür die Handels verträge und gegen die Börsenstcuern stimmten. Während das Slempelstcuergesetz soweit gediehen ist, daß seine enrgillige Erledigung in dritter Lesung — von dem einen Puncl der AuSdehuu„b der Steuer aus borsenmäßige Waarengeschäjie ohne TerminpreiSnotirung abgesehen — nur noch eine formelle Bedeutung beansprucht, hat noch nicht einmal die Commission tcu anderen Steuervorlagen i»S Auge gcseben. Zur Zeit ist selbst noch unklar, ob und wie sie die Negierung be handelt zu sehen wünscht. Nur soviel gilt sür sicher, daß in dieser Tagung oder in diesem TaguugSabschniU elwa» GreisbareS nicht zu erreichen sei» wird. Gegen den Vorschlag einer Vertagung der Session bis zum Herbst wird von radicaler Seile bemerk!, die Tabakindustrie unv der Weinkandel würden sebr zu beklagen sein, wenn die Unsicherbeit über da- Schicksal der Steuervorlagen bis zum nächsten Jahre dauerte. Diesem Hinweis liegt eine Ver kennung der Sachlage zu Grunde. Ter solide Weinbandel ist gar nicht mcbr beunruhigt, er sowie die Wein- producenten sind sicher, daß tie vorgcscklagene Wein- bestcueruug niemals Gesetz werde» Wirt, unv eine Steuer aus bessere Flaschenweme Kat keine» Schrecken sür Producenten und solide Händler. War sie Loch auS diesen BerusSkrcisen heraus empsohlen worden. Da den Kunstweinfadrikaule» ei» Anspruch auf die Berücksichtigung ihrer Nerve» nicht zusteht, so könnte» höchsten« dir Schaum- weinerzcuger Ursache zu einer detauerlichen Beunruhigung haben. Unseres Erachtens sann aber für diese Branche eine allgemeine Fiaschcnwcinstcucr viel weniger bedenklich sei», al» eine Specialsteuer aus ihr Product. WaS die Tahakindustrie angehl, so wird sie nicht zurRuhe kommen,auch wenn tie Stcucr- commission den Fahrikatstenereulwurs emsargt und Felsen anf sein Grab wälzt Die Beunruhigung wird vielmehr erst beginnen, denn die Finanzlage de» Reiches und der Emzel- staaten bedürfen, trotz Herrn Richter, einer Consolidirung und — darüber ist keine Täuschung möglich — die Erdöbung der direkten Steuern in de» Einzelstaaten wird nickt er tragen werden. Die Stimmung der Berliner Bevölkerung über die Steigerung des GeiucindezuschlagS b>« zu einer im Vergleich zu vielen anderen Städten nicht einmal sehr be deutenden Höhe gestattet eine Vorstellung von dem Wider stand, den die Erhöhung der directen Landessteuern finden würde. Jctzt ist man in weitesten Kreisen ja noch geneigt, beifällig aus den Ruf „Ueberhaupt keine Steurrvermehrnng!" zu hören. Ist aber einmal daS Bedürsniß unabweisbar geworden, so wird sich das Verlangen »ach der gerechtesten unv erträglichsten Steuer entstellen, verbunden vernnithlich mit dem Wunsche, sie möglichst einträglich zu gestalten. Dieses Verlause- der Dinge muß die Tabakindnstrie gewärtig sein. Höchsten- daß ihr die Genngthuung wird, sich mit dem Bierbraucrgcwerbe in die Beunrubigung »heilen zu dürfen. Der Tabak wird »m so weniger vergessen werden, al- die gegenwärtige Besteuerung deS inländischen BodenerzcugnisseS den Grund berechtigter Unzufriedenbcii bei den Pflanzern bildet und in diesen innige Sehnsucht nach dem jetzt zurückgestoßciicn Fleischtopf der Fabrikaisteuer anskeimen lassen wird. I» Elsaß - Lotbringen ist man jetzt schon so weil, die Unentbehrlichkeit dieier Stener- forni zn erkennen. Die Stellung der Tabakindnstriellen gegen die mit unangenehmen Controlmaßicgeln ver bundene Steuer ist wohl zu begreifen. Aber sie sollten erwägen, daß sie nun einmal ein Product Herstellen, da» in der ganzen Welt sür da« geeigneteste Steuerobjecl gilt und fast überall viel schärfer berangezogen wird, al« eS in Deutschland selbst nach der Annabme de« unveränderten Regierungöenlwurfe«, den wir durchaus nicht wünschen, der Fall sein würde. Anzeigen-Preis dir 6 gespaltene Pttitzeile 20 Psg. Reklamen unter dem Redacttonsslrich (4 ge spalten) 50»j, vor den Famttteunachrtchiea (6 gespalten) 40 «Z. Größer« Schriften laut unserem Preis» vrrzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Toris. Extra-vetlagrn (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefördekung X 00.—, mit Postbesörderung ^l 70.—. Aanahmschluß fir Anzeigen: Nbrud-Ausgabe: Vormittag« 10 Uhr. Marge n-Au«gabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« srilb '/,d Uhr. Bet den Filialen und Annahmestellen je eia« halb« Stund« früher, sind stet« -n di« Er»rditt«n zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig- 88. Jahrgang. ID Berlin. 8. April. Betreff- der Maifeier liegt sich nicht allein die Socialdemokralie, die vor der ArbeitS- niederlegnng warnt, mit den Anarchisten und Unabhängigen in de» Haaren, die in ihrer heutigen Versammlung mit de» socialdemokratischcn Führern wegen ihrer Haltung schaff ins Gericht gingen, sondern auch in verschiedenen Getverkschafie». wie der Klempner, Tischler »c. bat die Frage der Maifeier einen dösen Streit entfacht und die Uneinigkeit weiter aus gedehnt. — Nack der heutigen Veröffentlichung de« social demokratischen PartcicassirerS sollen die Einnahmen in, Monat März ca. 15 500 betragen, von denen Berlin 1800 .ck, Crimmitschau 200 Cbemnitz 200 Oldenburg 300 .6, Hamburg-Altona und Umgegend 1000 der „Mann im Mond" 750-ckl ausgebracht baden, während lO OOO als Ueberschuß von der vorjährigen Hamburger RcichStagS- wahl an die Parlcicassc abgesührt worden seien. 88 Berlin, 9. April. (Privat-Telegramm.) Der Lrniorrnconvent des RrtchStagcS trat heute Mittag zusani men, um sich über die weiteren geschäftlichen Dispositionen für diese Tagung zu verständigen. Ter Präsident v. Lev etzvw tbeille mit, daß seitens der verbündeten Regierungen eine bestimmte MeinlingSänßcrting über den in An-sicht genom menen Termin für den Schluß der Session nicht vorliege, daß aber vermnthlich »rr Reichstag tzrrrtt» 4«ndc nächster Woche grschloffcn werden dürste. Deinnach sollen nur die Vorlagen erledigt werden, welche bereit« die Comniissic», be:w die zweite Lesung passirt haben; außerdem dringliche Initiativanträge. Für morgen ist also der Rest der heutigen Tagesordnung in Au-sicbt genommen, nämlich tie Fertigstellung deS Gesetze- über die Abänderung de» Viehseuchengesedcs und de« Entwurfes über die Abzahlungsgeschäfte, Beides in zweiter Lesung. Am Mittwoch soll „SchwerinS- taa" sein, und zwar soll zunächst der Antrag Echroeder (No velle zum Handelsgesetzbuch, betreffend die Kündigungs frist sür Handlungsgehilfe») zur Erledigung komme,,, sodann sollen Wa blprüfu n gen aus die Tagesordnung ge setzt werde», und zwar in erster Reibe diejenigen, bei denen das Resultat nicht zweifelhaft erscheint. Demgemäß werden zurückgcstellt die Wakle» der Abgeordneten GrasMoitke lO. Schleswig-Holstein. Np.) und Potenz (23. Sachsen, cons.). Am Montag nächster Woche soll die Stempelsteuer- Vorlage zur dritte» Lesung gestellt werde», sodann solle» noch der Antrag des Ccnlrumö, betreffend die Aufhebung des JesnitengeietzeS, »nd, wenn möglich, auch der An trag v. Hamnierstein. betreffend die Einwanderung der Israeliten, an die Reihe kommen. Die übrigen Tage der Woche dürsten durch die Beratbung der (besetze über de» Schutz der Waarenbezeichnnngcn und der Novelle zur ConcurSorduuug auSgesüllt werden. — Daneben soll die St eueres»» misso» die Vorlagen über die Tabak steuer und über die Weinsteucr durchbcratbe», was, der Stimmung »ach zu »rtbeileu, welche im Seniorciirouvenr zur Geltung kam, sich ziemlich schnell abwickcln dürfte. — (Äne Vertagung der Session gilt als ausgeschlossen. Z Berlin, 9. April. (Privattclcaramin.) Wie die Abendblätter erfahren, wird der Bericht de- Reziernngö- ratbS Rose über die Vorgänge in Knnirriln nicht eher publicirt werden, als bis die obeffte DiScipIinarbehvrde ihren Sprncl/gefällt hat. Die Entscheidung hierüber wirk erst nach Eintreffen deS Kanzlers Leist, der hierher zurückberufen ist, erfolgen. V. Berlin, 9. April. (Telegramm.) Der „NcichS- anzeiger" melket die Verleihung des Kreuz es der Großcomtbnre de« königliche» Hau-ordenS von Hohenzollern an den btrafrn Vaprlvl. ^ Berlin, 9. April. (Telegramm.) Die „Nordd. Allgcm. Ztg." erfährt, der Direelor im ReichSschatzamt Aschcnborn sc, zu», Un terst aalSsecretair ernannt worden. * FrlrdrichSruh. 9. April, i Telegramm.) Seit gestern Abend weilt hier als Gast de« Fürsten Bismarck der Afrika- reisende Oskar Borcherl. * Eisenach, 7. April. Ter Kaiser begiebt sich nicht un mittelbar von Coburg auf die Wartburg, sondern unterbricht bei der Station Wasungen die Reise unv uuterninimi von da aus den ersten Ausflug zur Aucrhalinjagd. Die Be gleitung zur Jagd ist wiederum dem Oberförster Kalten doch übertragen. Nach der Jagd fäbrt der Kaiier nach der Wartburg, wo ibn der Großherzog erwartet. * Trirr, 8 April. Laut der „Trier. Ztg." ist da» Gnaden gesuch de» durch de» Proeeß Ludwig sebr unvorlbeilbast bekannt gewordenen Pfarrer« S töct abschlägig be- schietcn worden. * Karlsruhr» 8. Avril. Nach dem vom Abg. Fieser er statteten Bericht über das Budget de« Schulwesen» betrug der jährliche Aufwand im Ordinarium im letzten Budget 7 537 059 Jetzt werden durchschnittlich für da« Jahr gefordert 7 872 317 * Stuttgart, 0. April. (Telegramm ) Ter „Schwab. Merkur" und nach ihm der „StaatSanzeigcr sür Württem berg" veröffentlichen eine Erklärung de« Ministerpräsidenten Frciberrn von Mittnacht gegen de» Artikel de» >Ltultgartcr „Beobachters" und auswärtiger Blätter, iu welch«» nach drücklich Verwahrung eingelegt wird gegen die Ver dächtigungen, daß o. MiNnackl in irgend welche» Beziehungen zu den bekannte» Angriffen des „Kladderadatsch" gegen Koke ReichSbeamlc stehe, v. Milkuacki crllärl eine derartige Behauptung für eine unwürdige Verleumdung. * Tiamaringcn. 9. April. Der Fürst von Hohenzollern ist nach Baden-Baden abgereist und wird sich von dort »ach Florenz begeben. * München, 8. April. Abgeordnetenkammer. In der gestrigen Beratbung de» CultuSetatS wurde über eine Bittschrift de- SchulrcformvereinS um An bahnung von Reform-Mittelschulen nach dem Vorbild« der Frankfurter Einrichtungen zur Tagesordnung übergegange» Seybotb, Iw. Günther und Nr. Andrea empfahlen dir Resormschulr, weil sie die Trennung der Bildungswege und damit die Berufswahl weiter binauS- schiebr. Ortercr verlbridigtc den gegenwärtigen Zustand. CultuSminister v. Müller fand die Frage wichtig und interessant, bezweifelte aber, ob auf diesem Wege da» an gestrebte Ziel erreichbar sei Weiterhin regte lw. Günther dir Erweiterung der Berechtigungen der Real gymnasien, insbesondere die Zufassung zu höhere» Studien an.
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