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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.04.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-04-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189404159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18940415
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18940415
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-04
- Tag1894-04-15
- Monat1894-04
- Jahr1894
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.04.1894
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vtt» «mm»'» G«Nm. «AlsreB U,iverst»St-st«ch« 1. S-Gt« e»sch«. k»th«i»«»str. 1«» »«t. mG GNchBtzl-tz 7. Anzeigen-PreiS die stgespaltmr Petitzeile 20 Pfg) Rrekamen ontrr dem RedacttonSstrich läge» Ipa>ten> 50->Z, vor den Jamslienaachnthte» <6 gespalten) 40-H. Größere Schrillen laut miserrm PrebS^ «rrietchnlß. Tadellartscher und ZisfrnrsaP »ach höherem Tarif. Optra-veilagrn (gefalzt), aar »S d« Morgen - Ausgabe, ohne Poftbesördee»»» >4 60.—, mit Pvslbesörderuug 70c—^ Ännahmschlsß fir AiyelM: Abend »Ausgabe: BormittagS 10 Uhr- Morg« ».Ausgabe: Nachmittag» 4Uhr^ Sonn- und Festtag» früh '/,» Uhr. Bei den Filialen uad Annahmestelle» j» rk»W halbe Stund« früher. knzetgen sind stet» au Li» GrpeBittV» zu richte». Druck nn» Verlag van «. -Dl» t» L»W». Sonntag den 15. April 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Oeffttilliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch. Ne» 18. April 18K4, Abend» «'/, Uhr, i« LitiuiigSsaale am Naschmarlte. Tagesordnung: I. Bericht de- Stiftung»-, Bau- und Oekonomieausschuffcs über Ankauf der Pa reelle Nr. 73» de« Flurbuchs für Stünz. II. Bericht de» Finanz-, bez. Lösch- und Gasausscbuffes über Lonto 32 „Schauspielhänser" mit >u»nahme vou Pos. 14, 23 des Haushaltpta»«» aus da» Jahr 1894. III. Bericht de« Vau-, Oekonomie- und bez. Berfaffung-aus- «uslchasst» über Louto 38 „Wasserwerk" und Epecialbudget „Wasserwerk" de» Haushaltplaner aus da» Jahr 1894. IV. Berscht des Bau-, Oekooomie- und Finanzausschüsse« über: ». rin Abkommen mit der Leipziger Jmmobiliengesellscl okt wegen Arealadtretuug zu der Strotze Vlll und Herstellung der Straßen Vlll und k im Süden der Stadt: d. Berkaus de» an der Ecke der Echwägrichen- und Havdnstratze gelegenen, mit » bezeichnet«« Bauplatzes; o. Abkommen mit den Herren Weßner ^ Fuchs in L.'Anger-Lrottendors wegen einesArealaustauschc» zwischen Theileu der Parcellen Nr. 68, 69,70 de» Flurbuch» für L.-Anger-Erottendors; ck. Abkommen mit der Firma Jüslel -c Büttel wegen eine» Arealauslausche» zwischen Theilrn der Parcellen Nr. 276 und 277 2 des Flurbuchs sür L.-Bohli«. V. Bericht des Bauausschusses über: ». Conto 32 „Schauwiel- häoser" Pos. 14, 23 des HaushollplaneS aus das Jahr 1894; d. Nachverwilligung für. bauliche Unterhaltung der Bebaude Nr. 3, b, 7 am Kupsergätzchen; o. Befreiung eine» Grundbesitzers von der Verpflichtung der Ver- zinsung des Antaqecapilalcs sür Einführung der Wasser- lcitung in die Weslslraße in Leipzig.Lindenau n. s. w.; <1. Linsühroug der Wasserleitung in die zwischen der Mühl- uud Eilenburger, läng» der Platzmannstraße gelegenen FamiliengLrtcn; e. Einsührung der Wasserleitung in dir PachtgaNen an der Bahnhosslraße in L.-Kleinzschocher; k. Einiühruna der Wasserleitung in di« Straße XIX in L.-Srllerhausen. VI. Bericht des Stiftung-, uud Finanz, bez. Bouausschusse» über Speciolbudget „Armenwesen" mit Ausnahme von Haupt- conto Pos. 82 i, q, b6' der Gehaltsliste und Special, conto ll II Pos. 4 des Haushaltplancs aus da- Jahr 1894. Bekannlmachsug. Ter am 27. Februar dss. I«. i» Leipzlg-Plagwttz verstorbeue Btniinaun Herr Friedrich Julia» Wetzdttng hat in seiuem Testamente ». der Armeuanstalt zu Leipzig 3000 d. der Gemeinde Leipzig - Plagwitz 3000 ^ al» Beitrag zu Erbauung der dortigen Kirche, o. der Armeucosse za Leipzig-Plagwitz 1000 ^ vermacht. Mit dem Ausdruck aufrichtigste» Dankes bringen wir diese Be- tdätigung menschenfreundlicher uud wohlwollender Gesinnung hiermit zur öffentlichen kenntniß. Leipzig, am 13- April 1894. 1588 Der Math her Stadt Leipzig. 494 vr. Tröudli». Lamp«. Zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Königs von Sachsen wird Montag, den S3. dsd. Mts., Nachmittags 3 Uhr ein Festmahl im Etablissement stattsindcn. Diejenigen Herren, welche sich daran betheiligen wollen, werden ersucht, die Taselkarten zu 4 ^ bis zum Mittag des 21. dss. Mts. in unserer Nuntiatur im Rathhause zu entnehmen. Daselbst werden auch Bestellungen auf Tafclplätze angenommen ; ohne vorherige Bestellung können Plätze nicht belegt werden. Hierbei machen wir ausdrücklich darauf aufmerksam, sondere Einladungen nicht ergehen lassen werden. Leipzig, den 9. April 1894. daß wir auch in diesem Jahre be ll» 965 356. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Tröndliu. Größel. Gesucht wird der am 24. September 1861 in Nickstelvitz bei Torgau ge- baren« Schirrijicistrr Varl Otto Moritz Ncinhold Zieger, welcher zur Fürsorge >ür seine Familie anzuhalten ist. Leipzig, den 10. April 1894. Ter Rath her Stadt Leipzig, Armrn-Amt, Abth. II. Hentschel.Mllr. Handel mit Portugal. Dir Kaufleute und Fabrikanten, die mit Portugal In Geschäfts, verbindung stehen, ersuchen wir, ihre aus einen Handelsvertrag mit diesem Lande bezüglichen Wünsche baldmöglichst und längstens btö zu« 15. h. M. schriftlich an unsere Kanzlei, Neue Börse, Tr. X,l, gelange» zu lasten. Leipzig, den 12. April 1894. Die Handelskammer. A. Ttzteme, Vors. vr. Gensel, S. Die städtische Sparkasse Beleiht Wertpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 10. Januar 1894. Tie Sparraffcn-Teputatto». Id. Bekanntmachung. Der am Schützeahose vorüberführende Fahrweg nach Leutzsch soll in Stand gesetzt werden und wird deshalb Von Montag, den 16. h. M., an bis aus Weitere» gesperrt. Leipzig, am 13. April 1894. Der Rath der Stadt Leipzig. Ib1744. Vr. TrSodlin. Lampe. Bekanntmachung. Die Neuberstellung von 488 tsd. Metern Thonrohrschleußen in einigen Straßen von Leipzig-LoikmarSdors soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau - Verwaltung, Ratdhau», 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 23 au» und können dort Angesehen oder gegen Entrichtung von 50 -H. die auch in Briefmarken «iugesendet werden können, ent- »ommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: .Schleuß«, in Lrivzig-Volkmarsdors" versehen in dem oben bezeichnete» Geschäftszimmer bi» zum 27. h. 5 Uhr Nachmittags rinzureichen. Der Rath behält sich da« Recht vor, sümmtltch« Angebote ab- zulehnen. Leipzig, de» 13. April 1894. De» NathS der Stadt Leipzig Io. 1460. Stratzendaudeputation. Bekanntmachung. Verschiedene an» den vormaligen Landfleischerhallen hrrrührende kupferne Waagschale« «tt eine« eisernen Waagebalken an» Gewichten sollen an den Meistbietenden verkauft werden. Die betr. Gegenstände liegen in der hiesigen RalhSwache (Rath- Hau«-Dnrchgangf zur Ansicht au», auch sind daselbst etwaige An- gebot, »bzngeben. Leipzig, den 18. April 1894. Der >a«d der Stadt Leipzig. 1». I486. Vr. Georgt. Wagner. Bekanntmachung. Bi« »ns Weitere« kann ans de« Hettigen Wiese« a« Roanen- holzr unweit der Villa de» Herrn Vr. Heine guter ge»achse«er, jedoch nar lehmiger Boden abgelagert werden, und wird von uns die zweispännige Fuhr« init 50 die einspännige mit 35 ^ vergütet. Schlamm, Schutt, Asch». Kehricht und dergleichen wird nicht angenommen. Den Weisungen nnsrre» Aussetzer» ist in jeder Beziehung Folge zu leisten. Lechz»«, am 21. Mär» 1894. Der »ath der Stadt Leipzig. Id 1311. vr. Georgt. Ass Lampe„ Bekanntmachung. Me wollen nicht unterlassen, ans die dierort» bestehend« V«- f>i»M»»g hinznwetsen. wonach, wenn »ine Familie mehr al» drei Kinder zu gtetckxr Zeit zur Volk»schule schickt. a«f Ansuchen Per Gtteen oder deren Otrlbertretrr nur für die drei jüngsten Kinder Schulgeld »hoben werden soll. Dies» Bestimmung kan» selbstverständlich dann keine Anwendung stnde», wen» schon einem oder mehrere« Kindern einer Familie freier Schnlnnterrtcht gewahrt wird. Lechjch, am 1». Amckl 1894. Der Gch«la»dsch«» der Stadt Lechzt,. Walter. Lehner! Bekanntmachung. Bel der beute in Gegenwart zweier Nvlare öffentlich bewirkten 41. Verloosuna von Prioritätsaktien Vit. 8 der Oberschlesischcn Eisenbahngesellschoft sind die in der Anlage verzeichnet«» Nummer» »gen worden. Dieselben werden den Besitzern zum I.Juli 1894 der Aufforderung gekündigt, die in den ausgeloosten Nummern verschriebenen Capitalbeträge vom 2. Juli 1894 ab gegen Quittung nnd Rückgabe der Beilen und der dazu gehörigen später zahlbar werdenden ZinSscheine Reihe IX, Nr. 7 bi« 10, nebst Anweisungen zur Abhebung der ZinSscheiareihe X bei der Staatsschulden- Tilgungscaffc, Taubcnstraße Nr. 29, Hierselbst, zu erheben. Die Zahlung erfolgt von 9 Uhr Vormittag« bi» I Uhr Nachmittags, mit Ausschluß der Soun- und Festtage und der letzten drei Geschäfts. tage jeden Monats. Die Einlösung geschieht auch bei den Regiernngs-Haupteaffen und in Frankfurt a. M. bet der kret-caffe. Zu diesem Zwecke können die Effecten einer dieser Lasten schon vom 1. Juni 1894 ab eingereicht werden, welche sie der Staat»schulden-Tilgungscaffe zur Prüfung vorzulegen hat und nach erfolgter Feststellung die AuS- zahlnng vom 2. Juli 1894 ab bewirkt. Der Betrag der etwa fehlenden ZinSscheine wird vom Capitale zurückbehalten. Mit dem 1. Juli 18K4 hört die Verzinsung der ver- looften Aktien ans. Zugleich werden di« bereit- früher ausgeloosten. aus der Anlage verzeichnet«», noch rückständigen Aktien wiederholt und mit dem Bemerken aufgerufen, daß die Verzinsung derselben mit den künbigung»terminen ausaehört bat. Die StaatSschulden-Tilgung-casse kann sich in einen Schrift. Wechsel mit den Inhabern der Actiea über die Zahlungsleistung nicht einlaffen. Formulare zu den Quittungen werden vou sämmtlichen oben gedachten Lassen unentgeltlich verabsolgt. Berlin, 4. April l894. königlich Preußische Haupt»ermaltung der Staatsschulden. I. 789. ». Hossmann. Ermittelungsaufruf! Beter. Wittwe Auguftr Therese geb. Kühne aus Leipzig Um Ermittelung und Bekanntgabe de- jetzigen Aufenthaltsortes der selben wird wiederholt gebeten. Arnstadt, de» 10. Avril 1894. Fürstlich Schwarzb. Amtsgericht lll. Vr. Langbein. Sau - Areal, in nächster Nähe de- Bahnhöfe- und der Harthwaldung schön ge legen, hat billig zu verkaufen »er Stadtrsttz zu Amenkau. Die „Weißen Väter". * Der preußische CultuSminister hat, wie bereit- mit getheilt, gemeinsam mit dem Minister de- Innern der MissionSgesellschast der »Weihen Bätcr" zu Mariengal bei Marsch in Luxemburg dir Genehmigung erlheiil, «in« Nieder lassung in Trier iu errichten. Wie erinnerlich, hat am 17. Februar d. I. der Reichstag tri der Bcrathung LeS LlalS sür Deutsch Dstafrika eine Resolution angenommen, worin die verbündeten Regicrnngen ersucht werden, „dir Beseitigung der jenigen Hindernisse zu veranlassen, welche der Au«bildung der in den deutsch-afrikanischen Eolonien wirkenden Bäter pom beiligrn Geiste in Deutschland entgeaenwirken". Preußen bat also n,ch» lange gezögert, diesem Wunsche ,a entsprechen, und trotz de- Iesuitengeketze» den .Weihen Batern" di« Er richtung einer Niederlassung zur Erziehung von Missionaren sür die Eolonien zu gestatten. Wa« diese« von Preußen in da« Iesuitengesetz gestoßene Loch sür innere Folgen haben wird, Hoden wir schon er- örtert, al« jene Resolution beantrag« und beschlosten worden war; auch darauf daben wir dingewirfen, daß die Zulassung der .Weißen Bäter" unseren Eolonien schwerlich zum Segen gereichen würde. In dieser Austastung werden wir bestärkt durch die folgende Zuschrift, die aus von Herrn Geh. Secrrtair a. D Brün eck in Halle » S zugebt: Tie gesetzliche Zulassung der dem Jesuitenorden zu gehörenden „Bäter vom h. Geiste" in den deutschen Eolonien ist in ihrer jpälere» Folgewirkmig vom .Leipziger Tageblatt" zanz zutreffend besprochen worden, wozu ich aus eigenen Lrsabriingen noch einen kleinen Beitrag liefern möchte. Diese ausnahmsweise Zulassung de» verbotene» Ordens in de» Eolonien ist nicht neu, sondern wird auch von Frankreich in seinen Eolonien zu nationalen Zwecken ich muß sagen, mit großem Erfolge angewendet. Nament lich in Algier, wo ich längere Zeit gelebt und die religiöse und nebenbei jranzösisä» - nationale Thatigkeit der ögcnannten „Weißen Väter" kennen gelernt Labe, haben diese verkappten Jesuiten gleichsam ihr Hauptquartier und überziehe» von da auö ganz Afrika sammt unserem Ostafrika mit ihren Missionsstalione». Der Schöpfer und Instructeur dieser religiösen Elitetruppe ist der weltpolitisch-kluge Cardinal Lavigeri«, Erzbischof von Algier, gewesen, der mit seiner fanalischon Energie ganz Afrika, zum Geringsten aber den Norden Afrika», für Rom zu erobern gedachte und zweijelSohne bedeutende Erfolge erzielt hat. Die bekannte schwarze Ordenskleidung, da sie sowohl unter der afrikanischen Sonne al- namentlich auch vor Len Augen der argwöhnischen Molianiedauer höchst unpraktisch erscheinen mußte, wurde an den Nagel gehängt und dafür ein schneeweißer arabischer Binnuü und rotber Fez als Kopf bedeckung angelegt: dazu da- Kreuz »m den Hals und das kleine unvermeidliche Brevier in der Hank. Als ich diese i» ihrer Erscheinung drastisch wirkenden Zwitteraestallc» von Muselman und > « Ehrisr zuui ersten Male erblickte, wurde ich so neugierig, daß ich den ersten besten Monsieur um Aufklärung bitten mußle. Diese Weißen Bäter besitzen oberhalb der Borstadt Mustapha supvricur eine aus der fast tropischen Vegetativ» mächtig hervor ragende Proselytenschule sür muselmanisch» Zöglinge und sind auch in den Stadtschulen di« Lehrer der national- französischen Jugend. — In Frankreich also sind die Jesuiten vertrieben und in Algier al- l'Lrv« dlanos werden sie sogar protegirt. Dieses Rätbsel ist nicht schwer zu lösen Wahrend nämlich die herrschsüchtigcn, culiurdünkelbafteii Franzosen auch wegen ihrer oft wüsten Lebensweise den Mohamedanern, besonders den glaubenSstrengen Arabern, ei» Abscheu sind und daher von einer sogenannten Enlturmission seiten« vieler Fran zosen nicht die Rede sein kann, sind c- die schleichenden Väter im Burnus, die neben ihren kirchlichen Ziele», wiederum als Mittel zuin Zweck, durch ihren Unterricht in der französischen Sprache und Sitte, sich als beste Pioniere des FranzosciitbumS erweisen. Kein Wunder also, wenn der Eardinal Lavigeri« unter der unchristlichen Republik sowohl bei den Machthabern in Paris als auch in Algier als Ebef de- in Afrika kampscnde» Jesuiten thumS in hohen Ehren stand und der geistige Herrscher in Algier war. Die Franzosen, al- katholische- Volk, können sich diese mit dem Iksuitenthuni nun einmal eng verbundene Herrschaft in den Eolonien in Anbetracht der nationalen Propaganda ohne Bedenken gefalle» lassen, da bei ihnen nicht, wie in deutschen Eolonien, später der alte, von Jesuiten unzertrennliche religiöse Zwist entbrennen kann. Der Seclensang unter den Mohamedanern beschränkt sich aus die maurische Bevölkerung, die durch ihren Leben-erwerb in den Stadien mit den Franzosen in engere Berührung kommt, deren Gunst sucht und überhaupt weniger streng mohamcdanisch ist. Die muselmanischen Zöglinge werden zu Beamten und Osficieren in algierischen »nd anderen Eolonial dirnsten anSgebildet und trete» dann gewöhnlich zum Katho lici-muS über, jcdcnsall- Ihun das ihre Kinder. Wenn man dem vom Cardinal Lavigerie offenherzig ver öffentlichten Jahresberichte Uber seine Tbätigkeit glauben darf, werden jährlich einige Hundert mohamedaiiischer Kinder von den kSres dlirrw», rcsp. den nicht minder jesuitischen Nonnen, im gesammten Algcriett und Tunesien bekehrt. Tie strenggläubigen Araber dagegen, die im Innern Ackerbau «nd Viehzucht treiben und meist nur als Karawanenleute nach Algier kommen, stehen den Franzosen, al- ihren — ich >nu„ sagen — barbarischen Bedrückern, feindlich gegenüber, so daß Lavigerie bei ihnen keinen Erfolg hatte und sie dafür durch einen damal- einzuleitendrn afrikanischen Religion-krieg ver Nichten wollte. Die Väter vom b. Geiste sind die ?Lrv' fflaiics unter anderem Namen und erhalten in deutschen Eolonien dann denselben Wirkungskreis, wie Jene in Algier u. s. w Anfänglich mögen sie ibren Burnus nach bei» politischen Winde hängen »nd sich den deutschen Behörden und evangelischen Missionaren gegenüber unschuldig erweisen Haben sie aber erst Einfluß und Macht, dann zeigen sie, wer sie sind, und der offene »nd heimliche Krieg gegen das Ketzerthum beginnt, wie es sich schon in Uganda gezeigt hat. Ta wir also nicht — wie die Franzosen — ein katholische- Volk, sondern überwiegend evangelisch sind, und da auch — nach alter Erfahrung — die deutschen Patres in nationaler Hinsicht den französischen Jesuiten nicht gleichkommen werden, so erscheint mir die Zulassung dieser Iesuilenpatre» in den deutschen Eolonien recht bedenklich, und di« Zukunst wird den Bewei- bringen daß wir den Bock zum Gärtner gemacht haben Wenn wir mit unseren Eolonien nicht vorwärts kommen» so liegt daS — meines Erachten» — an dem unrichtigen Systeme der Verwaltung. Ich bin auch in Brasilien mit den roden Negern in vielfache Berührung gekommen und kenne ihre Charaktereigenheiten. Danach halte ich eine wohlwollende, liebevoll ermahnende und völkerrechtlich gerechte Behandlung unserer eingeborenen Afrikaner sür den allein richtigen Weg, eine Colonie in Blülhe zu bringen. Die jungen Lieutenants und Assessoren mit ihren StandeS- vorurtbeilcn und einseitiger Kenntniß nnd Unersahrenhrit in solchen Dingen balle ich zum Regieren in den Eolonien für gänzlich ungeeignet, und die unheilvolle „Schneidigkeit" geht uns ins eigene Fleisch; das Kricgspielen, die Rachrzügr und die Prügeleien bilde» die Feindschaft der Eingeborenen gegen die fremden weißen Eindringlinge naturgemäß immer mehr auS, und wer weiß, ob die durch diese Bedrückungen noth- wendig politisch reifer werdenden Eingeborenen sich nicht später vereinigen und unsere Herrschaft daselbst ernstlich be drohen. Ich erkenne gern an, daß unsere Regierenden, dir den Verhältnissen auch fremd gegenüberstanden, ander unrichtigen Wahl des Vcrwaltungssystems unschuldig sind, und daß er schwer sein mag, de» rollenden Wagen auszuhaltrn und in bessere Wege zu leiten. Mit orientalischen Verhältnissen vertraute Persönlich keiten wie der verstorbene Einiii Pascha, oder der i>» Orient aeborene und vollkommen arabisch sprechende Dragoman Testa bei der Botschaft in Konstantinopet und Andere, die sich mit den eingeborenen einflußreichen Größen iir freund- sckasttiche Beziehungen hätte» setzen können, kalte ich allein für geeignet, eine Colonie wie Ostasrika ohne Krieg und Kosten zu cultiviren und nutzbringend zu machen. Brüneck, Hall» a. S. Deutsches Reich. -y. Berit», 14. April. Von dem Schauplatz der Uneinig keit des Centn»»- liegt heute nichts Neue- vor. Herr Iw. Lieber sitzt in Camberg, von wo er am Montag in Berlin „erwartet" wird. Einstweilen ist er jedenfalls nicht anwesend und ob er noch vor Schluß der Session kommen wird, wagen manche Politiker von Erfahrung zu be zweifeln. Frlir. von S ch o r > e m « r - A l st, den man deute im Foyer des Reichstages bemerkte, ist al- Mitglied der Silbercommissio» ,i» Reichssachen" beschäftigt. E- mag außer allem causaleu Zusammenhang sieben, daß er in derselben Zeit ans der Bi>ksläck,c erschkint, da der Achilleus von Camberg grollend sich sernhält. Aber aus alle Fälle ist cS ein interessantes zeitliches Zusammentreffen, nnd eS konnte auch nicht unbemcrtt bleibe», daß die zur Zeit an wesende» Eentninisuiänncr mit dem westfälischen Aristokraten wesentlich ungezwungener und freier verkehre», als eS bei dem Verkehr mit dem »assauischen Klerikaldemokratkn zu geschehen pflegt. Wie die CentrumSleule den jüngsten Geniestreich ihre- »assauischen Wortsiidrcr- aussassen, ist natürlich deren eigenes Gebeimniß. Der ultrainontancn Presse ist in diesem Falle die Sprache nur gegeben, um die Gedanken zu verbergen. Aber c- kommt auch nicht so sehr aus die Bcurtbeiluiig durch da- Centrum, al- aus die Momente für eine objcctive, historisch-politische Bcurthei- luiig an, und deswegen wird eS, trotz „Germania" und „Correspondcnz Nienkemper", auch andere» Sterblichen ge stattet sei», ein Wort mitziireden. Da ist cS doch von Interesse, vor allen Dingen fcstzlistcllen, wie viel mebr der neue EurS im Pnncle der Irictionen und Abschiedsgesuche zu produciren vermag, als der alte. Von den Frictioncn in den obere» Regionen Wollen wir gar nickt reden; dort scheint ja dir Kriseln Bedürfnis; de« Alltags zu sein. Aber aus dem parlamentarischen und Parteiboden zersetzt der neue Curs nicht minder rasch, was bis dahin doch immer noch gehalten hatte. Bei den Conservativen sing r« an; Herr von Helldorss mußte über Bord, damit die Partei aus „volkSthümlichere" Bahnen gcrathe» konnte, d. k. in diesem Fall auf Bahnen, die auch joden Schein der Verpflichtung gegen die Manne» de- Neuen Curscö auSschtießen sollte». Die Nächsten waren auf der anderen Seite die Freisinnigen, die an ihrer Liebe zu dem unvergleichlich bessere» Nachfolger de« Manne« von Friedrichöruh binsiechtcu. Dann kam tim» ?oloniae, da- Ende des Manne« nämlich, der die l9 Polen „unentwegt" aus dem Boren bereiter Dienstwillig keil gegenüber dem neue» CurS festgehalten hat. Nach Herrn von KoScielski kommt der eigentliche und wirkliche Retter de« neuen EurseS an die Reihe, Herr vr. Lieber, nicht trotzdem, sondern weil er im Angesicht der römisch-fuldaischen AussichtSbehvrde den Beweis erbringen zu sollen glaubte, daß er, wenn die Noth des neue» EurseS am höchsten, stet« al« Retter am nächste» sei. So weit läßt sich die an regend« Betrachtung leidlich sicher führen. Bon Saturn»« wissen wir, daß er seine eigenen Kinder verspeiste — aber wir wissen nicht, wie viele stirer gewesen sind. * Berlin, 14. April. Wie im „Rcich-anzeiger" dieser Tage mitgetkeilt worden ist, bofst man in amtlichen Krei en die zweite Lesung des bürgerlichen Gesetzbücher, dessen erster Theil i» diesen Tage» der Oesfcntlichkeit übergeben Werben soll, in der Eommission bis zum Sommer beS Jahre« 1495» zu vollenden Dann würde, da eine Zustimmung des BundeSratbS vermutblich nur kurze Zeit in Anspruch nehmen wird, der Reichstag in der Wiknersession 1893/96 in die Beratlningen eintrete» können. Neben diesem Riesenwerke de« bürgerlichen Gesetzbuches werden aber noch andrre legislatorische Arbeiten auf gesonderten RechtS- gebietrn zu vollenden sein. Vor allein da« Handelsrecht und das Bersikberun gerecht, sodann da- Recht der wang-vo llstreckung und da« Grnndbuchwesen, die ivilproceß-Ordnung und die EoncurSordnung. Uni den BundeSratb und den Reichstag rechtzeitig mit diesen Gesetzgebung-ausgaben befassen zu kennen, sind, wie die „Köln. Ztg." mittheilt, im NeichSjustizamt dir Vorarbeiten dafür bereit« seit einiger Zeit in vollem Gange. Der Ent wurf eine- »mgeardeiteten Handelsgesetzbuchs ist unter Mitwirkung hervorragender Mitglieder de« Reich-gericht- in der Aufstellung begriffen und soll, sobald er abge- s:
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