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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.04.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940416019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894041601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894041601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-04
- Tag1894-04-16
- Monat1894-04
- Jahr1894
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Vez»g-.Prers U Her Hauptexveditiou od« dm kn Stad«. tqtrk und dm Bororten errichtet», An«. Mvrflellen abgrholt: vi«tei,ähritch ^l4LH kt zwetmaliger täglicher Zustellnng in« Han» >l 5.50. Durch di» Bost bezog»» für Deutschland u»d Oesterreich: viertel,ädriich -I S.—. Direct» täglich« Kreuzbaadieudaag ttG L»sl«d: »oa all ich ?chO- ri»Mvrgen-Aa«gab« «scheint täglich '/.?llhr. di« Adm^Ludgrb» Wocheutag» 5 Uhr. Led«ctt-» »st Lrpeditio,: -»tzOturS^Ge 8. Ne Erpedftio» «st Woche, lag« mtuuterdrochr, «Äftiet m, srtch « bt» «dead« ?U»r. va« L«««'« Gorti». iAlfrrst H«tz»1d UaiaersttütDstrah» 1» r«»« er,««. str lhari amstr. 1«, Part, «ch »Rckgsvlich ^ Morgen-Ausgabe. ciiiMtl Tllgcblall Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Nnzeigeu-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg. Neclameu ont« dem Nedactlonsskrich <4«a» spalten) ÜO^Z, vor den Familtenaachrichte» <6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut iraserem Prris« ««zeichuitz. Tabellarischer »ad Zifferusatz nach höherem Tarif. Ertra-Beilagen sgesilzt), nnr mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbrsörderuag » 60.—, mit Postdes-rdrr,»- >L 7vc—. Ä«a»h«rschl»ß fiir Äa^iße»r «beud-Ausgabe: Vormittag« 10 Uhr. M»rg»»-Au«gabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- »ad Festtag« früh Uhr. Bei dm Filialen und «uoahmesiellen ja et» halb« Staad« früher. Snzrftze» stad stet« -a dt, Erheditia» z» richten. Druck »ad Verlag vaa G Pol» iu Leipzig. Montag den 16. April 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Nachdem di« Pslasteruug-arbeiten in der Bkaltkestraftr hier aus der Strecke zwischen der Bayerischen- und der Eliseustraße der- geben worden sind, werden die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber hierdurch au« ihren Angeboten entlassen. Leipzig, am 12. April 1894. ibKS Der Rath der Stadt Leipzig. I«. 527 Vr. Tröndlin. Tolditz. Die beim Reuba» eine« Train-WagenhauscS in L.-M-ckern erforderlichen Arbeiten, einschl. Materialien, als: Lao« l: Grd-, Maurer-, Asphalt- und Ltrinmei»- Ardette«, Loa« U: 8t«mrr-Ardeiten, falle» getrennt am 24. April 18S4, Los« 1 um 11 Uhr, Loo« ll am 12 Uhr Bonn, öffentlich verdungen werden. Zeichnungen und Bedingungen köaam im Geschäft-local de« Unterzeichneten, Färber- ftratzt IN, etngesehm, AngebotSsormulare gegen Erstattung der Selbirkoste» bezogm werden. Die versiegelten und mit entsprechender Aufschrift versehenen Angebote sind bi« zu obengenannten Terminen einzureicheu. Leipzig, dm 18. April 1894. Kray. Garnison-Bauinspector. Nachdem die zwischen der Stadl Roda und dem Director Scheerer bestehend«» Meinung «Verschiedenheiten gelöst sind, wird die s. Z. über die Enthebung de« Director« von der Leitung der hiesigen Bausch»!« veröffentlicht« Bekanntmachung zurückgenommen. Die Schule wird »ährend de« Sommersemester« vom Director Scheerer vettergeführt. «»da, »4. April 18S4. Der Ltadtrath. Goebel, Bürgermeister.' Loncursoerfahren. lieber da« Vermögen de« abwesenden Kaufmann» Alfred Aanftantin ikugen Maria«, in Firma ik. A. E. Part«« zu Hambarg, zuletzt Etplanad« 3l, wird heute, Bormittag« 10 Uhr, Loucur« eröffnet. Verwalter: Buchhalter S. Emden, große Bleichen 5. Offener Arrest mit Anzetgesrist bi» zum 26. April d I. ein schließlich. Aamrldefrist bi« zum 12. Mat d. I. einschließlich. Erste chläubiger-Bersammlung den 27. April d. I., Bormittags 10 Uhr. Allgemeiner Prüfung«termin den 1. Juni d I., Bonn. 10'/« Uhr. Amtsgericht Hamburg, den 4. April 1894. Zur Beglaubigung: Holste, Gericht-schreiber. lich gute Dienste auf anderen Gebieten „die Aushebung de» Jesuiten- gesetze« in den Schooß geworfen zu bekommen", ist so bestimmt von unserer Seite, besonder« auch von mir wiederholte Male in jüngster Zeit öffentlich au«gesprochen und in den „leitenden" Preisen in Berlin gut bekauut. Wir kaufen unser gute« Recht nicht, wir sordern e« im Namen der Gerechtigkeit und werden darin, wenn wir — gelbeilt oder geschloffen — die Regierung unterstützen können oder derselben Widerstand entgegensetzen muffe», ganz gleichermaßen uud geschlossen jederzeit am Platze und unbeugsam sein. Mit alledem beseitigt aber Herr Lieber weder sein Zu- geständniß, noch den tiefen Riß zwischen den demokratischen und den mehr konservativ berichteten Elementen seiner Partei, den er durch diese« Zugestandniß offen an den Tag gebracht bat. Nicht daraus kommt e« an, ob Rom oder die Bischöfe dem Centrum einen Wink gegeben haben — wa« bekanntlich im Jahre l887 bei der SeptenuatSvvrlage mit großem Nach druck geschehen ist —, sondern daraus, daß Herr vr. Lieber in Sachen de« Handelsvertrag« sich nicht, oder doch nicht allein von sachlichen Erwägungen, sondern mehr oder minder von Rücksichten auf Rom und die deutschen Bischöfe, ins besondere auf deren Urtheil über die CentrumSpartci hat leiten lassen. Daran ist nach dem Wortlaut des früheren Schreiben« des Herrn vr. Lieber an seinen westsälischcn Freund nicht zu drehen und zu deuteln, und darum ist auch kein Friede zwischen jenen grundverschiedenen Elementen möglich — wenn nicht die verbündeten Regierungen die Hadernden durch eine große Coneession wenigstens sür einige Zeit mit einander und Herrn Lieber aussöhnen. Fünfzehn soll in den letzten Tagen de« April, wo nicht erst im Mai brginnen. Auch wenn CriSpi mit der Auflösung so lange zuwarten sollte, wird die gegenwärtige Bolksoertretung, die jämmerlichste, die jemals aus Äiontecitorio gewirthschastet !>at, bald abtreten. Politische Tagesschau. * Leipzig, 15. April. Der pkutsAka«ser»attpeu Fraktion de« Reichstage«, iu dir Graf Kanitz durch seinen Antrag auf Verstaat liihuug de« verkaufe« ausländischen Getreide« einen neuen tiefen Riß gebracht hat, ist eS geglückt, wenigstens einen vruderkampf im Reichstage zu vermeiden. Die deutsch couservativen Gegner de- Antrags haben sich während der Debatte Schweigen auserlegt und von der Abstimmung sich fern gehalten. Nur die der Fraction nahe stehenden Abgeordneten v. Levrtzow und Gras Schlicffen stimmten gegen den Antrag, etwa 26 Fraction-mitglieder, darunter Graf Herbert Bis marck, feblten bei der Entscheidung. Der durch die Fraction gehende Riß ist dadurch aber nur nothdürftig verschleiert, nicht beseitigt worden. Er wird und muß bei der nächsten beste» Gelegenheit wieder hervortreten. DaS Lentrum lann sich nicht einmal mit einer nothdürftigen Ver schleierung seiner Zerrissenheit trösten. Herr vr. Lieber h«l sich durch sein Eingeständniß, daß er bei seiner Stellung nahme zu dem russischen Handelsverträge auf den Papst und die Bischöfe Rücksicht nehmen zu sollen geglaubt hat, sogar die vaticanische Jesuitenparte, zur Feindin gemacht. Schreibt doch die »Voca de la DeritaS", sie hoffe, daß eS Herrn Lieber nicht vergönnt sein werde, dir Eintracht und die Stärke des deutschen KatholiciSmuS zu llnlerwnbltn. Da« ist ein nicht mißzuverstehender Wink an d,e ultramontanen Anhänger Lieber'« in Deutschland, seine Fahne zu verlassen. Wie Herrn Lieder dieser Wink und die Polemik feiner unbotmäßigen Parteigenossen in die Glieder gefahren »st, geht au« seinem neuesten Briefe hervor, in dem er sno Eingestäudniß wieder zurück zu nehmen sucht. E« heißt io diesem, an den Redacleur der »Westsäl. VolkSztg." gerichteten Briese: „Weder Fulda noch Rom, „d. h. der Papst uud die Bischöfe", Hab«, dem Leutrum tm neuen Reichstage je de» geringsten Muk über etwaig« Wüasch« oder Interessen hinsichtlich der Beziehungen zu Berlin zukommen lasten. Dagegen haben sei« mehr al« Jahre«frisl angesehene ntchtkatholische Zeitschriften und Zeitungen Deutschland«, an ihrer Spitz« di« Berliner „Kreuzztg", zu einer Art von stehender Rubrik die Verdächtigung derjenigen Leutrumskreise, die gegen die letzt« Mtlitairvorlag« stimmten, dahin auSgebtldet, al« seien dieselbe» demokratisch, d. h. im Sinne jener Blätter anti monarchisch, undeutsch und Leute der nackten, unfruchtbaren, siet« uud überall Reia tagenden Opposition. Dabei haben sie dir Aus- «erksamkeit katholisch - kirchlicher Preise mit besonderem Nachdruck daraus geleast, wie schädlich eia« solch, Haltung de« „neuen Eratrum«" de» katholische« Interesse», di« nirgend» liebeadere Fürsorge all bet eben diesen Blättern zu finden scheinen, tu Preußen uud iu Deutschland sein, zunehmend werden müsteu. Me der Gegner, so die Abwehr. Do- Leutrum war nie 2 e^ernngSvoriei um jeden drei«, nie Lpposittontpartei um jede, Prri«, wird »ie Ein« noch da« Andere sein. Ja demselben Maße aber, l, welchem man ihm heute und hier da« Eine und dort und morge» wiederum da« Andere nochredet, in ebendemselben Maß« wird e« bemüht sein, dorthin, wo di« Verdächtigung hinztelt, durch sein« Haltung den Brwei« zu führen, daß e« da« alle ge- bliebe» ist uud immer bleiben wird Daß der Beweis sich auch »ach Kalb« und »ach Rom richten muß, wenn fori und fort den kirchliche» Behörde» aah« gelegt wird, sie müßten endlich diesem Leutrum ihr Vertrauen entziehen, liegt so in der Natur der Sach«, daß, wem unter den nichtkatholljche» Mitbürgern uud den Mitgliedern der andere» poiilische» Parteien La» nicht zusagt, sich »ft dem Leutrum »erbiiuden muß. etumal um solchen un berufe»«» Warner» klar zu machen, wo« sie mtl diesem fort »4h«ad»n Heretazieh«, der kirchlichen Behörden in die Gesiallung de« politische» Parteiiebeu« von Deutschland und von Preußen — sa Bel a» lhae» liegt — aarichtea könnten, dann aber und Haupt- sächlich «» de» kirchlichen uud katholischen Rechten und Inter- «Le» «ahllch »al« Gerrchtlgkeit iu Preußen und ln Deutschland zu »er- ichaG»- Daß Haaheisaeschäft» dabei völlig ausgeschlossen A»d, h«ß t»«>»k»hm» Kt» Measch t» Leatram dara» denkt, sür «ageb- In Preußen baben sich bereits unter Begünstigung der Regierung dieselben Parteien, die seiner Zeit für den Zedlitz'schen Schulgesetzcntwurf eintraten, in größter Einigkeit zur „Ordnung" der evangelischen Airchcnvcrsaffuiig zusammen gefunden. Wahrscheinlich werden sie diesmal besseren Erfolg haben als bei dem Schulgesetz, wo ihr Sieg durch den Sturm der Entrüstung im Volke verbinden wurde. Jetzt schicken Conservativr und Centrum sich an, der evangelischen Kirche Preußen« neue Verfassungs-Einrichtungen aufzukrängen, dainit die sreidenkcnden Mitglieder noch mehr als bisher dem einseitigsten bochkirchlichen Drucke preiSgegebcn werden können. Für den Schimpf, welcher der evangelischen Kirche Preußens dadurch augelhan wird, daß bei deren inneren Einrichtungen jetzt die Ultramontancu das e.it- schridende Wort jprechen, hat dir Reckte de« preußischen Abgeordnetenhauses alle Empfindung verloren. Unbedenklich werden die natürlichen Feinte der evangelischen Kirche zur Regelung der inneren Verhältnisse eben dieser Kirche in Preußen herangezogen. DaS Centrum war früher vorsichtiger und taktvoller, wenn eS sich um Anliegen der evangelischen Kirche handelte; eS pflegte sich hierbei neutral zu Hallen Jetzt aber ergreift e- sreudig die Gelegenheit, auck in evange lischen Kirchcnfragen das entscheidende Wort zu sprechen. Dann aber da« Geschrei, wenn von evangelischer oder staatlicher Seite i» innere Anliegen der katholischen Kirche bineingeredet wird! Conservative preußische Blätter bemühen sich, den Vorwurf zu entkräften, daß diese« evangelische Kirckengrsctz dem evan- gelischcn Volke gegen de» Widerspruch der Mehrheit der Ver treter dieses Bekenntnisses mit Hilfe der Katholiken deutscher und polnischer Zunge aufgczwungen werde. Die Abstimmungen werden e« ergeben, ein Blick aus die Parteien und ibrc Haltung im preußischen Abgeordnetcnhause lehrt c« bereit« unwiderleglich. Die preußische bcchkirchliche Partei ist gegen wärtig an der Arbeit, den Bogen aufs Aeußersle zu spannen. Sie hüte sich nur, daß er dabei nicht zerspringt. Zu dem Interview de« »Figaro"-Correspon- denten mit König Humbrrt von Italien wird der Nat.-Ztg." au« Rom bestätigt, daß daS Interview, in Form einer gewöhnlichen Audienz nachgesucht, stattgefuiidc», aber eine ungenaue Wiedergabe erfahren habe. Daß in der That von Herrn Calmette mancherlei berichtet worden ist, worüber Niemand erstaunter gewesen sei» wird, als der König selber, beweist vor Allem folgende ihm in den Mund gelegte Acußerung: „Glauben Sie denn, daß meine italienischen Soldaten Ihre französischen Soldaten vcrgeste» haben, mit denen sie dieselben Gefahren und denselben Ruhm getheilt haben. Glauben Sie, daß wir die Schlachten von Solsertno und Magenta ouS unlerer Ge schichte gelöscht haben ? An dein einen oder anderen Tage — seien Eie davon überzeugt — wird man aus beiden Seiten der Alpen erkennen, daß diese Freundschaft von ehemal« trotz Allem sort besteht, sie wird mit den Jahren stärker werden, weil wir doch schließlich südliche Völker sind, d. h. Brüder eines Blutes, wie wir Wassenbrüdrr gewesen sind " So hat König Humbert sicherlich nicht gesprochen. Der .Figaro" hat seinem Corrcspondente» 5000 Francs für daS Interview bezahlt. Die 5000 Francs haben ihre Schuldigkeit gethau. DaS Blatt hat an dem Tage, an dem daS Interview erschien, 30000 Nummern mehr al« sonst verkauft, und es bat zum ersten Mal einen leibhaftigen König einen Artikel für sich .reden" lasten. Mehr hat der .Figaro" schwerlich bezweck! und au« diesem Grunde geht man auch nicht fehl, wenn man wa« ja auch bestätigt wird, annimmt, daß Herr Calmette oder die Schriftleitung de« .Figaro" bei der rndgiltigen Redaktion de- Interview« dem Geschmack der französischen Leser weit gehende Rechnung getragen hat. — Nach dem Berichte des zur Prüfung Le- Sonnino'schen Finanzreformplanes eingesetzten FünszrhnerauSschusse», welcher der Kammer so eben zugegangen ist, beharrt der Ausschuß auf der Ablebnung der Erböbung der Rentensteuer auf 20 vom Hundert, sowie der Grundsteuererhöhung und auf weiteren Abstrichen vom Kriegevoranschlagr in der Höhe von 14 Millionen Lire. DaS Cabinct, da« die am Heeres- und Flottenvoranschlage geplanten Abstriche von 6 Millionen Lire nur als Nothbehels sür ein verwaltungSjabr ausfaßt, bezeichnet jede weitere Minderung der Wehrkrajt als selbstmörderische- Beginnen und verweigert den Verzicht aus die Erhöhung der Coupon- und der Grund steuer, wofür die Fünfzebn keinen annehmbaren Ersatz zu bieten wußten. Ob die Majorität der Kammer sich aus die Seite de« Ausschuss«- stellen wird, ist noch nicht gewiß, wäre e- die«, so würde CriSpi die Auslösung der Kammer bereit- vollzogen haben. Die Aeußerungen der leitenden Parleibläiter lassen erkennen, daß die Meinungen in den verschiedenen Lagern noch schwankende sind, bald sind sie den Sonnino scken Reformen geneigter, bald abgeneigter, augenblicklich wieder da« Letztere. D>« Kammerverhandlung über den Bericht der Seit der frühere spanische Minister CanovaS erklärt hat, erwerbe gegen die Handelsvertrag-Politik der liberalen Regierung bis aufs Messer kämpfen, mehren sich die Gegner derselbe» von Tag zu Tag, obwohl der Minister des Aus wärtigen, Moret, am Donnerstag sehr geschickt und schlagend ür die Handelsverträge eintrat, die ja nur eine Fortsetzung der Abmachungen tcS frübcren conservative» Cabinet« mit Schweden-Norwegen, den Niederlanden und der Schweiz seien. Seine Rede lief aus eine verurtbeilung der 189l eingcleiteten Hvchschutzzollpolitik binauS, die daS Land in eine sehr üble Lage lebracht habe. Tbatsächlich geht der sür die Wohlfahrt Spaniens ö wichtige SchiffsabrtSbetrieb seit 189l alljährlich »m Tausende von Tonnen zurück, der Handel sieckt dabin, und selbst die In dustrie, der durch die Schutzzölle auf die Füße geholfen werden ollte, liegt dauernd darnieder. Gerade die catalonischc Baumwollindustrie, um derentwillen hauptsächlich die Zölle verdoppelt und verdreifacht wurden, weist immer geringere Ausfuhrziffern auf, ohne etwa aus dem heimathlichen Markte Ersatz zu finden: die spanischen Verbraucher müssen zwar zum Theil auf den Bezug ausländischer Banmwollwaarcn verzichten, aber da ihnen daS beimischc Erzeugniß nicht zu- agt, und ihre Kaufkraft überhaupt durch die neue Zollpolitik vermindert worden ist, so schränken sie sich in ihrem Verbrauch ein und fallen keineswegs, wie man erwartet hatte, den catalonischen Fabriken al» Kundschaft zu. Moret hat erklärt, daß da« Cabinct von der Annabmc der Berträge sein Ver weilen im Amte abhängig mache. Trotzdem und trotz der wenig rrniuthigcnden Erfahrungen der letzten Jahre läßt, wie gesagt, der Widerstand gegen die Verträge nicht nach. Aller dings darf man die Tbatsache nicht überschätzen, daß die SenatScommission, und namentlich ihr Vorsitzender, sowie ihr Schriftführer, denseldenOpposition macken,denndikEntscheidung liegt bei der verbältnißmäßig großen Zahl Indifferenter, die zwar von den Verträgen keine besonderen vortheile für Spanien erhoffen, andererseits indeß ihre Losung von Sagasta holen. Was man am meisten fürchtet, ist die B e r s ck l e p p u n g S t a c t i k de- Senat«, dessen Ausschuß die Einleitung einer Umfrage von unbegrenzter Dauer beschlossen hat, bei der die hervorragendsten Vertreter der Landwirtbschaft, der Industrie und deS Handels über die Verlrägc vernommen werden sollen. In der nach Mcnalcn zu berechnenden Zwischenzeit kann in Spanien mancherlei passircn. WaS spcciell den deutsch-spanischen Vertrag anlangt, so hat, da die CorteS die Sache immer von Neuem auf die lange Bank schoben, schon dreimal ein Provisorium bewilligt werden müsse», und nun wieder diese Enquöte! UcbrigcnS ist e« nur diese- Narrenspiel, worüber man in Deutschland ungehalten sein kann, an der Sacke liegt unö blutwenig, denn von allen Verträgen ist der spanische der allerungünstigste, er bietet un« fast gar nichts. Das amtliche Organ der russischen Regierung, der Prawitelstvcnny Wcslnik" (.NcgierungSbote") läßt sich anläßlich der letzte» Monarchen-Begegnunge» in bemerken« wertber Weise vernehmen, indem es den Umschwung der politischen Stimmung in Europa betont und dann sortfährt: Bor noch nicht gar langer Zeit hätte die öffentliche Meinung im westlichen Europa nicht gerade mit Ruhe die wieder- holte» Begegnungen der gekrönten Vertreter der „Central- FriedenS-Liga" vcrsolgl; die Presse hülle durch ihre Coinmentare zu diesen Begegnungen die in solchen Füllen eingetretenen bangen Erwartungen nur noch gesteigert, insoferne sie die selben gleichsam als Warnungen an die Adreß« der außerhalb de« Dreibünde« stehenden Machte gelten ließ, die, der allgemeinen, in Europa geläufigen Annahme zusolge, ihre Politik hauptsächlich au? der Kriegrliereilschaft ihrer nach Millionen zahlenden Armeen basirten. Nichts Derartige« verlaute diesmal in den Erörterungen der westeuropäischen Presse anläßlich der neuerliche» Enlrevue de« deutschen Kaisers mit seinem Bundesgenossen und Freunde, dem Kaiser von Oesterreich. Nicht minder bezeichnend sei auch die säst einmüthlge Ausgabe ihrer sriiberen Auslassung der Zwecke und Ziel» de« Dreibundes durch die italienische Presse in den der Begegnung Kaiser Wilhelm s II. mit dem König Humbert gewid- nieten Artikeln. Ein Zeichen der veränderten Stimmung sei e«, daß derzeit ganz allgemein die Einsicht von der Nolhweiidigkcit Raum gewonnen, den Wcitcrrüslungen Einhalt zu thun, welch« die Solvenz der verschiedenen Mächte bis aus den äußerste» Grad angespannt hätten, über welchen hinaus nur noch der Bankerott zu erwarten sei. Freilich seien das Alle« vorderhand nur fromme Wünsche, doch sei e« bezeichnend und könne es nicht fort geleugnet werde», daß die Anregung der Frage der Einschiänlung der Rüstungen in Europa genau mit dein Zeilpuncte zusammen- gesalle» sei, an dem die wirthschaitlicbe Annäherung zwischen Ruß land und Tentschland jenen „neuen Strömungen" den Anstoß ver liehen, die selbst in jenen Krciien eine» lebhaften Widerhall gesunden, wo man es noch vor nicht langer Zelt nie sür möglich gehalten haben würde. Diese allgemein zur Geltung kommende Strömung zu Gunsten der Sicherung eiues dauerhaften europäischen Friede»«, welche zunächst unter dem Eindruck« de« friedlichen Ldarakter« der Toulon« und Pariser Festlichkeiten in die Erscheinung geirrten, habe jetzt unter den, sriedenipendenden Linsluffe der deuijch-rujstjcheii Entente aus dem Boden ihrer wirthschoftliche» Interessen einen noch mächtigeren Ausdruck gewonnen. „Die denkwürdigen Lclobertage in Frankreich" — schließt das russische Regierungsblatt — ,.wurden von den Freunden de- Friedens im Hinblicke aus deren erwartete wohlthötige Folgen gesegnet. Al« eine gleiche lichte Friedcnsbürg- schuft wird letzt allgemein auch der russisch-deutsche Handelsvertrag begrüßt, der neue Hoffnungen und Ausstchien wochgerusen hat." Wir wollen nicht mit dem amtlichen Petersburger Blatte darüber rechten, daß eS noch immer nicht einstedt oder ein gesiebt, die kriegerischen Tendenzen de« Dreibünde« seien vv rem Abschluß de« deutsch-russische» Handelsvertrags nur in der Phantasie der russischen und französischen Chauvinisten vorhanden gewesen, freuen »nö vielmehr aufrichtig über da« Zugesländniß, daß gegenwärtig jede« Mißtrauen gegen die initieleuropaischt Liga vollständig grundlos sei, und wünschen dem Artikel LeS .Praw. Westn." jenscit» de« Rhein« möglichst weite Verbreitung. Deutsches Reich. ss Berlin, 15. April. Dem Buude«rathe ist bekanntlich ein Nach trag Sc lat für 1894,95 zugegangen, welcher durch den im Reichstage noch der Berathung unterliegenden Ent Wurf über den Schutz von Waarenbrzeichnnngen veranlaßt ist. Dieser Entwurf will bekanntlich die Verwaltung des Waarenzeichcnwesen« dem Patentamt übertragen. Die Be börde kann aber diese Ausgabe mit den ihr zur vcr- iigung stehenden Kräften um so weniger lösen, al« ibrc Geschäfte bei der steigenden Zahl der Patent- und Gc- drauchümusteranmcldungcn ohnehin in letzter Zeit sich er heblich vermehrt haben. Der durch den Hinzutritt der Zcichcnanmeldungen bedingte Mebrbrdarf an Beamten ist zwar mit Sicherheit im Bora»« nicht adzugrenzen. Jeden- alls sind im Falle de« Zustandekommen« des Gesetze« dehuis Bildung einer neuen Abtheilung für da« Zeicheowesen min desten» drei neue bauptamtlichr Mitgliederstcllen erforderlich, von denen eine sür einen rechtskundigen AbthrilungSvorsitzende» bestimmt ist. JnSgesammt werden sich sür diese Stellen Mehrausgaben im jährlichen Betrage von 20 800 all er- ordcrlich Herausstellen. Da da- Gesetz erst vom l. October 1894 in Kraft treten soll, so ist die Ausgabe für ein halbes Jahr mit 10 400 in den Nachtragsetat eingestellt. Die Summe soll durch Erhöhung der Matricularbeilräge aus- gebracht werden. * Berlin, 5. April. Ter Justizminister und der Minister ür Handel und Gewerbe baben unter dem 3l. März diese« Jahres eine Verfügung über die gutachtlichen Vorschläge z»r Ernennung derHandclSrichter erlassen. Danach erhält der ts. 2 der allgemeine» Verfügung vom 26. Juli 1878, be treffend die gutachtlichen Vorschläge zur Ernennung der Handelsrichter, folgende Fassung: 8. 2. Es ist für die Kammern für Handelssachen bei dem Land gericht 1 in Berlin die doppelte, sonst die dreifache An zahl der zu ernennenden Handelsrichter und stellvertretenden Handelsrichter vorzuschlagen. Umfaßt der Bezirk einer Kammer iür Handelssachen die Bezirke mehrerer vorschlagSberechtigtec Organe des Handelsstandes, so wird das Vorschlag-recht «nt« die- selben nach dem ungesähren Maßstabe der Bevölkerung vertheiil. Ergeben sich im Fall der Neuwahl nur eine« TheileS der Handels richter oder stellvertretenden Handelsrichter (8 4) bei Vertheilun, der Anzahl der vorznichlogeaden Personen nach dem hergestelltrn Maßstabe Vruchtheile, so sind die Brüche nach oben aus ganze jablen abzurunben. In der anliegenden Zusammenstellung ist «r- iichtlich gemocht, wie viele Personen von den einzelnen Organen bei der gänzlichen oder »heilwcijen Erneuerung de- Personal« in Bvr- chlag zu bringen sind. — BcmerkcnSwertb erscheint die große Auszeichnung, die der deutsche Botschafter in Wien, Prinz Neuß, von beide» Kaisern erfahren hat. Prinz Renß war Kaiser Wilhelm bi« Wiener Neustadl entgegengesahrcn; unterwegs überreichte der Monarch ihm die Brillanten zum Schwarzen Adler-Orden. Vorher hatte Kaiser Franz Josef dem Botschafter das Großkrcuz des Stephans-Ordens in Brillanten verliehen, so daß Prinz Neuß bei der Ankunft in Wien mit den beiden sehr seltenen Auszeichnungen erscheinen konnte. — Gras BaUestrcm, der frühere Vorsitzende der CcntrumSfraction, ist hier angekommcn. — Ministeriaidircctor «le I» Oroiic hat den kronenordeuerster Claffe «halten. — Ende März bat Gras Ludwig Marogna, La« deutsche Mitglied des obersten internationalen GcrichlshoseS zuAlezan drien, diese Stelle verlassen, um in de» Ruhestand zu treten. Er hat l8 Iadre in Egypten gewirkt. Z» seinen, Nachsvlger »l der kaiier- liche Regierungsralh Gejcher, der Oouseilier Ihzi-Uv des osnianstchen auswärtigen Amts zu Konstanttnopel, vou der deutsche» Regierung in Vorschlag gebracht worden. — Der hiesige sächsische Gesandte Gras von Hohcnthal und Bergen bat Berlin mit kurzem Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit sungirl der Legaliousjecretair Gras Vitzthum von Eckstädt alS Geschäftsträger. — Die .Nal.-Ztg." theilte mit, daß im preußischen CnltuS- ministerium ein Verbot de« DoctvrtitclS vorbereitet werde, sofern er den an preußischen Universitäten übliche» Anforderungen nicht entspreche. An dieser Nachricht ist, wie die „Nortd. Allg. Ztg." hört, nur so viel richtig, daß die treulichen Erörterungen im Abgcordnclenbause über die Doctortitel-Fragc selbstverständlich zu weiteren Erwägungen bei den betbeiligten Behörden geführt haben, daß diese Er wägungen aber noch nicht abgeschlossen sind, und sich datier auch noch nicht übersehen läßt, zu welchen Ergebnisse» sie führen werden. — Ter „Social ist", das »Organ aller Revolutionairc" wird, wie nach dem „B. T." verlautet, mit der nächsten Sonnabend-Nummer sein Erscheinen ein st eilen. Der Grund hierfür dürste in der Verhaftung dcS Herausgebers de» »Socialist", A. Grunau, und fast aller der bisherige» verantwortlichen Redacteure zu suchen sein. Angeblich soll in nächster Zeit an Stelle des »Soeialist" ein anarchistisches Organ im AuSiande hergestellt und von dort aus versandt werden. — Der diesjährige ordentliche Berus »genösseri sch ast« tag de- Verbandes der deutschen BcrufSgenoffen- schasten wird, wie schon telegraphisch gemeldet, am 5. Juni in Dresden abgebalten werden. E« sollen außer dem Bericht de« Vorsitzenden u. A folgende Gegenstände zur Berathung gelangen: die Ausarbeitung von Normal-Unfall-BerhütungS- vvrschristen; die zu erwartende Novelle zu den Unfall- versichrrungSgesetzen; die zur Vermeidung der Doppelzählung von Renten aus der Unfall- und Invalidität-Versicherung zu treffenden Maßnahmen; die Vertretung der BernsSgenoffen- schaften nach außen, namentlich in Bezug auf ikre Vermögens- Verwaltungen, sowie die Frage der ersten Hilfeleistung bei Unfällen und die in Berlin errichteten Unfallstationen. " Breisswald, 14. Avril. Die verlchiedenen Klagen, die lm Abgeordnetenbause und in der Press« über die Zustände der hiesigen Kliniken laut geworden sind, hoben wohl mit dazu beigetragen, daß in diele» Tagen Gcdeimratd Vr. Robert Koch lm Aultrage de« Cultu-ministeriumS di» Anstalten einer sorgfältigen Revision unter zog Durch Belegung »ln« freistehenden, ursprünglich zu anderen Zwecken bestimmten Barocke kann zunächst da» Krankend»»» wenigsten« entlastet werden. La« ist dringend nölhig. D>« Zu stände in diesem entsprechen den einfachsten hygieini'chen Ansprüche» nicht; e« Hot außerdem, »m den Andrang an Patienten und den Bedarf d« Studrrrudeu z» befriedigen, »tt über 200 Kraule» d»l>Gl
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