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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.04.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940418013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894041801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894041801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-04
- Tag1894-04-18
- Monat1894-04
- Jahr1894
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Extra-veiliae» (gesalzt), Morgen-AuSoab», obu» ^4 SO.—, mit Postbesörde, uur mit st« Postbesördernag lrderang ^4 7V.—^ IKnaastmkschliß für Anzeige»: «b»»d.«»0g°d»: «ormittaq» IO Uh«. Morge»»«u«godr: Nachmittag« 4 IM Sau», »ad Festtag» früh '/»9 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestelle» je «t» halb« Stunde früher. A»sr,»e» si»h stet» a» die Grpevitt»» zu richte». Druck «nd Verlag von E. Pol» in Leipzig- Mittwoch dm 18. April 1894. 88. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Komas von Sachsen wird Montag, den Ä3 dss. Mts., Nachmittags 3 Uhr Ml Festmahl im Etablissement »«nvruna stattfinden. Diejenigen Herren, welche sich daran betheiligen wollen, werden ersucht, die Tafclkarten zu < bis zum Mittag des 21. dss. Mts. in unserer Mmtiatur im Rathhause zu entnehmen. Daselbst werden auch Bestellungen auf Tafelplätze angenommen; ohne vorherige Bestellung können Plätze nicht belegt werden. Hierbei machen wir ausdrücklich darauf aufmerksam, daß wir auch in diesem Jahre be sondere Einladungen nicht ergehen lasten werden. Leipzig, den S. April 1894. Der Rath der Ttadt Leipzig. vr. Tröndlin. Größel. 7. WS. Die beim Neubau eine« Tratn-WagenhausrS in L.-R-Sern «forderliche» Arbeiten, einschl. Materialien, al«: La»« l: Erb-, Maurer-, «»»halt- nud Stetnmetz- Urbeiten. Lea« H: 8i««er-Arbetten, solle» gettennt am -4. April 18S4. Loos 1 um 11 Uhr, LooS II um 12 Uhr Bonn, öffentlich verdungen werden. Zeichnungen und Bediugungen könne» im Belchüsttlocal de« Untrrzeichneten, Färber- ftrnhe 16, etngesehen, AngebotSformularr gegen Erstattung der Selbstkosten bezogen werden. Di» versiegelten und mit entsprechender Aufschrift versehenen Angebote find bt« zu obengenannten Terminen eiazureichen. Leipzig, den IS. April 1894. Krad Garnison-Bauzvspector. Kekanntmachung. Für den Umban der Lischt zu Nütsta bkt Leipzig sollen die r.uchiiedenden Arbeiten in öffentlicher Submission vergeben werden. Zeichnungen. Bedingungen und Blanket» liegen bei dem Unter- zeichneten zur Einsicht offen und können Ofsertlormulare von dort gegen Einsendung von je 3 Gl für Maurer-, Steinmetz- oder Zimmer- arbeiten, je 2,SO G kür Tischler- oder Schlofferarbeit »ob je 1 G für Dachdecker- oder irlempnerarbeiten bezogen werden. Offetten sind versiegelt und portofrei bi« znm Montag, den NO. April P. A., Abends 6 Uhr bei dem Unterzeichneten «lnzureichen. Der Lirchendprftand zu St. Geargeu tu NStsta. Mathe, Pfarren Wegen Reinigung bleiben die Geschäftsräume der G-arraffc, Urrnzstrastr Nr. S, Sonnabend, den 81. April 18S4 «eschlofien. Leipzig-Reudnitz, 17. April 1894. Spareaffe in der Varochte SchSnefeid zu Leipzig-Nrudnttz. Robert Liebert, Direktor. Montag, den 80. April dS. I»., "L' B« ormittag« 10 Uhr Io» t« veschöftSt>m«cr »r« «nterzeichueten Gemrinde- vorstandr« die der hiesigen stlrmetnde gehörige LindenhanSwirttzschaft aus 8 Jahre tbunlichst sofort unter den im Termin bekannt zu machenden, auch vorher auf dem Rathhause «inzuschenden Be dingungen, öffentlich an den Meistbietenden, jedoch mit Vorbehalt bei Zuschlag- uud der Autwahl unter den Bietern anderweit ver- pachtet werden. Der Pächter hat 2000 .6 Eaution zu leisten. Pachtlustige baden auf verlangen de« Gemeinde-BorstandrS vor Abgabe von Geboten eine Caution von 1000 G niederzulegen. Blankenhain i Thür., den 16. April 1894. Der «emeiudroorstand. Schneider. Ein doppeltes Opfer Kneipp^scher Lnr, ein Stück Wörishofener Propaganda. Unter diesem Titel ist soeben im Verlage von Eugen Strien in Halle a S. eine von W. Stockmayer, ständigem Psarrverweser in Oggenhausrn, verfaßte Schrift erschienen, die wohl geeignet sein dürfte, die Augen aller Protestanten auf den Ort WöriShoseu und die Wirksamkeit de« Pfarrer» Kneipp zu lenken. Wir entnehmen der Broschüre folgende Angaben: Im October 1892 kam nach dem weltbekannten WöriS- bosen eine protestantische Lehrerin, Minna K, um sich dort durch den vielgenannten Pfarrer Kneipp von der JSchiaS befreien zu lassen. Kneipp bevorzugte sie bald in offenkundiger Weise und lud sie vor Weihnachten 1892 zu sich in« Pfarr haus, wo er da- Gespräch auf Glauben-fachen brachte und sich mit Vorliebe über die Trostlosigkeit de- protestantischen Glauben- verbreitete. Um dieselbe Zeit lernte Fräulein Minna ein Fräulein Schweizer kennen, eine fanatische Eonvertitin und al- solche bei Bekehrung-Versuchen Kneipp - erprobte Gehilfin. Ter dritte im Bunde dieser BekebrungS- siichtigen wurde ein Herr K au« Gelscnkirchen, katholisch und in Kneipp « Bureau beschäftigt. In aufdringlicher Weise de warb er sich um Minna « Gunst und durste sie am 5. August al- Braut anseben. Die Cur reg sich immer länger bin, aber wenn Fräulein Minna die Absicht kund gab, nach Hause zurückzukehren» rieth ihr Kneipp davon ab und erklärte wieder holt: .Heimgehen und sterben, dablriben und gesund werden.' Al- sie einst Luther gegen Kneipp « Schmähreden in Schutz genommen hatte und gleich darauf durch einen Fall auf der Treppe den Arm brach, meinte Kneipp: „So, da- ist die Strafe dafür, daß Sie den Luther so in Schutz genommen haben." Um nun schneller zum Ziele zu kommen, setzte man der Kranken zu, sie solle von ihrer Wirthi», einer freundlichen, sorgsamen und duldsamen Katholikin, ganz in Kneipp'« !lsyl übersiedeln, da hier die Anwendung der Güsse viel i wirksamer gemacht werden könne und sie viel mehr Aussicht Hab«, in fünf Tagen gesund zu werden. Wider- j strebend felgte Frl. Minna dem vereinten Drängen Kneipp « »d seiner Helfers ' rShelferin, de« Frl. Schweizer. s,l wurde sic sofort in da- Zimmer de- Frl. Schweizer gelegt, welche bi- Nacht- 2 Ubr mit ihr herumoi-putirte. AlS ein nebeuanliegende- evangelische« Frl. M. G- au- Potsdam, welche chwer krank war, durch mehrmalige« Klopfen an der dünnen Wand de« Zimmer- um Ruhe bat, sagte Frl. Schweizer in gehässigem Tone: „Nein, jetzt will ich erst reckt weiter reden; die hat seither auch nicht gethan, wa« ich wollte." Da- Zrl. Nt. G- sollte eben auch mit allen Mitteln katholisch gemacht werden. Noch auf dem Sterbebette hielt man ihr ein Bild der Maria vor, aber sie blieb fest bei ihrem evangelischen Bckeantniß und erklärte: „Ich brauche die Maria nicht, ich Hab' meinen Heiland." Doch wir kehren zu Frl. Minna zurück. Neben Kneipp, )rl. Schweizer und ihrem Bräutigam K, belästigte sie noch ein französischer Pater Fajolle au- Cannes mit BekehrungS- dcrsucken. Nach Hause durfte sie aber von alledem nichts chreiben; Kneipp sagte: „Die braucken'S nicht zu wissen." Schließlich hatte diese unablässige einseitige Bearbeitung auf dir tief angelegte und fromme protestantische Lehrerin, die außerdem mit schweren körperlichen Leiden zu kämpfen hatte, auf die Dauer ihre Wirkung nicht verfehlt, und bei einem Besuche ihrer Schwester, einer Frau H., trat ihre Neigung zum Uebertritl an den Tag, Auch an dieser Frau H machten Kneipp und Frl. Schweizer unverhohlene Be ehrungsversuche unter offener Verhöhnung de- Protestan- ti-mu«. UebrigeS wurde Frau H. zufällig Ohrenzeugin eine« interessanten Zwiegespräch« zwischen Kneipp und Frl. Schweizer. Kneipp fragte Frl. Schweizer: „Nun, wie steht'S droben'?" Frl. Schweizer antwortete: „O, mit der ist nicht- anzusanacn, die ist dick protestantisch" (damit war da- obengenannte Frl. M. gemeint). „Nun", fragte Kneipp, „wie stehl's denn mit der Schwester der Frl. Minna, die zu Besuch gekommen ?" Ohne die Antwort abzuwarten, trat Frau H, vor und gab sich zu erkennen. Au« dem Gespräch de- Pfarrer- Kneipp mit Krau H., worin er sich in der abfälligsten und giftigsten Weise über den Protestanti-m»S äußerte, sei nur bcrvor- gehoben, daß „Kneipp die Jesuiten dadurch verlheidigte, daß er sich selbst als Jesuiten bezeichncte." Am Schluß seiner Ausführungen vergaß aber Kneipp nie hinzu- ifügen, er sage zu Niemand: „Werde katholisch." benso hat er spater, al- Frl. Minna ihren seelischen und körperlichen Leiden erlegen war, erklärt: „Ich kann einen heiligen Eid darauf schwören, daß ich Minna nie beeinflußt habe, katholisch zu werden." Minna erhielt, als Frau H. bei ihr war, den Brief einer Eonvertitin Agnes, einer protestantischen PsarrerStochter, die auch in WöriShosen Lbergelreten war. Zu derselben Zeit befand sich noch eine andere Eonvertitin, glrichsall« eine protestantische PsarrerS tochter, in WöriShosen. Ebenda lernen wir ein Fräulein Dora W. kennen, welche wegen eine- Nervenleiden- nach WöriShosen gekommen und dort gleichfalls zum KatholiciSmuS übergetreten war. klebrigen- ließ man Minna nie mit ihrer Schwester Frau H, allein. Um nur einige vertraute Worte reden zu können, schlossen sie sich schließlich auf dem Abort ein, aber auch dort wurden sic belauscht. Die schwcrgedrückte GemüthSvrrfassung der Kranken kam ost in erregtem Weinen zum Ausbruch. Auch Frau H. hatte Kneipp gern bekehrt und wollte sie von der Heimreise am 3l. Jul, zurückbalten, aber sie ließ sich nicht überreden, unterrichtete sofort die sämmllicken Geschwister vom Stand der Sache, uud diese mahnten nun Minna, sich bereit zu halten zur Abholung in dir Heimalh. Das mußte um jeden Preis verhütet werden. De«balb machte sich Minna « Bräutigam, Herr K., sosort auf den Weg zu Minna S Schwestern und erklärte ihnen, Frl. Minna werde bald, wohl schon in drei Wochen, heimkebren; er selbst wolle nicht, daß sie katholisch werde, seine künftige Frau solle ruhig ihren Glauben behalten u. s. w. Die Angehörigen beruhigten sich daraufhin ohne die geringste Ahnung, daß wenige Tage daraus, am 20. August, der Uebertritl de- Frl. Minna er folgte. Noch an demselben Tage schrieb aber K. an die Schwestern: „Betreff- der Religion kann ich nur mittheilcu, daß die liebe Minna sich noch nicht entschließen kann, zum KatholiciSmuS üderzutreten, deshalb bitte ich, daß Sie sich nur keine Unruhe machen, denn r- wird Alle« in Frieden enden." „Es wird Alle« in Frieden eoden." — Wie ein Hohn klingen diese Worte. Ein doppelte- Opfer Kneipp scher Eur hatten wir Frl. Minna genannt, denn nickt nur ihr seelisches, sondern auch ihr körperliche» Befinden hat er schwer geschädigt. Man batte ihr täglich sieben Güsse ver ordnet, und in Folge dessen wurde die Kranke vollständig gelähmt. Kneipp selbst gab zu: er habe einmal eine Radicalcur an ihr versuchen wollen; er habe freilich einen Fehler ge macht, könne aber jetzt nicht- mehr macken Die Läbmung werte sich bald verlieren. Aber die Läbmung verbreitete sich im Gcgrntheil aus dir inneren Organe des Unter leibes, und der Zustand wurde immer qualvoller Dazu kamen Wahnvorstellungen: die Kranke glaubte sich ver folgt, vergiftet, gemartert, verbrannt und jammerte Tag Mid Nacht. Doch wir müssen auf da» interessante Schristchen selbst verweisen. E» sei nur erwähnt, daß die Kranke, nachdem sie bekehrt war, für Kneipp jede« Interesse verlor. Ost kam der Arzt trotz ihre« qualvollen Zustande« Tage lang nicht zu ihr. Geflissentlich wurde ihren Ge schwistern das Nahen ihren Tode- verheimlicht; sie starb, umgeben von Personen, von denen sie einmal zu ihrer Schwester sagte: „O, sie sind alle falsch." Als die trauernden Schwestern kamen, ihr die letzte Ehre zu erweisen, suchte man ihnen sogar die Stunde der Beerdigung zu verheimlichen und legte ihnen allerlei Hindernisse in den Weg. Erwähnt sei nur noch Kneipp'« Aeußerung: er habe e« übrigen- schon im Frühjahr gewußt, daß Minna'« Leiden unheilbar sei und sie sterben müsse. Der Bräutigam K. hatte noch kurz vor dem Tode Minna s, wa« man dieser schonungslos mittheilte, seinem neuen Dienstherr,,, dem Buchbändler Schöner in WöriShosen, 700—800 veruntreut; während seiner Verlobung unter hielt er noch ein Verhältniß mit einem Mädchen in WöriS- hofen. Wegen seiner Unterschlagungen wurde er zu acht Monaten Gefängniß verurthrilt. AtS die Schwestern nach den katholischen Leichenceremonien vom Schmerz erschüttert am Grabe standen, klang hinter ihnen ein kurzes lautes Lacken, und ihrem tbränenvollen Blick begegnete da« lächelnde Gesicht deS Frl. Schweizer! In der Vorrede der Broschüre, welcher wir dir weiteste Verbreitung wünschen, heißt eS: Bei Verfolgung des dem Herausgeber bekannt gewordenen Falle ist, wie ans der folgenden Darstellung hervorgehl, noch ein» Reihe anderer in aller Still« erfolgter Ucbertritre von Protestanten in Wörishofea ermittelt worben. ES wäre »u wünschen, baß olle Protestanten, welche nach dieser Richtung Er fahrungen und Wahrnehmungen tn WöriShosen gemacht Koben, den Muth besäßen, dieselben geeigneten Ort« mitzulheilen. E« würde dabei gewiß noch verichiedene« interessante Material gegen Kneipp an den Tag kommen. Würden dazu noch olle Fälle bekannt, in welchen kranke in »»gebessertem oder gar verschlimmertem Zustand von Wönsdofen deimkehren oder dort ihr Ende gesunden haben — solch« Fälle werden freilich nicht veröffentlicht —, so würde gewiß jeder Protestant stch besinnen, ehe er seine Zuflucht zu kneipp nimmt und in WöriShosen Glauben, Leben uud Geld aus- Spiel setzt. Dann wäre e« aber auch unmöglich, daß kneipp, dem „da- Geld regnet, daß erS nicht mehr zählt", in protestantischen Städten olchc Geldspenden für seine Zwecke einheinisl und solche Triumph« eiert, wie es im letzten Jahr noch der Fall war. Die Angedörigen beS bedauernSwerihen OpserS, dessen trauriges Ende Gegenstand der folgenden Darlegung ist, haben in die Ver- öffcutlichung eingewilligt, „um ander« Protestanten zu warnen und ihrer evangelische» Kirche einen Dienst zu thun." Gewiß gebührt ihnen hierfür der Dank eine- jeden Protestanten. Deutsches Reich. ss. Berlin, 17. April. Es ist wiederholt brrvorgehoben worden, daß der diesjährige Innung«- und Hand werkertag sich eine- weit ruhigere» Tone- bedient bat, st ein Vorgänger im Jabre 1892. Anwürfe gegen politische Parteien, sowie Ausbrüche eine- ziellosen Antisemili-inu« sind cltcner und schwächer gewesen. Ohne den Werth dieser rr- rculichen Mäßigung im Geringsten berabsetzcn zu wollen, muß man doch daraus Hinweisen, daß der Handwerkertag eine gegen 1892 wesentlich und nicht zu seinen Ungunstcn veränderte Lage vorgefundcn bat. Durch seine Vorschläge zur Organisation de- Handwerks batte der preußische Gewerbeminister einen gemeinsamen Boden bereitet: Der Zwang bildet die Grund lage der Berlep'schen Fachgenoffeiischast, wie der Innung der „Zünftler". In der Ausgestaltung der obligatorischen Organisation Weichen wohl Handwerlertag und Minister weit von einander ab, ein grundsätzliche- EiiiigungSinoinent >r aber gegeben. Das Vorgehen LeS preußischen Ministe so anfechtbar eS in den Einzelheiten sein mag, hat zweifellos eine gute Wirkung geübt. Mit Phrasen, wie die, daß die Reichs- regieruna durch ihre letzten Erklärungen zur Sache ein rosen- geschmückte-Kren; aus da« Grab deSgctödtetcn Handwerks gelegt, konnte man, so stark auch bei conservativen und ullramontaoen Ausbeutern der Hantwerkersragen die Neigung zu aufreizender Rhetorik gewesen sein mag» jetzt doch nicht mehr kommen In dieser beruhigenden Wirkung liegt fürdieicnigen Regierungen und Politiker, welche grundsätzlich jedem Zwang im Gewer wesen abgeneigt sind, ein starker Anreiz, ihre Auffassung einer Revision zu unkerzieben. Eine particularrechtliche Organisation, wie sie in Preußen jetzt für die Landwirtbschaft angestrcbt wird, ist für da- Handwerk unmöglich. Soll etwa- zu Stande kommen — und der Zustand de-Lebrlinq-wesrn- drängt zu Ent schlüssen—,so wird bieBereitwilligkeit zuCompromissen zwischen Reichstheilen und Anschauungen die Voraussetzung des Er folg-. Der Süden ist durch feine Organisation dem Norden weit voraus, aber der Wunsch nach einer befriedigenden all gemeinen Regelung kann auch ihm nicht fern liegen, da die zünstlerrsche Bewegung nicht an der Maiolinie Halt gemacht hat Insoweit diese Bewegung nach Unerreichbarem drängt, wird ibr am erfolgreichsten rntgeeengctreten werden, indem au- ihren Forderungen da- Brauchbar« berau-genommen wird. Und dazu scheint eine Zwang« fachgenoffenschast, welche den Wahlkörper für die Hand wrrkerkammer bildet, zu gehören. Auch der Gedanke de- Befähigungsnachweise- könnte dem zünstlerischen Pro gramm entnommen werden. Der Brfähigung-nachwri- als Voraussetzung für den Betrieb eine- Gewerbe« strbt aller ding« >m unlöslichen Widerspruch mit der technischen Ent Wickelung. Aber ein fakultativer Befähigungsnachweis, verbunden mit gewissen Rechten für Diejenigen, die ihn erbracht baden, widerspricht der nothwendigen und vernünftigen wirlh- schaftlrchen Freiheit keineswegs. Wenn — ohne rückwirkende Kraft und auch für die, eine geraume Zeit nach Inkrafttreten der HandwerkSordnung einen Handwerkerbetrieb Eröffnenden nickt bindend — bestimmt wird, daß den Meistertitel nur führen dürfe, wer eine bestimmte Lehrzeit durchgemacht und gewisse Prüsnngen abgelegt habe, so wäre die- ein wohl- berechtigter Schutz einer woblerworbenen Qualifikation, wie er auch aus anderen Gebieten gewährt wird. Die Schrift stellern z B. ist ein freie«, ein schrecklich freie» Gewerbe, aber der Schriftsteller, der sich durch die Erwerbung des Doctortitrl« einen erhöhten Anspruch auf da« vertrauen dr« lrsendea Publicum« zu erwerben geglaubt hat, genießt den Schutz de« Gesetze«, welche» die unberechtigte Führung jene« Titels mit Strafe bedroht. E« wäre auch zu rcchtsnttgen, daß nach Einbürgerung de« fakultativen Befähigungsnach weises geprüften Handwerksmeistern ohne Weiteres die Aus bildung von Lehrlingen gestaltet würde, während für Nicht- grprüfte — wie die« auch in den Berlep'schen Vorschlägen geschieht — eine Carenzzeit angeordnet würde. Berlin, l7. April. Die PetitionScommission de- Reichstages hat eine Anzahl schriftlicher Berichte erstattet. Zahlreiche, von dem Vorstand des „Allgemeinen deutschen Frauenverein-" in Leipzig eingereichte Petitionen bitten, daß den Frauen die Zulassung zum ärztlichen Studium an den deutschen Universitäten und die Freigebung der Praxis an approbirte Acrzlinneu gewahrt werde. Die Eommisston beschloß einstimmig Ucbergang zur Tagesordnung. Maßgebend für diesen Beschluß war besonder« eine Erklä rung de- RegieruogSvertrelerS de« Inhalt«: Die Zulassung der Frauen zum UniversitätSsludium stehe außerhalb der Evmprtenz de« Reiche«; die Regelung de« UnterrichtS- wesen« sei lediglich Sache der einzelnen Bundesstaaten. Daß gegenwärtig Frauen an keinem deutschen Gymnasium zur Reife prüfung und au keiner deutschen Universität zum mcdicinischcn Studium zugetassc» würden, hindere sie nicht, die Heilkunde auszuüdcn, da die Besugniß hierzu durch die Gewerbeordnung obne Rücksicht aus das Geschlecht oder ein« vorher abgelegte Prüfung sreigcgeben sei. Allerdings sei den Frauen die Er langung der Approbation al- „Arzt" verschlossen, so lange >e Len in der Prüfungsordnung vom 2. Juni 1883 auf- .csteUtcn Vorbedingungen für die Zulassung zur ärztlichen Prüfung nicht genügen könnten. Eine Abänderung der Prüfungsordnung dabin, daß Frauen gegenüber auf die Erfüllung dieser Vorbedingungen verzichtet werde, sei aus geschlossen, da dann auch die Männer mit Recht eine gleiche Herabli»»deruiig der Anforderungen beanspruchen könnten. ES verbiete sich aber eine allgemeine Heradminderung der an die Vorbildung der Aerzte zu richtenden Anforderungen. — Eine Petition deS Vervantcs deutscher Lohnsuhrunter- nehmer zu Frankfurt a. M. wegen Festsetzung der Fahr- taxen wurde dem Reichskanzler insoweit zur Berücksichtigung überwiesen, als die Fuhrunternehmer oder Ausschüsse derselben vor Erlaß ver Taxen und sonstige» dieselben betreffenden Vor schriften zu hören sind. — Eine Petition der„Freicn Vereinigung" von Interessenten der Spiritus-, Branntwein- und Preßhefe-Industrie wünschte, daß bei den in Aussicht gestellten GesctzeSLiidernngen die Existenzsähigkeit der kleineren und mittleren Koiiidreiinereien mit und ohne Hesensabrikation im Interesse der kleineren Laudwirthschaft nicht außer Acht «lassen werde, zu welchem Zwecke eine Anzahl von Vor- chlägen gemacht waren. Die Eommisston beschloß Ucber- weisung an dem Reichskanzler zur Kenittnißnahme. — Auf eine Petition, betreffend da« Uebcreinkoimnen zwischen dem Reich und den Vereinigten Staaten von Amerika über den gegenseitigen Schutz der Urheberrechte, kommen wir noch zurück. Andere in der Eommission verhandelte Petitionen waren nicht von allgemeinem Interesse. * Berlin, 17. April. „Jeder Fehler kann und muß sich schwer rächen, denn mit dem Glauben an unsere Treue und Festigkeit schwindet auch pari pa*«,, da« Interesse deS monarchischen Staates an unserer Existenz. Also eine offene und ehrliche Sprache in Presse und Parlament, kein Byzan tinismus. aber auch keine Demagogie. Man bedenke doch, daß Noll, Unzufriedenheit erzeugt und daß diese die Mutter de« SocialiSmuS, also dir Feindin der Monarchie ist. ES läge daher eine große Gcsadr darin, wenn wir unsere Arbeit nicht mit Patriotismus und Tact verrichten wollten, denn sonst könnte eS sich allerdings ereignen, daß wir ein Ziel erreichten, da« wir nicht erstrebt kabenl — In unserer ländlichen Bevölkerung ruht noch ein großer patriotischer und monarchischer Schatz; mit diesem Capital können wir noch hoffen, das Conto einer recht un gewissen Zukunft zu begleichen. Vergeuden wir diese- Capital, dann würde uns dereinst ein schwerer Vorwurf treffen, für unS erreichten wir aber dabei eben so wenig etwas, als für die Grsammtbeit! Ick glaube daber, daß Jeder, welcher für unsere Sache den Mund auftbut oder die Feder ergreift, sich doch erst recht prüfen muß, ob da-, wa- er sagt oder schreibt, auch wirklich für da« Land und die Landwirtbschaft nützlich ist." — Gewiß schöne und beherzigenSwerthe Worte! Es ist der bekannte konservative Abg. v. Puttkamer-Plauth, der sie spricht, und daß gerade die Correspondenz des „Bundes der Landwirthr" sich veranlaßt siebt, sie abzukrucke», ist erfreulich. Ob aber diese Mahnung von den Wortführern des „Bunde« der Laud- wirthe" und von seiner „Correspondenz" selbst beherzigt wird, vermögen wir fürs Erste nicht zu hoffen. * Berlin, 17. April. Im Anschluß an die Meldung, daß der SlaatSsecretair Stephan die Veranstaltung von Sammlungen in Beamtcnkreisen, uni Vorgesetzten oder Collegen bei Festlichkeiten Geschenke und Zuwendungen zu machen, verboten hat, erstickt die „Straßb. Post" das Kriegsministerium, dem gleichen Gegenstand ebenfalls Aufmerksamkeit zu widmen Daß auch im LssicicrcorpS für solche Dinge viel Geld ausgegeben wird, ist nicht zu leugnen, und r« ist eine Tbatsache, daß dergleichen Ausgaben von vielen Offerieren drückend empfunden werden, wenn auch selbstverständlich Niemand dagegen Vorgehen oder sich auS- schließen kann. Auch der Beschaffung von kostspieligen Ausstattungs-Gegenständen, z. B- Siloer- geräthen, könnte da« Krieg-Ministerium einmal einen prüfenden Blick zuwenden. Niemand wird Einwendungen dagegen erheben, wenn reiche Regimenter sich ihr Casino in einer Weise verschönern und au-statten, die ihren LebenS- gewohnheiten entspricht, vorausgesetzt, daß dabei eine gewisse Grenze nicht überschritten wird. Der junge Ossicier, auch der reiche, braucht nicht die Börsenbarone nachzuabmen, selbst dann nickt, wenn er ebenso viel Geld bat. Wenn vollend« bei Regimentern, deren Osficiercorp« der Mehrzahl nach au« unbemittelten Kameraden bestebt, Bestrebungen auflanchrn nach Erwerbung kostspieliger silberner Taselgeräthe, theuercr Bilder, Holzschnitzereien u. s. w, so ist da« nicht nur nicht zu billigen, sondern e« liegt eine große Gefabr darin. Dieser falschen Vornehmlhuerei, die zum Wesen de« Lsficierffande« durchau« nicht paßt und oft die sittliche Tüchtigkeit und
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