02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.04.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940421022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894042102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894042102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-04
- Tag1894-04-21
- Monat1894-04
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Die Hcveditto» ist Wochentag« anunterbroche» geotzaet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: ttta Ale»«'« Sorti«. (Nlfrrh v«h«^ Universltätsstrab« 1, La-A« Lüsche, Dat-orinenstr. 14, pari, und K-algsvlatz 7. Abend-Ausgabe. 'cWgtr.TllgMalt Anzeiger. Organ flr Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclamen unter dem Redartionsslrich <4go» spalten) üO^Z, vor den Familieanachrichteii i6 gespalten) 40^. Erobere Schrislen laut unserem Preis« verzeichnib. Taoellarischer und Zifserojatz nach höherem Tans. bertra-Beilagen (gesalzt», nur mit der Morgen - Au-maöe , ohne Postbesörderuag 80.—, mit Postbesörderung 70.—. Ännalnnetchlnk für ^nzkiyen: Adend-Ansgabe: Bonnittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe. Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh ' ,9 Uhr. Bei den Filialen uuh Annahmestellen >« eia« Halde Stund« srüher. Anzeigen sind stet« a» Li« ErpeVltt«» zu rici'tea. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. . V« 2V2. Sonnabend dm 21. April 18S4. 8^. Jahrgang. 76.20 97 .»O 95.07 «1,11 9,92 125.75 217,50 250,— 8 2985 344.15 281. - 107.50 227.50 198. - 71.80 217.50 103.40 «1.10 124 80 49.60 0,92 61,10 1.34'« 123,— 100.— Kick eti». !5-, 64-, SO', 15-.. 6t!'< 40-, 58-^ 22', dsu 26-,. Zur gefälligen Belichtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den Ä2. April, Vormittags nnr bis VrN Uhr geöffnet. LxpoMlvn 6e8 L^olp/Ixer l'LKeblattes. politische Tagesschau. * Leipzig, 21. April. In den Betrachtungen, welche die Presse aller Parteien am Schlüsse der ersten ordentlichen Session teö jetzigen Neickistags anslellt, ist von Befriedigung und Anerkennung nirgends etwas zu spüren, kleine Partei ist mit dem zu- sneten, was die jetzigen Vertreter des deutschen Volkes geleistet baden, 'Noch am mildesten urtbeilen die national liberalen Blätter, die im Wesentlichen mit dem üdcrein- slimmen was heule die „Nat.-Lid. Eorr." schreibt. Es lautet: „Tie kurze einleitende Session zur Erledigung des Militair gesetzt« schloß mit einem, wenn auch schwer errungenen, so doch glücklich erreichten groben Erfolge. Nur mit gedämpfterer Besrie digung wird inan ans die jctzt hinter uns liegende Tagung zurück' blicken. Zwar das grobe Werk der Fortführung derHaadels. Verträge ist gelungen, aber uittcr außerordentlich heftigen ttümpien. unter einer bedenklichen Erregung der Gegensätze und Leideiischastei! und unter manchen begleitenden Erscheinungen, die aus liefe Störungen in nnserm politiichen Lebe» Hin weisen. Tie Kümpfe zwilchen den wirihjchastliche» Interessen sniö noch niemals mit wlchcr Leidenschaft auegesocbten worden und es wird lange Lauern, bis hier wieder VerlSdnung und Verständigung einlritt. Sehr wenig leistungsfähig hat sich der Neichstag in der Frage der Steuer- und Flnanzresorm erwiesen. Nichts ist zu Stande gekommen, als das durchaus ungenügende Börscnstenergeletz; alles Andere ist verschoben und vertagt, bis die zwingende Noch noch schärfer sich geltend gemacht haben wird. Einige kleinere posilive Leistungen de- standen in der Aufhebung des Identitätsnachweises, der Reform des UntkrslützungSwohiisitzgejetzeS, den Ge setzen über Abzahlungsgeschäfte, Waareubezeichiiungen, Viehseuchen, Brie stauben, Unterstützung von Invaliden aus den striegen von 1870, der Novelle zur Concursord- nung. Nicht zur Erledigung gelangt sind von Regierungsvor lagen: der Gesetzenlwurs über den Reiche in validen sonds und die Be!ä,»vsu»g geiiieinqejabrlichcr Krankheiten, abge- lebnt wurde der (Vejetzenlwun über Fr, >> Verlängerung für den gewerblichen Forlbildungsiinterricht. Po» wirbligeren Aiiirägen aus dein Hanse ist die Aufhebung des Iejuiten- geietzc» beschlossen worden; auch die Sicherung des Wahl geheimnisses und Las Heimstättengejetz sind im Sinne der Antragsteller erledigt. Eine »nersreuliche Erscheinung war die in der ganzen Session andauernde, nur bei einigen groben Abstimmungen unterbrochene Beschlubunsähigkeit. Alles in Allem mag man anerkennen, daß der Reichstag noch mehr geleistet Hai, als man nach seiner ungünstigen Zniammenietzung annehnien inubte. Im Gegensatz zu der Mehrheit der Handelsverträge trat bei verschiedenen Gelegenheiten die Thallache hervor, dah in wirtd- schaftllchen und gewerblichen Fragen eine rückschrittliche Ma,oriiät vorhanden ist. An einer festen, zieibewnbten Mehrheit, aus die ge stützt die Reichsregierung eine entschlossene und folgerichtige Politik treiben könnte, fehlt es durchaus. Jede einzelne Frage kann nur mit von Fall zu Fall wechselnden Majoritäten gelölt werden. Ein ersprießlicher Zustand ist das nicht." Das Unersprießlichste und Niederdrückcndste — muffen wir hinzufügen — ist die Tbatsache, daß die blinde Demokratie durch ihre principielle Opposition gegen die ReichSsinanz- resorm dem Cent rum wieder zu einem Einstuffe verhelfen hat, der den Ausblick ans die nächste ReichStagSsession noch trnber macht, als den Rückblick auf die verflossene Der Augenblick, in dem die EentrumSsraction, die dem Reiche schon so oft zum Unsegen geworden ist, zerfallen werde, schien bereits gekommen: da wirst man der Fraktion einen Beschluß an den Hals, der die Ausbebung des Jcsuiten- gesetzeS verlangt, und macht überdies Herrn I>r. Lieber und die Seinigen zu Rettungsankern sür die von finanziellen Rvlben bedrängten Regierungen! Die Eentrumsprefse ist denn auch bereits auf das Eifrigste an der Arbeit, da« Geschenk der Demokrotic auszunutzcii. ^Zum Schein wird Herr 1)r. Lieber sammt seinen Erllärungei, über die Tabak steuer Lesavouirt, um den Regierungen zu zeigen, daß das Centrum seine kostbare Mithilfe bei der Reichssteuerreform nicht billig verkauft; gleichzeitig wird der Sturmlauf Hege» Di-. Miguel erneuert, der einen, „katholischen Finanzminister" Play mache» soll; die Zustimmung de« BundesratbcS zu dem Jesuitcnbeschluffe des Reichs tages wird als ganz selbstverständlich vorausgesetzt. Und zum Beweise dafür, daß man an maßgedenter Stelle in Berlin das Centrumsdeutsch und die Centrumspolilik genau versteht, wird in einer ofsiciösen Correspondcnz erklärt, man glaube annebmen zu können, daß taS Centrum als solches die Wetterführung der Steuerreform im Reiche er möglichen und damit auch einen „höheren Grad von Ein fluß auf die Reichsregierung" gewinnen werde. Man siebt bei dieser Andeutung die ZukunstSsaat schon sprießen, die unsere Demokratie gesät hat! Die nationalliberalen Mitglieder der zur Vor» bcratbung des prcnstische» Lhnadalgosctzes nieder gesetzten Commi) sion jeden sich z» folgender Erklärung veranlaßt: In der Crmmisfionssitzung vom l8. April wurde von unserer Seite der Weg einer Verständigung mit den konservativen Mitgliedern der Commission gesucht. Wir erklärten uns bereit, in der große» Mehrzahl der aus t?. l der Gcsetzcsvorlage bezügliche» Tifferenzpunete den Standpunkt der Regierungsvorlage und der ComniissiouS- mebrbcit acceptircn zu wollen, wenn die conservativcu Mitglieder uns in den beiden Frage» des Wahlrechts und des Gelöbnisses entgegenzukommen bereit seien. Wir wiese» darauf bin, wie sehr die Beseitigung des Streites über dieses Gesetz den Frieden in der Kirche und da« Zusammenarbeiten der politischen Parteien fördern werde, und richteten a» die konservativen Mitglieder die Frage, ob sie zu einer Verständigung die Hand zu bieten geneigt seien. Ans diese, in versöhnlicher und entgegenkommender Form gestellte und wiederbolle Frage erfolgte nicht nur keine materielle — sei es bejahende oder ver neinende — Erwiderung, sondern dieselbe wurde über Haupt einer Antwort nicht gewürdigt. Wir ersahen daraus, daß es von vornberein fest beschlossen war, dieses Gesetz über die evangelische Kirche mit Hilfe des katbolischenCentrumS unverändert zur Annahme zu bringen. Unsere weitere Tdeilnabme an den Coinmissions- verbantlungen war taber zwecklos. Unmöglich aber wurde uns diese Theilnadmr durch die verletzende Form mißachtenden Schweigens, in welcher dieser Entschluß der Mehrheit seinen Ausdruck fand. Berlin, den tll. April 1884. vr. EnnecceruS. v. Eynern. Haacke. I>r. Paasche. Ilr. Weder iHalberstadt). Inzwischen hat, wie schon telegraphisch Hcmeltet wurde, die conscrvativ-ultramontane Rumpscommissio» mit allen gegen eine Stimme die Vorlage unverändert angenommen. Zn Rom soll ein feierliches Tcdeum beabsichtigt sei». Die viclberusene „Ülai»drr«»atsch"-Angelegenbeit bat zu einem blutigen Rencontre gesübrt, über das bereits im beutigen Morgcnblattc berichtet worden ist. Wesentlich Neues liegt auch jetzt nicht vor; die Meldungen darüber, ob Perr Geh. LegationSrath von Kiberlc»-Wächter Herrn Pol- storss in die Lunge getroffen bat, oder ob dem Letzteren eine Schlagader in der Achselböblc zerrissen wurde, geben ebenso auseinander wie darüber, ob Herr v. Kiderlcn- Wäckter zu seiner Forderung durch den bekannten Brief Polstorfs'S an Iw. Reiche, oder durch einen anderen Brief veranlaßt wurde, den der Redakteur des „Kladderadatsch" an den Generalmajor Spitz gerichtet und worin er sich mit der Person des Herrn v. Kiderlen beschäftigt bade» soll. Das Alles ist aber auch nebensächlich. Die Hauptsache ist, daß die Scandal-Affaire, die einer Beleuchtung durch taS Gericht entzogen werden sollte, nunmekr dock die Gerichte wird beschäftige» m ü ssen, nachdem sie um eine ungesetzliche Hand lung bereichert worden ist. Es wäre eine Preisausgade für den Reichsanzeiger" und seine Inspiratoren, nachzuweisen, daß diese Behandlung der Angelegenheit im Interesse der Vertreter des neue» CurscS, der deutschen Tiplomatic und der öffentlichen Moral der von allen unabhängigen deutschen Blättern geforderten Behandlung vorzuziehcn gewesen sei. Als der kraiizösischc Unterricht« minister Spuller in Gemeinschaft mit dem Ministerpräsidenten am .1. März in der Deputirtenkammer den „neuen Geist" der Toleranz und der Friedfertigkeit gegen den Valica» proclamirte, be zweifelten wir. daß die Kirche Toleranz niit Toleranz erwidern werde und sprachen die Vermutbung aus, daß der Klerilalis MUS, der nach dem FriebenSschluß mit der Republik keine« weg- entwaffnet habe, nun erst reckt dreist den Kamps nm die Prärogative» der Kirche und wider alle, ihren Mack tgelüsten noch entgegenstebendcn Hindernisse ausnebmen Werde. Wie richtig wir die französische Klerisei bcurtbeill, zeigt die für Manchen überraschend gekommene Tbatsache, daß schon nach dem Verlauf von nickt ganz zwei Monaten in Fr nkreich wieder ein Culturkämpfchen in aller Fori» entbrannt ist. Trotz der Mahnung des Papstes, setzt die Geistlichkeit den Verordnungen, betreffend der Recknunglegung über die Kirchengüter den heftigsten Widerstand entgegen, zu dem die Bischöfe, namentlich die von Lyon und Marseille, in besonderen Hirtenbriefen aufsorbern, indem sie denKirchenrälbcn vorschreibe», ibre Budgets in der gewohnte» Weise aufzustellen, ohne sich irgend um die neuen Vorschriften zu küinmcrn. A»ge sickttS einer solchen Renitenz konnte dieStaalSgewa» nickt müßig zuscben, und Spuller selbst, in welchem der alle Culturkämpser wieder erwachte, gab im Ministerratbe das Zeichen zur energischen Währung der CtaalSaulorilät lö Bischöfen und llllk Geistlichen gegenüber, die aus ihrem Widerstande de karrten, und der Ministerrath beschloß czestern unter dem Vorsitz Carnot'S, die Bischöfe vor den Staatsratk zu ver weisen. Besonders strenge Maßregeln wurden gegen den Erzbischof Couille von Lyon beschlossen; wie ver lautet, verweigerte die Regierung die Zustimmung zur Er liennung de« Erzbiscbos« zum Cardinal im nächste» Co» sistorium, überdies verfügte sie die GcdaltSsperre sür denselben und sic wird dieselbe wohl auch über den Bischof von Marseille verbängen. Cin Rundschreiben des CultnSministers fordcr die Präseelen au', der Regierung alle Umtriebe der ungc- borsamcn Bischöfe mitzntbcilen Tie „Rallurten" sind natürlich im böchsten Grade ausgebracht über die „Brutalität" und „Wort brüchigkcit" der „uiidanlbaren" Regierung, und cS kann leicht geschebcii, daß da« rechte Centruni. weiches bisher immer zur Regierung gehalten bat, von nun ab gegen diese stimmt und, wie ebetem der äußersten Linken die Hand zum Bunde gegen die Majorität reicht. Diese ist allerdings stark genug, uni eine solche Coalition nicht fürchten zu müssen. Wie aber wird sich der Vatikan dem neuen Conslict gegenüber stelle» ? In Conscgeueii; seiner ersten Mahnung zur Unterweisung muß er auch diesmal wieder osficiclt das Zeichen zum Rückzug geben, was natürlich bei der in Rom beliebten Praxis nicht ausschließt. daß insge beim wieder andere Befehle ergeben Mit diesem Doppelspiel bat Rom ja schon so manche Partie — nicht bloß i» Frankreich — gewonnen! In der westlichen Hälfte der p»>c»iiischr» Halbinsrl, in Portugal, bat der politische Radikalismus, der in ton letzten Iabrcn sich gcbcrdete, als ob der Sturz der Monarchie nur »och eine Frage kürzester Zeit sei, bei den soeben vollzogenen CortcSwablcn einen unerwartet schweren Schlag erlitten, und siebt sich, auf wenige Vertreter zusammcngeschrumpst, einer ebenso unerwartet großen Regierungsmehrheit gegenüber. Es wurden nämlich »ach den nnittiiebr vollständig vorliegenden Wablresullatcn 108 Ministerielle, 48 Progrcifisten, 1l Unab- bängige und — 2 Republikaner gewäblt. Besonder- be- inerkeilSivcrlb ist. daß in Lissabon, wo der Wahlkampf sehr hartnäckig gewesen sein soll, die RcgicrungSliste mit beträcht licher Mehrheit über die republikanischen Gegner siegte. Wäbreiiv bei der letzten Wahl am .11. Mär; >880 in Lissabon noch drei Republikaner als Sieger bervorgingen, sind diesmal alle vicr Lissadoner Mandate von Candidate» der Regierungspartei erobert worden, und zwar erobert mit sehr beträchtlichen Mehrheiten. Die Regierung des Herrn Hintze Ribeiro hat freilich nichts uiiversucht gelassen, um die Wahl in ihrem Sinne zu beeinflussen — eS wurden Wahlversammlungen der Gegner vereitelt und zum Zwecke der Wahlbetreibung geschlossene Vereinigungen aufgelöst — aber, bei der fanatische» Hartnäckigkeit der portugiesischen Republikaner hätte man meine» sollen, daß diese Maßnahmen der Regierung den Widerstand der Gegner eher anseuern denn absckwäcbcn würden. Trotzdem bat die Regierungs partei gesiegt, cin deutlicher Beweis dafür, daß ihr Anhang in Lissabon ganz erbcblick, zugcnommen hat, oder auch vielleicht dafür, daß die Liffadvner auö der ewigen Aufregung und den ewigen Kämpfen endlich berauskomlnen möchten. Ader auch sonst im Lande bat daö Bedürsniß nach Rübe sich energisch geilend gemacht und namentlich im Norden haben die Wahlen fast überall eine große Mehrbcit für die Re- giernngScandidalen zn Tage gefördert. — Mit großer Be friedigung sicht man inSpanien die im Vatikan mit so beson- dercrLiebc und Auszeichnung empfangene»R omp ilger aus der ewigen Stadt zuriickkcbren. Nur die Car listen sind vcr- schnupst »nd zwar mit Grund, denn in seiner am l8. April an mehr als lo.ttoo spanische Pilger in der Pelerskircke ge richteten Ansprache bat Lev XIII offenkundig sür Spanien daS getban, was er vor einiger Zeit sür «rrankreick lhat, indem er die Katholiken anfsorkcrle, ihren Anschluß an die bestehende» Einrichtungen zu vollziehen. „Damit unsere Fürsorge und unsere Bemühungen," äußerte der Papst u. A.. „leichter zum erwünschte» Ziese führen, ist eS nolbwendig, daß alle Katholiken Spaniens ohne Ausnahme überzeugt seien, daß da« bö bste Ziel der Religion von ihrer Seile Einigkeit und Eintracht erfordert. Cs ist nothwendig, 103V 15». L- 69.50 2810 — «29.30 64.12-, 381.— 22.31 »«o 86.— 385 — 25I6>, I1-. 22.31 >r. 154'« iL 272'. > 11« ,k 514", k 7 522 k ^ 429 k 384 4». - vewpter m in <tea lurw» »m tt,ne i» >to>>- VN» Uttetmeec. > Or1m»t>7, » t.oixloii. Feuilleton. II Die neue Lehre. Eine Vrzählun« ans drin sächsischen Siebenbürgen zur Zeit der Ncsorinattan. Bon Siegsried Moltke-Raimund. Nalddrmt verboten. Dicht hingen die Wolken hernieder und hüllten die Svitzen der Berge ein in einen undurchsichtigen Schleier. Die Wipsel der ehrwürdigen, slechtcnbebangcnen rannen neigten sich unter der Wuckt des heulenden Sturmes tief, triefend vom strömenden Regen; flüchtig huschten vereinzelte Vögel durch daS nasse Geäst und klagten um die verwehten Nester, keimatbloS, preisgegeden dein tosenden Wetter. Fernhin grollte der Donner und grelle Blitze zuckten durch die bleiernen Wolken weithin am Firma ment. flammend und bell, als brenne daS All. Laut krachten mächtige Aeste unk stürzten zu Boden, alle« mit sich reißend, was ihnen im Fallen i» den Weg kam. Tiefes Dunkel herrschte im Walde, der niedersirömende Regen sammelte sich und rann plätschernd durch s MooS zum stcinickten Felsen und stürzte jäk kinab in die Tiefe, aufschlagend auf steinernen Vorsprüngen, immer tiefer sich werfend, zischend und gurgelnd, plätschernd unk klatschend. Laub und Geäst führten die Bächlein hinweg in die »nabscbbaren Tiefen, glitzernd in allen Farben, bei den strahlenden Blitzen leuchteten die Wasser. Und immerfort strömte es von den himmlischen Schleußen, als wolle der ganze Himmel sich ergießen und die Erde über schwemmen mit all' ihrem Elend und all' ihrem Jammer Donnernd polterten zwischen den Riesenstämmen mächtige Steine hinab, losgelöst von dem Felsen, an dem sie, tief unter waschen, gcbangen so manches Iabrbundert, niederbrechend und mit sich reißend manche majestätische Tanne, bi- sic bängen blieb an den Schwestern, die festgewurzelt standen und sie dielten, daß sie bei ibnen blieben, die Genossinnen de- Walde- seit mcbr denn drei Iahrbunderten bier oben am Felsen, nabe dem ewigen Himmel. Doch die Blöcke donnerten weiter, zermalmten flüchtig raschelnde Eidechsen und Vöglein, kaum noch gefiedert, die der Sturm dem Schutze de- Nestes und dem mütterlichen Flügel entrissen, drückten daS Moo« in den Boden und wühlten di« Erde empor, daß sich da« Wasser ansammelte in den Rinnen, die sie im Rollen schufen, »nd hernieder rann die Fluth schäumend und sprudelnd, jäb binab, tieser und tiefer in da- lechzende, blühende Thal des Burgen- landcS, widerhallte daS Echo, daS Donnern und Kracken am Himmel, vielfach tönte das Lärmen der empörten Elemente zurück; es war ein Tuben, als sei der Welten Untergang. Wo sich der mächtige Berg wie cin dunkler Riese enipor- hcbt von der blühenden Pojana, wcithinragend ins Land, auS- lugenv nach der Walachei, cin Grenzbort Siebenbürgens, wie ihn herrlicher die Natur nicht schaffen konnte, dort also an seinem Fuße bildeten dicht aneinanderstchende, mächtige, uralte Tannen mit dichtem Geäst, das lange, graue Flechten, wie Bärte berabbängend, trug, gleichsam ein schützendes Dach vor dem Ungewilter und dem strömenden Regen Ineinander griffen die Aeste, von der Natur künstlich verschlungen, »nd aus ibnen sanimeltc die Zeit ein Heer gebrochener Zweiglein und welkender Blätter, dicht und undurchsichtig zusammen- acpreßt, den kleinen Raum unter sich in tiefes Dunkel hüllend. Ringsum wuchsen, jetzt mit hellgrünen Sprößlingen geziert, junge Tannen und bildeten die Wände dieser Schutzhülle der Natur, balsamstreucnd »nd lieblich anzusehen i» ihrer schönen, pyramidengleichen, regelmäßigen Gestaltung. Nur eine kleine Ocffnuna nach der Pojana war vorhanden, durch die an sonnigen Tagen da« Licht de« freundlichen Weltgestirnö wärmend eindrang, oder durch die am Abend die silberne Helle des Mondes floß, magisch, zauberisch schön. Jetzt aber war tiefe Fimterniß, die nur die grellen Blitze hin und wieder zerrissen. Leise rieselte e« in dem Gezweig, laut klatschten die großen, fallenden Tropfen auf daS Dach und eS knisterte oben von brechenden Aesten und Zweigen, die sich häuften »nd bäusten auf die feste Stütze de« unteren mächtigen GeästcS. Oben schwankten die Riesen bin und her im Sturme und der Sckall der ächzenden Kronen pflanzte sich fort bis hinab in die Hütte, wo unten fest und mächtig die umfangreichen Stämme auf tieswurzelndem Grunde ragten. Wieder zuckte ein Blitz, breiter und slrahlenreicher, an dauernder, als alle biSber, durck die Lust, sein Licht siel in das natürliche Gezelt und beleuchtete daS bleiche, jugendliche Antlitz eine« Mcnckes, der Schutz gesucht vor dem Unwetter, da« ibn im Freien oben im Gebirge überfallen. Ein deftiger Windstoß f'ukr durch die Bäume und schüttelte sie, daß die Tropfen zu Tausenden gemeinsam mit zahlreich fallenden Zweiaen zur Erde kamen. Und Licht vor der Oeffnung, unter dem Leuchten de- Blitze« und dem Krachen de« dröhnenden Donners, siel ein Nest zur Erde» weich und staumreich, dock arg durchnäßt. Der junge Mönch sah eS und trat in die Oeffnung. Er neigte sich und hob da« Nest, und seine Augen glänzten freudig, als er eine junge Amsel naß und balbtotl aus dem Flaum nahm. Wie ei» Wunder mochte sie er rettet sein vom Tode durch den Sturz. Er nahm das zarte Thierchen in die hoble» Hände, wärmte cS und bauchte es an, daß eS Leben gewann »nt sich breit auStebnIe, daß bald die Wärme, die es von sich gab, zeigte, daß die Liebesmühe des Mönches nicht vergebens war. „Du armes kleines Geschöpf, bist du gleich mir hier vereinsamt? Frierend und bungernd ohne ein liebende« Mütterlein, das dich speiset »nd wärmet? Nun warte nur, du sollst bei mir bleiben. Erfreuen sollst du mich mit deinem lieben Gesänge in einsamer Zelle, lieben will ich dick und du sollst Zutrauen gewinnen zu mir. Ich will dich speisen und gut halten und gedenken de- unbeilschweren Wetters, wenn warm die Sonne durch daS kleine Fenster dringt »nd du schmetterst und pfeifst, waS ich dich lehren werde." Draußen blitzte und krachte cS. Der Mönch drückte daS Thierchen zärtlich an sich, barg cS im weilen warmen Acrmel seiner Kulte und suchte eifrig spähend »ach einem Würmlein oder Käfer sür seinen kleinen Leidensgefährten. Und da er im weichen Boden einen Wurm fand, bot er den dem Vogel und halte seine Helle Freude daran, wie jener den Schnabel aufriß und gierig den Wurm verschlang, um schnell ans'S Neue zu sperren. „Nnr Geduld, kleiner Wicht, so schnell läßt der Herrgott unser täglich Brod nicht finden, nur Geduld, nur Geduld." Und er achtete nicht der Nässe, die ihn umgab, als er suchend gebückt in'S Freie trat. Ferner grollte eS jetzt am Himmel, leiser rieselte der Regen, fern im Westen tbeilten sich die tief gebenden Wolken und färbten sich rosig. Die Vögel zwitscherten wieder, lustig plätschernd rann das Wasser Ter beulende Sturm war einem leise säuselnden Winde gewichen. Frische, freie Luft erfüllte Berg und Tbal. Der junge Mönch schritt sürbaß, seinen Schützling wärmend und speifcnd, »nd er lächelte, als dieser einmal auf da« Ge zwitscher der Sperlinge den Hal« reckte und laut antwortete. „E> sieb an, junger Freund, wie kräftig wieder da« Stimmckcn! Ader da« sind sic nicht, die Eltern, die dich rufen. Spatzen nur sind'-, ganz gemeine, nickt wie du, Ad kömmlinge einer edlen Sängersamilie. Oho! Nicht so ge strampelt, Freund! Bleibe rubig sitzen, so! Denn gebst Du davon, bald möchte dich die Küble der Nackt erstarren lasten obnc ein wärmendes Nest und ohne die schützende Alle. Also kleide nur dei mir, uns hat das Unwetter gesclligt." Die Sonne sank. In traulicher Dämmerung lag tief unten in der Ferne die -Kronstadt, die der Mönch hin und wieder vom steil abwärts führenden Wege erblickte. Der Regen batte völlig ansgebört. Zn dein sandige» Boden rieselte daö Wasser, neugierig hüpften kleine Frösche über den Weg, hier und da huschte ein fluchtiges Mänslci» vorüber und der Kauz kreischte und schrie. DaS kleine Vöglein saß in der boblcn Hand de« Mönches und batte, noch ungeschickt, mühsam das fast kable Köpfchen unter den kurze» Flaum der Flügel gesteckt und schlief sanft, als läge eS im Ncstchcn im mütter lichen Schutze. Der Mönch soz gierig den köstlichen Balsam des nach dem Regen frisch duftenden Walde« cin und blieb öfter« stehen, um tief auszuatbinen. Die ersten Sterne slinttiierlcit über dem Tbal, als er den Fuß in die Stadt setzte. Da herrschte ein rege« Lebe». Der köstliche frische Abend balle viele hinanSgelockt und daö Gekicher und Ge scherzt der junge» Leute scholl durch die Gasse», „Schl dort den Erhard, den Mönch!" ries Einer. „Wartet, ick werk' ihn fragen", sagte cin Anderer. Der junge Mönch war näher gekommen Er batte in der tiiiikelntcn Dämmerung die spottenden Anhänger der neuen Lehre nickt gesehen, sonst wäre er gewiß ein Seilen- gäßcben gegangen, ui» denen ansznwcichcn, die ibn so oft schmäkle» und schalten ui» seiner Religion willen. „Hochwürdigster Herr!" Es war der letzte der Sprecher» ein strohblonder Bursche mit lacke» rctben Wange» und vier schrötiger Gestalt, der dem Jüngling sich mil diesen Worten in den Weg stellte mit eingcstcmmtcii Armen. „Hochwürtigster Herr! .Könnt mir vielleicht sagen, wie viel das ncn seiden Kleid gekostet, das unsere liebe Frau neulich im Kloster erhielt?" „Gebt mir aus dem Weg, Lucas, ick lhat Euch nicht-, daß Ihr mich jetzt bier ansbajlct mit spöttischer Red'." „Kann man keine Auskunft erhalten von dem bocbwürdigen Herrn?" fragte der also Angercdcte und trat dicht vor den jungen Mönch. DaS rotbc feiste Gesicht grinste und die Ge nossen lachte» und bctzte». „LucaS, noch einmal sage ich Euch, laßt mich hindurch!" Seine Stimme nahm einen drohenden Ton an. Er hob sich bock in den Hüsten und blickte ans den Ticken herab, die dunklen Augen in dem bleichen Gesicktt blitzten bell und zornig. „Lbo! Mönchlein, drohst Du mir?" Und der Bursche faßte ibn unter der Kutte am Handgelenk so eisern fest, da^
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