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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.04.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940425018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894042501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894042501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-04
- Tag1894-04-25
- Monat1894-04
- Jahr1894
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VezrrgS-PreiS ß, der tzauptegpeditto» oder de» 1» z«ttk «td d« Vororte» errichtete» «,«. 2«fi«l!«, adgeholt: vierteljährlich kt zweimalißer täglicher Zustell«»« tut hau« SckiL Durch dt« Post bezogen für Heutschland »ud Oesterreich: viertel,üdrUck . Direct« täglich« Kreuzbandieadun, t>» Ausland: «ouaUtch ^4 7.ÜÜ. Die M orgeu-Atltgob« erscheint täglich'/,? lthr^ dt« Abend-Uusgab« Do che »tagt b Uhr LeL«ctio« «ad LrprLitio»: S,h4»,»«>aß« 8. NeErped^tiv» ist WochrutaaO uvunterbrochrs — S bi» «b»d» 7Ubr. Filiale«: vtt» Kl««»'» v«rli«. («lfrr» -atzald llntverfitätsstraße 1, e-MA Läschr. Ich »«t. «ch «a^tvl«» «. Morgen-Ausgabe. ttMgcr.Tagcl>lail Anzeiger. Organ für Politik, Localgrschichte, Handels- «nd Geschästsverkehr. Aazeigea-PreiS dle 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfz. » Reclamen uater dem Redacttonsstrich (4g» spalte«) bO>E, vor de» Familienaachricht«» (6 gespalten) 40/ch. Gröbere Schristea laut unserem Preit- vergeichaib- Tabellarischer «ud ZtssernsaU »ach höherem Tarif- Gxtra-Beilagen (gefalzt), »ar mit de, Marge«.Ausgabe, ohne Postbesürdernag ^4 60.—, mit Postbesörderuag ^4 70.—. ^tmnhmeschlnß für Ä-uzri-r«: Nbead-Autgab« Vorurittag» 10 Uhr. ^ Marge n-Ansgab«: Nachmittag« 4 Uhr, Sonn- »»d Festtag« früh V»9 Uhr. Bei de» Male« «ad Annahmestelle, je «dm halb« Stund« früher. U»»et«e» stad sttt« an dt» G^idtUo za richten. Dr»ck »ach Verlag do, E. Vol» d» L«iv»ig. Mittwoch den 25. April 1894. 88. Jahrgang." Amüiche Bekanntmachungen. Lekanutmachuug. Nachdem der seitherige Rath-referendar Herr vr far. Adolf Julius Marti» Tonnvarf die zur Erlangung eine« stlbslsländigen Mchteramt« erforderliche Prüfung mit Erfolg bestanden hat, ist ihm die Stellung al« RathSasseffor von au« verliehen worden. Leipzig, den 24. April 18S4. Der Rath »er Atadt Leipzig. — vr. Georg!. Gräßrl. Bekanntmachung. Nachdem die Zimmerer-, Dachdecker- und Nlcmpnerarbeiten za dem Neubau der III. Realschule am Schleußiger Weg hierfelbst vergebe» worden find, werdea die nicht berüasichtlgtea Herren Bewerber bez. Firmen ihrer Angebote hierdurch entlasten. Leipzig, am 24. April 1894. 17M Der Rath der Etadt Leipzig. b4ü vr. Georgi.vr. Dds. Gesucht lvird der am 12. Oktober 1846 in Bielwiese geborene Schneider Jahauu August Winkler, welcher zur Fürsorge für sein Sind »«zuhalten ist. Leipzig, de» 84. April 1894. Der Rath der Stadt Leipzig, Armen-Rmt, Adttz. II». ^ L. IV»/b4Lck. Heutschel. Lspr. Gesucht wird der am 17. Decrmber 1834 in Klostergeringswalde geborene Handarbeiter Friedrich Bruno Günther» welcher zur Fürsorge für set»e Familie aazuhalten ist. Leipzig, am 24. April >894. Der Rath her Stadt Leipzig. Armenamt, Adth. II. ü. N. m, 141o. Heatschel. Käppel. Sekanntmachung. Für da» zum Nachlasse de« Mechaniker« und Optiker« Hermann Theodor Dieste in Leipzig, Neumarkt 23, gehörige Geschäft nebst Waareulager, Handwerkszeug «ad Ladeaeiurichtung sind 2700 geboten worden. Höher« Gebote sind bi« »am 2b. April 1894 Mittag- 12 Uhr im Zimmer 118 de« hiesigen Amtsgericht« abzugebea. Die betreffenden Gegenstände können Montag den 23. April 1894, Vormittag« 10—12 und Nachmittag« 3—k Uhr im bt«herigen Geschäftslocal« besichtigt werden. Da« verzeichniß der Gegenständ« liegt t« Amtsgericht zur Einsichtnahme au». Leipzig, de» 1». April 1894. Da» t^ni^liche A«t»^rricht, Ku nze. Lr. Beamter den übrigen Bürgern als leuchtendes Vorbild voran gehen sollte. Könnte eS einen drastischeren Beleg für die gelinde gesagt — Verkehrtheit und Ungesundbeit gewisser Zustände der Gegenwart geben, als er bier geboten wird? Ist eS nicht eine verkehrte Welt, in der ein ziemlich belang- oseS Nebenamt und seine Würde weit hoher eingeschätzt wird, als das Hauptamt, von dessen richtiger oder unrichtiger, gewissenhafter oder gewissenloser Ausübung unter Umständen die wichtigsten Interessen de« Volkes und - des Staates ehr intensiv berührt werden können? Kann da« Verhalten de- Herrn von Kiderlen und seiner Vorgesetzten auf die übrigen Beamten einen günstigen, der Führung der öffent lichen Angelegenheiten vortheilhasten Eindruck machen? Darf man es den Officieren verübeln, wenn ihr Standes dünkel durch solche Vorgänge wächst und dadurch die Kluft zwischen dem waffentragenden und dem im Schweiße eine- Angesicht- den Kamps um- Dasein führenden Theil der Bevölkerung zum Schaden der Gesammthcit immer tiefer wird? Daß diese und ähnliche Fraßen ckuS Anlaß de-Duells Kiderlen - Polstorff mit Nolbwendigkeit auflauchen müssen, darüber können der Herr LegationSrath und seine Vorgesetzten keinen Augenblick im Zweifel sein, eben so wenig darüber, wie die Antwort daraus auSfallen muß, wenn sie auch jetzt noch mit der Erhebung der Klage gegen den „Kladderadatsch" zögern und dadurch vor aller Well bekunden würden, daß auch nach ihrer Anschauung die Ehre des Beamten ein min der kostbare» Gut sei, als die StandeSehre des Officier«." Die .Straßburger Post", die bisher weit mehr aus Seite der Angegriffenen als auf der de- Angreifer« stand und seine Beschuldigungen auch jetzt noch für ungerechtfertigt hält, kann doch nicht umhin, ihr tiefe« Befremden über die .Lösung" de« StreileS auSzusprcchen. Sie schreibt: .„Seltsame Sitten, die ein spätere- Geschlecht nicht mehr verstehen wird!" sagt Shakespeare. In der Thal, Herr v. Kiverlen- Wächter ist in seinem Amte, in seiner dienstlichen Stellung Wirklicher Gebenner LegationSrath. In dieser Eigen- 'chast ist Herr v. Kiderlen-Wächler seit langer Zeit vom Kladderadatsch" in der allerschärfsten Weise angegriffen, be leidigt und der ehrenrührigsten Dinge beschuldigt worden! Wir halten diese Beschuldigungen für vollkommen unzutreffend, aber darauf kommt eS hier nicht an ^ Sonnabend, den 28. April er., von Bormittag« lO Ubr an soll im Geschäft-Ummer de« Proviantamt«» zu Leipzig, Pleißenburg, TdurmdauZ, L. Stock, »ine Parti, Roagenklrie und Kehrmehl öffentlich an den Meistbietenden gegen sosortige Baarzahlung ver- stetgrrt werden. Leipzig, au, 2S. April 1894. »Snigltche» Vrvvtantantt. Vas Duell v. Kiderlen-Polstorff. * Die längst zum Aergeraiß gewordene „Kladderadatsch". Affaire hat bekanntlich einen sensationellen Ausgang ge nommen, den man freilich als einen „Abschluß" nicht gelten lassen kann. Herr v. Kidrrlen-Wächter, der von dem Berliner Witzblatte minder scharf angegriffen war, al- sein College v. Holstein, hat für seine beleidigte Ehre die übliche Genug- tbuung gefordert und erhalten; er, der eS vermied, sich „im Namen de- König«" Recht zu fordern, hat den Weg der Selbsthilfe brschritten und seinen Gegner im Zweikampfe schwer verwundet. Und er hat diese Genugthuung nicht gesucht, weil er als Beamter de« Auswärtigen Amte- schwer beschuldigt worden war, sondern weil er al« Landwebrofficier durch einen Privatbrief Polstorff'S sich beleidigt fühlte. Daß diese sensationelle Wendung selbst Denjenigen nicht willkommen ist, die sich den Anschein geben, al- hielten sie die ganze Sache durch die bekannte Erklärung de« Verleger« de- „äklavderadatsch" über die Aeußerungrn de» Generalmajor« Spitz für abgrtban und zu Ungunstru Polstorff'« entschieden, beweisen dieDfficiösen durch verlegene« Schweigen. Die gesammte unabhängige Presse nimmt ent schiedene Stellung gegen die.Lösung", wie sie beliebt worden ist, und fordert rine andere, die nicht verdunkelt, sondern klärt. Am zurückhaltendsten äußert sich au« erklärlichen Gründe« — mehr al« je hat ja da« Eentrum Ursache, mit den leitenden Kreisen e« nicht zu verderben — die ultramontane Press«; immerhin erklärt die „Kölnische Volk«zeitung": „Eifrige Anhänger der Theorie von der Selbsthilfe werden vielleicht der Ansicht sein, die ganze Sach« sei setzt in der schönsten und ehrenvollsten Weise erledigt, und e« würde von jetzt ab lächerlich sein, wenn Polstorff noch auf seiner gerichtlichen Verfolgung, oder wenn dir Freunde de« Herrn LegationS- ratb« noch auf der Beibringung von Beweisen für die An griffe de« .Kladderadatsch" bestehen wollten. Dem gewöhn- lichen Sterblichen freilich ist durch den glücklichen Schuß de« Herrn v. Kiderlen di« Dach« auch nicht um ein Haar klarer geworden." Die demokratische .Franks. Htg.', die nicht selten zu officiösen Kundgebungen benutzt wird und schon drsbaly den Hintermännern der Dsficiösen nicht- weniger al« abhold ist, äußert sich trotzdem recht scharf und mit besonderer Genugthuung darüber, daß «in Officier ihr Anlaß zu schneidender Kritik liefert. .Und siehe da!" — heißt e« in dem Hauptorgane der süddeutschen Demokratie — .während die vramtenehre, die Civilrhre de« Herrn v Kiderlen gegenüber den massivsten Angriffen ruhig und glrichmüthig gedliedrn war, bäumt sich die in der nämlichen Brust schlum mernd« Osficier»ehre sofort mächtig aus und fordert wnthschnaubend Blotl Diese beleidigte Officirr»rbre trägt soaar kein Bedenken, sich über di« Gesetz« de« Lande« hinweg- Wsttz«, in deren gewissenhafter Beobachtung doch eia hoher war eS ein öffentliche- Geheimniß, daß ein Duell Herrn v. Kiderlen nöthige, sich von dem Grafen Eulenburg am Hoslager des Kaiser« vertreten zu lassen. Daß aber an anderen hohen Stellen sicher bekannt gewesen sein muß, wie ein beleidigter Beamter seine Ehre rein waschen wolle, dafür spricht die prompte, aber scheue Demcntirung der wvhlbegründeten Nackricht, Herr v. Kiderlen-Wächtcr sei zum gesandten in Hamburg designirt gewesen. ... Die .Kladderadatsch"-Affaire ist in ein neues Stadium ge treten, daS Publicum, die Presse und die Negierung sieben eurer vollkommen veränderten Sachlage gegenüber; bullen sich die leitenden Männer auck jetzt in Schweigen, erhält das verletzte RcchtSgefübl keine Genugthuung, dann wird daS deutsche Volk selbst den Richter spielen. . . ES wäre eine der verhängnißvollslcn Früchte, die der neue CurS gezeitigt, wenn wirklich da« Bolk in Sachen, in denen nur die Gerichte, oder mit der höchsten amtlichen Autorität umkleidete Männer entscheiden können, geuöthigt würde, den Richter zu spielen. Siebt eS, daß der Arm der Gerechtigkeit geläbmt wird, so urtheilt eS stet- zu Ungunslen ibrcr berufenen Pfleger. Deutsches Reich. md ausgesprochen und in keiner Weise verfolgt worden, weder auf dem amtlichen Wege der Klagcerbebunq, noch aus dem privaten der Forderung. Nun will eS der Hufall, daß Herr v. Kiderlen-Wächtcr Landwehrofsicier ist. Wir sagen ausdrücklich „der Zufall", denn eS giebl wobl ebensoviel und noch mehr Geheimräthe, die nicht gedient haben und nicht Landwehrofficiere sind, als andere. Jedenfalls ist für einen Beamten die Beamtenstelluna da« Wesentliche, die Osficier- stellung etwas Zufällige-. In dieser Eigenschaft als Landwehrofsicier aber glaubt der Beamte sich durch einen Privatbrief de- „Kladderadatsch"-RcdacteurS beleidigt und fordert den Schreiber sofort. Wir wollen nicht weiter daraus eingehen; e« genügt, die seltsamen Thatsachen hervorzubeben; der Leser wird schon selbst merken, welcher Mangel an Folge richtigkeit in der ganzen Entwickelung liegt. Ein Duell war überhaupt nicht die geeignete Lösung der Campagne, darin sind wohl Alle einig, welche die Vor gänge aufmerksam verfolgt haben." Die „Berl. Neuesten Nachr.", in denen man die Auf fassungen hochangesehener Berliner Kreise wiedergrgeben zu finden pflegt, schließen sich den Ausführungen des Straßburger Blatte- völlig an und fügen hinzu: „Ein Pistolenschuß beweist in diesen Dingen gar nichts. Weder ist dadurch, daß Herr Polstorff niedergcstreckt worden ist, die Unwahrheit seiner Behauptungen erwiesen, noch würde die Wabrbeit der letzteren bekräftigt gewesen sein, wenn er seinen Gegner zetroffen hätte. In dieser ganzen leidigen Angelegenheit findet ich eine große Lücke, die nämlich, welche nur durch den Reichskanzler, als den höchsten Chef des Reichsdienstes, auszufüllen war. General von Caprivi hält eS sonst für seine Pflicht, sich jede« ihm unterstellten Beamten dcrOeffent lichkeit gegenüber mit Energie anzunebmen. Er hat die Herren Leist und Wehlau vor dem Reichstage vrrtheidigt, wenige Wochen, bevor er sich genöthigt sah, diSciplinarisch Mn sie vorzuachen. An den anderen, in Südwestasrika chwebenden Fall braucken wir nur zu erinnern. Mu tvollen die Borgänge in Afrika aber bedeuten gegenüber den so bestimmten Anschuldigungen gegen Beamte in ungleick höherer, einflußreicherer und verantwortungsvollerer Stellung. Eine Behandlung der Angelegenheit im Reichstage ist, wie de hauptet wird, auf Wunsch -der Regierung unterblieben, und doch wäre dort der Ort gewesen, wo der Reichskanzler den Anschuldigungen mit seiner vollen persönlichen und amt lichen Autorität hatte entgegen treten können und — sollen. ES wäre sogar vollkommen in der Orvnung gewesen, daß Gras Caprivi au« eigener Initiative da» Wort zu einer Erklärung vor dem Reichstage oder zu einer amtlicken Erklärung im .ReickS-Anzeigrr" ergriffen hätte. DaS Unter lassen jeder amtlichen Stellungnahme im vollen Lichte der Oeffcntlichkeit hat in Verbindung mit den verschiedenen Ver sucken, auf die Redaktion de« .Kladderadatsch" aus Umwegen Einfluß zu gewinnen und sie zum Schweigen zu bringen, in unserm öffentlichen Leben Eindrücke binterlafsen. die durch Pistolenschüsse nicht mebr verwischt werden können. Die Nation hat hier ein Recht auf volle Wahrheit, und diese muß ibr werden." Dir Münchener „Allgem. Ztg." richtet ihren Appell an eine noch höhere Stelle, indem sie auSsüdrt: „Herr Pol storff liegt schwer verwundet darnieder, und damit werden die Angriffe de« .Madderadatsch" wohl aushören; der Schuß aber, mit dem ein hober Reich«beamter sich selbst die Genug tbuung verschaffte, die er vor den Schranken de- unpar teiischen Gericht-nicht fordern wollte oder konnte — jener Schuß wird boffentlich auch an der Stelle gehört werden, die über da- Recht zu wachen hat und die bi- jetzt über den Verlauf der skandalösen Angelegenheit nur sehr mangelhaft orientirt gewesen zu sein scheint Gegen diese letztere Bermutbung. die allerdings von hohen Beamten noch vor kurzer Zeit getbeilt wurde, spräche nur der Umstand, daß Herr v. Kiderlen-Wächtcr, der, wir erinnerlich, dazu bestimmt war, den Kaiser nach Abbazia zu begleiten, de« Duell« wegen in Berlin zurückblieb, und daß die Herau-forderung an Polstorff schon vor einigen Wochen ergangen war. ... Seit Wochen schon Ls. Berlin, 24. April. Unter den der modernen Gesetz gebung vorbehaltenen Abwchrmaßnahmen gegen die Auswüchse der wirtbschastlichrn Freiheit nimmt da« vom Reichstag an genommene Gesetz über die Abzahlungsgeschäfte eine hervorragende Stelle ein. DaS Parlament hat sich in mebreren Sessionen mit dieser Materie beschäftigt, die sich schwierig erwies, weil eine überaus schädliche Geschäfts gebahrung unter Schonung höchst werlhvoller, ja uncntbcbr licher HandclSformen zu treffen war. Der Kauf gewisser Gegenstände auf Tbeilzahlungen, namentlich solcher, die dem Erwerb dienen, ist durchaus legitim und für zahllose Per sonen eine Lebensfrage. Es gehören dahin nickt nur die in diesem Zusammenhang regelmäßig genannten Nähmaschine», sondern auch die Pslugschaar und die Häckselmaschine dc« Bauern, die Hobelbank dcS Tischler-, die Ladeneinrichtungen Die Beleidigungendes kleinkaufmännischen Anfänger-, kurz eine große Menge oon Maaren, bei denen die Unmöglichkeit, ander« als gegen Baarzahlung oder unter Stundung deö ganzen Kauf Preises zu erwerben, den Fortbestand ober die Er öfsnliiig solider Kleinbetriebe in Frage stellen würde. Die Befriedigung dieses Bedarf- dient die Credit gewährung i» der Form von Ratenzahlungen und hat ihr, daS persönliche Vertrauen de-Verkäufers zum Käufer voraus gesetzt, von jeher gedient. Bei diesen Kausen aus Credit ist die Abtragung der Schuld in Tbeilzahlungen ein auS vcn augenblicklichen Verhältnissen deS Käufer» entspringender und 'ür den Verkäufer ein nebensächlicher Umstand. Böllig ab< weichend von solchen sich natürlich ergebenden Abzahlung« geschästen ist in den letzten Iahrzebnten oaS Abzahlung« gcschäft aufgekommen im Handel, bei dem der Möglichkeit dcS Verkaufs auf Raten für den Verkäufer regelmäßig und für die Käufer in der Mehrzahl der Fälle da- Motiv für den Abschluß des einzelnen Geschäftes bildet. Im Ab zahlungSgeschäst, wie eS sich als Besonderheit herausgebildet, ist nicht die dem Verkäufer in der Person de« Käu)crs* *ge- botene Sicherheit da- Wesentliche, sondern daS Gcgentbeil. Die Aussicht, daß der Käufer die eingcgangenen Verpflich tungen nicht cinbalten werde, ist für Abzahlungsgeschäfte noch verlvckenker, als die völlige Ersülluug de« Bertrage« durch den Käufer, obwohl auch i» diesem letzteren Falle vermöge dcS unverhältnißmäßig hohen Preise- der verkauften Waaren ein enormer Gewinn in Aus sicht steht. Bleibt der Käufer aber nur eine einzige Rate schuldig, so fällt die Waare an den Verkäufer zuruck, obne daß dieser verpflichtet wäre, von den bereit» geleisteten Theil Zahlungen daS Geringste zurückzucrstatten (BerwirknngSclausel). So liegt eS beim Abzahlungsgeschäfte heute. Das neue Gesetz räumt mit der VcrwirkungSclausel aus. Fordert der Ver käufer von dem säumigen „Ratcnzahler" den Gegenstand zurück — der EigenthumSvorbebalt kann »ach wie vor stipu> lirt werden — so ist er verpflichtet, die bereit- geleisteten Zahlungen zurückruerstatlen. Der Verkäufer seinerseits bat Anspruch auf Ersatz der von ihm in Folge de- Vertrage- gemachten Auswendungen, sowie für solche Beschädigungen, welche durch ein Verschulden de« Käufer- oder durch einen sonstigen von ibm zu vertretenden Umstand verursacht sind. Für die Ueberlassung de- Gebrauchs oder der Benutzung ist deren Werth zu vergüten, wobei auf die inzwischen eingetretene Werthminberuug der Sache Rücksicht nehme» ist. Jeder Theil ist also, wie eS im Gesetz hei,, verpflichtet, „dem anderen Theil die empfangenen Leistungen rurückzugewähren". Die Bemessung de» dem Verkäufer zu- stehenden Anspruch- wird ohne Zweifel sehr häufig richterliche Entscheidung erfordern und diese Nothwendigkcit dürste diese Form de» Abzahlungsgeschäftes weit weniger reizvoll als bis her erscheinen lasten. Allein eine solche Wirkung ist erwünscht Die Abzahlungsgeschäfte, die bloS durch ihre Epistenz eine leichtfertige Nachfrage Hervorrufen, entsprechen keinem wirth- schastlichen Bedürsniß, der Einkauf von Gegenständen, deren Erwerb aus Credit gerechtfertigt ist, wird durch da« Aushören der nur gegen Tbeilzablungen verkaufenden Geschäfte nickt beeinträchtigt werden. Berlin, 2t. April. Graf Limburg-Stirum war am Sonntag beim Fürsten Bi-marck in FriedrichSruh Bon der .Freis. Zta" wird die- mit dem Zusatz gemeldet „Um sich von dem Hbef der Opposition daselbst neue Direk tiven für die agrarische Fronde gegen Len AmtSnachsolger de« Fürsten BiSmarck zu holen." In solcher Weise wird denuncirt und Falsche« in bewußler Absicht behauptet. Gra Limburg-Stirum ist rin langjäbriger Freund de« BiSmarck'schen Hause« und bat dem Altreichskanzler die Treue zu einer Zeit bewahrt, wo dies kein Empfehlungsbrief »ach oben war. Daß der Parlamentarier sich mit dem StaatSmanne bespricht, dessen weiter Blick und dessen Vaterlands liebe doch wohl über jeden Zweifel erhaben sind, ist nicht nur natürlich, sondern erfreulich, denn der Graf ist einer der Führer der Conservativen in Reichstag und Land tag und gerade diesen kann eine Belehrung über die Irrwege, die sie einzuschlagen im Begriffe sind, wahrlich sehr dienlich sein. Den Fürsten BiSmarck aber al« den geistigen Leiter der Fronde bezeichnen, beißt die einzige Sorge de- im achtzigsten Lebensjahre stehenden Schöpfer« de« Vaterlandes in beklagcnSwerthrr Weise verkennen und grenzt an Ver- läumdung. * Berlin, 24. April. Daß rin hervorragender national liberaler Abgeordneter emeS der bedenklichsten ultra- montanen Blätter mit dem Preise de- höchsten Lobe- aus zeichnet, ist wobl eine Thatsachc, die verzeichnet zu werden verdient. In der „Deutschen ReichSzritung" ist nun zu lesen: Der nationalliberale Herr v. Eynern hat seine Ansicht über die „Deutsche ReichSzeitung" laut Stenogramm im Landtage also ge äußert: „Ich will nicht bestreiten, daß daS Blatt, welche« früher lm Verlage des Herrn Hauptmann war und jetzt in einem ander» Ver lage sit, ein mustergiltige« Blatt ist; e» wird auch im all gemeinen in der Rheinprovinz so angesehen." Der Abgeordnete v. Eynern bat diese Aeußerung im Land tag am lü. d«. gelhan; die „Deutsche Reich-zeitung" läßt nur ein Wort unter den Tisch fallen. Der stenographische Bericht verzeichnet nämlich binter dieser Aeußerung „Heiter keit". Der Abgeordnete hat in da- Wort „musterailtig" einen Ton gelegt, der unzweifelhaft zu erkennen gab, ,n welchem Sinne er das Blatt als mustergiltig betrachte; und daS Hau-, da- die ironische Abfertigung recht wohl Ver sand, belohnte sie mit Heiterkeit. Weshalb hat Wohl die „Deutsche ReichSzeitung" dieses Wort unterdrückt, da- doch erst den Sinn der Aeußerung, wenn sic gedruckt vorliegt, enthüllt? Doch wobl nur, um ihre Leser irre zu führen. Nack jesuitischer Lehre hat sie freilich, bemerkt zutreffend die „Köln. Ztg.", nur „die Wahrheit" gesagt; denn die von ihr angeführten Worte sind wirklich die des Herrn v. Eynern. * Berlin, 24. April. Die Forderung der ZwangS- innungen und des Befähigungsnachweises ist be kanntlich auf dem letzten Handwcrkertagc in Berlin mit großer Zcbbastigkeit vertreten worden. Da die CentrumSpartci eit langer Zeit diese» Bestrebungen ihren Schutz verleiht, so wird eS von Interesse sein, zu hören, was eines ibrer geistig hervorragendsten Mitglieder über die obligatorische Innung zu sagen weiß. Der frühere klerikale Rcicti-tagSabgeordnele Freiherr v. Hertling, der durch seine Schriften und Reden sich den Ruf dcS Socialpolitikcrs de« CcntrumS erworben hat, batte dieser Tage in seiner Eigenschaft als Reichsrath in der Ersten bayerischen Kammer über einen im Abgeordneten haus« angenommenen Antrag auf Einsübrung von Maßnahmen zum Schutze de- Handwerks Bericht zu erstatten. AuS München wird darüber Folgendes gemeldet: Sieich-ratl, Freiherr v. HerlUng bespricht zunächst den Hausir- Handel, der ja wirthschastlich berechtig sei, aber dennoch eine Beschränkung erfahren müsse. Die Wanderlager seien wirth- schastiich gar nicht berechtigt. Die Regelung bezüglich der Ab zahlungsgeschäfte sei inzwischen im Reichstage erledigt worden. Dringend nothwendia nnd gerechtfertigt erscheine die Erlassung eine» mit Strafbestimmungen versehene» BerboteS an die Coniumvercine, an Nichtmitglieder Waaren abzugeben. Die Consuinvereine wirkten zwar segensreich, doch dürsten sie ihren Wirkungskreis nur auf Mitglieder beziehen, damit nicht durch billigere Preise die übrigen (UeschästSleute geschädigt würden. Odiigatorüche Innungen und BesähigunszSnachweiS leien seit Jahren die hauptsächlichsten Forderungen der vandwerkerpartei. Ihr Be- streben sei daraus gerichtet, die alten Zünfte wieder einzuführen. Tic dainaiigen wirthschasllicheii Verhältnisse hätten sich aber be deutend verändert, und er müsse sich bei dem heutigen Stande der Industrie ganz entschieden gegen die Einführung obligato rischer Innungen auSsprechen. Bei der Verschiedenheit de» Ge werbebetriebe- in den Städten »nd auf dem Lande, bei der Ve» schiedkiiheit in d-n einzelnen Gewerbebetrieben selbst, bei der Verschiedenheit der wirlhschastlichen und socialen Stellung der einzelne» Gewerbetreibenden würde e» ein unvollziebbarer Gedanke sein, sie in die Schablone einer überdies veralteten Organi sation hineinzujtvängeii. Was den Besähigu» gsnachwets betresse, so würde er ganz unmöglich sein, die ganze Industrie, wie sie sich beute entwickelt habe, ihm zu »nterwersen. ES wäre eine schwere Täuschung de« deutsche» Handwerke«, anzunehmen, daß dessen Zukunft mit der Annahme dieser Punkte in engstem Zu sammenhang» stehe und das, eS mit der Annahme oder Ablehnung stehe oder falle. Man könne dem Handwerke keinen größeren Dienst erweisen, aiS es darauf hinzuweise», daß es aus diesem Wege sein vorgeslecktcs Ziel nicht erreichen könne. Es könne nicht Aufgabe der Staatsregierung sein, eine veraltete Institution der Gütererzeugung und Bertheilung aufrecht zu erhalten. DaS Handwerk könne sich aus dem Wege der Selbsthilfe durch freiwillige Association sehr gut vor dem Untergänge bewahren, »ine Zwangscorporatton lasse sich heutzutage nicht mehr einsühre». Die Ablehnung der zünstlerischen Forderungen von dieser Seite und ihre Begründung sollte in Handwcrkerkreisen nicht unbeachtet gelassen werden. * Berlin. 24. April. Der eben verstorbene seither« Reichstag-- abgeordnete Freiherr v Unruhe-Bomst war am 26. August 182» zu Berlin geboren, trat nach inristischen Studien in den Staats- dienst und wurde 18ö0 mit der Vertretung de« Landrathe«, drei Jahre später mit dem Landrathsamt deS Kreise« Bomst betraut, Len er in den sünsziger und sechziger Jahren im preußigen Landtag, seit dem Jahre >867 im Reichstag des Norddeutschen Bunde« und später im deutschen Reichstag ununterbrochen, al« Mitglied der Steichspartei, vertrat. Sei» I89l gehörte er dem H«rrenhausr an. „auS allerhöchstem Vertrauen" als lebentlängliche« Mitglied derusen. Am 1. April 1893 schied er auS dem Staatsdienst au« mit dem Lharakter al« Wirklicher Geheimer Rath, ohne indessen die Interessen der engeren Heimatb au« dem Auge z» vertiere», der er als Provinziai-Laiidtags-Präsident und (seit 1881) ai« Schloßhauptmann von Posen sich enge verbunden suhlte. Sein Reich«tag«maadat legt« er im verflossenen Sommer nieder, im Juli 1893, kurz bevor die Militairvorlage zur Entscheidung kam, nicht um dieser willen, wie damals verinuthet wurde, sondern persönlich« Gründe legten ihm den Rücktritt au« dem parlamentarischen Leben nab». In den politischen Kreisen wurde sein Scheiden sehr bedauert. Er war »in« stattliche Erscheinung, eine durchau« sympathische Persönlichkeit «nd beliebt al« maßvoller Politiker In der Legislaturperiode 1887 bi« 189» war er zweiter Vicepräsident de« Reichstag». (-) Berlin, 24. April. (Telegramm) Der in Bonn erscheinenden ultramontanen „Deutschen Reich«zeitung" wird auS angeblich unanfechtbarer Quelle gemeldet, die bayerischen NeichSIaaSmitglieder der <r»1ru«»fr«ett«n beabsichtigten ini Herbste der radakfteuer-v«r1«-t »»«». stimmen. Dadurch werde e« sebr wahrscheinlich, daß die vom Finantwinister I>r. Miguel angekündigte neue Borl«ge eine- Tabakfabrikatsieuergtsttzeiilwurfs die Zustimmung der Mehrheit de- Reichstag» finde. (In Regier»,,g-kreisen wird man diese Offerte sicherlich verstehen und genau wisse.
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