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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.05.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940501021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894050102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894050102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-05
- Tag1894-05-01
- Monat1894-05
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V*WWW Lrhörden — und so mahnt jeder weiter« Tag die für da« Wohl der Gesammthrit verantwortlichen Stellen in Frank- reich, noch energischere Maßregeln, als sie bi-her getroffen wurden, zu beschließen und rücksichtslos durchzusthre». Die serbisch« Regierung scheint ihre letzte Hoffnung, den Petersburger Hof günstig zu stimmen, über Bord ge- worsen zu Häven, denn der Uka« des Königs^ welcher die Entscheidung der Regentschaft und der Skupschtma, betr. die Eltern de« König«, für verfassungswidrig erklärt und Milan und Natalie die ihnen al« Mitglieder de« königlichen Hause« verfassungsmäßig zustehenden Rechte wieder zuerthcilt, »ft, wenigsten« soweit Mitau in Betracht kommt, ein Act, der in Petersburg auf« Tiefste verstimmen und dem König den letzten Rest der dortigen Sympathien verscherzen muß. denn mau kennt die oonckitie» «io« qua non der Gewährung russischer Hilfe im Kampf der Dynastie mit dem Rad,cali«mu«: sofortige Abreise Milan«. Dazu kommt, daß der Uka« einen eklatanten Vertragsbruch bedeutet. Zwar dir am 19. Mai l8St erfolgte Aus weisung der Königin Natalie au« Serbien war sicher eine verfassungswidrige Maßregel, allein nachdem dieselbe in durchaus regelmäßiger Weise von der Skupschtma beschlossen uud von der Regentschaft sanctionirt worden war, hätte auch die Aufhebung de« betreffenden Gesetze« ebenfalls nur unter Zustimmung der Volksvertretung erfolgen sollen. Ander« liegen die Dinge bei dem Falle Milan. Dieser hatte io einem Schreibe» vom t t. April t8Sl der Skupschtma mitgetheill, daß er Serbien freiwillig verlassen und bi- zur Großjährigkeit seine« Sohne« nicht wieder zurückkehren werde. Daraus faßte die Skupschtma mit allen gegen SV Stimmen folgende Resolution: Li« Skupschtina nimmt Kenntatß von dem Entschlüsse de« Königs, abznretseu, und versichert, alle ihm zustehende» Siecht« zu «atze«. Di« Skupschtina fordert gleichzeitig di« Regierung aus. Schritte zu unternehme», damit auch die Königin Natalie in» Inter- esse des Friedens ehesten« Serbien vertäfle. Gleichzeitig erhielt Milan l Million Franc« neben dem ihm in der Civilliste bi« dahin bewilligten Betrage. In einem Schreiben vom 3v. September l89t verzichtete dann Milan aus alle seine Rechte al« serbischer Staatsbürger und »abui den Namen eine« Grafen Takowa au. Die Angelegen heit wurde bi« rum nächsten Frühjahr geheim gehalten, ob- gleich die Minister de« Aeußcrn und de« Inneren bereits am tL. Oclober l89t die üntlaffuugSurkunde unterzeichnet hatteu. Die Skupschtina bestätigte am l4. März 1892 da zwischen Milan uud der Negierung getroffene Abkommen, da« schwerlich al« verfassungswidrig bezeichnet werden kann. Ueber die Rückerstattung der Milan s. Zt. auSgehändigten .Abfindungssumme- verlautet ohnehin in dem königlichen Uka« nichts. Daß die Folgen de« EinlenkenS in eine so ge fährliche Bahn nicht auSbleiben werden, liegt auf der Hand: über einen Zusammenstoß von Radikalen mit der be waffneten Macht im Innern de« Lande« bei Gelegenheit der SteuereintreibunH durch Staatsbeamte mußten wir bereits berichten; weit «chlimmere» dürste in Kürze bevorstehea. Deutsche- Reich. L Berlin, SV. April. Epcellenz vou Sybel war bekanntlich in früheren Jahren auch parlamentarisch im Reich-tag und Abgeordnetenhause thätig Er hat sich stet« zur nationalliberalen Partei gehalten. Die national- nberale Fraction de« Abgeordnetenhause- entsandte daher gestern zur Beglückwünschung eine Deputation, bestehend au« den -Herren Hobrecht, v Eyncrn, l)r. Sattler und l)r. Weber- Halberstadt. Herr Hobrecht hielt eine Ansprache, in welcher er u. A. den hohen Werth geschichtlicher Studien für die Politik hervorhob. Herr v. Eynern begrüßte den Jubilar al« rheinischen LandSmann. Sybel erinnerte in seiner Erwiderung an seine alten Beziehungen zu der natio- nallibrralen Partei und an seine parlamentarische Thätigkcit. — Die Parteigenossen de« Abg Vr. Ha mm ach er feierten gestern bei einem festlichen Mahk den siebzigsten Geburts tag de« Jubilar« (grb. 1. Mai >824). Die Berehrung für diesen zeigte sich in der überau» zahlreichen Anwesenheit seiner Freunde. Die nationalliberale Fraction de- Abgeord netenhaus«» war vollzählig anwesend, ebenso die hier befind lichen Reichstagsmitglieder. In trefflichen Trinksprllchen wurden von den Abgg^ v. Benda, Hobrecht, v. Eynern, Weber- Genthin, Sattler u. A. di» politischen Verdienste de« Jubilar« gewürdigt. Der Letztere verbreitete sich seinerseits über seine langjährige parlamentarische Vergangenheit, die im Bbgeord- netenhause uud Reichstag bi« zum Jahre I86S zurückreicht. Besonder« interessant waren seine Erinnerungen an die Zeit um 1848, wo er wegen gefährlicher politischer Um triebe von dem Justiz« iniste, Simon« au« dem Staats dienst entlassen wurde. Nachher meldeten sich noch andere Veteranen der Partei, denen e« nicht viel besser ergangen Dir zwei Ansprachen de- Jubilar« beleuchteten seine Stellung zur Partei und die Ausgaben derselben in einer Weise, die allgemeinen Beifall fand. Die Iugrndfrische de« alten Herrn, seine geistige Lebhaftigkeit, seine unermüdliche Hingebung an alle patriotischen und gemeinnützigen Bestrebungen, seine auch heute «och sehr bedeutend« parlamentarische Wirksamkeit fände» von verschiedenen Rednern die gebührende Anerkennung. tt verlt», SV. April. Aokuüpsend an ein» Berliner Corrospoadenz de« .Hannoverschen Courier«- über neural gisch« Schmerzen, unter welchen angeblich der Finanz- minister vr. Miguel leid« soll, finde» sich wieder allerlei kühne Combinatioae» in verschiedensten Organe» de, Presse, die darauf hiuau«l»usen, al« sei in der Stellung der ver bündete» Regierungen in Bezug aus dir Finanzrefnrm im Reich» und di« Beschaffung neuer Mittel irgend «in« wesent liche Aenderung eingetreten. Wir wissen zwar nicht, ob die Meldung de« „Hannoverschen Courier«" richtig ist oder nicht, aber die ganze Art der Sachbebandlung entspricht der heutigen Sitte, große Fragen der Reich-Politik al« dem Kopfe eine« einzelnen Menschen entsprungene Ideen zu be zeichnen, während dieselben au« den allgemeinen Bedürf nissen sich unerbittlich aufzwingen. Die finanzielle Aus einandersetzung zwischen Reich und Emzelstaatrn ist längst von der öffentlichen Meinung in Deutschland al« eine un erläßliche Nothwcndigkeil anerkannt, und ebenso zweifelt kaum «och «in ruhig urtheilendrr Mensch in Deutsch land an der Nothwendigkeit der Regelung der Ein nahmen de« Reichs. Für die Durchführung solcher auch für Preußen vitalen Ausgaben wird der preußische Finanzministcr sicherlich unter keine« Umständen seine Mitwirkung versagen. In allen unterrichteten Kreisen aber ist von einer Aenderung der Stellung der verbündeten Re gierungen zu der von ihnen dem Reichstage vorgelegten Steuerreform uicht da« Geringste bekannt. E« wird sich daher noch vor Zusammentritt de« ReiH-tage- wobl zeigen, daß dir Schlußfolgerungen der oben erwähnten Prrß- organe völlig unhaltbar sind, und daß irgend eine Differenz de« preußischen Finanzminister« mit den Reichsbehörden nicht epistirt. * Berlin, 36. April. In der Kreissynode Berlin II, die heute Vormittag zusammenlrat, spielte sich ein beuierkeu«- werther Zwischenfall ab. Im Bericht de« ?. Rauch st« in über da« Zellenaesängniß Plötzensee findet sich der Passu«: .Al« Grund der Verwahrlosung zeigt sich beim Eingehen auf die Vergangenheit der Betreffenden fast nie Verhinderung der Erziehung durch Noth, sondern Lüderlichkeit de« Vater«, Lasterhaftigkeit der Mutier und vor Allem oberflächliche«, mechanisches Arbeiten de« Lehrers, der weder selbst Charakter und Frömmigkeit besaß, noch solche zu bilden wußte." Diese Bemerkung fand von Seiten de« Syiwdalen Lehrer« Röhl dieser Auffassung de- Vorredners. Es sei keineswegs der ganze Stand genieint, sondern nur die bestimmten Lehrer, die weder Charakter noch Frömmigkeit besitzen. Daß e« solche gebe, könne doch Niemand leugnen. Nach ziemlich lebhafter, längerer Debatte, in der auch!'. Rauchstein wieder holt erklärt, daß er durchaus uicht aus die Allgemeinheit der Lehrerschaft hiuzielr, sondern selbstverständlich nur einzelne Fälle im Auge habe, erklärt aus Antrag de« ?. Burkhardt bl» Synode sich schließlich mit der Fassung de« Berichte« einverstanden, in dem Sinne, daß damit nur im All gemeinen Versäumnisse der Schule (wozu auch die Kirche tritt) bezeichnet werden sollen. Für diesen Beschluß stimmte, dem „B. T." zufolge, auch die Link«. — Assessor Wehlau, welcher schon vor einigen Monaten von Kamerun hlerhcr zurückgehrt <s». hat «inen Urlaub erhalten, bi« die gegen ihn eingeleitete DiSciplinar - Untersuchung beendet ist. Daun erst wird über seine wettere Verwendung entschieden werden. — Die Commission de« Abgeordnetenhauses für den Dortmund-Nhein-Canal hat heute die Vorlage mit 12 gegen 8 Stimmen ab gelehnt. Die Anträge Hammachrr und Woyna, welche Thcile de« Canal« bewilligen wollten, wurden mit 16 gegen 4, bczw. 11 gegen S Stimmen ab gelehnt. — Der preußische Iustizminister hat ein Rund schreiben an sän»»tliche Gericht« erlassen, worin er sich gegen di« zu lange Aussetzung der Urtheilsvrrküodiguagea auSfpricht. — Die Neuordnung der über da« Ziel der Volks schulen hinauSgrhenden Mädchenschulen soll, wie die „Post erfährt, Ostern 1895 in Kraft treten. Ein darauf bezüglicher Erlaß de« Eultu«minister« dürfte noch vor Mitte Mai zur Veröffentlichung gelangen. — Der Berliner Gewerbe-Deputation ist durch zahlreiche Beschwerden und Anzeigen zur Kenntniß gekommen, daß die ihrer Aufsicht und DiSciplinargewal» unterstellten Ort«Irankencassen - Vorstände zum Theil beschlossen hätten, den l. Mai zu feiern, d. h. an diesem Tage ihre Thätigkeit zu su-pendiren, insbesondere die Zahlungen an die erkrankten Arbeiter einzustellen. In Folge dessen hat die Gewerbe-Deputation eine sehr scharf gehaltene Anweisung an die Vorstände erlassen, worin sie diesen die Offen Haltung der Cossen und Bureau« bei Ordnungsstrafen anbe fiehlt. Die Vorsitzenden würden in Ordnungsstrafen bi« 26 genommen, und e« werde auch protokollirt werden, ob die Bureau« am l Mai wirklich ihre Schuldigkeit thun. Wie di« gesetzlichen Bestimmungen liegen, ist die Gewerbe-Depu tation nicht bl»« berechtigt, sondern sogar verpflichtet, mit Strafen rinzuschreiteu. * Hnmbnr«, S0. April. Der bisherige preußische Ge sandte. Frhr. v. Ihirlmaan» hat heute dem Bürgermeister vr. Perl»«»» seio Abberusuog-schrribeo überreicht. — Da« LantzßsRcht vervrthrrlte den »«»ontwortlichr, Redakteur dr« .Hamb. Echo-, Heine, weg«, Beleidigung de« Senat« zu 5 Monaten Orfängniß. * H«n»»«r, 29. Avril. Sn einer gestern abgehaltenen Borstandssitzunß de« Nationalliberalro Verein« HaunW«, wurde auch die be»«rsteh«nde 76jähnae Geburtstagsfeier de« Herrn vr. von Bennigsen einer Besprechung unterzogen. ES sind vorläufig, wie der .Hann. Courier- berichtet, eia großer Kestcvmmer« am Vorabende de« Geburl-tage«, ei» Diner a« eigentlichen Festtage, endlich, namentlich für dir v»n auSwärt« zu envarteodeo zahlreichen Festtheilnebmer, ein Ausflug nach Hilde-Heim oder Go-lar am darausfolgenden Tage in Aussicht genommen. Endgiltige Beschlüsse wurden noch nicht gefaßt. * Nnhrarl, 29. April. In der gestern hier abgehaltenen Versammlung de« Niederrhriuisch-Westsälischen Gauverbande« der Deutsche» Colonialgesellschaft ist folgende Ein gabe beschlossen worden: »Die zahlreich besuchte Versammlung von Vertretern de« Rheinisch-Westfälischen Gauverbande« bitlet de« Ausschuß der Deutschen Colonialgesellschaft aus« Dringendste, unverzüglich energische Schritte zu thun, daß die brutsche» Interessen aus de» Samoa-Inseln — an gesichts der Unhalibarkeit der Samoa-Acte von 1889 — seiten« der Reichsregierung in einer da« nationale Empfinden durchau« befriedigenden Weise gewahrt werden.- * Weimar, 36 April. Die Königin und die Königin- Rege ntin der Niederlande werden im nächsten Monat hier zum Besuche eiatressen. SS Eisenach, 36 April. Nachdem erst im Laufe der vorigen Woche der Musketier Lambrecht von der 2. Com pagnie der Gothaer Garnison, seit Herbst erst Soldat, die dortige Caserne verlassen und sich im „Albert»bad" ertränkt hat, erschoß sich heute Mittag der Musketier Siebrrt von der 8. Compagnie de« hiesigen Bataillon« mit seinem Gewehr, zu dem er sick> scharfe Patronen verschafft, in der Caserne. Wa« die Selbstmörder zu ihrer unglückseligen Thal veranlaßt, ist noch unbekannt. In beiden Fällen ist die militairische Untersuchung über die Ursache der Selbstmorde eingeleitet. * Lranbers, 36. April. Der Kaiser ist Nachmittag« 6 Uhr 26 Min. hier ringetroffrn. Al« der Zug in ven Bahn hof einsuhr, wurden Böllerschüsse gelöst und die Glocken der Stadt geläutet. Am Bahnhof» wurde der Kaiser von der Kaiserin Friedrich, dem Prinzen und der Prinzessin Friedrich Karl von Hessen aus da» Herzlichste begrüßt. Aus der Fahrt durch di« festlich geschmückten Straßen wurden die Herrschaften von der zahlreich herbrigeströmteu Bevölkerung mit Hochrufen empfangen. * Straßbnr» t. E., 29. April. Die Pariser Meldungen, daß Milte diese« Monat» in Marseille rin Officirr ari dem ReichSlandc, der Hauptmann und Platzmajor v. Seel in Bitsch, wegen Verdacht« der Spionage verhaftet sei und gegenwärtig noch in Hast gehalten werde, haben natürlich hier besondere Beachtung gefunden. Anfragen, die in dieser Sache nach Bitsch ergangen sind, wurden heute amtlich dahin beantwortet, daß der Hauptmann a. D. und frühere Playmajor v. Seel seinen Wohnort Bitsch seit Monaten keinen Augenblick verlassen habe. Der in Marseille verhaftet« hat also eine falsche Angabe gemacht, vom „Gauloi«- wird in dieser Angelegenheit jetzt gemeldet, daß nach den neuesten Ermittelungen der Verhaftete rin Bruder de« Hanptmann« a. D. von Seel in Bitsch sei uud bedenklich geisteskrank zu sein scheine, we«halb die fran zösischen Behörden die Weiler« gerichtliche Verfolgung dieser Sache unterlassen würden. * München, 1. Mai. Di« letzt« Nummer der foeiakdemo- kratifchen „Münchener Post" ist beschlagnahmt worden. Die M-haahin» erfolgte aus Grund von K. 97 de« R.^itr^G^V. (Regenteabileidtgung.) Oesterreich-Ungarn. * Wien, 36 April. Wie da« „Armee-Berordnung-blatt" meldet, bat der Kaiser den Generalmajor Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich-Este zum Commandanten drr 38. Infanterie-Brigade, den Feldmarschall-Lieutenant Erzherzog Friedrich zum Feldzeugmeister und den Oberst- lieutenant im 9 Husaren-Regiment, Erzherzog Otto, zum Oberst in demselben Regiment ernannt. — Die General versammlung de- Donauvrreiu« ernannte den Prinzen Ludwig von Bayern und den Fürsterzbischos Kohn zu Ehrenmitgliedern. * WtkN, 36. April. Im Preßausschuß erklärt« drr Minister de« Inner«, Marqut« deBacquehem, er könne der Frelgab« der lolportog« nicht zuftlmmen, weil dadurch dt» Wirkung b«r Rrprelsivmkchregela gegen di» Presse ganz tvuforiich gemacht werden würde. Di« Regierung sei gewillt, den tzerautgebern bi« Hinter legung einer Laution zu erlassen, um dadurch jeder Partei dt« HerauKgob« periodischer Druckichrtften zu ermöglichen; di« Ertyeilung der Ltcenz zum verkauf« von Druckschriften fall« tu Zukunft Niemand verweigett werben können, der nach den Bestimmungen der Gewest«, ordnuag zur Ausübung eine« Gewerbe« berechtigt, politisch nubeou- stnndet »nb t« Vollgenuss« ber bürgerlich«. Rechte ist. — Der Iustizminister Graf Schöntoru erklärte, dt« Regierung könne «ns da« bekämpfte Verfahren, welch«« da« einzig« Schutzmittel gegen "" ^"rettnugen drr Presse sei. prtactpiekl nicht verzichte»; die nng sei dagegen bereit, einer in da« Prrßgesetz ans,»nehmend,-n , . »nng zuzu»tmmen, daß de» Redaktionen die Stellen beb,»»! zu gebe» sind, wegen bereu di« Lonfiscationeu rrsolgteu, uud zwar sosori bet Verfügung der Beschlagnahme. * Wir«, 36. April. Im Laufe de« Nachmittag« wieder holten sich die Ansammlungen streikender Maurer und anprrsp Beschäftigungsloser in den Bezirken Ottakring und Hernals. Al- von einer Schaar, welche die bei dem Neubau de« Brauhauses Ottakring Beschäftigten gewaltsam zum Streik zwingen wollt«, mehrere besonder« gewaltthälige Individuen verhaftet wnrden, wlzz^rn die Wachleute mn Steinen beworfen. Ein Wachmann ist verletzt worden. Die Wachleute gaben Allarmschüsse ab, durch welche zwei Personen leicht verwundet wurden. Später« Ansammlungen vor dem Polizeicommiffariat und vor den. Verein-local der Maurer in Hernals, wo insbesondere Hunderte von Kindern sich durch Pfeifen und Johlen hervorthaten, wurden von de» Polizei allmählich auseinander getrieben Die Aufgabe de: Wachmannschaft wurde Abend« durch anhaltenden Regen er leichtert, mehrere Widersetzliche wurden vrrhaslet. — Nock, 9660 Tischlergesellen streiken; ll3 Meister haben die Forderungen der Gehilfen bewilligt, die übrigen Meister ver harren auf ihrem ablehnenden Standpunkte. 506 Streikende sind nach der Provinz abgereist. * Men, l. Mai. (Telegramm.) Der amtliche Be richt über die gestrigen Excesle in Ottakring constatirt, daß drei Wachleute, welche den sich widersetzenden, verhaftete» Maurer Josef Venoe« in die Wachstube brachten, von der zahlreich angesammelten Menge mit einem förmlichen Stein hagel überschüttet wurden, so daß sie in Gefahr waren, übe, wältigt und mißhandelt zu werden. Au- diesem Grunde gab em Wachmann Schüsse ab, um die andringende Menge »m letzten Augenblick« zurückzubalteu. Die beiden hierdurck leicht verwundeten Personen wurden in ein Krankenhaus ge bracht. Außer VenoeS wurden durch einaetroffcne Wack- »erstärkungeu noch 17 Personen verkästet. Abend« ui» 9 Uhr herrschte vollständige Ruhe. In Folge de« gestrigen schweren Gewitter« mit wolkenbruchartigem Regen verlief der Abend nach den Excesscn mit den Arbeitern ruhig. Da auch heute Regenwetter herrscht, dürften die Aufmärsche der Arbeiter unterbleiben und die Maifeier ohne besondere Störungen verlausen. * Post, I. Mai. (Telegramm.) In der heutigen Plenarsitzung der Akademie für Wissenschaften con- statirte der Präsident EötvöS gegenüber den Meldungen einiger Blätter auf Grund a» competentester Stelle ein geholter Informationen unter begeistertem Jubel der An wesenden, daß Erzherzog Josef zum Stolze der Akadenüc nicht aufgehört habe, deren Mitglied zu sein. — Zn dc», Waggon de- Schnellzug«, auf welchen am Sonnabend aeschosse» wurde, befand sich nicht der Erzherzog Josef, sondern dessen Sohn LadiSlau«, der von dem Vorfall gar nicht« erfuhr. Frankreich. * Pari«, 36. April. Der deutsche Botschafter Graf u Münster ist heute Vormittag von hier zu kurzem lufenthalt »ack Berlin und Hannover abgereist. — Als estern Abend Casimir Pericr in einer Versammlung lber die Demokratie sprach und sagte, die Regierung habe nur «inen Zweck, nämlich den, daß die Demokrat e blühe, unterbrach ihn der Direktor eine« Socialistenblattev mit den Worten: „Keine Politik!- Unter dem Publicum entstand eine große Bewegung und dasselbe verlangte, daß der Zwischenrufer au« der Versammlung entfernt werde. Casimir Pörier beachtete den Zwischenfall nicht weiter, son dern fuhr in seiner Rede fort. * Parts, 1. Mai. (Telegramm.) Die Behörde lhcilt den Blättern mit, gewisse Anzeichen ließe» daraus schließe», daß der verhaftete Anarchist Mat ha der Urhelir de« Attentat« im Restaurant Foyot sei. E« sei Thalsachc, daß der Ministerialbeamte Fön Son in Hast bleibe, weil er Matha bei sich versteckt gehalten habe. — Hiesige Blätter besprechen die Interpellation Iaurö«' und hebe» be sonder« den Theil seiner Rebe hervor, worin er behauptet, di« Regierung übe zweierlei Gerechtigkeit. Die katholischen Blätter mit ihren aufreizenden Artikeln ver folge sie nicht, während die social ist! scheu für jedes an stößige Wort bestraft würden. Die Socialiste» wollen IaurL«' Rede drucken und im Lande vertheilc». — Kür beule hat die Regierung, wie schon gestern gemeldet, die umfassendsten Vorsichtsmaßregeln getroffen. Bor dem Palai« Bourbon dürfen überhaupt keine Ansammlungen statt- fiuden. Die Manifestanten haben ihre Lureaux in der Ärbeiter- börse errichtet. Belgien. * Brüssel, 36. April. Am 4. Mai wird der Graf von Flandern in amtlicher Weise den Brüsseler deutschen Mannergesangverein, welcher dein hohen „Ich darf doch die Damen begleiten?" fragte Herr von Hochheim zuvorkommend. „Natürlich", entgegnete seine Cousine — „ich werde dock mit meinem eigenen Vetter über dir Straße gehen dürsen! Wenn r« Dich nicht genirt — wir sind nur zwei GeschäftS- damen! Und ihr Ton ist so stolz und trotzig, al« hätte sic ihn just von Rose gelernt. Ueber sein offene- Gesicht geht ein ärgerlicher Zug. „Dora!" sagt er mit leisem Tadel. Da wandte sie sich rasch zum Gehen und siehe, da standen Miezchen und Lulu wartend am nächsten Wege. Die Kinder traute« sich offenbar nicht näher und schienen sehr unent schlossen, wa« zu thun sei. „Ich will zu ihnen hinüber gehen, meint Rose rasch, „und gehe dann auch mit ihnen zusammen nach Hause." ^O nein, Kind, — so rasch entlommeu Sie un« nicht. — Men> Vetter schreibt auch zuweilen, Nose, da- müssen Sie erst noch wissen — auch Geschichten und Novellen — in seinen Mußestunden und zu seinem Vergnügen!" „Jawohl, nur zum Vergnügen", sagte Herr von Hochheim so bitterernst, daß Rose meinte, da« Vergnügen müsse rin höchst zweifelhafte« sein. „Wollen Sie ihm uicht einmal etwa« von Ihrem Ge schreibsel zu lesen aeben? — Da» habe ich Dir nämlich noch nicht mittheilen können, Erwin, denn ich erfuhr «S erst soeben — Sir hat wirklich ein ganze« Dutzend Talente und sie hat den heißen Wunsch, mittelst eine« dieser Talente in eine andere Lebensstellung zu kommen. Sie lebt in dem narven Glauben, daß die Leute besser seien rin paar Stufen höher aus drr gesellschaftlichen Leiter — ist da« nicht lächerlich?" Aber ihr Ton klang bitter. „Gefällt e« Ihnen denn gar so schlecht in Ihrer Stellung?" fragte der Vetter jreundlich. „Ja, sehr, immer", sagte sie leise, aber fest. „Ja, und sie hat einen so lbörickten Durst nach Wissen", ries Dora, — „als ob da« Wissen Glück sei!" „Und ist Wissen nickt Mackt und mackt dir Bildung nicht frei?" siel Rose eifrig ein. „Freilich nicht frei vom Kampfe um« tägliche Brod! Ich denke aber, mit vielem Wissen könnte «an schließlich auch sein Brod verdienen, Bildung aber, so «einte ich bi-ber, ist nur richtig angewandte« Wissen, und so Wird sie ja wohl innerlich und äußerlich frei und dadurch glücklich mache» können." E« schien ihm zu gefallen, daß si, so au« sich heraus ging und sie hatte plötzlich da« Gefühl, Verständniß bei ihm zu finden: seine lebhaften braunen Augen blickten sic theil- nahmSvoll an. „Sie scheinea die Freiheit sehr hoch zu schätzen", meinte er. „Gewiß, weil ich sie entbehre". „Sie werden Sie bi« an da« End« Ihrer Tage entbehren." Dies« Prophezeihunz entsetzte sie und str starrte ihn wie einen UnglvckSboten an. „Ja, ja", sagte er ernsthaft, „die Freiheit gedeiht nicht auf unserer armen Erde". — Arme ErdrI" da« empörte sie, sie fand diese arme Erde so schön! Er aber fuhr fort: »Und wenn Sir der Sklaverei Ihre« Chef« entrinnen, ist « vielleicht nur, um in eine andere zu geralhen." „Vorausgesetzt, daß ich im Geschäft bleibe — ja. Aber wenn e« mir nun gelänge, eine brrübmte Schriftstellerin, «ine berühmte Sängerin zu werden — wäre ick da nicht frei?" „Sobald c« Ihnen gelingt, Redaktionen, Verleger, Kritiker, Direktoren und Publicum z» besiegen — ich bade einige Er fahrung, wa« zum Erringen dieser Freiheit gehört!" „Aber wenn r« möglich ist» sie zu erringen?" „Vielleicht." Da sagt Dora ganz unerwartet: „Aber, Rose. Ros«, wozu brauchen Sie denn noch mehr Freiheit, at« Sie schon haben, oder sich doch nehmen? Und man braucht doch nicht ewig im Geschäft zu bleiben — die kleine Loln sagt« e« gestern noch ganz weise — man kann doch heirathenl" Und da« spricht si« in einem, wir r« Rose scheinen will, ganz frivolen Ton« und Rose schaut unverhohlen zornig drei», der Haupt- mann aber lächelt heiter dazu und meint: „In, haben Sie diesen Gedanken nicht auch schon gehabt, mein Fräulein?" Rose « Stimmung wird indeß keineswegs besser bei dieser Krage, fl« schaut sichtlich empört von den Beiden weg und weit in« Blau« hinein und sagt nur ganz trocken: „Ich danke." Und daraus Herr von Hochhri« offenbar sehr be lustigt: „Sie gedenken sich also »,cht zu verheirathrn. «ei» Fräulein?" „Ich glaube nicht", «ntaegnete Ros« finster, »denn ich «erde niemals den ersten Besten nehmen, und de» Beste, drr mir allenfalls gut geong wäre, »ipd mich natürlich nicht wollen." „Wissen Ei« da« so genau?" „Freilich — wenn man weder Geld noch Gut hat —" „Ja, wen» «s danach fragt, »äre «, doch wohl der Best« nicht." Da« wa, richtig. Ei« aber halt, sich i, den Gedankm, daß kein Mann der Erde ein Mädchen ohne Geld und Gut heirath«, nachgerade so verrannt, daß es ordentlich beunruhigend auf sie wirkt«, ander« denken zu solle». Schließlich meinte fit hastig: „Und wenn auch — eS giebt so viele hunderttausend Frauen mehr al« Männer im deutschen Reich — mögen die heirathen, die absolut nicht allein und aus eignen Füßen stehen können." »Wa« Sir sich natürlich zatrauen?" Sie lachte. „Ich bin e« ja gar nicht ander« gewöhnt!" „Und sie hat Recht", rief Dora, „mögen die Schwachen briratbeu, die der Stütze bedürfen, wir, die Starken, Selbst ständigen —" „Bedürfen dergleichen nicht und spotten der Liebe", vollendet drr Hanptmann ironisch. „Das letztere, leider, nein", bekannte Dora im tiefsten Ernst. „Aber man heiratdet un« nie und liebt un« nur selten, dann aber tiefer und leidenschaftlicher al« jene schwachen, sanften Wesen, welche gehriratbet werden, je geliebt worden sind." Ihr Vetter sah str überrascht an. „Bon wanne« kommt Dir dies« Wissenschaft?" deelamirte er. „Boi» Sckicksal." „Soll man Dir Glück wünschen, oder Dich beklagen?" „Frage nicht." Er sab sie ernsthaft an. „Vergiß nicht, wa« Du Deinem Namen schuldig bist!" mahnte er halblaut, aber nachdrücklich. „Ohne Sorge", erwiderte Dora mit einem bösen, trotzigen Zug um den seinen Mund. Plötzlich »brr ward si« blaß di« in die Lippen, schien nach Athrm zu ringen und sagte endlich mit mühsam deherrschirr Stimme: „Ja, Kleine, ich -taube, »« ist wirklich dir höchst« Zeit, daß wir -rhen; die Kinder sterb« sonst vor Ungeduld Ans der nahen Bank »der, aus welcher Si« vor Kurzem noch tzrenht, nimmt gerade ei», Famili« Platz, der«» O»«r- hanpt Dora srhr artig grüßt, während di« Dame sie uicht zu kenne» scheint, uud dir Kinder: Ah, Fräulein Hockheim, Fräulein Hochhkiml G««h. nur, Mama, da «st Fraul«« Hochheim l" schreien. Di, Dam« läßt fick »de- keine-wea« b«,ah. Fräulein Hochheim zu sehen, d«r Herr, «m» schin«, stattliche Erscheinung grüßt n«ch einmal, da st« an ihnen vorüb«, ß«b«>. d>« Dame, ein kleine«, unbedeutend auSsehenda« Menschenkind saßt di« Kinder fest an drr Hand und wirst «inen strenge» Blick herüber. Um Dar»'« blaff« Sippe» zuckt «S hochmülh»-. höllisch und st, mmdari d» da« Maun«S mit eure» Blick — nein, ein Blitz nur war e«, flammend, groß, verzehrend in Liebe — in Haß. Aber schon hat sie sich gefaßt. „Mein früherer Chef!" erklärt sie den Andern nachlässig und eilt dann bastiger, als eS sonst ibrc Art ist, voran und holt Miezchen und Lulu berbei, die Kinder eifrig dem Vetter vorzustellcn; dann gehl sie aufgeregt plaudernd mit ihnen voraus. Der Hauplmann aber bleibt an Nose'S Seite und er er zählt ihr von Dora und ibrei» stolze», nach schrankenloser Unabhängigkeit ringendem Wesen, von dem freundschaftlichen Verhältnisse, in welchem sie immer zu einander gestanden, von seinem Leben in B. und von einer reichen und geistreichen Dame, in deren Hause er viel verkehre und welcher er nächsten« von Nose erzählen werde — vielleicht könne e« ibr Glück sein. „Denn Gluck ist bekanntlich nur, was Jeder sich al« Glück gedackt", sagt« er heiter, „und Dora ist i» ihrer selbstgewählten Freiheit scheinbar viel glücklicher, als Sie, die Sie dieselbe Freiheit für Selavereieu halten. So verschiedene Auffassung läßt da» Glück zu. So plaudernd kamen sie rasch bi« in die Nabe der Stadl und bicr verabschiedete sich der Herr Haupt»,an». „Es wäre ihm doch wobl etwa« ungemütblich gewesen, in Begleitung von vier Ladenmädcl« durch die Straßen wandeln zu sollen", sagt« Rose mit lachendem Spott, „und wer wollte e« ihm verdenken?" 6. Durch die großen breiten Bogenfenster flutbet, -oll und breit da« Mondenlicht und sie saßen umher aus den beiden einzigen Stühlen, aus de» Koffer», aus den Betten, und hoch oben aus dem Fensterbrett saß Rost, vom Glanz de« Monde« sanft umflossen. Dir silbernen Strahlen woben förmlich einen Glorienschein um ihr blonde« Haupt und Aller Augen waren voll Bewunderung auf sie gerichtet und voll Andacht wartete «an darauf, wa« fit uun erzählen werde. Denn erzählen mußte sie heule — Miezchen ließ ibr keine Rnbe. Sie kauert» mit tiiiporgezogenen Füße» aus Rose'« Koffer und schaut« unverwandt «u Rose'« schönes Gesicht, so daß diese sagte: „Ja, wenn Ihr mich alle so anstarrt, werde ich kein Wort erzählen können!" Dann »brr rückt« sie ein wenig zur Seit« ank ihrem luftige» Sitz, so daß sie sich an di« offene Scheib« lehnen konnte» schaute «in wenig träumend zum sternrnsnulelnd«» Himmel hinaus und hinunter über den «oadbe-läuzten weiten Play hin und dann in« Zimmer hinein zu ihre» rrwar«ung«vollea Auditorium und sagt«: „Als, — BW», einmal.- (Fortsetzung joltzt.)
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