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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.05.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-05-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940507010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894050701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894050701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-05
- Tag1894-05-07
- Monat1894-05
- Jahr1894
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VezugS-PrekS R tz« Hoilptrrtzedttüm ^«r d» stn GtM> hqirk »ad den Vororten errichtete» L^. »bckiellea ab geholt: vierteljährlich ^44L0. bei zweimaiiarr täglicher Zustellung iut Hau« » öchO. Durch di» Post bezogen für De^schlond und Oesterreich: vteriestädrlich >4 S>—. Direct« täglich« Är«o-ba»ditaou»g t»ä Luälaud: moaallich ^ 7.ÜO. Morgen-Ausgabe. DieMorgen-All-gab« erscheint täglichV,7 Uhr» di« Atrad-Aa-gabe Wochentag« b Uhr. Uüictio« Erveditio«: Johanne«,aff« 8. DtkErvedttto« ist Kochen tag- »»«nterbroche» ^K>«t veu früh 8 bis »h«ch« 7 Uhr. Filiale»: vtt, Me«» « Sorti». (Vlfreh H«Müb Uuiverfitäwstrah» 1, La-ti« Lösche. Kvlhurtxeustr. Ich hart. »ud ARAgßplatz 7. NPMtr.ElIgMlllt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. ^ 228. Amtliche Bekanntmachungen. Lekannlmachung. Zur Aufstellung de» städtische« Snuldstrnerkataster« auf die Jahr« 1895, 1896 und 1897 für hiesigen Ort habe» Diejenigen, welch« iuuerhalb diese- Stadtbezirk« eiu Grundstück besitzen, bezw. durch ihre Stellvertreter, von ihren Grundstücken und deren Zn- behörungen an Höfen, Gärten, Plätzen, einschließlich der zum land- wirthschastlicheu oder einem sonstige» Gewerbebetriebe benutzten Secker, Mese» und sonstigen Fluren, sowie einschließlich der mit dem Grundstücke verbundenen Wasserkraft, olle Mieth-, Pacht- oder NutzuagSertr-gntsse, sowie bei leerstehenden oder vom Ligen- thunier selbst oder für dessen Rechnung benutzten Räumen die Piirthtoertdr noch den Jahren 18dL. 18dp und 1884 und die zu deren Beurtheilung dienenden Tdatsocheu anzugcben und sich dabei der zugesertigten Formular, za bedienen. Diese Lrtrageverzeichnisie sind auSgesÜIt spätestens binnen 14 Dagrn. von «ere« Znferttgnn» an gerechnet. bet den aus der ersten Seite dersrlben bezeichnet«» Amt«nell«u entweder persön lich oder durch Personen, welche zur Berichtigung etwaiger Mängel genaue Auskunft zu geben im Stand« sind, wieder «inzureichen. DteUnterlassang tzerAnSfüInn«. sovete bte nicht ordnungs- «ätztge AnsfüNung oder die Versäumnis; per vorgedachtrn Frist z«r Wicdcreinreichung «er ErtragSverzeichuiffe zieht rme Geivstrase bi» z» S« nach sich. Dir auf dea Forinularen adgedruckten allgemeinen und sonstigen Bestimmungen sind aus da» Genaueste einzndalten; denn die ein gehenden Ertrag-Verzeichnisse werden sorgfältig geprüft und die- jenigen, welch« sich dabei als undeutlich geschrieben oder nicht »orschristSmästtg au»gksü>1 herau-zustellen, werden »orbcbält- lich »er Einziehung »er verwirkten Strafe zur Neuansertigung bezw. Abänderung zurückgcgebrn. Sollten bei einem Grundstücke die zugesertigten Formulare Nicht «uSreichen, so können noch weitere dergleichen bei obenbezeichnrten Amt-steilen in Empfang genommen werden. Leipzig, am 4. Mai 1894. Der Rath »er Stadt Leipzig vr. Georgi.»och. Lekauutmachmig. Di« AaSführnng einer Usrrmauer hinter dem alte» Echlachthos« graudstücke soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen und Unterlagen für diese Arbeit liegen ta «lerer Diksbäu-Verwaltung. Ralhhau«, 2. Obergeschoß, Zimmer Ar. 23, au» und können dort ciageseheo oder gegen Entrichtung von bO ^ die auch in Briefmarken eingeseadet w«den können, entnom men werden. Bezüglich« Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Usermauer am alte» Schlachtbose- versehen in dem oben bezeichnet«:» Geschäftszimmer bi- zum 1L. diese» Monat» s Uhr Nachmittag» «in-ureichra. Der Rath behält sich da- Recht vor, jämmtlich« Angebot« ab- ,,lehnen. Leipzig, den 5. Mat 1894. ld. 2147. De« Rathe« »er Stadt Seipzi, Strabeiibandcputatia«. Die Inhaber der abhanden gekommenen Sparbücher Ser. II Nr. 106702, 116966, 127985, I6I393, 204678, sowie der In- Haber de« gleichst»!!- al- verloren angczeigten OuiUnng-scheine- llnserer 3. Annohmestell« über dal Sparbuch Ser. II Rr. 242064 verden hierdurch ausgefordert, sich damit binnen drei Monate» and längsten- am 8. August 1894 zur Nachweisuug ihrer Rechte dez. znm Zweckr der Rückgabe gegen Belohnung bet Unterzeichneter Anstalt za melde», widrigenfalls, der Eparcosseu-Orduung gemäß, den angemeldetrn Berluslträgern. nach «rsolgter Beeidigung ihr« Anzeige, an Stell« der abhanden gekommenen Bücher, welch« al»- daun für ungiltig zu erklären sind, neu« Bücher ausgestellt werde», dez. da- eingcliesrrte Buch auch ohne Rückgabe Le« ebenfalls für »ngiltig zu erklärende» QuittungSscheine» auSgrhäudigt werden wird. Leipzig, den 5. Mai 1894. Die Verwaltung de» Leihhauses und »er Sparkasse. Die beim Neubau eines Dratu-Wagentzause» in L.-MSlkern erforderlichen Schmirbe- und Eisen-Vrbettrn, Loo« III, sollen UN K. Mai vor«. 11 Uhr öffentlich verdungen werden. Zeich. »nngen und Bedingungen können im BeschüstSIocol de- Unterzeich nete» Färberstr. 16, etngeschcn, Bngebot-sormularr zum Prelle von 0,40 bezogen werden. Die versiegelten, mit der Aaffchrift: „Train-Wagenhan- Möckern, Loo« III" versehenen Angebote sind bi- z» obengenanntem Termine eiozureichev. Leipzig, den 2. Mat 1894. Kräh» Barnison-Bauiaspector. Politische Tagesschall. * Leipzig. 6. Mai. Da» prentzische Abgeordnetenbau« hat gestern dev Fiaanz- dericht seiner Bndaetcommission, welcher die Noth- Wendigkeit eine« die Matricularbeiträge übersteigenden Be trag« an Nrberweisungen vom Reiche und damit den Grundgedanken der vorgeschlagenen ReichSsteuerreform anerkennt, angenommen. Die Mebrbeit bildeten dir beiden cruservativcn Fractioaen und die Nationalliberalen, während da« Erntrum und die Freisinnigen gegen diese Resolution Widerspruch erboten. E« ist em Vorgang von nicht zu unterschätzender Bedeutung, daß biermit die berromagendste deutsche Volksvertretung mit großer Mebrbeit sich auf den Boden der Reich-finanzreform gestellt hat. Obne Zweifel werden andere deutsche Landtage in demselben Sinne vor geben. Freilich bilden die drei genannten Parteien im Reick», tag noch keine Mehrheit. Ater wenn sich jetzt au» allen Land tagen ein Notbschrci erbebt, so wird die Wirkung auch im Rcich-tage nicht austleibrn. — Morgen beginnt ra» preußische Abgeordnetenhaus seine Pfingstsrriea; seine Arbeiten wird e» am 17. Mai wieder aufnebmen, und zwar mit der weiteren Beratdnng der Dortmuv d-Rbein- Eanalvorlage. Dann wird e» noch eia Provinzialgesetz über dir Fischerei in Westfalen und ein noch in Vorbereitung begriffene« Viehsenckengesetz zu erledigen haben. Die Verhandlungen zwischen den Fractionen über die Land- wirthschastskammera werden jetzt unterbrochen, klebrigen» bat sich auch da» Erntrum in den letzten Togen bereit ge zeigt, sich au Verständtgungsversuchen zu detheiligen, und zwar zunächst nicht, wie in einigen Blättern gesagt wird, »ik dev Eoosrrvativrn, sondern mit den National- liberalen und den Frriconservativen. Die möglichen Grundlagen einer Verständigung sind neck nickt zu über sehe», namentlich ist über die Frage, od obligatorische ober Mnltativ« Einrichtung, noch nicht» entschieden. Im All- Anzeigen-PreN dir 6 gespaltene Petitzeile S6 Pfg. Reklamen unter domRedactimwstrich (4go» spalten! bO/H, vor den Faun Urans chrichvr» (6 gespalten) 40-E. Größere Schriften laut unserem Preis» veezeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz noch höherem Taris. Urtr«-Beilagen (gesalzt), nur «st der Morgen«Au-gab« , ohne Posldrsör-erung ^4 6(1—, mit Postdesvrdernog ^4 7(1—. Ämkahmeschluß str Aiyeigeu: Ubrnd-Au-gab«: Vormittag» 10 Uhr. Marge »-Au-gab«: Rachmiltag» 4 Uhr. Sonn- »nd Festtag- früh Uhr. VA de» Filiale» nnd «auatzmestelle» je et« halb« Stund« früher. Anzeige» sind stet« -» di» Dtztzetzttt»» zu richten. Druck n»> Verlag von L. Pol, in Leipzig. Montag den 7. Mai 1894. gemeinen gilt aber ein schließliche» positive» Ergebniß für sehr wahrscheinlich. Der berühmte „feste Thurm" de» Eentrum» kracht nachgerade in allen Fugen. Nach der Krise, welche vor Jahresfrist die Militairsrage über die Partei gebracht batte, wußte man nicht laut genug zu verkünden, daß dir letztere nunmehr so einig, wie nur ;e, der Zukunft entgegengebe. Schon der ein Vierteljahr später folgende Katholikentag ließ c« nicht an Anzeichen fehlen, daß die Riffe nur künstlich überkleistert seien. Seitdem ist aber die Entwickelung eine derartige gewesen, daß man heule fragen muß, in welchen Dingen, abgesehen von den auf die kirchlichen Interessen bezüglichen, das Eentrum denn überhaupt noch einig sei. Die Bestandtheile de» Eentrum» sind freilich immer so heterogener Natur gewesen, paß ihre Einigung nur durch den Zwang außergewöhnlicher Umstände möglich war. Daß der in Feuer jahrelanger Kämpfe zusammenzeschweißte Verband dann mit dem Schwinden jener außergewöhulichen Umstände nicht gleichzeitig wieder auseinanderfiel, lag in der Natur der Dinge. Man hatte sich, aus einander angewiesen, wie man war, gewöhnt, auch in nichtkirchlichen Fragen zusainmrnzuhalten, und Windlborst'S großer Geschicklichkeit gelang e«, noch lauge Jahre hindurch die Einigkeit der Partei an allen Klippen mit Erfolg vorbei zu steuern. Welche» Bild bat statt dessen daS Centrum in der letzten Reich-tag-session in der Frage der Handelsverträge geboten! Man verweist daraus, daß ja auch die Nationalliberalrn in dersrlben gespalten gewesen seien. Der Unterschied ist nur der, daß die National!,»eralcn da» in der Zollpolitik immer waren, während da« Eentrum alle Veranlassung hatte, seine Einigkeit in derselben über allen Zweifel erhaben zu Kalten. War e» dock gerade seine Stellunanabme zu der Zollreform von 1879, welche er zum ersten Male zur ausschlaggebenden Partei im Reichs tage machte! Jo der Zollpolitik am wenigsten hätte e» sich daher spalte« dürfen. Und dennoch ist seine Spaltung darin diesmal weit vollständiger gewesen, al» man sie bei den Natioaallibrralru jemals gesehen hat. Einen be sonderen Stolz ferner hat da» Eentrum stet» in seine Einig keit in den gewerbepolitischen Fragen gesetzt. Seit Jahren stand e» iu den vordersten Reihen der Kämpfer für Janmiglzwang und Befähigungsnachweis. Jetzt wirft sein bedeutendster socialpolitischer Führer, Frhr. v. Hertling, diese fundamentalen Forderungen zum alten Eisen. Und nun gar die aktuellste Angelegenheit der Rrichspolitik, dir Finanz» reformsragrl Die klerikale Presse ringt mit Herro Richter und den Socialdemokrateo um die Palme in der priucipiellcn Verwerfung der indirecten Steuern, die Centrum-Politiker im Reichstage ergehen sich in Zweideutigkeiten und Widersprüchen untereinander, und die Ultramontanen de» bayerischen Landtag« ind so wenig Gegner eiaer die Finanzen der Einzelstaaten icberstellendrn Reich-finanzreform, daß der Gedanke an einen lbsall vom Eentrum au» diesem und au» anderen Gründen unter ihnen immer mehr um sich greift. Kurz, die Verwirrung, die Uneinigkeit im Eentrum ist eine so vollständige, daß die Partei sich voraussichtlich auch künftig in wichtigen Ent scheidungen ebenso in sich neutralisiren wird, wie bei den Handelsverträgen. Jmponiren kann eine solche Partei Niemandem mehr» und man sollte denken, auch die Reichs regier »ng müßte darau» dir Nutzaawendung ziehen. Die große Rede, welche Erispi am Freitag in der italienischen Devutirten kam mer im Anschluß an die Aus führungen de» Minister» de» Auswärtigen Baron Blanc über die auswärtige Politik Italien» tzielt, war eine hoch- bedeutsame politische Kundgebung. Sn wird von allen Freunden de» europäischen Frieden» mit Geuugthuung ausgenommen worden sein, denen aber, di« etwa noch früheren mißverstaudencu Aeußerungrn de» Miniftcrß und de» Deputiere» Erispi geglaubt hatten, Italien hänge uur noch an einem schwachen Faden mit den übrigen Dreibundmächten zusammen, eine bittere Ent täuschung bereitet haben. Nie hat Erispi beredter und ein dringlicher al- am Freitag der italienischen Nation die Er sprießlichkeit, ja Unerläßlichkeit der Bündnisse mit Deutschland und Oesterreich-Ungarn vor Augen geführt, nie überzeugender ihren durchaus friedlichen Zweck dargetbau, uie eingehender gezeigt, daß Italien trotz seiner Allianzen die volle Unab hängigkeit seiner Politik bewahrt und von ihr im Sinne seiner großen Ueberliekerungen Gebrauch gemacht hat. Im Jahre 1892 hatte Erispi in Palermo al» einfacher Abgeord neter nach einigen Freundlichkeiten für Frankreich u. A. gesagt Al» Italien sich deu beiveo Kaiserreichen anschloß, bade e» den Grundsatz eine« Bündnisse« der frstlandischrn Staaten befolgt. Die Bereinigung der Waffen sollte jedoch von jener der wirthschaftlichen Interessen begleitet sein. Diesen sei durch die kürzlich abgeschlossenen H-nd«l«verträge mit Deutschland und Oesterreich nur schlecht entsprochen worden. Er spreche gegen da« Ministerium Rudiui, daß die Bündnißveriräge erneuert habe, keinen Tadel au», er mißbillige blo» dir über stürzte Hast, mit der die» geschehen sei. Er würde die Ver träge nur auf anderen Grundlagen und unter anderen Be dingungen erneuert baden. Da» Ministerium hätte die Un möglichkeit einsehra sollen, die wirthschaftlichen von den poli tischen Fragen zu trennen. Wa« Erispi mit jenen .ankeren Grundlagen" gemeint batte, aus denen er die Bündnisse er neuert habe» würde, ist nickt genau festzestellt worden; der Wahrheit am nächsten dürste die Auffassung kommen, daß Eri-pi die au-drückliche Gewährleistung für den Besitz Rom« verlangt haben würde, di« im österreichisch-italienischen ver trage nicht enthalten ist. In der Kammer batte der Minister präsident EriSpi am 2l. April in Erwidernnz einer Rede Jmbriani'S u. A. gesagt, e« sei heute der Ruhm von Lissa verkündet worden, allein e» fehle der Ruhm von Siegen. .Arbeiten wir alle einträchtig, um jene Siege vorzubereiten, die wir bisher vergeblich angestrebt haben!" Diese Worte scheine» hier und da al» eine Zukunft-verbeißung an die Jrrrdentisten aufgesaßt worden zu sein. Erispi kam am Freitag darauf zurück, indem rr allerdings mit .tiefster Trauer" der Zeit gedachte, wo Italien wegen seiner Nieder lagen bei Eustozza und Lissa sich nicht in den Besitz der Lstalpen setzen konnte, aber zugleich keinen Zweifel darüber ließ, daß mit dieser Trauer über den schweren Mißerfolg der italienischen Waffen sehr Wohl dir loyale Anerkennung der ac.ienwärtigen Machlabgrenzungen sich vereinbaren lasse. Lftcßschon in seiner 1890 in Florenz gebaltencn großen Programmrctc, bolcnle er auch am Freitag aus LaS Nachdrücklichste, daß seine Politik frei sei von jeder Animosität gegen Oesterreich, das er ein Bollwerk Italien» gegen den Orient nannte und in dessen, allerdings kaum denkbaren, aber von den Jrredenlisten vorauö- gesagtcn Auflösung er ein nationale« Unglück für Italien er blicken zu müssen glaubte. ObnedicS sagte er, seien die Zeiten vorbei, wo die rein nationalen Fragen im Vordergründe standen, der heutige Politiker müsse, wenn er die Zeit verstehe, sein Hauptaligciimcrk den mehr menschlichen, socialen Fragen ruwenden. CriSpi'S Rede hatte den Erfolg, daß dir Oppo sition ihren Abrüstungsantrag zurückzog. unk daß der Grund gedanke seiner Ausführungen, Italien würde obne den Drei bund nur zu wesentlich größeren Opfern gcnölbigt sein, ab gesehen von der äußersten Linken, allgemeinen Bcisall und »ngetheilte Zustimmung fand. An dem cndgiltigen politischen Erfolg de» Minlstrrpräsikrnten CriSpi, an den wir den Glauben keinen Augenblick verloren halten, kann nicht mehr gezweifelt werden. Wir batten der enizlischeu Wablreformbill von vorn herein kein besonders günstige« Prognostiken gestellt. Zwar empfahl sich daS Gesetz allen Liberalen schon durch den Grundsatz: „ein Mann, eine Stimme", aber andere Be stimmungen der Vorlage wurden von den Liberalen nicht gebilligt, und die Vorschrift, daß die Wahlen am Sonn abend abgebalten werden sollen, fand besonders bei den ländlichen Abgeordnete» Widerspruch. Die Opposition rich tete ihren Hauptangriff gegen den Grundsatz, daß kein Wähler mehr al- eine Stimme haben solle. AIS die parla mentarische Bcralbung der Vorlage begann, verfolgten die Gegner sie mit zahlreichen Zusatzanträgen und bekämpften sie mit allen Mitteln. Trotzdem aber behielt die Regierung immer ihre Mehrheit von 35 Stimme» für die Vorlage. Da« bat sich in der FreitazSsitzuna de» Unterhauses zum Nachlheil der Regierung geändert. Wie gemeldet, wurde dir zweite Lesung der Wahlresorm mit 292 gegen 278 Stimmen, also mit e»uer Mehrheit von nur 14 Stimmen, angenommen. Die Annahme der zweiten Lesung bedeutet nach der englischen Staat«versassung dir grundsätzliche Billigung der Wahlresorm durch da- Unterbau». ES bat sich also inzwischen die Zahl der Unterbausmitglieder, die bisher nut den Grundsätzen der Vorlage einverstanden waren, um 2l vermindert. Tic Par tiellsten enthielten sich biS aus einen Mann der Abstimmung, von den Anliparnelliten fehlten sechs, von den Gladstoncaiicrn sieben. Die Abneigung vieler Liberalen gegen die Vorlage erklärt sich daraus, daß die Kosten der Wäblereiuschvcibung, sowie die Unkosten der ParlamentSbewerbr» durch die Reform wesentlich erhöbt werden dürsten. Im RegicrungSlager ist man arg enttäuscht über das Resultat der Abstimmung und fürchtet, daß daS Oberbaus in Anbetracht der geringen Mehrheit dir Vorlage in ihrer jetzigen Form vrrwerseu wird. Deutsches Reich. * Leipzig. 6. Mai. Der Vorstand des Deutsche» An- waltvereinS hat beschlossen, den Anwalt-tag auf den ll. und l2. September l894 nach Stuttgart zu berufen. Gegenstände der Verhandlung und Beschlußfassung werden sein i) dir Erklärung, daß der Entwurf eme« Deutschen Bürgerlichen Gesetzbuchs II. Lesung, soweit er bisher veröffentlicht, annebmbar, und die schleunige Fertigstellung de» Gesetzwerks geboten sei, 2) die Frage, ob und wie weit eine Einschränkung der freien Advocatur gerechtfertigt sei, 3) Antrag des Vorstände-, die Erhöhung de- Milgftcder- britrage» zur Hils-casse für Deutsche Rechtsanwälte zu bcsür- worten, 4) Antrag de« BureaubeamtenverrinS zu Leipzig, die reich-gesetzliche Ordnung des SchreiherwcsciiS zu empfehlen. Q Berlin, 6. Mai. Die Einladung zu dem Allgemeinen Delegirtentag der nationalliberalen Partei bat folgenden Wortlaut: Am Sonntag, den 30. September d. I., wird in Frankfurt a/M. ein Allgemeiner Delegirtcnlag der nationalliberalcn Partei statlfinten. Diese Dclcgntcnlage sind nicht öffentlich. Zutritt haben außer den Abgeordneten der Partei und den Mitgliedern der Lande-- bezw. Provin- zialcomit»» nur die Delegieren der ReichSlagSwahlkrcisc. Die Ankündigung de- DrlegirtcnIageS geschieh! so frühzeitig, damit die Parteimitglieder innerhalb der einzelne» Reichstagswahl- kreise die Wahl ihrer Dclegirten in jeder Hinsicht zweckmäßig vorbereiten können. Auch den Dclegirten selbst soll noch hinreichend Zeit bleiben, die Reise nach Frankfurt a/M. in die übrigen Reise- und Arbeits-Dispositionen einznsngen. Uebrr die äußeren Veranstaltungen, welche mit der Dclegiucn- vcrsammlung verbunden sei» werden, ist vorläufig Folgende- srstaestellt: Sonnabend, den 29. September, Abend« Ve- arüßung-feft, zu welchem der Nationalliberale Verein in Frankfurt a. M. (Frankfurter Waklverein) die Einladung ergehen läßt. Sonntag, den 30. September, Vormittag« Delegirtenversammlung, Abend- Festbanket, zu welchem auch diejenigen Mitglieder der Partei, welche nickt als Delegirte arvählt sind, namentlich also die Parteifreunde aus Frank furt und Umgebung, willkommen sind. Montag, den l. Octobcr, KestauSflua nach Httdelberg, aus Einladung keS National» liberalen Verein« ,n Heidelberg. An der Delegirtenversamm- long selbst gedenkt auch Herr v. Bennigsen, wie schon gemeldet, thestzunebmrn. U Berlin. 8. Mai. Die ReichSschulden-Comniission bat den» BundeSratb ihren diesjährigen Bericht abgestattet. In dem Personal der Commission bal seit Erstattung de« letzten Bericht« die Veränderung stattgesunren, daß an Stelle de« verstorbenen StaatSsecrelair de« Reich--Justizamle- Hauauer dessen Nachfolger, der Staat-secretair Nieder- ding, zum Milglietc der Commission gewählt ist. Ferner sind an Stelle der au«geschiebenen Reichstagsabgcordneten Ober- verwaltungSgerichlSratb Hahn, AintSgericktsrath Lrtocka und Dr. Mlyrr, d" ReichStagSabaeordnetcn Freiherr von Hammerstein, LegationSratb a. D. von Kehler und Iw. Pacbn icke z» CommissionSmitgliedrrn gewählt worden. Der Bericht der Commission zerfällt in die üblichen vier Tbeile, die Verwaltung de« Sckulkemvesen-, Aussicht über die Ver waltung de« ReickS-Jnvalidensond« nnd de- Reichstagöaebäude- sond», den Reich«-Krieg»schatz und die Banknoten. Die Vorgänge auf dem Gebiete der Re ich« schulden während de« Etat»- 88. Jahrgang. fahre- 1892/93 sind bekannt. Der Bestand des Reichs- JnvalidenfondS betrug Ende 1892 93 464 914 625,17 ^., der de-Reich-tagSgebaudefond« 9 956 964,40 ^4 Ende Mär; 1894 belief sich der Bestand de- Jnvalidensond» aus rund 463 Millionen, der des ReichSlagSgedäudesondS ans 2.9 Millionen. Bezüglich des Reichs-Krieg-schatzc« sind Aenderungen nicht cingeuelcn. An Banknoten befanden fick am l l. April d. I. in den Cassen der ReichSbank unv ihrer Zweiganstalten, sowie im Umlauf 1 871 872 000 * Berlin, 6. Mai. Die „Protest. Kirchenztg." schreibt: Die Agendencommission, die neulich hier in Berlin unter Leitung de- Lber-K>rchcnralh--Dicepräsitentcn l). v. d. Goltz versammelt war, bat erfreulicherweise den Antrag einiger Synodal-Majoritäten auf Absorderung des Apostr licnmS bei der Ordination abgelchnt und einige recht bescheidene Verbesserungen de» Entwurfs beschlossen. Darob natürlich grimmer Zorn u» Elöckcr'schen Laaer. Ter ehemalige Hosprcdigcr schreibt in dem neuesten Leitartikel seiner „Kirchenzeitung", in dem rr „den Geistern von link- (Struckmann, vr. Ennecccrn- re.) jeden Hauch von freiheit licher Auffassung tcö religiösen und kirchlichen Leben«" ab- sprickt, nnr weil sie die Stöcker'scbe „Freiheit" zum HinauS- wrrfen aller ander-denkendeu Glieder der Landeskirche pslicht- mäßig energisch beiämpsen: ,,Inzwischen ist in der Ageiidcnsache der Liberalismus gleich falls, und zwar mit größerem Erfolg (al- beim Nirchenverfaffnngs- acsctz) thätig gewesen. Lie Agendcucommiffion hal nicht blos da- Bekennen des Apostolikum- aus dem Lrbinationsformular beraus- gebracht, sondern sogar eine neue Tansform, welche das Apostv- licum deseiligt und nur ans den Glauben an Gott den Vater, den Sohn und den heiligen Geist verpflichte», in den Agcndenenttvnrf hineingebracht. Es heißt, daß Persönlichkeit»!,, welche dieser letzteren Veränderung früher den heftigsten Widerstand entgegengesetzt hatten, jetzt dieselbe aui da« Lebhaftest« unterstützt haticn. Man sieht: es wird mit dem Kamps um die heilslhalfachen bitterer Ernst. Für die beiden Gruppen der Rechten ist dir Lage sehr schwierig. W.r halten eS gar nicht für unmöglich, daß auf der Genrralsynod« von oben her al« Losung die Alternative ausgegebe» wird: Entweder Beugung der synodalen Maforiiät unter diese Veränderungen des früheren agendariichen Standes! Oder aus der Agende wird nicht«! Dabei gilt es für die Rechte, unbeugsam sestzustehen uud den Kampf bi« zu End« zu führen." — Der Kaiser begab sich gestern früh nach dem Tempel Hofer Felde und besichtigte da« »iaisrr Franz Garde-Grenadier Regiment und das Garde Schützen-Bataillon, welche« z» diesem Zwecke von Groß-Lichtersrike nach dem Tempelhofer Felde marschirt war. Ter Kaiser nahm daraus da- Früh stück im Kreise de« Ossicicrcorp« des Kaiser Franz Garde Grenadier Regiments ein, nacktem er vorher die Vorträge de« KriegSministerS und de- Generaiadiulanten v. Habnke gehört batte. Nachmittags empfing der Kaiser den neu ernannten niederländischen Gcsaiiklcn Jongbccr van Tel« van Goudrian und den »eucrnannlcn wnrtlciiihrrHischcn Gesandten Freiherrn v. Varnbühler behufs llcbcrreichung ihrer Beglaubigungsschreiben. Er coni'erirle sodann niit dem StaatSsecrelair Freiherr» MarschaU von Bibcrstcin und hörte hierauf den Vortrag des Ministers Grase» zu Eulenburg. Gegen 5, Ubr begab er sich nach dem Museum für Naturkunde >n der Juvaiideiiftraße und nahm um 6 Uh, im königlichen Schlosse mit der Kaiserin da« Diner ein Später wobnle das Kaiserpaar dein Eonccrt zniii Besten beS Kyfshäuser-Dcnkinal» im CircuS Renz bei. — Wie die „Verl. N. N." erfahren, fand anS Anlaß der Verlobung des Großfürst-Thronfolger- mit der Prinzessin Alix von Hessen zwischen dem Kaiser und dem Zaren rin sehr herzlicher Briefwechsel statt. — Dem Abgeordnetenhaus« ist der Geietzentwurs, betreffend die Fischerei der Usrrrigenthümer on den Privatslüsjen in der Provinz Westfalen, zugegangen. — Im Eentrum herrscht bezüglich der Ltellunqnalnn« zur Landwirthjchastskammervorlag e eine zweifache Richtung. Der Urheber der Anträge aus Treilheilung, Abgeordneter Herold, bat seinen Antrag inivsern abgeandert, als er die Dreitheilung nur für die Wahlmännerwoblen aufrecht erhalt. Gras Ballestrem dagegen hat sich in seinem Vorschläge den Commissioiisbeschlüssen genähert, hält am obligatorischen Eharalter der Landwirthschast«- ranimern fest, wünscht aber den Ausschluß der Beamten au« den Landwirthichas'tskamnicrn. — Nach der .Börs.-Zlg." ist im Auswärtigen Amt und NkichSmarincamt die Vorkehrung getroffen, daß einige deutsche Kriegsschiffe auSgerüstcl werden, um zur rechten Zeit vor Samoa erscheinen zu können. — Die Abtbeilung Berlin der deutschen Colonial- gcsellschast wird am 10. Mai im Archilektenhause eine Versammlung abhalten, welche ein beschleunigte« Eingehen ans die Samoa-Angelegenheit in dcuiscknationalem Sinne auregcn soll. Einen Vortrag über die Frage wird Herr Truppel balteo, der mehrere Jahre aus den Smnioa- iitselu in leitender Stellung thätig war. — Unter dem Titel „die nationale RecbtSiber von den Ständen und da- preußische Dreiclassenwablsyftem" bat Rudolf Gneist eine „social - historische Studie" er scheinen lassen (Verlag von I Springer in Berlin). E« ist ein Band von nabczu 300 Seiten dessen reicher Inhalt einen neuen Beweis der geistigen Frische, der unvermiaderken Arbeitskraft und Arbeitslust de« Verfasser« giebt. — Die diesjährige Hauptversammlung des Verein« für Schulreform, zu der auch Gäste will kommen sind, findet am Sonntag, den 27. Mai, Vormittag« ll Uhr im Architektenbause zu Berlin stall. Herr Ober lehrer A. Oblert-König-berg i Pr. wird einen Vortrag über die Ausgaben des deutschen Unterrichte» in der Schule der Zukunft halten. Außer seinen geschäft lichen Angelegenheiten wird der Verein weitere Schritte be- rathcn. um die nack den Anfängen in Frankfurt a'M., Altona, Ettenbeim rc. in zahlreichen deutschen Stätten her- vorgetretenen Bestrebungen, den gemeinsamen Unterbau bei ihren köderen Schulen einzurichten, wirksam zu sördern. * Pinnrdcrn, 5. Mai. Für den 6. schleswig-holsteinischen ReickstagSwahllrei« ist der Wählt er min aus den >3. Juoi festgesetzt. * Thora, 5. Mai. Die Spionengeschichtr, von der kürzlich berichtet wurde, ist anscheinend doch phantastisch au«- geschmückt worden. Wie da« „B T " meldet, bat dir Mutter de« verdufteten Gymnasiasten erklärt, daß der Vater dM
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