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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.05.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940512023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894051202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894051202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-05
- Tag1894-05-12
- Monat1894-05
- Jahr1894
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15L dir. 75L VeMS»V«r» tz, t« H«lptrrpedition oder de» im Stadt« »-kl «d d» Vorvrtru errichteten Sa»« Achrlle, »»geholt: vierteljährlich^«^ ki »»»imaliorr täglicher gostelluog in« tza»« LöL Darch die Post bezogen für j«tfchla»d and Oesterreich: vierteljährlich » tz.—. Direkte tägliche Sreuzdanoikuduag t»1 Ausland: monatlich -<l 7LÜ. L» Vorgen-Sntgab« erscheint täglich'/,7 Uhr, di« Sbend-Aurgab« Wochentag« K Uhr. Abend-Ausgabe. Rehgrtio» vnd Lrpe-itiou: Io Hanne«« affe 8. L* »eö! ist Wochentag« nnnnterbrocheH früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Illnüe»: eit« Ile»»'« Sorti». «Alfred H«h»x UniversitätSstrabe 1, Loqi« Lösche. ßathariuenstr. I«, pari, und Sänlg-platz 7. MMtr TagMalt Anzeiger. Drgan fiir Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Anzeigen.Preis die 6 gespaltene Petitzeile L6 Pfg. Reklamen nnter dem Redactioarftrich l«go» spalten) üv^z, vor den Familie»Nachrichten (6 gespalten) «O-H. Größere Schriften laut unsere» Prri«. oerzeichniß. 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Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 13. Mar, Vormittags nnr bis V-0 Uhr geöffnet. Lxpe<1Mon ües loeipriKer Käseblattes. Ein schwaches Stück. Tie „Leipziger Neuesten Nachrichten" Haren unter der Ueberschrist „Ein starkes Slück" den Artikel im „Leipziger Tageblatt", welcher die neuerdings wider den Evangelischen Bund in Sachsen ausgestellten Verdächtigungen zurückwics. einer Besprechung unterzogen, die man nur als „schwaches Stück" bezeichnen kann. Freilich, es klingt kühn: „Superin tendent Meyer irrt gewohnheitsmäßig." Dsmucunus. Und der Beweis dafür? Die einseitige Entgegnung des Herrn ?. r. Tendern gegen eine Notiz über Borromäerinnen im Dienste des Albertvereins gilt als letztes Wort, wäh rend die seiner Zeit erfolgte Abfertigung der v. Teubern'schen Ausführungen, welche die Tbatsache von Nonnen im Kranken baust zu Gruncur nickt bestreiten können, gar nickt berück- siDUgt wird. Aber .er irrt". Mit derselben Zuversicht wird als unwahr die Mittheilung von einem in Ehemnitz rege gewesenen „Gerücht" bezeichnet, daß man dort die Errichtung eines katholischen Krankenhauses geplant habe. Ist der Mitarbeiter der „Leipziger N. N." so oricntirt über die Ehcmnitzcr Verhältnisse? Unser Gewährsmann hat seine Peiuuplungen aufrecht erhalten, trotzdem daß von römischer Seile die Absicht, ein katholisches Krankenhaus zu gründen, I» üblicher Weise in Abrede gestellt wird. Jetzt aber wirb in Leipzig der Anfang zu einem katholischen -Krankcn- bause gemacht; die „Leipziger Neuesten Nachrichten" mögen t>e Bemerkungen darüber auf Seite 3 des Sächsischen Flug blattes Nr. 5 Nachlesen. Aber natürlich, „Sup. Meyer irrt". Tcß zum Zeugniß wird noch unser Artikel über den Glöß'- schcn Bilderbogen herangezogen. Vielleicht hat der Einsender den Bilderbogen nicht gesehen; sonst müßte auch ihm klar ge worden sei», daß der begleitende Text, der den Protestantismus m der ungebörigsten Weist bcrabsetzte und auf seine Kosten die römische Kirche zu anlisemitisck,ein Zwecke verherrlichte, nur ron ultraulvutancr Seite geschrieben sein konnte, lind wenn auch Herr Glöß zugegeben hat, daß er für seinen Ver lag eine „katholische Abtbeilung" habe, nichts desto weniger: „Sup. Meyer irrt". Es ist merkwürdig, daß dies Ver- tammungSurtheil über mich in diesen drei Fällen in der Hauptsache mit den Eorrespondcnzen stimmt, die über sie in tcr „Germania" veröffentlicht worden sind) es ist merk würdig, daß der Herr Einsender aus meiner Thätigkcit gerade diese Vorgänge so genau sich notirt hat, um zu beweisen, daß ich öfters „auf falschen Wegen" wandte, während er vcrmuthlich in dem stolzen Gefühle sich wiegen kann, stelS auf rechtem Pfade einherzuschreitcn. Uud es ist doch auch ausfällig, daß die Auslegung der von Scydcwitz'schen Worte, die den „Leipziger Neuesten Nachrichten" gegeben wurde, vorher, verwandt in Inhalt und Wortlaut, als Correspondenz aus Leipzig in der „Germania" sich fand. Auf diese Thatsache habe ich hingedeutet, um aufmerksam zu machen, wie Ultramontane ihre Nach richten in sächsische Zeitungen legen. Nun bat die Notiz in die „Leipziger Neuesten Nachrichten" ein Protestant ge bracht, wie versickert wird. Aber auck der Eorrespoukent der „Germania" nennt sich einen Protestanten. Mag jener von diesem verschieden sein, in dem Geiste der Feindschasl gegen den Evangelischen Bund stimmten die Mittbcilungen in den beiten Blättern zusammen. Ja freilich, vor Nom warnen, das gilt beute als „Gespeiisterseberei". Es gicbt ja manche Eoanzelischc, die gern freundschaftliche Händedrücke mit de» Ultramontanen austauschcn. die aus politische» Rück sichten jede lebhaftere Bcthäligung tcS Protestantismus niederbaltcn möchten. lieber diese klagt der Evangelische BundMc hält er nicht für Gespenster, aber sür schattenhafte Gebilke^dcS rcsorma- toriscken Geistes, sie machen ihn sorglich um die Zukunst des Protestantismus; sie nöthigen ihn, seine Kraft Lasur ein- znsetze», daß unser evangelisches Volk, dnrck jene nicht in falsche Sicherheit gewiegt, frisch und zäbe an seinem Glauben und an seiner, Kircke sesthalte. Und wir sind gewiß, daß ein großer Tbeil Evangelischer unsere Arbeit gerade von diesem GesicktSpuncle auS würdigt. Und selbst im vorliegenden Streitfälle können wir dosse», viel ernste Protestanten hinter uns zu baden. Wir sind dessen um so sicherer, je schnöder die „Lcipz. Neuest. Nachr." unsere Zurück Weisung einer dreisten Verdächtigung nur mit persönlichen Invectiven beantwortet haben. Sellen wohl ist ein Mann, der in sorglicher Arbeit für seine .Kirche von seiner Tbätiz- keil sonst kein Aufhebens macht und dem es leid »Hut, die Leser dieses BlailcS eine Weile mit seiner Person zu beschäftigen, der Noth gehorchend, nicht dem eigene» Triebt, von einem Anonymus in so unangemessener Weise angegriffen worden, wie ich. Das ist ja ganz die Art der EaplanSpresse; cS ist ei» trauriges Zeichen, daß dieser Ton Eingang in conservative Zeitungen uud iu Amts blätter gewinnt. Darum war es sicher ein guter Geist, der mich davor bewahrt hat, meine Auslassung den „Leipziger N. N.", einem vorher mir ganz unbekannt gebliebenen Blatte, zuzusenden. Was wollte ich auch dort? ES handelte sich ja nicht um Berichtigung von Thatlachen, sondern um Zurückweisung verleumderischer Unterstellungen, die dem Evangelischen Bund gemacht worden waren. Auch Kälte ich mich dann an die „Germania" wenden müssen, die zuerst die famose Interpretation de- v. Seydewitz'schen Wortes geleistet hatte. Und dicS Wort selber? Der Herr Anonymus hält cS für glücklich gewäblt; ja, wer die Frage: Wie kommst Du mit Deinem Könige auS? für formell ge glückt ansieht, der mag es thun; «le gustibn« non «tisputatui-; aber schon der Umstand, daß daS Wort be nutzt werden konnten, um Legen eine große Anzahl guter Protestanten und treuer «achsen die Verdächtigung aus den Markt zu werfen, sie wollten mit der Wahrung protestantischer Interessen und mit der Warnung vor römischen Machinationen Mißtrauen zwischen König und Volk säen: schon dieser Umstand beweist, daß eS nicht in günstiger Stunde inspirirt wurde. Wa« soll ich jetzt über die Sache noch weiter ansühren? Der Artikel der „Leipziger Neuesten Nachrichten" bat zu dieser ja nichts beigebracht. Oder gehörten zur Sache die persönlichen Schmähungen von einem sicher nicht berechtigten -Hochsitze aus ? Gehörten zu ihr die Bemerkungen über daS „Leipziger Tageblatt" ? Wir sind diesem dankbar, daß es seine Spalten dem Evangelischen Bund und jeder gerechten Sache öffnet; gerade das wird in den weitesten Kreisen mit Achtung anerkannt; daß eS einzelnen Eüterien unangenehm ist, wollen wir gern glauben, aber diese Enteric» täuschen sich über ihre Geltung und ihren Einfluß im Volke. Zur Sache würde der Anonymus geschrieben haben. wenn er nackgewiesc» bätte, daß die Beleuchtung der Ver gangenheit, tos; historische Darstellung Len PitrioliSiiiuS untergräbt. Aber freilich müßte dann überall geschichtliche Behandlung verboten werden, denn cS gicbt keine Monarchie der Erde, in der nicht zu Zeiten Fehler begangen worden wären WaS muß das sür ein Patriotismus sei», der von einer Schilderung des EartinatS von Sachsen und seiner .-Zeit eine Beeinträchtigung des Bandes zwischen Herrscherhaus und Bell erwartet! Ta denken wir größer vo» unserem Regiment und von unserem Bolke. Zur Sacke würde der Herr Einsender geschrieben haben, wenn er gezeigt hätte, daß wir Evangelische — und die Sachsen sind doch auch evangelisch — in unserer Zeit gar nichts von römischen Intrigucn zu befürchten hätten; daß Rom seine Ab sichten gegen den Protestantismus ansgegebcn habe und auch die Wege nicht mehr betrete, die cS sonst zur Erreichung scincr Ziele einschlng. Aber WaS wäre daS sür ein Protestantismus! Er bätte eine dreifache Binde vor seine» Auge». Oder er müßte meinen, das; religiöse und tirchlichc Interessen nnr so weit sich geltend machen dürfe», als sic in de» Dienst augenblicklicher politischer Eoinbinaiiolicn oder i» einen byzantinischen Katechismus hineinpasscn. Zur Sacke hätte jener Herr geschrieben, wenn er Thatsacken angeführt bätte, auö denen inan einen berechtigten Schluß ans daS „Bestreben" des Evangelischen Bundes, Mißtraue» zwischen .König und Bolk zu säen, hätte ziehen können. Aber diese Thaisachcn gicbt cs nicht, dieses Bestreben gicbt eS nickt, darum her mit Beleidigung tcr Personen! Wir nebmen d.>e hin. getröstet durch das Bewußtsein, das; wir im Evangelischen Bunde durchweg lautere und edle Ziele aus lauteren Motiven versvlgen, n»d erfreut durch die Gewißheit, daß, was der Evangelische Bund bisher gelhaii hat, von dem Kern unseres durch und durch protestantische» Volkes und insbesondere von so manchem tüchtige» Manne gebilligt wird, der durch seine Persönlichkeit und >c>n Wirken sich ein Anrecht, „bcachlcnSwcrth" zu sein, erworben hat. Zwickau. Meyer. politische Tagesschau. * Lechz,«. 12. Mai. Gelegentlich der in Plauen und in Pi »nederg Elms horn bevorstehenden Ersatzwahlen zum Reichstage tritt das Eapitel von den Wahlvcrsprechnnarn i» einer Weise in den Vordergrund, welche ei» ernstes Wort herausfordcrt. DaS Ansinnen an die Canditaten, sich zur Erfüllung ganz bestimmter Versprechungen zu verpflichten, bat sich erst allmänlich in unsere WablpraxiS eingeschlichc». Ursprünglich genügte daS Bekenntnis; zu diesem oder jenem Parteiprogramm, wozu höchstens noch eine Erklärung über die Stellungnahme zu einer gerade auf der Tagesordnung stehenden ganz bestimmten, in ihrem Wese» vollständig zu übersehende» GesetzgebungS aufgabe hinzutrat. Später kam cS mebr und mehr vor, daß im Falle von Stichwahlen die ausschlaggebenden Parteien ihre Hilfe von bestimmten Znsichcrungcn des Eankidaten abhängig »lachte». Tie Einführung eines Systems sörmlichcr Wahlcapitulationen aber bat erst im vorigen Jahre der Bund der Landwirthe versucht. Er legte den Eandidaten sieben Forderungen vor und machte seine Unterstützung von dem seitens des Ean ditatcn mit NamenSunterschrist gegebenen Verspreche», die selben erfüllen zu wollen, abhängig. Tie Maßregel war, da der TivoliconscrvatiSmuS von vornherein mit dem Bunde gleichbedeutend war, vorzugsweise aus die nativnalliberalcn und irciconservativcn Eandidaten gemünzt. Biele von ihnen lehnten die .-Ziiinuthung ohne Weiteres ab. Andere sujs-en sich ihr mit Rücksicht ans eine vorhandene Zwangslage -ter Nächstliegende Zweck, um de» cS sich bei den vorjäkrägcn Wahlen handelte, die Erzielung einer Mehrheit für die Bi i li ta irvo r I a ge, mochte das letztere Verfahren unter Um- släudcn entschuldbar erscheinen lassen. Tie im Laufe des letzten WiutcrS geinacktcil Erfahrungen sollten aber für Jeden, an. den fernerhin eine ähnliche Versnchnng berantritt, die Lehre ent halten, sic unter allen Unisiändcn zurückzuwcisen. Die „Kve »;- itnng" ist gerade entgegengesetzter Ansicht. Sic vcrl'anql, s; der Bund bei ter »> Ptane» bevorstehenden Wahl sich nickt mit ter allgemeinen Versicherung deö Wohlwollens für die Landwirlhschasl begnüge, sondern, daß der dortige nal ioual- liberale Eanridal sicn schriftlich zur Erfüllung dessen ver pflichte, was Herr v. Plvtz ihm vorsckreibt. AehnlicheS wird man ohne Zweifel i» Piniiederg-EtiuShorn fordern. Da ist es denn doch au der Zeit, daran zu erinnern, das; ein solches Vorgehen einfach verfassungswidrig ist. Artikel 29 lautet: „Tie Mitglieder rcS Reichstages sind Vertreter des gcsainmten Volkes und an Aufträge und In- tlruclione» nicht gebunden." Da ein Ehrenmann Dasjenige, was er verspricht, zu Hallen Kat, so lann diese Bestimniung selbstverständlich nicht als Absolution von übernommenen Verpflichtungen gedacht sein, sondern ihre Absicht geht dahin, daß Anslräge und Instruc tionen weder gegeben noch übernommen werden sollen. Und das ist »oll'wentig, wenn der Abgeordnete gegenüber den im Lause einer Legislaturperiode an ibn hcranlrclendc» Aus gabe» ein »ach sclbllstäiitigcr Uchcrzengunz urtheilcndcr Mann bleibe» soll. Es tann also leine Frage sein, das; die vom Vnnte der Landwirtbc eingesührlcn Wahlcapitulationen unter allen Umständen zu verwerfen sind. Tic ans de» Sainoa-Ansrl» herrschenden unhaltbaren und verwirrte» Zustände, die dringend nach Abhilfe und nach Her stellung einer besser befestigten Ordnung rufen, haben der deutschen Eolonialgcsetlschasl Anlaß zu einer Kund gebung geboten, die hestcnllich ihre Wirtung nicht verfehlen wird. Im Einvernehmen mit de» anSwärliacn Ablheilungen des Vereins, die in großer Anzahl ihre Zustimmung ein- gesandt batten, hat vorgestern die Abtheilung Berlin eine starkbcsuchie Versammlung abgebalten. Es wurde einsttmmig folgende Resolution beschlossen, die tcmnach als Kundgebung des gcsamiiilen Vereins zu betrachte» und dem Reichskanzler alsbald übermittelt worden ist: „Tie durch die Samoa Acte vom Jahre l>ck9 gcschasjene drcigclbcilte RcgicrungScontrolc über die Samoa-Inseln bat fick als unhaltbar und besonders vcrhängnißvoll sür die dortige» deutschen Interesse» erwiese». Da diese offen kundig die rer anderen beiden Vertragsmächle bei Weitem, übcrwicgen, so erfordert cS die Ehre und das Ansehen des deutschen NaincnS gebieterisch, die unter großen Lpsern errungene vorherrschende Stellung Deutschlands dauernd sicher zu stellen. Die hohe RcichSregicrung wolle deshalb Seiner Majestät dem.Kaiser die niilcrthänigste Bitte unter breite», bei der bevorstehenden Neugestaltung der politische» Verhältnisse aus die Erklärung der deutschen Schutz- Herrschaft über Samoa hinwirtcn zu wollen." Der Abstimmung über die Resolution war ein längerer, sehr sachkundiger und belehrender Vortrag des bekannten Reisende» Truppet vorangcgange», der mehrere Jahre in der dortigen Inselwelt gelebt hat. Der Vortragende warf einen Rückblick aus die geschichtliche Entwicklung der Frage, beklagte die Ablehnung der Samoavorlagc im Hahre lSSO, welche eine ZinSgarantie des Reichs sür die dort thätigc deulsche Scehaudclsgesellschast verlangte, als einen l03>. 14- I', 38'. >85 « — «25 2-629 3,— 87.40 171,30 L.I79 »>. 33.00 Hpirllt« iscdell uk: in »rumk lleideu »t Lw »i von wplva nr ln '* VN7» nväon. osä» Im feindlichen Leben. IZj Roman von I. Schwabe. Olüchtriick »rrt-elkn.) (Fortsetzung.) „Ab", sagte Herr von Bergen sehr erstaunt und maß mit etwa» spöttitckem Blick den schönen Sänger vom Kops bis ru den Füßen. — Herr von Hockheim aber sagte kein Wort. Er ließ die beiden Herren einfach stehen, verbeugte sich nur leicht, wandte sich, als sei er plötzlich abberusen, rasch ab und schritt eiligst dem AuSgang zu und in den Garten hinab. „WaS hat er nur?" fragte Herr von Bergen, verwundert ihm nachschauend. „Bah?" meinte Herr Eckhardt, „meine Rede war ihm vielleicht etwa« ungemüthlich. Man flüstert in der Gesell schaft allerlei — daß er sie auch liebe, diese« schöne Mädchen au« der Fremde, daß aber die Baronin seit Langem sei» Wort bade, daß er viel zu sehr Edelmann sei, um sein Wort zu brechen — sehr ernst und schweigsam sei er seit Langem schon. Er sieht recht blaß und kränklich auS — er soll auch viel schreiben. Man sagt, er sei ein interessanter Mann — ich mache mir nicht viel aus ihm; er ist immer so tief gründig und zugeknöpft. — Ich glaube nicht, daß die Müller ihn liebt, sie so frisch, so flott, so temperamentvoll! Sie sollten sie nur näbcr kennen — selbst Ihrem alten Ehmann« Herzen würde sie gefährlich werden." „Ich denke, doch nickt", lackte Herr von Bergen, aber da- Lachen klang wie die Worte bedenklich unsicher. Inzwischen schritt Herr von Hockheim suchend den Garten entlang. „Rose!" flüsterten zuweilen bald unbewußt seine Lippen, „Rose!" —Er achtete nicht der Tulpen und der Hyacinthen, der ersten frühen Rosen aus den Beeten, nicht der süßen Wohlgerüche, dir an« ihnen emporströmten; kein Blick traf den sprühend emporsteigendeu Wasserstrahl, kein Blick der Sonne ties im Westen stehenden Feuerball! Breite Ströme goldenen Lichte« flutheten durch die Stämme der Bäume, sunkelnde Lichter blitzten über den Rasen; süß begannen die Vögel ties im Ge büsch aus verstecktem Zweig und sehnsüchtig ihr Abeadlied zu fingen — würde er sie hier finden, h«r, wohin kaum Jemand »o» der Gesellschaft sich zurückzog? Er hatte fir uicht gesehen, drüben j» gesellschaftliche» Gewoge — oder hatte sie di« Baronin gar nach Hause geschickt? — O, Melanie war un berechenbar! Aber dort — dort schimmerte wirklich ein Weißes Kleid durch daS Buschwerk und dort, tief versteckt stand eine einsame Bank. Wie er eilt, näher zn kommen! — Wie lauschig still eS hier war! Wie leises Gemurmel nur drang da« heitere Geplauder der Gesellschaft bi« hierbcr. Wenige Sonncnstrablen nur stahlen sich durch s frische Laub der Bäume und fingen sich in deS einsamen Mädchens schimmerndem Haar; sie woben einen goldenen Saum um ihr einfache-, weißes Gewand, ein goldene- .Kettlein um den schlanken Hals, sie spiegelten sich in zwei schweren Tropfen, die perlengleich an den langen Wimpern hingen, und sie schauten ties in zwei meerblaue Auge», die, kummervoll und doch still gefaßt, wie in weite Fernen zu schauen schienen. Tie schlanken Hände hielten ein kleine- Tuch leicht umschlungen — hier war wohl tiefer Schmerz durchkämpst und überwunden worden. Und der Glanz der Selbstüberwindung einer stillen, fast erbabencn Festigkeit lag noch neben aller Trauer in dem schönen Gefickt; regungslos saß die schlanke, weiße Gestalt in dem stillen Schalten, kein Vozelrus, nur leise- Blättergcflüstcr über ihr. „Rose!" klang eS da leise in bebenden Tönen an ihr Okr, „Rose!" War sie gestorben »nd wachte im Lande der Seligen aus? „Rose, Rose!" nun Nang e« ganz in der Nabe. Sie war wie bezaubert, sie wagte nicht, sich zu rühren, sie schloß leise die Augen, um den schönen Traum nicht zu zerstören. Da fühlte sie zwei Lippen leise und zart die ihrigen be rühren. Nun küßte er ihr die Augen und bat: „Wach aus, Rose, wach aus!" Und sie öffnete die Lider leise und zaghaft, al« fürchte sie dem Glück in « Auge zu sehen, und sic schloß sie ebenso rasch und wie geblendet von den leuchtenden Strahlen, die ihr eben noch so tief trauernde- Her; in seinen tiefsten Tiefen erbeben machten. „Rose!" bat er leise und weich, sie sanft an sich ziehend. ,Hörst Du mich auch? Ich liebe Dich, Rose — weißt Tu e- nicht langst? Haben wir e« un« nicht tausendmal gesagt in bunten Bildern, in kühnen Gedanken, wenn unsere Seelen sich mit einander erboben zum Sonnenfluge in « Reich der Ideale? Wie habe ick mich danach gesehnt, e« Dir auch in Worten zu sagen, wie ich Dich liebe — namen- und grenzenlos! Hast Du n«ht auch da« Geftihl, daß wir zichimmrn gehören u> Zeit uud Ewigkeit? Aber — Du sprichst kein Wort — ich habe Dich erfihreckt — oder — hatte ich »ich zcirrt? Sollte doch — Eckhardt —" Und zweifelnd gab er ic frei und sah ihr doch forschend in die schimmernden Augen. Da schlang sic die Arme bebend um seinen Nacken, da sagte sie ihm, wie sie ibn liebe treu und fest und ohne Wanken, wie sie ihm danke auS tiefstem Herzen für diese eine glückselige Stunde, wie sie an diese Stunde denken werde, wenn es wieder dunkel und Nacht um sie sei, und wie sie beten werde für sein Glück, so lange noch Athem in ihr sei. „Beten für mein Glück", sagte er verwundert, „bist Tu nicht mein Glück, mein ganzes Glück?" „Nein, o, nein", flüsterte sie leise, „ein Theilchen nur vielleicht — nur einen Sonnenstrahl lasse mich sein sür Dick!" „Mein einziger Sonnenstrahl!" sagte er bewegt. „Wie ich Dich liebe!" ,.O, sag' cS neck einmal!" „Wie ich Dick liebe!" Und seine Lippen suchten von Neuem ihren rothen Mund. So saßen sie wie berauscht von ihrem Glück und ibrer Liebe und vergaßen die Außenwelt und das Leben sür eine kurze Viertelstunde. „Die Baronin!" subr endlich Rose erschrocken empor. „Wir stellen ihr uns gleich als Brautpaar vor!" „Wie wird sic zürnen! Und sie batte mir gerade eben erzählt — wie daS Glück doch so thörichl macht und so selbst süchtig!" Rose sagt eS langsam und ist tief erblaßt und fährt, wie sich besinnend, mit der Hand über die weiße Stirn. „WaS nun?" „Ein heitere- Souper, Rose, nichts weiter! Müssen wir übrigens der Baronin erzählen von unserem Glück? Dünkt eS Dich nicht köstlich. Rose, solch eine selige Liebe, von der Niemand was weiß?" „Aber — die Baronin!" Es klang so sorgenvoll. Und wieder und wieder subr sick Rose mit der Hand über die Stirn, als könne sie die schweren Gedanken damit verscheuchen, die sich doch nicht zurückdrängen ließen. „Aber. Liebste, Beste. Du brauchst doch die Baronin nickt um Erlaubniß zu fragen, ob Du mich lieben darfst?" scherzte er. „Aber — sie sagte mir — vorhin erst —" Und sie schaute so scheu und zweifelnd zu ihm aus. „WaS hat sie Dir gesagt, mein Liebling, WaS Dich so verstört?" fragte er zärtlich, „darf ich eS nicht wissen?" „Von Deinen Verhältnissen sprach sie", sagte Rose stockend. — „So. Und dies« Verhältnisse — lamm sie meiner Rose so schrecklich vor!" „Sie sagte — Du habest Schulden — viele und — bei ihr, und Du brauchtest notkwcndig eine reiche Frau — —" „Um diese Schulden zu bezahlen", lachte er sarkastisch. „Das ist ibrc Ansicht. — Aber Du Rose, Tu — traust Du mir eine solche Erbärmlichkeit zu?" „Ich liebe Dich ja und ich dachte — wie schwer die bösen Schulden ans Deiner stolze» Seele lasten müßten, und wenn Tu wüßtest, wie sie darüber sprach!" Er lackte bell und unbesangcn und fröhlich aus. Hatte Die Baronin ibr nicht die Wahrheit gesagt? „Lasse Dich meine Schulden nicht kümmern, Liebste!" bat er zärtlich. „Willst Du mir vertrauen? Willst Du mir ver traue», auch wenn ick Dir nickt sagen kann, weder die bösen Schulte» rübren ? Denn sic hat die Wahrheit gesagt: ick habe Schulden, tüchtige Schulten und bei ihr. Aber sie drücke» mich nickt allzu sebr diese Schulden, obgleich die Baronin gern eine sckwcre Kette sür mick daraus schmieden möchte. Es wird ihr nickt gelingen! —Wie glücklich bin ich, daß ick Dich gesunken! Ich liebe Dick mit gaurer Seele und sobald cS mir gelungen sein wird, die bösen Schulten, die so leicht ani meinem Gewissen wiegen, zn bezahle» und ei» beickei tcncS Heim für uns zu gründen, hole ich Tick mir! Wir» Du warten so lange? Wird eö Dir nicht zu lange dauern ? Wird ein stilles, bescheidene- Leben Dir genügen. Dir, der ich alle Königreiche der Welt gern zu Füßen legte? — Aber, was frage ick noch! Weiß üb nickt, das T» mein bist nur wollen wir wirklich unser Glück von äußeren Umstände» ab hängig machen? Sage, daß Du mir vertraust, daß T» ans micb warten willst, wie lang, wie kurz die Zeit auch sei?!" Er sagte eS doch fast atkmenioS. „Frage doch nicht", flüsterte sic, sich an ihn schmiegend „Ich bin Dein sür Zeit und Ewigkeit! Du weißt eS. Du sagtest eS eben noch." „Und wenn tcr Rubin Dir Kränze um die schöne Stirn flicht?" „Ab, der Rubin", versetzte sie beinahe verächtlich, „wie fern liegt er mir dock!" „Wuckerc nur mit Deinen Kräften und Fädigkeiten wie Du magst, ich bin nickt so engherzig, ein bockstrebendeS Frauen- leben in e»ge Grenzen bannen zu wollen, aber sei mein in Liebe »nd bleibe mir treu!" Und tann erzählte er ibr, wie er bienenfleißig arbeite, die Ansprüche der Baronin zu befriedigen, und wie er boffe bald ganz frei von ihr zu sei». Ein größere« Werk gehe seiner Vollendung entgegen — e« solle ihr Glück begrü»den. Auch
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