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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.05.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940516010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894051601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894051601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-05
- Tag1894-05-16
- Monat1894-05
- Jahr1894
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Bezug-Preis G her Hanptexpeditio» od« den im Ktecht« bnirk und den Lorortea errichteten «»«- «abestellen «hgehnlt: vtertelj4hrlich^4.50, bei »wetmaliaer täglicher Znstelln», in« ban» >« b^O. D«ch di« Post dqogea stk Deutschland »nd Oesterreich: oier»«l,ührtich X 8.—. Direkt» tägliche Krenzbandsrndnng in« Lnsland: monatlich 7.HÜ. Die Morgen-Ausgabe erscheint täglich'/,? Uhl» Li» Abend-Ausgabe Wochentag« 5 Uhr. Letactto« vvd ErpeLitio«: Aotzemnesgaffe 8. Dir Expedition i geöffnet »»» Filiale«: Ltt» «t»»'s Gnrtt«. (Alfred var»Ib Universitätsstraß« 1« L»Z« Lssche. Kethariueustr. 1«, pari, «nd «äuigsplatz 7- Morgen-Ausgabe. ttmigerTagtlilall Anzeiger. Lkga« für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. ^245, AmMche Bekanntmachungen. Lekanntmachung, Generalrevifion über die Droschken betreffend. Die Veueralrevisioa über die Droschken mit gerade« Nummern findet Dienstag, den 1». Juni I8»4, aus dem Fahrweg an »er Tribüne brr Rennbahn statt, ES haben am gedachten Tage ihre Geschirr« vorzufahren die Con us sionar« mit den Anfangsbuchstaben h Vormittag- 8 Uhr S—ck . 8 . L-dl . '/.IO . dl-8 . ',,11 . 8cd—2 - '/.12 - Die AnffahrtSzeiten sind pünttlichft einzuhalten. Tie Tcm- cessionar« haben bei Vorführung ihrer Nummern zugegen zu sein. Droschken und Gespanne müssen in Bezug aus ihre Beschaffenheit den in tz. 6, die Dienstkleidungen der Droschkenfllhrer den in 8. 10 des Droschken-Rcgulativs vom 22. November 1880 gegebenen Be stimmungen allenthalben entsprechen. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Anordnungen werden nach ?. 53 de« Regulativs bestraft werden und haben die Concessionare nach Befinden überdies die Außerbetriebsetzung der nicht vorschrifts mäßig vorfahrenden Geschirre zu gewärtigen. Leipzig, den 11. Mai 1884. Das Pnlizet-Amt brr Ltabt LriHrtg. l>. R. 1866. Bretfchneider. Mittwoch den 16. Mai 1894. Diebstahls - Lekanntmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) ein goldener BcrlobuiigSring» gravirt „S. D. 4. 1. 94", am 1. d. M.; 2) «ine goldene DhliPSnadel» 2 verschlungene Ringe mit Kreuz darstellend, am 23. vor. M.; 3) »ine alte, golSrne Herren-Ankrruhr mit Messing-Luvette, der Bezeichnung „IS Rubis, 18 Grad" und breiter Rtckkltettr mit Compaß, am 9. d. M.; 4) eine Granatdroche, mittelgroß, brezelsvrmig, am 27. v. M.: 5) eine silberne Herren-Remantoiruhr mit Goldrand, Nr.4>38, mit der Bezeichnung ,.Arthur öozer" und der Abbildung einer Schwalbe mit Zweig, an einer lauggliedrigcn Rickelkette, vom 13. bis 14. d. M.; 61 3 Vlsenbeitt-Billardbällt (ein gelber, rother und Kreuzball), 3 inntirte bergl. und 3 Stück weiße Papierbälle, eia Sommer- üderjtrher» hellbraun mit braunem Sammetkragen, braunem balbscidenen Futter, roth- und weißgestreifiem dunklen Atlassutter »nd Hornknöpfen, ei» Filjhut. hellgrau, weich, mit hellgrauem breiten Band, vom 6. bis 7. d. M.; 7) ein Ballen Tuch» signirt „0. X. 100", 18 kx schwer, ent- baltcnd einen Coupon schwarzen Kammgarnstoff, blaues Militair t»ch und rathcs Tuch, seit Ende vor. M. Etwaige Wahrnehmungen über Len Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bet unserer Cnminal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen, zig, am 1b. Mai 1894. Dü« Poltzriamt brr Stadt Leipzig. Bretschneider. Ml. Leipzig, Bauplatz-Versteigerung. Der der Stadtgeincindc gehörige, an der Eck« des ThomaS- güßchens und der Ktostergasse gelegen« Bauplatz Nr. Hl des Par- celliruaasplaars Nr. 6667 D. V. von 500,73 Quadratmeter Flächen geholt soll Dienstag, den 22. ds. Man.» Borintttags 11 Uhr im Saale der Allen Waage, Kalharinensttaße Nr. 1, H. Etage, zum verkaufe »ersteigert werden. Ter Bcrsteigerungstermin wird pünktlich zur angegebenen Stunde eröffnet und sodann geschlossen werden, wenn aus >rag>. Bauplatz nach dreimaligem Ausrufe kein weiteres Gebot mehr erfolgt. Die Verstcigerungsbedingungen und der Parcellirungsplan liegen aus dem Rathhaus». l. Etage, zur Einsichtnahme au«. Exemplare davon werden ebendaselbst im Zimmer Nr. 4 für 1 abgegeben. Leipzig, den 7. Mai 1894. 1540- Der Rath brr Stadt Leipzig. blb. vr. Georgi. Krumbiegel. Io. Der Hemmschuh des Fortschritts. -k. Die letzten Verhandlungen im preußischen Abgeordneten bause über die Sattler'schen Resolutionen, die Finanzresorm betreffend, haben ergeben, daß die Freisinnigen der Rickert'schen Richtung nicht minder wie die der Rickterschen Gruppe der Reform der ReichSsinanzen durchaus abbold sind und sich also wieder einmal in einer wichtigen praktischen Frage von den Nalionalliberalen trennen. Die Herren bleiben nun einmal auf ihren Priucipien mit einer nicht sehr lobenSwrrthen Starrheit sieben, und darum bat sie Fürst Bismarck einmal sehr richtig als „Hemmschuhpartci" bezeichnet. In jener Rede vom November >88l hat Fürst Bismarck den Fort schrittlern und Secessionisten, die sich vor Ucbermuth über ibre damaligeu relativen Wahlerfolge nicht zu lassen wußten, sehr richtig auSeinandergesctzt, daß sie jeden wirklichen Fort schritt verhinderten, weil sie ihren ganzen Stolz darein setzen, immer auf ihrem Programm stehen zu bleiben (Le sagte ihnen damals — und wir citircn eS, weil eS heute noch völlig zutrifft: „Meine Herren, ich will Ihnen wünschen — Cie werden vielleicht einmal eine fortschrittliche Regierung haben —, daß Sie dann Staatsmänner finden, die nie mit sich selbst in Widerspruch geratben sind, auch wenn Sie zwanzig Jahr« weit zurückgreifen, und die mit einer übermenschlichen Sicherheit und Weisheit von HauS a»S vor zwanzig Jahren schon erkannt haben, wie sie nach zwanzig Iabren über die Dinge, wie sie dann liegen, denken würden. DaS würden aber eben Leute sein, die mit ihrer Zeit nicht fortgeschritten sind, die au» ihrer Zeit nicht» ge lernt haben; wie ich überhaupt den Eindruck habe, daß die Fortschrittspartei ihren Namen mit Unrecht trägt; die Reichs Politik schreitet fort, geht mit ibrer Zeit; die Fortschritts Partei würde eher den Namen Hemmschuhparlei verdienen sie nrgirt, wa« die Regierung bringt, und bringt ihrer feit« nicht«, weil sie nicht« weiß." In dem letzten Satze, „weil sie nickit» weiß", liegt tbat sächlich der Schlüssel für dir HaltungSweisr unserer Radikalen Ihr Name bat oft genug gewechselt: Fortschrittspartei Secession, freisinnig« Partei, freisinnige Vereinigung und frei innige Volkspartei, aber die Cache ist geblieben. Unsere Fortschrittler im Reiche, die von unseren alten sächsischen Kammerforischrittlern auf daS unvortheilbaftestc sich unter- cheidcn und deshalb erfreulicher Weise in Sachsen nur spär liche Anhänger haben, sind zur Unfruchtbarkeit verdammt, weil sie außer ihrem Parteidogma herzlich wenig wissen. In kirchlicher Hinsicht sind sie die schroffsten Gegner jeden Dogmenzwangc-, als Politiker aber sind sie Sclaven der von ihren Vorgängern unter ganz anderen Verhältnissen ausgestellten Dogmen. An diesen zu zweifeln oder sie gar zu resorniircn, jilt ihnen als Sünde. Geralden ibre Dogmen mit den Tbat- acken in Widerspruch, so tragen daran nur die Thatsachen die schuld. Die Welt soll still stehen, damit das „fortschrittliche" Dogma in Geltung bleiben kann. Deshalb auch die Suä't, um jeden Pre^s dir Macht zu erlangen, mit Hilfe deren der Welt dieses Dogma anfgezwungen werden kann. Und da daS bequemste Mittel zur Werbung von Anhang in der Er regung von Unzufriedenheit liegt, so wird der Schwerpunkt der Thätigkeit in die Züchtung des UnzusriedenheilSbacillus gelegt. Waö Regierungen auch Vorschlägen mögen, immer wird eS vom „Fortschritt" in erster Linie daraus unter- ücht, welchen Agitationsstoff eS liefert und welchen Gruppen eS Anlaß zum Mißvergnügen giebt. Od eine Sache für eine große Mehrheit von Wertb ist, ob >e für die Förderung deS Staatöwohlcs eine Nothwendigkeit ist, daS wird nicht berücksichtigt, weil ein sorgfältiges Abwagen deS „für und wider" dem Brustton überzeugung-treuer Opposition Abbruch thun könnte. Und weil nian selber deS weiten Blicke- ermangelt, glaubt man D.ejenigcn verspotten und befehden zu dürfen, die diesen weiten Blick besitzen. Deshalb dir bestige Opposition gegen alle großen grund legenden ReichSgesetzt der siebziger Jahre, wie gegen die ociale Politik, gegen die Germanisirung der östlichen Pro vinzen, gegen die Eolonialpolitik und jetzt wieder gegen dir Finanzresorm. Eine» praktischen Schaden hat diese Handlungsweise ja glücklicherweise nicht immer anrichlen lönnen. Jene großen Gesetze sind auch gegen den Willen der Frei- innigen durckgefübrt worden. In manchen Fällen aber hat die oppositionelle Haltung der Linken wirklichen Schaden ungerichtet, vor allen Dingen in der Colonial politik. Hier wurde im Innern die Aclion der Regierung gelähmt, weil weite Kreise LeS Volke- gegen alle Opfer für coloniale Zweckt durch die freisinnige Verbetzung eingenommen wurden, rurd weil gerade in diesem Falle bei gänzlich neuen Unternehmungen die Regierung auf den deutlich ausgesprochenen Volkswillen angewiesen gewesen wäre. Hier bätte rine starke, vom Volke ausgehende Bewegung die Regierung vorwärts treiben müssen; aber der freisinnigen Presse und den fortschrittlichen Agitatoren gelang eS mit ihrem cynischcn, »»patriotischen Spotte über Alle», wa» die colonialen Fragen betrifft, einen Theil deS Volkes diesen Bestrebungen abspenstig zu machen. Im Auslände aber, wo man der radicalen Presie eine viel größere Bedeutung brimißt, als sie verdient, wurde der Glaube erweckt, als ob daS deutsche Reich selbst seinen Colonien nur geringen Wertb beilege. Wie ungünstig für die diutschen Inter essen dadurch internationale Vereinbarungen gestaltet wurden, liegt auf der Hand. Erst vor wenigen Tagen mußte noch die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" mit energische» Worten die falschen Vorstellungen berichtige», welche die Auslassungen der „Vossischcn Zeitung" über Samoa in den Köpfen der Engländer hervorzuruseu geeignet waren. Auch den GermanisirungSbrstrebungen in den östlichen Provinzen baden die fortschrittlichen Machinationen geschadet, denn die Polen konnten ihren Widerstand um so besser organisiren, je öfter die Einigkeit der Deutschen der leidigen Parteigegcnsätze wegen in die Brücke ging. Ob eS den Freisinnigen gelingen wird, die Rcichsfinanzrcform zu Verbindern, steht noch dahin. Jedenfalls aber wird die Reichsregierung infolge der Opposition der Freisinnigen vor auSsichtlich aus Gnade oder Ungnade dem Ccntrum überliefert sein. Und da- ist der größte Schaden, den die ständige Oppo sition deS Fortschritt-verursacht hat: er hat sowohl einen maßgebenden Einfluß deS Liberalismus ans die Regierung verhindert, wie den Namen de-Libera lismus bei der Bevölkerung diScreditirt. Auch darüber hat schon vor Jahren Fürst Bismarck den Fort schrittlern sehr zutreffend die Meinung gesagt: „Ja, meine Herren, man gewinnt auf eine Regierung nicht Einfluß dadurch, daß man sie bekämpft, reizt, beschimpft, sondern dadurch, daß man sie unterstützt." In derselben Rete hat der erste Reichskanzler den Fortschrittlern klar gemacht, daß er gar nicht in die Lage käme, zwischen der Unterstützung der Fort schrittspartei und der deS EentrumS zu wählen, sondern daß er auf die Hilfe deS EentrumS angewiesen sei. Und das ist eben da- Schmachvolle, daß die lbörichle Haltung der Fortschrittspartei dem Centrum zu einem Einflüsse ver helfen hat, den eS nie hätte erlangen dürfen. Immer und immer wieder muß diese Tbatsachr der nichlultramon- tanrn Bevölkerung klar gemacht werden, damit sie sich damit durchdringl, daß diese sich liberal nennende Partei aus Eigensinn, Unwissenheit und kleinlichem Haß gegen die CtaatSlritung das Vaterland dem Todfeinde des Liberalismus ausgeliefert hat. Und dabei hat diese Partei den Namen deS Liberalismus fast bei jeder Gelegenheit mißbraucht. Weil die Nationalliberalen für die sociale Gesetzgebung, für HcereS- verstärkungen und andere da» Vaterland fördernde Einrich tungen, die mit Liberalismus an sich nicht da» Mindeste zu thun haben, eingetretrn sind, wurden sie nrbi et orbi al« Verräther an der heiligen Sacke de« Liberalismus dennncirt. Ta» Schlimmste dabei ist daß da» Volk vielfach ru der Meinung gelangte, unter Liberalismus sei wirklich Da» zu verstehen, wa« dir Führer der Freisinnigen pre digten. Darum kann eS nicht Wunder nehmen, daß der Be griff de» Liberalismus überhaupt in Mißkredit gerietb- Die Freisinnigen haben »also der liberalen Sacke einen Schaden zugefügt, den leider nicht sie allein zu büßen haben. Da« beste Mittel, den Rcspect vor den liberalen Anschauungen wieder zu heben, besteht darum darin, eine scharfe Scheidewand zwischen dem wirklich fort schrittlichen Liberalismus der Nationalliberalen und dem so genannten Liberalismus jene» PetresactS zu zieben, da» sich deutscher Freisinn nennt. Je «her diese« Petrrsact, dieser Hemm sckub beseitigt ist, desto eber werden sich auch die Ziele des Liberalismus erreichen lasten. Man muß desbalb immer bei augenfälligen Ereignissen die Aufnicrisamkeit des Volkes aus die verderbliche Politik der Freisinnigen binlcnken, einmal, um jeden Verdacht des inneren Zusammenhanges mit diesen Leuten zu beseitigen, andererseits aber auch, uni vielleicht die freisinnigen Wäbler dazu zu veranlassen, ibren Abgeordneten den Slandpnuct klar zu machen. Ein solcher Fall ist bei der Finanzreformsrage vorbandcn. Hier kann der Liberalismus einen Einstuß aus die Regierung gewinnen, wenn er sie entschlossen in dem Bestreben, unleidlichen finanziellen Verhältnissen ein Ende zu machen, unterstützt. Dadurch würde die kostspielige Hilfe des CeiitrumS überflüssig werden. Schlagen die Freisinnigen sich aber aus die Seite der Gegner, so kann man der Regierung kaum einen Vorwurf daraus macken, wenn sie den liberalen Parteien, die sich in einer so wichtigen Frage fast neulralisircn, nur geringe» Wertb beimißt. !>l national- liberale Stimmen für, 36 freisinnige gegen, daS ergicbt einen Ucberschuß von nur 18 Stimmen, also weniger, als die Polen ansbringen. Wir fürchten, daß die Freisinnigen die- siir den Liberalismus beschämende Resultat berbeisiibrcn werden. Wir bofsc» aber, daß dann die Flntbwclle des Volks,»,willen- um so rascher die Hemmschuhparlei hinwegspülen wird. Deutsches Reich. * Leipzig, 10. Mai. Herr Superintendent Meder in Zwickau icdrcibt nnS: „Ick halte eS für zwecklos, die TiS- cussion mit den „Leipziger Neuesten Nacbrichlen" sorizuspinnen, da ja sogar zur Verständigung die Basis gemciilsanicr Logik fehlt. Jenes Blatt erklärt meine Abfertigung seiner persön licken Jnvcctivcn für unlogisch. Vielleicht bat eS seine eigene Logik. Nur aus eine neue Berdrebu » g der Worte will ich aus merksam machen. Das Amtsblatt sagt, „meine Position nötbige niich zu dein Bekcnnlniß. daß ick, zur Sache nichts weiter anzn sübren bätte". Davon stebt in meiner Entgegnung nichts. Meine Worte lauten: „Wa- soll ick jetzt über die Sache noch weiter ansübren'? Der Artikel der „Leipziger Neuesten Nachrichten" bat zu dieser ja nichts beigcbracht" DaS ist ganz etwa- Andere», als wa« daS Leipziger Amtsblatt daraus gelesen (?) bat. Ich möchte fast glanben, daß der protestantische An onymuS der „Leipziger Nencstcn Nachrichten" mit dem Protestanten der „Germania" in naher Verwandtschaft siebt? — Wir schließen an diese Zuschrift die folgende Auslassung deS von Herrn Diakon»- Ebeling bcrauSgcgcbenc» „HauS- vaterS" über die gegen den Herrn Superintendenten Meyer gerichteten Angriffe: „Im kiesige» Zweigvcrein des Evan gelischen Buntes brachte am 7. März in Wicgncr's Gesell schaslShaus Herr Pastor Blancklncistcr a»S Dresden ein Lebensbild auS der sächsischen Kirchengelchichte in dem Vortrage: Der Cardinal von Sachsen, eine Schilderung von dem Uebcrtrilt eines WettinerS, des Prinzen Christian August vonSachsen-Zeitz.zurrömischenKircbc und der bcklagenSwcrlbcn Folge dieses schrilles, der Rekatbolisirung unseres Herrscher hauses. — Dieser Vortrag, wie auch ei» hier am 20. Januar gehaltener Vortrag de» Herrn Superintendenten Meyer Zwickau wurde letzthin Gegenstand einer Auseinandersetzung in einer hiesigen Tageszeitung. In der KönigS-Geburl-tagS- rede eines hiesigen Geistlichen fanden sich folgende Satze „Unser König ist katbvlisch. Man hat mich letzthin gefragt: Wie kannst du mit einem katholischen Könige anSkommcn? Tausenk- nial besser,babc ick geantwortet, als mit niancken protestantischen Fürsten! Denn unser König bat uns niemals bedrückt und bedrängt um unseres Glaubens willen. Das sage ick, ein lutherischer Pastor! Und deSbalb verurlbeile ich da« in letzter Zeit in Sachsen bervorgetrctene Bestreben, Mißtrauen zu säen zwischen Volk und Kö»ig«ba»S, als ob wir von diesem irgend etwa- zu fürchten hätten." Durch ein Eingesandt de» Herrn k. Blancknicister in dem betreffenden Blatte wurde sestgcstellt, daß sich diese Worte nicht auf den von ibm gehaltenen Vortrag bezirken, wie dies in dem Blatte angedeulet war. Es wäre auch bedauerlich, wen» man die nnserm tbcuren Könige von allen Seilen freudig dargebrachte Verehrung für unvereinbar dielte mit einer srcimülhigen Besprechung jener trüben kirchcngeschichtlichcn Vorgänge im Kreise evangelisch-lulberischer Glaubensgenossen ES bleibt nunmehr eine bestimmtere Auskunft abzuwarlcn, aus wen daS Wort von dem Mißtrauen, daS ma» zwischen Volk und Königshaus zu säen versuche, sich beziehen soll." -d. Berlin» 10. Mai. Tie „Germania" frohlockt ,n vier langen Leitartikeln darüber, daß evangc lischt Prinzessinnen in HeiralbSfällen sc oft z einem anderen Glauben überträlcn, wäbrcnd katholische Prinzessinnen niemals ihren Glauben wechselten. Nun, mit Prinzessinnen mag eS sich vielleicht so verhallen, daß aber Katholiken an» weniger hohen Ständen einem anderen Glauben sich znwenden, ist nicht selten. Und wenn sie eS thun, um gegen die Intoleranz de- KleruS zu remoiistrircn, so ist das wobl rrwähnenSwerth. In Jever in Oldenburg befinden sich die Katboliken in einer verschwindenden Minderheit — unter 5000 Einwohnern befinden sich nur etwa loo Katbo liken. Trotzdem beffand in dem Städtchen seit etwa 10 Iabren eine katholische Pnvatschule, die ans Betreiben des katholischen Geistlichen im vorigen Jahre in eine öffentliche Bolkssckule mngewandelt wurde Da nun aber die evangelische Schule, die natürlich viel reger besucht war, als die katholische, bessere Lebrmittrl und Lehrkräfte batte, so schickten verständigerweise die katholischen Eltern, denen der gute Unterricht ibrer Kinder über den consessionellen Unterschied ging, ihre Kinder in die evangelische Schule. Darüber großer Zorn de- katholischen Schulvorstand», der sich dei dem Ober schulcollegium beschwerte und glücklich durchsetzte, daß der evangelische Schulvorstand angewiesen wurde, die katholischen Kinder an die katholische Schule abrugeben »nd katholische Schüler nicht mehr aufznnebnien. Dieses Nachgcben gegen da» Drängen der ullramonlanen Orthodoxie erregte nun einen solchen Zorn in der nichtortbotoxen katholische» Be völkerung, daß drei Familien mit ibren Kindern evangelisch wurden, wäbrcnd zwei andere Familien >bre Kinder katholisch erziehen lasten Man siebt also, daß der UltramontaniSmuS selbst r« srrtig bringt, Katholiken zum Uebertritt zu »er Anzeigen.Prei- die «gespaltene Petitzeilc 86 Pfg. Reklamen nnter dem RedactlanSstetch lSg»» spalten) LO-4, Var den FamtlienaachrkchwN k6 gespalten) 40 Größere Schriften laut «njerem Preis» »«Vichuib. Tabellarischer »nd Ziffernsatz »ach höher«» Tnris. UrtrN'v»il««rn (gefalzt), „r mir her Morgen-Ausgabe, ohne Posibesördernng ^l SO.—, »tt Postbeförberung ^ ?V—. Äimahmeschlaß siir ^«zeigen: Nb«ad-A»-gab«: VormlUag« 10 Uhr. Marge n-Ansgabr: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- »nd Festtag« früh 1,9 Uhr. Bei de» Filialen »nd Annahmestellen je ein« halb« Stund« früher. Anzrigr» find stet« an di» Grbrbtttn» za richten. Druck und Verlag von «. Polz 1» Leipzig. 88. Jahrgang. anlassen. Tie evangelische Kirche dagegen ist an dem Ueber- trilte von Prinzessinnen sicherlich nicht schuld. * Berlin, >0. Mai. Tie Wandlung in den ErwerbSver- bältnissen und die Verschiebung der socialen Ordnung drängt in Bayer» allmählich ganz von selbst da» Reservatrecht des HeimalbreckteS zu Gunsten de« PrincipS de« Unter- stützungSwobnsitzcS in den Hintergrund und fördert da mit die wünschciiSwerlbr Einheitlichkeit deS öffentlichen Arinen- wesciiS im Reiche. DaS Hcrauötreken au» den einfachen patriarchalischen Zuständen, die in reinen Agricultur- 'taatcn die Seßhaftigkeit begünstigen, und daS Hinein- wachsen in die mit dem Cinporiommen de« Industric- und HandelSstaatcS unzertrennbar verbundene Fluc- tuation breiter BevölkcrnngSschichten, die sich in der Binnenwanderung anSdrücki, machen diesen Uebergang mit der Zeit durchaus nolbwendig. Einen neuen Beleg ür diese Ansicht, gegen deren Richtigkeit sich zwar der bavcrische Stolz ans jede« Reservatrecht sträubh, findet der Hambg. Corr." in den letzten Verhandlungen der baverischen Abgeordnetenkammer. Diese bcrictb kürzlich einen klerikalen Antrag, wonach das HeimatbSgcsetz dahin abgeäudert werden oll, daß aus den Antrag der HeimathSgemeinde einer längere Zeit von ibr abwesenden Person die Hcims.fh in der AufenthaltSgcmeittde angewiesen werden muß. Die Redner deS EentrumS vertraten diese Aenderunß. um Land gemeinden von den Armenlastei, für industrielle Arbeiter in Städten zu entlasten, während mehrere Redner der Linken erhebliche Bedenken äußerten. Der Abgeordnete von Fischer, Bürarrnicister von Augsburg, erklärte, eS sei daS der erste schritt zur Einfübrung t eS Unter- lühungSwobnsitzeö auch in Bayern. Ter Minister des Innern, Freiherr von Feilitzsch, erklärte dagegen den Antrag für annehmbar. In der Abc»tsitzun;z wurde der Antrag mit 97 gegen 30 Stimmen angenoin men. Nack unserer Ansicht bat sich in diesen, Falle die Ec'ntrnmSpartei einsichtsvoller gezeigt, als die Liberalen Mö-zcn auch bei den Klerikalen die Rücksicht auf da« platte Land »nd die traditionelle Abneigung gegen die großen Städte bei ibren, Beschluß maßgebend gewesen sein, so ist doch au» den im Ein gang angesübrtcn Gründen der Beschluß selbst al» sachlich gerechtfertigt und erfreulich zu begrüßen. 6. Berlin, lO. Mai. (Privattclegrcrmni) Der Kaiser soll gestern vor seiner Abreise die Entscheidung bezüglich der an ilm vom Arbeitsausschuß der Berliner Gewerbe Ausstellung 1890 gerichtete» I»l>»ediateingabe gefällt haben, i» welcher der Hippodrom erbeten wurde. Die ossiciellc Antwort dürste kein ArbeilöanSschuß schon in der allernächsten Zeit erlbcilt werde». U. Berlin, 10. Mai. (Privak-Telegramm.) Der „Nationalzcitung" wird aus Stuttgart geschrieben, daß der Knniq von Württemberg einer Deputation von Syiiodalrcisaniinllingcn am Pungstionntage die lUeberzengunz ausgesprochen habe, der Bundesratb werde die Jesuiten nicht z»lasse». Diese Haltuncz entspräche iowobl seiner persönlichen Anschauung wie auch derjenigen seiner Regierung. II. Berlin, 10. Mai. (Privattelegra»,m.) Ter Poss. Ztg." wird au» Schlesien geschrieben: Die ober- schlesischen Lehrerbildungsanstalten sind angewiesen worden, so viel als möglich polnisck, rrveiidr Lchülrr auszu- ncbmcn, um BolkSschullehrer anSzubilken, vic der pol nischen Spracke mächtig »nd demzufolge besäbigt sind, später mit Erfolg den Religionsunterricht in Polnischer Spracke aus der unteren Stufe der Volksschule ertbeilen zu lönnen Nach einer neuerdings ausgenommen«,, Statistik befinden sich unter den Zöglingen der oberscblcsische»! Leminare 40 Proc. und unter dcnlenigcn de, Präparanvcnanstalten bereit» 08 Proc. Schüler, welche die polnische Sprache beherrsche». !l. Berlin, 10. Mai. (Privattrlegranim.) Tie Meldung der „National Zeitung", daß dem preußischen Landtage noch ein Entwurf über die Mrdtciniil Reform zugeben werde, bestätigt sich nach der „Krcnzzeitwng" nicht. Zunächst mußte es schon Zweifel erregen, daß bei der jetzigen Geschäftslage de» Landtag« »nd der vorgeschrittenen Jahres zeit noch ein solcher Entwurf vorgclegt werden sollte, sodann aber ist die Meticinal-Resor», sicherem Vernehmen nach in ihrer Ausarbeitung noch nicht zum Abschlüsse gelangt. V. Berlin, lO. Mai. (Telegramm.) Dem „Reichs anzeiger" zufolge wird sich die Kaiserin heute Ä.bend zur Pflege ihrer (Lchwestcr, der Frau Herzogin Fries rich Fer dinand zu Schleswig Holstcin-Tonterburg Glücksbueg, welche von einer Prinzessin entbunden worden ist, nach Giünhvlz begeben. ^ Berlin, 10. Mai. (Telcgranim.) Der Cominan- dant von Berlin, Oberst von Natzmrr, ist zum General major und der Eommandanl des laiserlichen Haupl-fuarticrS, Generalmajor von Plrffe», zum Generalliculennnt und General-Adjutanten de« Kaisers ernannt worden. (D Berlin, >5. Mai. (Telegramm.) In der heutige» Vormittagssitziing des internationalen Bernarbritnrenngreffro führte der englstche Delcgirle Woods de» Vorsitz. Nachdem zunächst der Bericht der Prüsungsconiinissicn über d-ic Man date der 80 Dclegirten (4l aus Deutschland und Lmerrcicb, 38 an« Großbritannien, 4 ans Frankreich, 3 a»S Belgien) verlesen worden war, sollten die Berichte der einzelnen Nationen erstattet werden. Gegen i2>/r Uh, wnrtc dic«itziinz aus den Nachmittag vertag«. — In der NackmittagSsiyung würben zahl reiche Begrüßungstelearamme verlesen, darunter Telegramme der Bcrtrelcr der deutschen Bergarbeiter in Schottland, des in Halle tagenden EongresseS der im HantelSgcwerbe beschäftigten Arbeiter, des dritten ungarischen CocialistencongrcfseS in Pest. Darauf überreichte Willen Namens der eng lischen Minorität einen Bericht. Ter deutsche Delezirte Horn, sächsischerLanttagSabgcorrneter, verlangte sodann das Wort zur Geschäftsordnung in der Absicht, seienden Protest der deutschen Dclegirten gegen die Ausweisung von Defuissranr zur Verlesung zu bringen: „Der inter nationale Bergarbeitec-Congreß wolle gegen die polizeiliche Ausweisung de« mit einem legislativen Mandat süv den Bergarbeiler-Eongreß versehenen belgische» Dclegirten vr. zur. Drsuisscaux prole>t,ren. Ter Congreß erblickt in dieser Au«»
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