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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.05.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-05-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940521011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894052101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894052101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-05
- Tag1894-05-21
- Monat1894-05
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Pachtlustige werden hiermit eingeladeu, an diesem Tage Vor mittag« 10 Nhr im Rathssitzungszimmer hier zu erscheinen, zum Bieten sich anzugeben und soweit nbthig, über ihre Person »»d ihre Vcrinögen-vrrhaltnisse genügend sich auszuwrisen, sodann oder varmitt»«« 1t Uhr der Verpachtung gewärtig zu sein. Ti« Pacbtbedingungen können gegen Zahlung von 8 ^ Lopial- gebühnn mitgetheilt werden. Die Bietungtcaution beträgt 500 ^l, die Pachlcaution 1500 Naunhof, am IS. Mai 1894. Der Etadtgemkindcrath. Benkert, Bürgermeister Politische Tagesschau. * Leipzig. 20. Mai. Dir Ncich»t««Swahl in Planen giebt der Berliner Leitung des Bunde« der Landwirthe dir will kommene Gelegenheit, einen neuen Beweis ihrer oft erprobten Kurzsichtigkeit mid ihrer vielberufencn AgitationSmethode zu liefern. Wir baden un gestrigen Abend blatt den Ausruf abgedruckt, den der Bund der Landwirthe im 23. sächsischen NeichStaaSwahlkreise zu Gunsten der Kan didatur Nebel an seine Mitglieder erlassen hat. Der Aus ruf trat mit unverkennbarer Wärme sür Herrn Nebel ein. öS wurde gesagt: „Dieser (Herr Nebel) bat den Vertretern des Bundes die Zusicherung gegeben, sür den Schutz aller natio nalen Arbeit, auck für den Schutz der deutschen Landwirthschaft eintreten zu wollen, und al« Ehrenmann wird Herr Wilbelm Nebel — davon sind wir fest üLer zeugt — sein gegebenes Wort treu halten. Au« voller Urberzeugung können wir daher allen Landwirthen und Freunden der Land wirtbsckafl empfehlen, für den Cantidaten der reiche treuen Parteien, Herrn Wilbelm Nebel, einzutretrn." Man sollte denken, wenn in dieser rückhaltlosen Weise die Candidatur Nebel von den Landwirthen des Plauencr Wahl kreises, die ihren Landsmann kennen, unterstützt wird, daß dann auch die Berliner Leitung des Bundes der Landwirtbe sich zu frieden geben könnte und müßte. Aber nein! Herrn v. Plortz ist „von durchaus zuverlässiger Seite" mitgetheilt worden, daß in der VertrauenSmänner-Bersammlung de« Bunde-, in der über die Candidatenfrage verhandelt wurde, „an nähernd die Hälfte der Anwesenden vor der Abstimmung das Local verlassen, so daß nur hierdurch eine Mehrheit sür die Candidatur Uebel zu Stande gekommen ist." Und weiter! Herrn von Ploetz ist „von glaubhafter Seite versickert" worden, daß Herr Uebel für den russischen Handelsvertrag Stimmung gemacht habe: „Demgegenüber können allgemeine entgegenkommend« Sr. klärungen des Herrn Uebel einen wirklichen Werth sür die Landwirthschaft nicht beanspruchen. — Wir erklären es deshalb nicht für angängig, Herrn Uebel als Kandidaten de§ Bunde- auizuslellcn." „Wir", d. h. der Vorstand dcS Bundes der Landwirthe in Berlin, will sagen Herr von Ploey und Genossen, küm mern unS also nickt i», Mindesten um Urtbeil und Ueberzeugnng dersächsischenWäbler, sondern tecretiren ohne Weiteres die Candidatur des extremen — antisemitischen — Agrarier-,des Herrn Schubert! Tie Landwirthe dcS 23. sächsischen Rcichs- tazSwahlkreiseS werden die Antwort aus diese Anmaßung nicht schuldig bleiben. ES bestätigt sich, daß über da« Lauüwirthschaft-kammrr- geset; in letzter Stunde noch eine Brrstäiid iguiig zu Stande gekommen ist, und zwar zwischen den beiden conservaliven Fractionen und den Nationattiberalcn. Tie Grundlage» des EompromiffeS bestehen darin, daß die Kammern durch königliche Verordnung nach Anhören der Provinzial land tage eingesührt werden können; die ersten constituircnden Kammern werden durch dir Kreistage gewählt; die späteren können so weiter gewählt werden, falls nicht unter Genehmigung der Regierung rin anderer WahlmoduS von Len Kammern selbst eingesührt wird. Gewisse Normativbedingungen fll die Wahlen werden im Gesetz frstgelrgt. Die betreffenden Anträge werden alsbald, von Mitgliedern der drei genannte» Fractionen unterzeichnet, im Abgeordnetenhaus eingebracht werden. Eine bedeutende Mehrheit der nalionalliberalen Fraclion ist sür diese Anträge grsickert. AuS pariamen tarischen Kreisen wird der „Nat.-Lib. Corresp." bierzu berichtet: „Die Mitglieder der beiden conservaliven Fractionen, die allein schon fast die Hälfte des Abgeordnetenhauses auSmachen, erklärten in den Verbandlungcn, daß sie unter allen Umständen da« Gesetz in irgend einer Form zu Stande bringen und daß si« die an der Mehrheit noch fehlende geringe Stimmenzabl durch Zugeständnisse a» da- Ecntrnm oder an die Nationalliberalen erreichen wollten Daß si« da- Letztere mebr wünschten, unterlag keinem Zweifel Im Centrum sowohl alS auch bei den Nationalliberalen war ein ansebnlicher Tbeil der Mitglieder der Ansicht, daß im Interesse der Lanrwirtbsckast eine unbedingte Ablehnung nicht ange bracht sei. Mit dem Eentrum konnten d« Conservaliven da» Gesetz mit obligatorischer Einrichtung und dem von dem Abgeordneten Herold beantragten Wahl system zn Stande bringen. Damit wäre der obli gatorische Charakter in unbeschränktester Form sestgestelll und die Provinz Posen wäre an die Polen auSgeliesert worden Da« Herold'scke Wahlsystem hätte in den consessionell ge mischten Provinzen, namentlich in Rheinland-Westfalen, die kirchlichen, politischen und Parteikämpfr auch in diese Wahlen bineinaetragen. Die Nalionalliberalen hätten allerdings den Wunsch gehabt, den fakultativen Charakter noch schärfer estgelegt zn sehen. Man darf aber wohl daö Vertrauen zu der Negierung haben, daß sie selchen Provinzen, wo sich der Provinziallandtag und die landwirlhschasllichen Vereine mit guten Grünten gegen Einführung dieser Kammern auSsprechen, die Einrichtung nickt gewaltsam auf drängt; davon haben alle iure bisherigen Erklärungen keinen Zweifel gelassen. Sie wirk, wir wir hören, im ferneren Verlaus der Verhandlungen noch er klären, daß sie auch noch die landwirtbschasllichc» Centralvcrcine befragen werde. Tie Vorlbcile dieser jetzt getroffenen Verständigung vom liberalen Stankpunct bestehe» vornehmlich darin, daß die Kammern nicht unbe dingt obligatorisch sind, daß Posen gegen polnische Vergewaltigung geschützt ist, und daß ein Wahlsystem cin- tefHbrt wird, welches in wesentlichen Puncten gegenüber der Regierungsvorlage den liberale» Wünschen Rechnung trägt. Gegenüber einem viel schlechtere» Gesetz, welche- mit Hilfe de- CentrnmS in Aussicht stand, konnte sich die Mehrheit der national- liberalen Fraclion nicht entschließe», baS jetzt Gebotene zurück- zuwcise». Ans der angedentetcn Grundlage ist die Angelegen heit jetzt vollständig entschieden." Das Anwachsen de» DeutschthumS in Luxemburg wirb von den Pariser Chauvinisten mit erheblichem Unwillen vcrinert» und commcntirt. Der am 8. Februar 1842 be- wirtte Eintritt Luxemburgs in de» Zollverein bildet in den Augen der Franzosen den ckies notsstus, mit welchem daS nationale Unglück des Greßberzogltninis anhob. Heute sind 14 000 deutsche ReichSaiigcbörigc in Luxemburg in Stellungen aller Art tbätig und drängen Schritt für Schritt da« französische Element im öffentlichen und im Erwerbsleben zurück. Zwischen den Zeilen dieser sür französische Leser gewiß sehr betrübenden Schilderung auS Luxemburg kann man deut lich genug de» Wunsch derauSmerle», daß je eher desto besser der Tag kvnimen möge, wo Frankreich mit den Deutschen Abrechnung hält. Und in der Tbat ist dieser Wunsch heute in Frankreich trotz der famosen AbrüstungSidee deS vom „Figaro" interviewten „ArmeecorpS-Commandanten" noch so allgemein, wie nur je seit dem letzten Kriege, nur daß er sich nickt direct bervorwagt. Aber an dem Enthusiasmus der vssentlichen Meinung sür die »euzeplantru HeercSverstärkungen hat man den untrüglichsten Beweis sür die letzte» Absichten, welche von unsere» westlichen Nachbarn mit ihren s--,'- wLbrrnden Rüstungen verfolgt werden, und bff denen nickt da« Ziel, sondern nur der Zcitpunct ihrer praktischen I» angriffnahme noch ungewiß ist. DaS militairische Prestige der Schweiz erscheint manchmal in recht cigenthümlichem Lichte. DaS zeigt wieder der Vorfall am Gotthard, der noch immer da» schweize rische Tagesgespräch bildet und nicht ohne Erregung diScutirt wird. Da« böchstgclegene Gottbardfort „Galcnhiitte" auf dem Furka hatte bisher als Besatzung eine» Wachtmeister, NamenS Furrer, und 8 Mann FeslungStrupxe». Vor drei Wochen »un solle», wie mitgetheilt wurde, drei Deutsche ans dem Fort angekcmnien und eingelassen worden sei» ohne jede Berechtigung. Der den Playdirnsl ccmmankiicnde Wacht meister habe de» Fremden die gesamnitcn Forteüirichtuiigc», Geschütze rc. gezeigt und erklärt, ihnen da» neue schweizerische Gewehr vorgewiesen, daraus geschossen und sic selbst schießen lassen und schließlich habe einer der Drei sogar im Fort übernachtet und erst andern TagS Len Platz verlassen. Diese Mittbeilung erschien zuerst in einem demokratischen St. G.illcr Blatte und vrranlaßte seitens dcS Militairdcpartemente eine genaue Untersuchung des Falles. DaS Ergebnis; derselbe» liegt nun vor. Darnach ist nun richtig, daß Deutsche das Fort besucht batten. Der Wachtmeister Fnrrcr war so be trunken, daß er ihnen allerdings daö Gewehr zeigte, vorschos; und sie selbst schießen ließ Von einem Besuch dcS Innern der Festung ist nichts bekannt geworben. Immerhin ist das Zugeständnis; schon genug. Der Wachtmeister Fnrrcr wurde von seinem Amte suspendirt und wird vor daS Kriegsgericht gestellt werden. Der Fall in Airolo ist kaum vergesse» und schon folgt ihm dieser »ene aus dem Furka. Die Schweiz hat entschieden Unglück mit der Festung, statt der projeclirten 1 Millionen kostete sie 12 Millionen Franc«, schuf ein „stehendes Heer" und nun ereignen sich Zwischcnsälle, welche im AnSlande nicht ohne Heiterleit aufgenommcii werden dürsten. Immer mebr schrumpft die Majorität deS liheralen englische« Ministeriums zusammen. Ans dir Iren ist kein Verlaß mebr, die Radicalcn sind mißtrauisch, weil ihnen die Regierung überall nur aus halbem Wege kiitgegensomiiit, die Liberalen gelangen zu der Einsicht, daß sic die StaalS- knnst Rosebery'S überschätzt habe», und die Walliser Abge ordneten grolle», weit das Ministerium sich nickt bindend verpflichten will, die wallisische KirchenenlsiaatlichuiigSbill, gegen welche bekanntlich die anglikanischen Bischöfe Himmel und Erde in Bewegung setzen, noch in dieser Tagung zn Ende zu bringen Sonach läßt sich »ich« bebanplcn, baß die Aussichten de- CabinctS besonders günstige seien, und man darf der Auslösung de« Parlaments in Kurze entgcgcn- sehcn. Ja, mancher Liberale bedauert eS, daß sie nickt schon früher erfolgt ist. Zu ihnen gekört der Abg. Holdane, der sich kürzlich dahin auSsprack, daß man nach seiner Meinung einer naben Auflösung deS Parlaments entgegen gingt. Diese Auflösung sei keine freiwillige, sondern werde der liberalen Partei auszedrängt. Vielleicht wäre rS sogar besser gewesen, wenn die Auslösung scheu vor einiger Zeit erfolgt wäre. Tann würde daS Voll sich unzweifelhaft dahin ausgesprochen haben, daß eS ohne Verzug die großen, von dem liberalen Ministerium vorgeschlagcncn Resormmaßregcln zun, Gesetz erhoben wünsche Man werke nicht leicht vergessen, was ta- gegenwärtige Ministerium in den >8 Monaten seiner AmtSdauer geleistet habe Die liberale Partei habe während der Frist aufs Nene ihr Siegel aus die politische Geschichte de» LandcS gedrückt (!). DaS ist stolz gesprochen, aber die Dbatsachen reden ander«. Wenn sich der Sturmlaus gegen daSObrrbau«, den die große nalional- liberale Cvnfrrrn; in Lced« rinleiten soll, wie eS beißt, auf daS Verlangen beschränkt, daß sich ta« Velo der LortS nickt über eine Tagung de« Parlaments hinan« erstrecken soll, so wird dieser Vorschlag den Radicalcn viel zu zahm erscheinen, und wenn gar die liberale Partei mit diesem „Schlachtruf" i» die allgemeinen Wahlen eintreten will, so Werke» viele Polititer, liberale und conscrvalive, darin nur einen Kamps gegen Windmühlen sehe». Wie der Londoner Berichterstatter des „Manchester Guardian" berichtet, macht 'ick auch die conscrvative Partei schon ans einen in Kurzem evorslebenten Wablfcldzng gefaßt. Die Parteileitung bat Forscher" (iu^ostigntors) in die Wahlkreise gesandt, deren Ausgabe eö sein soll, zu berichten, ob die Organisation überall den Anforderungen entspricht. Auch solle» sic snckcn. da- Band zwischen den Eonservatioen und liberalen Univnisten fester zu kitten. In Tiai» scheint inan sranzvsischerscitS wieder ein mal Lull nach einer „Acticn" zu haben und construirt sich irgend eine „Provoeatwn", die natürlich auf englische Inlrigucn zurückgefuhrl wird. Bekanntlich bericklet unter der Ucbcrschrist: I.'aNoutat >lo vnugliolc der „Figaro" über eine» Angriff ans französische Matrose» des Kriegsschiffes „La Viporc" durch Siamese». Hervorgebobc» wird zunächst, daß cs i»i höchsten Grade auffallend erscheine» milssc, wenn soeben erst der Friede „zu Gunsten Siam«" abgeschlossen worden sei und derartige Provocalioncn von Seite» der Besiegten erfolgen können. Trotzdem bezeichnet der Gewährsmann des „Figaro", der direclc N,,(hrüi>lkii über den Vorfall erhalten haben will, diesen als unvermeidlich und schreibt in dieser Hinsicht wörtlich: „Ick schreibe die Ver antwortlichkeit dafür der siamesische» Regierung i»> All zcnicinon zu, sowie deren Rathgebcr, Herrn Rolin-IacguemynS, und der gar nicht verhehlte» Mitschuld der britischen Gesandtschaft in Bangkok." Zugleich wird hervor- gehcbc», daß eS mit der diplomatischen und eonsularcn Ver tretung Frankreichs in Siam um so schwächer bestellt sei, als der bauptsächlichc Verlretcr jetzt gerade Bangkok verlassen habe, um bei der Abgrenzung deS vielerörtrrlc» „Pufferstaates" milzu- wirken. WaS ren Zusanimenstoß derSiamcsc» mit den sranzosi- schen Matrosen selbst betrifft, so wird officio« behauptet, da;; ini Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten keine Nachrichten eingetroffen seien. Der„F>garo"ist aber in der Lage, mit positive» Nachrichten, die zugleich mit dem „diplomatischen Felleisen" eingetroffen sein sollen, die angebliche Lücke auSzufüllen. Hicr- naa, ist der Uebersall von dem Sohn eine- Mandarinen, Nai Sire, ausgcgangen, der inzwischen verhaftet worden, ebenso wie von einem gewissen Nai Hich, der bei der siamesischen Truppenverwaltnng beschäftigt war. Auch die Aerzte 1>r. Sicard und Trnntze» werden »amhaft gemacht, von renc» die verwundeten sranzösischcn Matrose» in Bebantlnng ge nommc» worden sind. Weitere Mittheilnngcn darüber, daß in der Tbat neue Provocalioncn von Seiten der englisch siamesischen Presse vorlicgen, die durch den siamesischen Prinzen Dcwawongse und den Natbgeber Rolin-IacguemynS geschürt werten, sollen demnächst zur Veröffentlichung gelangen. Deutsches Reich. * Trespe». 19. Mai. Gestern Mittag sank im tünigl. Belvedere (wie schon kurz gemeldet) die dies;ährigc General- Versammlung des Eonservalcvcn LandesvcrcinS im Königreich Sachsen statt, die auS alle» Thcilc» deS Landes gut besucht war und von Herrn Geheimen Hofrath Ackermann geleitet wurde Tcrselbc begrüßte die Bcr sammlinig und gab den Entschluß dcS jeitherigen Vor sitzenden, Kammerherrn Freiherr« von Friesen- Rölba, bekannt, von seinem Posten zuriülzulrcicii. Hierauf erstattete Herr Hosrath 1>r Och ebner! den Jahres bericht, ans dem horvorzuhebcn ist, daß die Mitgliederzahl des Vereins gewachsen in. Ferner besprach Redner den Ausfall der im Jahre 1893 vorgenvinmene» Reichstags »nd LaiidlazSwahlcn. Erstcre hätten in Folge der allgemein herrschenden UiiznsrieLcnhcil und einer scrupellosen Agitation von anderer Seite, die sich nickt gescheut habe, unerfüllbare Versprechungen zn macke», sür die conscrvative Partei, die nnr mit ehrlichen Waffen tämpsen könne, keine günstigen Ergebnisse gebracht, indessen zeige die cLlinimcnzalil doch ein Anwachsen der conservativen Stimmen. Besser seien die Erfolge bei den LandlagSwahlcn gewesen, bei welchen die conscrvative Partei ihren Besitz stand und damit die conscrvalive Mehrheit in der zweite» Kammer gewahrt habe, doch sei diese Mehrheit eine geringe und umsassc nnr noch zwei Stimme»; es gebe daraus hervor, daß die Partei alle Ursache habe, die nächste» WK,le„ gut vorznbcrcitln. Redner besprach sodann daS Cartcl der 109 »ichtsocialdemokralischcn Mitglieder beider Ständclammcr» und hob hervor, wie nothwendig nnv nützlich dasselbe sei angesichts der immer mehr anwachscndcn Socialdcmvkratie; er belcnle dabei, daß daS Carlcl teiiior Partei die Selbstständigkeit beschränlc und wie« darauf hin, daß die conscrvative Partei »amenllich nicht versäumen dürfe, diese Selbstständigkeit überall »nd gegenüber alle» ankeren Parteien zu wahren. Als eine bedenlsame kon servative Thal bczcichncte Redner schließlich die im verflossenen Winter erlassene conscrvative Erklärung, in welcher die Partei ihren Standpunct ausgesprochen habe. Nacktem der Vortragende unter lebhaftem Beifall geendet batte, wurde a»S der Mitte der Versammlung die Notk- wendigkcit bervoigehoben, zu betonen, daß ei» tiefgehender Unterschied zwischen der conservativen Partei und der antisemitischen Resormpartei bestehe, lieber die IahreSrechiniiig rcicrirte Here Eomiiicrzienralh Eonsul Men;, aus seine» Antrag wurde die Rechnung richtig ge- svrockc». Hieraus wnrde der vom Vorstand vorgelegte neue Statntcncntwttrf genehmigt und die (schon gcmeldcle) Wahl deS GcsainmlvorstandcZ vorgenommen. (Tr. Ionrn.) H) Berlin, 19. Mai. Ter Internationale Berg- arbeitcr-Congrcß zeigte beule eine andere Phnsiognomie, als an den voraiigcgangcnen Tagen; denn nach rer Abreise säst sämmllicker Briten war das Häuslein scdr zusammcn- gcschloffcn und die Hälfte der Tische und Stühle hinanS- gesckasfi worden TaS heutige Präsidium wurde übertragen dem Franzosen Lanientin, dem Deutschen Möller und dem Engländer Bailey. Letzterer war von den zwei zuriick- gebliebcne» englische» Dclegirle» gewäblt worden. Calle- vaertS, der letzte TageSpräsikent. sprach zunächst von „Miß verständnissen", die vorgckcnimcn seien und zu erregten Debatten geführt hätten Hieran trage der „Babylonische Tburmbau", die -Lprackenverschiedenkeit, die Schuld. Es habe keineswegs in der Absicht der Engländer gelegen, die Delegieren der anderen Nationen inajorisirc» zu wollen. Er boffe, daß die Verband luiigcn bis zum Mittag beendet sein werden, und rufe: s.Es lebe die internationale Vereinigung! Es lebe der inter nationale SocialismuS!" Bailey Geilte im Namen der abgercistcii englische» Telegirtcn mit, daß sie die Pflicht uack der englische» Hcimalh zurnckgernfen bade, sie bctlcidcn zum grössten Tbeil Gewerkschaft-Posten. Er und der zweite englische Delegirle seien von der englischen Delegation zum Hierbleibcn veranlaßt worden und schlage vor, nur den ge- sa>äsiofilh>enden Ausschuß der inlernauoitalon Vereinigung zu wähle» nnv den S^rt deS nächsten CongresseS zu be stimmen, alle anteron Fragen aber wegen der Abreise der Engtäiitcr dem Ausschuß zur Vorhereitnug für den nächsten Eongres; zu überweisen. Statt Lens schlage er Paris ats »äcksten Eongrcßorl vor. DaS sei der Mittelpunkt alles politischen nnr gesellschaftlichen Leben-, »nd auS diesen Gründen müjsc Paris den Franzosen selbst angenehm sein. Er führt gleichfalls die vorgekommcne» Differenzen, die er dekaliere, ans „Mißverständnisse" zurück. Ca veau (Franzose) erllärt, das; er von 40 Dclegirle» beauftragt gewesen sei, Leus als Eongreßort vorzuschlagcn, doch habe er selbst nichts gegen Paris ei»t»wcndcn. Schröder (Dortmund) spricht den beide» Engländern sür ihr Hierbleibcn de» Dank der deutsche» Telegirtcn auS. Wen» er auch gern noch die Erledigung der übrige» Puncte gesehen Halle, so schließe er sich doch dem englischen Vorschlag a». Auch Ealvignac (Car uieanr) ist damit einverstanden. Es wurde ohne Widerspruch Paris zum nächsten Eongreßort bestimmt. Zu Mitglieder» dos internationalen Comstös wurden gewäblt von den Eng ländern: Pickardl, Bnrt «nd Aslston, von den Deutschen: Möller, Slrnntz und Schröder, von den Belgiern: CallevaertS n»b Eavrot, von den Franzosen: Caloignac, Rondel, Lanicndin, von den L?es1errcichcr»: Cinger und Wölsser. Letztere Beiden, als alleinige österreichische Ver treter, hatten sich also selbst gewählt. Zum Gencralsccrctair dcS internationalen Comitös wählte der Congreß «wie schon am Sonnabend telegraphisch gemeldet wurde) Pickardt, »nt zum Schatz mcister Burt. Unerledigt geblieben sind sonach die Puncte: Wahl der Grubenaufscher und ArbeitSinspcctorc», sowie Einrichtung von staatlichen Arbeitcr-PonsionScassen für die Bergleute, zu denen die Franzosen link Belgier zahlreiche Resolutionen gestellt halten. — Der Schluß des CongresseS crsolglc in piirilanisch iinchlcrner Weise um ll', Udr durch dcn Präsidenten Lamenti», »nt still, ohne Absingung eines StnrmliedcS, verließen die Dclcgirtc» dcn Saal. * Berlin, 20. Mai. Die vssiciösc „Militairisch- Politiscke Correspondcnz"benicrll zn de» Behauptungen der CentrumS und freisinnigen Blätter über die A bbe rufung de» verewigten Gesandte» v. Schloczcr an« Rom: „In der »achtrcig>>.liei> Bewrechnng der Otrilnde, die im Jahre 1892 zur Abberufung dec- 0>c''a»bte» beim vapsstichen Ltnlilo, o. 2chtoezer, tili rle», ist iln.Ii wieder gejagt worden, der Papst lncke die Abberufung gewiiiiickt. Wie nuS von jchr gut unterrichteter Seite versichert wird, kan» der Papst nnr zu ll »recht i» diese Angelegenheit hineiiigezogen werde». Dagegen diirjte ev richtig fein, daß La if entrinn oder, besser gejagt, der Theit des OeiilruinS im Jahre 1892 „,it Herr» van Schloczer sehr nnzufriede» war, welcher das «äinlenk?» der tänrie zn <Y»nsteii der sranzö- siichen Pvlilik mit nngunstige» Angen aiijnli und dieser seiner 'Ansicht auch damala niiverhahlenc» 'Ausdruck in Preßpoleiiiiten gab, die ihre Spitze gegen die sranzüsiich-vaticanischcn Blatter in Rom kehrten." AnS dieser officiösen Bestätigung der Mittbeililiigeil über de» Antheil des CcnlrumS an der Abberufung Schloczcr'S aus Rom erbellt wieder einmal, das; im officiösen Lager der Krieg Aller gegen Alle mit nngeschwächtcr Kraft weiter ge- sickrt wird. — General-Major zur Disposition Gnsike, zuletzt Comuiandeur der 3. Feld-Artillcric-BrigaLe, ist vom Kaiser geadelt worden, — Ter „Reichs Anz." berichtet: Freiherr v. Schorleiner- 'Alst bat sich mit Rücklicht ans seinen Gesnndt'estszusland ge- nöthigl gesehen, anö der Commission belmss Erörterung von Maßregeln zur Hebung »nd Befestigung des Silbe» wertbcs a»s;»schciden. An seiner Stelle ist der Abg v. Schalscha i» die Commission berufen worden. — Der Colonialrath wird wahrscheinlich im Anfänge dcS MonatS Juni seine Beralbnngen wieder ausnehmcii. — Tic polnische LanttagSsraction ist damit be schäftigt, die angcliinriglc Eingabe an den EultuSniinistcr gegen die neueste S pra chciivcrsüg ung auSzuarbeilell. — An Stelle dcS Antrages Ring ist in der Gcmeiiidc- com Mission des'AbgeoltnetenbauscS beschlossen worden, den tz. 8«, der K r r>So> tnung tabin zu ergänzen, daß für einzelne Kreise ans Antrag de« ProvinzialanSschusscS der betreffenden Provinz durch königl, Verordnung bestimmt werden tann, daß unter der im Wccklverbande de- großen Grundbesitzes zur Anrechnung fommentcii Grund- »nd Gc- bäiidcsteucr wenigste»- die Hälfte des Mindestsätze« an Grundsteuer enthalten sein muß. Sodann wurde eine von dem Abg, Iw. Webcr-Halberstadt beantragte Resolution einstimmig angenommen: Die lönigl. Slaatörrgicrung aui- zuforkcrn, baldigst eine gesetzliche Ncnrcgelnng der commu »alc» und polize« licken Verhältnisse der Um gebung vo» Berlin herbeizusiihrcn. — Der „Reichs-Anzeiger" veröffentlicht eine Allerhöchste Verordnung, belrcssenk die Regelung der Verwaltung und Rechtspflege in de» zn den Schutzgebieten nickt ge hörige» Thcilc» der deutschen Intcreffeilsphären in Afrika. — Tie sreiconservative „Post" beurtheilt dcn „Ealignla"- Arlikel der „K>c»z-Zlg." chcnso wie die „Nat.-Ztg." und andere liberale Blätter; sic schreibt: Ter Ariilel der ..rtecnzzeitung" über eine Vroick ure, die bisher nur vom „Vorwärts" beachtet worden wnr, obgleich sie dem grüßten Tbeil der Presse lange vorlag, ist seiner ganzen Fassung «ach nicht geeignet, die Wirkung hcrvorzubringen, welche die „Kreuzzetlung" ongebtlch bezweckt hat. Ein streng monarchische- Platt bc- tbärigl diese Gesinnung ander-, al« indem e- in breitester An«iudrung die Auimerliamkeit ans ein literarische- Machwerk lenkt, das durch die Art der Behandlung einer antiken Periönlichkeii Ab sichten erkennen läßt, die denen zuwiderlauien, welch« der llnter- siiitzung von coniervaliver Seile Werth ericheinen. In conjervativen ttrröen I o!, r. cc wir irisien. d c'.r Arliscl der „Hireuzzeitung"
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