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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.05.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940525019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894052501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894052501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-05
- Tag1894-05-25
- Monat1894-05
- Jahr1894
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Bezugs-PreiS E Gr Hauptervedfti»» oder den im Gta^G t«trk and den Vororten errichteten An«- gabriiellen abgeholt: vierteljährlich ^4ch0z bei zweimaliger täglicher Zustellung i-t Hau« » öchü. Durch die Post bezogen sür reutschland und Oesterreich: viertel,ädrüch L—. Direct« tägliche Kreuzbandienduug t»« Ausland: monatlich 7.50. DieMorgew-LoSgabe erscheint täglich'/,? Uhtz die Abeud-Ausgab« WochentoaS 5 Uhr. Leiartioa und Ervebitioa; Aotzuunesgasse 8. Neikrveditiou. ist Wochentag« unnnterbroche» geotzuet von früh 8 bi» Abend« 7 Uhr. Filialen: Ott« Me»»'« Sorti«. (Alfrrfl H«h»jp Universitätsskraße 1. L-A» Lösche, ßetharinenstr. ll, Part, und KönigSplatz 7. ^262. Morgen-Ausgabe. eiWMr.TllgMÄ Anzeiger. Legan für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. AnzeigenPreS Ae 8 gespaltene PetitzeSe re PW Neclamra unter dem Rrdaction«strich (4g«e spuUe») 50^, vor den Familieunachrichtr» tSgespalteu) 40-^. Größen Schriften laut unser«» Preis- vrrzeichaiß. Tabellarischer und Zisserusatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Posibesörderuog ^ 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgr n.Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh V,9 Uhr. Bei deu Filialen und Annahmestellen ,e ein« halbe Stunde früher. Unietge» sind stets an die Er»evitioo zu richten. Druck und Verlag von L. Polz in Leipzig. Freitag den 25. Mai 1894. 88. Jahrgang: Amtliche Bekanntmachungen. Verpachtung. Die diesjährigen kbftnutzungtn ms der Mockaurr Strafte, vom Magdeburg-Leipziaer Bahnüber- gange bis zur Flurgrenze der Petzjcher Mark, ms der Telttzschrr Strafte, vom ehemaligen Nachhause In Leipzig- Eutritzsch bis zum Delitzich-Dübener Weg, ms der äutzere» Halleschen Strafte, von der Wilhelmstraße in Leipzig-Gohlis bis an den Ucbergang der Thüringer Bahn, ms der vlisabcih Allee nnd Varl Heiiic-Slratzc in Leipzig- Plagwitz-Lindenau, ms der Lüftener Strafte in Leipzig-Lindenan, von der Luther- »stressen der Leipzig-Lindenau- strafte bis zum linksseitigen Schönauer Flurarenze, ms der Merseburger Strafte iu Leipzig-Lindenau, von der West- straße bis kurz vor der Uebersührung genannter Straße über die Leipzia-Zeitzer Eisenbahn, ms der Bornaische» Strafte i» Leipzig-Connewitz, von der Eisenbahnstraße bis an den Uebergang der Sächsisch-Baye rischen Staatsbahn, ms der Reitzenhainer Strafte, von der Straß« znm Südfriedhofe bi- zum Hochbehälter des Wasserwerkes, aus der Wurzener Strafte in Leipzig-Sellerhausen bis zum Ucker- gange der Eilenburger Bahn, ms der Torgauer Strafte in Leipzig-Volkmar-dorf bis zur Flur- greaze vou Leipzig-Sellerhausen und Schöueseld, und ms dem Kuhthurm-Gruntzstücke sollen Dienstag, den 2S. Mai diese« Jahre«, Vormittags 1« Uhr I» der Alten Waage, Kathariiiriistrafte Nr. 1, 2. Obergeschoß, unter den im Bersteigerungstermine bekannt zu gebenden Bedingungen m den Höchstbietenden verpachtet werden. Leipzig, den 19. Mai 1894. Der Math der Stadt Leipzig. I-.L298. vr. Tröndlin. Colditz. Bekanntmachung. r>e Pflasterung der »ohienstraftc mit bossirten Steinen 1. iklaflr soll an einen Unternehmer verdungen werde». Tie Bedingungen und Unterlagen für diese Arbeit liegen in unserer Tiefbau-Berwaltung, Rathhaus, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. LI aus und können dort eingesehcn oder gegen Entrichtung von 50 die auch in Briefmarken eingesendet werden können, ent- iwmmen werden. Bezügliche Angebot« sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung der Uodlenftrafte" »ersehen In dem oben bezrichneten Geschäftszimmer bis znm 2. Juni h. I. 5 Uhr Nachmittags einzurcichcn. Der Rath behält sich das Recht vor» sämmtlichr Angebote ab zulehnen. Leipzig, den 24. Mai 1894. Des Raths der Stadt Leipzig le. 2361. Ltraftcnbauveputalion. Erneuert wird die Bekanntmachung vom 17. Februar d. I., den Kellner Gottlob Friedrich August Fiedler aus Dössel bei Merseburg betreffend. Leipzig, den 23. Mai 1894. Der Rath der Stadt Leipzig. Armen-Aint, Abth. H. 4. k. II. 891 o. Henüschel. Glaser. Gesucht wird der am 1. Juni 1859 in Riethgen bei Kindelbrück geborene Hausirer Heinrich Albert Hebcstrrit, welcher zur Fürsorge sür seine Familie anzuhalten ist. Leipzig, den 23. Mai 1894. Der Rath der Stadt Leipzig. Armris-Amt, Abth. LV». Pentschcl. Hr. T. k. IVa. 929e/94. 2950. Bekanntmachung. Erledigt hat sich der hinter dem Poslassistcnten Georg August Adolf Ullrich erlassene Steckbrief durch die Ergreifung Ullrich'-. Leipzig, am 24. Mai 1894. Der Untersuchungsrichter am kgl. Landgerichte. Adam, Aff. Bekanntmachung. Tie Aufstellung einer Einfriedigung (Waldlattenzaunes) um den Steinablagerungsplotz im 1. Jiigenieur-Bezirke am Müdlwege in Leipzig-Reuditz soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeit liegen in unserer Tiefbau- Verwaltung, Rathhaus, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 23 aus und können dort eingesehcn oder gegen Entrichtung von 50 Psg., die auch in Briefmarken eingesendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Etusriedigung eines Lagerplatzes" versehen in dem oben bezeichnctcn Geschäftszimmer bis zum 81. d. M. 5 Uhr Nachm, einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote ab- zulchnen. Leipzig, den 22. Mai 1894. Des Raths der Stadt Leipzig le. 2337. Ltraftenbaudeputatio». Im Ganzen bat die letzte Gruppe näbrnngSverbattiiisse für ihre Arbeiter, die ungünstigste. Die vorwiegend zur einen Hälfte, in Magdeburg Vie städtische Sparkasse beleiht Wrrthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 10. Januar 1894. Die Sparcasscn-Trputatian. üirschen-versteigerung. Die diesjährige Nutzung von den fiskalischen Kirsch-Bäumen «n den Straßen der beiden Amtsstraßenmeisterbezirke Grimma und Atth. 1 und 2 der Rachlitz-Letpziger Strafte soll Mittwoch, am »8. Mai. Vormittags 8 Uhr in der Schankwirtbschaft zum Wtrsenthal in Grimma; des Amts- slraßenmeisterbezirks Eoidttz an demselben Tage Nachmittag« '/,b Uhr im Gasthof zum Feldschlöftchen in Totditz; des Amtsstraßen- meisterbezirk« Wurzen Donnerstag, am LI. Mat. BormIttaaS 10 Ubr im Gasthose zu Vor«dors, Vormittäg ig Uhr in der Meher ichrn Schantwtrthschast zu Würze« öffentlich gegen sofortige Boarzahlung versteigert werden. Grimma, am 22. Mai 1894. Königliche Straften- und «önigiich, Waffrrda«-J«spe<tton. Vauoerwatteret. Köhler. R. Schmidt. Hausverkauf. Da« »um Nachlasse Fra« Nosaiirn vertha Elisabeth der» kindnrr gehörigr Ha««gruadft»< Foltum IL«2 de» Grund- und Hhpothekendvch» fnr MitUortda so» a«s ««trag »er Erben für minbeften« S5.VO« Mark »,t 10,««« Mark baarer ««zahl«», berkanst »erde« unb sin» Angebote bi« lSngften» «1»I» »u. Iue»I a. I. bei Unterzeichnetem Gericht rinznreiche». Dechntku«« gelegene sich in seiner Famtitenwotznnngrn. «l« onch »n« vermtettzen einzeiner Zimmer. «Utwrtda, a» tt. Mat 18K4. Köntgltch«» N«1«gertcht Da« o« D«ichirnrrp>atz. unweit br« Technik gut gebaute, 4 Etagen bohr Gebäude eignet Gtnrtchtnng sowohl z« herrschostltchen Famttt» ^ kinzrinrr Zimmer, t 18K4. -nialtch«» «»««Gericht. Uiluu», >»t«g»rtcht«ratb. Serr. Weier. Der Brodconsum im Deutschen Neich. Im Maibest des »Archivs für Eisenbahnwesen" wird, wie alljährlich, von E- Thamcr eine Statistik der deutschen Ge treideernte im Jabre 1892 und der Beförderung von Ge treide auf Eisenbahnen, im See- und BinnenschifffakrtSverkehr I. Juli 1892 93 veröffentlicht. Aus der letzteren Angabe er stirbt sich für jeden Landestbcil, wieviel Getreide ihm die öffentlichen Berkehrswcge zu- bez. sortgesnbrt haben, aus der Combination mit den Productwnszahlen unter Abzug der Aussaat dann auch, wieviel Brodgetrcide in jeder Landschaft zum Eonsum gelaugt ist. Mag nun immerhin die Ernte slatistik viele Ungenauigkeiten enthalten, mag auch die Ein theilung nach Lanbfchaften und die Zutheilung der Seehäfen zu diesen kleine Fehler bedingen, so kann man doch annehmen, daß die resultirenvcn Zahlen des GcsainmtconsumS im Ganzen richtige Verhältnisse angeben, und namentlich wenn man den Eonsum pro Kopf der Bevölkerung angiedt, wird i» diesen Durchschnittszahlen nur noch ein Brnchtheil von Fehlern enthalten sein. Fußend aus dieser Erntestatistik, entwirft K. Thieß im „Socialpol. Eentralbl." rin Bild von dem Brodconsum im Reiche; wir geben seine Darstellung wieder, ohne und mit ihr in allen Puncten einverstanden zu erklären. Aus den Kopf der Rcichsdevölkerung entfiel durchschnittlich ein Eonsum an Brodgetrcide (Weizen, Spelt, Roggen) sür das Erntejahr 1889 90 vo» 169 lcz; . - - 1890 91 - 189 . . . - 1891 92 . 162 . - - - 1892,93 - 216 - Der Verbrauch difserirt demnach in den einzelnen Jahren ziemlich erheblich; noch weit erheblicher sind die Schwankungen zwischen den einzelnen Lantestheilen, welche sür deren wirlh scbastliche Lage und die Lebensweise deS größeren Theil« ihrer Bevölkerung höchst charakteristisch sind. Wenn wir die Land chaften nach der Zusammenfassung deS Eisenbahnarchivs nach der Größe ihres Brodkornconsums von 1892 93 ordnen, so erzieht sich die folgende Reihe: Voran steht Mecklenburg mit 335 lcg pro Kopf, dann folgen Lothringen mit 293, Bayern rechts des Rheins mit 263, Hannover, Braunschweig, Olden burg mit 259, bäuerische Pfalz mit 257, Regierungsbezirk Magdeburg und Anhalt mit 254, Greßherzoglbum Hessen ohne Oberbcsien mit 2t7, Pommern mit 233, Brandenburg mit 227, Schleswig-Holstein mit 224, Regierungsbezirke Bres lau und Licgnitz mit 220, Regierungsbezirke Merseburg und Thüringen mit 218. Die folgenden Landschaften erreichen den Reichsdurchschnitt <2t6) nicht mehr; eS sind: Baden mit 2t3 Hessen-Nassau und Obcrhesscn mit 205, Königreich Sachsen und Westfale» mit 20l, Posen mit 200, Elsaß mit 197 Ost- und Wcstpreußen mit 195, Württemberg und Hohen ollern mit 183, Rhcinprovinz mit 179, Regierungsbezirk Oppeln mit 160, Berlin mit 149 kg pro Kops der Bevölkerung' Die großen Differenzen erklären sich weniger auS Ver schiedenheiten der gebräuchliche» Ernährungsweise der wohl habenden Schichten nach Gegenden — denn deren Brodgenuß wird annähernd überall stleich sein — als aus der ver schiedenen Nahrung der ärmeren, vorzugsweise der lohn- arbeitenden Bevölkerung, bei welcher im Ganzen nur Brod und Kartoffeln in verschiedener Eombinalion der Mengen als Massennabrunasmiltel in Betracht kommen. Deshalb beutet eine Hobe Eonsumziffcr ans eine relativ gute, eine niedrige aus eine schlechte Ernährung der arbeitenden Be völkerung. Von diesem Gesichtspunkte auS gewinnt es eine besondere Bedeutung, die Verschiedenheit der Zahlen zwischen den Gegenden mit überwiegend landwirlbschasilicher und denen mit überwiegend industrieller Bevölkerung kennen zu lernen. Wir geben zunächst die Zahlen sür die Landeslbeile, welche den größten Antbcil ihrer Ernte abgeden können, in welchen also die landwirthschastlichc Production am meisten überwiegt. Der Brodgelreidcconsuni ist pro Kops: in Posen im Reg.Bez. Magdeburg in Ost- u. Weslpreußen . in Mecklenburg.... In den vorwiegend Eonsum: sür Berlin sür das König r. Sachse sür die Rhkinprovinz . für Westfalen.... Zum weiteren Vergleich setzen wir noch einige Landes theile hinzu, in denen sich Ernte- und Getreidebedarf un gefähr deal, in denen also die wiinscheii-wertbeste Mischung von landwirthschaftlicher und industrieller Be völkerung statthat: Bayern rechts des Rhein- 263 Hannover, Braunschweig, Oldenburg .... 259 Schleswig - Holstein und Homburg . . . . S24 die günstigsten Er- die industrielle da gegen vie ungünstigste. Die vorwiegend agrarische Gruppe dielet zur einen Hälfte, i» Magdeburg und Mecklenburg, ihren Arbeitern außerorkentlich günstige ErnähruiigSverkält- nisie, aber auch die Landardcitcr in Pose» und Preußen, deren Bcdürfnißlosigkcit und niedrige LcbcnSbaltniig so allge mein behauptet wird, stehen wenigstens ihrer Ernährung nach den Industriearbeitern in Westfalen und Sachsen nicht nach. Die Vergleichung der Magdeburger und Mecklenburger Zahlen mit den preußischen und posenschc» zeigt, daß sür die Lachseiigäiigerei der ländliche» Arbeiter allerdings die Grünte maicrieUer Lebenshaltung maßgebend sind; aber andererseits bestätigen dicZahlcn der Industriebczirkc und namenltick die von Berlin die neuerding« immer mebr Raum gewinnende An schauung, daß die Landarbeit bessere materielle LebenSbcdin- guiigcii bietet, als die städtische Lohnarbeit, daß also die Lantarbcitcr bei ihrem masseiihasten Abwandern in die Städte aus besseren in schlech ter c Verhältnisse gehe» und nicht, wie cS lange die össeniliche Meinung war, uingckekrt. Was die ländliche» Arbeilcr in die Städte treibt, das ist die größere persönliche Freibeit und Unabhängigkeit, tie sich ibnen dort bietet, bas geselligere Leben, das sie während ihrer Militair- jakre schätzen gelernt haben, die infolge dcö energischen Zu sammenschlusses wirthschajllich und gesellschaftlich bessere Stellung de« städtischen Arbeiterstandes, viejsach auch die verstärkte Möglichkeit, zu Wohlstand nnd günstigerer Stellung zu gelangen; unmiltetbare materielle, greifbare Vortheilc bringt ihnen die Wanderung nicht. Deutsches Reich. 1892 93 1891 92 1890 91 1889 90 200 162 >63 163 254 169 200 152 195 88 150 99 335 310 290 328 industriellen Provinzen ist der 1892 93 1891 92 1890 91 1889 90 . 149 132 12« 129 » 20t 134 148 152 . 179 137 161 175 . 201 165 188 180 1891 92 1890 91 1889 90 213 256 199 220 204 202 114 LOS 1VS -F- Leipzig, 2 t. Mai. Der Verband der studentischen Landsmannschaften, der sog. Eoburzer I,. 0., saßte in seiner zn Pfingsten abgebaltenen BerbandSversammlung den Beschluß, nicht nur keine Juden aufzunehmcn, sondern auch die dem Verbände auS früherer Zeit ungehörigen activen Mitglieder jüdischer Conscssion zum Austritt zu nöthigen. 88. Berlin, 23. Mai. In Berlin beschäftigt der kritische Stand des AuSstellungSplaneS die Gemüthcr aus« Leb hastcste. An die Stelle des erbitterten StreiteS^üdcr die Ptaysrage tritt die Beschämung über das traurige Schauspiel, welches die erste Stadt Deutschlands dem Reiche und der Welt darbictet. Ein Blatt mall auS, „waS wir zu erwarten gehabt hätten, wenn cs sich um die mit einer WellanSstellnng verbundenen Interessen" gebandelt hätte. Ter Widerstreit vo» Privatinleressen ist cS aber nicht allein, der ei» ungünstiges Licht auf die Geschichte des Ausstellung« projectS wirst. Auck sonst ist viel Befremdliches, Klein lichcS, KrähwinkelhasieS ans Licht getreten; man mußte sich durch einen Blick auf das imposante Leben und Schaffen Berlins in Erinnerung ruse», daß man sich nicht in AnSbach oder Stolp, sondern in einer mächtig blühenden Millionenstadt befand. Wenn in Berlin zn scheitern droht, was vielen kleinern deutschen Städten verhältnißmäßig glänzend gelungen ist, so müssen ernste Ursachen zu Grunde liegen. Mangel an privater Energie kann nicht daln» gerechnet werden, im geschäftlichen Leben zeichnen die Berliner die alte Thatkraft unb Zähigkeit aus. Wohl aber zeigt sich — und nicht nur in der AnSslelllingSaiigelegenbeit — in einer Schwächung der öffentlichen Energie die böse Folge der Hingabe an die NegationSparteicn, welcher sich Berlin ein Menschcnaltcr hindurch scknildig gemacht bat. In der großen Periode Deutschland« nnd Preußens, die binter uns liegt, bat die Hauptstadt dieser Länder ihre ganze politische Kraft daran gesetzt, soviel an ibr lag, zu hintern, WaS sich gestalten sollte. Die Erziehung der Bevölkerung zur absolute» politischen Vcrnciiiniig, die sich der Deutsch - Freisinn unter seinen verschiedenen Firme» angelegen sein ließ, hatte eS bewirkt, daß große Auffassung der Dinge und Personen nirgends weniger zu finden war, als in dem geo graphischen Mittelpnnct der Ereignisse. Bei deni ewige» „Nörgeln" a» Staat und Reich, unter der Gewöhnung, das staatsiiiäiiiiische Können zu verachten, niußlcn ter echte Bürger sinn und die Fähigkeit zu gemeinnützigem Schasse» insoweit sic sich der Stadt gegenüber bcthätigcn sollen, Schaden nehme» und daß dies geschehen, zeigt seil geraumer Zeit eine weit vorgeschrittene Verknöckcrung im cominunalen Organismus und jetzt der Verlaus der AuSstellungSangelcgenhcit. In und an der Stadt Berlin, wo er unumsiUränkr schalten durste hat der NadicatiSmuS sein Meisterstück gemacht. -I>. Berlin, 2t. Mai Tic armen Freisinnige» müssen sich recht schlecht von ihren VunteSgenossc», den Social dcmokraten und den Uttramontancn, mit dcncn sic wieder in der letzten RcichSIagSsession manche Schlacht zu sammen geschlagen haben, behandeln lassen. Nach den jctzlen Wahlen mußten sic bekanntlich von den Social dcmokraten sich verhöhnen lassen, daß sie Kostgänger der Socialdemokratic seien, mit deren Hilfe sic mehr als die Hälfte ihrer Sitze erlangt hätten. Tie Freisinnigen haben tie Berechtigung dieses SpottcS eingesebrn und sind seitdem sebr demülbig gegen die Sccialdeiiiokraten. Auch gegen das Centn»» sink sie überböslich, weil sic ja auf seine Hilse im Kampfe gegen die Neichsfiiianzresori» rechne». Diese Liebenswürdigkeit hindert aber die EcntrnmSprcsse nicht ihrerseits ausgesucht grob gegen die Freisinnige» zu sei» wenn sie sich «dreiste», anderer Meinung zu sei», als ihre »ltramonlane» Gönner. So bat die „Freisinnige Zeitung sich gegen die von dem preußischen Finanzminister g plante Azrarconseren; ausgesprochen. FlugS erlbcilt ihr die „Germania" folgende Ecnsur: „Die Richter'sche Freisinnige Zeitung, wie gewöhnlich zui» Schaden ihrer ohiieh- schon so ge) unkeiien Partei blind gegenüber re» positiven Ausgabe» der Zeit aus wirlbschafllichem und socialem Gebiete, bat sür das ganze Unternehme» der Agrar cenferenz nur Phrasen und billige» Spott " In n ^ viel milderer Form kanzelt tie „Kölnische VolkSzeitiing" Freisinnigen und ihrParlciorgan ab. Wenn rin miltclparteilicheS Organ sich »»lerftanre» hätte, Herrn Richter und dem Lrg von Richter -Gnaden so gründlich den Text z» lesen,so würde g:n;e,bekanntlich recht ali-giebigeRichtcr'scheSchimpsleriko» nicht auSgereicht baden, um de» Zorn aus da» Organ der „Misch maschpartei", der „Nationatmiseradeln" u. s. w. zu entlade» Den Angriffen der EcntrnmSprcsse zu begegnen, entspricht aber nicht dem Mutbe der „Freisinnigen Zeitung". ManneS- stel; vor Königsthronen, aber Deinuth vor der „Germania" — das scheint Herrn Richters Parole zu sein. Tie „Freisinnige Zeitung" bat kein Wort für die Aiircmpetung der „Germania", obwohl der Artikel in der Rcdaction deS „freisinnigen" BlattcS mit Ausmerksamkeit gelesen worden ist, WaS schon arau- bervorgeht, daß die „Freisinnige Zeitung" auf einen andern Tbcil deS betreffenden Artikels Bezug nimmt. Und diese für daSTcmperaiiicnl dcS HcrrnRichter recht schwierige ?angi»»tb nur deshalb, uni das Eentruin in guter Laune n erhalten! DaS Erheiterndste dabei ist, daß da« Eciitrnin voraussichtlich im entscheidenden Moment sich von den frei innigen Freunden trennen wird. Dann wird Herr Richter einen Groll entladen — aber nicht sür lange, denn es wird ich ja dann bald wieder etwas sinken, wogegen man opponircn kann, und dc-balb wirb man sich wieder vom Ecntrnm nicht an ter Kette, nein, WaS noch schimpflicher ist, aiil Narren- cil führen lassen, um abermals betrogen zu werbe». * Berlin, 2l. Mai. Von allgemeinem Interesse ist eine Erklärung, welche am 17. Mai d. I. zu Eisenach (wo alljährlich die Vertreter iämintlicher zum .V. v. O.-Vorbande ebörenten Burschenschaften ihre gemeinsamen Angelegen eiten berathc») von 3!» Burschenschaften beschlossen worden ist. Beantragt war die Erklärung ans Anregung der Burschcn- chaft BrnnSviga (Götlingen) von den Biirscbcuschaslc» Ale mannia (Bonn), Arminia (Jena), Arminia (Marburg), BrnnSviga (Götlingen), Bubcnruthia (Erlangen). Sic lautet: „Die fünf Biirschenschaslen ffolgcn die obigen Namen) sehen sich veranlaßt, nachdem von den „Burschensch. Blättern" die Aiismerkiam- keit aus eine stärkere Betonung der vaterländischen Ausbildung des Burschenschafters gerichtet ist, ihre Stellung zu diesem Grund sätze der Burjchenichaft und ihre Ansicht über leine Bedeutung sür das heutige burichenschastliche Leben, sowie über die Möglichkeit seiner Durchsübrung i» einerCrklärung darzuieqen: Tie genannte» Biirschenschaslen sind von der Uebrrzeugung dlirchdriiiiqen. daß die Jetztzeit mit ihre» aus Verwässerung vaterländischer Empsinduiig, ans Untergrabung von Ordnung und Zucht hinzielende» Bestrebungen den Zusammenschlust aller Derer »othwendig macht, Lenen das Wobt deS deutsche» Vaterlandes und die Erhaltung LeS vo» unseren Vätern überkommenen ErbtbeiteS am Herzen liegt. Wie zur Zeit ihrer Gründung, al« äußere Feinde deutsches Wesen zu vernichten trachteten, di« Burschenschaft die criisldeiilen- den Jünglinge demichen Clamincs »in sich schaarle, so tritt ie heute aus den Kampfplatz gegen die inneren Feinde, welche dem Deutschen seine» größten Schatz, sein Dcutschlimm, rauben wollen. Die Burschenschaft als große Grineinoe g.jedert ich in alte Mitglieder und einen jungen Nachwuchs. Es ist selbst verständlich, daß bei dem Kamme für Vaterland und dculjches Bolkslbuni, wie er im össenillchen politische» Leben gciührt wird, als Kämpser aus dein burschenschastliche» Kreise nur die alten Burschenschafter in Betracht komme», Laß nur sie eine Berechtig»,i , ;uin politischen Handeln haben. Die jungen dagegen, wie )c sich aus den Hochschule» in den aetiven Burschenschaften znia»»nen- finden, sind, wie in jeder Hinsicht, auch in Bezug ans die vater ländische Ausbildung Lernende; die einzelne Burschcnlchasl übernimmt also zugleich mit der Ausnahme junger Mitglieder die Beipflichtung, sie nicht allein in ihrer wissciiscliastlichen und ihrer Eharakterausbildiiiia, sondern auch i» der vater ländischen Ausbildung zu fördern und alles in ihren Kränen Stehende z» tbu», um der praktischen Durctisulirung diese) ietzlen Gedanken« näher zu trete». Bestimmte Vorschläge über die Art, wie die einzelnen Biirschenschaslen dem Grniidiatze der vaterländischen Ausbildung ihrer Mitglieder am beste» gerecht werden, Hallen die Unterzeichneten Burichcnßliasten nicht sür »otlnvcndig. Die „Burschenschastliche» Blätter" aber, als das hierzu berusenste Organ, habe» nach der Ansicht der Unterzeichneten Bnricl cnschaitcn lediglich die Ausgabe, de» B.ilicheiischasten snr ihre Kränzchen den Stoff z» diesbezüglichen Vorträgen zugänglicher zu machen, eine Ausgabe, die sie am besten dadurch erfülle» werden, daß sie über wichtigere politische Ereignisse sowohl als über bedeutendere Er scheinungen aus dem Gebiete der politischen Literatur i» rein acht scher Form Bericht erstatten." Zwei Bulscheiischaslcn waren nnverlrctcn, zwei anwesende stimmten mit Nein. tztz Berlin. 24. Mai. (Privattelegramm.) Tie vom Bundrsrath seslgestelllcn Bestimmungen über den Verkehr mit Sprengstoffen enthalten auch die Vorschrift, daß tie Leiter der Bergwerke, Steinbrüche, Baute» und ge werbliche» Anlagen verpflichtet sind, Maßregel» zn treffe», welcke eine Verwendung der zun, Verbrauch ii» Be triebe verausgabten Spreugsieffe durch die Bergleute, Arbeiter u. s. w. zn andere» Zwecken anöschlicßcn. Diese Vorschrift bat in den Kreisen der Betbeiligteu schwere Bc denken erregt. Insbesondere sind die königlich sächsischen Behörden darüber einig, daß Maßregeln, welche ticscr Vorschrisl unbedingt entsprechen, tbatsäcklich nicht ans fühlbar seien. Der Betrieb deS fiSealischcn Frcibcrgcr Bergbaues, sowie eines nicht geringe» TbeileS des übrigen sächsischen Bergbaues macht die Vcrtheilung von Spreng miltcln an eine große Anzahl von Arbeitern, die bei manchen Gruben sich aus Hunderte beläuft, unerläßlich. Se bald aber einmal Sprengiioise a» die Arbeiter verausgabt sind, werde» Möglichkeiten offen bleiben, die Sprengstoffe zu veruntreue» oder in der Grube selbst zu mißbrauchen, wenn nickt die Schießarbeit und somit der Grubenbetrieb überbaupl eingestellt werde» soll. Die sächsische Regierung bat daher beim BundeSratb den Antrag gestellt, in de» Bc stimniungcn über den Verkehr niit Sprengstoffen vor dem Worte „auSschlicßcn" bas Wort „tbunlichst" kinzuschaltcu, oder die Bcstininiuiigen dal»n zu declariren, daß die gefor derte» Maßregeln den Mißbrauch der Sprengstoffe „thunlichst", nicht aber „unbedingt" und „unter allen Umstände»" ans schließen sollen. I>. Berit», 2t. Mai. (Privattelegramm.) Man schreibt der „Bert. Börs.-Ztg." von parlamentarischer Seite: Der Riiftriff ans den prenfttsche» Mtnlfter-räsivriitr». den die „Köln. Ztg " ans Anlaß des Scheitern« der Eanatvorlage in, Abgeortnclenkansc machte, hat bereits die übliche Flnll, von Eonimenlare» nach sich gezogen. Trotz der sebr deutlichen Fingerzeige, welch- d,e Auslassung de« Kölner Blattes belrcsss ihres Zwecke» und Ursprungs enthielt, ist eine Anzahl Blätter doch daraus rersaUen.ken prrufttschen Ftnanzminiftrr auch l inier diesen Eoutisscn zu suchen. Es gicbt ja überhaupt keine Action in unserem politischen Leben mehr, deren Fäden nicht, nach der Ansicht gewisser Leute, in dem MinislervalaiS am Kaslanieiiwäldcben zusamnienlauscn Bezeichnend ist nur, daß eS jedesmal freisinnige und ultra montane Blätter sind, welchen die Entdeckung dieser Thatsache gelingt. Dabei rer-
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