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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.06.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940606019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894060601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894060601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-06
- Tag1894-06-06
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Tabellarischer »nü Zifferusotz »ach höherem Tarif. Gptra-Verlagen (gesalzt), nur mit der Morgen - Autgabe , ohne Postbeförderuag ^4 M.—, mit Postbefirderun« ^ 7V.—> ^nnahmeschluß fir IlHtize«: Abeud-Aa-gabe: vormittag» 10 Uhr. Marge «.Ausgabe: Nachmittag« 4lltz«^ Sonn- und Festtag» früh '/,9 Uhr. -ei den Filialen and Annahmestellen je «st» halbe Staad« früher. Anjoi^n smd stet« an di« Gr»e»ttt<» . »a richte». - 7-r ^ Druck und Verlag von L Pol» t» Lrlpzig. Z- 284. Mittwoch den 6. Juni 1894. 88. ZahrgaW Amtliche Bekanntmachungen. Lekanillmachung. Dir Pflasterung der Droschkenhaltestelle am Alten Theater mit HMrtrn Steinen 1. Elaste 'soll an einen Unternehmer verdungen «erde». Ti, vedingunaen und Unterlagen -für dies» >rh«it liegen in „stier Tiefbau-Verwaltung. RathhauS, 2. Obergeschoß, Zimmer Ist, LZ an» und könne, dort »ingesehca oder gegen Entrichtung vo, bO Pfg., die auch in Briefmarken eingeseadet werden können, nwommen werden. - Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Ausichrist: „Psiaftcrnn, «er Droschkenhaitrstelle am Alten Theater" derikljen in dem obenbezeichneten ÄefchLstSzimmer hi» ZNM 15. tf». Mt», 5 Uhr Nachm, einzureichen. Der Rath behält sich das Recht ver, sämmtliche Angebot« ab- jlllebnni. Leipzig, de« 4. Juni 1894. ... Des Math» der Tiadt Leipzig Io. 2588. Sirakrnbautzetzutalian. —— — — Lekannlmachung. Die Vflaftrrung der Brüder-Straße, von der Turner-Straße Nesllich aus etwa 57 m Länge mit Schlackensteinen soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen ünd Unterlagen für diese Arbeit liegen in »ustrer Tiefbau-Verwaltung, Rathhau», 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 23 au- und können oott ringesthen öder gegen Entrichtung »o» 50 welche auch tu Briefmarken eiogesrud« kvekdea können, entnommen werden. Bezüglich« Angebote sind versiegelt pnd mit her Aufschrift: „Pflasterung drr Brnder-Ltrode" derschen in dem obenbezeichneten Geschäftszimmer bis zum tk. Juni Nachmittag» 5 Uhr etnzureichen. Der Rath behält sich da» Recht vor, sämmtliche Angebote ab- znlchnen, Leipzig, den 4. Juni 1894. De» Rath» der Stützt Leipzig le. 8588. Ltratzcnbaudeputation. Lekannlmachung. Nachdem der Astessor Heturich Lnhols Michaels«« vor hl» am heutigen Tuge al« Poltzei-Asfrstor bei unierzeichnrter Behörde in Pflicht genommen worden ist, wird Solche» hierdurch bekannt gemocht. Leipzig, am 4. Juni 1894. Das Polizet»A«1 dar Stadt Leipzig. D. k. 1859. Bretfchneider. Lirschenverpachtung. Die diesjährige Lirschennutzung au den fircalischen Straßen de» Bruverwaltereibezlrk» Leipzig» soll Sonnabend, den S. Juni 18S4, von vormittags IV Uhr an im Saale de» hiesigen SchnhmacherinnungShauseS (Schtoßgasse Nr, 10) meistbietend gegen sofortige Baarzahlung und unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen verpachtet werden. Die in Frage komnienden Straßenabtheilungen und Unter, abtheilungeu, ingletchea die Anzahl der darauf annchenden Bäume find vor dem Termine au» in den Händen der Herren AmtSstraßen- meister und der sämmtlichen Straßenwärter de» Bezirk» befindlichen Beizeichnissen zn ersehen. Leipzig, am 29. Mal 1894. st-ntgltche Straßen- und Wafferban-Jnspeetian. »Snigltche Bauvcrwalterei. In der Privatkla^efache de« Sottlerobermeister» Jnliu» Rcppcn- h«»en hier. Privatkiagers, gegen den Sattlermeister Ernst Mehncrt hin, Angeklagten, wegen Beleidigung, hat da» Königliche Schöffen »nicht zu Leipzig am 80. September 1893 für Recht erkannt: SS wird der Angeklagte wegen Beleidigung zu einer Haststrase in der Dauer von 14 (vierzehn) Tagen, sowie zur Tragung der kosten de, Verfahren», einschließlich der nothwendigen Auslagen de» Gegner», verurlheilt. Hierüber wird dein Kläger, dem Eattlerobermeister Neppen- Hagen, die Uesugniß zugesprocheu, binnen 6 Wochen nach Zustellung de« rechtskräftigen Urtheits den entscheidenden Theil deS letzteren aus Kotten de» Angeklagten durch Ein rückung tn da« hiesige „Leipziger Tageblatt" öffentlich bekannt zu machen. Bon der erhobenen Widerklage wird der Privatkläger al» Widerbeklagter frelgesprochen. von Recht» wegen! Die Richtigkeit der Abschrift der Urlhellssormel wird beglaubigt ind die Vollstreckbarkeit de« Urtheil» bescheinigt. Leipzig, den 29, Mai 1894. Der Gericht«schrrttzer »r« K,l. Amtsgericht», Abth. IN. (O. 8.) Faulmann, Ezp. Die Zukunft des SwaMndes. ?. Bekanntlich sind im Süden Afrika- zwei Eoncurrenten bemüht» sich in der Zurückdrängung und Aussaugung de« eingeborenen Elemente» den Rang abzulaufen: Engländer und Holländer, von denen die erstercn noch keineswegs so sehr da« Ucbcracwichl erlangt haben, um sich ohne Bedenken wie anderswo, über die Einsprache ibrer Clanimvettern hin wegsetzen zu dürfen, Im Uebrigen bat die allmähliche Er Weiterung der englischen Eapcolonie stetig ibren Gang fort gesetzt: auf Natal, Balutoland und da» Gebiet des srübcren Zuluhäuptling« Cetewayo ist neuerdings, mit Ueberspruigunj de» OranjesreistaatS und der Transvaalrepublik. taS Bet schuana-, Maschona- und, al» neueste», das Malabeleland gewlgt, um ein weiteres Bindeglied in der große» Kette britischer Stationen zu bilden, durch welche nach den nichlS weniger al» bescheidenen Ideen deS ehrgeizigen Minister» steril Rbode» da» Eapland mit den Ouellzebietrn de» Nils sei e« mit oder ohne Telegraphen unv Eisenbahnen, in fort stufend« Verbindung gebracht werden soll, Im Norden ist Uganda, Unporo und Wadelai in Besitz genommen, nnd so »immt drr Traum eines großen englischen Asritareiche« vom Tafelberg bi» zum Nil immer greifbarere Gestalt an, Mil diesem Plane hängt denn auch die Frage zusammen Weiche Zukunft dem letzten Rest unabhängiger Kassirslaalen dew Swaziland«, da» zwischen dem Tran-vaal uns den tzortnzirsischrn Besitzungen eingeklemmt liegt, beschieden sein soll. Die Eifersucht der Holländer der südafrikanischen Re publik, die sich um keinen Preis durch britische Annexion dieses Gebietes vom indischen Ocea» abgcdrängt sehen wollen, und deren Interessen durch den Präsidenten Krüger, „Oom Paul", wie seine Landsleute ihn mit Vorliebe nennen, energisch gewahrt werden, hat schon vor vier Jahren zu einem Vertrage geführt, vermöge dessen dem von inneren Parteikämpfen zerrissenen Swazilande seine „Unabhängig keit" gesichert wurde, indem man dasselbe unter die gemeinsame Aufsicht England» und de- Tran-vaal bellte, wogegen da» Tranövaal die Erlaubniß erhielt, durch eneS Land eine Eisenbahn an die Meeresküste anzulegen. Allein bei den im Westen und Norden immer weiter aus greifenden Fortschritten der von Cecil RbodeS inspirirten üdasrikanischen Gesellschaft fand sich Präsident Krüger schon im vorigen Frühjahr vor Ausbruch des Kriege- mit dem trotzigen Beherrscher des MatabelelandeS, Lo Bengula, ver anlaßt, den Vertrag von 1890 zu kündigen und mit England auf anscheinend vortbrckbafteren Grundlagen in neue Ver handlungen einzutreten, welche gegen Ende vorigen Jahres zur Unterzeichnung eine- neuerlichen Vertrag» zwischen der englischen Regierung und der Südafrikanischen Republik ührten. Durch diesen Vertrag wird der Regierung de» TranSvaalstaateS da» Recht verliehen, mit der (nominellen) Regentin deS Swazilande» in Unterhandlung zu treten und einen Vertrag abzuschließrn, der dem Boercnstaale gerichtliche, politische und administrative Gewalt in dem BertragSgcbiete verleiht. Diese Convention mit der Regentin deS Kaffernstaales wird rechtskräftig, so bald sie von der britischen Regierung gutgeheißen ist. Die ganz ungewohnte Großmuth, die England anscheinend bei dem Abschluß dieses Vertrage- auSgeübt hat, hat ihre guten Gründe, wie aus ofsiciellen englischen Veröffentlichungen „Uber die ferneren Vorgänge im Swaziland" hervorgeht. Es wäre auch das erste Mal in drr Colonialgeschichtc, daß Eng land rdclmüthiger Weise vor dem besseren Recht eine» schwächeren Gegner« zurückträte. Da» streitige Gebiet liegt nämlich gänzlich im Machtbereich der Boeren und gehört geo graphisch zu ihrem Lande, während eS — nach den Mit theilungen Sir Henry Loch s, de» Generalvertreter» der britischen Regierung in Süd-Afrika, praktisch vom britischen Besitz getrennt ist, da e« nur wenige Monate im Jahre durch daS Sululaud erreicht werden kann und auch dann nur auf Saumpfaden und schwierigen Gebirgspässen. In der ganzen übrigen Zeit de» IahrrS sind alle Verbindungen mit englischen Territorien in Folge deS ungesunden Klimas und der angeschwollenen Flüsse abgeschnittea und Swaziland ist dann nur vom TranSvaalstaale auS zugänglich. Uebcr dies sind fast alle steuerbaren Güter des Landes im Besitz» der Boerenrepublik, der sie vom verstorbenen König der Swazi» abgetreten waren, während England nicht einen Fuß breit Landes daselbst besitzt und sich Lurch wiederholte Ver träge verpflichtet hat, das Land nicht selbst zu annectiren. So lange also ein selbstständiger TranSvaalstaat in Süd afrika besteht, wäre eS für England kaum angängig, sich selbst in Besitz deS Landes zu setzen. Der bisherige Zustand war außerordentlich lässig, verursachte unnütze Kosten und nährte beständig da» Ucbeiwollen der hollänvischen BoerS, denen die Engländer, wie sie meinten, unrechtmäßig daS ihnen Zukommcnde vorcntbieltcn. Bei allen südafrikaniscken Verwickelungen, wie noch zuletzt beim Krieg mit den Matabele, mußte die Unzufriedenheit derBoeren wegen Nichtüberlaffung de« Swazilande» in Betrackt gezogen werden. Wenn daher die Engländer auf «inen für sie selbst nahezu werthloscn Be sitz »ach langem Zaudern endlich zu Gunsten der bester Be rechtigten verzichleien, so folgten sie einfach einem Gebot politilcher Klugheit. Daß übrigen« daS Geschenk an sich nicht so werthvoll und zweifellos ist, steht man schon daran», daß der VolkSraad sich erst nack Monaten entschließen konnte (Times Vkmsos eb «lova fereutes), den von England vor- geleatcn Vertrag zu unterzeichnen. Denn die Engländer haben auf ihre Mitregentschaft nicht bedingungslos verzichtet, wie ein Blick aus den Vertrag lehrt. Abgesehen von den NcchtSverwabrungen für die Eingeborenen, denen Rechtsprechung und Behandlung nach ihren Gesetzen und Sitten, Nutznießung und Besitz der ihnen jetzt gehörenden Ländereien, sowie Weide und andere Berechtigungen gewähr leistet werden, finden sich noch andere, theilweise recht be denkliche Bestimmungen in dem Schriftstück. Den englische» Eolonisten stehen darnach genau die gleichen Rechte zu wie den Bürgern der Republik, sie erwerben durch Eintragung ihrer Namen in die betreffenden Listen sofort alle Bürger rechte und behalten diese auch, wenn sie etwa später in da» eigentliche Gebiet de» TranSvaalstaale» übersiedrln. Ferner ist bestimmt, daß die englische »nv holländische Sprache vor allen Gerichten de« Lande« gleich berechtigt sind. Die Zölle für irgend einen tingeführlcu Gegenstand dürfen kcineSsallS die jetzt von der Südafrikanischen Republik oder vom Südafrikanischen Zollverein erhobene Abgabe überschreiten. Alle Zollbefreiungen oder Vorrechte sind untersagt. Besonders beachtcnSwerth ist sodann der Paragravb, der festsetzt, daß die Negierung der Republik keine Eisenbahn über die östliche Grenze deS Swazilandes bauen darf, außer nach besonderer Vereinbarung mit der englischen Regierung oder nach Erlaubniß derselben. Durch diese Bestimmung ist den Boeren die Möglichkeit abgeschnilte», sich aus dem kürzeste» Wege durch portugiesisches Gebiet mit dem Meere in Ver bindung zu setzen und dadurch wenigsten» wirtbschasllich von der britischen Umklammerung zu befreien. Dagegen soll — vielleicht das wichtigste Zugcständniß, welche» die Engländer erreichten — dem Ansch.uß der Kap- und Natalbahnen an dir TranSvaallinien und damit der weiteren Verbindung mit der ii» Bau begriffenen Delagoabaibahn von Seiten der Republik kein Hinterniß in den Weg gelegt werde». Da» Bild de» Verhältnisses zwischen dem „freigebigen" britischen Reiche unv dem „beschenkten" Tran-vaal wird verrollständigt durch den folgenden, au- der Convention von 1890 in den neuen Vertrag übernommenen Artikel (X): „Tie Regierung der Südafrikanischen Republik verzichtet aus jede» Reckt, ihr Gebiet auSziidrhnen oder Verträge mit Ein geborenen nördlich oder nordwestlich von der jetzigen Grenze der Republik abzuschlicßen und verpflichtet sich, durch ihren Einfluß der Südafrikanischen Gesellschaft zur Herstellung einer geordneten Verwaltung in den Gebieten beizusteben, welche die Gesellschaft mit Einwilligung der englischen Re gierung besetzt bat." Endlick bebakt sich England noch ausdrücklich das Recht diplomatischer Action vor, sollte ein Eingeborener ober ein englischer Cvlonist in irgend einem der ihnen ailSdednngenen Neckte verkürzt werden. Auch m»ß i» dem mit den SwaziS abzuschließcndc» Vertrag die Bestimmung anfgenommcn werden, daß die Convention „nicht weniger (r!v!) als 7 Jahre lang" Geltung hat „Nach Verlauf dieser Zeit wird die Regierung Ibrer Majestät bereit sein, mit der Süd afrikanischen Republik über irgend welche dann wlinschenö- wertbe Maßregeln zu verhandeln." Daß der Präsident Krüger, der bisher so mulbig nnd erfolgreich der von allen Seilen eindringenden britischen An maßung Stand hielt und der VolkSraad sich nur mit schweren Herzen und sicher nicht mit freundlichen Gefühlen gegen ihren Partner entschlossen, einen derartigen Vertrag zu unlerreichnen, ist nicht verwunderlich, ebensowenig wie der umstand, daß auch die conservativen Blätter gegen die „großherzige" llebcrlassung deS Swazilandes nickt» einzuwcnden haben. Schloß roch nach Unterzeichnung deS Vertrages das leitende conservalive Londoner Organ nach einem Rückblick auf die Verhältnisse des Swazilande- während der letzten Jahre mit folgenden bezeichnenden Worten: „Man mag eine Vereinbarung sehr bedauerlich finden, der gemäß wir auf eine lange aus- geüble Autorität verzichten. Swaziland ist allerdings niemals direct und ausschließlich in unserem Machtbereich gewesen, aber seit längerer Zeit stehen wir mit der Bevölkerung in Beziehungen. Jedoch zugegeben, daß di« große Unzugänglichkeit deS Landes und der politische Druck, der immer von Tran-vaal auSgeübt werten konnte, die Abtretung rathsam machten, so sind auch alle Vorbehalte gemacht, die unsere Ehre und Würde verlangten. Im Laufe ver Zeit wird Tran-vaal wahrscheinlich unter dieselbe Flagge kommen wir da» übrige Südafrika. Inzwischen haben wir herzliche Beziehungen (?) zu der Bevölkerung bcrgestellt und dein wachsenden und blühenden englischen Elemente iin Staate gleiche» Recht wie den Boeren verschafft." (!) Mittlerweile ist die Swaziland - Angelegenheit in ein neue» Stadium getreten, denn weder die Königin, noch das Volk wollen sich der Boerenberrschasl fügen, wodurch ganz unerwartete Schwierigkeiten auitanchen. Englische Blätter meinen, mau könne sich den plötzlichen Umschwung nur durch die Beeinflussung der Königin seiten« einer den Boeren und den Plänen der Eapcolonie-Regierimg feindliche» Macht erklären; besonders unerwünscht sei die Opposition der Swazi» Herrn Cecil RbodeS, da er von Präsident Krüger wcrthvolle Zugeständnisse, so namentlich die Concession zum Bau einer Eisenbahn durch den TranSvaalstaat erlangt habe, Zugeständnisse, die bei dem etwaigen Scheitern der Convention zurückgezogen werte» dürsten. Die Negierung der Cap- colonie setze daher alle Mittel in Bewegung, um da« Zustandekommen der Convention, trotz des Widerstandes der SwaziS, durchzusetzen. In Londoner politischen Kreisen halte man jedoch daran fest, daß die Einwilligung der SwaziS zu den nicht zu umgebenden Bedingungen zencr Convention ge hört, und daß eS überdies der Ehre Großbritanniens nach tbcilig sein würde, eine unter seinem Schutze stehende Nation wider ihren Willen an einen fremden Staat aus zulicfern. Die britische Regierung warte einstweilen nähere Auskunft von ihrem Vertreter im Swaziland, Oberst Marti», ab, ehe sie in tiefer nun schon überlang biiizezogeiicn A» gelegenbcit, die zu unliebsamen Zwistigkeiten zwischen den Engländer» und den Boeren führen könne, cnien Entschluß z» fasse» vermöge. Daß England bei dieser neuesten Wendung der Sacke die Nolle de» ehrlichen Maklers übernommen haben sollte, er scheint indessen mehr als zweifelhast. Die Erfolge Cecil RhodcS gegen die Matabclc nnd die Besitzergreifung Wadclais haben den großasrikanischen Planen dc» ehrgeizigen Premier Ministers neue Nabrung gegeben, und eS ist wahrscheinlich, daß er eher z»m Ziele z» kommen hofft, wen» England da« Swaziland in die Tasche steckt, nnd wenn eö darüber z» Streitigkeiten und Kämpfen mit deni Boercnstaale kommt Fallen diese zn Gunsten Englands aus — »nd davon ist Cecil Rhode» überzeugt — dann lassen sich alle jene Zugeständnisst die man sonst nur durch Aufgabe de» Swazilande» aus dem VcrtragSwege erlangen konnte, erzwingen, n»o bei dieser Gelegenheit läßt sich wobl auch ein Tbeil de- Tran-vaal dem britischen Südafrika „augliedern". Transvaal muß britische- Gebiet Werren, das ist der mit eiserner Conseguenz verfolgte Plan Cecil RbodeS', denn erst wenn dies erreicht ist, l at sein große» Zulnnflöreich daS rechte Fundament, Nach Alle dem scheint also die Swazilandsrage noch manche Ilebcrraschuiig in sich zn bergen unv wirb sobald nicht von der Tagesordnung verschwinden. Teutsches Reich. s>. Berlin, 5. Juni. Die weit- und tiefgehende Be unruhigung der Besitzer von vierxrocen ti'gc» preußi scheu ConsolS ist durch die jüngste ossiciöse Auslassung über die Möglichkeit einer bevorstehende» Umwandlung diese» StaalSpapirreS in ein dreiprocrntiges eher ver mehrt al» vermindert worden. Während eine dem Finanz minister nahestehende Corresponden; versichert bat, der Co» vertirungSkla» bestehe nicht, erklärt tie „Norddeutsche All gciiicinc Zeitung" zwar gleichfalls, die Regierung sei der Frage noäi nickt nabe getreten, bemerkt aber gleichzeitig, die RaisonnemenIS über die Umwandlung eilten „de» Ereignissen ;»m mindesten weit voran»". Ter Gedanke der Umwandlung wird also nicht von der Hand gewiesen »nd über den Zeit punct seiner etwaigen Verwirklichung bleibt Unklarbcit be sieben, denn „weit" ist ein sebr nnbestimmleS Umstandswort besonders in einem Lande, wo „sofort" sechs Wochen bedeuten sann. In der Steigerung des CiirseS der dreiprocentigen Rente liegt allerdingl «in starker Anreiz, da» böber verzinste Papier zurückzuziehe». Die Frage ist aber, ob und wie lange diese Steigerung, die doch zum guten Theile eine Wirkung der geschwäckicn industriellen Unlcrnehmungolust ist, anhalten wird. Zu einem anderen Tbeile ist sie einer Franlsurter Ve>sion zufolge von der Negierung selbst bewirkt, eben zu dem Zwecke, ein starkes Argument für die Umwandlung der vierprocen tigon Anleihe zu erhalten. Denn wenn der Fi-cu- Geld zu zu 3>/, Procent erhalten kann, warum sollte er 4 Procent zahlen unv auf eine jährliche Zinsenersparniß von mehr als einem Dutzend Millionen verzichten? E» wäre aber zu untersuchen, ob da« Interesse de» FiScuS zugleich das wohl verstandene deS Staates ist. Es bandelt sich um rund 3000 Millionen Mark, deren Verzinsung, den heutigen CourS beider Arten von ConsolS zu Grunde gelegt, durch eine Um wandlung um ungesäbr 0,4 Procent sich erniedrigen würde. Dieser Ausfall a» Einkommen würde fast ausschließlich deutsche Capitalisten treffen und unter diesen zabllose im wahren wirtbschastlichen Sinne de» Worte» kleine Leute. Die kolossale Minderung de» Ertrags solider Anlagewerthe, deren Zeugen die lctzien Iabrzcbnte gewesen sind, hat wahre Verheerungen im Mittelstände angcrichlet, sie mußte aber als ein Ergebnis der wcltivirtbschastlicben Entwickelung hinge- nommcn werden. Eme durch die Natur ver Dinge nicht gebotene weitere Steigerung der Calamität sollt« vermiede» werden. Auch al« Schuldner, wenigstens als Schuldner einer Angehörigen, bat der Staat die Ausgabe und cm Interesse, „social" zu sein. Aus der anderen Seite hat die Gcsanimlheil der Steuerzahler, welche sür die höhere Verzinsung der vierprccenligen Anleib« auszuloinmen bat, keinen Grund, sich über da« verbältmßmäßig gering- ügigc Mehr zu beklagen. Einmal, weil die Besitzer vier- prvcenligcr Renten einen starken Brucktbeil derselben ans machen, sodann weil die weitere Schmälerung einer großen Menge kleiner Einkommen eine für die Gesammtheir viel empfindlichere Minderung deS ConsuniS znr Folge hätte. Diese Wirkung einer Rciiteiiumivandlung würde, wie die gegenwärtige wirthschastliche Depression zeigt, eine sebr starke ' »nv bedroblicke werden, wenn die Zinshcrabsehung die Liest am Besitze unsolider ausländischcr Werthc wieder trieben sollte. Und da« kann nickt anübleibcn, wenn sür 3', Milliar den Mark niedrig verzinster Papiere in »och weniger ertrag reiche umgewandclt werde». Wer da» deutsche Publicum »uv eine gerate bei uns zu Laude gedcihcfftc Spielart der Banker- kennt, wird sich hüten, die Nachhaltigkeit der don Argentinien, Griechenland, Portugal :c. ertheiltcu Lehren zu überschätzen. * Berlin. 5. Juni. Die Versetzung des LangericklS- dircetorö Schmidt von einer Berliner Strafkammer an eine Clvilkammcr soll nach einer von u»S milgclbcilten osficiosen Erklärung der „Norvd. Allgem. Ztg." mit dcm Urtheil im Proccß Harden nickt Zusammenhängen. Welche» min der Beweggrund der Versetzung, die den Betroffene» zur Ein reichung seine», sofort bewilligten, PensionSgesnches veranlaßte, sei, tbcilt da» eingeweibte Blatt nicht mit. Jetzt will die antisemitische „StaalSbürger-Zeilniig" den „wahren Beweg grund verratheii können". Am 23. Januar v. I. wurde gegen den Ncdactcnr de» „ReichSboteu", I>r. Müller, wegen Beleidigung de» Gebeimen SanitätSrakheS l>r. Bär ver hantelt. Im „Rcicköboten" war Ni . Bär angegriffen worden, weil er bei Abgabe eines psnchiatrische» Gutachtens über Ist'. MerriS de Ienge nicht mit der uöthigcn Sorgfalt ver fahren sei. IK. Müller wurde freige'prochcn, weil der Beweis erbracht worden, daß Bär leichtfertig verfahre» sei. Dieses Urtbeil, behauptet tie „StaatShnrger Zeitung", habe sxälcr die Behörden bi» zum Instizuiiiiisler hinaus beschäftigt unv sei die Veranlassung der Versetzung des LantgerichlSvirectors Schmidt gewesen. DaS Blatt macht weiter darauf a»s- merkiam, daß die „Nordd. Attg. Zig." später ein Schreiben de« Polizei Präsidenten au lii. Bar veröffentlichte, wonach die «iiigcfortcrlcn Gutachten ergeben hätten, daß er den beslebeiite» Vorschriften gemäß gehandelt habe: tie Feststellung des erkcnneiideii Richters wurde hier also gewissermaßen seitens der Polizcibehörve verworfen. Nack der „Staat- bürger-Zcilung" balle übrigens auch da« srcisprechcnte Unheil gegen Harden „zu Erörlorungc» geführt", dieselbe» seien jedoch nebensächlicher Natur gewesen. — Zu dieser Dar- slclluuz bemerkt zutreffend die „Kölnische VolkSzeitnng": „Es Ware dringend z» wünschen, daß Le» Angabe» de« Blaues ei» »insassendcS »nd unzweideutiges Tenienti -,u Tbeil würde. In dem „Fall Schmidt" bandelt eS sich, fall» eiwo-.- Wahres an der Tarslellniig der „Staatsbürger. Ztg " ist, um viel ernstere Tinge, als iin „Fast Vraiisewetier". 'Bei Aranjewetter würbe e» nur die subjektive und anstößige Art der Leitung der Veruandluiigen sein, welche der Justizverwaltung ruin Einschreiten Anlast gab», bei Schmidt ober wäre es das Uriheil selbst. TaS Vertrauen de: Volke» z» unserer Justiz ist denn doch, wo» man gelegentlich auch darüber dcclaiiiiren möge, nicht so unerschnllerlich, daß Tuige, wie diese, nicht als s-br gefährlich angesehen werden inüßten. TuS aanre politische Ploecßwesen wird vom Volke mit großem Mißtrauen betrachtet: wenn »S nun wirklich wahr sein sollie. daß Procesje mil politischen! oder aktuellem Anstriche auch noch den, M.HIir nachträglich zählbar werden können, wohin sollen wir ta kommen/' Wir haben heutziilage, wo die Socialdeinokralie bemült ist, dcn Massen elnziireden, wir ballen »ur eine lLla>s»»jnsiiz, alle Veranlassung, i» diesen Tinge» peinlich vorsichtig zu zcin." Nach de» Informationen der „Berl. N. R." ist auch das Urtbeil im Prvceß Kirchhofs bei der Versetzung Schmidt- mit in« Spiele gewesen. V. Berlin,Juni. (Telegramm.) DcrKalfer empfing gestern Nachmittag den Schiffsbau Ingenieur Schlick ans Hamburg, welcher tie Ehre hatte, verschiedene Modelle und Erverimcntc vorzufllhrcn. Heute Vormittag arbeitete der Kaiser zunächst mit dcm Chcj dcö Militair CabinctS von Hähnle und hörte dann den Vortrag des Ministers res löiiiglichkii Hauses von Wedel-Pie» darf. — Tie Kaiser»« begab sich beute Vormittag zu kurzem Aufenthalte nach Berlin. — Der Prinz und t/e Prinzessin Heinrich von Preußen werken beule Abcnv aus der Wilkparkstativn cintreffen »nd in der Fürstenwobnmig de» Neuen Palai» Wohnung nehmen. V. Brrltn, 5. Juni. (Telegramm.) Einer Blätter- meldung zufolge war die an dem Kaiser vollzogene Operation einigermaßen complicirt, weil der zn enlseriikiite Grütz beutel aus einem Nerven lag, dessen Verletzung die Bewegnngs- säbigkeit der betreffenden GesichlSkälsle beeinträchtigt hätte. Die Operation gelang vollkommen. In wenigen Monaten wird kaum noch die Narbe an der Wange sichtbar sein. ch Berlin, 5. Juni. (Telegramm.) Der Rricd«kanzlrr wirk, wie die „Post" hört, seinen Urlaub im Spätsommer antreten und vielleicht wieder nach Karlsbad geben. ^ Berlin, 5. Juni. (Telegramm.) Drr „Reichs anzeiger" meldet die Erhebung de» Majors 4 I» suits de»
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