Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.06.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940606028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894060602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894060602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-06
- Tag1894-06-06
- Monat1894-06
- Jahr1894
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Haupt; einzig rt mit dieser sie z»m Ge- Xaleg ist sür n den Tages- mng" eiiir» je» Lagerrer- berge».mnle, rgle. Soviel des Edinnl i der König« t, um besscy > Unter de» besitzt, «le i, eiieefsekte, jirme». Ans iiesbezügliihe» rkaus Et,und derwaare», !t»igstrabe Ij hr statt. j schwacher iebevoltslc Be- lege an. Z, rrziebuigS- Kinder «e» Serlinerstr. «z tzung audein kperliche E»>- U'instigt tnrch Saide. - M,t Sie sich am ! Kranken. cheenstr.'IS,?-, affe«. eiender» znrer- !0»»kiirEo., ieit Indien die l Kanfieute in ht »nr in He- iruien, sender» Aiidknnft. Vir bade» die W. KirKe, eit» wietertcit ser autzipch. nuten Br»««. )»sch, Bild», >eu. St» prakt. ilrzl n dem Ariikll eber Land »nd SLK) über die !gen Tditi-keit edensien M»»!' irorbylaktiili««» n lasten. Zib daß di« siarl e zu «ideiiild ie Zähne und sen, da» chier- ialicyliänre sin nachibeilig ist, stedt und vder- rbt u f.i». Da« he» Mittel »e ag, veckftWt che den, Mute a Mesidmalk ans eit Zabren bade !, sondern anih otn» ose Löhne in l sehr sorgsiitig ngeneduifte, zu- t gesunde» nnd sen in einem »kigen (sin Er- hr zn nehmen), eisch die rrithize i>, der durch«'»» > Kinde nie zn- i»g ist, trotzdem lig auireichend. n» ei rersedent- siit einer Flasche i täglicher An den Geidbenlei eine sehr u- ren, den ganze« twerihe, »isseii- hallend, «erden rzeit an Znier- Kitferngebüsch ge und Promi-! Tnrngeräthe, s >e sür da» Lei ^ Zu Lustsahrtei u Justin Juii > sichere Sege- werden bäusig !um und Heize rn ist Geiegei- schsang und die Für Echietz- r Lüchlen- «nt «. SKonrersation»- lücks-, Lillart- ellschasteu, s«, usikzimuler und ist in diese» strand ist vor igste Übermacht.! allem Komsirl me Seebäder j icht. rei »ad Milchs ch- Insel ganz r«i> s schlagen »erde» >->»'«'« Eeel.si vetrt eutvilkrt!« rneh nach jede, in Lorzügiiche«. i die Zahl de, t aber auch die rdenllichr» Ani- en,re», s, da, »itz« aller Nord- KötznnsvH Vezugs-PreiS Gber Hauptexpeditron oder den im Stadt» bezirk vn>> de, Vororten errichtete» Lus« «bestellen abgetzolt: vierteljährlich^».^ »ei zweimaliger täglicher Zustellung int Haut SchO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vieneliährüch S.—. Direkte tägliche Kreuzbandieadung irr» Ausland: monatlich ^itl 7LÜ. DleMorgeu-Lusgab« erscheint täglich '/,? Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentag» b Uhr. Letutio« »n- Lrveditio«: Ä«tzanne«,afir 8. Die Erpedition ist Wochentag- onuntrrbrochr» getnuet »o» früh 8 bi- Abend» 7 Uhr. Filialen. ktt« Klemm » Lortim. (Alfred Universitüt-srrabe 1. L» st» LSsche, " Rntharinenstr. I», pari, und König» 'katz 7. ' H 285. ^ Abend-Ausgabe. Anzeiger. §Wli für Politik, Localgefchichte, Handels- nnd GeMtsmkehr. Mittwoch den 6. Juni 1894. Anzeigen-PreiS die Sgespaitene Petttzcile 26 Psg. Reklamen unter dem Redaction-strich (»gm f-alteu) üO>^, vor den Familiennachrichtrn (6 gespalten) 40-^. Drähere Schriften laut unserem Preis« verzeichnest. Tabellarischer und Zisserusatz »ach höherem Daris. Lrtra-Vrilirgrn (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbeförderung ^l 60.—, mit Postdesörderung 70.—. AnnailMkschluß für Änzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Riorge»-Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Sonn- »nd Festtags früh V,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen >e eia» halbe Stunde sriiher. L»ze,»e« sind stets an die 8u>r»iti«a zu richte». Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Politische Tayesschau. * Leipzig, 6 Juni. Ruf dem gestern in Dresden abgehaltenen 8. ordent- lichrn GenoffeiischaflSlagc VeS Verbände« der deutschen BerusSgenossenschaften bildete einen wichtigen Gegen stand der Tagesordnung der Bericht über die Ausarbeitung von -tormal-ÜnfallverhutungS-vorschrtstrn. Es konnte mit- gelheilt werden, daß eS infolge der Hingebung aller Betheiligten, auch der nicht zum Verbände gehörigen BerusSgenossenschaften, möglich gewesen ist, einen Vorschrineii-Eiitwurs auSzuarbeitcn, der allerdings noch weiterer Durchbildung bedarf, aber jeden falls bald zu Ende geführt werden wird. Solche Normal- llnfallverbütungSvorschristen werden ihr GuleS haben. Die Bestrebungen, welche Anfangs d-r. achtziger Jabre mit den Beralhungen der für die gesamnele Industrie gütigen Unsall- verhütungsvorschriften gemacht N uSve», sind zwar'gescheitert. Damals aber glaubte man nock, die aesammtc Unfallverhütung einheitlich regeln zu können. Dieser *veg ist inzwischen durch das Unfallversicheruiigsgesetz, welche- einzelnen BerusSzweigen die Regelung der Unsallverhütung im ihren Grenzen überließ, verlassen worden. Wenn man jetzt Normal-UnfallverhütungS- dorschristen )u geben gedenkt, >o will man nur einige wenige Gebiete herausgreifen, «ruf denen die Verhält nisse sür die einzelnen BcrufSzweige ziemlich gleich liegen. ES ist keine Frage, daß, wenn bei dieser Auswahl Maß ge basten wird und wenn die Normal-Vorschriften sich den bis her erlassenen Special-Vorschriften >m Allgemeinen anpassen, das Vorgehen des BerufSgenosscnschafiStagcs von Nutzen sein wird. Die Eontrole über dir Ausführung der betreffenden Vorschriften würde jedenfalls dadurch erleichtert werden. Der BundcSrath scheint keine Neigung zu haben, vor seiner nahe bevorstehenden Vertagung sich über den Reicks- lagSbeschluß hinsichtlich der Aushebung des Jesuiten- gesetzeS zu entscheide». Eine Verpflichtung hat der Bundes- rath allerdings nicht, die Beschlußfassung über diesen Gegenstand zu beschleunigen; nach den bekannten Aeuße- mngen VeS Königs von Württemberg über die Jesuitensrage kann eS auch kaum fraglich sein, wie der Beschluß des Bundcsraths schließlich aussallcn wird. Aber gerade im -Hinblick auf diese Aeußerungen mutz es aussallen, daß die Entscheidung auf die lange Bank geschoben wird. Der König von Württemberg hatte den Wunsch, die Besorgnisse der Äesuitengegner baldigst zu beruhigen. Da hätte man doch erwarten dürfen, daß der BundeSralh auch seinerseits dem gleichen Wunsche durch die Thal Ausdruck geben wurde. Daß das nicht geschehen ist, giebl zu allerlei Vermuthungen Anlaß. So wird dem „Hann. Eorr." geschrieben: „Schon hört man die Ansicht aussprechen, daß Herr vr. Bosse, welchem die hinter seinem Synodalgesetz stehenden Slücker'jchen Bestrebungen so harmlos erscheinen, vielleicht auch Len Centruins versicherungen von der Ungesährlichkeit, ja von der segens- reichen Thäligkeit des Jesuitenordens nicht unzugänglich sei. Und der gegenwärtige Ministerpräsident ist trotz mehr als zwei jähriger Amtirung noch immer so wenig in den Vordergrund gelrelen, daß Niemand sich eine Vorstellung von seiner Haltung in der vorliegenden Frage zu machen vermag. Ja, wer weist, ob selbst Gras Laprivi noch so denkt, wie ehedem? Kein Mensch ist in Zweisel darüber, daß das Centrum sei» Verhallen im Reichstage, wo es der Regierung nur zu oft unent- behrlich ist. zum nicht geringen Theile von dem Schicksale des Iesuilengtietzes abhängig zu machen gedenkt. Darin liegt für einen Reichskanzler, der nicht zugleich sür die preustiiche Politik die volle tzeranlwortung zu trage» hat, immerhin eine gewisse Versuchung, jeine Stellung zur, Aufhebung des JesuitengesetzeS einer erneuten invägung zu unterziehen, mit der Neigung, womöglich zu einer milderen Beurlheiiung zu gelangen. DaS Alle- sind Betrachtungen, die wir nicht nur mit dem Wunsche, sondern mit der festen Hoffnung anstelle», daß ihnen durch die Thatiachen jeder Bode» enlzogrn werden wird; wir holten es nach wie vor für unmöglich, daf> Preusten in die Zulassung de- Jesuitenordens willigt. Aber wen» die Ent scheidung des Bundesraths nicht bald ersolgt, so ist es unvermeid lich, Last die Zuversicht zur H-itung der preußischen Regierung erschüttert wird. Leider hat der Londiag, der sich in seiner letzte» Session doch sonst so gern ,n t Reichsangeiegenheiten l>c- jchätligt hat, diese Sache ganz übersehen: er halte mit Leichtigkeit Klarheit über die Stellung der vre»b»chen Regierung dcrbeisührcn können. Nunmehr aber ist dringend zu wunichen, daß nicht auch der Bundesralh in die grasten Ferien geht, ohne dast das deutsche Volk endlich die Gewißheit erhalten hat, ob es vom Jesuitenorden verschont bleiben wird oder nicht." lieber die deutsch-belgischen Berbandlungen in Sacken des rnglisch-kongostaatlichc» <ltiko«»»c»s schreibt der Brüsseler Eorrespondcnt peS „Hamb. Eorr." Folgende-: „Die deutsche Regierung Nest iosort Lurch den deutschen Gesandten in Brüssel, Herrn von Aloe»-leben, der Congoregierung kund gebt», Last DeuNchland die durch das Abkommen vom 8. November 1884 erlangren Rechte beanspruche und der Congostaat deren Cr- süllung vor England zu fordern habe. Mag man nun in Brüssel dieses übersehen oder in Brussel und London geglaubt haben, daß eine Erklärung Englands im englische» Parlamente Deulichiand befriedige, — genug, Deutschland nahm dieses Ver fahre» um so weniger ruhig di», als es Len Eongosiaat als Nach barn vor England vorziehi. DieEongoregierung hat sosort schrift lich ihr Bebauern und die Versicherung ausgebrückt, dast sie i» keiner Weise beabsichtigt habe, das Mistsailen TeutichlandS zu erreget,, da sie den größten Wunsch hege, mit Deutschland aus bestem Fitste zu stehen. Es ist daher sicher, daß der deutsch-congostaauiche Zwischeusall sriediich und glatt beigelegt werden wird. Der König der Belgier wird beruhigende Erklärungen abgeben und hat den belgischen Gesandten Baron Greindl mit de» weiteren Unterhandlungen betraut. Vorweg hat der Gesandte dem auswärtigen deutschen Amte »rtiart, dast der an England über- lassen« Landslceifen nirgends deutsche« Gebiet berührt und der Congostaat die Jesthaltung der jetzige» Grenzverhäiiiiisse gewähr, leistet. Das Weitere hängt von England ab, daS, wie der Eongo- staat erwarten darf, die Rechte Deulichiands anerkenne» wird." Ganz zufriedenstellend lautet auch diese Meldung nickt, denn selbst wenn die Grenzsrage in einem sür Dcuischland befriedigenden Sinne erledig! wird, bleibt noch der principieüc Protest gegen die einseitige Abänderung deü 1884 geschlossenen Vertrage« bestehen. — Was Frankreich betrifft, so bringt eö in seine» Protest immer neue Gesichtspunkte hinein; st eine Verletzung der Neutralität des EongosiaaleS wirb eS erklärt, baß England die Anwerbung von Mannschaften in seiner Goltküstencolonie zuläßt, damit der Eongosiaat seine neuen Provinzen in Besitz nebmen kann. Weiterhin hat da- französische Cabinct bekanntlich gegen den englisch- italienischen Vertrag über Lomalilanv Einspruch erhoben »nd damit in dem allgemeinen Widerstande gegen die englische Eolonialpolilik einen neuen Hall gefunden. DaS römische Eabinel hat zwar den Einspruch zurückgewiesen, weil zu viel Zeit seit der Notisication verstrichen wäre, doch wird die französiiche Regierung auch diese Entgegnung nicht ohne Erwiderung lassen. Aus den Aussührungen der Pariser Regierungsblätter ist zu ersehen, wie das französische Eabinel die Sacke anfassen will. Zunächst wird der Negus von Abessinien sür einen vvü- kvmmen unabhängigen Fürsten erklärt. Dann wird daraus hinzewiesc», daß Frankreich sich auf der Brüsseler Aiui- sklaverei-Eonferenz dagegen verwahrt habe, daß der italienische Bevollmächtigte sich zugleich als Vertreter Abessiniens erklärt bat. Ter Protest des NeguS Menelik vom Jabre 189.4 gegen die im Jahre l8?9 vereinbarte Leitung der abessinischen internationalen Angelegenheiten durch Italien wird zum ersten Male von den Franzosen anerkannt und benutzt. Der an gefangene Streit führt also zu immer neuen Eoiilroversen. Wenn die sranfvsischcn Radicalen noch Weiler fort- fabrc», mit theilS recht unsinnigen gegen das Eabinel Diipuy gerichteten Interpellationen immer schwerere Nieder lage» geradezu über sich herausbeschwören — gestern blieben sie bei der Debatte über das angebliche Interview des Figaro Eorrespondenten mit einem Anncecoiilinandanlt», der sich sebr despcctirlich über das sranzösis-be Heerwesen aliSgesprochc» habe» sollte, mir 47 Stimme» kläglich iu der Miiiterbcil — so werke» sie gerade das Gegcntbeil von dem erreichen, was sie bezwecke», sie werten die Position der Regierung, die von vornherein eine sebr unsichere war und eS noch imnier ist, nur festigen. Daß aber sonst bei dieser Jntcrpellatio»Si»a»>e — als das »ene Ministerium sich der Kammer verstellte, fand eS sich bereits neun Inter pellationen gegenüber — nichts Andere- als eine ganz n» veraniworliche Vertrödelung kostbarer Heit »nd ein bcdauer liäics Znrückdrängen wirtlich ernster Frage» berauSkemmcn kann, liegt ans der Hand. Ueberhaupt ist der Mißbrauch der Julei pellalionssreideit der Krebsschaden des französische» Paria meniarismuS. Er behindert die srucklbarc legislalorische Tlätigkrit, er ist die hanptsächticke Ursache der hänsigcn Mtniiicikriscn und stürzt tatnrch das Land in jenen Zustand nervöser Bennrubigung, rer das Anscben der Boltsverlrciunz selbst uniergräbt. Die Sppositivn will sieb diese Waffe na türlich nicht entwinden lasten und auch ihre Piesse sträubt sich gegen jede Verkürzung ihres Reckte«, weil sie an« dem Scankal ibre reichste Nabrnnz schöpft. Die gemäßigten Elemente sind jedoch von der Rotbwentigkeit einer Aend erring durchdrungen. Sie erkennen den Widersinn, baß jeder beliebige Abgeordnete an jedem beliebigen Tage jede beliebige Frage ausgreifcn darf, um einer Regierung, die ibre Sclrulbigleil lbut, ein Bein zu stellen, als eine beständige Bedrohung des polnischen Leben-. Aber wie kann bier Wandel geschasst »erden? An Vorschlägen mangelt eS keines wegS, nur ist ihre Durchsübrbarkeit sehr zweiselbast. Tie Emen fordern, es möge seslgcstcllt werde», daß ein Ministerium erst »ach drei ungünstigen Abstimmungen zum Rücktritt ver pflichtet sei. DaS wäre ebenso willkürlich als unpolitisch. Ei» Eabinel kann in glcichgiltige» oder nebensächlichen Angelegen- heile» zehn Niederlagen erleiden, ohncerschüiiert zu sein, und muß andererseits daS Feld räumen, wenn sein Programm nur ein einziges Mal gcnußbilligt wurde. Tie Ankeren verlangen die Bestellung eines eigenen Ausschusses, der jede Jnter- pellalivu zu prüfen und über deren Zulassung zu entscheiden balle. Allein diese Emricklung inüßlc »nt Bürgschaften ui» geben werken, die Nlemaiiv leisten kann, weil Niemand »u Alande wäre, die Opposition vor Vergewaltigungen durch eine wenig wählerische Mehrheit zn schützen. Man Lenke sich eine bonlangistische oder socialistijche Majorität und male fick daS Schicksal an», das der von ihr ernannte AnSschnß den Interpellationen der Gegner bereiten würde. Tic Lösung de« Problems ist, wie gesagt, eine schwierige, und che sie gefunden ist, wird noch manches Ministerium der Jnlerpellalivnöwulh zum Opfer fallen. Der ttalicnischc Premierminister Francesco CriSpi bat der Welt eine Ucderrasckung bereitet: wie schon der Trabt meldete, bat er gestern dem König die Demission res gesammlen EabinelS Lberbracht. Der Entschluß der Regierung, z» dcmissioniren, führt sich ohne Zweisel aus die geringfügige Majorität zurück, die sie bei der vorgestrigen Abstimmung in der Kammer erhielt. Aber glaubt EriSpi wirklich nicht mehr die genügende Autorität zu haben, die Regierung weiter zu führen? Allerdings sind 1l Stimmen keine imponirende Zahl, allein zum Rücktritt geben sic deck keine jwingende Veranlassung, und EriSpi ist zweifellos der Mann danach, mit einer noch geringere» Kammcr- mehrheit seinen Posten zu behaupten. Wenn er nun trotzdem dem König sei» Portefeuille zur Verfügung stellte, auch zn der so vielfach angedrohlen Auslösung der Kammer nickt sckritt, wa« veranlaßte ibn zum unerwartete» Rücktritt? Wie tit- letzten römisckcn Meldungen besagen, wird der König Erispi von neuem mit der Bildung deS EabinelS betrauen, unk Erispi wird die Mission anneymen. Daraus sckließl man, daß der Ministerpräsident die vorgestrige Ad» slimniung nur als willkommene Gelegenheit ergriffen habe, sein Ministerium zu erneuern, den einen ober den anderen Eollegen über Boro zu wcrscn und die eine oder die andere gefähr lich werdende Kaininergruppe mit einem Portefeuille abzu- finden und zu gewinnen. ES bandelt sich dabei »amcntlich um de» Finanzministcr Sonnino, dessen Finanzpläne in der Kammer aus so hartnäckige» Widerstand stieße», daß ihre Annakint uniner zweifelhafter geworden ist. Dazu kommt, daß Soiuiino, dessen Arbeit bei alledem ein große-, wohldurckdachteS Werk au« einem Gusse ist, bei seinem nenlicken entscheidenden FinanzexposS keine besonders glückliche Hand batte und dem Berickicrstatter der Finanzcommissiott Vacchelli gegenüber etwa- in den Hinter grund trat. Daß Eri-pi, der sich anfänglich niit Sonnino solidarisch erklärt batte, im Laufe der Zeit zu Eompromissen »nd zur Aussintung neuer Mittel und Wege zur Deckung des DcsiciiS geneigter geworden ist, während Soiinino mit großer Zähigkeit an dem Buchstaben- seiner Reformen sestbiell, hat sich zu verschiedenen Male» gezeigt, und cs ist daher nickt unwahrscheinlich, daß thalsächlich Erispi wieder an die Spitze des Ministerium« tritt und Svnnino durch Bacckclli ersetzt wird, der in fast allen Hauptpunctcn niit diesem übereinsliinnit und im Wesentlichen nur die Verkürzung der RenleiiconponS ver wirft, wogegen er größere Ertparnisse im Mililairelat fordert. Nach einem Nachfolger Erispi's wird man sich kaum nmschen müssen, man würde einen solchen auch nickt sinken. Zanardclli und Giolitti, die Führer der ein flußreichsten Gruppe» der Linken, sind in ihrem Ansehen zu sckwer geschädigt, »in die Regierung übernehme» zn können, Zanardclli durch seinen Mißerfolg beim letzten Ver suche der EabinclSbiltnng und Giolitti durch de» Proecß Tanlongo, der »och sorltaucrt und in jeder Sitzung an die Giolitti'sche Wirlkschasl erinnert; Rndini aber, der am meisten in Beirackt känie, kann keine Majorität stelle» und würde seine Regierung mit der Kaniinerauflösnng beginnen inüsscn. Also ein Nachfolger siebt nicht bereit. Aber EriSpi will auch keinen Nachfolger, denn sonst würde »iiinittclbar nach der vorgestrige» Abstimmung sein Blatt, die „Risorina", nicht geschrieben haben: „Auch wenn die buntscheckige Opposition gesiegt hätte, könnte sic doch unmöglich ein lebensfähiges Eabinel bilden; ui» so weniger kann die Minderheit von gestern die Ilcbergabc des StaatörudcrS beanspruchen, da ihre unverträglichen Theile svfvrt wieder auseinander fallen müßten." In den russisch-vatikanischen Beziehungen, über welche in der letzten Zeit die widersprechendsten Gerüchte »nilieseii, ist eine wesentliche Acnkcrung von principicller Bedeutung durch die soeben erfolgte Ernennung deS langjährigen Unterhändlers zwischen der zariscken Regierung und der Enric, Jswolöki zum Residenten beim Vatican ciugelrctcn, die nach der in Petersburg anfänglich »»günstig ansgenonimcncn päpstliche» Encyklika an die Polen und den bestimmten Ab- Friiilletsn. Der Liebe und des Glückes Wellen. U> Roman von M. v. Eschen. Na-drus »krioten. (Fortsetzung.) Ter Baron hat sich überzeugt, daß eS vergeblich bleibt, den Leuten etwas beweisen zu wolle», waSeinzuschcn sicdurckauS kein Talent oder keine Neigung verspüren. Da er ja aber durch aus nicht in jedem Puncte mit Hilde Moran übereinstimmt, die ihm wieder einmal gegenüber der schmeichelnden Liebens würdigkeit von Fräulein Tilli recht herbe erscheint, so wird er durch die junge Dame gewonnen, leichter geneigt, über den Fall hinweazusehen, sich lieber an ihr zu erfreuen. Nur zum Singen fühlt er sich nicht aufgelegt, wie nian ihn auch quält, es paßt ihm nicht. Da ein anderes musikalische- Mit glied der Gesellschaft schon längst im Stillen seine «Hoffnungen aus daS Scheiden de- Barons von dem musikalischen Hori zonte gewartet hat, an dem jeder neue Stein mit Jubel oezriißt wird, um so mehr, wenn er Niemand weh tbut »ut seinem Licht, bleibt Tilli einstweilen an den Flügel gesefselt. In dem kleinen Ecksalon, dem Arbeitszimmer deS Präsidenten, ist es sebr gemüthlich. In der Mitte aus dem Tisch sieben einige Kistchen Eigarrcn, schwer und leicht, alle eckt importirt, daneben eine dmne Kerze mit brennender Flamme, ringsum schlanke, geradrunde Gläicr, ohne Fuß, in denen das Münchner Bräu schäumt. Ein dünner blauer Hauch, eigentlich erst ein Arom, sängt an umzuziehen in dem Raum und leiht allem darin bi» aus die ledcrbeschlagenen Sessel einen für Herren so wunderbar anheimelnden Reiz. Hier haben sich denn auch die Litern Herren zusammen- stsundcn, Die Epcellenz von Meiering steht erhobenen Hauptes a der tiefen Fensternnche, in angelegentlicher Unterhaltung Mt dem Großgrundbesitzer l>r. Gustav KöddinA begriffen. Dieser stammt aus einer angesehenen Burgerfamilie in Gfflnbergen. Er hat studirt und den Doctor gemacht — in »d«mi» — behaupten seine Neider. Aber e» wird so viel lnbaiptet in der Welt, daß Niemand wissen kann, was Vahrhrit unter den Behauptungen ist. Jedenfalls führen seine Karten den Titel. Er selbst ist sehr reich nnd so ge bildet ,nd vernünftig, daß er sich nicht in die Gesellschaft bmrm-eträngt, sondern sein« Wünsche so lange gezügelt hat, bi» daß sich dies mit allem Anstand machen ließ. Seit Jabren schon ist er in der Nähe von Donach'S Gütern ansässig und als einer der Höchstbesteuerten dort in KrciSangclegendcttc» mit der Epcellenz bekannt geworden. Er bat prächtige Jagd; die Epeellc»; ist Jäger, vor Allem ein Liebhaber von Schnepfen und ei» ständiger Gast zu der Zeit von Lätare in KugelStorf, wo eS sich vr. Ködding angelegen sein läßt, einen angenehmen Wirth zu machen. Niemals ist denn auch Oculi dagewesen ohne daS brillanteste Schnepsen-Diner, denn wenn auf Oculi, wie eS der Kalender verheißt, nicht kamen sie, nun dann läßt sie der Herr Vr. Ködding kommen, ans Italien nämlich, was am Ende für die Tafelrunde keinen Unterschied macht. So sind die beiden Herren nach und nach Freunde geworden, und durch die DinerS bei dem Oderpräsidenten wieder haben die KöddingS bei anderen Familien Eingang gefunden. Es ist dem Menschen angeboren, daß seine Seele vorwärts strebt; darum ist eS für einen Mann, der, ob er auch nicht >n seinen Schultern die Kraft fühlt, den Atla« wie weiland der selige Herkules zu tragen, doch in seiner Tasche von der Macht hält, welche die Welt bewegt, ganz selbstverständlich, daß er in die Höbe strebt, vr. Ködding hat einen Ehr geiz, er möchte ReichStagsabgeordneter werde», waS die Ex- cellenz, da sie sich von der Leistungsfähigkeit und GesinnungS- treue des Mannes überzeugt hat, nur wünschen muß. Der Präsident von Reltberz ist eben hinzuaetrelen. Er wäre vielleicht lieber mit seiner Eigarre aus seinem Sessel acblicbc»; aber er findet eS doch unhöflich, wenn die Epcellenz, sein Vorgesetzter, zu stehen vorziehi, im Sitzen zu beharren. Der alte Landrath in Bockenroda ist endlich abgegangcn; die Herren deoattiren hin und her, sür und wider, wa» dem Kreise taugt, wie die Stelle zu besetzen ist Bcnt von Windig entfaltet all sein Geschick und Talent in glücklicher DiscrNion. Tic Herren sind Factoren in seinem Schicksal. Er hält sich in ihrer Näbe, diScrel genug, um nickt zu verstehen, WaS nicht sür ihn bestimmt ist, aufmerksam genug, um mit einem verbindliche» .Kopsneigen, einem „wie befehlen", seinen ge horsamsten Beifall au-zudrücken. Eben tritt auch Donack hinzu. Man geräth in die Politik. Windig zieht ein Echo ab. welche- sich nur darin von seinen Brüdern unterscheidet, daß e« den ausgefaugenen Ton fast noch kräftiger wiederhol«, al» er ursprünglich erklang. Danach hat eigene Anschauungen und gestaltet sich Len Muth seiner Meinung. Ja, der Liberalismus hat einige Ihorheiten begangen, daS zieht er gutmülhig, ehrlich, fröhlich zu. E« war die Schuld der Toctrinaire; Theorie und Praxis sind eben zweierlei. Gewiß, die Partei hat sich auch nicht immer correcl liberal be nommen; manchem Gute» Widerstand geleistet, beherrscht durch die Interessen der Elemente, welche sich eben mit eckt praktischem Spürsinn ausgerüstet, unter eine Doctrin zu schaaren verstanden, welche ihnen i» der liberalen Theorie zugleich die praktischste Handhabe, wie sür die politische Frei heit so auch sür die uneingeschränkteste Bewegung auf dem wirlbschafiljchc» Gebiete verlieh. Aber der Eoiiservali-muS, die Regierung sind auch nicht immer unfehlbar. Der Baron mag überhaupt da« Parteiwesen nicht. Nützlich mag eS schon sein, wie der Hecht im Karpfenteich, aber viele Heckte sind der Karpfen Tod. Ohne Borurtbeil, parteilos die Grünte der Gegner prüfend, ihr Reckt anerkennend; durch Bildung und Beispiel von innen heraus die Menschen, die Verhältnisse zu bessern versuchen, jeder aus seinem Gebiet in seiner Weise; da- müßte kräftiger wirken, erklärte er unverblümt, als alle VorsicktS-, Bewahrung-- und BevorniiinrungSgesetze, alle künstlichen Veranstaltungen und Eingrissc des Staates sür die Sicherheit, die Wohlfahrt und das wirlhschastliche Ge deihen seiner Bürger. DaS sind nun allerdings etwa- gewagte Behauptungen in Gegenwart dieser Herren, die er, wie die Dinge liegen, zu seinen EbesS oder Gönnern wünschen muß. Die Excellen; macht ein langes Gefickt; auch der Präsident blickt uinwölkl drein. Er mag Tonach wirklich gern. Er weiß, daß dieser ein ebenso gut kaiserlicher Deutscher und königstreuer Unter- lhan ist al- nur einer in der Monarchie. Er weiß, daß sich der Kreis gralnliren kann, der ib» zuni Landrath bekommt, und eS Ware ibm leid, wenn sich der Baron etwa um ren Erfolg seiner Mühen redete bei der Excellenz, welche zufällig unter die kleine Reihe von Beamten gehört, die die ttreuzzeitung hält und zu Stöcker schwört al» einem wahrhaft patriotische», christlichen Mann. vr. Ködding wirst sich in die Brust, und mit all dem etwas verworrenen Apparat und Stil, wie er zur Zeit der Wahlen namentlich die Heilungen unk die colportirten Blätter beherrscht, erklärt er: Nein, wie daS Nationalbewußlsein »nd da« Nationalgefühl dem verwässernden Humamsinu» der ver gangenen Zeit, so müsse auch die Partei, welch« allein daS Recht und die höchsten Güter der Menschheit zu retten berufen sei, jedem Gegner bis aus da- Messer entgegentreten. Denn, es gäbe nur einen Gott, ein Deutschland, einen Staat, rin Recht und ein Gesetz, ergo nur eine Partei sür einen an ständigen Menschen I Windig neigt chrfiirchtSvoll daS Haupt und behauptet, ein tüchtiger Beamter habe nur eine Meinung, die seines Vor gesetzten, nur einen Wunsch, alle Diejenigen zu unterstütze», welche mit diesem gleichen Sinnes sind. Etwas verblüfft hört der Baron denn doch ans dieses sozusagen bei den Haaren herbcigezogcnc Gesländniß „Freut mich, freut mich, junger Mann, so etwas 'hört man gern." — Die Excellenz apxlaudirl mit wohlwollender Miene. vr. Ködding reicht dem Assessor die Hand, als gäben sie sich gegenseitig ein Versprechen ans Schutz und Trutz. Donach meint zu verstehen. Vr. Ködding ist sein Rivale an Besitz, sein Antagonist säst in allen Dingen, die sein heimisches Wirken angeben. Doch er will ja nicht» erreichen durch irgendwelche Protection; nur was er kan», was er will, soll entscheiden! Ehe er sich zu einer klärenden Ent gegnung, die kaum ohne Schärfe abgegangcn wäre, anschickt, »itervenirl der Präsident: „Wollen Sie nicht mal lieber zn den Damen geben, lieber Donach? Ick sehe meine Tocktcr dort an der schwelle; gewiß, sie möchte mit Ihnen reden." Z»m ersten Mal bleibt Bent Windig unsäbig, sich zn beherrschen. Er schaut den Baron an mit einem Blick, der zu denken giebt, dann eilt er selbst schleunigst ans Tilli zu. Regungslos, einen Augenblick wie sinnend, stellt Donack da. „Nun, min Jung, wie geht et?" — Hclldors ist eben noch von dem Theater cingeiroffen und klopft den Freund auf die Sckulter. „DaS nennt der Mensch Glück baden", fährt er bald darauf fort, „kaum fertig mit Aelcn und Pandekten, und Du kannst anircten in Amt und Würden." „Ja, o ja — nur daß mir eben zu Sinn wird, al» ob ich all den gelehrten Staub und manches andere hier ver geblich aus mich genommen hätte. Ich habe einen Eon- currenten . . ." Aha, Helltorf ist mit seinen Blicken der Wendung deS BaronS gegen Windig und Tilli gefolgt. Hella gi-rant alii, tu kolix Xui-tri» null«. — Er lacht. Herr von Windig scheint keine Operation z» verschmähen. Folge seinem Beispiel. Man wird Dir nickt« in de» Weg legen. — Man siebt, daß Tilli augenscheinlich von ihrem Verehrer fort zu ihnen binstrebt. UebrigcnS doch eine reizende Dame, elegante Erscheinung! Würde mich gar nicht besinnen, wenn ich Standesherr wäre. Außerdem schade um daS Geschleckt, wenn es aussterben sollte: Höhe süns Fuß neun Zoll, Brustweite neunzig Ecnti- meter, Züge — mit einer leichten Verbeugung ge»zen den Freund — sagen wir edel; Ohren, Füße, Hände Nein; der
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite