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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.06.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940608013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894060801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894060801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-06
- Tag1894-06-08
- Monat1894-06
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Bezugs-PretS A t« HanptqZeditto» oder den im kt«d»» Mtzlrk »»> den Vororten errichtete» S»«-> aadrstellen «tgetzolt: vierteljährlich 4^0; bei zweimaliger wglicher tz,stell»», l»« La,« >4 »chL Durch die Pos» bezogen für Dentschlanb »»d Oesterreich: viertel,»driich -t . Dirert« tägliche Kreuzbandieudung du» »ck»l«L: moaallich ^l 7«. LleMorgen-Av-gabe erscheint täglich '/,7UH^ »6 »b«h.»n«,,b. Wocheatag« 5 Uhr. Xedtttir» und Lr»editt»>: -«hanneSgass« 8. Dle lkweditio» ist Wochentag» «nuutrrbrvch«» geöffnet v»» früh 8 bi« «beul»« 7 Uhl. Filiale«: ktt« ««««'» E«rtt«. Mlfrr» H«h»k Unldersitätsstraße S»A« Lösche, teHartnenstr, 14. patt. nud K4»tg«»latz V. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeschSstsverkehr. Ar»zeige»-PreiS die Sgespaltme Petitzeile SC Psg. Neclamea unter dem RedaettonSstrich läge» fpatt«,) 50-^, vor den Famitieanachrichiea (6 gespalten) 40 shrStzer» Schriften laut unserem Prei«- «er^ichnih. Dadellarischer und Zifferusatz »ach höherem Tarif. Extra-vellagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung ^4 60.—, mit Postdesürderung ^l 70.—. A«nal,meschluß für Anzeigen: Abend-Ansgabe: vormittag« 10 Uhr. Marge »-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- »nd Festtags früh ' ,9 Uhr. Bet deu Filialen und Annahmestellen ;e eine halbe Stunde früher. Uaiktgr» sind stet« an di» Gxprhitioa zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^- 288. Freitag den 8. Juni 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Tie Schulgeld-Hebestell« Leipzig-Plagwitz bleibt wegen vorzu- ichmeudrr Reinigungtarbeiten Eonnabend. h«n ». hiefr» Monat» geschlossen. ^ Leipzig, den 4. Juni 1894. Der Rath der Stadt Leipzig . , vr. Georgs. Müller Bekanntmachung. Gestohlen wurden am 31. Mai o. dlbendS in der Zeit von 9 bi» '/,13 Uhr au« einer Parterrewohnung in der Waldstraße mittelst Einbruch« nachfolgende Gegenstände: 1 Paar Ohrringe mit Smaragden und 8 Brillanten, 1 Paar Ohrringe mit holländischer goldener Münze a>« Anhängsel, 1 Paar groß« Similisteine, 1 Paar Korallen. Ohrringe, 1 Paar goldene Ohrring« (Pfeile mit Perlen nebst anhüngen- dem Herz mit Perle), l Korallenkette mit goldenem Schloß, I goldene Damenuhr mit schwarzer Emaille nebst goldener Kette mit anhängendem Herz mit Perle, 1 alte goldene Herren- Savonette-Uhr, 1 goldene Brosche, bestehend au» Waldhorn und Nickfänger, 1 siebenzackige Krone mit 7 Türkise» al« Brosche. 1 Kandare al« Brosche, 1 Eravattennadel mit großer Rose, 1 Lravattennadel von oxydirtem Gold mit siebenzackiger Krone, 1 goldene» Armband mit anhängendem Herz, 1 gol- dene« Armband in Bandsorm, 1 Trauring, „8. D. 1./11.91" grav., 1 Herrenring mit Türkis, „dt. ». l. L. grav., 1 kleiner goldener Ring Mit Perl« und Türki«, 2 goldene Siegelringe, einer mit blauem Stein, 1 silberne« Armband, ein Huseisen mit durchspringendem Pferd darstellend, 6 Stück vergoldete verlogne«, al«: 1 Hase, 1 Echweinchen, 1 Knackmandel, 1 Ulanenzapka, 1 Larabiner und 1 Patronentasche, 1 kleine» Medaillonbild, dt« Königin von Hannover darstellend, 1 Hand von Elfenbein al» Brosche und 1 goldener Stern mit Simili steine» al« Brosche. Gesammtwerth etwa 1300 Dir bitten, sachdienlich« Mittheilungen, welch« zur Ermittelung der Diebe, sowie zur Wiedererlangung der gestohlenen Gegenstände fuhren könnten, ungesäumt an unsere Lriminal-Adtheiluna, Wächter straße Nr. b, p. — Zimmer Nr. 68 — gelangen zu lassen. Leipzig, am 4. Juni 1894. La« Polt,eiamt her Statzt Leipzig. Vll. 1854. Bretschoeider. vr. Fincke. Die städtische Sparkasse beleiht krrthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 10. Januar 1894. Die Spareafien-Drputation. Die auf da» Winterhalbjahr 1894/95 für das Königlich« Amts- gericht hier zu liefernden ra. 456V Etr. gute schlackcnsreie Pechstncktahle, ca. 1666 - böhmische Braunkohle, best« vnalität, ra. 266 - Authraritkahle und ca. 3666 kg Petroleum sind unter den bei der Unterzeichneten Lasfenstelle eiuzusehenden Bedingungen »u vergeben. Angebote sind bi« zum 20. Juni d«. I«. schriftlich anher eiazu reichen Au»wahl unter den Offerten bleibt Vorbehalten. Leipzig, am 6. Juni 1894. »affknvermaltung dc« Königlichen Amtsgericht«. Zimmer 164. Bekanntmachung. Im Monat Mai h. - emvffng der Samariter-Verein von Herr» Friedensrichter W. A. Vogel 10,— Sühne in Sachen U. V- I- 10.- 4- 5,— -.50 so- 5.- L. '/- N- D. lt. H. L W. L -/. a. -/. <r>. Sa. ^4 64,50, Vorüber hiermit dankend quittirt wird. Leipzig, 7. Juni 1894. Der Vorstand de» Samariter-Verein«. Anton Siebert, Schatzmeister. Sociat-pa-agogische Betrachtungen. tte Sarge für tzte »orschulpfltchtigen Kiudrr großer Stähle. II. ör. Die Krippen sorgen nur für die leibliche Wartung und Behütung der ihnen anvrrtrauten Kinder. Aber Kinder wollen, sobald sie sich selbstständig bewegen lernen, auch beschäftigt sein. Den Zweck, vorschulpflichtige Kinder lagüber nicht blo« zu verpflegen, sondern auch zu beschäftigen, verfolgen die Kinderbewahranstalten, die unter verschiedenen Be zeichnungen (Kleinkinderschulen, Oberlinschulen, Warteschulen und Spielschulen) in sehr vielen Städten und sogar auch in nicht wenigen Dörfern bestehen. Während aber die Krippen erst seit der Mitte unsere« Jahrhundert« datiren, bestanden Kmderbewabranstalten, und zwar unter dem Namen von Spielschulen, in Holland schon seit dem vorigen Jahrhundert. Dann bat besonder« Pestalozzi ihre Einrichtung empfohlen, und gleichzeitig richtete 1779 Pfarrer Obern» zu Walder-bach im Steinthale (Elsaß), damal« einem der unfruchtbarsten, ödesten und ärmsten Vogesentbäler, für die Kinder seiner durch wirthschaftliche Nvth heruntergekommenen Gemeinte nach und nach fünf solcher Kinderbewahranstalten ein, die er „Sirickschuleu" nannte und unter Beihilfe seiner treuen, ihn 55 Jahre lang bei diesem Werke unrerstützenden Magd Luise Scheppler zu hoher Blüthe brachte. Au» dem Elsaß wurde dir Idee nach Norddeutschland verpflanzt, wo l802 die Fürstin von Lippe-Detmold versuche zur Ein- sührung von Kinderbewahranstalten machte. Nach diesem Muster wurden denn in Berlin und an anvrrn Orten ähn liche Anstalten errichtet. In England stand an der Spitze der Bewegung die luchiut-veüool «x-tet/. unter deren Leitung die Kinkerbewahranstatten bald empordlühtra. Jetzt nahmen sich auch die deutschen Regierungen der Sache an, und e« eutstand in Deutschland eine ganze Reibe ähnlicher An stalten. auch aus dem stachen Lande. Auch hier inLrip > ig sind b,e K»drrbr»ahraustalteu gut »«rtretr»: gegenwärtig bestehen deren N, Wovon »i, ältest« ü, Jahr« l»»S durch di» «vertraut. Gesellschaft", die jüngste im Jahre 1892 durch die Gemeinde de« AndreaSkirchspielS gegründet worden ist. Außer dieser Kinder- bewahranstalt der AndreaSgemeinde stehen auch noch mehrere andere in Verbindung mit diesigen Kirchgemeinden. Mit einer der Leipziger Kinderbewahranstalten ist eine Lehranstalt ür Dienstboten verbunden. Eine rigenthümliche Stellung neben den Kinderbewahr- anstalten beanspruchen dir Fröbel'schen Kindergärten. Daß die Kinderbewahranstalten Wohl auch Kinder unter 3 Jahren aufnehmen, während sich dir Fröbel'schen Kindergärten auf da« Alter von 3—6 Jahren beschranken, ist mebr ein äußer licher Unterschied. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Anstalten liegt in Fröbel« Auffassung vom Wesen de« Kinder- zartens. Der Grundgedanke de« Fröbel'schen Kindergarten» lst nämlich nicht der einer Hilf«- und Nothanstait für Unter bringung der Kinder aus solchen Familien, die durch die Sorge um den Lcbenöunterbalt verhindert sind, ihre Kinder in ge höriger Weise zu beschäftigen und zu leiten, sondern Fröbel meint, daß die häusliche Erziehung überhaupt nicht genüge — auch nicht sür da» vorschulpflichtige Alter —, um den Menschen al« „Gliedganzes" in Analogie mik dem Leben der Natur zu entwickeln. Namentlich auch als Glied einer größeren Gemein- chast solle er sich schon früh suhlen lernen. Daher Erziehung zur Gemeinschaft durch Gemeinschaft. Ai« Erziebung-mittel zelten ihm Spiel und zweckmäßige Beschäftigung; beide haben ich zunächst an die Natur anzulehnen, wcSdalb auch zur erste» Erziehung de« Kinde« notbwendig ein Garten gehör«. Die Spielt sind theil« Bewegungsspiele, theii« GcistcSspiele. Die letzteren gehen au« vom Ball und schreiten dann zu den einfachen geometrischen Körpern fort, von denen einzelne chließlich auch al« Bausteine benutzt werden. Neben den Spielen gehen nun die sog. Fröbel'schen Beschäftigungen einher: da« Fallen, Flechten, Taselchenlrgen, Släbchcnlegen, Durch- teche» von gezeichneten Zierformen, AuSnähen, Ausschneiden, die Erbsenarbeiten, Stifl- und Knetübungen. Sowohl an daS Spiel, wie an die Beschäftigungen schließen sich Sprich- und Singübungen an.. Fröbel erhofft von seinem Kindergarten, daß er auf eine Einigung der Stände günstig rinwirken, daß er den Drang de- KindeS nach Thätigkeit, zugleich aber auch sein Bedursniß nach Ab wechselung der Thätigkeit befriedigen und daß er doch auch wieder die Kraft de- Kinde- concentriren werde, indem er mit der Gestalt den Ton, mit dem Bauen da- Wort und den Gesang, mit dem körperlichen Tbun die sinnvolle Anregung de« Geiste-, die ordnende Mäßigung durch Sprache, Rhythmus und Melodie verbinde. Man wird zugeben müssen, daß Fröbel - Auffassung de- Kindergarten« außerordentlich geistvoll ist; aber man wird nicht zuzugeben brauchen, baß die häusliche Erziehung sür da- vorschulpflichtige Alter nickt genüge, weil sich in der Familie der Mensch nicht al- Glied einer größeren Gemeinschaft fühlen lerne. Wird nur einnial in der Familie Allee auSgenutzt, wa- sich au- dem Verhältnisse zwischen Eltern und Kindern, Geschwistern und Geschwistern, zwischen Kindern und verwandten oder be- reundeten Familien, oder Menschen, die bei verschiedenen Veranlassungen mit der Familie in Verkehr ffreten, an socialen Tugenden gewinnen läßt, so bat die Familie auch für die Ent wickelung der socialen Gefühle ibre volle Schuldigkeit gethan. Eine Hereinbcziehung de« GcmeindelebenS in zu frühe «tufen der geistigen Entwickelung wird sich eber schädlich al- förder lich erweisen. Erst soll da- Kind im kleinsten Kreise ganz heimisch werden, alle Beziehungen und alle Bildung-elemrnte, die er bietet, voll au-schöpfrn lernen, und dann erst soll es in einen größer« Kreis eingesübrt werden. Und weil wir an dieser Auffassung au-guten Gründen festbalten, so erscheint cS uns richtig, gegenüber der Fröbel'schen Ueberschätzuna de- KinbergartenS nach der socialen Seite, denselben ebenfalls — wie dir Kinderbewahranstalten — lediglich al- eine Notb- und Hilf-anstalt der Familie zu bezeichnen, eine Hilfsanstalt, die allgemein mir unter solchen Umständen berechtigt ist, wo die Ellern gänzlich oder lheilweise verhindert sind, ihre Er ziehung-Pflichten an vorschulpflichtigenKindern selbst zu erfüllen. VZo dagegen die Eltern — e« kommen dabei hauptsächlich die Mütter in Frage — scbr wohl in der Lage waren, ihre Kinder zu Hause zweckmäßig zu beschästigeu und zu leiten und lediglich au- Bequemlichkeit sie trotzdem in den Kinder garten schicken — vielleicht um indessen ungestört Romane schmökern zu können —, da ist da- nickt blo« um der Kinder selbst willen, sondern auch im socialen Interesse nur zu bedauern und aus« Schärfste zu mißbillige». Die Sache hat in der Thai ihre sehr ernste sociale Seile: da- ist da- Beispiel von Gleichgiltigkeit gegen ihre Ellernpflichtrn, da- damit gewisse Kreise geben. Und welchen Ouickborn edelster, menschlichster Freuden schüttet sich damit die Mutter mutb- willig selbst zu! Wohl hat Leopold Schefer recht, wenn er in seinem „Laienbrevier" sagt: „Geh fleißig um mit deinen Kindern! habe Sie Taq und Nacht um dich, »nd liebe sie, 1l»d laß dich lieben «inzig-schöne Jahre: Denn nur den engen Traum der Kindbett sind Sie dein, nicht 10 ger! Mit der Jugend schon Durchschleicht sie Biele« bald, — wa« du nicht bistl Und lockt sie Mancherlei, — wa« du nicht hast, Erjahren sie von einer alten Wett, Die ihren Geist erfüllt; die Zukunft schwebt Nun ihnen vor. So gebt die Gegenwart F Verloren. Mit dem Wandertischchcii dann Voll Nöthigkeiten zieht der Knabe fort. Du siebst ihm weinend nach, bi« er verschwindet, Und nimmer wird er wieder dein! Er kehrt Zurück, er liebt, er wählt der Jungfrau » «tue, Er lebt! Sie leben, Andre leben aus Au» ihm — du hast nun einen Mann an Ihm, Hast einen Menschen — aber mehr kein Lind! Die Tochter bringt vermählt dir ihre Kinder An» Freude gern noch manchmal i» dein Hau»! Du hast die Mutter — aber mehr kein Kind. — Geh fleißig um mit deinen Kindern! habe Sie Tag und Nacht um dich, und liebe sie, Und laß dich liebe» «iiizig-schön« Jahre!" Und darum ist unser Ralh: die vorschnlpflichtigen Kinder zu Hause behalten, wo irgcud e« die Verhältnisse der Familie zulasten und so lange es irgend geht! Höchsten» mögen ein paar intim befreundete Familien zusammentreten, einen Privat- kindergarten sür ihre Kmder zu errichten, aber in diesem Falle soll wenigsten« Sorge getragen werden, daß nicht blo« durch bi« Auswahl der Kinder, sondern auch im ganzen Be triebe de- Kindergarten- die Familicndasligkeit so sorgfältig wie möglich gewahrt bleibt, z. B. dadurch, daß die Familien dem Kindergarten reihum bei sich Ausnahme gewähren, daß die Mütter sich fleißig selbst an der Kindergarlenarbcit betbci- ligen, daß sie die Kindergärtnerin wie eine Familicnanzebörige betrachten u. s. w. Nur wo die Eltern durch die Sorge »in den Erwerb wirklich verhindert sind, sich — wie da- selbst in vielen kleineren Städten der Fall ist — ibren Kindern zu widmen, da hat da- Surrogat de- BolkSkindergartenS seine Berechtigung, aber ein solcher VoikSkindcrgartcn darf selbst- verständiich den Unterricht der Schule nicht, wie die- immer nock bisweilen geschieht, vorweg nehmen, darf nach dein Grundsätze, daß für die Jugend da- Beste eben gut genug ist, i» de» dargebolcncn Liedern und Sprüchen nichts UnvolkS- mäßigcS bieten, wie die- leider selbst von einem Fr. Fröbel in seinen selbstfabricirten poetischen Erzengnistcn so oft »tschehcn ist, und muß auch in den gesundheitlichen An- ordernngen alle berechtigten Ansprüche befriedigen, darf also nicdt überfüllt sein und muh den Kinder» in einem auch dem Schönheitssinn Rechnung tragenden, nickt zu kleinen Garte» biarcickende Gelegenheit zu korpcrticker Bewegung und zum Verkehr mit der Natur bieten. Auch in diesem letzten Puncte wird iininer noch gesündigt. Zum Schluffe fassen wir da- Ergebniß unserer Erörterung nochmal« kurz zusammen: 1) Auch in Leipzig sollte, wie an anderen Orten, die eigentliche Krippenarbcit, d. h. die Fürsorge für die Kinder etwa des ersten Lebensjahre-, von der Arbeit der Bewahr- anstalt getrennt und einer eigenen Anstalt zugewicsen werden; wahrscheinlich würden dann mehrere solche Anstalten nölhig rin. 2) Die Kinderbewahranstalten sollten auf alle Weise unterstützt, vielleicht auch sollte ihre Zahl noch vermehrt werden. 3) Die Kindergärten sollten namentlich in der Richtung der VolkSkindergärtcn entwickelt werden. Ai- leitender Grundsatz bei Beurtheilung der hier er örterten Fragen aber müsse immer srstgchalten werden, daß die sittliche Verpflichtung der Familie zur Erziehung ihrer Kinder jederzeit nachdrücklich zu betonen ist, daß ein socialer Notbstand — und zwar ein schwerer — vorlicgt, wenn die Eltern durch ihre Verhältnisse gebindert sind, ihre Erzichung«- pflichleu zu ersüllen, und datz es eine große Leichtfertigkeit verratb, wenn sie da- etwa au- Bequemlichkeit unterlassen, daß endlich in erster Linie da« Bestreben aller wahren Freunde de« Volk- immer wieder darauf gerichtet sein muß, alle Hindernisse, die den Eltern die Erfüllung ihrer Erziehungs- Pflichten unmöglich macken, »ach Kräften zu beseitigen, nicht aber darauf, ohne Nvlh Einrichtungen zu treffen, wodurch ihnen die Sorge sür die Erziehung ihrer Kinder abgcnommen wird. Deutsches Reich. * Leipzig, 7. Juni. Im gestrigen Abendblatt« de- „Leipz. Tagebl." war mitgetheilt, der preußische Justiz»» in ister habe den Gerichten ein Erkenntniß de« Reichsgericht- vom 6. April zur Rachachtung mitgetheilt, demzufolge da- Ur- thril einer Strafkammer deshalb aufgehoben wurde, weil ein GrrichtSassessor, ohne zum HilfSrickter bestclll worden zu sein, nachdem er zu seiner weiteren Ausbildung in Ami nacht der Verhandlung beigewohnt, auch bei derBcrathung und Abstimmung de- Gerichtshofes zugegen ge wesen war. Diese Entscheidung des Reichsgerichts ist, wie unS mitgetheilt wird, in der gestrigen Mitlheilung richtig wiedergegebe»; nur wäre zu bemerken, daß der H. 195 des GerichlSversaflunzSgesctzeS, aus den das Erkeniilniß sich stützt, die Anwesenheit der „bei demselben Gerichte zu ihrer juristischen Ausbildung beschäftigten Personen" (von Rese- rendarien ist nicht ausdrücklich gesprochen) bei der Beralhung und Abstimmung gestattet. DaS Reichsgericht geht sonack augenscheinlich von der Ansicht aus, daß Assessoren al» solche — gleichviel, worin ihre Verwentung »n GcrichtSkienste besteht — nicht zu den ihrer Ausbildung halber beim Gerichte be- schäsliglen Personen gehören. Dagegen ist der Inhalt des Schlußsatzes der gestrigen Mittbeitting unrichtig, insofern eS dort heißt, daß »ach ausdrücklicher Gestattung eine- Gesetzes vom 5. April l88l außer den Mitgliedern teS erkennenden Gericht« auch die Vorgesetzten bei der Be ralhung und Abstimmung zugegen sein dürjen Gerade das Gegentbeil ist richtig. Die ursprüngliche Fassung de- tz. 195 des Gerichl-versassungsgcsctzeS lautete: „Die Bcrathung und Abstimmung reS Gericht- ersolgl nickt össentlich. Diese Vorschrift steht der Zulassung der bei dem Gerichte zu ihrer juristischen Ausbildung bclchäsligtc» Personen nicht entgegen " Hiernach mochte c- zweifelhaft sein, ob außer den Mitgliedern des Spruchcollegiuni« auch deren Dienstvorge setzte den Beralh»»gci, beiwohnen dürsten. Gerade deshalb erhielt der tz. 195 durch Art. l des Reich-gcsetze- vom 5. April 1888 (nicht l88l) die jetzige Fassung: „Bei der Berathung und Abstimmung rürse» außer den zur Entscheidung berufene« Richtern nur die bei dem selben Gerichte z» ihrer juristischen Ausbildung beschäftigten Personen zugegen sei», soweit der Vorsitzende deren Anwesen heit gestattet." Eben gegen die Anwesenheit der zur Dienst aussicht berufenen Beamten richtete sich, wie auch das RcichS- gerickt in einer Entscheidung ans dem Jahre >888 anSgesülirt bat, da« in der jetzigen Fassung de« Gesetzes enthaltene Verbot; e- soll die vollste Unabhängigkeit der richter lichen Entschließung gewährleiste». Nar bei nichtöffent lichen Verhandlungen (nicht aber Berathunge») de« Gericht- dürfen jene Beamten anwesend sein. s». Perlt«, 7. Juni. AngesichlS der jüngstagrarischen Agitation, die sehr viel vom Bauernstand spricht, aber lediglich die Erhaltung de- großen Grundbesitze» bezweckt, empfiehlt er sich, die vor Jahren i» einem Schreiben nickcr- gelegte Ansicht de« Fürsten Bi-marck über die dem LtaalSinteresse dienlichste Form de» Grundbesitze- wieder- zugeben. Der Fürst schrieb: „Die Tbaijacke, daß ka« Eigcn- lhum an Grund und Boden den Besitzer fester al» jede« andrre Band mit dem Staate und seinem Bestand« ver knüpft, bat für alle Elasten der Betbciligten gleichmäßige Geltung; der EizrnthUmer de« kleinsten Hause« ist durch die selben Interessen mit der Staatsordnung verbunden, wie der Besitzer ausgedehnter Landgüter. Der Staat bat deshalb alle Verciniafsung, die Bermebrung der Grnnt- besiver zu befördern. Er steigert dadurch den Wohlstand der Bevölkerung, indem er eine sorgfältigere und dc-balb ergiebigere Bearbeitung de« Boden- berbeiführt, weil jeder Arbeiter im eigenen Besitz und Interesse emsiger und erfolgreicher arbeitet, als sür Lobn aus fremdem Be- itz. Er vergrößert zugleich die Zahl derjenigen, in welchen da- Bewußtsein des uittrcnnharen Zusammenhanges mit ihm und seinen Schicksalen am lebendigsten ist." Was durch die Beschränkung der freien Verfügung über Grund besitz angestrcbt wird, ist das Gcgenthcil von „Vermehrung der Grundbesitzer". ci Berlin, 7. Juni. Wenn auch die Vollendung dcS Ent wurfs zum bürgerlichen Gesetzbuch jetzt in nicht allzu erncr Zeit in Aussicht steht, so wird eS doch ausgeschlossen sein, daß bereits die nächste RclchSIagSsession damit beschäftigt werden könnte. Voraussichtlich wird dies erst in der Session 1895/96 möglich sei». Der Reichstag wird damit vor eine eigeuthümiickc Ausgabe gestellt werden. Ein höchst umfassendes, unter schwierigen jahrelangen Arbeiten der berufensten Sachverständigen hergesteUlcS Werk kann unmöglich in allen Einzelheiten einer eingehcndcii parlamentarischen Erörterung unterzogen werden, wie gewöhnliche Gesetzcittwürse. Auch wesentliche Al'änderungcn, die leicht störend in den ganzen Zusammenhang cingresscn könnten, wären sehr bedenklich. Der Reichstag wird sich damit begnügen müssen, da- Gesetzbuch mehr oder weniger eu hjoo anzunebnien. An der Zustimmung de- Reichstags ist wohl bei einem. Werke, daS die RccktSeinheit in dem wichtigsten Stück vollendet und so manche Widersprüche und vcraliele Grund sätze der bestehenden Einzclrcchic aus dem Wege räumt, nicht zu zweifeln. Sollten wider alles Erwarten etwa parlicularistische Gcsichtspuncte eine Mehrheit LeS Reichstag- zur Ablehnung veranlassen, so dürste selbst in diesem Falte daS Werk nicht verloren sein. Es würde dann voraussickttich der Weg eingeschlagen werden, das Gesetzbuch in Preußen durch die Landesgesetzgcbung einführcn zu lassen und cen anderen Bundesstaaten anheimzustcUc», dem Beispiel zu solgen. Dem in der Sache liegenden Zwang würde sich dann schwerlich irgend ein Bundesstaat entziehen können. 8 Berlin, 7. Juni. Der Anwast der deutschen Ge- werkvercinc, Vr. Max Hirsch, richtete an die Hinter bliebenen Wilhelm Rosche r'S ein herzliches Beil'cid- sckfjreiben, au- dem wir den aus die Organisation bezug nehmenden Haupttbcil hier wicdcrgcbcn: „Aber mit Jbnc», mit der Wissenschaft, mit dein Valerlaiide betrauern auch die Vorstände und Mitglieder der deutschen Gcwcrlvcreinc einen überaus schwere» Verlust. Tenn der edle Entschlafene, der der VolkSwirlhschastSlebre neue Bahnen gewiesen, er hatte auch volle- Verständnis; für die praktischen Rcsoriiibestrcbungcn und ein warmes Herz sür die Leiden der Arbeiter. Datier war er von je her ein Freund nnsercr friedliche», praktischen Arbciter-Berus-organisation, welcher er durch de» weittragen den Einfluß seiner Worte und Schriften fördernd zur Seile sianv. Wie wir den, großen Gelehrten Wilhelm Roscher zu seinen Lebzeiten dafür Dank gezollt habe», so werden wir und unsere Nachfolger da- Andenken an den Dabingcgangenen immerdar in Ebren Hallen, ihm ein Denkmal in unferciil Herzen errichtend." * Berlin, 7. Juni. Herr LandgerichtSdirector a. D. Schmidt sendet der „Voss. Ztg." folgende Erklärung: „Meine Enthebung vom Borfitz einer Strafkammer durch Ber- setzunq an eine Livilkammer ist im Schvoße de» Landgerlcht-r-Präfidli angeregt, von Vielem letzteren aber durch Beichluß vom 9. Decembcr 1893 ab ge lehnt worden. Demnächst babe ich mich außerhalb jener Sitzung ireiwiilig zur llehcriiahme de» Vorsitze» einer Eivilkamnier erboten. Ties geschah aus Gründe», die ganz und gar außerhalb in ein er Person lagen und die sich deshalb der öffentlichen Millheilung entziehen. Zu mcinein Abschied, den ich zehn Tage später erbat, bestimmte» mich die Motive jener Anregung, meine unsrciwillige Benetzung an eine Eivittammer herbeizusuhren, die ich »nlcr anderen Ilmslaudeil a>S «ine» Vorzug oiigefehen haben würde. Ob ich dadurch einen „Uebersluß an Empsindüchkeit" vcrralhcn, ist Sache des subjektiven EnipsindenS. „Pnvatvermügen" besitze ich in so bescheidenem Uin- sange, daß die Pensionirung in Verbindling mit anderen sehr herben Tchicksalsschläge», die meine Familie neuerdings betroffen, mich in eine rechl wenig günstige materielle Lebenslage versetzt hat. Berlin, 6. Juni 1894. Alexander Schmidt, Landger.chtr-Tlrcctor a. D." Die „Voss. Ztg" bemerkt hierzu u. A.: „Bereits seit längerer Zeit wird in der Presse dies« Angelegenheit erörtert; obwohl dabei thatsächlich Unrichtiges die Basis sur die Be- uilhetlung überall bildete, hat Herr LandgerichtSdirector Schmidt aus einem vielleicht zu weit gehenden Gesicht sür Rücksichten ans einzelne Persönlichkeiten bisher nicht das Wort ergriffen. Wir sreucil uns, daß er endlich auS seiner Reserve herausgelrelcn und die Eorreclheit de» Bersahrens, welche» das Präsidium des könig lichen Landgerichl« 1 Berlin in dieser Angelegenheit beobachtet hat, klargelegt ist." Vollständig geklärt ist die Angelegenheit unseres Erachten- imnier noch nicht. V. Bcrlt», 7. Juni. (Telegramm.) Heute früh um 9>/« Ubr eiiipsing der Laisrr den Krieg-minister, a>beitcte hieraus mit dem Edes dcS Militair-EabinelS und sprach als dann den Gencraladjutanlen Generalliculcnant v. Wuttcr- seld. — Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen haben gestern Abend das Neue Palais verlassen und sind nach dem Westen weitergereist. — Der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin von Griechenland werde» morgen Abend gegen 9 Ubr zum Besuche in Potsdam c.nlreffexi. V. Berlin, 7. Juni. (Telegramm.) In der beuligcn Sitzung des Bnndrsraths wurde die Vorlage, betreffend die Beschlüsse des LandeSausschusscS z» dem Entwurf einer Gc- meindrordnung sür Elsaß-Lotkringen, den Aus schüssen für Justizwcsen und für Elsaß-Lothringen überwiesen. V. Berlin, 7. Juni. (Telegramm.) Der Kaiser bat, der „Rat.-Zig." znsolge, am l>. v. M. bestimmt, daß die zur M ilitair-T urnansta lt cvliimandirten Ossiciere bei ihren dienstlichen UebungS-Radsahrien im Gelände E'vil- raksahrcranzügc, sowie die zur Landesausnahme comniandirlen Osficiere während der Dauer der Feldarbeiten Etvilkleider tragen dürfen. ^ Berlin, 7. Juni. (Telegramm.) Ter Verein der Berliner Weißbier wirtde beschäftigte sich u, I ne
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