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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.06.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940611011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894061101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894061101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-06
- Tag1894-06-11
- Monat1894-06
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L. der Oderschlesischen lkijenbahngeieüschait und die am l. Januar 1895 zu tilgenden Niederschlesischc» Zweigbahn-Prioritälrobligallonen der Lberschlesijchen Eisenbahngesellicliast werde» am Tonncrstäg, drn L. Juli 18S4, Voruiittagü II Uhr In unserm Sitzunaszinimer, Lranienslraste 92 94, 1 Trepve, in giegeiiwart zweier Nolare bez, eines Notars dssentlich verloosl. Berlin, de» L. Juni 1V94. Üüiiiglich Preuhischk Hauhtverwaltiiiig der rtaatSschulden. v. Hosfmann. Anzeiger. LrgiM für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. AnzeigeN'PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 86 Pfg. Reklame» uatrr dem Redactionsstrich iäga» spalte») SO^, vor den Familtranachrichte» <6 gespalten) «0^. Gräber» Schriften laut unserem Prei«. »rrzeichnist. Tabellarischer und Zifservjag »och hoherrm Taris. Ertra-Beilagen (gesalzt), Nnr mit her Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesvrderung 60—, mit Postbeförderung 70.—. Iinnalsmekchluß fir Anzeigen: Abead-Au-gabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annabmestelleu je ein« halbe Stund« früher. >»rei,e» sind stets an di» Sr»kViti«N zo richten. Druck und Verlag von L Potz t» Leipzig. Montag den 11. Juni 189-1. 88. Jahrgangs ^ Politische Tages schon. * Leipzig, 10, Juni. In den Blättern der Parteien für grundsätzliche Steuer- derweigerung im Reiche findet sich eine ständige Rubrik: Lulturaufgaben leiden nicht, worauf dann diese oder lenewünschcnSweriheMaßregel angesührt wird, welcheauSGeld- manzel gegenwärlia mchl zur Ausjübrung gelangen kan». Diese Üiubrik finden wir Tag für Tag in uilramontaneli, freisinnigen und socialdemokratischen Blättern. Die Pointe besteht dann darin, daß der „Militarismus" angeklagl wird, derartige Lummen zu verschlingen, daß an Cnlturausgaben ausS Äeußerste gespart werden müsse. Wer Len Schutz und die Sicherheit deS Vaterlandes für ein Gebiet ansicht, auf dem Einschränkung und Sparsamkeit am Platz ist, ja wer eS auch »er vom wirthschaftlichen Gcsichtspuiict aus für klug hält, unser Heerwesen verfallen zu lassen und damit du furchtbare Gefahr eines nicht nur unsere nationale Epi- siniz, sondern auch unsern wirthschaftlichen Wohlstand auf lange hinaus vernichtenden unglücklichen Krieges hcraus- inbeschwören, der möge fortwährend über die Kosten der schweren Rüstung klagen, die wir nun einmal gleich allen andern Völkern und nicht mehr als diese tragen müssen. Daran ist nun einmal nichts zu ändern, und die Leute, die sorlwährend über Beeinträchtigung der Culturaufgabcn klagen, sollten mil dafür sorgen, daß Mittel beschafft werden, um avch diese Aufgaben >n reichlicherer Weise ersüllen zu können. Es sind zudem zum größten TheilDieselben, welche am meisten für die Handelsverträge schwärmten, die unsere Zollcinnahmcii er heblich geschmälert und damit wesentlick ru der schlechten siinanzlage beigetragen haben. Dasür »Ersatz zu schassen, hätten sie die moralische und AnstandSpslicht, au die man sreilich hier vergebens sich wendet. Bei der Erhöhung der Militairkosten übersieht man auch mit geflissentlicher Eonse- quenz fortwährend die große Erleichterung, welche den einzelnen Wehrpflichtigen durch die Abkürzung ter Dienstzeit zugestanden worden und welche durch srühzeitigere Freigebung zahlloser Arbeitskräfte eine Bereicherung tes nationalen Wohlstandes darstcllt, hinter der die Mehrkosten der Organisation unendlich weil Zurückbleiben. Das Geschrei über die Aufsaugung der Volkskrast durch Len „Militarismus' ist gänzlich unberechtigt und ernster Männer nicht würdig Daß man heutzutage große Heere braucht und viel Geld dasür auSgebcn muß, ist allerdings richtig, aber wie kann rin einzelnes Land, zumal in der bedrohten Lage von Deutschland, daran etwas ändern? Wer den Wunsch hat, daß der Staat auch auf anderen Gebieten der Cullur und öffentlichen Wohlfahrt reichlichere Aufwendungen mache, der lasse von der Steuerobstruction ab. Einige französische Blätter bringen die Meldung, England bäte infolge deS energischen Einspruch- der iranzösischen Regierung gegen den zwischen Viisland und dem >l«»,«ftaatk abgeschlossenen Vertrag diesen „zurückgezogen" DaS soll Wohl heißen, England sei von dem Vertrage zurück getreten. Bestätigte sich diese Nachricht, so würde Wohl Nie mand froher sein, als der „Congostaat", dieses seltsame Ge bilde, das im Grunde nur auS dem König Leopold und einer Anzahl von diesem für den Congo ernannter Beamten und Lsficiere besteht und hinter dessen afrikanischen Unter nehmungen, im Gegensätze zu den afrikanischen Eolonien TeulschtandS, Englands, Frankreichs ic,, weder eine europäische Regierung, noch ein europäisches Land steht. In der Erkenntniß tlfter sehr schattenhaften Natur der Schöpfung der Berliner Eouferenz von 1884 bat man damals den Eongostaat neu tralisirt, aber was da- bedeutet, ist nicht viel klarer, als da» Wesen jene- „Staates" überhaupt. Um so sorgfältiger hätte seine Regierung sich büten sollen, zwei Großmächten wie Deutschland und Frankreich, von der Türkei ganz ab gesehen, Grund zur Beschwerde zu geben, und um so pein lcher müssen ibr diese Beschwerden sein. Daß aber gerade dadurch »England sich bewogen fühlen werde, von dem Vertrage j»wckjul»elen, ist nicht anzunchmen. Die englische Presse bereitet d?«n auch aus alles Andere eher vor, als auf ein Zurück trete». Lv stellt sich höchst erstaunt darüber, daß man in Deutschland I und in Frankreich von einer Verletzung sremcer öuteresseil redet. DaS ist nun freilich sehr naiv; das Ab («»men ^ - CongostaateS mit England ist keine Grenz "PliriiM sondern ein unzweifelhafter Bündnißvertrag in b«ddellW ziehung. Durch die Pachtung de- Bahr-el Gasal- t sieb der Congostaat auf die Seite England- zyprischer Politik gegenüber Frankreich, auf der ute fördert er durch die Verpachtung eines eS an England die politische Verwirklichung de- Gedankens, welcher Capstadt und Alexandrien durch eine Lniie verbinden will. Beide Fälle verletzen den Gaiaiitieinächlen gegenüber die Pflicht der Neutralität, da ter Congostaat offen Partei nimmt zu Gunsten einer europäische» Großmacht gegen die Interessen ter andern. DaS ist die klare Sachlage, die durch ciiglischeAdvocatenslückche» nicht verwirrt werden kann. Immer hin wird man sich nicht darüber wunder» können, wenn England an dem Vertrage vom 12. Mai so lange fcstkält, als es nach der Lage der Dinge möglich ist. Und diese 'Möglichkeit wird voraussichtlich noch eine Weile bestebcu bleibe», da zwischen den Mächten, die den Pachtvertrag beanstanden, lebereinstiniiiiling mir insoweit bestellt, als eS sich um die Gesamiiilbcit der Abmachungen handelt; im klebrigen sind z. B, die Einwendungen TculschlandS von denjenigen Frank reichs und der Türkei wesentlich verschieden. DeSbalb kann auch im gegenwärtige» Stadium von dem Zusammentritt einer diplomatischen Confercnz noch nicht die Rede sei». Diplomatische Conferenzcn babeu fast iniiucr lediglich den Zweck, eine Vereinbarung nicht sowohl herbeizufükre», als zu sormuliren, über welche die Negierungen vorher schon im Wesentlichen sich verständigt haben, llnter llmständen kann eine solche Veranstaltung den Zweck und auch den Erfolg haben, der eine» oder anderen Negierung den Rückzug au- einer kritischen Situation z» erleichtern. Im vorliegenden Falle sind jedenfalls die Verhand lungen zwischen den einzelnen Bclbciligten die Haupt sache, und diese sind, soweit sich beurtheilen läßt, noch nicht so weit sorlgcschritlen, daß die Froge, jn welcher Form die schlicßlichen Abniachungcn zu treffen sind, jetzt schon zur Ent scheidung gebracht werten müßte. Hoffentlich versieht die deutsche Diplomatie die Gunst der Situation, die durch eine thcilweise tlebere>ilstimii>uiia mit Frankreich und der Türkei, sowie durch die prekäre Lage des CongostaateS gegeben ist, so zu benutzen, daß die Verbandlungeii zwischen den einzelne» Betdeiligtcn einen für Deutschland erwünschten AuSgang der Consercnz garantircn. kost nubila lux! Die Minislcrkrisiö in Unsarn ist, wie unö ein Wiener Privattelegramin meldete, und wie beute LaS ofsiciöse „Ungarische Ttlegraphen-Correspondenz-Burean" bestätigt, nunmebr definitiv beendigt und zwar in einer wider Erwarten böchst glücklichen und erfrclNichen Weise, Thatsächlich ist vr. Wekerle mit der Bildung de- CabinetS betraut worden und bat zugleich die Eri»ächluzung erhalten, daß die Besetzung deS Iustizminister'lumS durch Szilagyi erfolgen könne. Die formelle Annahme der von Wekerle zu unterbreitenden Ministerliste durch den Kaiser ist bis jetzt allerdings noch nicht erfolgt, aber sie konnte auch noch nickt erfolgen, weil Wekerle mit der Bildung deö CabinetS noch nicht fertig ist. Soviel steht indessen fest, daß, waS ohne Belang ist. außer dem Cultusiuinister Csaky und dem Ackerbau- mittister Bcthlen Niemand auS dem Ministerium auSscheidcn wird. Die Besetzung deS CultuSministeriuius ist bereits ge sichert, nicht aber jene de- AckerbaumiuisteriuinS. Erst wenn letzteres besetzt sein wird, erfolgt die endgiltige Entschließung deS Kaisers, die dann auch sofort veröffentlicht werden wird. Alle anderen in dieser Angelegenheit aiisgetauchte» Meldungen beruhen lediglich auf Conibinalion. Daß mit dieser Lösung der Krise der Ehcgesetzentwurf im Magnatenbause bedeutend an Chancen gewonnen hat, bedarf kaum der Erwähnung, denn durch die Rückberusung deS CabinetS Wekerle mit Szilagyi hat der Kaiser in einer jeden Zweifel ausschließenden Form kund getha», daß er sich in vollster Uebcreinstimmung mit den« liberalen Programm des Ministeriums befindet, »ud daß er »ach wie vor nicht »ur einer Ehereform im Allge meinen, sondern dem specicllen Gesetzentwürfe beistimiiit, der den Stempel des Szilagyi'schcn Geistes trägt. Thatsache ist freilich, daß in der Opposition, die sich fort während aus den König berief, jetzt, da die Krone rück haltlos für die Vorlage rinlrilt, die Absicht kundgegeben wird, in dieser Gewissenssache würde sie auch gegen den Wille» de- Königs stimmen. Diese junkerhafte llnbolmäßigkeit geht so weit, zu behaupten, die Mehrheit gegen die Vorlage würde beim zweiten Mal sogar erheblich größer sein. Die Oppo sition behauptet, Wiiidischgrätz, Cziraky, Tsäiechen und die Mebrzahl der Hoswürdenträger würden auch ein zweite- Mal gegen die Regierung stimmen ; dem gegenüber rechnet man jedoch bestimmt darauf, daß zahlreicheMagnaten derKrone so viel Ehr erbietung beweisen würden, sich nicht mit deren offen erklärtem Wunsche in Widerspruch zu setzen, und daß diese in Folge dessen z»m Mindesten fernbleiben würden. Jedenfalls gehl die Re gierung weit stärker in diesen Kampf, als vor -luSbruch der Krise, denn sie wird crmächligt sein. zu erklären, daß die Krone die Annahme der Vorlage wünsche. Von einer Auf lösung deS Abgeordnetenhauses kann weiter keine Rede sein, vielmehr wird die Regierung, wenn auch das zweite Mal die Mehrheit gegen sie wäre, selbst vor dem dritten Gange nicht znrückschrecken, — Daß der Entschluß deS Monarchen überall im liberalen Ungarn mit Jubel begrüßt worden ist, läßt sich denken, aber man wird bemüht sein, jede Freudcnkundgebung, welche maßvolle Grenzen überschreiten würde, hinlanzuballen, wie denn der Kaiser weder etwa- Derartiges, noch irgend welche seiner Person geltende DankeSdemonstratioiien wünscht. Seinem bochhrriigen, durch und durch constitutionellen Sin» ist eS überhaupt zu danken, daß die große politische Angelegenheit der Ehegisetzreform über da- blo- Persön liche, an der sie noch in den letzten Stunden Gefahr zu laufen schien, wieder hinauSzerückt worden ist. Ursprünglich handelt« eS sich lediglich um die Frage deS PairSschub», aus dem Wekerle und vor Allem Szilagyi bestand; der Kaiser glaubte — und man muß seine Gründe ehren — dieses äußerste Mittel nicht ziigcstehen zu dürfen, worauf da- Ministerium Wekerle demissionirtr. Nach dem Scheitern der Mission Kbuen Hekervary'S ließ Wekerle die Forderung de» PairS- schubS fallen, weil der Kaiser durch sein ablehnende- Ber halten der klerikalen Opposition gegenüber und dadurch, daß er erklärte, das Ministerium nur aus den Reihen der liberalen Partei entnehmen zu wollen, sich zu unzweideutig für die Ebegrsctzresorm ausgesprochen ball«, als daß e- noch der Ernennung einer Anzahl erblicher Piar» bedurft hätte. Nunmehr hätte die Neintegrirung des CabinetS Wekerle ersolgen können, allein da wurde mit einemmale alS Vorbedingung da» Au-sckieiden de» Iustizminister- Szilagyi, als der Krone nicht genebm, verlangt und der Kaiser bestand uni so mebr daraus, als die liberale Partei am vorver- gangencn Sonnabend einstimmig eine Resolution beschlossen balle, in welcher da- Festballc» am liberalen Pro gramm und insbesondere an der Kircbcnpoliiik. Dank und Anerkennung für kaS Cabinet wegen seiner würdigen Haltung, daö Bedauern über seinen Rücktritt und da» Ersuchen an vr, Wekerle, die Parteiführung brizubeballen, ausgesprochen waren. Die ultramonlanr Umgebung deS Kaisers scheint diesem die Meinung beigebracbl zu haben, jene Resolution sei ein Eingriff in da» Recht der Krone, mißliebige Minister zu resusiren, und aus der Mißstimmung deS Monarchen hierüber suchte man sich in Post sein Ver halten gegenüber Wekerle zu erklären, der olinc Szilagyi ein Ministerium nicht bilden wollte, obwohl Szilagyi selbst bereit war, zurückzutrclen. Es ist bekannt, daß der Kaiser bei allem Entgegenkommen eifersüchtig über ter Wahrung der monarchische» Prärogativen wacht, um so mebr, als er die selben durch die Koffutbseier verletzt glaubte. Da aber der liberalen Partei eine derartige Absicht vollständig fern gelegen batte, gab, wie gemeldet, i» einer am gestrigen Sonnabend abgcballeiic» neuerlichen Partcivcrsaii»»l»»g Bieepräsitcnt Daranyi, der Urheber der vorwöcbiaen Resolution, eine Erklärung in diesem Sinne ab. Die Partei gencbmigte einstimmig diese Erklärung und beschloß zugleich, diese i» der inländischen und ausländischen Presse zu veröffent lichen. Dieser Beschluß machte aus den Kaiser einen äußerst günstigen Eindruck, und obgleich Wekerle, wie verlautet, im letze» Augenblick nickt mehr aus der Ernennung Szilagyi'S bcbarrte, gab der Kaiser aus eigenem Antriebe die Erklärung, wenn der Sache damit gedient sei, und die Partei darin eine Beruhigung finde, so wolle er eiiiwilliaen. Daß Kaiser Franz Joseph mit dieser hochherzigen Entschließung die Herzen der Majorität deS ungarischen Volkes gewonnen und somit einen noch über die Bedeutung der Civilche hiiia»-- gehciiden politischen Erfolg errungen hat, davon wird derselbe sich sehr bald überzeugen können. Die socialdemokratischen Gemeinderäthe Frank reich» haben nach verbältnißuiäßig kurzer Amtsführung voll ständig abgewirtb sch astet. An Stelle geordneter Ver hältnisse, die sie vorfande.i, Hintertassen die Genossen überall Ruinen. Der unvermeidliche Rückschlag gegen den Charta- taniSmu- und die lottrige GeschäflSsührung der socialdemo> kratiscken Stadtverwaltungen, der sich auS der Mitte ihrer VciwaltungSbesoblcnen heraus mit elementarer Gewalt geltend machte, hat in einigen Städten bereit- zur Ab sctzung der sorialdemokralischen Stadtvätcr geführt, i» anderen ist deren Ausmerzung nur »och eine Frage kurz bemessener Zeit. In Südsrankreich sind eS u. a, die Städte Perpignan, Cette, BezierS, NinicS, welche bei den letzte» Gemeindewahlen sich der Genossen kurzer Hand entledigten, Narbcniie und Marseill;, wo die Socialdcmokratie einstweilen noch im Rathhausc thront, werden dem Beispiel der vorgenannten Städte ehcbaldigst folgen. Perpignan, welches daSsoeialdciiio- kratische Joch vor zwei Jahren schon abschüllelte, hat innerhalb diese- Zeitraumes Ordnung und Sparsamkeit in der Stadt verwaltung, Eigenschaften, die unter socialdciuokratischcn Auspicicn völlig legendär geworden waren, wiederbergestellt, zur größten Geiuiglhuung namentlich auch der Arbeitcr- bevölkeruiig, welche von ihrer Neigung zu socialdemokratischcn Experimente» durch die ziemachten Erfahrungen endgiltig curirt worden ist. DaS socialdemokralische Regime halte die Stakt Per- pignan an de» Rand deSBaiikcrottS gebracht, als die Genossen durch die Wahlen deS I, Mai 1892 dem Privatleben zurück- gegeben wurden. Die Praxis dieser Leute in Perpignan war dieselbe, wie sie in allen anderen ter socialdcmokratischen VerwattuilgSpIage anhcimgesallencii Gemeinden beobachtet worden ist: Die Genossen machten cs sich aus den kurulischen Sesseln bequem, überließen die eigentliche Arbeit de» städti schen BerufSbeaiuten und sorgten in erster Linie für sich selbst, AuS dem Säckel der städtischen Steuerzahler bewilligten sic sich splendide Gehälter, schufen auch noch Sinecuren für vcrsorgungSbeiiöthiglc Verwandte und Freunde, lebten einen Tag wie alle Tage in clului jubilu und durchschwärmten die Nächte in schlechten Häusern. In Perpignan hatten sie ihre Aera mit einer nach Millionen von Francs zählenden Schuldenlast beschlossen. Die nachfolgende Bourgevi-verwaltuiig bat eS min nach Ab lauf von zwei Jahren dahin gebracht, daß die social demokratische Schuldenlast, ohne schärfere Anspannung der Steuerschraube, abgetragen, da- Gleichgewicht im städtischen Haushalte wieder hergcstellt ist, und bedeu tende Arbeiten im Interesse des Gemeinwohls ausgefübrt worden sind. Tbatsachcn beweise», und die in den Acten der socialdemokratischen Stadtverwaltungen Frankreichs niedergeleaten Thalsachen führen eine so beredte Sprache, daß den Genossen nichts übrig blieb, als sich ganz still bei Seite zu drücken. Es ist charakteristisch, daß die socialdemvkratische Parteipresse Deutschlands, welche seiner Zeit über die Ge- iiieindewahlsiege der französischen Genossen orakelte und den Anbruch einer GlückseligkeitSaera weissagte, jetzt a»f einmal die Spracht völlig verloren hat. Banca Romans gebabt und in der Angelegenheit der Wahl von Frosinone an Taniongo anders als beschwerdeführend über die Gegnerschaft der Bankbeamte» geschrieben zu haben. Einen Drohbrief habe Tonwngo nie von ihm erhalten. Tanlongo's Ernennung zum Senator sei im Minislerrathe cinftiinmig beictitosseii worden. Noch den ersten Entdeckungen von Unregelmäßigkeiten in der Bank habe er an» 15. Januar die polizeiliche Ueberwachung TanIongo'S und der beiden Lazzaroni verfügt, welche indessen dis zu ihrer Verhaftung am 19, Januar ge nügend Zeit zur Beseitigung von Papieren hatten. DaS Ministerium habe die ganze Angelegenheit schleunigst in die Hände der Gerechtig keit gelegt. Dann kommt Giolitti auf die Hinterziedung der Tocu- mcnlc zu sprechen. Auch vier erklärt er. völlig schuldlos zu sein, da er, »ur um die Ausgabe falscher BilletS der Banca Romaiia i» kiildcckkn, die beschlagnahmten Papier« durch Minislerial- irainle durchsuchen liest. Kein einzige» Document sei übrigens consiScirt worden, allerhöchsten- wurden einige Documenle copirt. Wen» gewisse Dvcumente fehlen, so wären dieselben wohl iinr von der Familie Tanlongo unterschlagen. Giolitti will nach der Einleitung de« Proccssc« Tanlongo zahlreiche Anerbietungen von Schriftstücken, durch die öffentliche Persönlichkeiten blostgcffellt wurden, empfangen, aber alle abgelehnt haben, weit ihm die Aus dehnung des ScandalS widerstrebte. Einen Brief TanIongo'S aus dem Gesangnist, der mit der Enthüllung aller durch die lrühereu Minister der Bank ailsgezwungenen Opser drohte, habe Giolitti nicht beantwortet. Dieser Brief foll nach der Behauptung Giolttti's beweisen, daß Tanlongo an den Bankverlusten unschuldig sei. Giolitti schließt mit einem Hinweis auf die Gefahr, Last Lurch die dastersiillle Verfolgung und Verleumdung, deren Opfer er sei, künftighin Ehrenmänner sich von dem Einschreiten gegen mächtige Bösewichler abhalten lassen künnlen. Es läßt sich nicht leugnen, daß manche der Behauptungen des ExministerS nichk unwahrscheinlich klinge»; zu einem ab schließenden Urtheil genügen sic aber nicht, und nian muß daher de» kaum zu vermeidenden gerichtlichen AuStrag des ScandalS abwartcn. Während die Ministerkrise in Atalien stagnirt — der Eintritt deS früheren Kamnierpräsidciilen Zaiiardclli in ein Cabinet CriSp» scheint sehr in Frage gestellt, da Letzterer die Bedingungen: sofortige Aushebung deS Belage r»»g-znstandkS in Licilien, allgemeine Amnestie aller politischen Verurlhtillen, 30 Millionen Ersparnisse im Militairelat und Verzicht ans die Zinsrnreduction, zu accepliren kaum in der Lage sein wird — ist in Betreff der Enthüllungen über die Beziehungen Giolitti - zur Banca Roniaua insofern ein Fortschritt zn verzeichnen, al« ter Exminister jetzt mit einem mehrere Spalten langen Recht s ert igu ngS schreib e n an seine Wähler bervorgelreten ist, in welchem er alle gegen ihn im Bankproceß und in der Presse erhobenen Anklagen leugnet und als Ausflüsse des politischen Hasse» »nid ber Rache der durch sein Vorgehen Betroffenen bezeichnet. Insbesondere erklärt Giolitti die ganz offen durch die Bermitte- lung Le« Schatzamtes von der Banca Romana im September IE entliehenen und ordnungsmäßig zurückgezahlten 60000 Lire au» einem amtlichen Bedürsniß Die Behauptung einer Zahlung von 40 000 Lire Lurch Pietro Taniongo im November 1892 je! eine freche Verleumdung, Er leugnet, irgendwelche Beziehungen zur Deutsches Reich. Loipzi«, 10. Juni. DaS „Vaterland" will eS nicht gelten lassen, daß die uationalliberale Partei in rer Be kämpfung der Socialtemokralie „vorangegangcn" sei, denn „das „Vaterland" sei es gewesen, welche- zuerst aus die Notbwendigkeil einer Revision de- VereinSgcsctzcs bingewikscn habe", llm so aussälliger ist c-, daß die conservative Partei, welche in der Kammer die entschiedene Mehrheit besitzt, nichts gethan hat, um jenem „Hinweis" durch eine Anregung in dieser Richtung daselbst, so viel a» ikr war, praktische Folge zu geben, „Unseres Wissens", fährt da- Blatt fort, „ist der damalige Beschluß (der iiationalliberalen LandeS- vcrsaiiimliina) »och nicht Thal geworden." Es ist sehr vor witzig vom „Vaterland", daß c» sich rübmt. zu „wissen", waS der Vorstand des »atioiiallibcralc» LandeSvercinS thut oder nicht thut, 'Natürlich weiß eS die- nicht, und die ganze auf sei» angebliches „Wissen" gebaute Folgerung siebt daher in der Luft. A» seiner „Zustimmung" ist den Nalioiialliberaleit wcnig gelegen; diese haben getban. was sic für gut gehalten, und haben auch de» „»ölhigc» Multi", dies zu „vcrscchtcn" mit oder obuc Nachfolge ter Conservative», Nur dagegen mußten sie sich verwahre», daß das „Vaterland" eine Psticbt- ersüllung im Interesse der öffentlichen Ordnung, welche sie und nicht die Conservativen aus sich genommen, ihnen ab- und den letzteren zuerkcnncn wollte. * Berlin, lO. Juni. Zum Rücktritt des Herrn Pindter von der Rcdaction der „Nvrdd. AUgeni. Zig," schreibt die „Rh.-Wests, Ztg,": „.... Fürst Bismarck, der doch sonst ein so vorzüglicher Menschenkenner ist, hatte wirklich geglaubt, daß Pintler's Dantbarleit seinen jähen Slurz überdauern würde. (?) Er ließ niiinillelbar, nachdem er seine Ent lassung in der Tasche hatte, seinen Leibjournalisten zu sich cnlbiclcn, weihte ihn vollständig in die geheimste» Vorgänge, die derKatastropt,evorangcga»ge» waren, ein (?) und verabredete mit ihm einen vollständige» Feltiug-vlaii. (?) Wirklich schien denn auch Herr Pindter zunächst entschlossen zu sein, die Sache seines ge stürzten Herr» zu der scinigen zu machen. In einem Erlra- dlatt deS „NcichSailzcigerS" vom 20, März wurden die an jenem Tage dem Fürsten Bismarck ziigegangenen beiden kaiscr lichen Handschreiben veröffentlicht. In dem ersten hieß eS, daß die von dem Fürsten BiSmarck für seine» Entschluß angesührle» Gründe den Kaiser überzeugten, daß weitere Versuche, ihn zur Zurücknahme seines E»t- lassungSgesuchS zu bestimmen, keine Aussicht aus Erfolg haben würden. Tag« daraus war in der „Norddeutschen AUgemcincii Zeitung" mit dem bekannten durchschossenen Druck und der »och bekanntere» lapidaren AuökrnckSweise zu lesen, daß Versuche, den Fürsten BiSmarck im Dienste zn balle», überhaupt nicht gemacht worden seien. Es war die lrylc BiSmarck' sche Note, die in der „N ord- dcut scheu Allgemein en Zeit un g" er schi en. Uiimiltclbar nach deren Vcrösiciitlichung wurde ibrcm Leiter bedeutet, daß er zu wählen babe zwischen dem bisherigen und dem „neue»" Herrn. Tie Wahl des Erstcrcn, darüber wurde kein Zweifel gelassen, sei gleichbedeutend mit dein Verlust aller aiuilicbcu Druckausträac, insbesondere auch deS „RcickSanzeigerS", und aller osficiöten Beziehungen. Wie gesagt, die Lage war ui: gemein schwierig und man könnte starke Milkeiiingsgrüudc für Herrn Pindter geltend machen, wenn er die Sck'wciikung vom Fürsten BiSmarck ab und dcni „neuen Cursc" z» nur etwa« schämiger und maßvoller auSgesübrt hätte, i?) Nach dem er aber einmal das ansangliche kurze Zögern überwunden batte, stürzte er mit wabrei» Feuereifer den neuen Götzen zu Füßen und stickte durch übertriebene Verleugnung des alten Gottes den Zorn der neuen Götter zu besänftige». In der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" erschienen dann am 28. Juni 1892 jene berüchtigten drei Artikel, die in der denkbar schärfsten Tonart gegen den Fürsten BiSmarck polemisirtcn. Dieser meinte zwar aus gut Plattdeutsch: „Dor lach ick öoer!" Aber die Sache war wirklich nicht zum Lacke» eingerichtet. Jeder Feinfühlige niußtc sich von solchen Artikeln an solcher Stelle geradezu an- gewidert fühlen Daß Herr Pindter im März 1890 schleunigst von dem Exkanzler «brückte und sich dem neuen Kanzler zur freiesten Bcrsügung stellte, war nickt schön, nicht zu billigen, aber doch zu verstehen. Er wußte am besten, daß sein Blatt nickt durch eigene Kraft, sondern nur als Svrach- rvhr des deutschen Re>cd«kanzler» emporgekommen war. Wenn
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