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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.06.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940613015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894061301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894061301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-06
- Tag1894-06-13
- Monat1894-06
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> 8. ten. Ztiicil Il-rli e »It«^ - »ruck u-r- > «.0. L «D. » V. »N. » I>. « I>. »0. »o. et» ».!>. - > ».«Il<vu L h. »v ! «H«» N l> p Vir V '' vezugS-PreiS > tz l» H«pt«xprd»tio» oder den i« »»> de» Borort»» errichtete» Ao»»*» Achebr» « bg«tz »lt. vierteljährlich ^«4.50, b »«maliger täglicher Z» stell»,, in« »M» bXL Dnrch die Post bezogen für n»d Lesterreich: viertel,ährlich e «.—. Direct» täglich« Drenjboadiradllng ch« »n«land: »oaatlich ^ 7.50. R»R»e«»-ka4gab« erscheint tägNch'/,7 Uhr, tzb Uäe,^»n«gade Wochentag« b Uhr. Rrkctio» ,ud LrpeLitio«: z,tza»»r«,,ffe 8. Utlrreditioa ist Wochentag« anunterbroch«» pgjstM «, früh » bi« «dend« 7 Uhr. Filiale«.' HW M«»«'« Lartt«. (Alfred Hatzpjh U»iders,tüt«srrab« 1, Last« Lösche. ll»-«st>k,str. 1«, perl. »,d Ed»ta«platz V. F 297, Amtliche Bekanntmachungen.! Bekanntmachung. Da« 7. Stück de« die-jährigen Gesetz- und BerardnungS- tl»Nc« sür da« Königreich Sachsen ist bet un« eingegangen und nird bi« zum 28. Juni d. I. auf dem Rathhautsaale zur Linsicht- ,»-me Sssenllich au-hängen. Dasselbe enldält: kr. 37. Bekanntmachung, den zwischen Sachsen und Preußen am 18. November 1892 wegen Herstellung einer Eisen bahn von Rippach-Poserna einerseil« nach Plagwitz- Lindenau, andererseits nach Markranstädt abgeschlossenen Staat-Vertrag betreffend; vom 25. April 1894. Beiordnung, die Gebühren für Erhebung der Ein kommensteuer und Besorgung der übrigen den Gemeinde- behörden bei der Einkommensteuer obliegenden Geschäfte im Jahre 1894 betreffend; vom 2. Mai 1894. Bekanntmachung, Regulirung des Bezugs der Zulage für Nichtbenutzung de« Livilversoraungs-Scheine» sür Militair-InvaliLen bei ihrer Beschäftigung beziehungs- weis« Anstellung im Lommunaldienst re. betreffend; vom 11. Mai 1894. Bekanntmachung, eine Anleihe der Kirchengemeind« zu Riesa betreffend; vom 12. Mai 1894. kr. 41. Tecret wegen Bestätigung der Genossenschastsordnung der Genossenschaft sür Berichtigung de« Mandaufluffe» in der Stadtflur Zittau unterhalb der Lldrrsdorser Brücke; vom 26. Mai 1894. Verordnung, die Enteignung von Arundeigenthum für Erweiterung de« Bahnhof» Chemnitz durch Herstellung eine« Rangirbahnhoss mit Stationranlage am Küch- wald« bei Chemnitz betreffend; vom 29. Mai 1894. Leipzig, den 11. Juni 1894. Der Rath »cr Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Krumbiegel. Morgen-Ausgabe- ripMer TaaMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Arizeigen.PreiS die 6 gespaltene Petitzelle 86 Pfg. Reklamen uatrr dem Redactionsstrich <4g0» ipaltea) 50/H, vor den Familieanachrichtea (g gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Prei«- vrrzeichaiß. Tabellarischer und Ziffernsatz »ach höherem Tarif. Extra-vrila«ei> (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderuug 60.—, mit Postbesörderuog 70.—. Anvatrmrschluß für Anzeige«: Abend-Ausgabe: Bonnittag« 10 Uhr. Marge »-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/,9 Uhr. Gei deu Filialen und Annahmestellen je «in« Halde Stunde früher. U»zei>ra sind stet» an di« Gxpeditipp zu richten. Druck und Verlag von L. P olz in Leipzig- Mittwoch den 13. Juni 1894. 88. Jahrgang, politische Heuchelei. kr. 38. kr.! kr. 40. kr. 4L. —st. Letzthin schien eS einmal beinahe so, als ob die Frei sinnigen in einer wichtige» sinanzwirthschaftlichen Frage endlich zu einer Auffassung gelangen würden, der Fürst BiSmarck vor 13 Jabren bereit- Ausdruck verlieben bat: in der Frage der Berliner Mictbssteuer. Fürst BiSmarck hat bekanntlich einmal gerade diese Steuer als im höchsten Grade ungerecht bekämpft und dargelegt, daß sie den Beamten und, was noch viel wichtiger sei, den unbemittelteil Mann aus das Härteste treffe. Damals wurde der Fürst, weil er auf sich exemplificirte, von der gesammlen freisinnigen Presse auf daS Schimpflichste verdächtigt, weil er aus Eigennutz dieser Steuer entgczentrelc. Um so angenehmer waren wir überrascht, als letzthin in einem radikalen Blatte der Aushebung der MiethSsteuer in voll ständiger Ucbereinstimmung mit den Argumenten des Fürsten BiSmarck und sogar, waS ja bei den Freisinnigen eigentlich unerhört ist, unter Berufung aus diesen taö Wort geredet wurde. Aber die Freude sollte nicht lange dauern, denn kurz daraus ging die „Freisinnige Zeitung" mit dem Gedanken der Aufhebung der MietbSstcuer scharf in- Gericht. Wo, fragen wir, iskradikberübmIeFUrsorgcdkrFreisiiinigensürdcn armcnMann? Tenn eS ist klar, daß dieM>etl,Ssteuergcrade tieweniger Bemittel ten mit außerordentlicher Wucht trifft. Denn wer nur ei» beschei denes Einkommen besitzt, muß einen underbälliiißmäßig größeren Thcil dieses Einkommens auf die WohnnngSnuelhe ver wenden, als Derjenige, der ein große- Einkommen bat. Nehmen wir ein Beispiel. Ein Oberlehrer, der etwa 5000 Gehalt erkält, wird eS in Berlin kaum möglich machen können, weniger als lOOO—1260also ein Fünftel bis ein Viertel seines Einkommens, für die WohnungSmicthe zu verwenden, während Derjenige, der 30 000 Einkommen besitzt, schon in einer Wohnung für 3000 .6 bequem »nd so, daß er seinem Einkommen entsprechend zu repräsentircn vermag, wohnen kann. Der wenig bemittelte Beamte muß also hier nochmals von > z oder >/« seine- Einkommens eine Abart! der Einkommensteuer zahlen, während der vermögende Mann die- nur von >/»<> seine- Einkommens zu thun braucht, j Man sage daher nicht, daß eS ja einerlei sei, ob die MiethS- sleuer beibehalten wird oder ob man beim Wegfälle dieser § Steuer eine erhöhte Ei»koi»i»e»slcucr erhebt. Die MielhS- steuer ist umgekehrt wie die Einkommensteuer eine pro- gressive Steuer nach unten, also eine ganz! besondere Belastung des Mittelstandes zu Gunsten der geringeren Belastung der Reichen. Wenn also die „Freisinnigen" in Berlin, wo sie die Macht i» Hände» habe» und einmal ihr theoretisches Wohlwollen für die schwächeren Schultern documenliren könnten, ihre so gerühmte Principientrcue völlig verleugnen, so muß dafür! ein Grund vorhanden sein, der außerhalb dieser Miethöstcuer- Diescr Grund ist einfach Berliner MietbSsteuer, das wir am Eingänge unseres Artikels angeführt habe», beweist ja, daß sie diese Steuer bcibehalten wollen, um nur nickt die Lirectcn Steuern zu erhöhen. Also Vermehrung der Einnahmen auf keine Weise, wobl aber Hindrängcn auf Vermehrung der Ausgaben, wenn man sich dadurch populär machen will: — daS ist freisinnige Politik. Dieselbe Politik der Heuchelei tritt auch in ihren Wahl bündnissen zu Tage. Tie Freisinnigen eifern gegen den Antisemitismus und cs ist ihnen ja auch gelungen, dadurch La- GroS der Juden auf ibre Seite zu ziehen; aber sie schrecken nickt davor zurück, in einem ponimcrische» Wahl kreise und >» AlSseld-Laulerbach die anliseinitischen Candi- dalen zu wählen, um nur nicht einen Eonservativcii oder einen Nalionalliberalen durchtringe» zu lassen. Dieselben Freisinnige» treten sür die Macht de- Staates gegen über der Kirche ein, aber sie scheuen sich nicht, Wahl bündnisse mit den Ultramonlancn zu machen, welche den Staat zum Sclaven der Kirche zu mache» bestrebt sind. Und dieselbe» Freisinnigen halte» Reden gegen die Socialdcnio- kratic im Reichstage und verkaufe» Broschüren über die Irr lehren der Socialdemokratie, aber sic scheuen sich nicht, in un zähligen Fällen socialdemokratische Cantitalcn gegen nationale Bewerber zu unterstützen, thcilS an- Haß gegen die Letzteren, tbeilS auS dein Wunsche, in ankercn Wahlkreisen die Unter» siiltzung der Socialdemokraten zu finde». Denn daS ist das Stichwort der Freisinnigen, daS für alle ihre Handlungen bestimmend ist: Taclik. Wen» sie Mandate zu fischen hoffen, vergessen sie Alle- daS, waS sic z» vertreten bebaupien. Dem deutschen Volke aber ist eS immer mehr klar'geworden, daß eS sich Jahre lang durch schöne Reden bat nasführen lasse». DaS baden die Reichstags- »nd LandlagSwahlen von 1893 bewiese» und daS ist in noch höherem Grade durch da» sür die Freisinnigen so klägliche Resultat der letzten Reichstags- ersatzwahlen zum Ausdruck gelangt. Bekanntmachung, Teueralreviflon über die Droschke» betreffen«. Die Geueralrevtsioa über die Droschken mit geraden Nummern findet Dienstag, den IS. Annt I8S4. »ns dem Fahrweg an der Tribüne der Rennbahn statt. Es j haben am gedachten Tage ihre Geschirre vorzufahrea dir Ton- cessi»»«« mit deu Bnsangsbiichstaben X—k BormittogS 8 Uhr S—ck . 9 . L-Ll , '/.IO - bl-8 . '/,11 - sod-rr . >/.i2 . Die Aussahrtszeiten sind püntllichft einzuhalten. Tie Con- eessioiiare haben bei Vorführung ihrer Nummern zugegen zu sei» Droschken und Gespanne müssen in Bezug aus ihre Beschaffenheit den in §. 6. die Dienstkleidungen der Droschkensührer den in 8- 10 de« Droschken.Regulativs vom 22. November 1890 gegebenen Be stimmnngen allenthalben entsprechen. . I frage selbst steht. Dieser Grund ist einfach der, daß sie sich ..z >>i. «i..L.pk.^i.i,l.u»nn ^ ni^>, I II Wahlerclasse IN Berlin für die Coniiiiunal- und dieLandtagS- wählen erhalten wollen. Es wäre ja die Gefahr Vorbauten, Deutsches Reich. ff Berlin, 12. Juni. Ein Mitglied der Commission zur ». ur» nach Befinden überdies die Außerbetriebsetzung der nicht vorschrifts mäßig vonahrenden Geschirr« zu gewärtigen. Leipzig, deu 11. Mai 1894. Da» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. v. L. 1866. Bretschneider. Bekanntmachung. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenniniß, daß der Schorn- stmifeger Herr Friedrich Eduard KSdisch als BrzirkSschornfteinfegrr sür da- ganze Stadtgebiet zugelaffen und am heutigen Tage in Pflicht genommen worden ist. Leipzig, am 8. Juni 1894. Der Rath her Stadt Leipzig. V». 1619. vr. Georgi. Busch. Erledigt bat sich die Bekanntmachung vom 28. April d«. J«„ den am 23. Juni 1845 in Roitzsch gedorrnea Handarbeiter Earl Ferdinand Arndt betreffend. Leipzig, de» 7. Iuoi 1894. Der Rath der Stadt Leipzig. Armen-Amt. Adth. LI. I. L. N. 1381. Hentschel. Röder. Aufruf. Um Ermittelung und Angabe de- jetzigen Aufenthalt- der un- verehelichie» Anna Spieler au» Allstedt, zuletzt in Leipzig, wird «sucht. Dieselbe soll am 15. Juni 1894, Bonn. 9 Uhr, vor dem königl. Schwurgericht in Hall« a,S. al» Zeugin vernommen werden. Halle a S., den 11. Juni 1894. Der Erste Staatsanwalt. Diebstahls - Bekanntmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: I) ein asldener Siegelring mit rothem Stein und ein glatter «sldener Ring, mit der Gravtrung «I-. tlü-perr, 23./5. 94', am 8. d. M.; L) eine galdene Damen-Remantatrnhr. Nr. 24379, mit langer, gedrehter, galdener Kette, an welcher sich »ine Quast» be- findet, von Mitte bi» Ende v. M.; 3) »ine sildrrn» Ctzltndrruhr mit galdener Panzerkette, an letzterer befinde« sich als Anhängsel die Nachbildung ein»« Hunde kopse«, vom 7. zum 8. d. M.; 4, ein Piüschtkddich- 2 m lang und 1', m breit, gelb« Blumen ans schwarzem Grund, vom 4. zum 5. d. M.; b! «in Jacket von graublau-carrirtem Stoff, mit dunkelblau ge> sinistem glatten Futter, am 19. v. M.; «> 22 Stück Herrrn-Wasch-Anzüge (Jacket« und Hosen) von «rauem carrirten Stoff, seit l. d. M.: 7) ein vtllarddall da» Elsendetn, von graogelber Farbe, seit L». M: 8) ein« elektradd«a»ifch« varrichtnag ,» einer elektrischen Raichine, am L. d. M.; ») et, grau,»striche,«, ztaeirüdriger Handwagen mit neuen ewicheu. «eit 2. d. «.: lO> »in braangestricheoer, zweirädriger Handwagen vom 10.». M ab; II) el, zweirädriger Haadwagen, 1 m breit und l^O m lang, bi» KLder find mit neuen Speichen versehe», am 4. d. M. Etwuia« Wahrnehmungen über den verblieb der gestohlenen Gegenständ« «der über den Thätrr sind «ngesäumt bei unserer daß, wenn die Mäkler dieser Ciassen ibre Interessen nickt mehr durch de» „Freisinn" vertreten sänke», die neu» Berliner LandtagSwahlkreise anderen Parteien in die Hände sielen und Laß dann dem vrcußischcn Landtage die Freute versagt bliebe, Herrn Eugen Richter in seiner Mitte z» sehen. Um ein so schreckliches Resultat zu verhüten, kann man schon einmal feine Principicn ausgeben. UnS aber sei eS gestaltet, ans de» Widerspruch hinzuweisen, baß eine Partei, die immer betont, daß sie das Wobl Aller im Auge habe und niemaiS Jntercssen-Polilik treibe, in einem wichtigen Falle zu Gunsten einer kleinen, aber mächtigen Minderheit die Interessen der großen Mehrheit opfert. Aber diese Heuchelei ist in der letzten Zeit noch in einigen anderen bezeichnenden Fällen hervorgctreie». Bekannt lieh haben einige freisinnige Blätter bewegliche Klage darüber geführt, daß von den kaiserlichen Werften eine große Anzahl tüchtiger Arbeiter entlassen würden. Die freisinnige Partei dcS Reichstages aber hat vor Allem dazu beigetrage», daß für diese Arbeiter kein ArbcitSmalerial vorhanden ist Denn eS ist ja seit einer Reibe von Jahren feststehendes Princip der Freisinnigen geworden, für Marinezwecke nichts zu bewilligen. In diesem Jahre bat man an diesem Princip ganz besonder- sestgchalten, uni nur ja den Etat recht günstig erscheinen lasten zu können unk der Nolbwcndigkcil überbcben zu sein, mit dem nölbigen Ernst an die Steuerreform Vorlagen dcranzutrelcn. Eine weitere Heuchelei ist eS, wenn jetzt in freisinnigen Blättern vielfach darauf hinge wiesen wird, daß die Reichöunterbcamlen, insbesondere bei der Post, zu geringe Gehälter erhallen. So wird daraus hin gewiesen, daß Lanrbrirsträgcr- oder PostbilsSvotenstellcii mit einem nickt pensionSbercchiigtcn Geballt von 500—600für Militairanwärter aliSgeschricben werden. Auch wir sind dainil cinrerstandcn, daß daS Gehalt dieser Leute wesentlich ausgebessert wird, und die nationalliberalc Partei bat sich den dahin zielenden Resolutionen aus vollem Herzen angeschlossen; aber eS ist dock klar, daß dieser Gkball-a»sbesfcrung. die zugleich eine Erhöhung der Ausgaben bedeutet, entsprechende Ver mehrungen der Ein nah me» gegenübersteben muß. Denn wenn der Ueberschuß der Postverwaltung fick infolge einer Erhöhung der Gehälter vermindert, so verschlechtert sich daS Bild, da- die Einnahmen des Etat- gewähren. 'Wenn jeder der untere» und mittleren Postbeamten auch nur 100 GtballSerhöbung erhielte, so würbe das einer Vcrmebrung der Ausgaben um etwa lO Millionen Mark entsprechen. Wie sehr aber sträuben sich die Freisinnigen, auch nur diejenigen Mittel ru bewilligen, die zur Deckniig der gegenwärtigen Ausgaben erforderlich sink! DaS aber ist ibre Tactik. Sie wollen aus der einen Seite durch schöne Reden, die im Reichstage gehalten werden, oder Lurch bewegliche Ariikcl in der ihnen zur Verfügung siedenden Presse Leu »»tcrcn Beamten, die ja ei» nicht geringe- Wäbler- contingcnt stellen, rinredcn, daß sie ganz besonder- uni ibr Wobl besorgt seien. Cie wollen aber aus der anderen Seile sich auch die Gunst der Massen erhalten, welche durch indirecle Steuern stark betroffen werden. Und wenn sie nun im Reichs tage davon reden, daß sie directen Steuern, etwa einer Reichs einkommensteuer zustimmen würden, so tbun sie da- nur, weil sie da« angenehme Gefühl baden, eine so verschwindende Minorität zu bilden, daß sie diesen Vorschlag nickt der Ver wirklichung rutgegrnführrn können Denn da« Beispiel der Brrathung von Agrarfrage», welche kürzlech unter Vorsitz teS landwirtbschastlichen Ministers v. Heyden getagt hat, schreibt den „Bert. Polit. Nachr ": „Die Beurlheililnge» dcS Ganges der Verhandlungen in verschiedenen Blättern sind wenig zutreffend, WaS sich auch durch die nur kurzen Notizen dcö „SlaalSanzcigerS" erklären läßt. Es bandelte sich bei diesen Besprechungen vor Allem nicht ni» Maßregeln zur Acndcrung dcS gegenwärtigen Notbslandeö der Lantwirib- schast, sondern lediglich um eine Erörterung der eigentliche» Grnnde der dauernden Verschuldung de- Grund besitzes und um eine Prüfung der Frage, ob »nd wie der selben entgegenzutrete», und a»S welchen Ursachen diese Verschuldung überhaupt zu bekämpfen sei. Tic« führte in erster Linie zu einer eingehenden Besprechung dcö Erbrechts. Soweit sonst die Ansichten i» der Eonimission auseinander gingen, war inan doch im Ganzen darüber einig, daß die Erhaltung größerer »nd mittlerer Güter, wo eine natürliche Erbsolge nicht staitsindet, mit einer annähernd gleichen Bcdcnlung aller Kinder nach Maßgabe des BerkausswerthS nicht zu vereinigen sei und notbwendig in letzter Linie zu einer anf die Dauer »»erträg lichen Schuldenlast führen muffe. Im jzroßcn Ganzen stimintc man darin überein, daß da, wo die Sitte eines An- crbenrechiS u»tcr thaisäcklicher Uebuiig desselben noch besteht, waS i» ganze» LandcSlhcilen der Fall sei, die Verschuldungs- rerhällnissc sich wesentlich günstiger gestalte», als i» den LandcS- theilen, wo zwar geschlossener GntSbcstand durch die wirlh- schastlichcn Verhältnisse bedingt sei, eine Abfindung der Erben aber nach dem Ertrage nicht ftalifintet und dem Gulöüber- iiebiner kaum ein neiinenSwcrlber Vorzug zu Thcil werde. Man war daher allseitig geneigt, die Frage, ob i» solchen LandeSlbcile» daS deutsche Reckt z» gcineinci» Recht zu macken sei, ohne indes die Disposition de« EigenIbnmeiS zu beschränke», zu bejabe». Es weiden zu diesem Bebnfe aber jedenfalls eingebende Ermittelungen über die recht lichen und thatsächlichcn Verhältnisse in den ein zelnen LandeStheilcn statlsinden müsse», wie solche auch in andern denlschcii Ländern vor Erlaß der »cuen Bestimmungen über daS Erbrecht in ländlichem Grundbesitze staltgesuttdcii habe». Von verschiedenen Rednern wurde die Notdwendigkeil der Vcriiiehrling von kleinerem und »lilllercin Besitz namentlich im Oste» der Monarchie, »nd die heilsame Wirkung des NcnIcngulSbcsitzes nach dieser Richtung betont, dabei aber hervorgchoben, daß auch hier für Sicherung des Bestandes dcS Reiilcngutcs bei Erbfall eigentlich »och nichts geschehen sei. Die bestehende Ercditorganisalio» in den einzelnen Provinzen wurde eingehend besprochen und auch hier die Notbwendigkeil besserer Ein richtungen sowohl für de» Real- wie sür den Personalcredit durchweg anerkannt. Wen» anch der Realcredit durch die von Friedrich dem Großen ber- stainmentr Einrichtung sür die großen Güter im Ganzen gut geordnet ist, so wurde doch vielfach anerkannt, daß dieses für den kleinen und bäuerlichen Besitz keineswegs der Fall sei und daß der Bauernstand vielfach »och unter einer zu hohen Verzinsung der Hypotheken sä, ulken zu leiden habe. Man müsse dahin streben, durch an- atinessene Einrichtungen nicht nur die Lasten zu vermindern, sondern auch an Stelle der unkündbaren Capitalbelastung eine thunlichst billige linlünd- bare amortisable Schuld zu setzen. Nach dieser Rich tung hin wurden von den verschiedenen Mitgliedern ein gehende Vorschläge gemacht. Die ans diese Weise ge wonnenen Materialien und Anregungen bedürfen ge wiß noch eingehender weiterer statistischer Ermittelungen. E« ist hier ein weile« Feld socialer Arbeit gegeben, und dem landwirtbschastlichen Ministern»» , bezw. demnächst de» LandwirtkschastSkammern, eine fruchtbringende Ausgabe gestellt. Wir glauben nicht, daß die erörterten Fragen lediglich theoretischer Natur oder die zur Ordnung derselben gemachten Vorschläge von Theoretikern oder Praktikern die Bezeichnung .phantastischer" Reden verdienen; insbesondere sollte von allen Seilen vermieden werten, derartige sociale und wirthschaftliche Fragen in da- Gebiet der Parteiaus sassungen hinein zu ziehen, wa« einer objectiven Beurlbellung der schweren Nachihrile, welche in der übermäßigen und wachsenden Verschuldung des Grundbesitzes für den ganzen Staat liegen, nur schaden könnte." * Berlin, 12. Juni. Eine im Aufträge der Tcutschc» Colonialgesellschafl erschienene Schrift von I)r. Benckc, Die Ausbildung der Colonialbeamten", gicbt ein übersichtliches Bild dessen, waS die anderen großen Colonial' länder Holland, England, Frankreich auf diesem Gebiete leisten, und zieht dann eine Reibe von Schlüsse» aus baS, was w i r in Befolgung dieser Beispiele zu thun habe». Es ist ja keine Frage, daß sür Länder mit so großem Eolonial- bcsitz, wie die genannten, dic Löfnng der Frage weit dringen der war. Deshalb ist aber die Einrichtung einer besonderen Vorbildung mit anfchließcntcr Sondercarriöre durchaus nicht ilnlbunlich oder gar uninöglich. Ei» junger Ossicier, der ein Jahr ans seine sprachliche Vorbildung sür den Tropcn- tienst verwendet, hat de» Beweis erbracht, daß cS nickt leichtsinnige Abei,tc»,erlust oder noch weniger wünschens- wcrlhe Beweggründe sind, die ihn veranlasse», den blauen mit dein weißen Rocke zu vertauschen. Daß aber eine solche Stichprobe nickt überflüssig ist, wirb jeder Kenner der einschlägigen Verhältnisse zugeben. Wäre cS bcmnach erforderlich, daß von jedem Mililair und Beamten, der sich für den Colonialdicnst meldet, der Nachweis eines erfolgreichen Besuche- dcS Orientalischen SeininarS er bracht würde, so würde sich die Nolbwendigkcit und die Möglichkeit der Umgeslaltung dcS Seminars zu einer limsassentcn Colonialakadcinie von selbst ergeben. Man soll sich nur vergegenwärtigen, daß einschließlich dcö soeben erfolgenden Nachichnbö nach Südwestasrika sich nickt viel weniger als lOOO Deutsche in ainllicher und niilitairischcr Eigenschaft in unseren Eolonicn dcsindcn, die, soweit sic in Frage kommen, zu etwa 80 v. H. von Völkern dcS Banlli- sprachstainmcS bewohnt werben. Deshalb würde einerseits ein genügender Besuch der Akademie sicher gestellt erscheinen, andcrerscilö die Errichtung von ei» bis zwei weiteren sprach lichen Professuren und zwei bis drei für die etbnologischcn, volls- wirthschasllichen und verwandten Wissenschaften geniigcnd sein, »i» eine de» Anforderungen entsprechende Colonialakadcinie ins Lebe» z» rufe». Wir glauben, daß daS Studium aus dieser Aka demie sehr wobl neben dem Studium zur Vorbereitung dcö jungen VcrwalliingSbcamten statlfinben könnte. Nach Hr.Bcneke wäre eine Schlußprüfiilig zu wünsche», die zusammen mit dem ersten juristische» Examen dein Anwärter die Aussicht verliebe, »ach zweijähriger Ausbildung bei den hiesigen Gerichten als Colomalresercndar hinaiiSzitgehen, »ni nach zwei weiteren Jabren in der Hcimath daö Examen als Colonialassessor abzulegcn. Jin Falle der llntanglichkcit würde ja schlimmsten Fall- nur ei» Ausfall von zwei Jahren die Folge sei», da »ach vier Jahren Tbäligkcit im gerichtliche» Vorbereitungsdienste die Ablegung des Examen- als Gcrichtöasscssor offen stände. * Berlin, 12. Juni. Vor einiger Zeit balle die „Nat.- Zlg." die Auf>ne»ksa»ikcit darauf gelenkt, daß ein gewisser Kreis von Personen, »nd zwar a»ch Ausländern, fortdauernd auf den Eisenbahnen zu Ungunsten der übrige» Reisende» und gegen die veröffentlichten Tarife bevorzugt wird, indem den selben Salonwagen »»t reservirtcWagenabtbeile von Eisenbahn bcaintc» zur Verfügung gestellt werten, häufig, obne daß diese den allerwohlhabciidslen Claffciiangebörigen Reisenden de» taris mäßige» Preis dafür zahle», der von re» »lintcr Bcmiltcllen dock sür die Leistung der Eisenbahn unbedingt erhoben wird. Mil Bezug darauf wird tcni genannten Blatte geschrieben: Ich bemerkte am 22. Mai in dem Diirchgangsznge von Köln nach Berlin über Hiltcsheini wieder zwei Wagenadtheilc, die der allgemeine» Benutzung durch das Schild „Bestellt" entzöge» waren. In dem einen Ablhcil I. Classc saßen nur zwei Personen; die Dame und ihr Begleiter wiesen NtlndrciscbillctS von Paris nach Berlin Vor. Wir Hörle», die Dame sei eine Herzogin. Es ist nun nicht wobl denkbar, daß die BetrichSheainlcn solche Verletzungen dcS Tarifs wagen sollten, da daS Schild „Bestellt" bei Be zahlung dcS ganzen AdlhcilS anzuwenten ist, wenn nickt irgend welche Bestimmungen beständen, aus die sie sich sliitze» zu löiiiicn ineinlcii; allein eS kann sich unseres Erachtens dabei nur »m ein sehr große« Mißverständnis! bandeln. Nach preußischem Gesetz finden Standes- Vorrechte nicht statt und der Tarif gilt sür Jeder mann. So bat noch vor Kurzem der Minister sür Landwirlbschast dem Bunde der Landwirlbc aus eine Ein gabe wegen Hilf-maßregeln zu Gunsten der durch den Orkan vom 12. Februar geschädigten Landwirthe mit Reckt wörllick gcanlwoitct: „Zur »»cntgeltlichon Abgabe von Ban- bolz rcsp. zur Abgabe desselben unter dem wirllichcn Wcribc bin ick, der Ministe» sür Landwirlbschast, nickt erniäckligt." Demnachistauch derMinistcr der öffentlichen Arbeiten jedenfalls nicht ermächtigt, tarifirte Leistungen der Eiscnbab» gratis oder unter dem öffentlich bekannt gemachten Tarife »nd wirklichen Wertbe abziigcbeii. Es kann sich taber nur um allere Bestimmungen an- dcrZeil terPrivatbabnen oder vcrallelcMini- sttrialcilassebandclii.rirzilMißvcrsiäiidnisscnin großcniUinsangc zu Ungiiiiste» der Steuerzahler und der übrigen Rciscnkcn fübren. Es ist ein gereckter Anspruch der Staatsbürger unv des Hüter- der Finanzen, wen» verlangt wird, daß die Tarife der StaalSanstalt sür Jedermann ohne Anfeben der Person gelten, wie die Gesetze, und wir möchte» den drin gende» Wunsch »ach einer Revision dieser etwaigen Bc- siiniinungen, bcziebcnklich nach einer sachgemäßen Bcanssich tigung der Bclricb-bcainlc» auSdrückcn. Wenn der Staat ans den RechiSsin» der Bürger rechnen will, so darf diesem Rechissinn auch nicht angenfällig zu nahe getreten werden. V. Berlin, 12. Juni. (Telegramm.) Ter Kaiser empfing heute früh um 7'« Ihr den Geb. Coinnierzicnralb Krupp aus Este» und nabin daraus den Vortrag dcS Krica- ministeiS Bronsart von Schellcndorff entgegen. Von 9 Ubr ab besichtigte der Kaiser aus dem Bornstctter Felde das erste und da« dritte Garde-Ulanen Regiment »nd nabm nach dem Schlüsse der Besichtigung aus dein Bornsledtcr Felke eine Reihe militairiscker Mcldnngcn entgegen, worauf er einer Einladung dcS OfficiercvrpS de- dritten Garde-Ulanen Re giments zur FrübsliickSlafel im Casino desselben zu Potsdam folgte. — Am Donnerstag werden, wie verlautet, außer dem König von Schweden auch der Groß!,erzog und die Grcßberzogin von Mecklenburg in Berlin «inlrrffo»
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