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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.06.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940614017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894061401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894061401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-06
- Tag1894-06-14
- Monat1894-06
- Jahr1894
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Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. AuzeigeuPrei» die 6 gespaltene Petitzelle SC Psg. N,,l,«»il «Uer da« «edaül^ftrlch (4^- chäüeu »0-4. »vr de, -amtlt«»ach^ch»»» iagespalte») 40 >4. Größer, Schrift», la,t »aferrm.Drei«, »«»»rchaiß. radellarifcher »ad Zisf«as»tz »ach höhere» Taris. 'veilaaea (zesalzl), >-AuSaabe, ohne ml« «ostbesSrde, Ertv««vei>aakn Okorae» ^4 SO. »a« mit he« Postbesördernng «rder»»g ^ 70.—. ^»«ah«rschl»b str Aiyei-r«: >b«ud»>u»gabr: Vormittag« 10 Uhr. Morge u-AuS-ab«: Nachmittag« 4 Uh» Sonn- »nd Festtag« früh '/,S Uhr. Bei de, Filialen uad «nnadm,stellen j» ^»« halb« Stand« früher. U«,ei^, p,h st«» « di, GrZedittan ^ V« richte». 0 r Dr»ck and Verlag »», L -ol, dl Seivzlg. Amtliche Bekanntmachungen. Veffentliche Sitzung der Handelskammer Krrttag. »rn 11. Juni 1884, Nachmittag» « Uhr» in drrrn Sitzungssaal, Nene Börse. Tr. X. I. Tagesordnung: 1. Registrande. L Bericht LcS BersasiungS- und Wahl-Ausschusses. die Theil- nahme ») an dem internationale» B»il»r»sch>fisabrts- ikangretz im Haag, sowie d) an dem iiitrriiationalr» itongrrtz über Zallpolttik und ArbeitSverfassuiig in Antwerpen betr. st. Berichle de« HandelSgesetzgebungs-Au-schusses über ») La- Ersuchen der Handel«, und Gewerbekammer zu Trcsde», den Erlog eines Ersetze» über Sa» Wafier-Nrcht betr; d) da» Ersuchen des ttünigl. Amtrgerichis Leipzig um eine gulachtlichc Slcuberung, Lcrgiltung de« DiSrant» für in :iüblliug gcgrbciic Urchscl belr., c) da5 Ge'uch des Bercin» Berliner Agenten, da? Verhiiltnlsi der vgenten 1» drn von ihnen vertretenen Ha»vclohä»,rr» beir. 4. Feststellmig de« 1. Lheils »nd der Einleitung zui» H. Thcil des Zahrr-berichts für 189Z. h. Berichte des BerkehrS-AuSschusse- über ns die Verordnung des Ztönial. Finanz-Mintsteriuin«, die Beschast'ung der Kosten für den lkanal »ach der 2aale betr.; b) das Ersuchen der Handels- und Gewerbekammer zu Plane», die Erstellung eint? -liiSnah,ne-Tari,s für Ausfuhrgüter über «ll^ rnünsterol ?etit Owix betr. 8. Bericht über die von der Handelskammer z» Halle ver anstaltete Vereisung der Laale am IS, Mai d. I. Lekanntmachung, »ie «»»gäbe neuer Zinsbogrn für die Schnldscheine der Leipziger Stadlanlrihe vom I». Mai 1884 detr. Tie Ausgabe ueuer Zinsbogen für die Schuldscheine der Anleihe der Lladt Leipzig vom iS. Mai I8K4 findet gegen Rückgabe der ablausenden Zinsleislen van» 15. diese» Monat» an bei naserer Stadtcasie an den Wochentagen ia der Zeit vou 9 Uhr Sorniittags bis 1 Uhr Mittags statt. Hei Einreichung der nach iüttera und Nummernsolae geordneten Zietteislen ist bei Posten bis 30 Stück »in dieselbe Ordnung ein- hallendes Verzeichnis, beizusüge», wogegen bei einer grötzeren A». radl von Zinsleislen zwei gleichlaukdnde Verzeichnisse beiziigeben find, F-mnlarc hierzu sind in unserer Stodtcassc in Einpsang zu nehmen, ««wattige Betheiligte haben den Unitausch persönlich oder durch Beaainaglt zu besorgen, da wie aus Zusendung der Ztnsbogen, sowie überhaupt auf darauf bezüglichen Schriftwechsel nicht ein- gkhen können, Leipzig, den 1. Juni 1894, Der Math der Stadt Leipzig. 11r. Georgi. C. Schulze. Lekannlmllchnng. Di« Einlösung der am 30. dirsr» Monat» sälligea Zinsscheine und Schuldscheine der Leipziger Stadtanleihen ersolgt bereit» vom 1». diese» Monat» ab bei nrserer Stadtcasse in den Stunden von S Uhr Vormittags bis I Uhr Mittags. Leipzig, den 11. Juni 1894. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Gcorgi. C. Schulze. Lekailntmachunq. Die Fnhwegregrlung in der Licbig-Slraßo, von der Frauenklinik bis zur Johanni» > Allee, soll an einen Unternehmer verdungen Verden. Tie Bedingungen und Unterlagen für dieie Arbeiten liefen in unserer liesbau-Verwaltung, Ralhbaus, L, Obergeschoß, Zimmer Rr, 23 au? und können dort eingesehen oder gegen Entrichtung von 50 die auch in Briefmarken eingescndet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Nusschrist „-»fzwcgregklnng in »rr Licblg-Strafzk" verleben in dem obenbezeichneten Geschäftszimmer Pi» j»m 21. diese« Nenat» 5 Uhr Nachmittag? einzureichen, Ter Rath behält sich da? Recht vor, sämmtlich« Angebot« ab- -»lehnen. Leipzig, den 11. Juni 1894. Des Rathrs der Stadt Leipzig lc, 2748. Strafzrnbanpepntation. Bekanntmachung. Nachdem von den der Stadtgemeinde gehörigen, am 28, vorigen Nvnat» versteigerten und an der Straße U und der Eck« de« Taubchenweg? und der Nostitzstraßc in Leipzig-Reudnitz gelegene» Lioplätzk» Nr, l nnd 13 ersterer dem Höchstbieter zumschlagen worden ist, alle Gebote aus den andern aber abgelehnt worben sind, enllafie» wir die übriaen Bieter auf den Platz Nr. 1 und alle Bieter aus den Platz Nr. 13 in Gemäßheit der Versteigerung?- bedingnnge» hiermit ihrer Gebote. Leipzig, den 11. Jurti 1894. Ugtb drr Stadt Leipzig. ' 804. vr. Grorgi. Krumbiegel. Bekanntmachung. Nachdem die öffentlich ausgeschriebene Herstellung einer 8in- frik»i,un, für Len Lteinablagrruug»platz am Mühlweqe in Leirzig-Reubnitz vergeben worden ist. werden di« unberücksichtigt gebliebenen Bewerber hierdurch au? ihren bez Angeboten entlassen. Leipzig, den II. Juni 1894. LKI6 r«r »ath der Stadt Leipzig. vr. Georgt. Lolditz. Donnerstag den 14. Zuni 1894. 88. Jahrgangs , n. urn L » ^ Wiesenverpachtuny. Dl« der Sladtgemeind« Leipzig gehörigen Wiesenparzellen Nr. 235 nnd 240 des Flurbuchs für Leutzsch von 4 d» 52 » — 8 Acker iO Ist Flächengehal«, zwischen der Luppe und dem Bauerngraben « drr Gonge gelegen, sollen Krcttag, den 22. d». Mon.» Nach«ittagS 2 Uhr « Ort «nd Stelle zur Heu» und Grummetnutziing abtheilungswelie »ege, soiortige Baarzahlung und unter den vorder bekannt zu machenden Beringungen an den Meistbietenden versteigert werden. Zusammenkunft: 3 Uhr an dem Uebergange der Thüringer Üfntbohn nach der großen Eiche. LüpziL den ll. Juni 1SS4. Re« Nartzr« der Stadt Leipzig -arstdepntattan. Ausschreibung, den -irnbau de» Grassi Mnseiii»» in Leipzig betr. Die Anfertigung und Ausstellung von fthmirdreiserne» Treppen für das Grassi-Museum soll vergeben werdcn. Die Zeichnungen, Arbeilsverzeichnisse und speciellcn Bedingungen können bei unserer Hochbauverwallung. RalhbanS II. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, gegen porlo- und bestellgeldfreie Einsendung von 1 .X 50 welche auch i» Priesmarken erlegt werden können, bezogen oder kostenlos »ingeschen werden. Nähere Ausknnst über Aussührung re. wird im Baubureou der Grassi-Museum» an der ttcamerstraße errheilt, woselbst auch Probe stücke zur Ansicht ausgestellt sind. Tie Angebote sind versiegelt und mit der Ausschrist: „Grassi- Museum, Herstellung eiserner Trepven betr." bis zum 5. Juli o. Vormittag? lO Uhr im Raltzhai:? II. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, portofrei einzurcichen. Der Rath behält sich di« Auswahl unter den Bewerbern, die j Theilung der Arbeit und die Ablehnung sSinmtlicher Angebote vor. Leipzig, den 11. Juni 1894. In. 27oS. Tcr Rath der Stadt Leipzig. vr. Gcorgi. Lindner.1 Ke sucht wird der am 4. September 1841 in Flemniing geborene Hand arbeiter t«ustav Adolf Jndcrslcbc», welcher zur Fürsorge für seine Kinder a»zuhatten ist. Leipzig, den 29. Mai 1894 Ter Rath der Stadt Leipzig. Rrmril-Riiit, Sldth. IV». X. 8. IV», 760e 91 3320. Hentjchel. tzr. Loncursverfnhren. In dem Coneursversohren iiber dos Vermögen de? Schuh- sabrikanlen Karl hteprrt zu Weißensel« ist zur Prusung der nach träglich angemeldelen Fordeningen Termin auf drn II. Juli 1884, Mittag» 12'/. Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte hierseldst, Zimmer Nr. 7, an beraumt WeißeufelS, deo 9. Juni 1894. Pet schick, Secretalr, GerichtSschreiber d«S Königlichen Amtsgericht». Sismarck über die polnische Frage im Jahre 1848. v. L. Stürmische« Frrudengeschrri erschallte jüngst zu Posen aus dem polnischen Katholikentage, als ein Redner den Sturz de» Fürsten Bismarck erwähnte. Kein Wunder! Seit einem halben Jahrhundert hat »n Deutschland Niemand so treue Wackt an Warthe und Weichsel gehalten wie Fürst Bismarck. Darum ist c» begreiflich, wenn die unversöhnlichen Feinde de» deutschen Bolkstbum» jede Erinnerung an den Augenblick, der ihren unerbittlichen und unbestechlichen Wider sacher der Macht beraubte, mit Jubel begrüßen. Der national fühlende Deutsche aber hält heute mit banger Sorge den Blick nach der Ostmark des Reiches gerichtet und beklagt mit jedem Tage mehr, daß auch dir Polenpolitik Bismarcks zum alten Eise» geworfen wurde. Nicht zum ersten Male weicht die Pclenpolitik der leitenden Kreise in Preußen von der Auffassung des Altreichskanzlers ab: schon im Jabre >848 sah der Landtagsabgrordnete von Bis marck sich genölhigt, durch Wort und Schrift die „Versöhnung« Politik" der Regierung gegenüber drn Polen zu bekämpfen — leider ohne Erfolg. Wen» wir an dieser Stelle des Näheren auf die damaligen Vorgänge eingehen, so rechtfertigt sich da» im Hinblick auf die Gegenwart von selbst. Diesr Lehre der Vergangenheit wird gottlob weiten Kreisen unsere» Volke» nicht verloren gehen, mag sie auch auf den „neuen EurS" keinen Eindruck machen*). Al» in den Berliner Märztagen die Truppen hatten ab ziehen müssen, war eine der ersten Sorgen der .siegreichen Demokratie" gewesen, eine Massenbegnadigung der polnischen Empörer von 1840 zu fordern. Diese Forderung war gewährt worden — wa« gewährte der König nickt in jenen trüben Stunden! — und die befreiten edcln Polen eilten nun in ihre Heimalh. Hier dankten sie der Bevölke rung Berlins sür ihre Verwendung und dem Könige jür seinr Gnade dadurch, Laß sie einen neuen Aufstand gegen die preußischen Behörden und gegen die halbe Million deutscher Einwohner PosrnS erregten. Al- von dorther der Erzbischof PrzyluSki mit einer großen polnischen Abordnung in Berlin erschien und der Regier»»» die Forderungen der polnischen Nation" bekannt gab, erdielt er am 24. März die verhängnißvolle Zusage .einer nationalen Reorganisation de» GroßherrogthumS Posen", welche von einer au« den zwei Nationen zusammengesetzten gemischten Eommission berathen werden sollte. Wie dir Polen die Forderung auffaßlrn, welche die Regierung ihnen am 24. März kopflv- bewilligte, das offenbarte das polnische Crntralcomits in Posen einer Abordnung deutscher Einwobnrr schon am 23. März, noch «he dir königliche Zusage rrlheilt war. mit echt sarma tischcm Hcchmuth: das Ziel de- EomitsS sei die Her stellung von ganz Polen. Bon diesem Vorgang konnte Bismarck schon Kennlniß haben, als er am 5. April im Vereinigten Landtag die polnische Frage berührte. Von der schwächlichen Nach giebigkeit der Regierung gegen die Polen durch die Zusage vom 24. März war er jedenfalls unterrichtet. Sem deutsches und preußische» Herz war dadurch im Innersten getroffen. Die nationale Besorgniß vor den Folgen dieser verhängnißvolle» Gutmüthigkeit der Regierung prägt sich in den bewegten Worten au», die Bismarck am 5. April 1848 im Vereinigten Landtag sprach: .Ter Vortrag des Herrn Minister» de» Innern (AuerSwald) über die Lage de» Lande» „Nach dieser Erklärung meine persönliche Ansicht vr» der Regierung rin- führt. Ich bin fest über- *) Die nachstehende Darstellung ist einem neuen Buche unsere» Mitbürger» vr. HanS Blum entnommen. Dasselbe führt den Titel .Fürst Bi-marck und seine Zkit. Eine Biographie für da» deutsche Volk" Ter erste Halb band des Werke» wird von der E. Ö. Beck'scheu Verlags buchhandlung in München (Oskar Beck) Ende dieser Woche au»g«geben werde». Da» ganze Werk soll >0 Halbbände zu je etwa 270 Seiten umfassen «nd bi» zum 80. Geburt- tage de- Fürsten l>- April l8S5) abgeschlossen vorliegen Wir beschränken un» heule auf diese Ankündigung und werden später eine ringebenke Besprechung veröffentlichen Red de» .Leipz. T-gebl." und über die Maßregeln, mit denen die Negierung bemüht sei. Ordnung nnd Sicherheit wicderherznstellen, wird gewiß nickt verfehlen, eine beruhigende Wirkung ans die Gemülher auszuüben; dock ich vermisse in der gegenwärtigen Lage unseres Innern die dreiste Berührung einer der Nessle» Wunden, dir der Rübe Preußen» geschlagen sind. Ich meine die polnisch- nalionale Entwickelung de- Großherzogthums Posen, welche dir Regierung sich zur Ausgabe gestellt zu baden scheint. Ehe ich hieraus weiter cingchc, richte ich an die Regierung dir Frage, ob c- ikr willkommen ist, schon heule aus die Erörterung der Frage eiiizugchcn, indem ich »och bemerke, wie ich es für nothwendig balle, daß die Regierung, ehe wir auSeinandrrgehcn. diese Frage erledige und offen ihre Absichten in Bezug auf das Großhcrzogibnm Posen anSspreche und di« Ansicht der Ver tretung de- Landes darüber höre." Staat-minister v. Aucrswald erklärte sich bereit, sofort zu antwertcn. Daraus fuhr Bismarck fort: wollte ich mit wenigen Worten darüber au-iprecken, wohin d>e geschlagene Richtnng der Politik zeugt, daß die Reorganisation der polnischen Nationalität nnS nur zwei Alternativen in Aussicht stellt, die beite für Preußen gleich traurig sind. Die erste ist die Wiederher stellung eine- polnische» Reiches in den Grenzen von 1772. Jedem, dem die Landkarte ans der damaligen Zeit bekannt ist..slinrnhe in der Versammlung.) Diese Unterbrechung deS Redner« benützte der Minister, ibn gleichfalls zu unterbrechen, indem rr unter lauter stimmung des Hause» erklärte, daß rr nur „über di« sichten und Absichten der Regierung in Beziehung auf da« Großberzogthum Posen" von heute Rede stehen werde, „daß ich aber weder heute noch morgen es hier am Orle und an der Zeit finden kann, mich Uber ein Königreich Polen vom Jabre l772 oder rinem andern Jahre zu äußern." Drr Minister machte es sich offenbar sehr hrquem, indem rr ablehnte, Worte zu hören, welche ihn und dir Versammlung aus hundertjähriger GeschichtSersahrnng vor den Folgen seines Thun» hätte» zurückschrecken können. Aber die Versammlung zollte ihm ungestüm Beifall. Daraus erklärte BiSmarck: .Ich habe geglaubt, daß die Besprechung der Sache selbst auch die Beleuchtung ihrer Folgen nölhig mache. Es ist nicht meine Absicht, der Negierung jetzt Verlegenheit zu bereiten, und ich werde schweigen, nachdem da« Ministerium erklärt hat, daß cs nicht wünsche, aus die Sache einzugchen." Minister Aurrswald versicherte nun nachdrücklich, daß „ebenso wie man in dem Grcßhrrzoglhum Posen daS Recht der polnischen Nationalität schirmen und fördern wolle, man die Berechtigung der Deutschen in Posen ungekränkt und unverletzt erhalten muffe und erhalten werde." Damit war die Angelegenheit in dieser hohen Versamm lung erledigt, aber die Folge zeigte, daß Minister nnd Land lag auch hier sehr unrecht thalen und das Land schwer schädigten, indem sie ablehnten, Bismarck einfach auSrede» zu lassen und nach dessen wirklich besserer Einsicht ibrc Ent sckiüsse zu fassen. Tenn alle Zusagen des Minister- vom Schutze der Deutschen in Posen verflogen in den Wind. Die Polen dagegen erhoben offen die Fahne der Empörung, um die königliche Zusage der „nationalen Nevrganisaliön Posen»" in ibrcm Sinne in- Werk zu setzen. AuS Ruß land, au« Oesterreich strömten polnische Zuzüge nach Posen, desgleichen zahlreiche französische Emigranten. Nun wurden die königlichen Beamten verjagt, die könig lichen Lassen beschlagnamt, die preußijchen Adler ab gerissen, Steuer» nnd Lieferungen ausgeschrieben, jede Grwaltthat, Bedrückung und Grausamkeit gegen Deutsche und Juden verübt. Und als die preußische Negierung sich dieser polnischen Wirthschast endlich in bescheidenster Weis« er wehrte, indem sie die rei» deutschen Bezirke Posen» von der nationalen Reorganisation" auSnahm und dem deutschen Bunde einverleibte, da begannen die Polen, unter dem Bor wand, daß „Berrath" geübt, „die siebente Theiluug Polen»" vollzogen werde, den offenen Kampf und blutigen Bürger krieg.*) Freilich wurden sic schon in der ersten Hälfte des Mai gcnötyigt, die Waffen zu strecken, ihre Banden ausgelöst, die Ordnung überall herstellt. Aber Alle» das wäre wabrschein lich vermieden worden, wenn man im Bereinigten Land läge BiSmarck « Warnungen und Nathschläge angebört und befolgt hätte. Indem wir da» auSsprechen, betonen wir jedes Wort und sind überzeugt, mit keinem zuviel zu sagen oder zu übertreiben. Denn was Bismarck damal» im Landtag sage» wollte, hat er kurz nachher, am 20. April l848, in einer Zu schrift an dir .Magdeburaischc Zeitung" öffentlich nachgeholt und kundgegeben. Di« Wucht seiner damaligen Werte und Gründe aber ist so bedeutend, seine Ausführungen sind von so unvergänglichem Wcrthr, daß da« tüchtige Provinzialblatt diesen längst vergessenen Zeitungsartikel BiSmarck S 38 Jahre später, am 5. Januar 1886, von Neuem abdruckte, a>« Polen und Ultramontane gemeinsam einen große» Sturmangriff gegen den deutschen Reichskanzler in Scene setzten. So treffend erschienen noch 1886 die Worte, welche BiSmarck 1848 ge schrieben hatte! Wir möchten hinzusetzen, daß diese Worte heute, bei der Liebüugelei mit den Polen, erst recht lesen- werlb seien. Der Artikel lautet: „Die Befreiung der wegen LandeSverratbS verurtbeilten Polen ist eine der Errungrnschaslen de» Berliner März kampses, und zwar eine der wesentlichsten .... Tic Berliner haben die Polen mit ihrem Blute befreit unk sie dann eigenhändig im Triumph durch die Straßen ge zogen. Zum Dank dafür standen die Befreiten bald darauf an der Spitze von Banden, welche die deutschen Einwohner einer preußischen Provinz mit Plünderung und Mord, mit Niedermrtzelung und barbarischer Ver stümmelung von Weibern und Kindern heimsuchen. So bat deutscher Enthusiasmus wieder einmal zum eigenen Schaden fremde Kastanien au» dem Feuer geholt. Ich hätte e« erklärlich gefunden, wenn der erste Aufschwung deutscher Kraft und Einheit sich damit Luft gemacht hätte, Frankreich da» Elsaß adzufordern und dir deutsche Fahne aus den Dom zu Straßburg zu pflanzen. Aber «S >st mehr als deutsche Gutmüthigkeit, wenn wir un» mit derRitterlichkeit von Nom a„beiden vor Allem dafür begeistern wollen, daß deutschen Staaten da» Beste von dem entzogen werde, was deutsche Waffen im Lause der Jahrdunderte in Polen ge wonnen halten. Das will man jubelnd verschenken, einer schwärmerische» Theorie zu Liebe. Eine nationale Ent wickelung des polnischen Elemenis in Posen kann kein anderes vernünsligcS Ziel haben als das, der Herstellung eines » » abhängigen polnischen NrickeS zur Vorbereitung zu dienen." BiSmarck führt dann weiter aus, daß die Pole» vor Erreichung diese» letzten Ziele» nicht rasten würden und könnten, gleichviel ob man ihnen ganze Provinzen Preußens oder nur den polnischen Theil von Polen auSliesere. Wie kann aber", fährt Bismarck fori, „ein Deutscher wriner- tichein Mitgefühl und liiipraklischrii Theorien zu Liebe dasür schwärmen, dem Vaterland« in nächster Nabe einen rastlosen Feind zu schasse», der viel gieriger nach Eroberung aus unsere Kvsten sein muß, als der russische Kaiser'/.. Schutz gegen Nußland brauchen wir von Pole» nicht, wir sind »nS jeldst Schutz genug. Ich halte daher unsere jetzige Politik in Bezug aus Posen sür die bedauerlichste Don Oilixoterir, die j« ein Staat zu seinem und seiner Angehörigen Verderben begangen hat. Gutsbesitzer v. B. auf Schönhausen." *) ..... Die Polen fielen mordend über ihre deutschen Lands leute her Noch einem barbarnchen Kample, wobei politischer und religiöser Fonalirmu« mlt Nationalhab gepaart, die Polen ,u den »nlletzlichsten Grinelthaten trieb, erlogen die Insurgenten der Lapserkett der preußischen Truppen." Wcher S Wettgelchichte.) Tie poetische Aussorderung zur Abschiachlung der „deutschen Hunde", di» damall, wie gestern mitgelbeilt wurde, der hochwurdige Propst von Butt erließ, Hai also „voll «nd ganz" ihr» Wirkung gelhan Red des „Leipz. Tagebl." Deutsches Reich« s. Leipzig, 13. Juni. Die Befreiung eine» eng lischen Geistlichen au» der Aachener Alepianer- Bruderanstalt deschäsligt gegenwärtig die allgemeine Auf- mrrlsamkeit. Die ganze gebildete Welt ist einig i» der Ver- urtheilung der Möglichkeit, daß ein gesunder Mensch in eine Irrenanstalt eingesperrl werde» kann, und in der Verurldei- lung dc» die Anstalt leitenden Ärzte- Diese Verurikeitungen sine sreilich nur in dem Falle berechtigt» daß l) jene Ein- spcrrung tbatsächlich slallgcsuliden bat — und das fesiznslellcn >s» Sache der Gerichte — »»o 2) daß der Arzt der alleinige ver antwortliche Leiter tcr Anjlalt iß — und bas ist er nickt. Der Anstaltsarzl selbst hat im Vorjahre („Aerztl. Eenlralanzciger" Nr. 37) bei einer anderen Gelegenheit mitgethcilt, daß er die Anstalt ärztlich leitet, daß aber dir Alerianer die Anstalt verwalten und die Kranken pflegen. E» besteht also dort eine Doppelherrschaft. Eine solche Verfassung arbeitet nach alten Erfahrungen allenfalls nur dann genügend, wenn der eine Theil der Leitung dem Uebergewickic de- andere» Theil- willig oder gezwungen sich linierordiict. Meist ist e« die Verwaltung, die thatsäcklich die Allcinberrschasl führt; der Kraule läuft dann Gefahr, daß sein Wohl Verwaltungsrücksichken »»ilcrgcordncl wird. Es kann dann wohl Vorkommen, daß dem JrrcnanstallS-Arzle von der Verwaltung eine Person zur Untersuchung geschickt wird mit dem Bedeuten, daß es sich nach den Aelen «m einen diSber zweiseldaft gebliebene» Zustand bandele und daß ärzt liche Beobachtung i» der Anstalt, also die Ausnahme der Person wünschenswertb erscheine. Da mi» in so geleileien Anstalten di« Enlschcikung über die Aufnab nie von Pfleg linge» Verwaltungsjache ist, während dem Arzte nur gui achtliche Milwirlung und die-tranken-Behandlung zusteht, so wird sich der AnsialiSarzt mindestens in Zweiselsällen hüte», da« gute Nccht der Verwaltung zu bekämpfen. Leicht möglich ist e«, daß in Aachen die Sache ähnlich liegt. Wenn nun die öffentliche Meinung den Anstaltsarzl sür die Vor koininnisse verantwortlich macht, so beweist taS nur den gesunken Sinn de» Volkes, das nicht begreift, wie eine Irren anstalt nicht unter der alleinigen und in Allem verantwort lichen Leitung eines Arztes stehen kann. Hier liegt der wunde Punct der >etzigen vielbetämpslen Verfassung vieler Prival- Jrrenanftallcn. Der Staat genehmige daher die Gründung von nichtstaailichen Irrenanstalten nur unter der Bedingung, daß ei» approbirter Arzt mit der verantwortlichen, unter der Aufsicht der zuständigen Verwaltungsbehörde stehenden Anstalt?» leitung betraut wird. /k. Berlin, l3. Juni. Die „Voss. Zig." schreibt: „Die preußische StciatSliahnen - Verwaltung hat sich entschlossen, dein Beispiele anderer Zweig« der LtaatSdahne»- Verwalluug zu folgen und ollen ihren abkömmliche» Beamten einen Tommeruriaub von 14 Tagen bis 3 Wochen zur Er holung zu bewilligen. A>» abkömmlich gelten all« dieienigen Beamten, deren laulende Arbeiten wahrend der Beurlaubung von den anderen Beamten mit erledigt werden können. Beamte mit einer Dienstzeit bi» zu 20 Jahren können 14 Tage, solche mit einer längeren Dienstzeit 3 Wochen Urlaub erhalten, ohne daß e», wie bisher, der Beibringung einer ärztlichen Bescheinigung von der Nvth- wendigkeit einer Urlaubsreisc bedarf." Un« scheint, daß auf Grund dieser Verfügung gerade Diejenigen um den Urlaub kommen, di« ibn i» vielen Fällen am nöthigsten haben werden: die nicht-„abkömm lichen" Beamten, d. h. — nach der obigen Jnlervretaticn de« Begriff- abkömmlich — Diejenigen, die so viel z» lim» haben, daß ihr Arbeitspensum von einem anderen Beamten gleichzeitig nicht übernommen werden lann. Umgelehrt wird den Beamten, deren Arbeitspensum so wenig umsangreich ist, daß ein Anderer es nebenher zu erledige» vermag, auch noch der Vorzug der Beurlaubung zu Theil. t e-lix >zui pvtuit verum eo^nosoers * Berlin. >3. Juni. Die Vereinigten Berliner Kreis- synoden haben in ihrer gestrigen Verhandlung den bis herigen Widerstand gegen den Fortb ildungöunlerricht am iLonntag-Vormittag fallen gelassen »nd einen Antrag an da- Kirckenregiment beschlossen, der eine Verständigung in Aussicht stellt. Schon die von un« mitgetbeilt« Vorlage des LberkirchenralhS, welche die Zulassung de« Zrichenunlerrichl« am Sonntag-Vormittag unter der Voraussetzung der Einrichtung von Morgen-Andachten in den Fortbildungsschulen in Aussicht nabm, ließ erkennen, daß trotz der Ablehnung der hierauf bezüglichen Regierungsvorlage seiten« deS Reichstags drr kirchjiche Widerstand gegen eine unabweisbare Forderung al>
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