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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.06.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940616011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894061601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894061601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-06
- Tag1894-06-16
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4- r. ?. 6, s. «Nen. llono». wleli ko». Stück »l»rk - 8. - «. 1 Y. r» »<r. ; s. Stück U-rk Bezugs.^ eiS tz ter Hanptezprditton oder Sen im Stadt« tqftt un^ den Vororten errichteten Aut- 2ch»lle» abgeyott: vi»rt»Ijäbrlich^t4.üO, tei zweinlcüaer täglicher Zustellung tu« » ücho Durch die Post bezogen für t«aschlaad und Oesterreich: vieneliährlich a «.—. Direete tägliche Kreuzbandienbung tiB Autlaud: monatlich 7.S0. ^leviorgtu-Lutgab« encheint täglich '/-? Uhr, die Ibeab-Au-gabr Wochentag« ü Uhr. Le*«Ltio» und LrveLitio«: J»tz«n»e«,affe 8. Iteirpeditio» ist Wochentag- ununterbroche» geMet »» früh 8 btt Abend« 7 Uhr. Filialen: ttt» AI»««'« Lartim. (Alfred Hat»)« Uaiversitätsstraß« 1, L» n« Lösche. ßrtharinenstr. 14, part. »ud Ktznigsplatz V. Morgen-Ausgabe. ÄMtr Tageblatt ^° 303. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 17. Juni, Vormittags nur bis V»9 Uhr geöffnet. LxpeiUtlon ües L.e1p/4xer l'nxedlattes. Amtliche Bekanntmachungen. Letrannlmachung. Nachdem die öffentlich ausgeschriebene Umpftafterung der rräschleiihaltcftelle vor dem Grundstücke der „Teutonia" an der Schützen- und der Earl-Straße hier vergeben worden ist, werden die »»berücksichtigt gebliebenen Bewerber hierdurch au- ihren bez. An- geboten entlassen. Leipzig, den 12. Juni 1894. le. L674. Der «ath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Etz. vermiethungen. In den nachgenannten, der Stadtgemeinde Leipzig gehörigen Grmidslücken sind folgende Miethräume gegen viertel- bez. halb jährige Kündigung anderweit zu vermietben: 1) NathhauS, Gewälbr Nr. 2V — nach dem Nasch markte —, 2) Grimmaische Straße Nr. 1 »ine Wohnung in der III. Etage, 8) Nrtchsstraßr 4ir. 1 — Sellier'S Hof — u. eine Wohnung in der III. Etage, b. » » » » IV. Etage, 4) VetchSftratze Nr. 7 ein Verkanfsgewölbe im Erdgeschoß rechts, neben dem Hauseingangc, bl Nrumarkt Nr. 1t eine kleine Wohnung in der V. Etage, 6) Kupfrrgafie Nr. 1 — Kramrrhau« — ein Kellerraum, 7) Nitterftrahc Nr. 28 — Grorgrnhalle — ein Ber- kaufsgewölb« — Nr. b — (Brühljeite) da- dritte von der Goethestraße aus, 8) Windmühlcnstrahc Nr. 7 eine Wohnung in der II. Etage rechts. 5) PkterSfteiiiwkg Nr. 17 — Grüne Linde — eine kleine Wohnung in der II. Etage des Hintergebäudes, 10) GemeindeauitSftrasre Nr. 4 in Leipzig-Lindenau das ganze Grundstück zu Niederlagszwecken, 11) GemeindramtSstrabr Nr. 0 in Leipzig-Lindenau ». Niederlagsräume im Parterre rechts, d. eine kleine Wohnung in der II. Etage links, «. eine deSgl. recht«, 1L) Kurze Straße Nr. 12 — ehemal. Nathhans — in Leipzig-Plagwitz die jetzigen Kirchenexpeditions- räume im Parterre, 13) Hauptstraße Nr. v« in Leipzig-Kleinzschocher, rin» kleine Wohnung in der III. Etage, 14) «bemal. Armenhaus in Lripzig-Lötznig, eine klein» Wohnung, 1b) Neitzrnhainer Straße Nr. 1S4 in Leipzig-Thon bcrg, ein» Wohnung im Erdgeschoß, IK) «larastratzr Nr. 1« in Leipzig - NeuschSnefeld, b Kellerabtheilungen, 17) Wnrzner Straße Nr. SS in Leipzig - Neusester hausen, a. »ine Wohnung in der I. Etage rechts, d. eine Wohnung in der II. Etage links, 18) Markt Nr. I — ehemal. Nathhaus — in Leipzig Eutritzsch, eine große Wohnung in der II. Etage rechts, 19) Telitzschcr Straße Nr. 112 in Leipzig-Eutritzsch, eine Wohnung in der III. Etage links. Die Miethräume unter b, 10, 11a, lld, 14, 16 und 19 sind srsort, oiejenigen unter 6, 11c und 13 vom 30. Juni lausende» AahreS, diejenigen unter 1, 2, 3b. 4, 7, 8, 9, 12, IS, 17 und 18 vom 30. September laufende» Jahre« und diejenigen unter 3a vom ZI. März 18-5 ab zu vermielhen. Miethgesuche werden aus dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 8 entgegen genommen. Leipzig, de« 7. Juni 1894. Ser Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Morche Steckbriefs-Erledigung. Der unterm 24. Juni 1893 hinter dem Mechaniker und Gelegen heitsarbeiter Heinrich Erich Albert Klcinert au- Leipzig erlassene kteckdries ist erledigt. Altona, den 13. Juni 1894. Ter Erste Staat»an»alt. Anzeiger. Drgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Sonnabend den 16. Juni 1894. e. - u iiU° 4» »- vom Lap zum Nil. * Tie Sprache, welche die deutsche Presse und, allein An scheine nach, auch die deutsche Diplomatie gegen da- Ab lammen Englands mit der Regierung de- Congo staaleS sübrt, hat, wie wir schon im gestrigen Abendblatte detonten, in England ersichtlich einen Eindruck gemacht. Aber er ist noch nicht tief genug, um zu rem rechten Entschlüsse zu führen. Die Sprache Deutschland« muß daher eine noch teuilicherr und entschiedenere werden. Und sie darf »»erden, da Deutschland im vorliegenden Falle, wie rer- iLieden auch die Gründe seiner Einsprüche gegen den Vertrag von den Grünten der französischen und türkischen Proteste sein mögen, nicht allein siebt und bei geschickter Benutzung der Umstände mit Frankreich i» einer Weise sich verständigen kann, die auch sür da- sonstige Per öältniß der beiden Reiche von Borthril sein und England »och mehr isoliren müßte, als e« durch seine eigensüchtige Politik schon ohnehin ifolirt ist. Gerade da« kan» England »icht deutlich genug zum Bewußtsein gebracht werden. Wir hegrüßen e« daher, daß da« „Deutsche Wochenblatt k>»e solche Verständigung mit Frankreich nachdrücklich de sSrwortet, den Engländern zeigt, war sie zu besoraen haben Nenn die deutsche Diplomatie mit energischer Conseguenz dsrgeht, und zugleich dieser Diplomatie rin solche» Vor zehen eindringlich an- Herz legt. Der „Vom Cap zum Nil tbrrichriedrue Artikel, der weitere Verbreitung durch die Dress« verdient, lautet: Mit der Beharrlichkeit, welche die englische Nasse aus- zeichnet, verfolgt die englische Politik das stolze Ziel, Afrika vom Cap zum Nil englisch zu macken. Daß andere Völker ein gleiche- Recht auf coloniale Ausbreitung besitzen, liegt außerhalb der englischen Anschauungsweise. Den Angelsachsen «hört die Welt und wer einen auch noch so bescheidenen lntbeil am Weltbesitz sür sich beansprucht, verletzt damit britische Interessen. Ob TorieS oder WighS regieren, die englische Politik ist immer dieselbe, sie ist getragen von dem Nationalbewußtsein des ganzen englischen Volkes. Man erträgt cs an der Themse vielleicht noch, daß kleinere Völker, Portugiesen ober Belgier, die uian im geeigneten Augenblick vergewaltigen kann, sich in Afrika festsetzen, baß aber auch Deutsche und Franzvsen sich herauSnehmeii, ihren Antbeil an Afrika zu fordern, daS ist eine Ucberhebung und ei» Eingriff in die heiligen Wellherr- 'chaflSrechte des AngelsachsenthumS. Jede deutsche Erwerbung in Afrika führte folgerichtig die Engländer dazu, „Compensalionen" zu fordern. Wir waren chwach genug, statt derartige Anschauungen ohne Weiteres abzuweiscn, solche und zwar über alles Maß hinaus zu- .ugestchen. Mil dem deutsch-englischen Abkommen von 1890 laben wir die Ansänge einer deutschen Wcltmachtpolitik in Afrika begraben. Wir sollten aber doch wenigsten- aus der Vergangenheit so viel gelernt haben, daß auch wir jetzt „Compensatioiien" fordern. Die Abtretung der Walsischbay und der Samoa-Inseln halten wir für die erste Bedingung, darüber binauS aber darf die Geltgenbeit nicht versäumt werden, die bei Ab- teckung unserer Grenzen gemachten Fehler zu corrigiren. Ader auch nach solchen Zugeständnissen dürfen wir nicht zugeben, daß unsere ostafrikanische Colonie vom Congostaat adlgeträngt wird. Wir habe» keine Veranlassung, dem englischen Schlagwort „Vom Cap zum Nil" zu Liebe unsere größte Colonie in eine englische Enclave verwandeln zu lasse». Es ist für ein Land keineswegs glcichgiltig, wer an seinen Grenzen sitzt und damit seine Flanken bedroht. Wir müssen da« größte Gewicht darauf legen, daß, nachdem u»S durch ungünstige Verträge die Möglichkeit abgeschnitten ist, unsere westlichen und östlichen Besitzungen in Verbindung zu setze», uns wenigstens im Congostaat ein neutrale- Mittelstück bleibt. Denselben Werth, den es sür England dal, eine direete Verbindung zwischen dem Norden und dein Süden eine- afrikanischen Reiches herzustellen, denselben Werth hat es sür uns, das Zustandekommen dieser britischen Weltmaucr zu lnntertreiben. Sehr erfreulich ist cS sür uns, nicht nur vom Stand- punct der colonialen Politik, sonder» vom allgemeinen poli tischen Standpuiicle auö, daß die deutschen und französische» Interessen in Afrika durchaus Hand in Hand gehen. DaS „Deutsche Wochenblatt" hat die Franzosen seit lange aus die Notbwendigkeit dieser colonialen BundeSgenossenschaft bin- aewiesen und in dem Augenblick, wo Frankreich seine vollste Aufmerksamkeit auf Afrika richtet, dürfen wir vielleicht hoffen, daß es der Weitsichtigkeit der französischen Staatsmänner nicht entgehen wird, wo die Revancheschreierei und Dcutschen- fresserei thatsächlich keine andere Wirkung erzielt, als daß England als vergnügter Dritter sich in Egypten festsetzt und Afrika „vom Cap zum Nil" unter seine Botmäßigkeit bringt. Würde Frankreich sich nickt selbst die Flügel lähmen durch seine in den veralteten unfruchtbaren Bahne» der Revanche befangene europäische Politik, so hätte Eng land niemals gewagt, sich dauernd an den Nilmündungcn niederzulassen. In Wahrheit ist die englische Occupatio» Egyptens viel drückender sür Frankreich, als die Wieder vereinigung der doch ursprünglich deutschen Reichslandc mit Deutschland. Elsaß-Lothringen ging nach einem unglücklichen Kriege verloren, nach einem Kriege, in welchem die heroischen Anstrengungen der Franzosen zur Bertheidigung ibre« Vaterlandes ihnen die Achtung der Sieger und die An erkennung der Welt eintrugcn. Die Besetzung Egypten- durch die Engländer aber und deren andauernde Festsetzung in einem Lande, in welchem Frankreich die wichtigsten politischen und kulturellen Interessen zu vertreten hat, erfolgte ohne Schwert streich gegen Frankreich. Man denke, welche Abdankung der französischen Weltmachtspolitik dies bedeutet. Sollte da nicht die große und intelligente französische Nation endlich die Kraft besitzen, zu einer gesunden Realpolitik überzugehen, welche eine Verständigung mit Deutschland zur unbedingten Voraus setzung hat? An der Seite Deutschlands müßte Frankreich eine Art ideeller Continentalsperre gegen England in die Wege leiten. Hierzu könnte man Portugal und Italien leicht mit beranzieben und so eine solidarisch ver bundene europäische Völkersamilie schaffen, die die Interessen Europas mit Nachdruck vertritt. England- Weltmacht stedt in llebcreinstimmung mit der insularen Lage der „vereinigten König reiche" ohnehin außerhalb dieser Jntercsien Europas; die deutsche Rasse aber, verbunden mit dem französischen Volke und unterstützt von dem unverwüstlichen und mächtigen Cultursaclor, den die französische Nation in der alle» Well repräsentirt, könnte als Anwalt der „Kleinen" der Mandatar des europäischen Willens werden in einer Form, die der Zwang der Verhältnisse von selber liefern würde, und mit einer Macht und einem Nach druck ausgerüstet, deni der britische Löwe sich beugen müßlc. Die weitere Entwickelung der politischen Weltlage muß in dieser Perspective verlausen, und besäße Deutschland einen leitenden Staatsmann mit Genialität und weitem Blick, so würde dieser trotz dynastischer Hemmungen und trotz der politischen Unreife weiter Theile unsere- Volkes Deutschland koch diese Wege sübrrn muffen. Dieser Mangel an Genialität ist und bleibt die schwächste Seite des neuen CurscS, Niemand wird daS Sachliche dieser unserer Auffassung bestreiten können. In Frankreich »ebnien die Dinge einen ganz anderen Verlaus. Trotz Miuisterwechsel und mancherlei anderer Schwierigkeiten geht die Tlaat-leitnng »nentwezl demselben Ziele entgegen. Die Colonialpartei in Frankreich hat sich zu einer erdrückenden Mehrheit herau-zedildet, der neue Minister de- Aeußere», Hanolaup, ist offenbar der Vertrauensmann dieser Partei. Möchten die französischen Colomalsreunde er kenne», daß die Ordnung der europäischen Politik Frank reich« durch die Beseitigung de- Gegensätze« zu Deutschland ibnen allein freie Baba sür eine kräftige A»-oreilu»gtpol>tik jenseit- »er Meere schafft. Hier »st der Boten, wo Frank reich sich Ersatz sür die unwiederbringlich verlorenen deutschen Provinzen gewinnen kann, und hierzu wird Deutschland gern die Hand bieten." Deutsches Reich. «8. Berti», 15. Juni. Dcutschfreisinnige Blätter zrade» neuerdings wieder, da daS Gelingen der landwirib- chafllichen Ausstellung sür sich allein nicht auSreicht, die üble Lage der Landwirthschaft wegzudemonstriren, amtliche Mit- theilungen über die Zahl und Ursache» ländlicher Zwangs versteigerungen a»S. Sie bestätige» dadurch die Ansicht, die im November 1892 im preußischen LandeS-Lekoiiomie- Colleginm laut geworden ist und dabin gebt, daß jene Miltheilungen wenig nützen und viel schaden können, da sie „böswillige Urtdeile" über die Landwirthschaft ermöglichen. Tie Statistik der Zwangsversteigerung, wie sie jetzt anfgenoniinen wird, ist in der Tdat bedenklich. Schon die Zahl dieser Versteigerungen verleitet leicht zu falsche» Schlüffen. In Folge de« GefetzeS von >883 baden sich die Subhastationen in Preußen vermindert. DaS ist nicht so er- renlich, wie eS aus den ersten Blick scheint. Denn dir ge ringere Zahl der ZwaiiaSversteigerunzen ist oft eher ein Beweis sür die schlechte Lage der Landwirldschast, als sür ibr Gedeihen. In schlechten Zeilen werden im Allgemeinen die Sudbastationen von den Gläubigern nicht beantragt, weil diese befürchten, alsdann mit ihren Forderungen voll- ländig anszufallcn. Erst wenn die landwirthschastlichen Ver hältnisse sich wieder zu bessern beginnen, nebnien crsahrungS- mäßig die Subdastationen zu. Mit den Angabe» über die Ursachen der Zwangsversteigerungen steht es nicht ander-. Die Ursachen werten von den Landräldcn sestgestellt, und diese Beamten können in den seltensten Fällen ermilleln, warum ein Landwirlh zu Grunde gegangen ist. Sehr oft bat eine Sudhaslalion nicht eine oder zwei, sondern viel mehr Ursachen, und darüber hat nur ein Mann ein Unheil, der die Wirthschaft, die Verhältnisse, die Schick- ale und den Charakter de- Verarmten genau kennt. Daß den Angaben über die Ursachen des VermögenSversaUS wenig Wcrlb deizumessen ist, gehl besonder« daraus hervor, daß „Wucher und Uedcrvortheilung im Handel" ziemlich seilen als Ursache ausgesührt werden. Daraus wird man aber nicht schließe» wollen, daß Wucher und Ucdervorldcilung selten Vorkommen. Einmal wissen, wie gesagt, die Landrathe oft »icht, was dem Ruin vorheraegangen ist. Sodann werde» viele Bewucherte von den Wucherern auf der Wirthschaft belassen, weil bei einer Versteigerung kein entsprechender Preis zu erzielen wäre. Ter Bauer sitzt dann gewissermaßen als Verwalter ans dem Gute, daS dem Name» nach ihm, in Wirklichkeit aber dem Wucherer gehört. In den Augen des Bauern und seiner Angehörigen giebt eS nicht« Schrecklicheres, als von Haus und Hof getrieben zu werden; deshalb bleibt er, wenn auch daS Meiste vom Ertrag seiner Arbeit dem Wucherer anhcimsällt. Es ist wohl zu begreifen, daß eine Statistik, die über solche Verhältnisse kein Licht zu verbreiten vermag, sich besonderer Werthschätzung seitens der freisinnigen Presse erfreut. l'. II. Berlin, 15. Juni. Immer mehr gewinnt die Socialdemokratie i» den Gewc rbegerichten die Ober hand. Daß in großen Industriestädten, wie Berlin, Bremen, Hamburg, Frankfurt a. M. u. s. w. in der Classe der Arbeit nehmer die Sccialdemvkralen siegen würde», stand ja von vornherein fest und ernstliche Anstrengungen wurden auch seiner Zeit nicht gemacht, um den Socialdcmokraten in dieser Classe den Sieg streitig zu mache». Sehr bedauerlich aber war eS, daß auch in der Classe der Arbeitgeber der genannten Städte die Socialdemolralen triumphiren konnten. Heute haben wir schon eine ganze Anzahl vollständig rolher Gewerbe geeichte; bekanntlich hätte auch München ein solche«, wen» nicht die ersten Wahlen cassirt wären. Bei den nicht socialistischcn Arbeitern und Arbeitgebern herrscht bezüglich der Betbeiligung an de» GewerbegerichlSivahlen eine Gleich giltigkeit, die wahrhaft erschreckend ist. WaS soll man dazu sage», daß in einer Statt wie Coblenz, die doch alles Andere, nur nicht eine Arbeiterstadt ist, die Socialkcmokratcn bei den GewerbegerichlSivahlen siegen konnten? Nur die unbegreifliche Lässigkeit der anderen Parteien ist hieran schuld Erst am Tage vor. der Wahl betrieben sie die Agitation. Aehnlich liegen die Verhältnisse in Ludwig-basen; in der Classe der Arbeitnehmer war ja auch in dieser empoi blühenden Industriestadt den Sreialdemokralen der Wahlsieg kaum streitig zu machen, aber den Sieg der „Genossen" in der Clasie der Arbeitgeber zu Verbinder», wäre doch ein Leichte« gewesen, wenn nicht eben die nichtsocialtemokratische» Arbeit geber zu tief geschlafen hätten. Daß de» einiger Rührigkeit der Ordnung-parleien die socialdcmokralischen Baume nicht i» den Himmel wachsen, daS bade» seiner Zeit die Gewerbe gerichlSwahlen in der Industriestadt München-Gladbach ge zeigt; mit Leichtigkeit wurden bier die „Genossen" auö dem Feite geschlagen. I» Berlin werden mir am 20. September Ersatzwahlen zum Gewcrbegericht baden; hoffentlich sind die Arbeitgeber endlich soweit aufgerüttelt, daß sie den Weg zum Wabllocal nicht scheuen ; sonst ttnnlc sich die Zahl der Partei budiker in der Classe der Arbeitgeber verdoppeln. * Berlin. 15. Juni. Wie cS im liebe» deutschen Vater lande nun einmal nicht ander» sein kann, erregt die Aus weisung der dänischen Schauspieler in HaderSlcbcn vielfach die grvßlcn Bedenken, nicht etwa nur, weil bier und da andere Ansichten über die Berechtigung de« Vor gehen» der Polizei bestehen, sondern auch — und das ist den Meisten die Hauptsache —, weil man Verstimmungen in Dänemark fürchtet. Wa« das Erste anbelrifft, sc wird hauptsächlich angeführt, daß da- OberverwaltungS aericht kürzlich entschiede» habe, die Ausführung dänischer Schauspiele könne an sich »icht als Störung der öffent lichen Ruhe angesehen werden. Das ist unbestreitbar richtig; trotzdem kann die Beobachtung des Treibens einer deutschfeindlichen Propaganda, die solche Ausführungen sür ihre Zwecke benutzen will, sehr wohl die Polizei berechtigen Len Anlaß zu derartigen Kundgebungen vorder zu beseitigen Daß die Ausweisung sremder Staatsangehörigen formell zulässig ist, unterliegt keinem Zweifel Die anderen er- wäbnten Bedenken fertigt der Hann Cour." treffend ab A«zeige«HSreiS Ne 6 gespaltene Petitzeile 26 Pfg.' Nrrlimra unter dem Rednctton-strich (4>>» walten) 504, vor de» FamUtenuachricht«, tegrspailr») 40 4- »rSß«, Schriften tont »nserem PrrG- »er»rich»ib. Tabellarischer »nd Ziffer»)», «ach hsherrm Tarif. Irtr«»vril«>rn (gesaljt), nur mit de« Moraen-Au-gab«, »bnr Postbesörderang SO.—, «kt Posldefürderung 70.—. Annahmeschluß sir Anzeigen: Nb«ad-Bu-gab«: Vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- «Uhr. Sonn- und Festtag- früh '/,9 Uhr. Bei de» Filialen und Annahmestellen je rin« Halde Stund« früher. Unzrigr» sind stets an dt« Emie,ttt«v zu richte». Druck und Verlag von L. P ok» in Leipzig- 88. Jahrgang. wenn er schreibt: „DaS ängstliche Schielen nach Kopen hagen und die Befürchtung, die Sache möchte dort einen chlechlen Eindruck machen — eine Befürchtung, die sich that- ächlich in deutschen Blättern sintel —, ist so unangebracht wie möglich. In Kopenhagen, wie in Norbschleswig würde eS im Gegenlheil einen sebr zweckmäßigen Eindruck machen, wenn man der dänischen Agitation nachdrücklich entgegen- träle. Nachgiebigkeiten gegen solche antinationale Agitation bestärken und fördern dieselbe nur und machen schließlich noch einschneidendere Reaction nvthig. Ta« gilt für NordschleSwig eben so wie sür Polen." — Daß das socialdemokratischc Centralorga», der „Vorwärts", bedingungslos die Partei der Dänen nimmt, ist selbstverständlich: „Eine gerechte Erbitterung wird in der Brust aller Gemaß- regclten und ihrer Volksgenossen erzeugt." Die Erbitterung der eigenen Volksgenossen überdeutsch- eindlichc Propaganda ist natürlich eo ipso ungerecht. DaS ist socialdcmokratische Gerechtigkeit. (Vgl. die Meldung aus Kopenhagen an anderer Stelle. Red. des „L. T") V. Berlin, 15. Juni. fTe leg ramm.) Der Kaiser cmpsing gestern Nachmittag gegen 5 Uhr den Besuch des Königs Oskar von Schweden und Norwegen und verblieb mit demselben bis zur Abendtafel vereint, zu der auch der Großhcrzog und die Großhcrzogin von Mecklenburg Schwerin, der Herzog und die Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg, sowie daS Gefolge der erlauchten Gäste geladen waren. Gegen 9 Uhr Abends geleitete der Kaiser die Fürstlichkeiten nach der Wildparkstation und kehrte dann »ach dem Neuen Palais zurück. Heute Vormittag begaben sich die Majestäten au« Anlaß dcS Sterbetages weiland Kaiser Friedrich'« III. nach dem Mausoleum i» der FricdcnSkirche u Potsdam und legten daselbst Kränze am Sarge des hohen Entschlafenen nieder. Ten übrigen Theil de« Tages ver brachten die Majestäten in stiller Andacht.— König Oskar hat heute Mittag Berlin verlassen und ist über Hamburg nach Stockholm abgercist. — Ter Großherzog und die Groß- berzogin von Mecklenburg-Schwerin werden noch bis zum Sonntag in Berlin verweilen. -7- Berlin, >5. Juni. (Telegramm.) Am heutigen Lterdctagc wrllanv Kaiser Friedrich s III. wurden schon von irüh Morgen« ab zahlreiche kostbare Kranzspenden im Mausoleum der Friedenskirche nietergelcgt. Einen der ersten Kränze übcrbrachle eine Deputation dcS Ossiciercorps dcS zroßbcrzoglich badischen Infanterie»Regiment« Kaiser Friedrich III. Nr. llt. « Berit», 15. Juni. (Telegramm.) Der „ReichS- anzeiger" erklärt, die Meldung einiger Blätter, daß die Anfhebniig der -nspcction der Jäger und Lchützrn in Aussicht stehe, beruhe auf Erfindung. II. Berlin, 15. Juni. lPrivattclegramm.) Ter ,,Voss- Ztg-" Zufolge ist die Meldung einiger Blätter, daß im ReichSaml dcS Innern ein Gesetzentwurf zur Bekämpfung des nnlaiitercn Wettbewerbes auSgearbeilcl werde, dahin zu berichtigen, daß eS sich zunächst um die nöthigcn Vorarbeiten bandelt, die nicht »»r vom Reichs amt des Innern, sondern auch vom ReichS-Justizaml in Angriff genoinmen worden sind. II. Berlin, 15. Juni. (Privattclegramm.) Dem „Börseiicourier" zufolge , hat daö Reichsschatzamt die Nrstaittirnng des Julius - ThnrmrS in Spandau ver ordnet. Das äußere Mauerwerk des TbnrmeS ist stark verwittert. Die morsch gewordenen Steine werden auSgestemiiit und durch neue ersetzt. Ein feststehendes Gerüst um den Tburm darf bei dieser Arbeit nicht ausgestellt werden. Tie Maurer müssen von Leitern aus arbeiten. klebrigenS ist die Umfassungsmauer selbst 2>/L Meter dick. Der Schatz befindet sich »och in einer besonders gemauerlen Kammer. T Berlin, 15. Juni. (Telegramm.) Heute beginnt die Saalsprrrc sür socialtemokralische Versammlungen in Berlin und Umgegend. Die Brauereien, welche davon ab- iveichen, zahlen 5000 die Wirthe 500 ^ Geldstrafe. (Wiederholt.) ch Berlin, 15. Juni. (Telegramm.) Der NeickStagS- Abgeordnete Ltadthagrn wurde in der am Mittwoch be gonnenen und heule fortgesetzte» Verhandle >g wegen Haus friedensbruchs und Beleidigung de« Licbenwalter Bürger meisters, begangen gelegentlich der letzten RcichStagSwaht- bewegung, freigrsprochen, wegen öffentlicher Beleidigung in einem Falle, unter theilweiser Zubilligung des Schutzes de- 8- l93 de« ReichSstrasgesetzbuchs, zu 100 Geldstrafe verurtheilt. * Plnnrbrrg. >5. Juni. (Telegramm.) Tie NeichS- tagöst ich wähl im Wahlkreise Pinneberg zwischen Mohr (nationalliberal) und v. Elin (Socialdemokral) ist auf den 23. Juni festgesetzt. Hannover, 14. Juni. Tie Feier des 70. GeburlslageS Rudolf von Brnnigsen'S am >0. Juli wird sich zu einem bedelitsamcn Festtage gestalte», den in hervorragender Weise zu begehe» die »ationalliberale Partei sür ibre Eoren- pflicht erachtet. Aus alle» Tbcilen Deutschlands werten sich die Parteigenofien »nd Freunde zusamnicnsinten, um dem Manne, der den nationale» Gedanken »» deutsche» Volke zu belebe», ihm greifbare Form gebe» unddann tenAufbau des DeuischenReicheS mächtig zu fördern verstanden hat, ihre Dankbarkeit und Ver ehrung zu bezeugen. Für alle Diejenigen, welche persönlich Ibcilznnehnien gesonnen sind, sind Programme und nähere A»-lü»ste erhältlich bei Herrn Adolf Kiepert in Hannover, Grupenstraße 3. * Wktinar, 15. Juni. (Telegramm.) Ter Erzherzog Karl Ludwig von Oesterreich ist um l'/4 Ubr Nach mittag« zu mehrtägigem Besuch hier eingctrvffen. Ter Groß- derzog war zum Empsanac am Bahnhof anwesend und ge leitete den Erzherzog nach Belvedere. * Aus Hessen, lZ. Juni. Auch die hessischen Teulsch- sreisinnigen fühlen — zum Kummer Eugen Richler'S — da« Btdürsniß, socialpolilifch sich zu regeneriren. Tie „F. Z." berichtet nämlich au- Alsfeld: In einer Fesiverjaminlung de- Vereins der Fortschrittspartei hielt Rechisanwall Gril nwa Id-Gießen eine länaere Ansprache. Er betonte mit besonderem Nachdruck und unter lebdaster Zustimmung der Versammlung, daß da« neue Programm der freisinnige»
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