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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.06.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940616029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894061602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894061602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-06
- Tag1894-06-16
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Durch die Post bezogen für >Mlchl«»d »ad Oesterreich: vierleiiährlich -l4— Direkte täglich« Sreajbondlendung i3« -l>t«la»d: monatlich 7.50. ri,y!»rge».L»«gab« erscheint täglich '/,? Uhr, t» Ilmtd-Nusgab- Wochentag« b Uhr. Rrd«tto» »nd Lrveöitio»: A^«i,nr»,affe 8. GeEwedttt»» ist Wochentag« uauntrrbroche» giftet -» früh 8 bi« «bnid« 7 Uhr. Filiale«. ttt» «X««'« »orti«. (Rlfretz chech»^ Uuiversität-straße 1. S-Mi» LS,che. Echerinenfk. I«, patt, und K»nig«platz 7. 3VL Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den IV. Jnni, Bormittags nnr bis V-O Uhr geöffnet. Lxpeültlou <1e8 I.elp/i^er ^nsedlattes. Abend-Ausgabe. UchMtrIlWblM Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Tonnabend den 16. Juni 1894. Politische Tagesfchau. * Lctpiig. 16, Juni. Den» die Wünsche der demokratischen „Franks. Ztg." in Erfüllung gehen und ibre Treibereien von Erfolg sind, so stellt der ReichStagSwalilkrciS Ptnncberg den 16 social- temokralischen Abgeordneten. TaS demokratische Blatt, das aus diese Weise seinen Dank für die ihm von ossiciösen Federn zufließenden Nachrichten abstatten zu wollen scheint, hetzt die freisinnigen" gegen den in die Stichwahl kommenden ualionaltiberalen Eandidaten und erinnert Antisemiten und Konservative an daS, waS sie vor der Hauptwahl gegen diesen Eandidaten gesagt und geschrieben babc». Was sie zezen den Socialdcmokraten gesagt und noch zu sagen baden, sollen die bürgerlichen Parteien vergesse», Zum Wck bat cs nicht de» Anschein, als ob diese guten Lehr besolgt werden sollten, denn aus dem Wahlkreise wird berichtet, daß sowohl die Freisinnigen, als die Antisemiten beschlossen haben, den nationalliberalcn Eandidaten Mohr iuzen den Socialdemokraten in der Stichwahl zu unterstützen hoffentlich geschickt die- auch mit dem nöthigen Eifer, den» riel ist von der antisocialistischcn (^esammtstimmcnzahl nicht zu entbehren. Die Stellung der Parteien bei Stichwahlen >iezen Socialdemokratcn war bisher wenigstens in Preußen eine sehr verschiedenartige. Die Nationalliberalen allein können dort von sich sagen, daß sie in Stichwahlen zwischen Social- temokralen und andern Parteien stets redlich und eifrig die letzteren unterstützt haben, weil sie dies grundsätzlich für ihre Jürzerpsiiiht im gemeinsamen Kampfe gegen die Umsturz- onlei halten. Dies können andere Parteien nicht von sich sazen. Die Freisinnigen im ganzen Reiche habe» oft genug, so jiiugst wieder in Plauen, theilS durch directe Unterstützung de« Socialdemokraten, theilS, was ebenso schlimm ist, durch muffeuhafte Slimmenthaltung dem letzteren rum Sieg ver botst«, Nock mehr Sünden in dieser Beziehung hat brtz Centrum, das „festeste Bollwerk gegen die Socialdemokratie", auf dem Gewissen. Wo cs kann, stimmt eS einen Eandidaten mittelparteilichcr Richtung zu Gunsten eines socialdemokratischen nieder. Vergleiche km jüngsten Hirtenbrief des Bischofs von Straßburg über die Wahl Bcbet's und zahlreiche andere notorische Vorgänge, Auch die preußischen Eonscrvativen sind in kielen Wahlkreisen, wo Freisinnige und Socialdemckraten in ber Stichwahl standen, von der Schuld nicht sreizusprcchen, turch Stimmenthaltung den Sieg der letzteren herbeigeführt zu haben. Zm Allgemeinen und in der Mehrzahl der Fälle muß man aber anerkennen, daß bas im Königreich Sachsen besonders rege Bewußtsein der gemeinsamen bürgerlichen Inter essen bei Stichwahlen mit den Socialdemokraten in neuerer Zeit auch noch anderwärts zum Durchbruch kommt, DaS ergiebt sich au» einem Blick aus die vorjährigen Wahlen. Die Social- demokralen haben damals in nicht weniger als 25 Wahl kreisen, in denen sie die Mehrheit im ersten Wahlgang er rungen halten, daS Mandat in der Stichwahl verloren. Nur wenn diese Haltung in Stichwahlen gegen die Socialdemo- kraten von allen Parteien zum ehrlichen Princip erhoben wirb, ist eS möglich, die Vertretung der Umsturzparlci im Reichstag einzuschränken oder sie mindestens nicht noch immer mehr anschwellen zu lassen. Daß der deutsche Einspruch gegen den zwischen 8lros;britaiinic» und dem <co»nostaatr geschlossene» Vertrag sich nicht sowohl gegen Einzelheiten dieses Abkommen-, als vielmehr principiell gegen jede einseitige Abänderung der mitZnstiiiimniig Deutschlands und anderer Mächte im Jahre l85t getroffenen Abmachungen richtet, aus denen die Eristenz des EongostaaicS überhaupt beruht, geht aus den Millheilnugen, die der ParlamenISuiitersecretair Grey dieser Tage im eng lischen llnterhause über diesen Einspruch gemacht hat, klar hervor. Trotzdem hat die englische Presse immer noch nicht begriffen, um was es sich handelt und daß die Geneigtheit Englands, über einige Punclc des Abkommens mit sich rcden zu lassen, den deuiscken, daS Abkommen als grundsätzlich unzu lässig verwerfenden Protest in keiner Weise abschwächcn, geschweige denn auS der Welt schaffen kann. Da kommt denn gerade zur rechlen Zeit in der „Köln. Ztg," eine zweifellos auf amtliche Quellen zurückzuführende unv an Ent schiedenheit und Klarheit nichts zu wünschen übrig lassende Darstellung der Sachlage. ES heißt darin: „Tcutichland sicht zu Lei» Congoslaat in ganz klaren Rechts- Verhältnissen, die durch den Vertrag vom Jahre 1884, durch die Congoacle von 1885 und durch das deutsch-englijche Abkomme» voin I. Juli 189« ihren unzweideuiigen Ausdruck gesunde» haden. Die beiderseitige Grenze ist zweifellos sestgelegt, Tcutichland hat dem Congoslaat das Recht der Neutralität zugesichert und cs ver- langt demgemäß auch die selbstverständliche Bcachlung un bedingter Neutralitätspflicht. Deutschland hat nicht den geringsten Versuch gemacht, an diesem vertragsrechtliche» Zustande irgendwie zu rütteln, es verlangt auch vom Congoslaat nichts Anderes als die unveränderte Wahrung dieses Vcr- tragsrechts oder zum Mindesten gegenseitige Vereinbarung einer Aenderung, falls sie vom Congoslaat als »othwendig cmvsundcn oder angestrebt werden sollte. Die Regierung des Congo- staates hat sich »un aber von diesem RechtSbodc» entfernt, sie hat sich vom Londoner Cabinet zu einem unzweifel haften Vertragsbruch bestimmen lassen, indem sie Eng land Rechte cinräuinte» die dem vorhandenen Rechts zustand widerstreiten und die bereits vorder von der deutschen Regierung in unzweideutiger Weise abgelehnt worden waren. Den, gegenüber ist die Hallung Deutschlands überaus einfach und klar. Deutschland verweigert die Aner kennung der einseitigen Rechtsverleknng und verlangt die Wiederber st cllu n g des alten Rcchtszu st an des, nichts weniger und nichts inchr. Da der deutsche Botschafter in London, GrafHatz te ldt, noch vor einigen Tagen eine eingehende Unterredung mit dem englischen Minister des Auswärtige», Lord Kimberteq, gehabt hat, so ist eS ausgeschlossen, daß das Londoner Cabinet nicht genau über die deutsche Auffassung Bescheid wußte. Es kann sich hier nicht um langwierige Verhandlungen über mögliche Com pcnsationen, sondern lediglich uin die einfache Anerkennung handeln, daß Deutschland durch das jüngste Abkomme» in seinem vertragsmäßigen Rechte verletzt ist und an^ Wiederherstellung seines Rechts besieht. Für Eng> la»d ist diese Sachlage um so klarer, weil daS deutsch englische Abkommen vom 1. Juli 189« bereits die hier vorliegende Frage endgiltig geregelt hat. Damals verlangte das Londoner Cabinet mit allem Nachdruck von Deutschland die Einräumung des bewußten Land- streifenS, allein die deutsche Regierung hat dieses Verlangen als ei» ihre Coloniat-Jnteressen erheblich schädigendes entschieden abgelehnt. Die englische Regierung kann nun doch nicht des Glaubens sein, daß Deutschland jetzt nach vier Jahren dieses Verlangen zubilligen werde, nachdem England es verstanden hatte, die Erfüllung hinterrücks sich von eineranderen und »och dazu neutralen Regierung versprechen zu lassen. Tie Frage, wie der durch daS neue Nblomnien voll- zogene Vertragsbuch zu Gunsten Deutschlands ungeschehen gemacht werden kann, muß in erster Linie von derCoiigoregierung gelöst werden. Sie hat nicht nur den inil Deutschland geschlossene» Ver trag, sic hat weit darüber hinaus die ihr obligende Pflicht ürenger Neutralität verletzt. Legt die Congorcgicruiig kein Ge- wicht mehr aus die ihr seitens der Mächte ciiigcrüilintc Neutralität, so mag sie daS offen und ehrlich sagen; bei der ictzigen Lage derDinge wird darüber wederDeutsch- land »och Frankreich ungehalten sein, aber das ist un bedingt ausgeschlossen und wird von deulscher Seite unter keinen llinstünde» eingeräuiiit werde», daß die Congoregiernng »ach wie vor das Recht der Neutralität für sich beansprucht, sich aber gleichzeitig einer vsfeilkiindigen Verletzung dieser Neutralität zu Gunsten Englands aus Kosten Deutschlands lckiuldig macht. Sache der Congoregiernng ist es, hier bald klare Bahn zu schassen, damit keine unangenehme Rückwirkung aus ihrem Vertragsbruch ich auf die europäische Politik geltend machen kann." AuS dieser schneidigen Darlegung gebt zugleich hervor, baß wir vollständig im Rechte mit unserer von vornherein ausgesprochenen Ansicht Ware», die deutsche Reicbsregierunz werde zunächst und in erster Linie an die Regierung de« EongostaateS mit der Forderung sich wenden, de» mit England abgeschlossenen Vertrage zu annulliren oder uni Er- laubniß zur Aenderung des Vertrags vom Jahre 1881 zu bitten. Der englischen Negierung wird einfach klar ge^ macht, daß der von ihr erschlichene Pachtvertrag einen Ver tragsbruch bedeutet, den Deutschland unter keinen Um ständen dulden wird. Eine Antwort von England auf diese Klarlegung braucht man zunächst gar nicht. Die Regierung des EongostaateS bat daS Wort. Und lautet eS, wie cs von Rechts wegen lauten muß, so ist der vertragswidrige Pacht vertrag aus der Welt geschafft, ohne daß die Herren an der Themse den Mund zu öffnen nöthig haben. In Frankrriih machen sich die Folgen der fruchtlosen Kammerdebatten schon jetzt insofern geltend, als bereits sest- steht, daß das Budget in der laufenden Session nicht mehr erledigt werden kann, vielleicht zum Glück der Regierung, denn aus diese Weise kommt sie wieder um die gefährliche Klippe der von der Linken schon seit Jahren geforderten all gemeinen Einkommensteuer herum, deren Einfübrung bei de» Opportunisten auf ziemlich geschloffenen Widerstand stößt. In dieser Bcziebung erklärte der Finanz minister in der letzten Budgctsitzung: An eigentlichen Reformen kann für 1895 nur die Erbschaftssteuer in Vorschlag gebracht werden, denn eine vollständige Um legung der Einkommenstenern, die sehr dringend (!) wäre, würde viel zu lange dauern. Man müßte alle Arten von Einkommen der Reihe nach prüfen und ausfindig machen, welche von ihnen eine höhere Besteuerung vertragen und welche nicht. Und zn all diesen Abgaben noch eine Einkomiiiensteuer binzuzusügcn, wäre denn dock eine zu barte Nuß für die Steuerzahler — oder, fügen wir Hinz», für die Regierung. Der Budget Ausschuß bat ihr hierin, sowie in einigen andern nicht un lvrsentlichen Vereinfachungen des Budgets beigestimmt, aber trotzdem ist die Erledigung teS Voranschlags nicht möglich, da »och nicht einmal die EommissionSderathung wesentlich gefördert ist. Dazu kommt, daß nach den Aufregungen der diSberigen Session daS Ferienbcdürsniß bei den ei» zclnen Abgeordneten früher sich gellend macht als sonst Darüber ist man schon einig, die Budgetdebatte bis zum Herbst zu vertagen, allein darüber, welche provisorischen Maßregel» getroffen werden sollen, geben die Meinungen noch ziemlich weit auseinander. Für den Augenblick will man sich mit der Genehmigung der vier directen Steuern begnügen, welche von den Generalrälhen in der August SlnzeigeiuPreiS die 6 gespaltene Petitzeike re Psg. Reklamen unter dem Redactioasstrich >»-«» spalten) 50^, vor den Familieanachrichtr» (6gespötten) 40-4- Größere Schriften laut ui»erem Preis- «erzelchaiß. Tabellarischer und Zisserosatz nach höherem Tarif. vrtra-vrilagra (gesalzt), nur mit der Morgrs-AuSgabe. ohne Postbesürderung 60.—, mit Postbesürderulig ^1 70.—. Annatnnrschlnk für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag« 10 Uhr. Margen-Au-gabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn- «nd Festtags früh V,9 Uhr. ket den Filialen und Annahmestellen je eia« halbe Stunde früher, sind siet» an die Erpr»itt«v zu Achten. Druck und «erlag von E. Polz in Leipzig. 88. Jahrgang kession aus die einzelnen Departements verthcilt werden müssen. Die Herbst-Session der Kammer würde dann früher wie sonst, etwa Milte October, beginnen, so daß gleichzeitig auch die Präsidentenwahl, die spätestens am 3. November staltzusindeu hat, vorbereitet werden kann. Erfahrungsgemäß wird freilich das Budget auch in der Herbst-Session nicht erledigt werden; eS stehe» somit jetzt schon die provisorischen Zwölftel in Aussicht. Tie parlamentarische Maschine der Republik gebt also auch in diesem Jahre ihren öden, schleppen den, unfruchtharcn Gang. Kaiser Alexander III. von Rußland hat kürzlich einen Gnatenact vollzogen, der vielleicht für die Gestaltung mil- derer Beziehungen der orthodoxen Kirche zu den Lutheranern in den Ostsccprovinzen maßgebend ilt. Ein orthodoxes Ehepaar, daS seine Kinder im lutherischen Glauben erzog, »nd ein Pastor Namens Best, der eine Ehe zwischen einem Russen und einer Lutheranerin vollzog, wurden näm lich unlängst von einem russischen Gerichte schuldig gesprochen und zu schwere» Kerkerstrasen vcrurthcilt. Der Zar bat nun den Bernrlbciltcn die Strafe im Gnadenwege völlig erlassen. Dieser Gnadenact ist der erste, welche» der Zar in religiösen Aiigclcgciibcilcn zu Gunsten Andersgläubiger auSübt, nachdem diSber die zahlreichen Berurtheilungcn lutbcrijchcr Pastoren für angebliche Bergede» gegen dir Orthodoxie vom Zar stets bestätigt worden waren. Ob in der iiiniiiiohrigen kaiserlichen Entscheidung zu Gunsten der GewiffcnSsrcibcil eine Richtschnur für die orthodoxe Geist lichkeit auch für die Zukunst liege» soll, wird das Verhallen derselben bald zeigen. DaS liberale russische Journal „Ncdclja" knüpft a» den Gnadenact des Zaren die Hoffnung, daß die Beziehungen Andersgläubiger zur Orthodoxie nicht mcbr durch Polizei-Maßnahme» geregelt werden können. Mochle diese schon lange vergeblich gehegte Hoffnung sich endlich erfüllen! Im Lager der national-liberalen Opposition in Ruiuiiiiicn scheinen Dinge vorzugekcn, die auch für die äußere Politik de- Königreiches möglicherweise llebcr- raschiinge» dringe» können. Wie gcincldel wurde, ist die national liberale Opposition auS der Leitung der Eultur-Liga ausgetreten, ein Schritt, der nicht geringes Aussehen erregt bat. Die politischen Freunde des Senators Demeter Sturdza sind offenbar darüber ungehalten, daß trotz ihrer Versuche, der Regierung durch Ausrollung der sieben- bürgisch-rumänischen Frage im Parlamente Schwierig keiten zu bereiten, die Majorität im Eentral-Au»> schusse der Liga dock unter dem mäßigenden Einflüsse der Regierung stebt und daher auch keine Lust dezcigl. die Klindgedungen zn Gunsten der Siehcnbiirger Rumänen gleichzeitig zn einem parteipolitische» AgilalionSbchelsc für die Opposition werden z» lasse». Mit Demonstrationen, welche sich, wie daS am 3. d. zn Bukarest abgeballenc große Protesl- meeting gegen daS Uriheil im Klansenbnrger Memorandum- Prccesse, trotz tervorbcrgegaiigencn traurigen Stiidciiton-Excesse und trotz der großen Bclhciligung der Bevölkerung doch inner- halb teS RabmenS der Ordnung und Gesetzlichkeit bewegen, ist eben einer Opposition nickt gedient, für welche die Agitation in der sicbciibürgisch-rumänischen Frage bloS als Mittel für parlcipolilische Zwecke gilt. Noch interessanter als der durch das GcsagIcbi»Iä»g>ichiiiolivirteA>lS>riItderNalional'Libcralcn auS dem Eenlral-Au-schuffe der E»Itur-Liga ist aber daS Bestreben der National-Liberalen, sich mit Rußland und der russische» Diplomatie wieder aus guten Fuß zu stellen. Im Jahre 1884 hatte sich, wie vielleicht noch erinnerlich ist, die Regierung des verdienst volle» nalioi'.al-libcralen Staatsmannes Joan Bratiano nach Feuillrtsir. Die alle gute Zeit. Eine Erzählung an- Niedersachsen von Greg. Sam arow. lj Nachdruck »»rl-oten. Im alten Niedersachsen an den nordöstlichen Ausläufern tes HarzeS, wo vor tausend Jahren die sächsischen Kaiser ber Macht des Reiches ihren waffenklirrenden und gold- ichimmernden Mittelpunct gaben, dcbnt sich von der Innerste kiikchfloffen der Ambergan auS, ein reiches Land, — die Menschen kräftig, wetlerhart und starr wie die Eichen der Meer, die Fluren reich an Wiesen und Fruchtscldcrn. Die sienntlichen Dörfer mit ihren stattlichen Baucrhöscn zeigten überall fcstbezründcte Woblbabenbeit und vielfachen Reichtbum und die großen Domaincnhöfe, die alten Herrensitze des land- gkseffenkn Adels waren Musterbilder einer durch Generationen sieiig gepflegten WirtbschastScultur. Der Wohlstand des Landes war auch sorgsam behütet während der langen Jahre, in trnen das Hochstift Hildesbeim unter dem Krummstab seiner nürftbischöie gestanden, welche durch kluge Politik ihr reichS- iirftliches Gebiet durch alle Verwüstungen der Kriege so wenig wie möglich batten berühren lasse». Auch von den Lasten der westfälischen Zeit hatten sich die Bewobner des wirtbschastS kräftigen Lande- bald wieder erholt. Mit der Herrschaft de- llrummstabes war eS freilich vorbei. DaS alle Hockstift war dem Königreich Hannover einverlcibt und den, letzten Fürstbischof, iffaaz Egon a»« der großen Familie der Fürstenberg von klammdeim, waren nur für seine Lebenszeit die Einkünfte und Ebnen seiner reich-fürstlichen Stellung belassen worden. Ader die LandeSörrren verlangten als Könige von Groß tnlannien und Irland wenig von ihren hannoverschen Erb lande», der Herzog von Cambridge regierte al- Vicckönig in Hannover so milde und patriarchalisch» wie man eS kaum anderswo finden konnte, und die eigentliche Verwaltung wurde aus dem Lande selbst von den Drosten und Amtmännern geführt, welche wenig schrieben, selten an die Landdrosteien, »»4 seilener an die Ministerien berichteten und deren ü»t- lideituvgen die Unterthanen sich willig fügten, weil sie sich »»er gut dabei standen. I» emem schönen Spätsommertag« jener guten alten Zeit, deren friedliches und freundliches Behagen überall um so dankbarer empfunden wurde, je mehr die noch unvergessene napoleonische Zeit Uiirnke und Angst gebracht batte, trat ein ältlicher, aber noch außerordentlich rüstiger und kräftiger Mann, in der Tracht der katholischen Geistlichen, durch daS gewölbte EingangSthor des DomhoseS von HildeSheim. Aus seinem gesund gerötheten Gesicht mit kräftiger Nase und seinem beredten Munde lag eine gutmüthige milde Freundlichkeit, die lebhaften Augen unter starken dunklen Brauen blickten scharf unv klug in die Welt und in ihrem Blick konnte man deutlich lesen, daß weder Gleichgiltig keit noch Mangel an Menschenkenntniß und Schärfe de- UrlheilS dem in seinen Zügen ausgeprägten Wohlwollen zu Grunde lag. Sein kurzes, schon stark crgranIeS Haar war von dem breitkrämpigen, etwas niedrige» Hute, wie ihn die geistlichen Herren zu tragen pflegten, bedeckt, in der Hand trug er ein starkes spanisches Rohr mit einem silbernen Knopf, mcbr auS Gewoknbeit als zur Stütze, deren sein noch schlanker elastischer Körper nickt bedurfte. Er blieb einen Augenblick unter dem Thor stehen und schien sich des schönen friedlich und ehrwürdig anmutbcnden Anblicks zu freuen, den der Dombof mit seinen mächtigen Lindenbäumen, weiche im großen Viereck die vom beilizen Bcrnward gegossene Säule umgaben, darbot. Dann schritt er quer über den Platz nach der fürstbischöslichen Curie, welche dem Haupleingange de- Dome- gegenüber talag — ein aller, einfacher, aber würdiger Bau mit zwei Seitenflügeln. Er trat in das große, offenstehende Portal. Auf dem weiten Flur, von welchem breite Treppen mit Geländern von altem Eichenholz zu dem oberen Stockwerk hinaussührten, kam ihm ein alter grauhaariger Lakai in einfacher vor nehmer Livree entgegen und begrüßte ihn mit artiger Zuvorkommenheit. „Ist eS möglich, den hochwürdigsten Herrn zu sprechen?" fragte der Geistliche — „ich bin der Dechant Morstein aus Landersen." „Seine fürstlichen Gnaden sind auSgerittcn, aber werden jedenfalls in etwa einer Stunde wiederkommen." Der Dechant blickte auf seine Uhr, bat den Diener, den Fürstbischof wissen zu lassen, daß er dringend eine Audienz wünsche und ging dann unter dem Schatten der Linden an der Langseite de- Dome- hin nach der gegenüberliegenden Domschanke. In dem kleinen Trinkzimmer saßen einige alte Herren bei einem Frühschoppen edlen Rheinwein-. von welchem die weiten Keller der Schänke die ausgezeichnetsten Gewächse bargen. Sic begrüßten den ihnen bekannten Dechanten herzlich: er setzte sich zu iknen und erzählte anf ihr Befragen, daß ihn eine traurige Angelegenheit nach Hijdeskcim geführt babc. „Die Frau meines BcttcrS", sagte er, „des vor mehreren Jahren gestorbenen GerichlSschrcibcrS, ist nun auch vor einer Woche hinacgangcn und bat ihre einzige Tochter in reckt be drängter Lage zurückgelassen. Tie beiden lebten von der Witlwenpension, die nun fortfälll, und daS arme achtzehn jährige Mädchen siebt mittellos und allein in der Welt. Die wenigen Möbel, aus deren Erlös nicht viel hcrauSkomuien wird, sind das einzige, waS sie besitzt. Da bin ich min ge kommen, um ihr zu rathen und zu sehen, waS zn tbun ist. Ich bade de» Berkaus ber Sachen außer einigen Kleinigkeiten, welche dem arnien Kinde liebe Erinnerungen sind, einem Anctions-Commissar aufgetragcn und will die Waise mit mir nehmen." Während die Herren dem Dechanten ihre Theilnahme an dem traurigen Fall auSsprachen, trat rin junger, bochgc- wachsener, elegant gekleideter Mann von vorncbmer Haltung und mit einem frischen Gesicht» dessen edle Züge und feurig blitzende Augen kecke», säst übermüthigen LebenSmuth auS- drückten, in daS kleine Zimmer. Er grüßte artig, bestellte bei dem Küfer eine Flasche alten AsmannShäuscr und setzte sich an einen Seitentisch. Einen Augenblick stockte die Unterhaltung. Man war ge wöhnt, hier nur bekannte Gesichter zu seben, und betrachtete forschend den jungen Mann, der mit sichtlichem Behagen das erste GlaS deS dunkelrolhen edlen Weine« leerte, der zu den höchsten Nummern deS berühmten Kellers der Schänke gehörte und den ihm der Küfer in einer dickt bestäubten Flasche mit einer gewissen respektvollen Feierlichkeit vorgeseht. „Ich würbe gern einen Wagen finden", sagte der Dechant, „um nach Hause zurückzukebren. Ich bin gestern zu Fuß hierher gekommen und würde auch den Weg zurück gern ebenso machen, aber für meine Nichte wäre daS wohl zu an strengend, die Post geht erst in zwei Tagen und so lange kann ich nicht auS meinem Amte fort bleiben". „DaS wird ein wenig schwer sein", sagte einer der Gäste, „jetzt in der Erntezeit sind die Pferde knapp. Sie müssen schon Extrapost nehmen". „DaS wäre sehr theuer", sagte der Dechant, „bi- Anger- sum, dem Amtssitz, wo die Post ist, sind eS wenigsten« zwei Stunden und von dort nach Landersen haben wir dann immer »och fast eine Stunde zu gehen — ich will doch noch einmal versuche», ob ich nicht eine Fnbrc finden kann — ich kenne einige Ackerbürger, vielleicht kann doch noch einer von ihnen ein Pferd und einen Leiterwagen auf einen Tag entbehren". Der junge Mann am Ncbenlisch hatte dem Gespräch aufmcrksai» zugcbörl. Er stand schnell anf, verbeugte sich unk sagte verbindlich: „Ich kann Ihne» vielleicht auS der Verlegenheit Helsen, Herr Pastor — ich fahre nach Angcrsum und wenn Sie mir die Ebrc erzeigen wollen, meinen Wagen zn benutzen, so wird eS mir ei» Han; besondere- Vergnügen sein, den Weg in Ihrer Geselftchaft zn macken und Sie nach Landersen zu bringen. Mein Name", fügte er hinzu, „ist Hilmar von Bcrzliolr — ich bi» zum Auditor in Angcrsuin ernannt, gestern hier in der Lantdrostci vereidigt und will mich heute iiuii bei dem Herrn Amtmann Althaus zum Eintritt in den Dienst melken." Ter geistliche Herr stand auf. Auch die anderen erhoben sich und verbeugten sich mit besonderer Artigkeit. Der Name, den der junge Man» genannt, batte Koben Klang in der ganzen Gegend. Der Gras von Bcrgbolz ans Bergholzbaiiscn war einer der größten MajoratSherrcn weil umher in ganz Niedersachsen und der junge Baron dessen einziger Sohn »nd Erbe, von dem man bereit- gehört batte, daß er nach Vollendung seiner Studien »nd nach längeren Reisen im Auslaute, jetzt in den Staatsdienst treten solle, um sich für die spälerc Verwaltung de« ausgedehnten Familien- besiycs und sür seinen künftigen Erbsitz in der Ersten Kammer vorzubercitcn. „Ich bin der Dechant Morste!» von Landersen," erwiderte der Geistliche, dem jungen Manne die Hand reichend, „und der Amlmanii AlthauS ist mein lieber Freund. — Ich freue »lick. Sie hier kennen zu lerne», Herr Baron, und hoffe, wir werden uns dort in der Gegend noch ost sehen. Ihr gütiges Anerbieten werde ich aber kaum an- nehmcn können; den» ich will meine Nichte mil mir nehme» — dieselbe wird auch einiges Gepäck bei sich haben und da für Sie dock zu lästig sein." „Durchaus nicht, Herr Dechant, durckau- nicht," rief der Baron, „ich bade einen offenen Jagtwagen von Bergholz- bausen mitgebracht, derselbe wird Platz genug bieten, wen» Ihr Fräulein Nichte die Gefahr deS NaßwerdtiiS nicht scheut. Doch daran ist kaum zu denken bei dem Hellen, klaren Wetter." „Und dann," sagte der Dechant, „wird e» immer noch
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