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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.06.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940618022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894061802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894061802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-06
- Tag1894-06-18
- Monat1894-06
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Dtelrprdttt»» ist Wochentag« ununterbroche» geöffnet »» früh 8 bi« «bead» ? Uhr. Filialen. Dtta Me««'« Sorttm. (Alfretz Hah»1b Uaiveriitättstrab« 1. L, ti» LSsche. tatharinenstr. 14, pari, und K»aig«vlatz 7. Abend-Ausgabe. riWger.TagMalt Anzeiger. Legan fiir Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Aazeigea-PreiS die -gespaltene Petitzeile re Wg. Neclame» unter de» Redactionsstrich («W» ipaUr») bv-4, vor d« Aa»itie»uachnchien '« ,«spalte») 40 «z. Schriften laut »uierrm Preis- vergerchuch. Tabellarischer »nd Ztfferajatz »ach höhere« Tarts. GptvN'Bellnirn (g«salzt), »»r mit d« Morgen.Satgabe, oha« Poftd»f0rder»»g -« SL—, mit Postbesörderung ^ 7V.—. Am»hmeschl«ß fiir Anzeigen: >h»»h-L»4gad«: vormittag« 10 Uhr. tzstorg»»»Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Saun- u»d Festtags früh '/,S Uhr. Sei de» Filiale» und Annahmestelle» jr etaa halbe Stund« früh«. Nnieige» sind stet« an die Gxpe«tt»«n zu richte». Druck and Verlag von L. Pol« in Leipzig. ti»« »t» tarck»«r a«, okSci«Il«> >, v»rU»t »acd -l> kUr Vei»»» b«»»dlt. 0>» <i«w 8ckl«»l«» «u krvviiulcii, cd Li» »u L«> ;oLni>e Ki»I«l, il »tu«» 7k«il ltltt»r»dSr» itdeea äitrt«» n»> »ucd »cm u»ct«t »»L >» «k», »um»! Ke I«u. li»ckäeo> >k«Kvt k«rrol. »ekU»»«t uu« «r m»kr »ui i,r L«»««ru»r i-V»»re. ,», V«rk«kr t«l« u»ck lcutenl k. 8uirit»i t Ktr Mdr . Luli-LueiiU «KI NIrIvodr > dl»rd«u Kd» k. kir. v uuät I^v » kkker «»l»i. Ocloder ti k l« »»iu -»»krlk»«»> Ki«ck»i»ckl»r» >r 'r«mp«r»tur c »ick »I!»«iur xru 7»kr«»ieil .u<i »irrkeck»» Vcidcki trol» kl»t»«u uoc» t«o»««7« NIr I«2«t. Iioxr«u >«r IUM d» - 7^o-«.c>u a, u Ib-tL «t »«r »Ir«. lur ec»»>k d« lt>» K»ckki»r» rt, >1»»» m»u rowvt »uuu crt»ck». >i«r io i äeu t!»u>I«I »t» vou 8l«iu Lulleum »er»u l tu 8lcttm«r > Ud«i»u» d«- :»<t« <1«r Vock» u xut »k. - »t «ut.ick«»» »e Vock« »okl X»>» »l»vä«u »kr »or«Ueu ucru uuä >!>« wkr rul»«ct« bt>, 8tlb«rl»ck» I,«0-0.M. —0.«b, l.'»d!mu l»L«ll<t» 8ckl«i» -1,10, ledecU« ». p«r 8ckoek Montag den 18. Juni 1894. 88. Jahrgang. politische Tagesschan. * Lti-jig, 18. Juni. Der »Vorwärts" bemüht sich vergebens, in einem Ocean von Tinte die Wahrheit zu ersäufen, daß der Verltnrr Vier-Soycott ein von derSocialdemokratie auSgegangrneS xarleipolitische- Unternehmen ist. Nach ihm ist er einzig durch tie frivole,unmenschliche Entlastung der 20 Procent Branerci- Ärbeiler" hervorgerufen. Der Entlassung ging aber voran die Poycolliruag der Brauerei Rixdorf. Diesen Boncott will die Parteileitung jetzt auf einmal mißbilligt haben. Das müßte im stillen Kämmerlein geschehen sein, an die Oeffentlichkeit sind weder die Parteileitung, noch einzelne Führer mit MißbilligungS- kulidzcbungen getreten. Die Brauereien dabcn die Enllassuna der 20 Procent nicht unmittelbar auf den Rixdorfer Perruf folgen lassen, vielmehr eine lange UeberlrgungSfrist gewährt. Hätten die Führer den Boycolt mißbilligt, so halten sie überreichlich Zeit und Gelegenheit, ihn auszuheben und die Beycotlirung von weiteren K Brauereien zu verhindern. Cie tbaten das Gegcntheil und provocirtrn dadurch die Ent lassung der 20 Procent, für die sie allein die Verantwortung tragen. Der Nisdorfer Boycolt seinerseits war anaekündigt, will die Brauereien den Maistreik einer Anzahl von Böttchern nicht ruhig hingenommen, sondern dafür eine sehr milde Repression — Entlastung auf vier Tage — batten cintreten lassen. Dieser Punct i» der Geschichte des Boycotts ist sür tie Sccialdemokratie ebenso wund, wie ihr Verhalten i» der Zeit zwischen der Aufforderung, den Ripdorser Boycolt auszuheben, und der Entlassung der 20 Procent. Die Böttcher waren nicht wegen Lcchii- oder sonstiger Diffe renzen, sondern der reinpolitischen Maifeier halber rcn der Arbeit weggebliebcn. Und der „Vorwärts" balle sofort die Partei der WeltsiierlagSdevionstration ge nommen. Der Streik — alles Ableuznen hilft nichts — war der Anfang des socialdcmokratischen Versuchs, den 1. Mai den Arbeitgebern gewcrbeweise aufruzwingen. Wenn eS an ders wäre, wenn der jetzige große Boycolt nur die „unmensch liche" Entlastung der 20 Procent rückgängig zu machen be stimmt wäre, warum sigurirt unter den Bedingungen, von denen die Socialdemokratie die Aufhebung des BoycottS abbangig machen zu wollen erklärt, noch immer die Frei gabe des 1. Mai? Und nicht »ur die Freigabe, auch die „Anerkennung" des Wcltfeiertag«? Da» Feiern genügt den boycoltirenvcn Führern demnach nicht, die Arbeil- aeber sollen ein Recht aus die von internationalen socialistischen Youzressen vorgeschriebene ArbcitSruhe und damit gleich zeitig die internationale Socialdemokratie als eine Macht anerkennen, der sich die deutschen Unternehmer zu fügen baden. Und so mag der „Vorwärts" noch so oft den Ausdruck „Lüge" gebrauchen: der Boycott ist ein Seßlerhut, von nichtarbeitenden Parteiführern zum Schaden der Arbeiter dem Bürgerlhum aufgerichtet. Und die 785 bnnzernden Arbeiterkinder, die der „Vorwärts" in jeder Nummer an verschiedenen Stellen — zum Zwecke der Addition -verführt, wären, soweit sie in der Thal hungern sollte», txser, die der unersättliche Moloch Socialdemokratie begehrt. Zn Wahrheit werven die Streikenden und Entlassene» als Bvycoll-Polizei verwandt und dafür bezahlt. „Die zweite deutsche Note" — sowird der „Franks. Z." aus Berlin gemeldet —, „durch die in London Einspruch gegen das Abkommen England« mit dem Congoftaate er- doben worden ist, hat entweder ihre Wirkung schon gethan ober wird sie thun; wenigsten» zweifelt man in unterrichteten Kreisen durchaus nicht mehr daran, daß da- Londoner Eabinet sehr bald da- nölbige Verständniß'für dir Schonung legitimer deutscher Interessen und sür den Werth eines guten Verhält nisse« zu Deutschland auch mit Rücksicht ans andere afrikanische Fragen gewinnen wird". Und in einer Londoner Eorrespon- denz der osficiösen Wiener „Polit. Corr." heißt er, man nehme in den Londoner diplomatischen Kreisen an, daß die Angelegen heit nunmehr in rin Stadium getreten sei, in welchem auf dem Wege freundschaftlicher Verhandlungen zwiswen den be- thriligten Regierungen eine „allseitig befriedigende Lösung" der Differenzen erwartet werden dürfe. Dann aber wird grsagt: „In erster Linie sieht man einer baldigen Verständigung mit dem Berliner Labinet entgegen, da die Hauptetnwendungen desselben gegen Details des vertrage« gerichtet sind, deren Ab- änderunA in dein von Deutschland erwünschten Sinne kein« allzu großen Schwierigkeiten darbielen dürste". Diese Behauptung enthält eine Unwahrheit, ja eine Lüge, denn die Haupteinwendungen Deutschland- richten sich nickt gegen Detaiis deS Vertrag», sondern gegen den ganzen Vertrag, den die Regierung de» Eongostaale« überhaupt nicht absckließcn durfte, ohne sich vorher der Zustimmung der Garanlicmächte zu versichern. E» fällt daher Deutschland auch gar nicht rin, über Einzelheiten de- Vertrags mit den Regierungen de» Eonaostaat« und Englands zu unterhandeln; es fordert Aufhebung de« Vertrag» und Anerkennung deS Recht-, von seiner Zustimmung alle Ver handlungen über Abänderungen der früheren Verträge ab hängig zu machen. Ist man in London also »och nickt weiter gediehen, als zur Geneigtheit zu freundschaftlichen Verhand lungen über Details de- neuen Pachtvertrags, so ist man dort noch weit von dem Verständniß der Situation entfernt. AuS den weite ren Auslassungen de» Londoner Gewährsmannes der „P. E." gebt übrigens klar hervor, wie die englische Regierung die Sache drehe» möchte. Sie möchte mit Deutschland über Einzelheiten deS Vertrags sich verständigen, möchte Deutschland einige Eoncessionen machen, um Deutschland- Zustimmung zu dem principiell unzulässigen Pachtverträge zu erlangen und dann Frankreich gegenüber auf die Zustimmung Deutschland- sich berufen zu könnru. Deutschland soll also gegen Frankreich auSgespielt werden, um auch diese- zur Nachgiebigkeit zu zwinge»,. Wär' der Gedanke nicht so ver wünscht gescheut, man war' versucht, ihn herzlich dumm zu nennen. Jedenfalls erwarten wir von dir deutsckeu Diplo matie, daß sie nicht durch einige englische Eoncessionen vom RechtSbodeu sich ab- und überdies in einen Gegensatz zu Frankreich hincindrängen läßt, der die bedenklichsten politischen Folgen nach sich ziehen müßte. Gleich beim Amtsantritt des englischen Cab inet» wurden Zweifel daran laut, daß der Schatzkanzler Harcourt mit dem Premierminister Rosebery dauernd in vollem Einver nehmen bleiben werde. Harcourt war von den Radikalen als berufenster Nachfolger Gladstonc's bezeichnet worden seine Klugheit und Festigkeit und seine parlamentarische Er sabrung wurden gerühmt, und wenn das ungewöhnlich hohe Maß von Ansehen und Geltung, vaS Glakstonr besaß, dem Scbatzkanzler fehlte, so hielten seine Anhänger ihn doch sür weit geeigneter, Gladstone'S Erbschaft anzutreten, al« Lord Rosebery, den Gladstone als seinen Nachfolger empfahl. Am 5. März d. I. wurde Lord Rosebery von der Königin mit der CabinetSbilduiig betraut, und Sir William Harcourt er klärte sich bereit, unter dem neuen Premierminister Weiler zu dienen. Am 10. April brachte Harcourt seinen Voranschlag ein, der als eine sehr glückliche Fiiiaiizresorni bezeichnet wurde. Jedenfalls sind Harcourt'« Vorschläge zur Steuerreform volks- idümlich, weil sie die Masten vor den Elasten begünstigen. Aber der Vorschlazriner Erhöhung der Branntweinsteuer zog den, Eabinct den Widerstand der Iren zu und die TvricS bekämpften den radikalen Voranschlag auf da« Heftigste. Nur unter den äußersten Anstrengungen gelang e« der Regierung, für die entscheidende Abstimmung über die Annahme der zweiten Lesung de« Voranschlags überhaupt nock eine kleine Mcbrbeit zusanimenzubringen. Sckon während der ersten Be- rathung de« Voranschlag» im Unterbause tauchten Gerückte auf von einer angeblichen Aiiit-müdigkeit de« SckatzkanzlerS Harcourt. Den Gerüchten wurde zwar zunächst ossiciö», dann aber auch von Harcourt selbst bestimmt widersprochen, allein die Ursache dieser Gerüchte blieb bestehen: sie liegt in einer immer deutlicher bervortretendcn Gegnerschaft Harcourt'- und Lord Rosebery'-. Letzterer drängt z. B. aus eine baldige Auslösung de» Parlaments, eriterer witerseyt sich derselbe» beharrlich und erfolgreich. Diese und ähnliche Differenzen baben Harcourt seine Stellung verleitet, und er will, wie die „Voss. Ztg." a»S London ersäbrt, gleich »ach der Erledigung des Voranschlag« oder späteste»- am Ende der Tagung deS Parlaments aus dem Ministerium auS- lreten. Der Rücktritt Harcourt'S würde freilich den» Premier den vo» ibm anscheinend gesuchte» Weg zur Verständigung »iit den Unioilisten öffnen, aber sür das Ministerium ein schwerer Verlust sein. ES scheint den 25 Mitgliedern der moderaten Linken im «äntschrn Folkrthing, die für den Ausgleich »iit der Regierung gestimmt hatten, eine große Enttäuschung bereitet zu haben, daß da- Ministerium Estrup sich »eck nicht, wie man hoffte, zurückgezogen hat. Die« geht auS Aenßc- rungkn in ihren Blättern bervvr, in welchen berichtet wird, daß die 25 Abgeordneten beschlossen haben, ihre Mandate »iederzulegen, wenn Estrup nicht, bevor der Reichstag wieder zusamnienlritt, ein Entlassu»gSges»ch ringereichl baden sollte. Eine wirklich bindende Erklärung in dieser Hinsicht bat doch nur einer von ihnen, der Bankdirector Wistost, gegeben, in dem er kürzlich in einer Bersa»iml»»g auSdrücktich gesagt bat, daß er den ReichSiagSsaal nicht inebr betreten wolle, wenn da« Ministerium Estrup >>n Lause de- Sommers sich nicht zurückziehe. Es ist aber höchst zweifelhaft, ob die anderen 24 diesem Beispiele folgen werde». Man kann c- nämlich als sicher betrachten, daß da- Ministerium nach dem Ausgleiche da» Folkerdixg -«rn ausqetvs» hiitee, »m durch »eue Wahlen dir Stimmung der Bevölkerung zu prüfen. Wenn die ReHiernng dies nicht gethan hat, war e» gewiß gerade mit Rücksicht aus die 25 Mitglieder, die keine neuen Wahlen wünschte». Es würde daher sehr unlogisch von ihnen sein, wenn sie jetzt durch eine MandatSniederlegung o» i»L88v eine Auflösung Hervorrufen würden. Während diese Politiker so über ihre Haltung unklar sind, ist die Opposition in Be griff, sich zu organisiren. Die verschiedenen Gruppen sind in Unteryandlung getreten wegen ihres Zusammenschlusses zu einer geschlossenen Oppositionspartei, unk eS scheint bloS noch zweifelhaft, ob die Gruppe der Socialtemokralen sich an dem Eartell brtheiligen wird. Ein wahrer Augiasstall von ««erikanischer Eorruption und Verkommenheit scheint die Staatsverwaltung von New-Aork zu sein. Der üble Einfluß der berüchtigten Tammany hall, die seit vielen Jahrzehnten kein andere« Ziel versolgl, als die Stadtcaffen zu plündern, macht sich bis in die untersten Glieder der städtischen Polizriverwaltuiig bemerkbar. Iliiterslichungen, die iu den letzte» Tagen de« Mai angestellt wurden, ergaben, daß tie Polizei gegen klingende Münze dem Laster in jeder denkbaren Form Schutz gewährte. So wurde von den Inhabern berüchtigter Häuser regel mäßiger Tribut erhoben, der sich in manchen Fällen aus mehrere tausend Dollar jährlich bezifferte. Auch rbrliche Ge werbe, wie Sckankwirlbschaften, wurden »ach allen Regel» der Kunst gebraiitschatzt. Vor Kurzem bewarben sich die Polizisten um eine GehaltSerbohung i»i Betrage von 200 Dollar- jäbr lich. Um diese Erhöhung durchzusetzcn, brachten die Polizisten bei Entrichtung von je 25 Dollar- eine Summe von oo ono Dollars aus, womit jene wackeren Ehrenmänner geschmiert wurden, welche die Poiizistkn-Solderhöbiiiig-bill bei der Legis latur durchsetzten. Zur Bekämpfung von Tammanyball bat sich vor einigen Wochen in Ncw-Hork ein „Deutschameri kanischer Rcsormbund" gebildet, der sich unter der Füh rung der hervorragendsten Deutschen von New-Z)jork schnell über die ganze Stadt verbreitet bat und augenscheinlich dazu berufen ist, den Tailimaiiyistcii den Garauö zu machen. Es ist im böchstcn Grade zu bedauern, daß erst jetzt da» Ncw-Zl)orkcr Dculschtbuiii i» so geschlossener Weise gegen die Hydra der Eorruption Front mack». Seit vielen Jahrzehnten bat es sich fast geflissentlich von einer Einmischuiig und einer Bewerbung um tie Stadtverwaltung ferngehaltcn, zum großen Schade» der Stadl selber, die dadurch immer mehr i» die Hände der Tam iiianyiste» gerieth. Kaum ein Bcstandthcil der Bevölkerung der Vereinigten Staaten ist berusener und bcsäbiglcr, zur moralischeii Reinigung deS ganzen Volk-charaktcr- i» so bobeiil Maße beizutrage» wie da- Deutschaiiierikaiiertbiini. Diese schöne Ausgabe hat eS bisher nicht in vollem Umfang und nicht im richtigen Verbällniß zu seiner ungebeuren Kraft er füllt; zu hoffen bleibt auch, daß der „Tcutschainrrikgiiische Rcsormbund" sich nicht bloS auf tie Stadt New-Hork be schränken, sondern über die ganzen Vereinigten Staaten auS- brciten wird, denn wie in New 2)ork, so wird e- überall in den Vereinigten Staaten getrieben. — Wieder ist ei» coni- i» u nistischeS U »trne b m c n in die Brüche gegangen. Die Populisten von Kansas batten eine Eocperaliv Eolonie in dein mexikanischen Staate Sinaloa gegründet, und im Anfang ging Alles recht gut, aber bald trat cs auck bier deutlich zu Tage, daß im Allgemeinen die Meiischen sich überall »all, ihren Tugenden und besonder« ihren Schwächen gleich sind und gleich bleiben, ob sic nun in einem alten „verrotteten" Staate leben oder in einer auf Gütergemeinschaft gegründeten Gesellschaft. Den Anstoß zur Auslösung der Eolonie gab ein Prvceß wegen Bewässerungsanlagen, in den die Eommunisten verwickelt wurden. Zweibundcrtiindfiinszig Mit gliedcr blieben ans dem aiigckauften Lande, dessen Austhciliiiig der letzte Act der Gesellschaft gewesen war. Deutsches Reich. * Berlin, 17. Juni. In Sachen der Umgestaltung deS PostzeitungStarifS baben wir neulich die Meldung er wähnt, daß jetzt sür jede- Kilo der von der Post beförderten ZeitungScskmplare 20 Pfennige bezahlt werden sollen. Tamil ist die „Kölnische VolkSzeilung" durchaus nicht cinvcrstaiidcn; sie schreibt: „Freilich werden hierdurch die Blätter mit vielem Papier in erster Linie getroffen, die kleine und mittlere Presse aber nicht nur nicht entlastet, sondern edensall« noch höher besteuert. LS ist also eine gewaltige Mehrbelastung de« HeitungSgewerbeS insgeiainint ge- ptant, deren Lonsequenz Erhöhung de« AbonneincntSpreiieS sein würde. Man sieht, di« Post will die Regelung de« Post-Zeitungs- tarisS zu einer riesigen Erhöhung ihrer Liiiuahiiien aus Lcm ZeitungSgeschäft benutzen, und zwar soll dadurch, wie es heißt, r e«nlix« Ver- »>«k«r, io Ucr ir«lck« >nko!x« e»r. Von x>>- uuci tt-kackra m<i ra c>v,t«ll vkkkkllsr mul !t»kr «I» luixr «r« pro 8wck So e»rti>cci» , Stllck l.bv ki, ,«v Lock- >.«0-0.» «c > b'cv Vork. i» <i?o»tU»witc,, Vork «cr ickiick, Uo>U- ,r«t»riu»-^ ,a l» V„«rr»»i>i!'i N ,8>«^mun>!', irm.-roo , «I«8> Neu': ia z«cr» ar»crp«i» <IKV> kork. yU?o,KI»wpscr »aikoicr- o»>.k u»ck N»r»»>Nc, u» Vocrmm,,/ mdri»-; vo.cr Ni» ^ o«rm»»L- »»»»«». k »tc. »t« »i« ««r Klüt» L» »p«Sit»»r i» .Lnrtoa' .oa dlmccr, ,H»i»«r- «odoo .U»»»- > ttoruiov. ,»i«k u»r- «oo I-rNK, i Iu»! .liorl»»^ »»' .00 V„t n»ck Srimike. loo, ,8»>>ilm>- «' »»ck tt-itk. p»XI«»«e» «» NO»' voll loi», ' ,ll<! ,r»i»«ll- , ll»ck r Vor». Feriillrtsi». Die alte gute Zeit. Line Erzählung a»S Niedersachsen von Greg. Sam arow. kj Nachdruck »rrkoieo. (Fortsetzung.) Ter Freiherr von Ledebur, welcher an dem kleinen Hofe de-Fürstbischofs da» Amt de« HofmarsckallS und Ceremonicn- mistrrS versali, welche- ihm bei dem eingezogene» Leben deS lircknvindigstcn Herrn nur sehr wenig Mühe »nd Zeit kostet», trückte dem Deckauten herzlich die Hand und kragte nach iiiiiem Wohlergehen und nach einigen Bekannten in der Atzend seines Pfarramtes, aber man konnte ibm anseben, taß er durch andere Gedanken vollständig in Anspruch ge- »cmmen war. So sagte er denn auch schnell, da« Gespräch abbrechcnd: „Ick habe eine Nachricht erbalten, hochwürdigster Herr, euie sehr wichtige Nachricht, welche ich eiligst zu melden komme." Ter Dechant zog sich mit tiefer Verbeugung bescheiden zurück und der Fürstbischof fragte erstaunt nach dem Grunde lrr außerordentlichen Aufregung seines sonst so ruhigen und gleichmiithigen Freunde». „Soeben schreibt mir", erwiderte Herr von Ledebur, „der Herr von Wangenbein», der Hosmarschall de« Herzog« von Cambridge, daß Seine königliche Hoheit der Viceköniz die Absicht habe. Eurer fürstlichen Gnaden diesen Herbst nach den Triiddeiimusterungen seine» lange schon beabsichtigten Besuch zu machen und bittet mich, Eurer fürstlichen Gnaden die« »kzulbeilen und anzufragen, ob r« Ihnen genehm sei, Seine königliche Hoheit zu enipsangen. „TaS ist sehr liebenswürdig von dem Herzog", sagte der Fürstbischof, „der König von Hannover bat mir mein Fürsten- tbiim genommen, sein Stellvertreter will e« wenigsten« an Artigkeit nicht fehlen lassen — schreiben Sir dem Herr» von Vangenbeim, daß ich mich freuen würde, Seine königliche Hoheit hier zu begrüßen." „Verriß, hochwürdigster Herr, da- habe ich als selbflver «»tlich angenommen, aber nun bandelt eS sich darum, die vnbereitungtii sür einen solchen Besuch zu treffen ßund da« Leremoiiiell sestzustellen," Der Fürstbischof lächelte. .Da« Serrmoqiell wird nicht viel zu sagen haben — wir haben ja keine Garden anfzustellen und unser Hofstaat ist auch nicht überzählig." „DaS ist e« ja eben, hochwürdigster Herr, da» ist eS, wir müsse» dock dem Herzog einen angemessenen Empfang bereiten und unsere eigene Würde aufrecht halten — eS muß ein Hof geschaffen, ein Eeremoniell ausgestellt werden." „Nu», mein lieber Ledebur", sagte der Fürstbischof jetzt herzlich lackend, „machen Sic da- ganz nach Ihrem Ermesse», ich gencbmigc im voran» Alle«, was Sie thun werden, nur machen Sie die Sache nicht gar zu glänzend und pomphaft." „Ich werde in dem Archiv nachsorschen, wie r« in solchen Fällen gehalten worden", sagte Herr von Ledebur — „o, welch eine Menge von Müde und Arbeit wird da« machen, c» ist eine Ehrensache, daß Alle- klappt." „Nun, da- ist bei Ihnen in guten Händen", sagte der Fürstbischof, „Sie haben also plein pouvolr von mir und werde» gewiß auch in diesem Falle sich al- Meister be währen." „Ich werde Eurer fürstlichen Gnaden Alle« verlege», Alle« — ich übernehme keine Verantwortung sür mich allein", rief Herr von Ledebur eifrig — „wir haben bi« z»m Herbst noch Zeit genug und eS werden sich ja wohl in den Archiven An gaben finden, wie e- gehalten worden ist, wenn der hoch- würdigste Fürstbischof ElemenS August hier Hof hielt." „Clemens August war ein Prinz de» bayerischen Kur hauses", warf der Fürstbischof ein, „und Erzbischof von Köln." „Da» ist ganz gleich, ganz gleich, hochwürdigster Herr — Sie sind ganz dasselbe und ebenso wie damal« muß eS ge halten werden. Ich eile, um mich sogleich an die Arbeit zu machen." „Welch eine Mühe der Gute sich girbt", sagte der Fürst bischof, als Herr von Ledebur eiligst yinauSgeeilt war, „»in de» Schein zu erhallen, der ja doch da» Wesen verloren! Doch ihm ist eS eine angenehme Beschäftigung und vielleicht hat er recht — den Armen und Niedrigen gegenüber sollen wir dir demülhige» Jünger de» Evangeliums sein — den Großen der Welt gegenüber geziemt sich« wohl auch zu zeigen, daß wir die Würde der Kirchensürste» zu wahren wissen, wenn sie »»« auch dir Macht Stück sür Stück z» nehmen trachten." Er wendete sich zu seinem Schreibtisch und begann die ringegangene» Briefe zu lesen. Der Dechant aber war nach dem Hotel d Angleterre, dem ersten Gaslbos der alten Bischofstadt, gegangen, ui» de», Baron von Bcrgholz anzuzeigen, daß er zur Abfahrt bereit sei. Bald darauf fuhr ein eleganter Jagdwagen mit einem Viergespann prachtvoller Rappen und einem Kutscher in vor nehmer Livröe vor. Die beiden stiegen ein, um zunächst die Nichte deS Dechanten abzuhole». Die Fenster öffneten sich in der engen Straße, die Kinder, die Kausleute traten vor ihre Ladenthur und Alle« blickte er staunt auf diese» glänzende Fuhrwerk, da- vor der bescheidenen Wobnung der Wittwe Morstei» hielt. Der Dechant stieg die Treppe hinauf und fand seine Nichte in Tbräne». DaS verwaiste Mädchen war eben damit fertig geworden, all die kleinen Dinge, welche für sie einen ErinneruiigSwerth batten, in einen alle», lange nicht gebrauchten Koffer zu- sammenrupacke», der iu Ermangelung eine» Schlosses mit einem Strick zusammengeschnürt war. Nun saß sie auf dem hochlchnige» Kanapee und blickte mit Ihränendrn Augen in dem kleinen Wohnzimmer umher, da» bisher ihre Heimath gewesen war, aus der sic nun in die weite unbekannte Welt hinauSgehen sollte. Anna Morstein war schlank gewachsen, ihr seine- Gesicht mit den zarten Farben, den dunkelblauen Augen, von reichen, aschblonden Flechten umrahmt, war nicht vo» blendender Schönheit, aber von unendlich anmuthigem Liebreiz. Der tiefe Schmerz, der um den frischen kindischen Mund zuckte, mußte Rührung und innige Theilnahnic erwecken »nd in dem einfachen schwarzen Traurrkleide machte ihre ganze Erscheinung einen außerordentlich lieblichen Eindruck. „Nun trockne Deine Thränr», mein Kind", sagte der Dechant, indem er ihr herzlich die Hand drückte, „und laß un- aufbrechen. Da« Lebe» bringt manchen Abschied, den wir ertragen müssen, und ich hoffe, daß Tu bei mir, so lange mich Gott am Leven läßt, eine freundliche Hcinialh finden wirst. Der Wagen wartet vor der Thür — und was sür ein Wagen — der junge Baron Beraliolz, der als Auditor nach Angrrsum kommt, chat die große Freundlichkeit, un» init- zunehme». Ich war in Verlegenheit um eine Fuhre, da babe ich da« Anerbieten gern angenommen — Du siehst, Dein Ein zug in mein Hau» bringt mir Glück." Anna erschrak. Sir batte wohl einmal de» Namen de« Baron« Berabolz gehört, auch zuweilen die Herrschaften von Bergholzbaufen in dir Stadt emfahre» seben und n»u sollte sie mit einem so vornehmen Herrn den Weg in ihre neue Heimath machen. Aber eS blieb keine Zeit zu überlegen Der Dechant drängte, sie setzte ihren kleinen Hut aus, warf rin schwarze« Wollentuch um tie Schulter und stieg, noch einen letzten Blick in da« kleine Zimmer zurückwerfend, die enge Treppe hinab. Der Dechant trug den Koffer. Baron Hilmar sprang vom Wagen nnd grüßte das ängst lich und befangen errLthende Märchen, deren edle und au- iiiutbigc Erscheinung ihn i» Erstaune» z» setze» schien, so artig, als hätte er die vornehmste Danir vor fick. Er sprach einige Worte über den schmerzlichen Verlust ihrer Mutter, kurz wie eine HöflichkeitSform, aber au» dein Tone seiner Stimme klang eine so aufrichtige und bcrztickc Theilnabnie, daß seine Worte ibr warm zum Herzen drangen und sie ihre feuchten Angkii dankbar zu ibm ansschliig, um dann gleich wieder cr- röthenv das Haupt zu neigen, ohne daß sie eine Erwiderung finden konnte. Dann brachte er den Koffer im Wagen unter, reichte Anna die Hand, um ibr beim Aufstcigen bebilslich zu sein, und als sie neben ihrem Oheim Platz genommen, schwang er sich selbst ans den Vordersitz, nahm Zügel und Peitsche aus den Händen de- Kutschers und fuhr in kurzem Trabe durch tie enge Straße davon, gefolgt von den neugierigen Blicken aller Nachbarn. Al- der freie Feldweg erreicht war, griffen die mulbigen Pferde mächtig a»S und pfeilschnell flog der Wagen aus der glatten Sommerstraße dahin. Anna halte »och nie in einem Wagen gesessen, die schnelle Bewegung machte sie schwindlig; sie schloß die Auge» »nd hielt sich ängstlich an der niedrigen Seitenlehne. Bald aber gewöhnte sie sich an dir" rasche Fahrt, sie blickte umher zu den Berge» im Hintergrund, den Feldern und Wiesen, aus denen die Arbeiter beschäftigt waren, und begann jenes satt berauschende Vergnügen zu empfinden, welches Jugend »nd Geslindbcit iinmcr in^der schnellen Bewegung findet, die den Menschen über die Schranken eigener Kraft erbebt. Ihre Wange» rvtbetcn sich, ihre Augen glänzten und in tiefen Atbcni- zügcn sog sie tie reine frische Lust ein. Wenn die Bäume der Straße an ibr vorüber zu fliegen schienen, wenn sie durch die Dörfer liinsubr au den neugierig ausblickendcn und meist ehrerbietig grüßenden Menschen vorüber, dann glaubte sie sich in einer ganz neu ihr aufgezangenen Zauberwelt zu be finden, deren Reiz sie mit einem nie vorher empfundenen Wodlgefilhl erfüllte. — Es kam ibr vor, als ob ihr ver gangene» stille» und beschränkte- Leben weit hinter ihr zurück- bliebe, wie die Staubwolken, welche die Pserdebusc »nd die Räder deS Wagen- auf der Straße nufwirbel» ließe», sie kam sich lo-gelöst vor von allen irdischen Sorgen nnd Kümmer nissen, und selbst der Schmerz über den Verlust ihrer Mutter und ihrer Hriniath schien wie jene Staubwolken zur Erde niederzusallen »eben den bunten Wiese», den grünen Bäumen und den Erntefeldern, welche in immer neuen Bildern vor ihr auftaucktten und sie wie auf einem neuen Lebensweg dr» grüßten. (Fortsetzung folgt.)
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