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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.06.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940628016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894062801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894062801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-06
- Tag1894-06-28
- Monat1894-06
- Jahr1894
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4758 lmm der DikHerrschafikil fürKrankheitskosten-Entscha-igung der Dienstboten. Ante MM 6740 Wil-Iikikr mit 8I2S Mri-dole». Der Verein zahlte seit Anfang seines Bestehens ftr 1770V kranke Dienstboten 14LL4Ä Mark an Krankenhaus, Arzt nnd Akedicin. Freie Wahl unter 2L5 Aerzten. Free Arzt, Mediein und Krankenhaus. Keine An- und Abmeldung, keine Untersuchung der Dienstboten. Halbjährlicher Beitrag vom 1. Juli bis 31. December Zum Beitritt ladet ein NN? 5.— älv vvsodLNsslsUv kLNZlLätor LtswvvL I. Leletzhon Llit, Amt l. Za ihrer am I beehrt sich rinzuladen Juli 1894 in rädeln st-ttfindenden wandrrvrrsammlnn, einzuladen ma Nrlorkorsvltolläo Sssslisvluttt »n I.etpirtU. Vi»8eu«r«1i»ui»>rr Früh 10 Uhr: Besichtigung de» Botanischen Barten», der Laboratorien und der Eainintnngen de» Realgymnasiums und der Landwirtdschastlschiilc. Vorführung mikroskopischer Präparate durch directe Projection mit Bogenticht durch Herrn 11r. L. kletnoder. '/,12 Uhr: Sitzung im Saale de» Hotel Matz, — Vorträge: Herr Prozessor I)r. Naruliallr Ueber die deutschen Wanderfische. — Herr lilir- muno: Zoologische Reiseerinnerungen au» Neapel. - Kleinere Mit» tbetlungen und Temonilrationen. 1 Uhr: Gemeinsame» Mittagessen im Hotel Malz (Gedeck 2 Nachmittag«: Aueslng nach dem Schweiz«rhiiu»chen. 8Ü ^ 15s>^s>n, L8SS Heute »«»»«r«rch«ritltel»v punci 3 Ulr bei Mitglied Ledüarckt, Mühigastr. Da» Erscheinen sede» Milgliede» ist dringend erwünscht. Der Grsammtvorstand. Lront üeelcer, Vorsitzender. (Ikniiilliilr äiijrigt», „ u Dame zur vralett. v«n Lied. geg. freieGesangaft. <n. Lehrerin». Gesucht et«, leb. ,e». freie Gekai Adr. uni. 's. 86 Expedttian d. Vl. erb. Zwei Damen wünschen einem besseren vrr»u->»ni«»veret« beizutreten. Werth« Adressen unter 8. <j. an die Filiale diese» Blatte», Katharinenstrab« 14. Roch einige Hund« nimmt in Pens. ».Dressur Arodol, Gohli», Magdeburger Straß« 4. Für meine F«r»Terrier-Hündin (riesige» Temperament) such» safart Deckhund. Nähere» bei v«n»old»«d, Tanchaer Straß« 12, 2. -tage. vt« >gr»»»»t«8«I»«i>»Hrar«Itx- bei 1»lpatg »ioü cki« titrlcluodoo Loaontolckor bet vrouuintltitr. Biel, räthselh., bt. hrzl. w. denk. S. s. d. Weitere? WQrmt«»» un«t Kchmu»« V«t>^«te chrltluel Uau Kltltil, dieumnrlct 18, Oeiprig. 10» Stück, in starker Waare von 8 ^ an emvfiehl» k'. Mün,gaste k. l)unil>m)!.»cl,nclj(cu. Die Verlobung ihrer Kinder Elisabeth und Paul beehren sich hierdurch ergebenst anzuzeigrn Fuhrwerk»l>rsitzer Ernst Varthel und Frau geb. Löffler, Larl Gräfe und Frau geb. Müller. !»»«> Verlobte. Leipzig, den 27. Juni 1894. vr. msä. kaul krlsärlok kaulkd krisärlok e«d. ckunir. Tvlprlg, üsu 26. ^uui I8S4. Tie glückliche Entbindung seiner Frau von einem gesunden Knabe« zeigt nur hierdurch an Leipzig, den 27. Juni 1894. 1)r. w«<1. 4a»tu, Dblorsob. Die Geburt «ine» Jungen zeigen hoch» erfreut an Leipzig, den 27. Juni 1894. LmII liv,t und Frau kaui» geb. kappe. Geste»» früh 8 Uhr starb »ach längeren LeAe» unsere lieb« Tante, Schwester und Schwägerin Fränlrin Arie klsm« im 76. Lebensjahre. Um stille Theilnahmr bitte» VSHlitz-Ehreaberg. hie htnterdliedrnen. Die Beerdigung findet Frettag Nachmittag V,4 Uhr statt. Geslern Morgen ',',9 Uhr verschied nach kurze« Leiden unser unter utzrm». Um stille» Beileid bitten di« tiesbetrübten Eltern Throbor Herbert-. Verspätet. Für bk anßnvrdentltch zahlreichen Beweise wohlwollender Lieh» »nd herzlicher nahm« bei dem BegrLbaiß unserrr selig entschlafenen Schwester und Schwägerin Friederike Arrgrrste Sehonberg UN» gedrungen, für den reichen Blumenschmuck uud für die ehrenvolle! herzinnigsten ielder Sang», fühlen wir un« gel zur lebten Ruhestätte unseren Sank dem Gesangverein Seneselder Leipzig, Etlrabarg, de» LS. Juni l im Namen sämmtlicher Hin Begleitn- Dank auSzusprecheu, tu»belondere aber dk-.z^ »«» erhebende» Gesang am Er-^ szu gerhvrt für sei: n«h Frau. verlassenen. Für die vielen Beweise herzlicher Theilnahine,sowie den reichen Blumen schmuck beim Begräbniß unserer lieben Mutter, Schwiegermutter, Großmutter und Taute vmmlu. Für di« vberau« vielfache« Beweise von Lieb« und Theilnahmr, welch« ua» bet de,! schmerzlichen Verlust« unsere» tantgst,«liebten unvergeßlichen zu Thefl geworden, bitten wir, «ar hterhnrch unseren Hrr»ltchfte« Dank entgegeuueh«, I z» wolle». Leipzig and Lhemnitz, den 27. Juni 1894. Die tiesbetrübten Familie» G. »ad Togo«. Die Beerdig,in, her 1»« «enneite Nemnel Lareime ,n«. l»»l>-rdi ,rk». ,m. Mkidkr, FtE« IIVIN IBddv findet brüte Nachmittag 4 Uhr bon her Capelle »e» Johaiini-friedhel« «z sagen nur hierdurch den herzlichsten Dank Rew-Pork, Leipzig, amBegräbnIßtoge den 27. Juni 1894. Evbaaoo» Aomosl als Sohn, älurle ttuaoic geb. Itellasr all Nichte. Dir Beerdigung de« Herrn Apotheker- Lllrock svdnlrv findet Frrttaa, den 29. Hs» Mt»., v«r» mittag» '/«>- Uhr von der Hall« de»Jo- baniiiSsrieddoie» au» stalt. Vermählt: Herr Max Keller in Pirkowih mit Frl. Martda Gasch daselbst. Gestorben: Herr Horst Stark, Kaufmann in Lommatzsch. Frau Alwine derw. Herold'» in lklingenthal Sohn Cur«. Frau Christian« Friederike Jahn geb. Grdger in Lbcrplanitz. agen stehen am Trauerhause J»hannt«hl«tz 18 bereit. Leipziger Beerdigungs-Anstalt ch. M. HruiLsL empfiehlt stch znr Anüführnng »an Beerdtannaen aller Art «ach be« vom Käthe der Stabt Leipzig frstgestellten Tarif. Londuetführer A. ^evzspvrrng, Königsstraße Nr. 5 Johannisgasse Nr. 10. Lopdion-vLä. ttyr, DNlfi^nEf svnsll uno raylg. 6ü. Lebensjahre, unser guter Gatt« und Vater, der Hau», und FuhrwerkSbrsiyer krieärion ^VLIKelm IuOu!§ ^rnät. Die» zeigen ttesbetrübt an Reudnitz, den 27. Juni 1894. «llv tr»nvri»«le« Hlnt«rdllel»ei»«i» ttopill« druckt nebst Kindern. Die Beerdigung findet Freitag Nachmittag 4 Uhr vom Trauerhause, Feld- straße 27, nach dem alten Reudniher Friedhose statt. Nach kurzem Krankenlager verschied heut« Morgen am Herzschlag unser» inniggeltebte, treusorgende Schwester, Schwägerin und Tante Fräulein tina Schöne. Die» zeigen stbmerzersülli nur hierdurch an Leipzig, Wien, Hamburg, 27. Juni 1894. tzie trauern»«« Hiaterhltebenen. Der Tag der Beerdigung, dt« dom Trauerhausr Lrststratze -1 stattfindet, wird noch brkanut gegebeu. lltznanlavli« Irlovti-tt». milo^l»« « lldaavl»«-»»«». Für Hm , von8-'/,I u.4-9 Uhr. Damen v. t-4 UhrtäzüL Wannen» u. Han«bäber zu jeder Tagetzeu. CkevSnU»rSni»N»v-I!<» Marär» tDFHO Damen: Dienst., Doi,ner»t.u.Soi,nab. »kV , >/.li u. Montag, Mittw., Freit, v. '/,2-L UK. I V.W»«I»n,«i»».Gerbkrstraßcr »ohirnsaurr Thrrmal-, Sta»,-. Soolbädrr w e inFranzr»»bah. Kisfingeti.Nanhrtm.vehiihausrn». lPat.Tipp-r,». Tpceialenr für Frauenleiden, Bleichsucht, Herz», Leber-, Niere»., Magenleidea, ldlchl, RdeumatiSinu», Rückenmarksleiden. Nervenleiden in den verschtrdensten Formen. mb. 2— mit Wellenschlag, liik Dien-t., Donner«!., Freitag ',,9—11 Borzügl Louchen-Wannenbäder. — Jeverzett Schwimm-Unterricht. — Pferdebahn. 350000 Liter täglich ständiger Wasser-Zu- und Abfluß. KrpstallN. Wafler. ^sE>^m:n»vassia ^^0 Damen: Mont., Mittw., Sonnab. 2 KttllitklN-i ^00 Temprrat »e» schwimmbasfin». Dam» „InVlII^III ^«11OIÜ Ollll, DteuStag, DounerStag. Sonnabend von .S 14. bi» '/,11, Moutag, Mittwoch, Frettag v. ' ,2-i Ü. UAße»>»«-UiehaI 1>mp«r»tur4«,s00 Damen:Mout.,Mittw.,Freit.'/,2-bNachm. golivlmmbomln 10 < Dien»!, Donnertt.. Sonnab. V,9-'/,1 l Borm vsulrLldLck,! ^0 Damen: Mont.,Mittw.,Freit.v,9-l l käb »Dienst., DonnerSt., Sonnab.'/,2-ö Nachm. V»dIhGIHI»a-AlG«I Olficherstt 18. Wannrn.väbrr, trastallkl. Waiicr- iDOLliDUUi» Sand- n. Gurbätzer, Damps-Vätzrr. Rädere« Proirnt. «I U> ^«aia, Dorotheenstr. 9. KaslendampsbSder. Packung, Heilgymnast, »^»u «IsRhU »UvIIsrhg Massage, Güsse »c. Bon früh 8—9 Uhr Abend« geSffne:. LkllM«GlWGl»W al Poststr. 15. Damps-, Wannen-, Sitz- u. alle liur»ä»n. ^0^08«»11, Lohe-, Moor-, Fichtrunabel-.Pf.Loelpp'n Güsse. Pros t II L. l Freitag: weiß« Bohnen mit Schöpsenfleisch. Milchreis mit Zucker und Zimmt. D. V. Winkeln,»». D. V. Schwarz. Neue Leipz. Spetle-Anst.. Zritzer Dir. 43,45. Donnrrltag: Nindfl. mit Reis u. Lohlraii. Neues Theater. Leihztfi, 27. Juni. Schon bei früheren Gastspielen hat uns Herr Büllrr au» fernem reichhaltigen Album heiterer Charaklerköpfe den Rentier Birkenstock vor Augen geführt, und auch der die-malige Chklu« durfte nicht vorübergeben, ohne daß der „Hypochonder* seine Aufwartung gemacht hätte. Da» Mosersche Lustspiel mit seinen urkomischen Scenen, unter denen namentlich di« Stadtverordneten- sitzung stet« reichen Applaus erntet, hat sich trotz der Zerfahrenheit seiner iLomposttion und trotz des ver fehlten Namen-, den der Bater seinem Kinde gegeben hat, auf dem Repertoire der deutschen Bühnen erhalten. Da» bewirkt in erster Linie die Figur de- Rentiers Birkenstock, der freilich alle- Andere eher ist, als ein Hypochonder. Ein Hypochonder ist der eingebildete Kranke Molcürr'S, nicht aber der nervös erregte, reizbare Birkenstock, der eher »u den Cholerikern gezählt werden könnte. Die Darstellung Büller'S ist eine meisterliche. Der „Birkenstock* ist neben dem „Slriesr ^ ' 'ch!< durch dir fauligen organischen Stoffe, die dem Bade zugeführt So groß die AnsteckungSsähi die beste Leistung des allezeit schlagfertigen Künstler-, der auch die-mal wieder mit ihr einen vollen Lachersolg erzielt«. Im Micnenspiel leistet Büller ja immer Hervor ragende-. Als Birkenstock bringt er e« namentlich in den Scenen zur Geltung, wo der ehrsame Rentier wider Willen zum Don Juan gestempelt wird. Auch die übrigen Rollen de- Lustspiel» waren in guten Händen, so daß die Vorstellung einen günstigen Eindruck yinterließ. Der Saucrbrei de- Herrn Ernst Müller war ein echter Kleinstävter und als Pantoffel held von kcrbkomischer Wirkung. Er bat den Dictator der Stadtverordnetenversammlung schon früher erfolgreich ver treten, ebenso wie Fräul. Flösset den liebenswürdigen Back fisch Clärchen Sauerbrei. Herr Targer spielte den Heiraths- candidaten und Aspiranten für die städtische Baumeisterstelle, Arnold Reimann, würdig und einnehmend, und sein Stell vertreter, der LebenSversicherungöagent Berger, hatte in Herrn Hänseler einen nickt minder gewandten Vertreter. Auch die Emma Birkenstock de- Fräul. Laut erb ach und die Rosalie Sauerdrei der Frau Hermany-Benedix, letztere als gewaltiger HauSIyrann, verdienten Anerkennung. Fräul. Brock zeigncle sich als Asta Birkenstock durch flotte- Spiel aus. Hermann Pilz. Neues Sommerlhealer. Leipzig. 27. Juni. In den „konventionellen Lügen unserer Gesellschaft" Kat Map Nordau ein moderne- Sittenbild ge zeichnet. welchem sehr grelle, satirische Lichter aufgesetzt sind; auch der norwegische Dramatiker Henrik Ibsen hat in seinen früheren Dramen, ehr er aus den Abweg gerieth, pathologische Seelenzustäade zum Mittelpuuct seiner drama tischen Dichtungen zu machen, die Verlogenheit unserer Gesellschaft gegeißelt. E» handelt sich dabei indeß weniger um conventionelle Lügen, als um Lügen, die auS schnödem Egoismus bervorgehen und der Jnteressenpolitik der Einzelnen oder irgend einer kleinen Gcsammtbeit dienen. War da schon in den „Stützen der Gesellschaft* der Fall, so zeigt e« fick noch sckärfer ausgeprägt in dem gestern gegebenen Schau spiel „ Ei n BolkSfeind ", in welchem Ler Held al- Einzelner gegen eine ganze Gemeind» ankämpst, die eine bewiesene Wahrheit todtschweigen will, weil dies« Enthüllung >br Nach- tbeil bringen müßte, und den Vorkämpfer dieser Wahrheit zuletzt al- Volksfeind in Acht und Bann erklärt. Auch in diesen Stücken erscheint unS Ibsen keineswegs als ter Realist, wie er oft gerühmt wird; hier ist er zwar nickt Mystiker, aber er ist Satiriker. Der Satiriker neigt zu Urbertreibungen; die Satire hat e» mehr mit den Fehlern und Jrrthümern. al« mit den Menschen selbst zu tbun; ts" wird zu einem Vepirsviegel. welcher die Bilder auSeinanderzrrrt, um dir beabsichtigten Wirkungen zu erreichen. Da werden die einzelnen Charaktere ober Gruppen oder gar ganze Ge meinden in da« einseitige Licht der satirischen Blendlaterne gerückt. Es ist keine Lebenswabrbrit, wenn Ibsen sämmtliche Bewohner einer Kleinstadt zu Vertretern eine« brutalen Egoiämoä macht, der sich nicht scheut» Kranke, dir in dem h»tt «ingerichtetrn Seebad. Genesung suchen, zu vergiften werden. So groß die AnsleckungSfähiAkeit der Dummheit und Schlechtigkeit ist, so wird e- doch immer Einzelne geben, welche Kopf und Herz aus dem rechten Flecke haven und dir Partei de» De. Stockmann ergreifen mußten; doch bei Ibsen ist da- Alle- ein wahrer Sünvenpfubl. Keiner hat nur so vielen Verstand, um sich zu sagen» daß ein Bad, dessen un heilvolle Wirkungen sich doch bald zeigen müssen, sich über- Haupt nicht halten kann und erst recht den Sturz der Stadt zur Folge haben muß. Wir glauben uickt, daß e< an der nor- wcaischenKüste rin solckcSAbbera giebt. DemSatiriker mag die- willkommen sein, der Dramatiker kann nicht eine ganze Stadt mit solcher schwarzer Farbe anstreichen. Bon dem Bad« selbst können wir unS auch keinen rechten Begriff machen; wenn aber die Väter der Stadt gerade die Stelle ausgesucht haben, wo dir Abzugswässer der Gerberei münden, so haben sie jedenfalls eine unbegreifliche Dummheit begangen. Der Bade arzt ist aber Mitbegründer, er spricht von den verpfuschten Anlagen; daS ist doch ebensogut seine Schuld. Gegen den Realismus Ibsen - lassen sich sehr begründete Einwendungen erbeben, doch er weiß auS nicht ganz haltbaren Voraus setzungen wirksame Scenen herauSzugestalten; er opfert ebenso oft die Leben-wahrheit dem theatralischen Effect, er ist weit mehr Bühnenschriftsteller, als man in der Regel annimmt, und arbeitet bisweilen mit den von Zola gerügten coulissenpappcnen Wirkungen. Dabei ist er ein sarkastischer Kopf und weiß mit ttefeinschneidendem Messer den gesellschaftlichen Auswüchsen zu Leibe zu gehen. Ein Schauspiel wie „Der Volksfeind* wird stets Interesse erregen. Die Tenkenz des Dichter» ist eine durchaus an- erkennenSwcrthe, wenn auch die Art und Weise, wir er sie zur Geltung bringt, wenig UeberzcugendeS hat. Im Mittelpiincte des Dramas stehen die beiden Brüder: der llr. Stockmann, als Badearzt angestellt bei dem Bade. daS er selbst a>« schädlich an den Pranger stellt, rin Wahr- heitSsanatikcr, der für seine Ueberzeugung mit allen ihm er- rcichbaren Waffen kämpft, heißblütig bis zu nervöser Ucber- reiznng, und sein Bruder, der Bürgermeister, kaltblütig, diplo matisch, rücksichtslos die Mittel musternd, die zum Ziel« ubrcn; er bekämpft seincn Bruder auf« Aeußerstr, entsetzt ihn einer Stelle al- Badearzt, wa« zu einer Familienrührscene ührt; man fragt sich nur, was er denn bei dem veiprsteten Bade als Arzt machen will in den zwei Jahren, dir bi« zur Neueinrichtung de» Bade» verstreichen müssen. Der Bürger meister verdrängt den Bruder auch bei der Presse, hilft ihn in den Volksversammlungen mundtodt machen. Den aufbrausenden Badearzt mit seiner Bcredtsamkeit, dem e-gelegentlich nicht an Schmähredrn und Grobheiten fehlt, stellte Herr Beit mit dem ganzen überfchäumenden Naturell dar, welche« der Dichter ihm gegeben; besonder» gelangen ihm dir Scenen mit dem Bruver und dieienigen in der Volksversammlung. DaS Stück hätte sehr gewonnen, wenn der Held mehr ruhigen ManneSmntb und UrberzrugungStreue besäße, statt de« ausflackernden Eifers und de» oft rrnommistischen SrlbstgesühlS. Den Bürger meister spielte Herr Buchholz — r« war ein solid gezeich nete- Charakterbild, und der innere Halt, den dieser gegen über dem fahrigen Bruder hat, kam aut zur Anschauung. Die Herbheit der Satire zeigt sich auch in der übrigen Charakteristik. Ueberall fehlt ein versöhnender Gegensatz! Wa» sind da« für traurige Vertreter der Presse, diese Re dakteur« de« „volkSboten", jedenfalls eine« norwegischen Winkelblatte«. Der eine. Haustadt, den Herr Stock äußerlich al» Gentleman spielte, läßt sich durch einen Korb umstimmen, den er von brr Tochter de» Badearztes erhält. Daä ist ein in die Handlung bineinschaeirndtS Motiv, ohne frühere dra matisch« Begründung. Dir Tochter de» Badearztes, Petra, die Fräul. Schräder mit einem fanatischen Zug auS- stattete, wirkte zwar in dieser Scene, doch sie würde mehr wirken , wenn man wüßte, daß sie eine frühere Neigung opserte. Herr Olden (Billina) war «in gewandter Adjutant seine« Eollegen. WaS ist dieser Buchdruckereibrsitzer Thomsen mit seiner „compacten Majorität* für rin eitler Heuchler ! Herr Feige batte «ine vortreffliche MaStr für diesen frommen Verein«- mann gewählt. Auch der alte Gerbrrmrister Worse de« Herrn Lup, der aus einmal dem Badearzt sein« Daumenschrauben ansetzt, in Bezug auf seinen letzten Willen, war ein« gute Genre figur. Dir einzige shmpathischePersönlichkeit unter diese» grell- gezeichneten Figuren ist der biedere SchiffScapitain Holster, den Herr Köckeritz angemessen darstellte. Auch die Gattin de« Badearzte« mit ihrer treuen Anhänglichkeit fand in Frl. Gensicke eine entsprechende Vertreterin. Allerliebst war der Walter der kleinen Nancy und auch der Fredrik von Therese Schäffer ein lebendiger junger Bursche. Da« Stück war von Herrn Köckeritz gut inscenirt; nur im ersten Act traten kleine Stockungen ein. Die BolkSscenen, bei denen, wie e- un» schien, Grünberger'S „kundige Thebaner* vom AugustuSplatz mitwirkleo, waren stürmisch genug- Rudolf von Gottschall. Musik. LeihziG, 26. Juni. Da» schon seit Wochen geplante, aber der ungünstigen Witterung halber immer verschoben« Loacert de» hiesigrn „Philharmonischen Orchester»" konnte gestern, verbuuden mit einem Prachtkeuerwerk, im Garten de» Etablissement „Bono- rand" abgehalten werden. E» waren für Auge und Ohr Genüsse schönster Art. die da geboten wurden. Da» Orchester (Mtlitatnnusik) svielte unter Meister Peterhänsel'S »lelbewußter Führung mit d« Bccuralrsse und Präcision. die man stet» von ihr zu hören gewShnt ist. Da» geschmackvoll entworfene Programm war ganz dazu angethao, eine fröhlich« Etimmung unter den Härern zn erwecken uud zu erhalten. Den Vorzug hatte die heiter«, lrben-srohe Musik, doch kamen auch einige Stücke klassischer Musik zu ausgezeichneter Wirkung. Zunächst sei der „Oberon-Ouverturr" gedacht, einer Leistung, dt« da» Prädicat „vorzüglich" wohlverdient; da» gtug alle« ohne Tadel. Ebenso waren „Soldatrnchor «nd Marsch" au« der Oper „Faust" von Gounod »ad sernerhln ein Bruch stück au» Meyerbeer'S „Hugonotten" beweiskräftige Proben tüchtiger Schulung uud einer LelstungSfähiakeit de- Orchester», di« allen Ansprüchen genügt. Im weiteren verlaus« de» Loucerte» waren noch KSler-VSIa, Strauß, Supp« u. A. mit einigen ihrer besseren Gaben vertreten, alle» anerkennen-werth», hübsch abgerundet« Leistungen, die der Eapelle und ihrem tüchtige» Leiter neue Achtung und Werlhschätzung erwirkten. Gegen 10 Uhr wurde da« Feuer werk, ein Prachtstück in seiner Art (angefertigt vom bekannten Pyrotechniker Rob. Mann) entzündet. Durch ha« Lnßerst geschmackvolle Arrangement, durch sein» praktisch« Anlage und vor nehmlich durch die außerordentlich exact« Ausführung mochte sich diese» aller Hochachtung werth und sicherte sich großen Erfolg. Wie sausten und zischten unter de» Klängen der Musik die Raketen durch di« Lüste, welch »inen HSlleniärm vollführtea die kubischen, klingende» Sonnen! Wie herrlich strahlten di« Firstern-Fächer und dir venettanisch« Licht- sonne, und zu welch einem herrlichen Bilde malerischster Pracht ent faltet» sich di« Schlußgrupp»! Fürwahr, da» Auge wurde geblendet von all der Pracht nnd Herrlichkeit, die da zu schauen war, und der Geist versetzte sich zurück iu dt« Zeit seliger Kindertraume, wo „Tausend und eine Nacht" in zauberhaften Bildern sich der jugend lichen Phantasie darbot. Eoncert «nd Feuerwerk sonden allseitig« beifällig« Aufnahm» »nd wurden dankend mit großem vctsali« ouerkaant. L ». * Wei««r. Die Frag« einer Neubesetzung der durch den Weg gang de» Herrn R. Strauß vacant gewordenen zweitrn Lapell- meistrrstell« am Hoftheater befindet sich noch immer in der Schweb». Di« Verhandlungen mit Herrn Sabl« in Lackeburg dürfen definitiv al» an der Gehaitlfragr gescheitert angesehen werben. Trotz einer großen Anzahl eingelauiener Meldungen ist ein bestimmter Bewerber nicht in» Auge gesoßt, «nd so stehen wir unter Umständen beim Wiederbeginn de» Theater« vor einer acute» Eapellmetstrrkris». Ueber Herrn Professor Holir gehen di« ver- Handlungen zwilchen Weimar und Berlin noch hin uud -er. An »in Bleiben de» Künstler» ist aber leider nicht zu denken, doch soll (nach „Dtichl") aus besondere» Wunsch de» Sroßherzog» dem Berliner Eontract eine Klausel einaefügt werden, wonach Halir sich für die Weimar'scheu Hoscourert« zur Dttpofilio» »u stelle» hätte. Vermischtes. — Verlt», 2fi. Juni. Die Kaiserin hat di« Schwester vom Rothen Kreuz Margarethe Lear zu einer Audienz befohlen und derselben ihre Anerkennung für dir in Kamerun geleisteten Dienste «»«gesprochen. — An« rftprettße«. 25. Juni. Scharlach und Maseru treten in der Stadt vartrnstein sehr hestig auf. 2« sind mehrere Hundert Kinder erkrankt, dir Schulen wurde» gc- schloffrn. -»» Ttzorn, 27. Juni. (Privattelegramm.) Tcci Hochwasser der Weichsel fällt sehr langsam, da tii russischen Nebenflüsse große Waffermengen dem Strome zu- führen. Jetzt beträgt der Wasscrstand noch 3,40 m. Erst in acht Taaen wird sich da« Hochwasser verlaufen baden. Dann erst kann die Holzflößerei wieder ausgenommen werden. Im unteren Stromlaufe hat da« Hochwasser biSbcr leinen ernsteren Schaden verursacht. Di« Mittelwaldrr Niederunz ist nicht überschwemmt. — Bei den Canalisationsarbeilen in der Thorner Schiffer-Borstadt wurde eine Anzahl Arbeiter verschüttet, da die Absteifungen infolge der Unterspülungen durch den Regen zusammenstürzten. Bisher wurden ein Arbeiter al» Leiche und zwei mit Arm- und Beiodrüchen aufgefundeu. -s- h«>« «/G-, 27. Juni. Herr ßischermeister Toriat in Merseburg, Obermeister der dortigen Fischerinnung, nnz in der dortigen Saale in einem sogen. Fischsacke eim» Wels von 1,60 w Länge. DaS Thier wog die Kleinigkeit von 5l»/, Pfund und ist, wie man erfährt, bereit« au em» dortigen Gastwirth verkauft. — vreSta«, 26. Juni. Heute vormittag durchschlug au! dem Neubau de« Ständebause- in der Gartenstratze ein herab fallender Balken drei Stockwerke de« Gerüste.'. Fünf Zimmergesellrn wurden mit iu die Tiefe ge rissen und zw« von ihnen schwer verletzt. Dir übrigen erlitten Arm- und Beinbrüche oder innere Verletzungen. Altentznr«. 27. Juni. Der Selbstmord des Bankier- Moritz Lieb« schütz bildet da- TageSgesprLch in unserer Stadt, und da über den Stand de- Geschäft« bisber noch keine Gewißheit zu erlangen war, so ist e« ganz er!Iärliä>, wenn sich Gerüchte über Unterschlagung von Depot- unS sonstige strafbare Handlungen erhalten. — Lirbeschütz irrte schon seit Sonnabend ralhlo« umher, kehrte Abend- wieder in« Hau« zurück und verbrachte den gestrigen Tag im Pleißen- thale; gegen Abend warf er sich zwischen dem Volk«- und Militairbadeplatze in die Fluth. Bald darauf zog man ibn entseelt heraus. Unterdessen wartete daheim auf ibn seine junge Gattin, welche ihm eine Mitgift von einigen Hundert tausend Mark eingebracht haben soll. Die beklagen-wertbe Frau war so erregt, daß man befürchtete, sie könnte sich ein Leid anthun, weshalb man sie unausgesetzt bewachte. ä Ger», 27. Juni. Wie da« heutige Amt«- und Ver ordnungsblatt mittheilt, ist der Verein der in der Parcckie Gera (Gera, Debschwitz und Pforten) wohnenden römii<k katholischen Glaubensgenossen vom l. Juli i59t ab all römisch-katholische Kirchengrmrinde io Gera a» er kan nt und al« solch« bestätigt worden. kik. Martenwerßer, 27. Juni. (Privattelegramm) Bei einer in Deutsch-Eylau erkrankten, au- Miawa zu gereisten Frau wurde heute Cholera festgestellt. 8. Tchänberfi, 27. Juni. (Privattelegramm.) Die Strafkammer verurtheiltr wegen PistolendurllS den GulS- besiher Busch-Müggenburg zu 4 Monaten, vr. Detblosj- Schönberg zu 3 Monaten und Rcdacteur Stecker-WiSmar als Zwischenträger zu l4 Tagen Festung. — Wärzturß. 27. Juni. (Privattelegramm.) Hier hat sich ein Verein »ur Errichtung eine« Sanatorium- für unbemittelt« Luagrakraukr im Spessart gebildet. — Er«ktt». 27. Juni. (Telegramm.) Im russischen Grrnzortr Slomnik brach dir Cholera au«. 26 Er krankungen und l« Todesfälle sind gemeldet. — L««So«, 27. Juni. (Telegramm.) Vei Hiab- land an der Küste von Nrw-Jrrsey sank ein Dampfer mit 75 Personen. 2l find ertrunken. (B. T.) Geruut»örtlicher Netz«»»« Vr. G«>» »chN», 1» Lektzz-tz Mt» du» »»Mansche» Lduv Mrufest»» ve. G«E >» Leipzig
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