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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.07.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940704026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894070402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894070402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-07
- Tag1894-07-04
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4920 sind die erstgenannten mit 16? Firmen in überwiegend großer Anzahl vorhanden. Der fremde Handel wird demnach ganz bedeutend von den Japanern monopolisirt. — Japan, welche» eine Art Schutzherrschaft über Korea anstrebt — der eigent liche Suzerän, ist China — hat schon 1882 und 1884 koreanische GebirgStheile besetzt und ist die-mal augen scheinlich entschlossen, sich in Korea festzusetzev. Die Gründe de» jetzigen japanischen Einschreiten» sind folgende: Im Jabre 188S rrlie» die koreanische Regierung, ohne den japanischen Consul vertragsgemäß davon zu ver ständigen und ohne besonderen Grund ein Ausfuhr verbot aus Bohnen, die einen bedeutenden Handels artikel nach Japan bilden. Die japanischen Kaufleute erlitten schwere Verluste und ihre Regierung forderte entsprechende Entschädigung, die indessen nicht gezahlt wurde. Dazu kam die von dem König angestistete Ermordung de» früheren koreanischen Ministers Kim-o-Kim auf japanischem Gebiet, wobin er geflohen war, und die grausame Zerstückelung d^r nach Söul gebrachten Leiche. Als in Folge dieser Greuellhat ein Ausstand in Korea auSbrach, benutzte Japan diese Gelegenbcit, einzuareifen und aus die Gefahr eine« Zusammenstoßes mit China hin, da» gleichfalls Truppen nach der Halbinsel sandte, sich schadlos zu halten und seine Position dort wesentlich zu verbessern. Es fordert vom König, daß er das SuzerainitätSverbältniß zu China löse uud sich unter den Schutz Japans stelle. Von der marokkanischen Angelegenheit hört man gegenwärtig nur wenig mehr, ein Beweis dafür, daß die Haltung der Mächte sich nicht geändert hat und der neue Sultan fortgesetzt bemüht ist, sich zum thatsächlichen Macht haber in Marokko zu macken. Dabei fällt eS kaum in» Ge wicht, ob die Regelung der Thronfolge für daö renitenteGebabren einiger Nomadenstämme sich um eine kürzere oder längere Frist verzögert. Man darf eben nicht aus dem Auge verlieren, daß an marokkanische Zustände nicht der europäische Maß- stad angelegt werden darf und daß in Marokko die ganze thatsächlich bestehende Ordnung lediglich durch das dem jeweiligen Herrscher zur Verfügung stebende Aufgebot an materieller Macht ausrecht erbalten wird. Dieses Machlaufgebot ist aber kein einheitlich, staatS- oder vcrsassungsrechtlicb defi- nirteS, sondern jeder Sultan muß sich seine Stellung erst nach und nach erkämpfen. So war eS unter den Vorfahren Abd-ul-Aziz' Brauch, so wird er selber, bezw. werden seine Berather eS halten müssen. Die große Jugend des neuen Sultans wirkt unter diesem Gesichtspuncte als erschwerender Umstand. Abd-ul-Aziz besitzt zur Zeit von dem marok kanischen Sultanat wenig mehr als den Titel; die faktische Regierungsgewalt wird durch die Männer seiner Um gebung geübt, deren Interesse und Bestrebungen keines wegs immer sich unter einander oder mit den>enigen der Krone decke». Daraus resultiren zahllose Reibungen, Jn- triguen,Unklarheiten,Zweideutigkeiten, die den Entwicklungsgang der Dinge zeitweilig fast ganz oder ganz und gar lahmen. Weun die marokkanische Frage in diese- Stadium ein- treten sollte, dürste Europas Geduld auf verschiedene nicht ganz leichte Proben gestellt werden. Eine dergleichen scheint sich schon in dem Verhältniß Spaniens zu Marokko vorzubereiten. Es heißt, die Riskabylen nähmen neuerdings eine bedrohliche Haltung ein und schickten sich zur Wieverausrollung der Melilla-Afsaire an. Sollte diese Nach richt sich bestätigen, so würde Marokko, mindesten» aber die Regierung des jetzigen Sultans, den Schaden davon haben, denn letzterer ist moralisch und formell haftbar für die stricte Durchführung der Abmachungen des Vertrages von Marra- kesch. Eine der Hauptbedingungen desselben bildet die Ver pflichtung, dafür zu sorgen, daß die Riskabylen fortan Ruhe halten. Deutsches Reich. U Berlin, 3. Juli. Die Frage der Regelung des Apothekenwesens ist in ein neues Stadium getreten, indem von Seilen de» preußischen CultuSministerS dem StaatS- ministerium der Antrag eingereicht worden ist, eine CabinetS- ordre zu erwirken, nach welcher für alle künftig in Preußen neu zu errichtenden Apotheken das Recht der Präsentation eine- GeschästSnachfolgerS ausgeschlossen sein soll. Infolge dieser Tdatsache trat in den ersten Tagen de» vorigen Monat- der geschäslssührende Ausschuß de» Vorstandes de« Deutschen Apotheker-Verein» zu einer Sitzung in Berlin zusammen, in welcher über diejenigen Schritte berathen wurde, welche An gesichts dieser Sachlage von Seiten des Vorstandes zu thun feien. E» mußte sich in ersterLiniedarum handeln, da«preußische StaatSmioisterium vonden Ansichten der weitaus überwiegenden MehrheitdeS deutschenApothckerstandeSgenau zu unterrichten und, unter Darlegung der bekannten Gründe, daran die Bitte zu knüpfen, dem Anträge de« CultuSministerS nicht stattzugeben. Eine solche Denkschrift ist im Laufe der vorigen Woche von dem Vorsitzenden de» Deutschen Apotheker-Verein- dem Präsidenten deSStaatSministeriumSGrafen zuEulenburg persönlich überreicht worden. Bei dieser Gelegenheit erklärte der Ministerpräsident, im preußischen Staatsministerium herrsche Einstimmigkeit darüber, daß neue Monopolwerthe nicht geschaffen werden dürfte«. Die Ei«fühn»«g de, Personaleoaeessio» für die neu zu errichtenden Apotheken in Preußen sei be- schlosseue Sache und e« fehle nur noch die formelle Durchführung. Die bestehende» Apotheken würden durch diese Maßregel nicht berührt. De« Eiowande, daß durch die Einführung der Prrsonalconcesstoa in Preußen der späteren re ich «ge setz licke» Regelung vorgrgriffen würde, begegnete der Ministerpräsident mit dem Bemerken, daß e» sich vielmehr darum handle, in dem größten deutschen Bundes staate maßgebende Erfahrungen zu sammeln. Durch diese Aeußerung ist nunmehr, wie die .Apotheker»Ztg", da« officielle Organ de» Deutschen Apotheker-Verein-, schreibt, festgestellt, daß eine Regelung de» deutschen Apothekenwesens auf reich-gesetzlichem Wege nicht so rasch zu erreichen sein wird, wie man all gemein geglaubt hatte annehmen zu müssen, und daß die preußische Regierung die in ihrem ersten dem Reichskanzler vorgelegten Entwürfe enthaltene Bestimmung, wonach die Einlührung der Perfonalconcession auch aus die bestehenden Apotheken Anwendung finden follte, aufgegeben hat. * Berlin, 3. Juli. Der heutige „ReichSanz." berichtet: Die Commission für Arbeiterstatistik erörterte in ihrer Sitzung vom 27. Juni d. I. die Frage, ob da» ihr vorgelegte statistische Material über die Arbeitszeit in Getreidemühlen eine sichere und zuverlässige Grundlage für rin weitere» Vorgehen abgäbt, inwieweit r» der Er gänzung bedürfte, und auf welchen! Wege diese Ergänzung zu beschaffen wäre. Die erster« Frage bejabte die Com mission. Sie beschloß ferner, den Reichskanzler zu ersuchen, zur Beurtbeilung de» Einflusses der festgestellten Arbeitszeiten auf die Gesundheit der Müllergesellcn ein Gutachten deS kaiserlichen GesuudbeitSamtS einzufordern. Die hinsichtlich verschiedener Puncte noch nothwendige Ergänzung de» Materials empfahl die Commission durch schriftliche Be fragung von Arbeitgeber- sowie Arbeitnehmer-Vertretungen, und demnächst durch mündliche Vernehmungen von AuS- kunstSpersonen zu beschaffen. Die an die Vertretungen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu richtenden Fragen wurden im Einzelnen berathen uud festgestellt. Ferner wurde die Auswahl der Vertretungen von Arbeitgebern aus der Wafser- müllerci, sowie von Arbeitnehmern aus der Wasser- und Windmüllerei vorgenomnien, die Auswahl von Arbeitgeber- Vertretungen aus der Wuidmüllerei dagegen dem Vorsitzenden übertragen. An den Beratbungen natuuen drei Müllermeister und drei Müllergescllen tbeil. Am Schluß der Sitzung wurden noch einige geschäftliche Mittheilungen gemacht. * Berlin, 3. Juli. Ablwardt erweitert seine AngrifsS- front. Anfangs hieß eS nur: gegen die Juden, dann: gegen Juden und Junker, neuesten»: gegen Fürsten und Pfaffen, Junker und Juden und Geldbürgerthum. In feinem »Bundschuh* schreibt er: »Der natürliche, aller dings noch wenig entwickelte, aber auch noch unverdorbene Verstand der Massen besaßt sich nur mit Tbatfächlichkeiten. Die wirthschaftliche, politische und religiöse Knechtung ist eine immer deutlicher in da» allgemeine Bewußtsein getretene Tdatsache. Die ursprünglichen und noch jetzt ziemlich uneingeschränkten Machthaber, wie Fürsten, Junker, Pfaffen, zu denen sich in neueren und neuesten Zeiten das liberale, mit Hebräern reichlich durch setzte Geldbürgerthum und Händlerthum gesellt bat, haben eS an Reden nicht fehlen lassen, daß ihnen das Wohl der Masten am allermeisten am Herzen läge. Sie haben auch dadurch zu Zeiten ihren Zweck erreicht, denn zu arbeitslosen Machtbaberfchasten ist eine arbeitende und unwissende Menge unerläßlich. Nach und naw sind jedoch die Massen durch die in einigen Generationen gemachten thatsächlichen Erfahrungen dahinter gekommen, daß die Sorge jener machtbabenden GrsellschastSelemente um daö Massen wohl eitel Heuchelei und Betrug und es jenen Elementen nur darum zu tbun sei» sich ein willfähriges, für sie Werthe schaffendes Arbeiterthum zu erhalten." — So Ablwardt, nachdem er, seiner eigenen Angabe nach, während seines fünfmonatigen Aufenthaltes in Plötzcnsee die sociale Frage »studirt* hat! Der »Vorwärts* druckt den oben wieder- gegebenen PassuS aus dem »Bundschuh" ab und constatirt vergnügt, daß Ahlwardt »seit seiner Judeuflinten-Assaire Fortschritte gemacht bat*. Ist e» zuviel gesagt, wenn man die Vermuthung ausspricht, daß der immer weiter »fortschreitende* Ahlwardt am Ende wagemuthig dem ge rührten Liebknecht in die Arme sinkt? — Den Kaiser begleiten aus der NordlandSreise anßcr dem Aviso „Meteor", besten Commandant Corvettencapitain Walther ist, noch zum speciellen Dienst für die Beförderung der kaiserlichen CabinctSsachen zwei Torpedoboote, die den ScbulbootSdivisionen der Ost- und Nordsee entnommen sind. ES ist die» „8 37", Commandant Lieutenant zur See Schirmer, und „8 21", Commandant Lieutenant zur See Mischke. Den beiden Booten fällt im Besonderen die Auf gabe zu, der »Hohenzollern* aus kürzestem und schnellstem Wege von der nächsten Poststation die eingelaufenen Corre spondenzen zuzusühren und die ankommendeo Hofcouriere selbst an Bord zu nehmen, um sie zur kaiserlichen Jacht »Hoben- zollern* zu befördern. Die beiden Torpedodoote versehen den Dienst abwechselnd, da er Tag und Nacht auSgcsührt werden muß. — Nach 'eiver Meldung der »Kreozzeitung* kehrt die Kaiserin am 20. d. an Lord de« Schulschiffe» »Grille* nach Kiel zurück. — Die vom Kaiser begnadigte« französische» Ossi» eiere Degouy und Delguey haben, wie schon kurz gemeldet, vor ihrer Rückkehr nach Frankreich dem Botschafter der französischen Republik, Herrn Herbette, in Berlin eine» Besuch abgestattet Am Montag Vormittag waren sie ans dem Bahnhof Friedrichstraße «iogetrofsen und hatten sich von hier nach dem Palais der französischen Botschaft be geben, wo sie sich beim Botschafter melden ließen. Der selbe sprach, der »N.-Z* zufolge, seinen Landsleuten unächst seinen Glückwunsch au« und unterhielt sich dann ängere Zeit mit ihnen über ihren Aufenthalt in Glatz. Dir Osficiere äußerten sich sehr „anerkennend" über die ihnen während der Haft zu Theil gewordene Behandlung und rühmten in erster Reihe da» „echt kameradschaftliche" Entgegenkommen de» General» Buchbolz, de» Commandanteo der Festung. So sehr erschüttert sie über die Nachricht von der Ermordung de» Präsidenten Carnot gewesen, so freudig überrascht habe sie die Mittheilung von der Gnade de« Kaiser», durch die sie ihre Freiheit wiedererlangtrn. Al» ihnen die Kunde von ,brer Freilassung gemacht, seien sie zunächst gar nicht im Stande gewesen, ein Wort zu äußern, und hätten vor innerer Bewegung einander umarmt, um dann die Erlaubniß zu erbitten, ihre Angehörigen von ihrer Freilassung in Kennt nis zu setzen. — Am 1. August geht zum ersten Male ein deutscher Postdampser von Hamburg au», um eine Fahrt die ganze weslafrikanische Küste entlang über da» Cap der aulen Hoffnung hinaus nach Durban, der Delagoabai, Beira und Mozambique zu machen. Es ist die- der zur Deutsch-Ostasrika-Linie gehörige Dampfer »Reichs tag*, der als Extradampfer bezeichnet wird. Die Fahrt greift in die Linie der Deutsch-Ostafrika-Gesrll- schaft ein und bringt so eine Umfahrung de« ganzen afrikanischen CvntinentS zu Stande, wie sie bisher nur von englischen Schiffen ausgefübrt wurde. Die Reise des Dampfer» »Reichslag* ist nur ein Versuch; doch läßt sich die Hoffnung daran knüpfen, daß die Probe gut auSsallt und daraus eine Wiederholung und später eine regelmäßige Dampferfahrt entstellt. Da» wäre für unsere Verbindung mit Südwest- Asrika von großem Vortbeil; auch in dem Verkehr mit Südafrika würden unsere Rbeder und Industriellen Gewinn erwarten könne». — Dem Vernehmen der »Voss. Ztg* nach plant da» NeichSmarineamt die Errichtung einer Hauptzweiganstalt der kaiserlichen Seewarte in Kiel. Dir dazu erforderlichen Mittel sollen im nächsten ReichshauShaltplan gefordert werden. — Die Hochzeit deS russischen Thronfolger» mit der Prinzessin A lix von Hessen ist, wie der »N. Pr.Ztg." von zuständiger Seite mitgetheilt wird, verschoben worden. Der Gesundheitszustand der Prinzessin soll e» erwünscht er scheinen lassen, an eine Heirath nicht vor dem Sommer 1895 zu denken. — Aus Schlesien wird den »Berl. N. N.* von einem Vorgänge berichtet, welcher bezeugt, wie wenig oft diejenigen Persönlichkeiten, welche als Cbarakterbildner der Heran wachsenden Generation dienen sollen, zu einem solchen Amte berufen sind, und wie wenig die »elastische Bildung* als solche eine ideale LebenSsübrung erzielt. Der Dirrctor eines Gymnasiums in Schlesien wagte eS, nach dem Rück tritt dcS Fürsten BiSmarck — dessen Büste aus der Aula zu entfernen, um sie nach dem 26. Januar d. I. wieder aufzustellen. Welchen Eindruck ein solche» Ver halten auf die Schüler jener Anstalt machen muß, das zu deurtheilcu bleibe den Pädagogen überlasten. Ein geeigneteres Mittel,-nicht nur charakterlose Streber, sondern auch eine Generation von Socialdemokraten ohne jede» BaterlaadS- gesühl zu züchten, könnte kaum gefunden werden. — Der zum Oberst-Kämmerer ernannte Erbprinz Cbristian Kraft zu Hobenlohe-Oehringen ist seit 1883 Mitglied des NeicbStageS für den oberschlesischen Wahl kreis Creuzburg-Rosenbcrg. Anfänglich gekörte er der deutschen Reichspartei an, trat dann aber aus Wunsch seiner Wähler der conservativen Fraktion bei und ist aus dieser wieder auSgescbiedrn, weil er für den Handelsvertrag mit Rußland stimmte. — Wie bereit» gemeldet wurde, tritt der bisherige Turator der Universität Köttingen, Geheime Lber-Regierung-rath Vr. v. Meier, in Len Ruhestand. Die „Kreuz-Ztg." hört, daß zu seinem Nach, solger der Geheime Ober-Regierungsrath vr. Höpsner, vor- tragender Rath im Cultusministrrium, ernannt worden ist. Er war vor seinem Eintritt ins Ministerium Provinzialschulrath in Eoblenz. — Ter Director der königlich preußischen StaatS-Archive, Wirklicher Geheimer Rath Professor vr. v. Sybel, ist nach mehr- wöchigem Aufenthalt iu Marburg hier wieder eiugetroffen. — Der Rittergutsbesitzer Major von Wedel aus Blankensee, Kreis Pyritz, ist der „R. Pr. Ztg." zufolge iaS Herrenhaus be- ruseu worden. * Helgoland, 3. Juli. Ministerpräsident Graf Eulen burg und Gemahlin sind au« Bremerhaven um 1 Uhr hier «ingetrvffrn. * >«» Echteste», 2. Juli. Der Verein katholisch«, Edrlleute in Schlesien hielt in der vergangenen Woche zu Bre-lau seine vierte jährliche Generalversammlung ab. Hierbei sprach Herr von Schalscha über die Pflichten de« Adels der jetzigen Zeit, bezeichnet« unter Anderem da» Ueberhand- nehmen de» Luxus, besonder» auch in den jüngeren Kreisen de« Adel», al» eine der wesentlichste« Ursachen seiuel allmäh lichen Niedergänge» und rrtheilte sachgemäße Rathschläze zur Verminderung dieser Gefahr. Hieran anknüpfend berichtete Major v. Rochow au» Dresden über de» Verlauf der am 6. Juni d. I. zu Berlin von der »Deutschen AdelSgenofsen- schast* abgrhaltenen Generalversammlung, über welche er sich sehr sympathisch äußerte; er empfahl warm die Unterstützung derselben durch Eintritt auch katholischer Mitglieder des Adel« in die „Deutsche AdrlSgenoffenschast" und Abonnement auf da« »Deutsche Adelsblatt". Vom Redner wurde zum Schluß der Antrag gestellt, daß ebenso wie die »Deutsche AdelSgenoffenschaft* in ihrer Generalversammlung durch An- nähme einer Resolution ihren Grundsätzen gegenüber dem leichtsinnigen Schuldenmachen und dem Hazard- spiele einen zeitgemäßen Ausdruck gegeben habe, ebenso auch der Verein katholischer Edrlleute seinerseits die in dem Vortrage de» Herrn v. Schalscha vernommenen Aus führungen in Form einer Resolution kurz zusammenfafsen möchte. Dieser Antrag fand allseitige Zustimmung durch Annahme folgender Resolutionen: »1) Der Verein katholischer Edrlleute in Schlesien hält e» für dringend geboten, nicht nur angesichts der jetzigen Zeitlage, sondern auch mit Rücksicht auf da» wahre Wesen des Adels, mit aller Schärfe da» immer mehr zu Tage tretende Bestreben zu verurtheilen, durch Pflege de» Luxu» iu allen seinen Gestalten als einer der häufigsten Ursachen de« allmählichen Niederganges deS Adel» sich Hervorthun zu wollen. 2) Der Verein ver wirft jeden unerlaubten Erwerb, insbesondere da- gewohn heitsmäßige Hazardspiel und erklärt ein solches, welche« in einer die Verhältnisse der Spieler übersteigenden Höhe ge trieben wird, für unehrenhaft. 3) Der Verein süblt sich ver anlaßt, zu erklären, daß das wahrhaft adlige Leben darin besteht, daß die Treue gegen Gott, König und das Vaterland hervorragend gepflegt wird und die Mitglieder deS Adels sich nach Kräften ,n den Dienst der öffentlichen Wohlfahrt stellen." — Der deutsche Adelstag hatte nur da» »unbaare Spielen* für verwerflich erklärt. ä Breslau, 3. Juli. Mit dem Oberpräsidenten von Seydewitz scheidet ein Mann auS dem öffentlichen Leben, der auch parlamentarisch eine gewisse Rolle gespielt hat. Er gehörte dem constituircnden und den folgenden Reichstagen bis 1884 als Vertreter von Rothenburg-HoyerS- werda und von 1887 bis 1890 als Vertreter von BreSlau- Ost an und eröffne» nach dem Rücktritt ForckenbeckS bei den Zollverbandlungrn des Jahre» 1879 die Reihe der conser vativen Reich-tagSpräsideoten. tk. Jena, 3 Juli. Zu einem nationalen Festtag wird sich für unsere Stadt die feierliche Einweihung und Ueberzabe de» seiner Vollendung entgegengebenden BiSmarck-Brun- nrnS ans dem Marktplatz gestalten, der Stätte, wo Fürst BiSmarck vor zwei Jahren jene bedeutsame Rede an die große, au» ganz Thüringen und Sachsen zu seiner Begrüßung herbeigeströmte Zuhörerschaft richtete. Der festliche Act wird am 29. Juli (Sonntag) Nachmittag 5 Uhr vollzogen werden, an ihn soll sich ein FestcommerS aus dem Markte selbst anschließen. Die Einzelheiten des Programms sind noch nicht festgestellt, aber schon heute darf angckündigt werden, daß die Liebe und Verehrung für den Fürste» BiSmarck, die unsere Bevölkerung beherrschen, die Feier zu einer ebenso würdigen wie glanzenden gestalten werden. Weiheact und FestcommerS werden gewiß an erhebenden Momenten reich sein, das Ganze wird ein Volksfest in edelstem Sinne werden. Mit den hiesigen Einwobnern werden sich voraussichtlich auch zahlreiche auswärtige Gäste zu der Feier vereinigen. Er forderlichenfalls werden für die Beförderung derselben nach Schluß de» CommerseS Extrazüge bereit stehen. Die Stadt wird sich festlich schmücken, der Markt später illuminirt werden. * Ulm» 3. Juli. Der Antrag des LandgerichtSrathS Pfizer auf Sistirung de» DiSciplinarversahrenS wegen der Broschüre über Willibald Jlg und auf seine Aburtheilur.g vor einem außerwürttembergischcm Gericht wurde ab gelehnt. Oesterreich-Ungar«. * Pest, 3.Juli. Die socialistische Bewegung in Süd' Ungarn nimmt gefährliche Dimensionen an. In Lovrin ist ein Complot entdeckt worden, das beabsichtigte, die größten Gebäude in die Lust zu sprengen. Sehnliche Complote besteben unter den Bergarbeitern ,n Anina-Steierlak und Resicza. Unter den Arbeitern am Eisernen Thor herrscht große Gährung. Bei den Arbeitern wurden deutsche und französische anarchistische Druckschriften vor- gefunden. Die Behörden haben umsaffende Vorkeh rungen getroffen. (Frkf. Ztg.) * Pest, S. Juli. Da» MagnatenhauS erledigte die TageS- ordnung, darunter di« DelegatiouSwahlen und vertagte sich al-daua bi» zum 25. September. Zu Beginn der Sitzung gedachte welcher der Graf seine» Ausblick in die Gegend zu machen pflegte. Er setzte sich aus die Steinbank nieder und sagt«: »Em Tag, wie der gestrige, ist mir eine rechte Herzensfreude, nicht au« Eitelkeit über die vielen Ausmerksamkeiten, die man mir erwies, aber durch daS Bewußtsein, daß dieselben wirklich bei den Meisten, die hier waren, au» aufrichtiger Zuneigung und Freundschaft bervorgehen — ich muß doch also wohl meine Stellung im Leben einigermaßen gut und recht auSgefüllt baben, und da« ist ein freudige» Bewußtsein, rin erlaubter Stolz, wenn sich da» Leben zu Ende neigt * ,O, mein Vater*, rief Hilmar bewegt, indem er die Hand de» Grafen küßte, »wie kannst Du so sprechen — Dein Leben steht auf seiner Höhe — noch reiche« Schaffen und Wirken steht vor Dir!" »Stünde ich auf der Höhe", erwiderte der Graf, »so senkt sich die Bahn dock abwärts — so lange man steigt, sieht man da» Ende nickt, vom Gipfel au» siebt e- vor un», man muß r« früher oder später erreichen. Die Zeit eilt schneller dahin, je älter man wird, doch ick sehe e» ruhig an, da» danke ich auch Dir. mein Sohn, ich sebe r» mit Freuden, daß auch Du Deine Pflicht thust, um einst, wenn Gott Dich an meinen Platz stellt, zu wirken wie ich. — Eine Frage, eine Sorge bleibt mir noch, aber ich glauhe, wie ick gestern bemerkt habe, daß ich sie fallen lasten kann und leichten, ruhigen Herzen in die Zukunft blicken darf." „Eine Sorge?" fragte Hilmar. „Unser Hau- stebt aus zwei Augen. Du mußt früher, al» r« vielleicht unter anderen Verhältnissen nöthig wäre, daran denken. Dich zu vermählen." „Daran habe ich noch gar nicht gedacht", sagte Hilmar lackend, aber sein Lachen klang etwa« gezwungen, eine Wolke beschattete seinen Blick. „Nun, wenn Du nicht daran gedacht hast," sagte der Graf ebenfalls läckclnd, „so muß ick vielleicht für Dich denken, ich batte einen Wunsch, einen stillen Wunsch, den auch Deine Mutter hegt, und ick glaube gestern bemerkt zu haben, daß besten Erfüllung auch mit Deinem Gefühl und der Neigung Deine» Herzen» übereinstimmen würde, wenn Du auch viel leicht nock keinen klaren Plan gefaßt hast." „Und wie da-, mein Vater?" »Es ist nicht nur mir allein ausgefallen,* fuhr der Graf ort, daß Du mit Deiner Cousine Alice ganz besonder« herz- ich verkehrst und auch sie scheint Dir warm z,«geneigt — «t», wen» au» dieser Neigung «m Büadntß sür da« Lebe» hervorgehen sollte, so sei gewiß, daß ich nicht nur nicht» da gegen habe, sondern mit besonderer Freude Alice al« meine Tochter begrüßen würde — sie ist liebenswürdig, hat regen und gebildete» Geist, gehört einer der besten Familien deS Landes an und ist vollkommen würdig, dereinst al» Gräfin Bergbolz die Stelle Deiner Mutter auszufüllen. — Ich wünsche, daß Du bi» zum Staatsexamen im Dienst bleibst, da- kannst Du in ein dis zwei Jahren machen, dann sollst Du mir hier zur Seite treten — ich werde Dir einen Flügel de» Schlöffe» eiarichten und —" „Halt, mein Vater, halt rin —* rief Hilmar, ,e» thut mir web, Pläne zu durchkreuzen, deren Erfüllung Dir uud meiner Mutter Freude machen würde, aber ich bin Dir die Wahrheit schuldig, und eS wäre ein Unrecht, zu schweigen. — Ich liebe Alice nicht und werde sie niemals lieben, so wie ich sie lieben müßte, um ihr meine Hand zu reichen." »Ich batte e» geglaubt*, sagte der Graf betroffen, »und ich mußte e» säst glauben bei der Herzlichkeit Eure» Ber- kehreS* »Wir waren Jugendbekannte, und ich bin ihr herzlich gut — ich wünsche ihr Glück, aber da» wird sie bei mir nicht finden können." »Bedenke, mein Sohn', sagte der Graf ernst, »daß nur Wenigen in unserem Stande vergönnt ist, die Neigung de» Herzens mit dem Gebot der Pflicht in Einklang zu bringen; ick hoffte, daß Dir rin so günstige» Geschick deschieden sein sollte, — Alice ist gut und schön, sollte nicht dennoch —" »Niemals, mein Vater, niemals*, fiel Hilmar lebbaft rin, »e« ist unmöglich — und sollte ich mich selbst entschließen können, einer ungeliebten Frau meine Hand zu reichen — sie auch wird mich niemals lieben können, und niemals würde e» mein Stolz ertragen, einer Gattin die Hand zu reichen, die ein ander« Bild im Herzen trüge oder", fügte er, sich schnell verbessernd, binzu, »io deren Herzen je noch eia ander» Bild Platz finden könnrr.* Der Gras blickte schweigend vor sich nieder. »Doch zieht e» glückliche Verbindungen, mein Sohn, welche die gegenseitige Achtung geschloffen." „Dir Welt mag sie glücklich nennen —" rief Hilmar. Er errötbrte untrr dem ernsten, durchdringenden Blick de» Grasen und sagte zögernd: „Dazu, mein Vater, gehört eine starke, überlegene Natur, wie ick sie nicht habe uud nicht erzwingen kann." „WaS Du mir da sagst, thut mir weh, mein Sohn", erwiderte der Graf, „e« wirft «inen Plan um, in dem ich Freude und Beruhigung fand; doch fern sei e» von mir, einen Zwang irgend welcher Art auSzuüben und die Ver antwortung zu übernehmen sür ein verfehltes Menschenleben. — So hast Du eine andere Neigung im Herzen? — Du bast aus Deinen Reisen vielleicht eine Dame gefunden, der Deine Liebe sich zuwendet?" Hilmar schwieg einen Augenblick; eia heftiger innerer Kamps schien ihn zu bewegen. Dann aber sagte er, ohne die Augen aufzuschlagen: „Ich bin frei, mein Vater." „Gut also", sagte der Graf, „sprechen wir nicht mehr von Dem, was diese Stunde in die Vergessenheit versenkt. Du wirst also Umschau halten mit freiem Blick und freiem Herzen unter den Töchtern des Lande»; ick wünsche, daß Du im Winter den Hof in Hannover besuchst, Du kannst auch dort Deine dienstliche Ausbildung weiter führen, obwohl mir lieb gewesen wäre, wenn Du die Verhältnisse aus dem Laude gründlich kennen lerntest. Ich hoffe, daß Du dort findest, wa» Dein Herz wünscht oder wa» wenigsten» Dein Herz in keinen Conflict mit Deiner Pflicht bringt. Jeder Familie de» Lande» wird eine Verbindung mit dem Soda de» Grafen Bergholz willkommen sein, und daß Du keine uuwürdige Wahl treffen wirst, dessen bin ich gewiß" „Du darfst e» sein, mein Vater", ries Hilmar, „der Schein blendet mich nicht — habe ick doch von Dir gelernt, die Menschen nach ihrem inneren Werth zu beurtbeilen." „Doch vergiß e» nicht", sagte der Graf, der mit dieser Antwort nicht vollkommen zufrieden zu sein schien, „daß ich bald eine feste Hand in meiner Nabe wünsche, uud mild danach sehne, die Sorge über die Fortdauer unsere» Hauses von mir genommen zu sehen." „Sei gewiß, mein Vater, daß. wenn mein Herz spricht, wenn meine Wabl feststeht. Du der erste sein sollst, drr r« erfährt, — bast Du mir doch stet» erlaubt und mir da« schöne Glück gewährt, io Dir «ei»»» besten, meine» treuesten Freund zu sehen I" Er küßte die Hand seine» Batn» »»d blickte mit inniger Liebe in dessen edle», ernste» Gesicht. Dennoch schien ein« Wolke, ein Zweifel seinen Blick zu verschleiern. „Und Alice", fragte der Graf, „hat sie Dir gesagt, daß sie Dich nicht lieben könne?" „Sie kann r« nicht", erwiderte Hilmar, „weil ihr Herz nickt frei ist — weil sie liebt — ich b,n ihr Freund, sie hat m»r Vertrauen geschenkt, aber frage «ich in diesem Augenblick nicht, mein Vater, das ist nicht mein Gebeimniß, doch bin ich gewiß, auch bald darüber Dir die Wahrheit sagen zu können» dann werde ich Dick bitten, von Herzen bitten um Deinen Schutz und Beistand sür Alice s Glück, das sie bei mir nicht finden konnte." „Deiner Mutter wird eS schwer werden", sagte der Gras traurig, »den Wunsch und die Hoffnung aufzugeben, die sie schon der Erfüllung so nahe glaubte, doch da» ist meine Sache, sie mit der Nothwendigkeit zu versöhnen, — ick danke Dir für Dein Vertrauen, mein Sohn, fahre sort, iu Deinem Vater Deinen besten Freund zu sehen." Er stand auf. Noch einmal küßte Hilmar seine Hand, und dann kehrten beide nach dem Schlöffe zurück. IX. Hilmar war tief bewegt von Bergbolzbauseu nach Anger- sum zurückzekehrt. In seinem Innern stürmten die Gedanken und Gesüble durcheinander. Zum ersten Male in seinem Leben fühlte er die ruhige freundliche Heiterkeit getrübt, welche biSder ein glücklicke» Schicksal ihm gewährt hatte. Und eigrnllick hätte er doch zufrieden sein sollen; denn er hatte ja da» Versprechen, da» er Alice und Rombeck gegeben, zur Hälfte schon riogrlöst. Alice war ja frei geworden durck die Erklärung, die er seinem Vater gegeben und die dieser, wenn auch mit Bedauern, aber ruhig uud ohne Widerspruch angenommen. Damit war da» wesentliche Hinderniß, welches der Liebe seiner Cousine und seine» Freunde» entgegenstand, beseitigt; denn wenn drr von seinen Eltern gehegte Plan aufgegcben werde» mußte, so war kein Grund mehr vor banden. Rombeck'» Bewerbung um Alice zurückzuweisen. Der junge Officier war nicht reich, aber gut situirt, hatte durch seinen Namen und seine Beziehungen eine sichere CarriSre vor sich und war immerhin für Fraulein von Hrrsenstrin eine annehmbare Partie. Er hatte die» Alice auch vor dem Ab schiede noch in einigen flüchtigen Worten, zu denen er Gelegen heit fand, mitgetheilt und ihr versprochen, sie bald auszusuchen, wenn sie wieder mit den Tanten nach Rottenau zurückgekehrt sein würde. Da» Alle» war also auf dem Wege zu ganz erwünschter Ordnung und Erledigung, und dennoch suhlte er sich schwerer und schwerer bevrückt. (Fortsetzung folgt.)
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