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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.07.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940706010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894070601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894070601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-07
- Tag1894-07-06
- Monat1894-07
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Amiahmeschl»ß für Anzeige»: Abrnd»>u«gab«: Vormittag« 10 Uhr. Marge »-«»«gäbe: Rachmittag« 1 Uhr. LoM>. und Festtag« früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Lnnatzmeslellea je ein» halb« Stund« früher. Anteilen Pud stet« an di« Expedttta» zu richte». Druck und Verlag da» E. Pol» ist Leipzig Freitag den 6. Juli 1894. 88. Jahrgang Bestellungen auf Neiseabonnements nimmt entgegen und führt für jede beliebige Zeitdauer aus clle Expedition dos I^eiprixer l'aKedlsttes, Johannisgasse 8. Amüiche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Die AuSiMtftrrttna«- und Landsturm-Schrine der im lausen, den Jahr« «ilttairpsttchttaen Mannschaften sind hier einge. gangen und liegen auf unserem Luartier-A«te. Naschmartt Nr. 2, im lkrdgeschotz link«, gegen Rückgabe der Loviungrscheine zmn ilbholen bereit, wa» hiermü zur Kenntntß der Betheiligten gebracht wird. Leipzig, den 1. Juli 1891. Der Math der Stadt Leipzi,. r/N. 11129. vr. Beorgi. Lamprecht. Bekanntmachung. Wegen Echleuheubauarbeiten wird t« Stadtbezirl L-GohliS die A»>«st«nstraNe und die Vlumenftrahe in ihrer Au«, dchnung von der Canal- bi« zur Auaustenstraße da« -. diese» Monat» ad auf di« Dauer der Arbeiten für de« Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 1. Juli 1891. Der «iattz^der Stadt Leidig. 11.7266. Lröndltu. Stahl Die städtische Sparkasse beleiht Werthpaptere uuter günstigen Bedingungen. Leipzig, da 1L Iauuar 1M1. Die Sparcasscn-Tcputation. Bekanntmachung, ^eu einjährig-frewiüigen Dienst betreffend. Auf Grund der Bestimmungen in §. 89 slg. der deutschen Wehr- ordnung vom 22. N«»e«der 1888 wird Folgende« bekannt gemacht: 1) Die Berechtigung zum «iujährig.sreiwilligen Dienst« darf im Allgemeinen nicht vor vollendetem 17. Lebensjahre nach, gesucht werdrn. st) Jung« Leute, welche im Regierungsbezirk Leipzig wohn- hast sind und um di« Berechtigung zum etnjahrtg-fret- »tltgen Dtenste nachsuchea wollen, haben die« spätesten» dt« zu« 1. Februar de» erste» Militatrppichtjahre» bei der Unterzeichneten Könial. PrüfungS-Tommission (Roß- platz 11, 1 Treppe) schriftlich unter grnaner Angatz« ihrer Adresse zu thun. >) Der Meldung sind beizofügrn: a. rin Brourtszeugniß (zu Militairzwecken kostenfrei), d. eine Erklärung de« Vater« oder Vormundes «der die Bereitwilligkeit, den Freiwilligen während einer etniährtge« activen Dienst,ett zu »ekletden, au»,«rüsten, sowie die Kaste« für Wohnung und Unterhalt »u übernehme«. Di« dt«1t hierzu ist odrtU>e«Itliel» zu bescheinigen (§. 89, Id), o. UnbescholtenheitSauswei« bi- zur Anmeldung. 1) Der Nachweis der wissenschaftlichen Befähigung für den ein» jährig-freiwilligen Dienst hat entweder durch Beibringung von Schulzeugnissen (8. 90), oder durch Ablegung einer Prüfung vor drr Unterzeichneten Königliche» Prüfung». Commission zu geschehen. 5) Besuch« um Zulassung zu der tm September d. I. statt, findenden Prnfuna find bi« spätesten« den 1. August df«. z». mit den unter 3»—v gedachten Schriftstücken versehen bei der Königlichen Prüfung«.Commission allhier einzu- reichen. Darin ist anzugebe». in welchen »Met fremden Sprache« drr sich Meldend« geprüft fein will und hat derselbe außerdem einen seihst,eschrtedeue« Letzen-la« brizufügrn. Leipzig, den 2. Juli 1891. Käntgltch« Er»fuua»-«a«mtfston für ««fährt,-Kreimtlltge t« megteruna- vezirlr Leipzig. Sammthsch, Obersllientrnant. vr. Kutzleb, Regierungtrath.Braul, S Bekanntmachung. Zn Bansten drr Schwestern-Tafse de» Ulbert-Zweig verein» Leipzig erhielt ich von dem Herrn Friedensrichter «ednorr- mana folgend« vom 1. April bi» SO. Juni 1891 vereinnahmt« Sühnegelder: Sühne t/S. M. F. I- «. . H. ». '/. vr. «. . C. F, R. St. - k. M. '/. «- «- . «. ». R- . B. K. -/- r. ' !. S. «. «t. - v. V- L. . L P. -/. s. r. . E. «. /. M. «. . «. «. - «.«.-/.! Beschäl Fr. A. Sühn. t/S- B. v. /. E. «. - v. Z. w. «. . . '/. «. S. . O. »V- «- «- . H. K M. M. /. «. . A. S. '/- v. ». . m. s. -/. . m. «. ' L vr. . «. K. /. O. . Id.— . Lb — . 10.— . 10.— . L — . »SO . 10.- . 20.- . 10.— . 10.- . 10.— . b.— . 10 — . ü — . 1 — . 10 — » b — . 10 — . Id — . b — . Id - . s — . I — . b — . IS — X2ü3.bv Hierzu an» der Sammelbüchse . 88.— S. ^l»11.üO hierdurch dankenb anlttire. Leidig, den «. Juli 1891 Dari 8trnd«, Rechonngdführer de« Albert.Verein». ^um Zweck der Wahl eine« weltlichen Abgeordneten für den Verband für kirchlich« Bemeindepflege in Leipzig an Stelle de« Herrn Geh. Hofraths Professor vr. Wach in Leipzig (der übrigen« wieder wählbar ist) wird hierdurch eine Sitzung de« Parochialverein« zu St. Nicolai auf Freitag, den 1». Jult d. I., Bormittags 12 Uhr im Saale de» Pfarrhauses zu St. Nicolai anberaumt. Leipzig, den S. Juli 1891. Der Vorsitzende dr» Parochialpercin». v. Hölscher. Die Bestrafung -es Stammes -er Miangesen in Kamerun. Ueber die Bestrafung Le« seit Jahren aussässigrn Stamme« der Miangesen berichtet im »Teutschen lLolonialdlatt" iAouver- urur v. Zimmerer Folgende«: „Trotzdem da« Ansehen de» kaiserlichen (Gouvernement« eine nachdrückliche Züchtigung der frechen Miangesen er- orderte, wollte ich es doch noch einmal in Güte versuchen, die Leute zum Gehorsam zu bringen. Ich war durch die Missionsstation in Mangamba in Kenntniß gesetzt worden, daß der Häuptling Mbia mit dem Gouvernement in Frieven«- unterhandlungrn zu treten wünsche. In Folge besten Hot ich ihm Frieden unter drr Bedingung der sofortigen Aus lieferung der Hauptschuldigen Pen's und Mbia'S und voller Entschädigung für die Beraubung der Herschel'schen Factorei in Miang. AIS am dritten Tage, dem 1. Mai d. I«., keine Antwort ringetroffen war, ging am folgenden Morgen die Schutz truppe ab, geführt von Hauptmann Morgen al« Oder befehlshader, Lieutenant Dominik, dem zur Zeit hier weilen den Lieutenant v. Mallinckrodt II-, den Unlerofficieren Krause, Zimmrrmann und dem in gleicher Eigenschaft ver wandten Lazarrtbgrhilfea Serbe. Sr. Maj. Kanonenboot .Hyäne" batte in zuvorkommender Weise die mit einem Revolvergrschütz bewaffnet« S«atioa«pmaste zur Verfügung gestellt, und den Lieutenant zur See» Vleß, sowie den Marinrarzt vr. Ray nebst einigen Matrosen commandirt für den Fall, daß der Landung Widerstand entgegengesetzt werden solle. Die« war glücklicherweise nicht der Fall, denn die Miangesen erwarteten eine so prompte Eröffnung der Feind seligkeiten nicht, und die benachbarten Dörser Koki und Fiko, welche mit Miang nicht auf gutem Fuße leben, hatten die Ankunft de« „Soden", welcher die Soldaten trug, nicht auS- rtrommelt. So konnte denn am Strande von Miang die !andung unbemerkt von Statten geben. Da« LandungScorpS betrug rtwa 80 Sudanesen und 70 Wei«. Rasch wurde nun nach dem '/, Stunde entfernt auf steiler Anhöhe liegenden "iauptdorse Malende marschirt und die Miangesen, die, weil berrascht, nur geringen Widerstand leisteten, hinauSzeworfen und bi« nach dem Mungo hin verfolgt. Eine Mitwirkung der kaiserlichen Marine bei der Actwn im Innern war nicht veranlaßt, und so konnte die StationSpinasse mit „Soden" schon am dritten Tage hierher zurückkehren, nachdem eine Militairstation in Malende errichtet worden war. Haupt mann Morgen überließ, nachdem der Hauptschlag gegen die Miangesen geführt war, die weitere Verfolgung dem Lieute nant Dominik, drr in Anbetracht des ausgedehnten Operations feldes wohl für längere Zeit Beschäftigung finden wiro. Eine Anzahl der unruhigsten Elemente de« Stammes ist im Kampfe gefallen. Die Haltung der Schutztruppe war eine vorzügliche. RegierungSarzt vr. Plehn hatte mich gebeten, ihm die Theilnahme an der Erpedition zu gestatlen. Da nicht voraus zusehen war, daß dir Miangesen sich würde» überrcffchen lasten und man wenigsten« bei der Erstürmung Malende« aus einen verzweifelten Widerstand gefaßt sein mußte, glaubte ick> seiner Bitte um so eher willfahren zu sollen, als mir auch von der Missionsstation Mangamba die Mitteilung z»ge- gangen war, die Miangesen hätten sich verschworen. Jede» zu tödten, der fliehen würde. Welckien Eindruck schon dieser erste Schlag gegen Miang gemacht hat, zeigt die Thatsache, daß die Miangesen bereits zu benachbarten Stämmen zu fliehen beginnen, bei diesen jedoch aus Furcht vor dem Gouvernement keine Aufnahme finden, sowie daß entfernte Stämme nach dem Gouvernement kommen und um Flaggen bitten. Das Ansehen de« Gou vrrnement« ist weit und breit wieder hergestellt .Die Zusammensetzung der Schuhtruppe au« zwei Elementen erachte ich für seyr günstig. Die ernsten, kriegslustigen und absolut verlässigen Sudanesen werden überall den Stamm zu bilden baden, während dir beweglichen Weis, welche uiil dem westafrikanischen Busch und der Kampfweise der Ein geborenen wohl vertraut sind, ein vorzügliches ErgänzungS material bilden." Ueber die Vorgänge bei der Expedition berichtet Haupt mann Morgen: „Am 10. April war ich mit den 87 in Egypten an geworbenen Sudanesen in Kamerun angelangt; einer der Angeworbenen war auf drrSer an Lungenentzündung gestorben Da diese Leute thril« durch ihre frühere militairische Thätig- keit, theil« durch rin fünfwbckiiaeS, täglich 8 Stunden währende« Exercitium auf dem Dampfer eine für Len afrikanischen Krieg genügende Ausbildung erhalten hatten, und auch die in Kamerun befindlichen etwa 70 Wcstasrikaner — meist Weileute — einen äußerst günstigen Eindruck machten, konnte ich nach bereit« tl tägigem Aufenthalt in Kamerun dem Herrn Gouverneur v. Zimmerer, der mir bereit« .von seiner Absicht, die Miangesen zu strafen, Mit- thrilung gemacht hatte, die Meldung erstatten, daß dir Truppe gefechtsbereit sei. Daß eine erneute Bestrafung der Miangleute durchaus erforderlich war, darüber waren sich in Kamerun alle Europäer, einschließlich drr Missionare, und sämmlliche Ein geborenen einig; denn nickit nur hatten sie eine am Abo gelegene Factorei drr Firma Hrrschel auSgeplündrrt und den schwarzen Factoreivorstrher getövtrt, sondern auch sich dem nur vier Stunden entfernt wohnenden Gouver neur gegenüber, wo sie nur konnten, unbotmäßig und t. Nachdem der Forderung des Gouverneur-, Pen und Mlia unter widerspensti die beiden Hauptschuldigen Garantie deS Lebens anSziiliefern, nickt Folge gegeben war, brach ich am 2. Mai früh von Kamerun auf. Äch hatte ge hofft, da« neben dem alten Miangdorfe neu erbaute Haupt dorf Malende nock an demsktbrn Tage stürmen zu können, da ick bei schnellem Erscheinen — wie ick von früher her au« Erfabrung weiß — auf Bestürzung und somit auf leichtere Arbeit rechnen konnte. Leider schien indessen meine Hoffnung nickt verwirklicht werden zu sollen; denn bereits nach zweistündiger Fahrt wurde die StationSpinasse» die dem geschleppten Leichter nicht gewachsen war, von diesem auS dem Steuer geschlagen und kam aus eine Sandbank im Wuri fest. Da bei dem stetig fallenden Wasser kein chnclleS Abkommen zu erwarten war, so ersuchte ich den Zieutenaut zur See BleS. so viel Soldaten, wie angängig, auf den „Soden" zu nehmen und mit un« weiter zu fahren. Es wurden demnach die Weisoldatrn bis aus 22 aus den „Soden" übergeschifft; letztere und die 30 Träger blieben auf dem Leichter zurück Die Pinasfe erhielt ein Boot von« „Soden" »nd den Befehl, sobald sie frei kämen, mit diesem die zurückgebliebenen Soldaten nachzubringe». Nach einem N rstündigen Fcstsitzcn im W»ri fuhren wir um 2 llhr 13 Mi». Nachmittags in die Abomündung ein, kamen aber um 5 Ukr in der Nähe von Fiko ans einer a»S drei Baumstämmen ge» bildeten Sperre derartig fest, daß für diesen Tag an ein Weiterkoinmen nicht >u denken war. Dank der unermüd liche» Thatigkcit der Marinemannsckasten unter Lieutenant zur See BleS gelang eS, in drr Nacht flott zu werden; indessen konnte der Dampfer am nächsten Morgen nickt elbst fabren, da beim Auslaufen Steuer und Rävrrfchaufeln tark beschädigt waren. Von einem Aufziehen aus Land, das viel Zeit gekostet hätte und dadurch für mich ungeheuer nacktbeilig werden konntt. mußte abgesehen werde», und o wurde der „Soden" durch dir inzwischen ringetroffeiie Pinasse» die auch die zurückgebliebenen Soldaten mitgebracht hatte, geschleppt. In glatter Fahrt ging e«. alle» >n Ber- lkeidigungsslellnng, von der Hauptfikobeach nach der Malende- beack, ebne Feuer zu bekommen. Um 8 Ubr 15 Min. Vormittags begann dir Landung Die etwa 30 Weileute starke Spitzt unter Unterossicicr Zimmrrmann wurde zuerst ausgelchifft; sie sollte die nächste Umgebung drr LandungSstelle absuchen, und unter ihrem Schutze sollte dann das AuSschiffen der übrigen Truppen vor sich geben. Nachdem die Spitze gelandet war, begab ich mich mit dem ersten Sudanesenzug an- Land, dann folgte daS Ucbrige. Noch während der Landung deS ersten Sudanesen znae- kam die Meldung von der Spitze, daß eine Menge Miau gesen sich hinter einer Fence am Wege sammelten und un- er warteten. Kaum war der letzte Mann gelandet, so ging eS, nachdem ich eine kurze Ansprache geballen und daraus die Sudanesen noch ihr übliche-, kurzes Gebet gesprochen hatten, den steilen Weg hinan. Bei dein Anblicke dieser wohl bewaffneten und energisch vorwärts rückenden Schaar hielten die durch das überraschende Auftreten ohnedies nicht cstgesainmelten Miangesen nicht auS; sie hatten dir truppe wohl kaum schon eine» Tag nach Ablauf de- Ulli matumS erwartet. Die Einzigen, die bisweilen Stand hielten und u»S beschossen, waren, wie wir hörten, die Sclaven. Di« Freien hatten ihren Schwur: „Wer von Malende in ein andere« Dorf flieht, wird gelödtet", doch schließlich vergessen In wilder Flucht eilten sie »n den Busch, Alles im Sticke lassend. Auch die am Eingänge z»m Dorfe befindlichen Palli saden batten sie unbesetzt gelassen. Diese, gerade am steilsten Abhang des Weges gelegen, konnten mit den davorliegenden zwei Meter tiefen Fallgruben uns sehr unbequem werden. So aber passirten wir glatt diese gefährliche Stelle, da die Weileute, dem gegebenen Befehle gemäß, sämmtliche Gruben anfveckten und somit unschädlich machten. Letztere waren übrigens ganz rafsinirt an Krümmungen deS WegcS angelegt, so daß man, wenn man nicht ganz kurz abbog, unfehlbar hineinstürzte. Die Verfolgnng des Gegner- erstreckte sich mit der Haupt-Colonne bi» auf Pendorf, während Lieutenant v. Mallinckrodt II. von mir den Befehl erhielt, mit einem Seitendetachement auf dem Wege Nr. 2 bis Kniiia dem Feinde zu folgen. Diese Eolonne hatte an zwei Stellen heftigen Widerstand zu überwinden, während sonst allenthalben ein richtige« verfolgendes Buschgefecht ge führt wurde. Die Waffen, deren sich die Gegner de dienten, waren fast durchweg PercnssionSgewehre, geladen mit Eisenslücken. Nur einmal körte ich ein Hinterlader geschoß pfeifen.' Daß übrigens die Miangesen Hinterlader besitzen, geht auS den zwei erbeuteten RemingtonS und einer Kiste mit N7 Stück neuer Metallpatronen hervor. Die Beute war überhaupt sehr reich; über 20 PcrcussionSgewehre, viele Fässer Pulver, Zeuge, vor Allem aber Vieh, fielen in die Hände der Soldaten. Da bei der an diesem Tage herrschenden schwülen Hitze Alle«, einschließlich Schwarzer, nach seck- Stunden Eilmarsch, verbunden mit fortwährenden Scharmützeln, sehr ermattet war — fünf schwarze Soldaten waren beim Aufstieg vom Hiyschlag getroffen worden —, so ließ ich um 2»/, Uhr Nach mittags Sammeln blasen. War wohl der Hauptschlag durch die Einnahme von Malende, wo etwa die Hälfte der ganzen Miangesen wohnte, geführt, war mit ihrer fluchtartigen RückwärtSbewegung ihre Niederlage besiegelt, so war eS diesmal »ach den Erfahrungen kr« erste» Mianz-FeldzugeS durchaus nolbwentig, eine noch malige Wiederholung de- Aufstandes zu verhindern. DieseS Ziel konnte nur erreicht werden durch Verwüstung de- ganzen Lande-, Abschneiden der handeltreibend»» Einwohner von ihrer Lebensader, dem Abofluffe, Auslieferung der beiden Haupt Lnstifter Pen und Mbia. Zu diesem Zweck babe ick »m Einverständnisse mit dem Herrn Gouverneur nack der Einnabme von Malende daselbst,'«Ltunde vom Flusse entfernt, eine Militairstation errichtet. Damit die Miangesen aber nicht, wie e- tyatsäcklich geschehe» ist, im benachbarten Lande Unterkunft finden, sind von Seiten de« Gouverneur- nunmehr an alle diese Völker Proclamatione ergangen, die sie mit Krieg bedrohen, fall« sie Miangesen aufnehmen. Unter dem Eindrücke unsere« Siege« werten sie de» Aufrührern schwerlich Unterkunft gewähren, zumal auch auf die Köpfe der beiden Häuptlinge je 500 gesetzt sind Dem Cbef der Militairstation, Lieutenant Dominik, welchem zwei weiße Unterosficirre und 120 schwarze Soldaten bei- gcgeben sind, habe ich die Instruction ertheilt, rücksichtslos da« ganze Miangland weiter zu verwüsten und die Miangesen durch permanentes Patrouilliren yom Abofluffe abzuhalte». Lieutenant Dominik hat seine Aufgabe in glänzender Weise gelöst; kein Mianadorf rrisffrt mehr, die Bewohner sind in die umliegenden Wälder geflohen. Jetzt werden die Procla- mationen ihre Schuldigkeit thun; denn wie sehr gleich nach drr Einnahme von Malende die Autorität de« Gouverne ment« gewachsen war, da« bemerkte ich am Abende diese« TageS in Fiko. wo ich Palaver abbielt. Es batte biSber wie ein Alpdruck aus allen Völkern an» Abofluffe gelegen; sie hatten bis jetzt mehr Angst vor den Miangesen, als or der Regierung, die von jenen verlacht wurde. Als wir am nächsten Morgen den Abvfinß binunterftrhrrn, landen an allen LandungSstelle» Leute und winkten mit er deutschen Flagge, oder wenn sie keine hatten mit 'Uchern. Selbst die Bwapackileute, die westlich von Koki itzen und mit denen die Miangleute die Abmachung getroffen »alten, daß sie beim Herannayen der Schutztruppe Nachricht geben sollten, haben jetzt zum Gouverneur geschickt und um eine deutsche Flagge gebeten. Wenn man bedenkt, baß jetzt mit nur ISO Schwarzen den Feinden ein Berlust von 18 Tobten, darunter der Bruder ).ftn'S, vielen Verwundeten und 20 gefangenen Weibern bei gebracht ist, während diesseits nur zwei Verwundungen — ein Sudanese Schuß in den Arm, ein Wcisoldat Schuß durch die Brust — rorgekommen sind, so muß ich »eben dem über raschenden Auftreten diesen Erfolg dem rücksichtslosen Vordringen der Truppe, verbunden mit dem überaus geschickten Verbalten der schwarzen Soldaten, besonder« der Weis, zusckreiben. Wäh rend die Sudanesen unaufhaltsam, wie eine feste Mauer, vor- wärtSgebcn und unter keinen Umständen einen Schritt zui'ück- weichr», tauchen die leichtfüßigen Weileute bald hier, bald dort in den Busch, ,n das Gra» hinein und bringen durch ihr UeberaU- und Nirgendsein den Gegner, dessen KampseS- weise ste genau kennen, zur Unsicherheit und Verzweiflung. Von de» Schwarze» haben sich besonder« bervorgetdan niid «ine Auszeichnung verdient: drr Feldwebel O»i»an- Muhamed, der Lergant Zampa, drr Untcrossicirr Mabmud- Muhained, die Gefreiten Mubamed-Khalisa, Leopold Zuru, Isaak, John Cold, die Gemeinen Abdullah Bring, und Mamadu." Deutsches Reich. s». Berlin, 5. Juli. Der Mangel au nationaler Schulung, von dem die deutsche Nation selbst durch die große politische Lehrzeit, die hinter ihr liegt, nicht geheilt werten konnte, be wirkt eS, daß die besonnen Denkenden und richtig Empsindcn- dei, nicht einmal den Act persönlicher Hochherzigkeit, als welcher sich die Begnadigung der sranzosischen Spione darstellt, rein zu geuiegen vermögen. Wa« in einem Theil der Presse über die kaiserliche Handlung vor- gebracht wird, läuft geradezu aus eine Fälschung derselben hinaus. Zu der Tborheit und Tactlosigkeit gesellt sich daö Bestreben der Dciiivkratcn, da« Verbältniß zu dem republi kanischen Frankreich als ein derartiges darzustellen, welches künftig gestalten würde, die Sympathie für da» Nachbarland und seine Einrichtungen unvrrhütlt zur Schau zu tragen. Diese« Treiben läuft dem dentschcn Interesse nicht weniger »wider als der nationalen Ebre. Wen» die sympathische !ntschlirßung des Kaiser« weiterhin in der Weise entstellt wird, daß in Frankreich der Schein entsteht, Deutschland sei geneigt, die Besänstigung der Franzosen zu erkaufen, so würden die dergestalt hervorgerusencn französischen Illusionen und die ihnen unvermeidlich folgenden Enttäuschungen die größte Gefahr für den Frieden bilden, die bei der augen blicklichen Eonstellatio» zu denken wäre. So wenig wir Deutschen glauben, daß die Freilassung der beiden Franzosen jenseil« der Vogesen dir Grundstimniung gegen Deutschland verändern könnte, so unzweideutig sollte»! die Franzosen vor der Schlußfolgerung bewahrt bleiben, mit der ihnen in dem Augenblick ihres Schmerzes erwiesenen Aufmerksamkeit sei die Grundlage der gegenseitigen Beziehungen der beiden Länder, welche im Frankfurter Frieden gegeben ist, auch nur um Haares breite verrückt. —I». verliu, 5. Juli. Di« „Krruzzritung" kann den Ruhm für sich in Anspruch nehmen, eine neue Steuer er funden zu haben. Sir schlägt nämlich vor, politische Ver sammlungen zu besteuern. Wenn sie daraufhinweist, daß thatsächlich eine Anzahl von Agitatoren lediglich von den Erträgnissen politischer Versammlungen ihr Leben fristet, so geben wir ohne Weiteres zu, daß da- eine sehr beklagenSwertho Erscheinung ist. Wir glauben aber nicht, daß sich daraus die Berechtigung herleiten läßt, die Versammlung überhaupt zu be steuern. Der Ertrag,den der Einzelne daraus zirht.kann ja im Wege der Einkommensteuer zur Besteuerung veranlagt werden. Die „Kreuzzeitung" behauptet aber ferner, de», Staate oder den Gemeinden erwachse rin Recht zur Besteuerung daraus, daß ihnen die politischen Versammlungen Kosten verursachen. Mancher kleinere Ort müsse die Zahl seiner SicherbritSbramten lediglich darum vermehren, weil eine scharfe Beaufsichtigung der politischen Versammlungen erforderlich sei; da« Versamm lung-recht würde durch eine derartige Besteuerung keineswegs beeinträchtigt werden. Ta sind wir denn doch anderer Meinung. Wir glauben, daß dadurch Verbänden, die nicht über Geld mittel verfügen, die Möglichkeit der Versammlungen bedeutend beschränkt werden würde. Gerade dir Socialdemokraten, aus die sich der Vorschlag der „Kreuzzeitung" offenbar zuspitzt, würden nur einen geringen Schaken von der Steuer baden, da sie über erhebliche Geldmittel verfügen. Wir meinen daher, daß man schon andere Wege wird rinschlagen müssen, um drr geschwächten ReichScaffe aufzuhelsen. * Berlin, 5. Juli. Dir traurige vom Herdr'sche Angelegenheit ist fast durchweg in der Presse >o behandelt worden, wie eS der Wahrheit entspricht, d b. al» eine be- klagen-wertbe Privatangelegenheit, die trotz der Eigenschaft de« Verstorbenen al« Mitglied des Abgeordnetenhauses nicht» mit de« ParteigegensLtzen zu schaffen bat. Nur die in Dort mund erscheinende klerikale „Tremonia" versucht, au« der Schuld vom Heede « beleidigende Insinuationen gegen ander« politische Persönlichkeiten herzuleitcn. Abgesehen ven einige»
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